Alessandro Scarlatti: Colpa,Pentimento e Grazia (Oratorium)
Colpa,Pentimento e Grazia (Oratorium)
2
CDs
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- Künstler: Lola Casariego, Martin Oro, Maria Espada, Orquesta Barroca de Sevilla, Eduardo Lopez Banzo
- Label: harmonia mundi, DDD, 2003
- Erscheinungstermin: 23.2.2004
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Römische Leidensgeschichten
„Rom bietet der Musik kein Obdach, sie fristet hier ein Bettlerdasein.“ Dieses bittere Resümee zieht Alessandro Scarlatti 1708, im letzten Jahr seines zweiten Rom-Aufenthaltes, in einem Brief an Ferdinando de’ Medici. Er befinde sich in der größten Bedrängnis seines Lebens und könne seine zahlreiche Familie kaum ernähren, da er nicht über eine ausreichend bezahlte Festanstellung verfüge. Diese Klagen nehmen wunder angesichts zahlreicher Kompositionsaufträge und einer nicht schlecht bezahlten Stelle als Kapellmeister an der Basilika Santa Maria Maggiore. Da sich Scarlatti zusätzlich noch der Förderung durch die polnische Exkönigin Maria Casimira und vor allem durch den kunstsinnigen venezianischen Kardinal Ottoboni erfreute, ist es kaum vorzustellen, dass er materielle Not litt. Wollte er mit seinem Notruf außerhalb Roms das Terrain für neuen Beistand vorbereiten? Ferdinando de’ Medici stand hierfür offensichtlich nicht zur Verfügung, denn nach Scarlattis Klagebrief bricht die Korrespondenz ab.
Kardinal Pietro Ottoboni jedenfalls verweigerte der Kunst das Obdach nicht, er bestellte bei Scarlatti das Passionsoratorium Colpa, Pentimento e Grazia. Ottoboni war bereits in sehr jungen Jahren von seinem Onkel, Papst Alexander VIII., zum Kardinal-Vizekanzler berufen worden. Bis zu seinem Tod residierte er in dem prachtvollen Renaissancepalast der Cancelleria, die er zu einem Mekka des römischen Musiklebens machte. Ottoboni war selbst hoch talentiert, schrieb Opernlibretti und Texte zu Kantaten und Oratorien, als hochherziger Mäzen unterstützte er nicht nur Scarlatti, neben vielen anderen konnte sich auch Händel während seines Rom-Aufenthalts der großzügigen Förderung des Kardinals erfreuen. Arcangelo Corelli stand seit 1689 bis zu seinem Tod in Ottobonis Diensten, hier schuf er seine großartigen Kompositionen für Kammermusikbesetzung und für das große Orchester des Kardinals, das er leitete.
Im Unterschied zu anderen römischen Mäzenen, die (nicht zu Unrecht) im Oratorium eine schleichende Umgehung des strikten Verbots der Oper in der ewigen Stadt sahen, war Ottoboni ein eifriger Förderer geistlicher Musikdramen, hierzu ließ er in seinen Palast ein kleines Theater einbauen. Im Rahmen musikalischer und literarischer Akademien fanden in der Cancelleria häufig, besonders in der Fastenzeit oder zu Himmelfahrt, Oratoriums-Aufführungen statt. Für die Fastenzeit des Jahres 1708, die im übrigen von wirtschaftlicher Unsicherheit infolge des spanischen Erbfolgekrieges gekennzeichnet war, hatte Ottoboni nicht weniger als acht große Passionsoratorien in Auftrag gegeben, darunter Colpa, Pentimento e Grazia, das am Mittwochabend der Karwoche aufgeführt wurde. Der Text stammt von Ottoboni selbst, er ist zu großen Teilen eine freie Paraphrase auf die Klagelieder des Propheten Jeremia, die als lectiones tenebrarum ein fester Bestandteil der Liturgie der Karwoche waren. Scarlatti zeigt diesen Bezug deutlich durch die Einflechtung gregorianischer Melodien aus dem officium tenebrarum in seine Komposition. Im Gegensatz zu der eher bescheidenen Vokalbesetzung von nur drei Stimmen („Schuld“, „Reue“ und „Gnade“) besticht das Werk durch eine besonders raffinierte Orchesterbehandlung: Vier Trompeten, Posaunen, Streicher und der Basso continuo sind das Reservoir für ein einfallsreiches Spiel mit Klangfarben. Oft ist es allerdings eine fast minimalistische Vorgehensweise, die mit Anweisungen für den Basso continuo wie „Laute und Kontrabass allein“ oder „ohne Cembalo“ einen starken dramatischen Effekt erzielt.
Vier Tage vor der Aufführung von Colpa, Pentimento e Grazia war im Palast des Kardinals Ruspoli übrigens ein anderes Oratorium zu hören. La Risurrezione hieß es, und die Musik war von Georg Friedrich Händel, der in Rom gerade als „caro sassone“ Furore machte. Die Konkurrenz des jungen Deutschen, der gleichaltrig war mit seinem Sohn Domenico, dürfte Alessandro Scarlatti zweifellos zu besonderen Leistungen angespornt haben. Vielleicht ist es diesem Umstand zu verdanken, dass Colpa, Pentimento e Grazia zu den besten Schöpfungen des Komponisten gerechnet wird.
