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    gemi:re Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 31. August 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 5060
    613 Rezensionen
    Klavierkonzerte Nr.13 & 24 Klavierkonzerte Nr.13 & 24 (SACD)
    05.12.2010
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    mozarts konzert-dramaturgie als kur-konzert

    man braucht sich im musikalischen bewusstsein nur zu vergegenwärtigen, dass mozart während seiner womöglich grössten oper, dem 'figaro', auch noch drei seiner grössten klavierkonzerte, die nos. 22-24, schrieb, um die dimension und den gehalt dieses konzerts kv.491 zu begreifen.
    eingangs ungewöhnlich düstere chromatische phrasen der tiefen streicher bedeuten schon den sinfonischen charakter und das konzertante gewicht im pathetischen verlauf mit dem solisten, das sogar einem beethoven als anregung diente
    (mit der hummel-kadenz natürlich, nicht die von lars voigt, dem helmchen-pianisten-kollegen, hier und warum?)
    nach dem kontrastierend beruhigenden larghetto-(quasi-rondo) mittelteil als formal-konventionelles rokoko-zugeständnis aller kunstfertigkeit, folgt ein höchst aus-druckstark solistisch differenzierter variationssatz, jeweils unterschiedlicher klang-
    valeurs - ein konzertantes meisterwerk.
    dies bringen der pianist martin helmchen und seine holländischen begleiter unter gordan nickolic leider nur schönzeichnend zu wenig zum ausdruck.
    (man sollte gar nicht meister-interpreten wie casadseus-szell, rubinstein-krips, haskil-markevitch, curzon-kertesz und derengleichen zuhören)

    hier hören wir eher kreuzbrave, durchaus perfekt perlende verläufe, moderat-feine anschlagskultur, jedoch ohne thematisch belichtete, geschweige denn akzentuiert ver-anschlagte, artikulierte phrasierungen.
    es gibt zwar alle noten, jedoch keinen erkennbar gestalterischen sinnzusammenhang aller gekonnten kleinteiligkeiten des solisten - ein spieldosen-mozart der gepflegt-freundlich-unterhaltsamen, niemals forciert ver-störenden art.
    das frühe, kleine c-dur konzert liegt den beteiligten offenbar mehr: es hat mehr spielerischen schwung über das neutral-laue referieren und den insgesamt doch harmlosen interpretationsansatz hinaus.
    eine durchaus klangschön-weiche, jedoch keine inspiriert-bewegende einspielung.
    Tristan und Isolde Tristan und Isolde (CD)
    01.12.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    tristans schöner abgesang

    welche erwartungen wollen wir heutzutage noch an eine 'tristan'-einspielung knüpfen nach furtwängler-legge, solti-karajan?, wenn die re-produktions-bedingungen von einst längst nicht mehr ökonomisch realisierbar, die künstlerischen zuvor schon in schall und rauch vergangen sind ?
    wir sollten uns neuerdings nichts vormachen:
    selbst kleiber carlos, gab nicht sein placet, musste auf adäquaten tristan-tenor-gesang verzichten und seine jugendlich-frische isolde war nur eine fürs mikrofon, für die technische aufbereitung, allemal akzeptabel, aber auf jeder bühne hätte auch margaret price versagt.

    nina stemme ist stimmlich schon ein ausdrucksstärkeres kaliber und gibt ihrer isolde kontur wie auch rene pape, der seinen marke konturiert wohl auf eine nicht nur akustische bühne stellen könnte.
    und domingo? - gewiss ein glaubwürdig-schönes tristan-timbre, ein überzeugender verdi-legato-gesang (wenn er nicht im piano-mezzo die dt. konsonanten so forcierte, das ihm im offenen forte aber nicht mehr (technisch-linguistisch) möglich ist., und das leider
    zu offenbar grenzbereiche der idiomatik störend beeinflusst.
    eins der einschlägigen national-eilfertigen kritiker-magazine kaprizierte sich allzu positiv auf domingos qualitäten, 'ohne pressen und röcheln mit reichem legato', jedoch ohne den 'triumph künstlerisch wie stimmlicher kontanz' an pudels kern und der frage zu messen: kapiert er denn auch, was er da singt ?

    von der grossartigen chereau-barenboim-produktion an der scala (dvd-mitschnitt) als gesamt-kunstwerk einmal abgesehn, ist dies gewiss eine gute, akzeptable, auch rein orchestral durch pappano durchaus hochwertige (detail-) einspielung, die jeden unbelasteten hörer erfreuen, den wissenden tristan-kenner allerdings doch weniger überzeugen wird.
    Tristan und  Isolde Tristan und Isolde (CD)
    01.12.2010
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    tristans schöner abgesang

    welche erwartungen wollen wir heutzutage noch an eine 'tristan'-einspielung knüpfen, nach furtwängler-legge, solti-karajan?, wenn die re-produktions-bedingungen von einst längst nicht mehr ökonomisch realisierbar, die künstlerischen zuvor schon in schall und rauch vergangen sind ?
    wir sollten uns neuerdings nichts vormachen:
    selbst kleiber carlos, gab nicht sein placet, musste auf adäquaten tristan-tenor-gesang verzichten und seine jugendlich-frische isolde war nur eine fürs mikrofon, für die technische aufbereitung, allemal akzeptabel, aber auf jeder bühne hätte auch margaret price versagt.

    nina stemme ist stimmlich schon ein ausdrucksstärkeres kaliber und gibt ihrer isolde kontur wie auch rene pape, der seinen marke konturiert wohl auf eine nicht nur akustische bühne stellen könnte.
    und domingo? - gewiss ein glaubwürdig-schönes tristan-timbre, ein überzeugender verdi-legato-gesang (wenn er nicht im piano-mezzo die dt. konsonanten so forcierte, das ihm im offenen forte aber nicht mehr (technisch-linguistisch) möglich ist und leider offenbar grenzbereiche der idiomatik störend beeinflusst.
    eins der einschlägigen eilfertigen kritiker-magazine kaprizierte sich allzu positiv auf domingos qualitäten, 'ohne pressen und röcheln mit reichem legato', jedoch ohne den 'triumph künstlerisch wie stimmlicher kontanz' an pudels kern und der frage zu
    messen: kapiert er denn auch, was er da singt ?

