Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierstücke auf CD

Ein bisschen leichter Mozart…?
2006 – mit Sicherheit ein Jahr randvoll mit feierlichen Konzerten und Aufnahmen, die einem Mann gewidmet sind, der vor 250 Jahren geboren wurde und unter wenig ruhmvollen Umständen verstarb. Der künstlerische und kommerzielle Aufwand dieser Gedächtnisfeiern würde – wenn er es denn irgendwie erführe – zweifellos ein Lächeln auf Mozarts junges Gesicht zaubern.

Dieses Genie schrieb Musik, die die tiefsten, zartesten, romantischsten, intimsten, erschreckendsten und menschlichsten Empfindungen umfasst. Wenn man mich fragte, welchem Musiker ich am liebsten begegnen möchte, würde ich wahrscheinlich ihn wählen.

Und doch ist Mozart unerreichbar. Er fasziniert uns, ist aber letztlich nicht zu fassen. Wer seine Musik aufführt, d. h. sie neu belebt, muss sich selbst öffnen, um wirklich alles auszudrücken, was Mozart hineingelegt hat. Nur, indem ein Künstler diese Musik vorbehaltlos annimmt und sich ihr ohne Angst gefühlsmäßig öffnet, kann er Mozarts Musik verstehen und anderen vermitteln. … Völlig abwegig erscheint der Gedanke, Mozart (der Mann, der Don Giovanni, Figaro und Così fan tutte komponierte) sei nicht genau so leidenschaftlich oder ‘romantisch’ wie Schumann, Liszt oder Wagner gewesen. Dass er in einem anderen, älteren, ‘klassischen’ Stil schrieb, sollte unsere Ausdrucksfülle nicht beschränken. Die ‘klassische’ Formsprache bleibt, doch man muss sie verstehen – nur so kann und muss der wahre und bewegende Wert dieser Musik vermittelt werden.

Die Zusammenstellung der vorliegenden Platte enthält Mozarts freier gestaltete Klaviermusik: Rondos, Fantasien und Präludien. Diese Werke haben eine besondere Bedeutung, weil sie uns erlauben, Mozart in seiner anfänglichen, urtümlichen Gefühlslage zu begegnen. Er übernahm diese musikalischen Formen von Johann Sebastian Bach und vielleicht noch entscheidender von seinen Söhnen Carl Philipp Emanuel und Johann Christian. Aufgrund ihres improvisatorischen und spontanen Charakters ermöglichen die Präludien, Fantasien und besonders das Capriccio einen direkten Einblick in den Moment des spontanen schöpferischen Aktes bei Mozart …

Ich spiele … auf einem sehr gut erhaltenen frühen Hammerklavier und denke, das hilft uns, die vielfältigen Klangfarben in Mozarts Musik zu entdecken und in seine Klangwelt einzutauchen. … Im letzten wohltönenden Adagio … entsteht vollständige Resonanz. Auch das ist Mozarts Welt – frei, klingend, atemlos und ruhig. Ich bin sehr dankbar, dass Mozart mit 250 Jahren noch immer in unserer Welt lebt. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Richard Egarr