Der Kreis ist geschlossen
Ende der 60er Jahre begann Keith Emerson damit Werke „klassischer“ Komponisten in einer Rockband-Besetzung mit keyboards, bass und drums zu interpretieren. Daneben schrieb er aber mit The Nice und ELP überwiegend eigene, von der modernen Klassik inspirierte Stücke, und entwickelte zusammen mit einigen anderen Bands eine Musik, die man heute als Progressive-Rock bezeichnet.
2012 wurde dieses Album hier aufgenommen, und jetzt wurden Stücke von Keith mit einem klassischen Orchester gespielt und zwar nicht nur vom Orchester begleitet, wie man dies ja schon öfter gehört hat, sondern hier wurden wirklich clevere Arrangements geschrieben, die das Orchester in den Mittelpunkt der Aufnahmen rücken. Damit hat sich der Kreis geschlossen. Eine Steigerung wäre nur noch zu erreichen, wenn Titel wie Tarkus, The Endless Enigma und Abbadons Bolero alleine von einem Orchester gespielt worden wären. Nun, das mag irgendwann noch geschehen, aber mir imponiert, wie Keith hier über weite Phasen pausiert, um wie bei einem Klavierkonzert sich dann einige Solo-Passagen zu nehmen, die er überdies mit Marc Bonilla, einem virtuosen Gitarristen, teilt, der auch einige kürzere Kompositionen beisteuerte, die ebenfalls sehr schön für großes Orchester arrangiert wurden.
Man hätte dieses Album unter dem Interpreten „Keith Emerson Band“ veröffentlichen können, dies wollte Keith aber offensichtlich aus Respekt vor seinen Mitmusikern nicht. Also erschien es – etwas irreführend – unter der Bezeichnung „Three Fates“, aber das ist völlig in Ordnung, denn alle drei Elemente dieser Zusammenarbeit, Keith Emerson, Marc Bonilla und das Orchester vertreten durch seinen Dirigenten Terje Mikkelsen haben gleiche Anteile an dem Album. Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich eine Vokabel verwende, die von unseren amerikanischen Freunden in ihrer Sprache sehr inflationär verwendet wird, aber diese Aufnahme ist meines Erachtens wirklich ehrfurchtgebietend. Große Kunst.