    von der grossartigen chereau-barenboim-produktion an der scala (dvd-mitschnitt) als gesamt-kunstwerk einmal abgesehn, ist dies gewiss eine gute, akzeptable, auch rein orchestral durch pappano durchaus hochwertige (detail-) einspielung, die jeden unbelasteten hörer erfreuen, den wissenden tristan-kenner allerdings doch weniger überzeugen wird.
    Ein Kommentar
    Anonym
    27.11.2021
    wissender tristan-freund - das isses - ob domingo korrekt singt, weiß ich nicht - aber ob er das alles kapiert hat, frage ich mich auch - pappano dirigiert schöne details, aber die große linie eines böhm hat er nicht - ganz zu schweigen von der erforderlichen gestaltung hocherotischer abläufe, wie das böhm hinkriegt - bernstein zum dirigat böhms: das haben wir alle uns nicht getraut - stemme singt anschaulich im zorn und im sonstigen dialog - aber schwelge und außer sich sein wie nilsson oder flagstad gehen ihr komplett ab - pape ein rollendeckender stoischer marke -
    Tristen for the poor? - naja so ähnlich - McFlush aus BT
    Der Rosenkavalier Der Rosenkavalier (CD)
    01.12.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    solti, der späte strauss-kavalier

    die bekannten und vielgerühmten k-k-k-rosenkavaliere (kleiber, erich wie carlo und karajan) stehen ja zu recht hoch im kurs, z.t.werden sie schon auf billig-labels verscherbelt oder als audio-variante vom dvd-format transformiert, die editorischen beilagen werden mit jedem down-grading leider zunehmend reduziert.

    george solti, dessen weniger hoch-beachtete einspielung hier zu würdigen ist, erfährt im neueren 'original-format' vergleichsweise eine erfreuliche ausstattung,
    und auch nicht nur klangtechnisch, mit hervorragend voll-transparentem, dynamischem klangpanorama, das in vielen instrumentalen details den andren z.t. weit überlegen ist.
    auch musikalisch kann er durchaus, mehr vollblütig als kapriziös und weniger dekadent 'verschmäht', durchweg überzeugen.
    regine crespin ist eine marschallin-dame erster güte, die ihre erlebte 'zeit' sehr nuanciert und sinnvoll glaubhaft wie textverständlich darzustellen weiss in ihrer liebschaft zur minton
    mit bestens timbriertem octavian-mezzo.
    jungwirth gibt, ev. etwas zu dominant, keinen depten alt-ochs-trottel, sondern ein mannsbild, dem man seine libido-potenz und lustvolle zuneigung zu donaths etwas braver, aber makelloser sophie verständnisvoll-glaubhaft abnimmt.
    in allem, kurzum: eine höchst respektable rosenkavalier-produktion, die den erstrangigen (strauss-)maestro solti, dessen auch andre fulminante strauss-poem-einspielungen ungebührend in vergessenheit geraten sind, präsentiert als vitalen interpreten der süffigen klangwelt des richard strauss, im nach wie vor hi-fidelen klangbild.
    allemal eine wirklich 'preiswerte' empfehlung.
    Symphonien Nr.3 & 4 Symphonien Nr.3 & 4 (CD)
    01.12.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    schumann aus stockholm

    zum schumann-jubiläum überrascht uns sony mit einer neueinspielung der sinfonien aus stockholm mit dem royal-philharmonic unter sakari oramo, der bislang vorwiegend nordische komponisten, lindberg, kokkonen, sibelius, auch shostakovitch und rachmaninov verantwortete.

    seine spezielle affinität zu schumann und dessen kulturellem umfeld mag man da nicht einfach so annehmen, zumal die deutsche (literarische) romantik eine sehr spezielle, bei schumann zudem musikalisch noch besonders gespaltene zeit war.

    (der etwas einfältig-sentimentale tschaikovsky, rächte z.b.hanslicks verdikt seines violinkonzerts an brahms, den hanslick verehrte, eben auch darum, weil er dessen wie schumanns deutsch-romantische komplexität missverstand)
    man kann schumann m.e. nicht erfassen, ohne 'seinen' brahms, sein handwerklich 'seriöses' alter ego, seinen familiär-künstlerischen leidgenossen.
    die stockholmer musiker bringen vor diesem 'background' hilfreicher
    einfühlung für kulturgeschichtliches doch eigentlich zu wenig zum klingen: sie spielen schumann modern, korrekt, flink und moderat, ohne bruchstellen,geschmeidig und ohne die 'familiären' befindlichkeiten.
    das scherzo-presto der vierten sinfonie wird einfach nur rasant abgespult, ohne akzentuiert 'jauchzende' violinimpulse, alle crescendi kommen sportiv, nicht gestaut-explosiv, alles klingt con-moto-molto-moderato, verbindlich, gleichförmig moduliert, impuls-(sforzato) und ausdrucksschwach.
    faktoren die, zugegeben, auch mehr subjektiv verifizierbar, aber schliesslich distinktiv einen so eigenwilligen post-romantiker wie bernstein und sein feeling für schumann auszeichnen.
    bei ihm, wie einzelnen, singulären aufnahmen der busch, furtwängler, aber auch wand, levine(philadelphia), szell(live) erfährt man so viel mehr vom musikalisch emphatisch ausgedrückten, des eben romantischen durchlebtseins.
    diese neueinspielung hat mich nur wenig überzeugt, leider mehr noch gelangweilt.
    Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck - Nachkriegsklänge.Schweiz Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck - Nachkriegsklänge.Schweiz (SACD)
    01.12.2010

    musik aus zerstörter zeit

    der titel dieser cd: nachkriegsklänge.schweiz (bzw. postwar sounds.switzerland) ist programm verschiedener komponisten aus einer schrecklichen zeit:
    richard strauss, mit seinen späten streicher-trauerbekundungen aus dem exil, rolf liebermann, eher wohl bekannt als grosser opern-intendant, mit seinem orchester-furioso eines modern neutönerischen (jazzigen) expressionismus' und, vor
    allen, arthur honegger, der moderne klassiker mit einer 'der' bekenntnismusiken, seiner symphonischen dritten 'liturgique', die explizit für an-klage und trauer angesichts des kriegshorrors heute noch steht.

