3 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
08. Mai 2017
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
'Objektive' Mahler-Lied Vergewaltigung
Kaufmanns Versuch, neben seiner (oft zu schwer heldisch-) tenoralen Opern Gesangsschiene, weniger druckvoll auch als differenziert und flexibel agierender Liedsänger erfolgreich zu sein, führte schon mit Schuberts Winterreise ins gestalterisch fahle, farblose Abseits, was jedoch manche seiner Fans als charakteristische Qualität eintönigen Gesangs hören wollten.
Von wegen Objektivität, ein Verweis auf zudem auch idiomatisch stimmigere Gesangskultur hilft bei manchen Star-(Tenor-)Liebhabern wenig, und wahrscheinlich auch hier.
Wie bereits anderswo bemerkt, beschrieb Mahler mit seinen symphonischen Gesängen eindeutig zwei charakteristisch distinktive (Stimm-)Typen und kein solistisches Einheits-timbre.
Selbst wenn Jonas Kaufmann beide(s) adäquat singen würde, bliebe doch ein musikalisch unerfüllter Rest, ein künstlerisch blinder Fleck, was man aus tauber Sympathie nicht schönreden sollte - Dietrich Fischer-Dieskau mit Murray Dickie oder James King als vergleichsweise 'objektives' Korrektiv!
Und wenn wieder mal Fritz Wunderlich als Beispiel diesseitig wundervoll geerderten Mahler-Gesangs herausragt, bleibt hier der Eindruck eines fraglich seriösen Musik-Marketings, dass sich immer weniger um Kunst, als um die mit Schall und Rauch von Namen verkaufsträchtige Verpackung von Kunst-Produkten schert.
Ob dabei Orchester wie die Wiener so routiniert und meist so erstklassig auch unter einem Nott spielen, sollte hörbar sein, bleibt aber dank Kaufmann irrelevant.
Und Kaufmann ist nicht Schwarzkopf und Nott nicht Szell.