5 von 5
jommelli
Top 50 Rezensent
22. November 2017
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Beglückend!
Von C.H.Biber, einem Sohn H.I.F. Bibers, gab es bislang nur wenige Aufnahmen von Instrumentalmusik, so dass der vorliegenden Einspielung mit zwei großbesetzten etwa halbstündigen Vokalwerken besondere Bedeutung zukommt. Biber junior trat musikalisch ganz in die Fußtapfen seines Vaters. Seine mit Trompeten und Pauken prachtvoll besetzen Kompositionen sind in ihrer kleingliedrigen und polyphon strukturierten Anlage völlig hochbarock konzipiert und zeigen sich weitgehend unbeeinflusst von dem ab etwa 1710 aus Italien kommenden neuen Kompositionsstil. Mithin dürften sie zu seinen Lebzeiten als extrem konservativ, wenn nicht gar rückständig gegolten haben. Doch auch solche musikwissenschaftlich eher in zweiter Linie stehenden Werke entfalten einen hohen Reiz, wenn sie derart vollendet vorgetragen und aufgenommen werden wie auf der vorliegenden Cd: Hier stimmt einfach alles! Aus dem insgesamt makellosen Gesamtensemble „Concerto Stella matuina“ besonders hervorzuheben sind die Sopranistin Marie-Sophie Pollak mit ihrem glockenklaren Organ und die Naturtrompeter, die ihren sehr anspruchsvollen Aufgaben mehr als gerecht werden. Akustisch und von der Klangbalance her ist die Aufnahme aus einer Brixener Kirche eine reine Freude. Wie sehr sich Biber Vater und Sohn ähneln, kann man an den drei zugegebenen kurzen Psalmen des Älteren sehen, die in ihrer knappen Dramaturgie meisterlich sind, obwohl sie sicherlich der kirchlichen Gebrauchsmusik zuzurechnen sind. Klare Kaufempfehlung für alle Freunde alter Musik!