    die lübecker philharmonischen orchestermusiker unter roman brogli-sacher werden diesem musikalisch-inhaltlichen anspruch hervorragend gerecht, weil sie keinen philharmonischen wohlklang produzieren, sondern sehr direkt am instrumentarium
    aufgenommen auch geräuschhaftes (technisch unmanipuliert) ganz unverschämt aufspielen.
    so gewinnen nicht zuletzt die oftmals auf grossen orchestersound aufgeblähten metamorphosen den ihnen gebührenden intimen solo-streicherklang zurück, sondern auch die bedeutende sinfonie honeggers eine fest strukturierte, archaische klanggestalt der akzente der solo-intrumente, die sonst wenig hörbar sind, selbst in
    sonst überzeugend engagierten, klangschönen aufnahmen wie die karajans.
    man entdeckt immer wieder neues in dieser verkannten, grossen honegger-sinfonie.

    liebermanns 'furioso', von scherchen 1947 uraufgeführt, ein frühes und strawinsky-nahes orchesterwerk, hat bereits all den 'drive', den erst sein späteres 'konzert für jazz-orchester' (mit kurt edelhagen) berühmt machte.
    eine wirklich lohnenswerte aufnahme also, die auch ohne 'schall und rauch' gross gesagter namen allemal hörenswert ist.
    Symphonie Nr.1 Symphonie Nr.1 (CD)
    01.12.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    mozart-gulda-böhm, ein orfeo-goldy aus münchen

    wir wissen nicht, ob mlle.'jenomy' (jeunehomme) die genialische qualität dieser ihr zugedachten musik erahnt hat, jedoch wissen wir heute, dass mozart mit eben 21 anno 1777 sein grosses konzertentes meisterwerk schuf, ein genialischer wurf, den er an 'originalität und kühnheit', auch späterhin, 'nie übertroffen hat' (einstein) - durchaus.
    solist und orchester konzertieren, korrespondieren zum ersten mal miteinander, musizieren nicht solistisch mit-und-gegen begleitung, sondern als kompositorische einheit - ein kühner vorwurf auf alle solistenkonzert-entwicklungen späterhin.

    dieser konzertmitschnitt aus dem herkules-konzertsaal der münchner residenz von 1969 ist ein adäquater interpretatorischer wurf, weil er mozarts 'jugendliche reife' qua solist und dirigent konzertierend so zu gehör bringt - ein kunstmoment gemein-
    samen phrasierens, zesierens, akzentuierens, ohne jegliche forcierungen:
    natürlich-bewegtes allegro, die c-moll trübungen des andantino, ohne romantisierende hab-acht!-drücker, das geniale menuett-variations-rondo - presto, aber spielerisch-con moto.
    alles gewissen- und meisterhaft, live dazu, als ganzes musiziert. einmalig. for ever.
    Symphonie Nr.9 Symphonie Nr.9 (SACD)
    01.12.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    ein mahler unsrer zeit aus bamberg

    mahlers musik,
    als zeitgefühl der romantischen (wiener k-und-k) endzeit in schillernd-klingenden harmonien und themen komponierten musiken sinfonischen formats spiegelt ein erst heute 'verstandenes', refelektiertes zeit-gefühl von auflösung, ein empfinden unsrer kulturellen dissoziation.

    solche klänge hatten wir so ein- und mehrdeutig zugleich hörbar noch nie im ohr:
    mahlers zeit ist in unsrer angekommen - wir hören und wir verstehen.

    jonathan nott und die bamberger sinfoniker erarbeiten just als jüngste 'company' einen hoch-respektablen mahler-zyklus, der sich auch klangtechnisch nicht hinter den sog. majors (dgg, emi, sony, etc.) einordnen muss.
    tudors aufnahmen und veröffentlichungen sind allesamt (vor allem in sacd-format) von erster güte.

    man wird die wien- oder berlin-phil-musiker sicherlich nicht - live - mit den bambergern vergleichen können, aber fairerweise sollte man deren qualitäten qua digital verarbeiteter aufzeichnung nicht allzu weit voneinander entfernt beurteilen:
    denn jonathan nott präsentiert mit seinen bambergern einen eigenständig und detail-ausgehörten mahler hoher qualität.
    abbado, boulez, rattle sind derzeit die protagonisten einer modernen mahler-interpretation - und sie enttäuschen individuell wie verschieden, vor allem abbado live in lucerne, auch nicht -
    jedoch bieten die bamberger unter nott derzeit ein qualitatives kontinuum der mahler-exegese, dass ein wesentliches
    moment musikalischer erarbeitung und verdichtung auch hörbar macht: zeit!
    ganz gewiss und ohne lokal- oder star-pratriotismus: dies wird eine höchst respektable gesamtaufnahme des mahlers unsrer zeit.
    Ein Kommentar
    Anonym
    30.07.2020

    Mahler der Moderne

    Bleibt nur bestätigend anzufügen, dass Notts nunmehr gesamter Bamberger-Zyklus, Mahler 1-9, auch hinsichtlich der Klanggüte erste Wahl moderner Mahler-Interpretation ist. gmr.
    Helene Grimaud - Resonances Helene Grimaud - Resonances (CD)
    01.12.2010
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    helene grimaud verliert sich in resonanzen

    ein merkwürdig irritierendes album sehr verschiedener (sog.>resonances<) stile - ein musik-patchwork ohne erkennbar übergeordneten zusammenhang. man fragt sich doch als kenner der eingespielten kompositionen, welche an-klänge im widerhall dieser kompositionen da zueinander schwingen sollen und welche musikalischen pfade von mozarts zu liszts welt und zu berg und bartok führen ?
    interpretatorisch-musikalisch gibt helene grimaud mit diesem 'mixed bag' keine antwort auf musikalisch-intentionale fragen, bietet allenfalls einen piano-solo-sampler, ganz banal.

