4 von 5
HL
25. Juni 2016
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Anspruchsvolle Programmsinfonie
Der österreichische Spätromantiker Heinrich von Herzogenberg schrieb insgesamt vier Sinfonien, von denen eine als verschollen gilt. Die 1872 uraufgeführte Programmsinfonie Odysseus ist von den drei veröffentlichten Sinfonien entstehungsgeschichtlich die erste. Sie steht ganz in der Tradition der Neudeutschen Schule. Der Einfluss Wagners, Liszts und bisweilen auch Bruckners ist nicht überhörbar, sowohl in der Harmonik als auch in der Orchestrierung. Motivisch weiß Herzogenberg aber durchaus Interessantes zu bieten. Alle vier Sätze bieten spannende Unterhaltung, allenfalls das scherzoartige "Die Gärten der Circe" wirkt ein bisschen blass. Die Orchestrierung ist vor allem in den Ecksätzen packend. Für meinen Geschmack lohnt die Beschäftigung mit dieser Programmsinfonie. Das Violinkonzert steht stilistisch in der Tradition von Brahms. Hier ist der Orchstersatz schlanker, weniger ausladend. Das ganze Werk wirkt kontrollierter, weniger dramatisch, weniger emotional. Gleichwohl hält Herzogenberg auch in diesem Werk den Spannungsbogen aufrecht. Die Interpretation könnte meiner Ansicht nach vor allem beim Violinkonzert, aber auch im Scherzo der Odysseus-Sinfonie etwas temperamentvoller sein. Der Klang ist sehr ausgewogen und präsent. Allerdings könnte die Transparenz der einzelnen Instrumentengruppen besser sein. Bei lauten Passagen mit Blech (Odysseus) gehen vor allem die tiefen Streicher oft im Klangteppich unter.