Schöner und anheimelnder Sommerroman auf zwei Zeitlinien. Hat mir sehr gut gefallen!
Buchinhalt:
England, 1911: Die junge Deutsche Anni arbeitet als Vorleserin bei einer reichen englischen Adligen. Als die Tageszeitung Daily Mail einen Wettbewerb um den schönsten Wickenstrauß Englands ausruft, ist auch Anni schnell im Wickenfieber: mit dem Preisgeld und ihrer Freundin möchte sie eine Weltreise machen. Doch noch ist der Sommer nicht zu Ende und die wachsende Trockenheit macht nicht nur Annis Wickenbeet zu schaffen...
Borkum, 2024: Die frisch geschiedene Marieke hat sich auf der Insel ein Insulanerhäuschen gekauft, das einst einer gewissen Anni gehörte. Dort möchte sie zur Ruhe kommen und neu anfangen. Als sie durch die üppigen Wicken am Gartenzaun den Biologen Tibo kennen lernt und zusammen mit ihm von ihrer Nachbarin Alwine die Geschichte um das Inselhäuschen hört, verbinden sich auf wundersame Weise beide Geschichten.
Persönlicher Eindruck:
Zwei Geschichten aus zwei unterschiedlichen Epochen – eine Gemeinsamkeit: Duftwicken. Die duftenden Rankpflanzen mit den Schmetterlingsblüten verbinden die Schicksale zweier Frauen, die zunächst gar nichts miteinander zu tun haben, letztendlich durch das Häuschen auf Borkum aber eine Art Seelenverwandschaft zusammenfügt, die das Buch zu einem absoluten Leseerlebnis macht.
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg fällt ganz England in ein Wickenfieber: durch einen Wettbewerb der Daily Mail und das hohe Preisgeld für den Gewinner pflanzen plötzlich Menschen aller Schichten Duftwicken an. So auch Anni, eine Deutsche, die in Diensten einer Adligen steht und dort als Vorleserin tätig ist. Man erfährt aber auch von Meg und Millie, Annis Freundinnen und taucht zusammen mit ihnen schnell in eine vielschichtige Geschichte aus historischer Zeit ein. Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz: während Jim, der einen Gartenbaubetrieb führt, um Anni wirbt, ist diese auch fasziniert von Lord Ramsgate, einem Reporter, der jedoch in Adelskreisen verlobt ist.
In der Gegenwart ist es Marieke, die durch die Wicken in ihrem Garten auf Borkum neue Kontakte knüpft. In dem Botaniker und Umweltaktivisten Tibo findet sie eine verwandte Seele, denn Marieke ist frisch geschieden und leidet noch immer unter einer mysteriösen Depression, die ihr das Zugehen auf andere Menschen oft unmöglich macht. Tibo ist der Fels in der Brandung, eine ehrliche Haut und auch in der Nachbarin Alwine findet Marieke eine Stütze.
Ich gebe ehrlich zu: eich hatte ein bisschen Einstiegsschwierigkeiten in den Roman. Einerseits waren mir die vielen Namen und Personen im historischen Teil am Beginn zu viel und auch mit Marieke wurde ich nicht recht warm. Sie kam mir überheblich und zynisch vor und ihr Charakter änderte sich erst mit der Zeit. Je länger ich allerdings im Buch las, desto mehr fasste ich darin Fuß und konnte den Roman später kaum mehr zur Seite legen.
Spannung, Historisches, Liebe und Freundschaft, aber auch Verrat und Ränkespiele verweben beide Geschichten, so dass lange Zeit nicht klar ist, wie diese enden bzw. zusammenfinden. Es gäbe sogar noch genügend Stoff für eine Fortsetzung, denn der Schluss ist zwar stimmig und rund, aber nicht alle Fragen werden komplett beantwortet und bleiben so der Fantasie des Lesers überlassen.
Insgesamt empfand ich die Gesamtgeschichte als heimelig und tiefgängig, mir hat der Roman sehr gefallen so dass ich eine absolute Leseempfehlung geben kann. Dieses Buch hat auf alle Fälle das Potential, mehrfach gelesen und immer wieder neu entdeckt zu werden!