Mitreißend und überraschend
Das Cover hat mich hier etwas irritiert, fast hätte ich übersehen, dass es sich hier um einen Thriller handelt. Ich habe mit dem Motiv an Fantasy oder DarkRomance gedacht. Aber nachdem ich nun den Inhalt kenne, ist es doch stimmig und dennoch für das Genre ungewöhnlich.
Das Team der Strange Crimes Unit, rund um den FBI-Agent Tiberius Granger, werden nach Blue Harbor gerufen, nachdem dort an Leuchttürmen abgelegte Frauenleichen gefunden werden, die mit frischen Blumentatoos überseht sind. Das erschreckende, die Blumen sind passend zum jeweiligen Namen. Der Killer scheint dies extra für Tiberius inszeniert zu haben, denn bald kommt seine schwierige Vergangenheit und seine alte Jugendliebe Bexley ins Spiel, deren Schwester auch vermisst wird. Eile ist geboten, denn schon bald soll die Region von einem Hurrikan verwüstet werden.
Ich bin sehr gut in die Geschichte gestartet, da es gleich dramatisch aus Opfersicht losgeht, allerdings danach etwas ins stocken gekommen, da es sehr viele Personen auf einmal waren, die zu Beginn auftauchen. Nach und nach konnte ich mich jedoch mit allen anfreunden und die unterschiedlichen Charakter entdecken, deren Zusammenspiel sehr harmonisch und vertraut scheint, aber mit dem gewissen Hang zu kleinen Eigenheiten. Leider kenne ich die vorigen beiden Bücher der Reihe nicht und habe erst später erfahren, dass diese bisher nicht ins deutsche übersetzt wurden, sehr schade.
Dennoch habe ich dank des angenehmen Schreibstils die ersten Seiten geradezu verschlungen, im Mittelteil ging es dann etwas gemütlicher voran, da die Ermittlungen und die Verstrickungen erstmal langsam aufgebaut werden mussten. Mir gefallen die angelegten Perspektivwechsel, zwischen Ermittlern, Killer, Opfer und weiteren Charakteren, so wie die Rückblicke und Verbindungen in die gemeinsame Vergangenheit. So hat mich die Autorin durch die geschickte optischen Beschreibung des Täters, in den Augenblicken, die ich mit den Opfern miterlebe und den auftauchenden Männern aus Bexleys aktuellem Leben ins Grübeln gebracht, wer wohl der Killer sei? Als dann auch noch mögliche Verdächtige aus Tiberius und Bexleys außergewöhnlicher Vergangenheit auftauchen, war ich restlos unschlüssig, wer hier als Täter agiert. Generell bin ich oft richtig mit meinen eigenen Ermittlungen während des Lesens, aber hier konnte ich mich bis zum Schluss nicht festlegen und wurde durch das packende Ende endlich mal überrascht. Auch gab es mehr als eine geschickt eingesetzte Wendung, die ich nicht kommen sah und im Plott alles nochmals gedreht hat. Dieser Thriller hat mir nach langem mal wieder richtig gut gefallen. Wer allerdings Erfahrungen mit psychischer Erniedrigung gemacht hat, könnte evtl. getriggert werden oder auch wer gegen religiöse Ansichten ist, denn vor allem gegen Ende kommt dieses Thema vermehrt vor. Da weiß ich jetzt nicht, was ich davon halten soll, persönlich hätte ich dies am Ende nicht benötigt, aber vielleicht ist dieses Thema der Autorin wichtig.
Stimmungsvoll und dramaturgisch ist auch die Wetterlage im Buch, die so stimmig beschrieben wird, dass man sich mitten im Sturm wiederfindet und Angst hat, dass einem die letzten Zeilen davon fliegen. So konnte ich Garden Girls ab den letzten 100 Seiten nicht mehr aus der Hand legen, abgesehen von den beiden Schlusskapiteln, die eher zur Aufklärung und Abrunden des Thrillers nach dem Ende dienen.
Fazit, ich hatte selten einen Thriller der mich so überrascht und mitgerissen hat und ich werde die Augen offen halten, neue Bücher von Jessica R. Patch zu erspähen, in der Hoffnung, dass sie mich nochmal so gut täuschen und unterhalten kann.