    mozarts bekannte a-moll sonate erklingt für eine grimaud-premiere wie eine gedanklich und spielerisch wenig inspirierte, lustlos phrasierte pflichtübung, der hoffentlich keine weiteren (vorerst) folgen.
    liszts grosse sonate wird bereits eingangs zu laut und schnell und wenig verheissungsvoll auf ihre harmonischen kühnheiten hin als virtuoses bravourstück gespielt. andre, grosse interpreten wie demidenko, pollini oder zimerman haben, musikalisch mehr differenziert und versiert, weitere klangwelten erspielt, wie auch bei alban berg.
    bleiben bartoks tänze, die dem spielerischen elan der helene grimaud hörbar näher liegen, allerdings als weniger bedeutende kompositionen.
    ein enttäuschendes universal-marketing-album.
    Symphonie Nr.4 Symphonie Nr.4 (CD)
    01.12.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    gardiners brahms-zyklus als überblick

    die gardiners brahms-zyklus abschliessende veröffentlichung der vierten sinfonie präsentiert, wie in den einzel-ausgaben zuvor, auch das geistige umfeld der für brahms relevanten musikalischen tradition von (chor) kompositionen der gabrieli (1557), schütz (1585) und hier besonders bach (1685), dessen kantaten-
    (bwv 150, 'nach dir, herr, verlanget mich') chaconne-thema brahms in seinen finalsatz einkomponiert hat, subtil modifiziert als ruhend-besinnlichen passacaglia-hain.

    gardiner eröffnet also diese (remote tonal landscape - wie ein engl. kritiker zur sinf. schrieb) retrospekive der musikalischen landschaft seiner brahms-excursion mit der furios akzentuiert-getriebenen coriolan-overtüre beethovens.
    es folgen vom monteverdi-choir klangschön und makellos gesungene stücke bzw.auszüge geistlicher gesänge von gabrieli (sanctus), schütz (saul), bachs kantatenabschnitte und brahms eigenes geistliches lied, arrangiert für chor und orgel, sowie die
    fest- und gedenksprüche. alles klang- und gesanglich meisterhaft realisiert.

    die grosse final-sinfonie nun läuft ungewöhnlich schnell an, mit forscher exposition, schlank und scharf gezeichnet wie rhythmisch kleinteilig behend und wie alle, durchaus unterschiedlichen, sinfonien in der interpretation gardiners immer erregt -
    leider ohne manches erwägenswerte romantische 'verweile doch' - bis auf die die berühmte passacaglia-episode des finales, die hier unverhältnismässig gedehnt im barocken schein zelebriert wird und wie ein 'dolce dolendo' den formalen rahmen sprengt, zumal die
    schluss-coda forciert und rasant mit gehetztem tempo furioso endet.
    bei aller transparenz klingen die streicher a tutti oftmals unterbelichtet und damit auch der thematische horizontale verlauf, vor allem in den bass(cello)-stimmen.

    insgesamt eine bemerkenswert stringente sicht der brahms-sinfonien, aussergewöhnlich zugeordnet im brahmschen kulturhorizont.
    chorgesänge, die vorzüglich gelungen sind, und ein radikal historisch informierter klar-zeichnender instrumentalklang - allerdings ohne eine färbende beimischung einer differenziert reflektierten und romantisch erfühlten klangwelt solcher künstler wie walter, toscanini, sabata, furtwängler, jochum und carlos kleiber, die bei aller vehemenz doch ein festeres musikalisches fundament formten.
    Klavierwerke Klavierwerke (CD)
    24.11.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    argerich-schätze aus den rundfunkarchiven

    man sollte diese von der 'deutschen grammophon' und dank des
    deutschlandradios zum chopin-jubiläumsjahr veröffentlichten aufzeichnungen der wdr- und dlf-archive durchaus als bereicherung des chopin-argerich-repertoires ansehen, denn mit ausnahmen der h-moll-sonate und den marzurkas 36-38, gabs die grosse erste ballade, die andren marzurkas, diese nocturnes und etude noch nicht a la argerich eingespielt oder live zu hören.

    bereits ältere, speziell englische piano-päbste, wie bryce morrison von 'gramophone', aber auch ingo harden vom 'fono-forum' kamen vorbehaltlos durch argerichs live-qualitäten ins schwärmen, wie bei den 'emi' - veröffentlichungen der div.mitschnitte aus amsterdam.
    sie bezeugen, wie der auch hier, eine rein pianistisch fulminante 'moment' qualität, weniger artistisch perfekt austariert wie bei den studio-aufnahmen, aber eine solche spontaneität, die nur im konzert zu erleben ist:
    die chopin-ballade ist einfach hinreissend gespielt - michelangeli als strenges pendant lässt grüssen.

    man kann sich nur freuen, von einer so hoch-emotionalen und wenig 'kalkulierbaren' zudem rein pianistisch überragenden künstlerin wie martha argerich immer wieder noch unerhörtes hören zu können, hoffentlich auch weiterhin.
    Joachim Kaiser - Ich bin der letzte Mohikaner Joachim Kaiser - Ich bin der letzte Mohikaner (CD)
    24.11.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    der letzte kultur-kaiser

    joachim kaiser als alt-versierter literatur-, theater- und musikkritiker ist sicherlich über manche zweifler an seinen kritischen wertschätzungen erhaben, über die jahre seiner professoralen wie publizistischen lehre und wirkung, seiner dominanten stellung als sog. klavier-kaiser und sz-kritiker-eminenz nur sehr wenigen vergleichbar.
    der (dvd-)film der tochter als empathisch-kritische kaiser-biografie spricht für sich selbst. jedoch ist kaisers-klassik-kunde in 'die jahre gekommen', nicht frei von repro-versierter, z.t. etwas eitel geschwätziger selbstherrlichkeit:
    die vielen kultur-event-eintagsfliegen von heute beschäftigen so altersbedingt weniger als die beständigen, die heutige halbwert-zeiten überdauernden qualitäten geformter künstler, geformter kunst, reproduzierter tradition.
    und von 'grosser' kunst als qualitätsmass-stab ist hier die rede, und verweist einen als bescheidenen, jüngeren amateur als zuhörer auf vergleichbar erfahrenes:
    das eigentlich schöne und wertvolle dieser auswahl eines 'weisen mohikaners' ist die schwer fassbare, unveräusserliche gewissheit der lebendig-lang erfahrenen rückschau, die wertschätzung einiger besonderer interpreten wie rubinstein, horowitz, kempff, arrau.
    divergente vorlieben und einschätzungen sind auch auswirkungen divergenten temperaments.
    weniger arrau mit kaum schlenderndem, schwergängigen andantino und mehr argerich, pollini, richter, weniger karajan und mehr schuricht, kleiber, abbado wie auch die juilliards z.b. und und und wären mir lieber gewesen - aber was heisst das schon?

