Jean Sibelius: Violinkonzert op.47 auf CD

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Stimme einer uralten Kultur

2003 wäre Aram Khatchaturian 100 Jahre alt geworden, und schon zu Lebzeiten galt sein Name als Inbegriff der armenischen Musik. Dieses uralte Volk trat schon früh zum Christentum über, wurde im siebten Jahrhundert von seinen islamischen Nachbarn erobert und lebte seither unter fremder Herrschaft. Selbst die heutige freie armenische Republik macht nur einen Teil des alten Gebiets aus, das übrige Armenien liegt auf türkischem und iranischem Staatsgebiet. Das dramatischste Kapitel der neueren armenischen Geschichte fällt bereits in die Lebenszeit Aram Khatchaturians: 1915 wurden ungefähr 1, 5 Millionen Armenier Opfer eines türkischen Massakers; für diesen Genozid weigert sich der türkische Staat bis heute, die Verantwortung zu übernehmen. Franz Werfel verwendete die schrecklichen Ereignisse als Hintergrund für seinen Roman »Die vierzig Tage des Musa Dagh«, mit dem er auf die Verfolgung der Juden durch die Nazis aufmerksam machen wollte. Ostarmenien mit der Hauptstadt Eriwan erklärte sich 1920 für selbständig und schloss sich der Sowjetunion an.

Khatchaturians Violinkonzert ist 1940 für David Oistrach entstanden, der das Werk noch im selben Jahr in Moscow uraufführte. Der Druck der stalinistischen Diktatur lastete schwer auf dem Kulturleben, nur wenige Jahre zuvor hatten die Schauprozesse der Säuberung stattgefunden und standen als warnendes Beispiel allen Kulturschaffenden vor Augen. Khatchaturian entging der Zwickmühle, sich einerseits durch die Verwendung moderner Kompositionstechniken dem Vorwurf des Formalismus auszusetzen oder andererseits banale, angepaßte Musik für den simplen Geschmack des Kremlherrschers zu schreiben, durch den Rückgriff auf die musikalische Tradition seines Volkes. Das Werk steckt voll von Melodien aus der armenischen Überlieferung, und das harmonische System wird schon in den ersten Tönen des Werks durch alte modale Techniken aufgelockert.

Der Solist der vorliegenden Aufnahme, Sergey Khachatryan, ist eines der größten musikalischen Talente des neuen Armenien. 1985 geboren, erhielt er ab sechs Jahren Violinunterricht am Konservatorium von Eriwan. Ab 1993 setzt er seine Ausbildung in Deutschland fort, seine Stationen sind die Musikhochschulen Würzburg und Karlsruhe. Seit seinem zehnten Lebensjahr hat er zahlreiche internationale Wettbewerbe gewonnen, zuletzt den Internationalen Jean Sibelius-Wettbewerb in Helsinki. Jetzt, an der Schwelle zum erwachsenen Künstler, setzt mit Auftritten in London, Paris, Amsterdam, Tokio und Berlin eine internationale Karriere ein, die zu den schönsten Hoffnungen berechtigt.

Rezensionen

»Khachatryan sichert sich mit seiner Spieltechnik von vornherein einen Platz in der ersten Reihe heutiger Hochleistungsvirtuosen. Für den Rezensenten bleiben da keine Wünsche offen.« RONDO

Rezensionen

FonoForum 07/04: »Keine Frage: Sein Sibelius ist eine Sensation, Khachatryan begegnet den Schwierigkeiten mit provozierender Mühelosigkeit.​ Die Intonation ist bestechend, der Ton schlank und ebenmäßig, und die Arpeggien klingen, als gäbe es so etwas wie Lagenwechsel überhaupt nicht.​«