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Heimacker
Top 100 Rezensent
26. Dezember 2023
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
Junge Leute mit neuer Klassik
Zemlinskiy war zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ein etabliertes Mitglied der Wiener Musikszene. Lehrer, Freund und Schwager Schönbergs, Geliebter der späteren Mahler-Gattin Alma Schindler usw.. Sechzehn Jahre war er in Prag. Unter anderem als Musikdirektor der Neuen Deutschen Oper, heute Staatsoper. Während dieser wechselvollen Zeit komponierte er das hier aufgenommene zweite Streichquartett. Ein rhapsodisches Werk, das attaca durchläuft, reich an Klangfarben und Wechseln. Es sind melodiöse Episoden, oft nach kurzen Generalpausen, die beim Hörer einen Stimmungswechsel erzeugen. Obwohl das Werk Schönberg gewidmet ist, hat es mit dessen atonaler Kompositionstechnik nichts gemein. Heute kann man Zemlinskys Arbeiten wieder vermehrt auf den Bühnen erleben. Belá Bartók war wohl der emsigste Volksmusiksammler vom osteuropäischen bis zum arabischen Raum aller Zeiten. Er verwendete seinen Fundus in seinen Werken. So auch im fünften Streichquartett. Volksliedhafte Melodien werden durch hochdynamische Brücken miteinander verbunden. Für den Hörer ein emotionales Wechselbad. Das Quartett ist, wie die frühen fünfsätzigen Haydn-Quartette symmetrisch um einen starken Mittelsatz angelegt. Bei Haydn waren es Adagios, bei Bartók ist es das Scherzo. Die beiden Quartette liegen im Entstehungsprozess zwanzig Jahre auseinander. Die Entwicklung des Zeitgeistes ist hörbar. Das Aris Quartett ist eines der ersten Adressen der gegenwärtigen Szene - inzwischen weltweit. Gegründet mit ehemaligen Jungstudenten sind die Musiker inzwischen seit vierzehn Jahren zusammengeblieben und haben eine Musizierkultur entwickelt, die ihres Gleichen sucht. Die Aufnahmen klingen ausgewogen und perfekt abgestimmt. So, wie die Künstler auch auf der Bühne zu erleben sind. Man darf gespannt sein auf das, was von ihnen noch kommen wird.