    es bleiben doch so unverzichtbare aufnahmen wie michelangelis marzurken, brahms klarinettenquartett von leister und den amadei, intermezzi von kempff, guldas beethoven, bernsteins mahler und rosenkavalier, die grossartigen mozart figaro und cosi unter kleiber
    und karajan, furtwängler mit schuberts grosser c-sinfonie.
    natürlich erhält man es heute technisch moderner präsentiert, ob aber auch so viel-sagend, so differenziert durchformuliert und ausgehört wie damals?
    ich möchte dies doch grossenteils bezweifeln.
    man erinnere das schöne bonmot von zwei musikfreunden, die sich ihre umfangreichen schallplatten-sammlungen präsentieren.
    meint einer zum andren: sie haben zwar die richtigen platten, aber die falschen interpreten.
    solche bösartigkeit zur auswahl kaisers wäre völlig unangemessen.
    Grigory Sokolov - Bach/Beethoven/Chopin/Brahms Grigory Sokolov - Bach/Beethoven/Chopin/Brahms (CD)
    24.11.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    grigory sokolovs erlesene klavierkünste

    er gilt immer noch als geheimtip, er macht sich rar - keine studio-
    aufnahmen, wenige mitschnitte weniger konzerte, ein mal im jahr
    in berlin, aber zugaben.
    zögern sie nicht bei grigory sokolov:
    so viel live-mitgeschnittene, konzentriert-durchformulierte klavierkunst von bach zu brahms von einem ausnahme-pianisten, der hochvirtuos wie differenziert-sensibel und tiefsinnig-grüblerisch die meister meistert, finden sie selten in einer, dazu noch so preiswerten und wertig präsentierten fünfer-kassette.

    klaviermusik erster güte und interpretationskunst
    Klaviersonate b-moll Klaviersonate b-moll (CD)
    24.11.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    fantasievolle kunstverwandte

    ein nachtrag zum schumann-jahr, denn diese aufnahmen datieren bereits aus 1995-96, jedoch sind sie in keiner weise veraltet, im gegenteil:
    die 'kreisleriana' gehören ja zu den tollsten, den grossen fantasien für klavier des jungen robert schumann, manche halten sie für sein kühnstes, bestes werk.
    wie auch immer, der (heute noch) junge till fellner präsentiert hier schumanns musik völlig eigenständig und als insgesamt lyrisch-bewegte grundstimmung.
    die 'innigen' und 'langsam, nicht zu rasch' - satzbezeichnungen spielt er mit feinem legato, subtil phrasiert, und auch die raschen stücke mit gebührendem schwung,ohne mit einer allzu oberflächlichen rasanz drauflos zu preschen.
    fellner besitzt natürlich nicht die leichthändig-flinke souveränität eines frühen kempff oder horowitz, deren kreisleriana-einspielungen unübertroffen sind, aber er spielt diese stücke sinnvoll ausgehört als poetisches ganzes.

    die auf den ersten blick befremdliche paarung mit der b-moll-sonate des jung verstorbenen julius reubke erklärt sich schnell biografisch: reubke war ein geschätzter schüler des grossen
    franz liszt, der unangefochtenen klavier-autorität der zeit.
    liszt und schumann waren wechselseitig auch widmungsträger ihrer besten klavierwerke: h-moll-sonate und c-dur-fantasie.
    reubkes sonate klingt denn auch stellenweise wie ein zitat seines kühnen vorbilds und lehrers liszt, und fellner spielt diese fulminante musik auch inbrünstig mit der nötigen artikulatorischen vehemenz als seriöse repertoire-bereicherung.
    eine die sinne animierende, auch klangtechnisch vorzügliche klavieraufnahme.
    Lang Lang - Live in Vienna Lang Lang - Live in Vienna (CD)
    24.11.2010
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    lang lang auf musikreise in wien

    >live and fantastic< titeln gramophone und bryce morrison, der alte englische klavier-kaiser und man möchte, könnte gerne zustimmen, denn alles klingt irgendwie ganz wunderbar:
    lang-lang, unser omnipotenter piano-zauberer und spieltechnischer überflieger, der alle andren in sein showcase steckt, gibt sich in wien ganz 'classical' - zurückhaltend, nicht oder wenig auftrumpfend und, egal ob beethoven oder prokofiev, schon geschmäcklerisch moderat.
    da freut sich doch ein anspruchsvoll-teures publikum, dass alles gleich schön und technisch so artistisch gekonnt zelebriert wird, und auch prokofiev mal nicht so rhythmisch brutal klingt,
    selbst chopins heroische attitüde klingt nach polnisch-hist. vergangenem und beethoven war ja auch nicht nur aufmüpfig.
    wo alle zweifellos einem klavierwunder - lang-lang, piano-paganini unsrer zeit - zujubeln, kann wer zurückstehen, wenn klangtechnisch mit dem steinway und ganz live aus
    vienna's >goldenem saal< alles so stimmt:
    wer fragt da nach besseren albeniz-beethoven-chopin-prokofiev interpreten, nicht wahr ?
    Klavierkonzert Nr.27 B-dur KV 595 Klavierkonzert Nr.27 B-dur KV 595 (CD)
    24.11.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    mozarts konzertante resumes

