4 von 5
Anonym
05. Juli 2018
Künstlerische Qualität:
4 von 5
Bruckner als Klangphänomen
Brucknersche Klangästheten, die im musischen Beichtgestühl ergebungsvoll daniederknien, werden von dieser 3ten Ausgabe des neuen sinfonischen Brucknerprojekts des Gewandhauses Leipzig unter Andris Nelsons kaum enttäuscht sein.
Nie zuvor wurde Brucknersche Musik dermassen feinsinnig klanglich ziseliert und detailiert extrahiert wie hier, unter Gefährdung des sinfonischen Ganzen, der einzelnen Satzstruktur.
Man hört betörend schön gespielte, sich reihende Sequenzen, jedoch weniger das sinfonische, Bruckners herb-konstruiertes Satzgefüge, leider auch mit dem letztlich sanktionierten, nur effektvollen Adagio-Beckenschlag.
Bei Nelsons fliesst ein Klanggewebe brucknerischer Motive wie fast schon von einem Debussy retuschiert, weltenentfernt von Klassikern wie Schuricht, Rosbaud, Klemperer, Böhm, Wand, selbst einem von Karajan in seiner letzten Aufnahme.
Das musikalische highlight dieser Aufnahme ist m.E. das Wagner-Intro mit Siegfrieds Tod und Trauermarsch aus der Götterdämmerung. So ausgehört differenziert und klangsinnlich austariert und konturiert hat man diese Überwältigungsmusik kaum derart überzeugend gespielt gehört.
Chapeau den Orchestermusikern und den Klangtechnikern. gmr.