5 von 5
Anonym
16. Mai 2015
Künstlerische Qualität:
5 von 5
Beethoven für das 21. Jahrhundert
So, genau so muss Beethoven heute gespielt werden: das Philharmonia Quartett - bestehend aus den Stimmführern der Streicherabteilungen der Berliner Philharmoniker - findet den idealen Mittelweg zwischen dem besten der alten Streichquartettschule und dem sinnvollen der historisch informierten Aufführungspraxis, während man das sinnlose derselben weise weglässt. Wie souverän und wirklich durchdacht diese Interpretationen sind, dabei aber so klar, natürlich, ganz schlank und agil musiziert, ohne falsches Pathos aber trotzdem mit viel Emotion und Hingabe ans Werk, das ist für mich die Beethoven-Referenz für das 21. Jh. Nun wird man sagen, wofür 50 ausgeben, wenn ich die Beethoven-Quartette etwa vom Alban Berg Quartet auch für bedeutend weniger Geld bekomme? Eine scheinbar berechtigte Frage, aber eben auch nur scheinbar. Jede Zeit hat ihre Idealinterpretation klassischer Werke. Die 1970er und 1980er sahen das Alban Berg Quartet, und es war die Sicht dieser Zeit auf Beethovens Werk. Die 1990er sahen eine hinreißende Fassung des Gewandhaus-Quartetts. Doch auch dies ist nun schon über 20 Jahre her. Und eben das hört man in dieser fantastischen gegenwärtigen Idealinterpretation des Philharmonia Quartetts, das unsere heutige Zeit nicht verleugnet, und Beethovens Zeit gerade dadurch mit großer Würde und Achtung begegnet. Beethoven wird gerade dadurch zeitlos, und diese Hörerfahrung ist einzigartig. Dafür würde ich auch den doppelten Preis zahlen.