5 von 5
Anonym
11. November 2017
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Barocke Dialoge
Cecilia Bartoli bleibt sich treu. Sie hält das sehr hohe Niveau ihrer Veröffentlichungen, verzichtet weiterhin auf Ausflüge in populärere Musik und betreibt weiterhin ihre thematisch hochinteressanten Entdeckungen.
Auf dieser neuen CD wird wieder feinste Barockmusik geboten, von rhythmisch mitreißenden Stücken bis zu nachdenklich-innigen und zarten melancholischen – alles zum Dahinschmelzen; Arien von Caldara, Albinoni, Gabrielli, Porpora und natürlich von Händel und Vivaldi, sowie ein Cellokonzert von Boccherini.
Ein „süßes Duell“ gibt es m.E. eigentlich nicht, eher ein Dialog oder mal eher Duett zwischen Stimme und dem Cello von Sol Gabetta. Mezzosopran und Cello - ja, auch mal süß - das passt. Mal ist das Cello als zweite Melodie, mal verwoben, mal in Dialog… sehr vielfältig mit der Stimme Cecilia Bartolis kombiniert.
Für viele „Projekte“, die etwas außergewöhnlicher sind, werden heute Stücke für das Projekt entsprechend umarrangiert. Als ich davon hörte, dass Cecilia Bartoli und Sol Gabetta zusammen eine CD herausgeben wollen, streifte mich der Hauch einer Sorge, wie ich gestehen muss. Mir fiel nach etwas Nachdenken eigentlich nur eine barocke Arie mit Cello und Orchesterbegleitung ein. Aber natürlich gibt es bei Cecilia nur, was so auch in den Noten steht. Der Musikwissenschaftler Giovanni Andrea Sechi wurde eigens auf die Jagd nach geeigneten Stücken in die Archive entsendet (von ihm gibt es auch einen interessanten Text im diesmal etwas knapperen fröhlich bunten Booklet). Da geeignetes Material rar gesät ist, kamen wohl fast zwangsläufig einige Erstveröffentlichungen auf die CD.
Cecilia Bartoli klingt stimmlich so jugendlich temperamentvoll und anrührend wie immer. Die perfekten Coloraturen und Triller sitzen und perlen bestem Schaumweine gleich. Mit vollkommener Einfühlung, kluger Interpretation und ihrer einzigartigen Technik singt sie meines Erachtens auch auf dieser CD ohne, dass man es sich anders wünschen könnte. Wenn man die bereits eingespielten Stücke mit denen der beiden Damen auf dieser CD hier vergleicht, wird schnell deutlich, wie warm, wohlklingend und virtuos Sol Gabetta in diesen „Dialogen“ das Cello einzusetzen weiß – eben auch vergleichbar einer menschlichen (Duett-)Stimme.
Wenn man beim Bild der Dialoge bleiben möchte, haben sich die beiden Damen tatsächlich etwas zu sagen. Das vollführen sie dann auch mit viel Leidenschaft und höchster Kunstfertigkeit. Die Capella Gabetta unter Leitung von Sols Bruder Andrés ist ein hiermit wunderbar harmonierender Klangkörper, der den Damen überallhin folgt und dies auch kann.
Zusammengefasst: ganz wunderbarer barocker Wohlklang mit hochinteressanten Kompositionsperlen - so hatte ich es erhofft.
Zur Klangqualität der CD:
Zuerst hatte ich Gelegenheit das Album als Wave-Dateien zu hören. Technisch war das absolut auf dem Stand, was man heute zum besten zählen darf. Auf der CD ist das nicht anders. Mir fiel im Vergleich zu einigen anderen Aufnahmen auf, dass es relativ weniger Halleffekte gibt. So klingt die Aufnahme räumlich relativ intim, was das dialogische zwischen Stimme und Cello gewissermaßen noch verstärkt. Beide sind dem Hörer gewissermaßen nah am Ohr. Dadurch werden alle klanglichen Details des Cellospieles und des Gesanges sehr präsent und hörbar.
Die LP war am 10.11.2017 leider noch nicht verfügbar.