„Rom bietet der Musik kein Obdach, sie fristet hier ein Bettlerdasein.“ Dieses bittere Resümee zieht Alessandro Scarlatti 1708, im letzten Jahr seines zweiten Rom-Aufenthaltes, in einem Brief an Ferdinando de’ Medici. Er befinde sich in der größten Bedrängnis seines Lebens und könne seine zahlreiche Familie kaum ernähren, da er nicht über eine ausreichend bezahlte Festanstellung verfüge. Diese Klagen nehmen wunder angesichts zahlreicher Kompositionsaufträge und einer nicht schlecht bezahlten Stelle als Kapellmeister an der Basilika Santa Maria Maggiore. Da sich Scarlatti zusätzlich noch der Förderung durch die polnische Exkönigin Maria Casimira und vor allem durch den kunstsinnigen venezianischen Kardinal Ottoboni erfreute, ist es kaum vorzustellen, dass er materielle Not litt. Wollte er mit seinem Notruf außerhalb Roms das Terrain für neuen Beistand vorbereiten? Ferdinando de’ Medici stand hierfür offensichtlich nicht zur Verfügung, denn nach Scarlattis Klagebrief bricht die Korrespondenz ab.
Kardinal Pietro Ottoboni jedenfalls verweigerte der Kunst das Obdach nicht, er bestellte bei Scarlatti das Passionsoratorium Colpa, Pentimento e Grazia. Ottoboni war bereits in sehr jungen Jahren von seinem Onkel, Papst Alexander VIII., zum Kardinal-Vizekanzler berufen worden. Bis zu seinem Tod residierte er in dem prachtvollen Renaissancepalast der Cancelleria, die er zu einem Mekka des römischen Musiklebens machte. Ottoboni war selbst hoch talentiert, schrieb Opernlibretti und Texte zu Kantaten und Oratorien, als hochherziger Mäzen unterstützte er nicht nur Scarlatti, neben vielen anderen konnte sich auch Händel während seines Rom-Aufenthalts der großzügigen Förderung des Kardinals erfreuen. Arcangelo Corelli stand seit 1689 bis zu seinem Tod in Ottobonis Diensten, hier schuf er seine großartigen Kompositionen für Kammermusikbesetzung und für das große Orchester des Kardinals, das er leitete.
Im Unterschied zu anderen römischen Mäzenen, die (nicht zu Unrecht) im Oratorium eine schleichende Umgehung des strikten Verbots der Oper in der ewigen Stadt sahen, war Ottoboni ein eifriger Förderer geistlicher Musikdramen, hierzu ließ er in seinen Palast ein kleines Theater einbauen. Im Rahmen musikalischer und literarischer Akademien fanden in der Cancelleria häufig, besonders in der Fastenzeit oder zu Himmelfahrt, Oratoriums-Aufführungen statt. Für die Fastenzeit des Jahres 1708, die im übrigen von wirtschaftlicher Unsicherheit infolge des spanischen Erbfolgekrieges gekennzeichnet war, hatte Ottoboni nicht weniger als acht große Passionsoratorien in Auftrag gegeben, darunter Colpa, Pentimento e Grazia, das am Mittwochabend der Karwoche aufgeführt wurde. Der Text stammt von Ottoboni selbst, er ist zu großen Teilen eine freie Paraphrase auf die Klagelieder des Propheten Jeremia, die als lectiones tenebrarum ein fester Bestandteil der Liturgie der Karwoche waren. Scarlatti zeigt diesen Bezug deutlich durch die Einflechtung gregorianischer Melodien aus dem officium tenebrarum in seine Komposition. Im Gegensatz zu der eher bescheidenen Vokalbesetzung von nur drei Stimmen („Schuld“, „Reue“ und „Gnade“) besticht das Werk durch eine besonders raffinierte Orchesterbehandlung: Vier Trompeten, Posaunen, Streicher und der Basso continuo sind das Reservoir für ein einfallsreiches Spiel mit Klangfarben. Oft ist es allerdings eine fast minimalistische Vorgehensweise, die mit Anweisungen für den Basso continuo wie „Laute und Kontrabass allein“ oder „ohne Cembalo“ einen starken dramatischen Effekt erzielt.
Vier Tage vor der Aufführung von Colpa, Pentimento e Grazia war im Palast des Kardinals Ruspoli übrigens ein anderes Oratorium zu hören. La Risurrezione hieß es, und die Musik war von Georg Friedrich Händel, der in Rom gerade als „caro sassone“ Furore machte. Die Konkurrenz des jungen Deutschen, der gleichaltrig war mit seinem Sohn Domenico, dürfte Alessandro Scarlatti zweifellos zu besonderen Leistungen angespornt haben. Vielleicht ist es diesem Umstand zu verdanken, dass Colpa, Pentimento e Grazia zu den besten Schöpfungen des Komponisten gerechnet wird.
Rezensionen
FonoForum 09/04: "Das Orquesta Barroca de Sevilla verfügt über die nötigen Feinheiten in der Gestaltung von Klang und Atmosphäre. Die beiden Sopranpartien sind mit charakteristischen Stimmen überzeugend besetzt."- Tracklisting
- 1 Track 1
- 2 Track 2
- 3 Track 3
- 4 Track 4
- 5 Track 5
- 6 Track 6
- 7 Track 7
- 8 Track 8
- 9 Track 9
- 10 Track 10
- 11 Track 11
- 12 Track 12
- 13 Track 13
- 14 Track 14