    bei mozarts letzten konzerten ('the last concerts'), die diesem album den titel geben, d e n k t man wohl weniger an funktionale film-musik unsrer zeit (out of africa), sondern etwas seriöser an sog. 'letzte worte', an ein summa summarum im letzten lebendsjahr -unbewusst? - als er noch einmal darbot, was ein instrumental-konzert höchster kunstform sein kann.
    diese historisch orientiert ausgeführten aufnahmen, die sich
    verständlich von modernen unterscheiden, kann man als die wenigen, aber erstrangig gelungenen im globalen mozart-geschäft bezeichnen:
    andreas staier als der umfassend gebildete fortepiano-pianist unsrer zeit und die freiburger musiker unter von der goltz als ebenso versiertes 'alte musik ensemble' präsentieren eine
    harmonische einheit, die dem geist (und annähernd dem klang) der mozart-zeit heutige aufführiungstechnische prägnanz verleiht.
    das wechsel- und zusammenspiel staiers mit den kleinteilig akzentuiert-spielenden instrumental-gruppen ist lebendig hörbar realisiert wie die insgesamt klangliche seite dieser exzellenten 'harmonia mundi' (france)-produktion - erstklassig.
    eine wertvolle neu-aufnahme im alten stil, die man beachten sollte.
    Die Jahreszeiten (in engl.Spr.) Die Jahreszeiten (in engl.Spr.) (CD)
    24.11.2010
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    beecham-haydn love-affair

    haydns sinfonien haben thomas beecham von anbeginn seiner
    langen laufbahn begleitet, machten den hauptanteil seiner konzerte aus, und so beschloss beecham auch sein letztes mit einer sinfonie haydns. man hört seine haydn-zuneigung den vorliegenden aufnahmen aus dem pariser salle wagram
    und dem londoner abbey studio auch wirklich an.

    im vergleich zur heutigen historisch informierten 'originalklang'-interpretation mit z.t. doch sehr (unerhört-)flotten ergebnissen, war sir thomas nicht puristisch am buchstaben, sondern am geist der werke haydns interessiert - musikwissenschaftliche erkenntnisse wie musikologen ignorierte er als leute, die musik zwar lesen, aber nicht hören könnten -
    dies zeichnet ja durchaus auch heute noch einige aus ...
    selten hat man bei gemässigten und weit weniger rasanten tempi wie heutzutage haydn so inspiriert und schwungvoll mit soviel charme und auch so freudvoll gehört.

    beecham hat den zeitgemäss sowieso korrumpierten vorlagen seine eigenen, kleinen korrekturen - verfeinerungen der bogenführung - zugefügt, weil sie seiner ansicht nach dem intuitiv 'gemeinsamen esprit' wie der musik dienlich schienen.

    neben diesem six-pack mit den oratorien 'schöpfung' und 'jahreszeiten' gibt es auch einzelne doppel-cd-ausgaben mit den sinfonien nos. 93-104.
    und wenn man heute diese akzeptabel und recht transparent aufbereitet klingenden mono- und frühen stereo -aufnahmen unvoreingenommen wieder hört, fasziniert doch der charme des 'old fashion way' und die spürbare hingabe und freude an nur der musik, die beecham mochte und - unbestechlich und völlig autark - auch sich leisten konnte:
    sir thomas hat haydns musik geliebt.
    Symphonie Nr.9 Symphonie Nr.9 (SACD)
    24.11.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    mahler ästhetik der high-fidelity

    eine von der englischen musikkritik, also 'gramophone', hochgelobte
    neuaufnahme der 9ten sinfonie gustav mahlers, eine super-audio-cd: alan gilbert, der amerikanische new yorker und seit 2009/10 der neue chef der n.y.phil. dirigiert die stockholmer philharmoniker, noch weniger bekannt, aber dankder 'BIS-productions', nicht un-repräsentiert.
    dies ist aufnahme- und klangtechnisch - je nach güte der wiedergabegeräte - sicherlich eine der besten mahler-einspielungen bislang - allerdings überkommt mich beim eindruck aller sonorischen opulenz der verdacht und die gewissheit von einer weniger respektablen interpretation als einer mehr auf schieren (schön)klang einer endzeit gestimmt zelebrierten einspielung, die alle die von mahler geschriebenen lebens- und todes-(zeit)zeichen moderiert auf einen konsumablen, tollen klangrausch.
    das ist selbst für mahlers spätzeitliche klangwelt zu viel des gutgemeinten, an musikalischer (seiner) distinktion jedoch zu wenig.

    man muss nicht die am ehesten noch anhörbar erhaltene mahler-authentische aufnahme seiner neunten des jungen zeitgenossen bruno walter aus dem wiener musikverein von 1938 (vor hitlers anschluss) als beleg nehmen, der das finale adagio um neun (9!) minuten agogisch bewegter und flexibler und auch
    satz um satz zügiger spielen lässt als alan gilbert hier.
    der späte klemperer ist um drei, selbst der hyper-romantische bernstein mit den berliner philharmonikern der festwochen 1979 im berühmten rias-konzertmitschnitt noch um rund zwei minuten und michael gielen mit dem swr-orchester um schon mehr
    als fünf flüssiger.
    dafür nimmt gilbert die binnensätze, vor allem den ländler, erstaunlich flott und leider auch glatt - 'täppisch und derb', so wie's mahler vorschrieb, klingt's so jedenfalls anders beim zügigen walter, bei bernstein (15'59) und klemperer (18'39) und selbst beim
    modernen gielen (16'46), also bei allen anders als bei gilberts 15'11.

    wohlgemerkt, der zeitvergleich hier ist nur eine syntaktische, wenn auch verifizierbare grösse als veranschaulichung eines nur hörbaren semantischen defizits dieser neuen mahler-produktion, die vor allem im sinfonie-adagio die reflektierten biografischen
    erkenntnisse der mahlerschen todesahnung als werkgerechte interpretationshaltung kolportiert und penetrant ästhetisiert.
    zu viel kann zu wenig des guten sein.
    Tristan und Isolde Tristan und Isolde (DVD)
    24.11.2010
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    wagner-tristan-chereau - musiktheater sternstunden

