Bekker & Meislow zum Dritten
Charly Bekker und Stella Meislow von der Ständigen Mordkommission werden zu einem rätselhaften Todesfall gerufen. Kaum angekommen, blicken sie in das bläulich angelaufene Gesicht einer Frau, deren Augen weit aufgerissen sind und deren Zunge dick hervorquillt. Todesursache scheint Erhängen zu sein, was nicht zuletzt das tief in ihren Hals eingegrabene Seil zeigt. Aber nicht genug damit, wurde das Opfer auch gebrandmarkt. Ein scharlachroter Buchstabe auf ihrem Dekolleté - ein acht Zentimeter großes, ins Fleisch eingebrannte „A“ - sticht ihnen geradezu in grotesker Weise ins Auge. Ein absolut verstörender Anblick. Nicht lange danach wird eine weitere, ähnlich zugerichtete Tote, aufgefunden.
Geht es hier um Rache? Um Eheprobleme? Denn auch das zweite Opfer hatte einen vergleichbaren Hintergrund, sie lebten getrennt von ihren Ehemännern. Und warum wurden die Frauen gebrandmarkt? Sollten sie an den Pranger gestellt werden? Und wenn ja, warum? Die Zeit drängt, denn wie es aussieht, handelt der Täter in Serie und es steht zu befürchten, dass er erneut zuschlagen wird.
Daneben geht es um Bela Rottenbach, einem verurteilten Mörder, an dessen Schuld sowohl Stella als auch Charly erhebliche Zweifel haben. Auch kommt der unbekannte Täter gelegentlich kurz zu Wort, diese Einschübe werden kursiv dargestellt.
Charly und Stella sind zwei komplett unterschiedliche Charaktere. Beide sind sie scharfsinnig, beide sind sie gut in ihrem Job, beide lassen sie sich nicht beirren, sie bleiben dran, lassen nicht locker. Stella ist eher zurückhaltend und doch sofort zur Stelle, wenn es die Situation erfordert, an ihr spürt man auch eine Spur von Schüchternheit, während Charly mir hier zu forsch, ja zu barsch, zu direkt ist. In ihrer polternden Art ist sie nicht zu bremsen, sie geht jeden sofort an, auch grundlos. Den herzensguten Menschen, der sie laut Beschreibung sein sollte, versteckt sie gut hinter ihrem Rambo-Getue. War sie mir in den Büchern zuvor durchaus sympathisch, hat sich dies nun ins Gegenteil verkehrt. Gut, sie wird im Laufe der Story ein Stück weit handzahmer, was ihrem Charakter beileibe nicht abträglich ist.
Gunnar Schwarz zieht seine Leser sofort ins Geschehen, er präsentiert den ersten Mordfall, lässt auch in die abstrusen Gehirnwindungen des Unbekannten blicken, er sorgt für Spannung ab den ersten Zeilen. Ziemlich lange bin ich ratlos, habe so einige Vermutungen und bin am Ende dann doch verblüfft. Kontrollzwang. Dieses Thema zieht sich durchs Buch, die Story ist gut konstruiert und logisch aufgebaut, sie ist durchweg spannend erzählt, sodass ich das Buch erst dann weglegen konnte, nachdem alles aufgeklärt wurde. Lediglich Charly hat mein Lesevergnügen etwas beeinträchtigt, ansonsten hat der Autor wie gewohnt abgeliefert.