Bodenständiger Reisebericht
Eine gemütliche, wenn auch nicht wirklich ereignisreiche Reise über den High Scardus Trail durch die Alpen im Kosovo, Nordmazedonien und Albanien. Eine Wanderung durch die wunderschöne, einsame und fast unberührte Wildnis Europas.
Ich wünschte ich könnte den Bergfreundinnen volle Punktzahl geben, da sie mir im Laufe des Buchs sehr ans Herz gewachsen sind aber meine Liebe zu Reiseberichten und meine Erwartunge, an spektakuläre/abenteuerlustige Momente und Erzählungen, die nicht ganz erfüllt wurden, lassen es leider nicht ganz zu. Am Ende muss ich sagen, habe ich das Lesen zwar sehr genossen, es war im Vergleich zu vielen anderen Reiseberichten aber nicht besonders spektakulär oder Ereignissreich. Der Mangel an Ereignisse und Abenteuer wird mit der Beschreibung der Gedanken, Freundschaften und Verletzungen der Autorinnen ausgeglichen. Mit einer guten Prise an Humor, die das Lesen sehr angenehm machen.
Es wird abwechselnd aus der Sicht der verschiedenen Autorinnen/Bergfreundinnen, erzählt jede von sich aus über Ihre Wehwechen, Schmerzen, Frustrationen und Altersbeschwerden. Grundsätzlich ist es toll, die Reise aus verschiedenen Sichten zu sehen, aber neben den Leidenswegen hätte ich mir ein bisschen mehr Inhalt über die traumhafte Landschaft, die Interaktion mit den Menschen in den Dörfern und die Erfahrungen der Vegetarierin gewünscht. Das ist es nämlich, was ich an Reiseberichten so toll finde, es geht ja meist nicht nur darum den Körper an die Grenzen zu bringen und möglichst schnell möglichst viele Kilometer zurückzulegen. Die Erfahrungen und Abenteuer mit Menschen, Natur und anderen Kulturen sollten meiner Meinung nach an erster Stelle stehen und gefühlt war das leider etwas zweitranging, bzw garnicht wirklich vorhanden.
Allerdings wurde viel mit dem tollen Schreibstil wettgemacht. Das Buch liest sich sehr leicht und angenehm und es wurde auch mit humorvollen Kommentaren untermalt.
Was ich aber unglaublich verwirrend fand, ist das Kamerateam. Am Ende des Buches bin ich mir noch immer nicht sicher, ob es den ganzen oder nur einen Teil des weges dabei war? Die ersten Kapitel werden so erzählt, als wären es wirklich nur die drei Freundinnen, bis sich plötzlich der Satz einschleicht "Max, Paale und Luis von unserem Kamerateam entscheiden sich, den Forstweg in Richtung Tal entlangzulaufen"... Ja wo kommen die den her? waren die schon die ganze Zeit dabei? bleiben die jetzt? Hören wir noch mehr über die drei oder war das ein Fehler und ganz so einsam waren die drei nicht unterwegs, wie im restlichen Buch vorgegaukelt? Verwirrend...
Alles in allem ein gemütliches Buch, dass locker leicht zwischendurch zu lesen ist. Ein Reisebericht von ganz normalen Frauen, die diese Reise neben ihren Vollzeitjobs gemacht haben, ohne zuhause alles aufzugeben. Und da der Schreibstil toll ist, die Bergfreundinnen unglaublich sympatisch sind, vergebe ich für diesen sehr bodenständigen Reisebericht trotzdem 4 Sterne.