Wenn KI, Deepfakes & Fake News zur Gefahr werden - spannend, anspruchsvoll, aber etw. überfrachtet
INHALT:
Oktober, 2024: Aus einem Flugzeug von London nach München wird eine Entführung der Maschine gemeldet. Terroristen wollen scheinbar das voll besetzte Passagierflugzeug in ein Flughafenterminal stürzen lassen.
Innerhalb kürzester Zeit muss über einen eventuellen Abschuss des Linienfliegers entschieden werden.
Derweil steht die Welt vor einem immer größer werdenden Problem: Ein Virus sorgt dafür, dass sich Deepfakes rasend schnell ausbreiten und sich nicht mehr von realen Nachrichten, Videos und Anrufen unterscheiden lassen.
„Sie könnten einen Anruf von Ihrer Mutter erhalten und würden nicht bemerken, dass Sie mit einer KI sprechen."
Schon bald brechen die öffentlichen Strukturen zusammen und die Menschheit versinkt im Chaos.
Die USA bereiten sich auf einen nuklearen Schlagabtausch vor.
„Valentine war entsetzt. Er hatte angenommen, es sei jedem klar, dass ein Virus die Kontrolle über die Medien übernommen hatte. Aber offenbar hatte er sich getäuscht. Selbst dieser junge Mann, der ihm aufgeweckt erschienen war, stellte die Nachrichten auf seinem Handy nicht infrage.“
Währenddessen arbeiten Experten verschiedenster Institutionen im Hintergrund daran, das Virus zu stoppen, die Drahtzieher zu finden, sichere Kommunikationskanäle aufzubauen und die Sicherheit wiederherzustellen. Doch wem und worauf können sie dabei noch trauen?
----
MEINUNG:
Da ich bereits die drei vorherigen Bücher von Peter Grandl regelrecht verschlungen habe und sie für mich alle große Highlights waren, waren meine Erwartungen an sein neues Buch sehr groß.
Dass ich mit der Lektüre (und damit auch mit den Kapiteln über den Linienflug) ausgerechnet in den Stunden gestartet bin, als im realen Leben das schreckliche Flugzeugunglück in Indien stattfand, hat mich schon etwas betroffen gemacht (wofür das Buch natürlich nichts kann).
Die Geschichte wirkte so vermutlich noch realer und ich war anfangs sehr nahe an ihr dran, obwohl man wenig vom Innenleben der Figuren erfährt.
Auch die geschilderten Gefahren von KI, Deepfakes und Fake News sowie das Chaos, welches dadurch ausgelöst werden könnte, fühlte sich beim Lesen nicht allzu weit hergeholt an. Und es regt zur kritischen Auseinandersetzung an. Denn schon jetzt lassen sich selbst Fake Videos immer schwerer von realen Inhalten unterschieden.
Zudem macht es nochmals bewusst, wie abhängig wir heute von unserer digitalen Welt und von unseren Kommunikationswegen sind.
Wen in diesem Bereich Zukunftsängste plagen, sollte sich vielleicht nicht unbedingt dieser Lektüre widmen, die doch etwas dystopisch anmutet, oder sollte zumindest beim Lesen besonders gut auf sich achten.
Der Thriller ist von Anfang an spannend aufgebaut und lässt sich flüssig lesen. Allerdings würde ich ihn als sehr komplex und anspruchsvoll einordnen.
Die Geschichte besteht aus wirklich vielen Erzählsträngen und Perspektiven. Um da nicht den Überblick zu verlieren, würde ich empfehlen, das Buch mit möglichst wenigen Unterbrechungen zu lesen.
Gewünscht hätte ich mir zu Beginn, dass die verschiedenen Personen, Perspektiven, Institutionen sowie Fachbegriffe und Abkürzungen (z. B. von der Luftabwehr, von Geheimdiensten usw.) etwas langsamer eingeführt oder sogar verringert werden würden, um Lesende nicht zu erschlagen.
Dennoch ist es eine Kunst für sich, wie der Autor es auch in diesem Buch schafft, all die Stränge nach und nach geschmeidig zu einem Ganzen zusammenzuführen.
Vor allem im letzten Drittel wurde mir insgesamt zu dick aufgetragen, da unglaublich viele verschiedene Dinge Schlag auf Schlag geschehen.
So wirkte die Handlung für mich leider überfrachtet und nicht unbedingt glaubwürdig – weniger wäre hier mehr gewesen.
Dennoch hat mich das Buch insgesamt gut unterhalten und hat mir spannende Lesestunden geschenkt.
----
FAZIT: Ein spannender, sehr anspruchsvoller und komplexer Thriller mit dystopischen Elementen, der sich kritisch mit Manipulation sowie möglichen Gefahren durch KI, Deepfakes und Fake News auseinandersetzt. Insgesamt war es mir mehrmals zu überfrachtet, dennoch hat mich die Geschichte gefesselt und nachdenklich gemacht. 4/5 Sterne!