4 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
09. September 2015
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Rachmaninov-Verehrung
Aus heutiger russischer Kultur-Sicht ist die Verehrung des Dissidenten Rachmaninov so nostalgisch wie die spätzeitlich-romantischen
Kompositionen des einst höchst respektierten Pianisten in N.Y.s Amerika. Insofern betreibt der neuerliche Jungstar Daniil Trifonov
eine durchaus eigennützige Star-Propoganda als Rach-Verehrer mit eher epigonalen, zweitrangigen Kompositionsambitionen seiner
eigenen >Rachmaniana-Variations<, die man durchaus als gefällig schön wie belanglos anhören kann, und die als musischer Reflex
musikalisch hinter dem Vorbild zurückstehen, weniger pianistisch.
Den Rach-Original-Variationen, von den fast schon schlagerhaft-bekannten >Paganini-V.< über die weniger bekannten >Chopin-V< zu denen von >Corelli< bleibt der Pianist Trifonov pianistisch an flinkfingeriger Darstellung mit Sinn für Valeurs der Anschlagskunst nichts schuldig und kostet die Harmonik mit dem neuen Star-Dirigenten Nezet-Seguin und seiner adäquat geschliffenen Begleitung voll auf Rachmaninov-Höhe aus, neben flinken Solo-Läufen, deftigen Tutti-Akzenten herrscht süffige Kantilenenseeligkeit.
Somit doch ein fabelhaft klingender Rachmaninov-Variationssampler in voll-dynamischem Sound.
Jedoch, warum hat ein Horowitz, als Klavierzauberer dereinst von Rachmaninov selbst höchst bewundert und gepriesen (und ein allzeit exzellenter Rach-Pianist), nur all diese pianistisch offenbar so ergiebigen Variationen nie eingespielt-?
Sicherlich nicht aus spieltechnischen Gründen.
Wie auch immer, vielleicht wären die vom Komponisten selbst mehr geschätzten und gespielten frühen >Morceaux de fantaisie< wie seine musikalisch anspruchsvolleren Etudes-tableau und Preludes grösserer Komponistenverehrung wert, zumal für so einen neuen Hyperpianisten wie Trifonov. Man kann nie wissen und gespannt sein, was noch kommt.