Was für eine Enttäuschung. Kann absolut nicht mit dem berühmten Lied mithalten - Zeitverschwendung.
Buchinhalt:
Hamburg 1914: Liliane ist verliebt in den Schöngeist Cord und träumt nebenbei von einer Karriere als Sängerin und Schauspielerin. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, meldet sich Cord freiwillig und Liliane ist so vor den Kopf gestoßen, dass sie sich von ihm trennt. Ihre Theaterambitionen gibt sie aber nicht auf und zieht schon bald nach München, wo sie im Künstlerviertel Schwabing ihr Bühnenleben auslebt – und immer wieder darüber nachsinniert, was wohl aus Cord geworden ist....
Persönlicher Eindruck:
Was für ein Reinfall! Nachdem das Buch damit wirbt, die fiktive Geschichte hinter dem weltbekannten Lied Lili Marleen zu sein, hatte ich sehr große Erwartungen. Denn wer es mit dem Lied aufnehmen will, das Lale Andersen 1939 sang und in dem es um die Liebe eines durch den Krieg getrennten Paares geht, hat es schwer. Im Grunde ist es genauso, wie wenn ein mehrfach oscarprämierter Film plötzlich mit anderen Schauspielern neu verfilmt wird: es kann nur in die Hose gehen. So auch hier.
Das Buch handelt von Liliane, einem Mädchen aus Hamburg, und ihrer Jugendliebe Cord. Zumindest einige Kapitel lang, dann ist es aus mit der Liebe, Sehnsucht und Hoffnung, die der Klappentext verspricht. Liliane selbst ist zu Beginn des Romans 17 Jahre alt, in meinen Augen relativ spleenig und träumt von dem großen Durchbruch am Theater, als Schauspielerin und Sängerin. Immerhin spielt sie in einer Laienspielgruppe, da muss sie auch für die große Bühne gemacht sein.
Cord ist ein etwas weltfremder Schöngeist, interessiert sich für Literatur und Lyrik – und natürlich für Liliane. Doch als der Große Krieg ausbricht, meldet er sich als Freiwilliger und die rosarote Zeit ist vorbei.
ch hatte ehrlich gesagt nicht das Gefühl, als würde dieser Bruch Liliane etwas ausmachen. Im Gegenteil – sie scheint nun frei und ungebunden (ihre Eltern spielen keine größere Rolle in ihrem Leben) und so zieht es Lili, wie sie sich fortan nennt, nach München ins intellektuelle Künstlerviertel Schwabing, wo sie sich mit wechselnden Männern und auch Frauen vergnügt und ihrem Traum von der großen Bühne nachgeht.
Was hat das alles mit dem berührenden Lied zu tun, das für Zehntausende zum Schicksalslied im Zweiten Weltkrieg wurde? Richtig: gar nichts. Der Roman ist von Anfang bis Ende konstruiert und wirkt, als wolle Frau Wendt hier auf dem Erfolg des Liedes mitschwimmen. Jedenfalls sind die Romanhandlung und die handelnden Personen hier im Buch dermaßen hölzern, so dass es nicht gelingt, den Leser auch nur ansatzweise mitzureißen oder zu berühren. Die Parallele, dass eben der Cord dieser Geschichte ebenso wie der männliche Part im Lied ein Soldat ist und sich mit seiner Freundin unter der Laterne trifft, ist in meinen Augen nur eine Randerscheinung in einem gezwungen auf künstlerisch-intellektuell getrimmten Plot.
Zudem gibt es einige absolut unglaubwürdige Szenen: Erstens wird keine minderjährige Siebzehnjährige 1914 unverheiratet allein mit ihrem Freund nach Paris reisen. Zweitens jammert Liliane während des Hungers über die Nahrungsmittelknappheit im Krieg, füttert aber zeitgleich die Schwäne mit Brotrinden. Drittens ist mir schleierhaft, dass es überhaupt noch Schwäne gibt in Hamburg, wo die Menschen fast verhungern. Ich könnte noch weitere Punkte nennen, im Grunde geht es immer so weiter.
Fazit: Ich hatte mir etwas vollkommen anderes erhofft und bin zutiefst enttäuscht. Empfehlen kann ich diesen Roman absolut nicht.