3 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
27. Dezember 2018
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
2,0 von 5
Nüchterne Bestandsaufnahme
Nach seiner fulminanten und ungemein reflektiert und differenziert ausgehörten wie animiert gespielten Erstaufnahme aus den 70er Jahren hat Pollini nunmehr bei Chopin und hier zu den Preludes offenbar eine Position künstlerischer Routine und robuster Draufsicht eingenommen, die pianistisch hörbar zwar nichts falsch macht, die (auch zu) schnell (weniger gut) durchspielt, musikalisch jedoch hinter den frühen, nuancierten Erkundungen und Gestaltungen chopinscher Klangwelten zurückbleibt. Und ev daran auch nicht mehr interessiert ist, und primär notengetreu die z.T. schlichte Struktur realisieren möchte.
Als ein gestalterisches Resume auf Chopin zu wenig, der seine Musik ja niemals als zu laut, als eher virtuos-robust oder vordergründig zu spielen und zu klingen verstanden wissen wollte, sondern ausdrücklich zu spielerischer und klangsinnlicher Fantasie herausforderte.
Von solchen musikalischen Künsten wie neuerlich bei Blecharcz, Goerner oder Budu vernimmt man hier allzu wenig.
Wer weiss, warum Pollini 30Jahre nach dem frühen Glücksfall seines sensiblen Chopin-Spiels hier so spröde und nüchtern in seiner musikalischen Aussage geworden ist, ein statement temporärer Ernüchterung? Jedenfalls eine herbe, was nicht nur die Preludes betrifft.
Denn auch die Nocturnes klingen eher kurzatmig gespielt und wenig charmant, die Mazurken wie etwas unwirsch und lustlos verordnete Tanzvergnügen, und das berühmte 2te Scherzo leider zu gewichtig und eindimensional. Scusi signore, ich bin enttäuscht.