2 von 5
soundsurfer
30. September 2016
Gesamteindruck:
2,0 von 5
Künstlerische Qualität:
2,0 von 5
Repertoirewert:
1,0 von 5
New York crap-sody
Als Hommage an die mittlerweile zu seiner zweiten Heimat gewordene Metropole New York will der chinesische Pianist Lang Lang sein aktuelles Album “New York Rhapsody” verstanden wissen.
Allerdings: wenn er denn diese Stadt vorgeblich so liebt, warum widmet er ihr dann eine so schlechte Platte?
Das hat diese Stadt nun wirklich nicht verdient und auch den Fähigkeiten eines eigentlich hochtalentierten, klassischen Pianisten wird diese Produktion so gut wie nie gerecht.
Lediglich in der nicht uninteressanten Variante für zwei Klaviere des Gershwin-Klassikers „Rhapsody in blue“ erkennt man noch das wahre Können Lang Langs (dafür gibt es auch zweiten Stern in der Bewertung), in allen anderen der insgesamt 11 Titel klingt es, als hätte dies auch ein halbwegs ambitionierter Barpianist einspielen können. Und das gilt leider auch für die beiden Aaron Copland-Stücke am Beginn und Ende des Albums. Fast hat man das Gefühl, als wolle er seinen frühen Kritikern, die ihm eine Art neuen Liberace des klassischen Pianos sahen, im Nachhinein noch Recht geben. Ich habe diesen Musiker selbst mehrfach in Konzerten erlebt, das hier ist seiner definitiv nicht würdig.
Kernproblem ist zudem der krude Stilmix, unter dem diese Produktion (umgesetzt – oder sollte man besser sagen: in den Sand gesetzt – von – nein, nicht der schon wieder! - Larry Klein) stark leidet.
Klassisches, Filmmusik, Musical, Soul, Pop, Rock – alles halbherzig interpretiert und zusammengerührt zu einem „Kessel Buntes“ mit äußerst fadem Beigeschmack. Und wir da schon bei Geschmack sind: die Geschmacksverirrung schlechthin ist sicherlich die Kombination aus Lou Reeds „Dirty Boulevard“ und Lenny Bernsteins „Somewhere“ . Man weiß nicht was man schlimmer finden soll: das künstliche symphonische Aufblasen von Reed´s ursprünglich absolut tighten Rock´n´Roll oder das vollkommen deplatzierte stimmliche Überziehen von Lisa Fischer im „West Side Story“-Klassiker (ja, genau, jene Lisa Fischer, die in einer Zeit lange vor der Unsrigen ´mal als große Hoffnung des Soul galt, ihren Unterhalt aber fürderhin im Wesentlichen damit fristete, die Ausflüge eines „rollenden“ Rock-Altenheims auf die Bühnen dieser Welt zu begleiten). Lang Lang und Larry Klein haben dabei aber noch Glück. Lou Reed ist schon tot. Man kannte ja dessen oft jähzornigen Charakter. Das hätten die beiden nicht unbeschadet überlebt.
Stellen sich noch zwei Fragen:
1. Wenn man schon die populären „signature songs“ von NY präsentieren will, warum fehlt dann ausgerechnet einer der Klassiker schlechthin: „New York state of mind“ von Billy Joel?
2. In welche Rubrik der Sammlung ordnet man so ein Werk nun ein? Unter „K“, wie „Klassik“ oder unter „P“ wie „Pop“? Hm, muss wohl im CD-Schrank eine neue Kategorie dafür anlegen. „M“ wie „Murks“.