Ein guter Abschluss
Eigentlich wollte Kriminalpolizistin Hildur Rúnarsdóttir die ruhige Zeit im Frühsommer in Ísafjörður in den Westfjorden Islands genießen. Da kommen gleich mehrere Verbrechen auf ihren Tisch. Es werden auffällig viele Einbrüche in Sommerhäuser angezeigt bei denen aber nichts gestohlen wird; sie und ihr Kollege Jakob werden zu einem plötzlichen Kindstod gerufen; auf dem Hof hinter ihrem Elternhaus in Kotsdalur werden bei Erdarbeiten für einen festen Behälter für Schmutzwasser 4 Leichen entdeckt; im Dorfkrankenhaus muss ein brutal misshandelter Mann vom Kreuzfahrtschiff „Diamant of the Sea“ behandelt werden; ihr Kollege Jakob bekommt seltsame Textnachrichten, über die er nicht sprechen will; ihr Freund Anton schickt gut gelaunte, aber völlig unbedeutende Nachrichten, die zu nichts führen, und Helga, eine ehemalige Nachbarin und gute Freundin ihrer Mutter leidet immer häufiger an Gedächtnisstörungen und sieht fremde Menschen im ihrem Zimmer im Seniorenheim. Sie selbst spürt wieder dieses diffuse Gefühl der Beklemmung und fürchtet, dass dieses Gefühl ein schlimmes Ereignis ankündigen könnte. Und je weiter sie in die Machenschaften am Fjord eintaucht, desto mehr lichten sich auch die Nebel über der Vergangenheit.
Nachdem mir die ersten drei Bände der Hildur-Reihe sehr gut gefallen haben, habe ich mich richtig gefreut, dass hier noch ein weiterer Band nachgeschoben wurde. Und auch dieses Buch hat mich nicht enttäuscht.
Mit diesem 4. Band knüpft Autorin Samu Rämö direkt an die Vorgängerbände an. In kleinen Rückblicken in die 1990er Jahr erfahre ich mehr über die Ehe und das Leben von Hildurs Eltern Rúnar und Rakel, die bei einem Autounfall ums Leben kamen. Außerdem bekomme ich verschiedene Briefe zu lesen, die für den Fall der 4 Toten auf Hildurs Grundstück eine Rolle spielen. Nur, wie das alles zusammenhängt, das war mir sehr lange nicht klar.
Hildur beweist auch bei diesen Ermittlungen wieder, wie geduldig, verlässlich und ausdauernd sie ist. Sie macht aber auch vieles mit sich selbst aus, was für ihren Kollegen Jakob und ihre Chefin manchmal recht anstrengend ist. Mir persönlich war diese Frau, die immer ihr Surfbrett und ihren Neoprenanzug im Auto dabei hat, ab dem ersten Kennenlernen sympathisch.
Es war sehr schön auch die Menschen wiederzulesen, mit denen ich es in der Vergangenheit hier schon zu tun hatte. So sehe ich Hildurs Schwestern Rosa, die gerade das elterliche Haus renoviert, und Björk, die in Reykjavik im Gefängnis einsitzt genau so wieder wie Jakobs Sohn Matias, der immer noch Eingewöhnungsschwierigkeiten in Island hat und seine neue Lebensgefährtin Gudrun. Sie alle bereichern die Geschichte mit ihren so unterschiedlichen Charakteren ungemein.
Was mir bei diesen so unterschiedlichen Fällen, die schlussendlich fast alle irgendwie zusammen hängen, gefehlt hat, ist eine gewisse Grundspannung. Die habe ich einfach vermisst. Es läuft alles ohne direkte Höhepunkte ab, wabert hier und da einfach so dahin. Wobei jeder Fall für sich genommen schon eine gewisse Spannung beinhalten könnte. Nur kommt die leider nicht bei mir an. Und bei den Ergebnissen spielt hier oft Kommissar Zufall eine Rolle.
Ich erfahre auch wieder einiges über Island, die Gebräuche und das Leben auf dieser nördlichen Insel. Auch die wundervollen Landschafts- und Naturbeschreibungen, die mein Kopfkino abgespeichert hat, werde ich bestimmt noch lange im Kopf haben.
Interessante Fälle, die sich schlüssig und glaubhaft aufklären und ein sehr sympathisches Ermittlerduo machen auch dieses Buch trotz der mir fehlenden Spannung wieder zu einem Lesevergnügen.