Opulente, aber auch langatmige Geschichte zwischen Emanzipation und Rache. Na ja....
Buchinhalt:
Klytämnestra, Gemahlin des mykenischen Königs Agamemnon und Schwester der schönen Helena von Sparta opfert für einen günstigen Kriegszug ihres Mannes ihr Tochter Iphigenie – und sint fortan über Jahre auf Rachen an ihrem ruchlosen Ehemann. Selbst schon in jungen Jahren in der Kapfkunst ausgebildet wird aus Klytämnestra eine unerbittliche und starke Königin, die ohne Abhängigkeit vom männlichen Geschlecht ihre Wünsche und Pläne durchsetzt....
Persönlicher Eindruck:
Das Debüt der bis dato unbekannten Autorin Casati zum griechischen Mythologie hatte mich neugierig werden lassen auf seine Geschichte voller antiker Helden, Intrigen und Verflechtungen – mittendrin eine weibliche Hauptfigur, die im klassischen Altertum sonst eher eine Randfigur ist. Der Plot war gut durchdacht und bevölkert mit allerlei bekannten und unbekannten Figuren für deren Fülle man mehr als einmal das Glossar mit den Erläuterungen zu den dramatis personae bemühen musste. Insgesamt baut sich schon nach wenigen Seiten eine opulente antike Welt vor den Augen des Lesers auf, in die man förmlich hinein gesogen wird.
Schön und gut. Was zunächst mehr als vielversprechend klingt, ist aber auch der Pferdefuß der Geschichte. Für meinen Geschmack war nach einer Weile die Handlung dermaßen unübersichtlich, so dass mir die Nähe zu den Figuren gänzlich abhanden kam. Klytämnestra selbst verfügte für mich über keinerlei Identifikationspotential. Sie ist berechnend und geht förmlich über Leichen, ihr Durst nach Rache für den Tod ihrer Tochter bestimmt ihr Leben und ihr Handeln.
Der Schreibstil war spannend, keine Frage – dennoch passte er an vielen Stellen nicht so recht zur antiken Welt, da die Autorin die Charaktere sehr modern reden lässt. Im Laufe der Geschichte verliert und zerfasert sich diese zunehmend und die Figuren bleiben dem Leser eigentümlich fremd.
Das Thema, das Casati hier aufgreift, ist die starke, unabhängige Frau, die ohne Rücksicht auf Verluste ihren Weg geht – Emanzipation im Altertum, wenn man so will. Leider konnte mich Klytämnestra nicht wirklich überzeugen, so dass ich am Ende froh war, den Wälzer geschafft zu haben: immer schlecht für ein Buch, mag es für andere noch so gut sein.
Insgesamt eine interessante aber auch langatmige Geschichte über eine Königin, die mir aber leider nicht längerfristig im Gedächtnis haften blieb. Schade, denn es gibt durchaus Sagen des Altertums, die meine Begeisterung immer wieder wecken.
Eine Leseempfehlung kann ich nur für eingefleischte Antike-Fans aussprechen, für mich war die Lektüre hingegen trocken und nicht so spannend, wie zu Beginn erhofft.