5 von 5
meiernberg
Top 10 Rezensent
16. November 2015
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Überragende Interpreten
Es kommt selten vor, dass die Qualität einer Komposition hinter die der Interpretation zurücktritt oder - anders gesagt - eine Komposition durch eine besondere Interpretation aufgewertet wird. Mit dieser neuen cpo-Produktion des Passionsoratoriums "Der Messias" von Homilius ist das so. Das gut anderthalb stündige Werk ist - völlig anders als sein Schwesterwerk von Händel - nur auf die Passionszeit Christi ausgelegt, präsentiert das Geschehen in freier (unbekannter) Dichtung und wird, von einigen Chorälen und Chören unterbrochen, durch Arien meditativ beleuchtet. Womit der Charakter der Komposition auch definiert wäre: Homilius' Oratorium ist ein sehr nachdenkliches, meditatives, lyrisches Stück. Einzig zwei "dramatischere" Stellen lassen aufhorchen: In der Arie Nr.6 treten zur Bass-Stimme Gottes grollende Pauken hinzu und im Chor Nr.14 "Wie wird's euch, Frechen, gehen" wird auch Homilius' Komposition frecher, aggressiver und temperamentvoller. Ansonsten herrscht ruhiges musikalisches Barock-Wetter vor. Selbst die (einzige) Chorfuge im Schlusschor ist gebändigt und gezähmt. Die wirkliche Überraschung sind die Interpreten, sämtlich Namen, die man nicht wie selbstverständlich auf dem Schirm hat. Das Sächsische Vokalensemble ist ein prima Ensemble junger Stimmen und die Batzdorfer Hofkapelle (mit besten Holzbläsern!) versteht die HiP-Spielweise vorbildlich und ist an jedem Pult gut besetzt. Eine besonders glückliche Hand hatte Dirigent Matthias Jung mit seinen Solisten, allesamt junge Leute, die sich stimmlich sensibel und einfühlsam in das musikalische Geschehen einmischen. Das ist alles sehr schön und verdient Anerkennung. Das Booklet stellt Werk und Interpreten ausführlich vor. Einzig die Aufnahmetechnik hätte den Chor etwas präsenter abbilden sollen.