    patrice chereau und richard peduzzi, die beiden grossen schon heute legendären theatermacher haben nach ihrem - dem! - 'jahrhundert-ring' in bayreuth (dt.grammophon-dvd ) ihre lang erhoffte und sinnreiche 'tristan' -inszenierung nun in mailand ev.endgültig und grandios realisiert. eine wagner-musik-theater-scala-sternstunde.
    ihnen ist eine in sich stilistisch geschlossene, plausible und überzeugende inszenierung gelungen, die dem mythos von leben-liebe-leid-verrat-tod den archaischen grund-boden entwirft, in notwenig sinnvolle gestalt umsetzt und sichtbar macht, was mit der musik allein schon vollzogen und 'ausgestaltet' wäre ... -
    und viele tristan-kenner bevorzugen ja die nur rein akustische wiedergabe, der individuellen imagination wegen, die irgend-wessen sentimentalische oder gar kitschig-vordergründige bildassoziationen ausschliesst -
    aber chereau (peduzzi und m.bickel, die prägnante kostümbilder erfand) hat die tiefe einsicht, den langen atem für das kontemplative, auf den klangraum bezogene kontinuierlich-kreisende momentum der changierend-schwül-zehrenden musik auch so begriffen, dass ihm frappierend 'authentische' (klass.tafel-) bilder gelingen.
    unterstützt von adäquaten sing-schauspielern: wie die alle überragende waltraud meier, die isolde der zeit, wie ian storey, als verloren-taumelnd-stoischer held-typus, sowie der grossartig agil-jungenhafte kurwenal des gerd grochowski -
    eindrucksvolle darsteller, auch die selbstbewusst agierende brangäne der de youngs, und selbst salminens alter marke zeigt immer noch seine imposante statur.

    sie sängerischen darbietungen sind alle zumindest akzeptabel, besonders auch der chor.
    neben der meier gibt es zwar keine überragenden vokalen leistungen (und auch meier hat nicht mehr den flutend-leisen atem für isoldes schlussgesang), aber alle sind dem
    gesamtkunstwerk des chereau hinreichend überzeugend, vor allem darstellerisch seinem theatralischen anspruch, gewachsen.
    besonders die männer des chors der scala, die die notwendige, zumal auch (homo-) erotische färbung dieser liebes-geschichte in einer (archaischen) männer-welt überzeugend gestisch vergegenwärtigen, der meisterhaften personen- und bildregie wegen.
    und barenboim, der sensualistisch-gross-musikalische, formt empfindungsvoll alles von der piano-stille zum bezwingenden klang-rausch, soweit das scala-orchester glänzend
    nachvollzieht, die zeitlosen tag-traum-räume klanglich zu füllen.

    so ist dieser dvd-mitschnitt alles in allem eine überzeugende, vor allem szenisch-ästhetisch erstrangige produktion, die chereau und sein team - nach wagners ring, bergs wozzeck und
    mozarts cosi aus aix - erneut als einen meister des musiktheaters dokumentiert, der mit barenboim und meier zwei 'bewährte' und so inspirierte musiker für sich hat, die wissen,
    worauf es ankommt, bei diesem überdimensionalen markstein der musikgeschichte.
    unbedingt empfehlenswert!
    Pierre Boulez Edition (Sony):Bartok/Scriabin Pierre Boulez Edition (Sony):Bartok/Scriabin (CD)
    23.11.2010
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    bartok-boulez recycling

    sony feiert boulez' 80ten geburtstag auch mit einer bartok-kassette, die leider eine seiner wichtigsten frühen einspielungen für cbs-columbia, nämlich bartoks 'konzert für orchester' nicht enthält - was unverständlich und unvollständig ist, zumal scriabin mit dem extase-poem und bartoks frühe 'dorfszenen' als scheinbar relevanter eingefügt wurden.
    allein deshalb kann diese bartok-boulez kompilation nicht uneingeschrankt empfohlen werden.
    die aufnahmen lassen auch klangtechnisch ihre jahre (1960-70) nicht überhören , bei diversen aufnahmeorten in n.y., london.
    interpretatorisch gibt es vergleichsweise wenig zu bemängeln, allenfalls ein boulez-typischer durchgehend nüchterner zugriff, der dem 'folkloriker' bartok wenig beachtung schenkt, seine zukunfts-
    weisende modernität jedoch nicht unterschlägt und seine harmonischen kühnheiten voll ausspielt.
    die 'musik für saiteninstrumente ...' wäre klangtechnisch weniger diffus eine modellaufnahme und 'herzog blaubarts burg' bleibt eine erste wahl, weil, auch besser aufgezeichnet, das psycho-drama der (akzeptabel idiomatischen) singstimmen von nimsgern und troyanos mit (den inneren stimmen) dem orchester plausibel auf einer klangbühne dargestellt wird.
    also, eine hörenswerte cd-4er-box, aber ein 'mixed-bag'.
    Symphonien Nr.1-9 Symphonien Nr.1-9 (CD)
    23.11.2010
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    toscaninis moderner beethoven von 1939

    toscaninis späterer 'offizieller' nbc-victor-comp.-beethoven-zyklus aus den 1950ern war immer bei den meisten (deutschen) weniger beliebt, weil er gefühlsmässig, d.h. deutsch-musikalisch tradiertes pathos (verlorene herrlichkeit) ihnen zu wenig vermittelte.
    man war furtwänglers sanguinisches gewöhnt.
    sicherlich auch als reflex auf solche 'traditionen' - wie tochter wanda toscanini-horowitz klarstellte, weil ihr vater ein korrektiv darbieten wollte:
    toscanini executierte beethoven unerbittlich streng, hart und schnell, ja rasant, nicht bereit, sentimentalisches oder moderat ausgewogenes zu zelebrieren.
    damit lag er beethovens gesinnung sicherlich näher als mancher gefühlspathetiker, wenn auch z.t. sehr einseitig die musikalische struktur betonend.
    diese frühen 1939er einspielungen mit dem nbc-orchestra sind allesamt weniger streng und starr,
    agogisch-flexibler, im grund-timing aber nicht weniger rasant.
    sie präsentieren toscanini (and his orchestra) at his best,
    wenn auch klangtechnisch weniger 'fortschrittlich' als die 50er aufnahmen, so doch allemal noch gut anhörbar.
    der repro-technik sei dank, ein digital-plus.
    ein toller beethoven-zyklus für kenner. und preis-wert.
    Symphonien Nr.1-4 Symphonien Nr.1-4 (CD)
    23.11.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    rattles neuer berliner brahms

    simon rattle hat mit den berliner philharmonikern die brahms
    sinfonien über jahre gespielt und erarbeitet in div. konzertreihen - ich erinnere u.a. eine mitreissend-elektrisierende aufführung der
    zweiten sinfonie, welche nach wie vor zu meinen hervorragenden berlin-phil.- konzerteindrücken gehört und den so geschätzten claudio abbado - zeitweilig - vergessen machte.

