4 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
24. März 2020
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
Rock it Rudi ! ...
... Rudolf Buchbinder
besitzt ja nach wie vor seine souverän-geläufige Anschlagskraft, die auch seine Gesamtgestaltung der Beethoven Sonaten aus Wien auszeichnet, und womit zumindest pianistisch die neuen Diabellis (halbwegs) gemeistert sind.
In den besinnlicheren Passagen fehlt ihm dann wie schon zuvor ein ebenso besinnlich reflektierendes Gemüt, musikalisches Parfum.
Besinnlichkeit im Sinne von introvertierter Beschaulichkeit oder resümierendem Verweilen, Innehalten oder musikalisch subtiler Agogik ist Buchbinders Qualität weniger, meist ein eher versiert gut gekonntes, straight-zügiges Auf- und Durchspielen.
Sein Diabelli-Projekt nimmt des Namensgebers Idee aus dessen Beethoven-Zeit zum Beethovenjahr 2020 auf, auch heute ohne einen dem grossen Jubilar adäquaten Compositeur.
So reizvoll diese moderne Neuauflage der Anregung Diabellis erscheint - an die Zeitgenossen von einst, die Walzerseligen Hummel und Schubert oder die Vivacisten Kreutzer, Kalkbrenner, die pianistischen Überflieger Liszt und eben Beethoven mit seinem Variationskosmos -, so entfernt modern eindimensional gelingen heutige diverse Diabelli-Adaptionen oder Assoziationen vom bekannt banalen Richter-Sound über seriöse 'Variationen' oder Rock für Rudi-Versionen zu sogar harmonisch Neutönerischem von Manoury, Schtschedrin und Staudt und bis hin zu Tan Duns Klangwelt.
Fast alles durchaus kurzweilig hörenswert, jedoch wenig nachhaltig und vergleichsweise unerheblich zum ursprünglichen Werk, den grossartigen Diabelli-Variationen des LvB.