Verrat an der Liebe zur Kunst
Die Stiftung Kunst und Kultur auf der Insel Sylt hat zwei neue Stipendiatinnen ausgewählt, die in den kommenden drei Monaten ihre Fähigkeiten hier verfeinern dürfen. Alina Tottmann, eine begnadete Cellistin und Leonie Mahnke, Influencerin und Malerin, deren Gehabe so gar nicht zu dem Klientel, das sie fördern soll zu passen scheint. Als sie am Abend ihrer Einführung in den illustren Kreis der Förderer spurlos verschwindet und auch ihr Freund Lennard Schacht sich nicht erklären kann, wo sie abgeblieben ist, bedeutet das einen neuen Fall für die Kripo Westerland. Dienststellenleiter Peter Reimers drängt auf eine schnelle Aufklärung, da Leonies Mutter eine gute Bekannte von ihm ist. Die zuständigen Kommissare Nick Scarren und Uwe Wilmsen, die von Hubsy Westermann und Maurizio Ferrara unterstützt werden, tun sich bei den Ermittlungen nicht leicht. Nicks Frau Anna, die mit ihrer Gartenbaufirma einen Auftrag bei Stiftungsmitglied Falk von Bergedorf angenommen hat, ahnt nicht, dass sie dem Entführer immer wieder ganz nahe kommt und sich dabei in allergrößte Gefahr begibt. Denn der hat nichts mehr zu verlieren.
Schon im Prolog, wo eine junge Frau auf ihr „Verderben“ trifft, macht sich bei mir die erste Gänsehaut breit. Was es damit auf sich hat, erfahre ich nach und nach in diesem 9. Fall der Anna-Bergmann-Reihe aus der Feder von Sibylle Narberhaus. Der locker-leichte und sehr bildhafte Erzählstil und die kurzen Kapitel mit den dauernden Ortswechseln machen es mir leicht, der Handlung zu folgen. Dadurch bin ich den Kommissaren auch immer einen kleinen Schritt voraus und die Geschichte nimmt ganz schnell richtig Fahrt auf. Trotzdem hat es lange gebraucht, bis ich für mich den Übeltäter ausgemacht hatte. Nur das Warum hat sich mir erst ganz zum Schluss erschlossen.
Das Thema selbst finde ich interessant und vielschichtig aufbereitet mit der Frage „Ist auch eine Influencerin eine Künstlerin“? Nur das die hier zu einem ganz anderen Zweck gebraucht wurde und dann auch noch ihrem Stalker in die Hände fällt. Außerdem wird die Stiftungsvorsitzende Martina Engelhorst tot am Strand gefunden. Mehr wird aber nicht verraten.
Einerseits durch die Ermittlungen, andererseits durch immer wieder eingestreute Beiträge der Entführten steigt die Spannung, die sich am Ende durch einen Knall entlädt, langsam an. Auch dass ich einiges Privates aus Nick und Anna Scarrens Leben erfahre, gefällt mir sehr gut. Das macht sowohl die Ermittler als auch die „Nebendarsteller“ für mich noch greifbarer. Wobei Anna hier schon mehr ist als eine Statistin.
Wer einen soliden, unblutigen Krimi sucht, der auf einer der schönsten Inseln Deutschlands spielt und mit einem interessanten Thema ausgestattet ist, der ist hier genau richtig. Ich habe mich auch diesmal auf Sylt sehr wohl gefühlt.