    man hört es dieser neuen brahms-sinfonien-cd-box an, wie jedes detail reflektiert erarbeitet klingt und nichts mal eben so, von den berlin-phil hinlänglich bekannt aufgespielt wurde.
    solch nuancierte detail-erschöpfung macht das ganze aber auch zu einem 'mixed bag' und leider nicht zu dem e i n e n grossen wurf eines stringenten dramaturgischen verlaufs:
    vom auftrumpfend-aufbegehrenden beginn des hier zu gemessenen paukengrundierten eingangs-themas der ersten sinfonie bis zum höhepunkt im finalsatz der vierten, den choral-variationen über den bachschen kantaten-schlusschor 'nach dir, herr, verlanget mich'.
    und ein solch wehmütig rückwärts gesinnter sinfonischer abschluss als aufschrei im schluss-dacapo des allegro-energico-(e passionato)-eingangs wird trotz des brahmsisch klangschönen cello-grundtons - leider allzu moderat - wenig profiliert.
    die binnensätze aller sinfonien, vor allem der mittleren sinfonien sind m.e. sehr gelungen, doch vermisse ich partiell die kontur oder schärfe des streng-klassischen brahmschen konstrukts (wie bei walter n.y., klemperer, toscanini-london-live), im rhapsodisch-emotional klanggesättigten spiel der philharmoniker.
    wohlgemerkt, teil-defizite auf hohem musikalischen niveau, auch klangtechnisch gibts wenig zu meckern, obschon die dgg-abbado-einspielung besser, weiträumig und zugleich detail-präsenter klingt.

    alles in allem eine respektable, klangvolle gesamtaufnahme der brahms-sinfonien, allenfalls gibts andre und natürlich einzelne aufnahmen der sinfonien, vor allem 'alte' von jochum, sabata, furtwängler bis mravinsky, die brahms gewachsenen sinfonien-kosmos noch eindrucksvoller, individueller eben, ausleuchten.
    Piotr Anderszewski,Klavier Piotr Anderszewski,Klavier (CD)
    23.11.2010
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    distinktives klavier-debut

    das disc-debut des inzwischen auch hier bekannteren pianisten piotr anderszewski ist ein grosser wurf.
    er spannt den grossen fugen-bogen von bach (engl.suite-prelude)
    über beethoven (as-dur-sonate-adagio) zu werberns variationen
    und bringt so einen teil musikgeschichte sensibel ausgehört und pianistisch skrupulös veranschlagt, zugleich dynamisch differenziert und passioniert subtil zu gehör:
    als musikalische klang-architekturen vom feinsten.
    kein andrer der auch schon namhaften jüngeren pianisten realisiert
    beethovens op.110 mit solcher tiefenschärfe und bach wie webern so klangsinnlich strukturiert.
    sein späteres bezwingend-betörendes chopin-recital bestätigt nur alle zuversicht auf diesen tiefsinnig 'erleuchteten' pianisten, der - hoffentlich - nicht so auf die schnelle vermarktbar ist -
    ich wünsche es uns und ihm.
    Ein Kommentar
    Anonym
    01.08.2021

    Sehr berührende Rezension ...,

    ..., mir aus dem Herzen sprechend u n d aus der Seele. Danke dafür.
    Violinkonzert "Dem Andenken eines Engels" Violinkonzert "Dem Andenken eines Engels" (CD)
    23.11.2010
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    gidon kremers musikalische tiefenperspektive

    eine erfreuliche wiederauflage der philips-einspielung aus digitalen
    frühzeiten vom neuen 'newton'-label::
    gidon kremer, der 'philosoph' der aktuellen violin-künstler, 'produziert' keine allerwelts-konsumable einspielungen.
    der mittschnitt seines unter colin davis aufgeführten berg konzerts aus münchen ist ein high-light der berg-literatur.
    weniger klangschön-süffisant wie mutters-levines blow-up, zielen kremer-davis auf die subtil-chiffriertren subtexte der partitur, auf kenntnis der intrikaten berg-biografie.
    eine plausibel-seriöse, dezent-spektakuläre einspielung.
    wieder sehr empfehlenswert.

    .
    Sämtliche Klavierwerke Vol.8 Sämtliche Klavierwerke Vol.8 (SACD)
    23.11.2010
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    beethovens fortepiano als klangereignis

    ronald bräutigam beschäftigt sich seit beginn der 2000er jahre mit der zyklischen einspielung aller beethoven klavierwerke auf dem forte-piano, auf nachbauten der walther-klaviere um 1800 für die 'bis'-company.
    mit diesem volume-8 der späten sonaten opp. 101, 109-111 bietet er eine vollends überzeugende und pianistisch wie künstlerisch höchst eindrucksvolle darstellung dieser spielerisch-heikel-tiefsinnigen letzten klavierstücke beethovens.
    zudem empfindet man wenig von der sonst doch eingeschränkten dynamik des fortepianos im vergleich zum üblichen, vollen legato-steinway-sound.
    und ronald bräutigam weiss durchaus akzentuiert im stürmischen verlauf subtil im anschlag zu artikulieren, vor allem intelligent zu phrasieren.
    nicht leicht auf dem fortepiano, doch nichts bleibt unerhört:
    das kühne adagio-fuga-allegro der as-dur-sonate op.110 ist sinnvoll austariert und, wer das 'semplice e cantabile' der schluss-arietta des op.111 anfangs einmal mitgesungen hat, der weiss, wie viele der namhaften pianisten dabei zelebrierend in einem überdehnten adagio-loch versinken.

    dies ist eine hervorragend gemeisterte beethoven-fortepiano-einspielung, so vollklingend wie viele sacd-aufnahmen von bis.
    551 bis 575 von 613 Rezensionen
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