sehr aktuelle Thematik
Buchinhalt:
Chelsea ist ein typisches Gossip-Girl – Klatsch und Tratsch bestimmen ihren Alltag und den ihrer Freundinnen, wer anders ist, über den wird gnadenlos abgelästert.
Als Chelsea eines Tages auf einer Schulparty ihren schwulen Mitschüler Noah outet, setzt sie eine Kette von Ereignissen in Gang, die ihr Leben von einem Schlag auf den anderen ändern. Denn als zwei andere Mitschüler Noah krankenhausreif schlagen, zeigt Chelsea die beiden an und ist von nun an das Hassobjekt ihrer Highschool. Chelsea entschließt sich, nicht mehr zu sprechen. Keiner hält zu ihr, doch plötzlich ist da Asha und mit ihr ein harter, steiniger Weg in einen neuen Freundeskreis…
Persönlicher Eindruck:
Hannah Harrington schildert unverblümt und in einer eingängigen Sprache Mobbing, Cliquenterror und soziale Ächtung einer jungen Schülerin – jeder, der entweder selbst schon mal Opfer von solchen Übergriffen wurde oder auch jeder andere Leser, egal welchen Alters, versetzt sich sofort in die Lage der Protagonistin.
Chelsea ist zunächst wenig sympathisch; sie kann ihren Mund einfach nie halten und zusammen mit Kristen, ihrer Freundin, zieht sie über so ziemlich jeden her. Ich heiße nicht gut, was sie da mit dem homosexuellen Nico anstellt, muß aber eindeutig für sie Partei ergreifen, als sie die beiden Schläger bei der Polizei anzeigt. Diese Entscheidung zeugt eindeutig von Größe, denn meiner Meinung nach begründet sich ihre soziale Ächtung nicht auf der Tatsache des Outings. Generell hat das Mädchen Ecken und Kanten und wirkt gerade deswegen erfrischend real und plastisch.
Recht düster und beklemmend empfand ich den Spießrutenlauf in der Schule und recht typisch die Tatsache, dass von den Übergriffen kein Lehrer und auch sonst niemand etwas mitbekommen haben will. Die Autorin bringt das Gefühl, Außenseiter zu sein, sehr gut rüber, wobei ich allerdings etwas zwiegespalten bin in Bezug auf den generellen Sinn des Schweigegelübdes. Chelsea kommuniziert über ihren Schreibblock, so wirklich erfüllt hat sie das Gelübde dadurch nicht.
Ihre Entwicklung den Roman über konnte ich gut nachvollziehen, allerdings störte ich mich an einem Satz, der gegen Ende fiel: „Chelsea, Du hast das Leben der beiden [Schläger] zerstört.“ Hallo?? Es ist ja wohl eindeutig, dass die beiden selbst verantwortlich für ihre Taten sind und sich zu Recht verantworten müssen!
Einzig der Schluß… der war mir doch etwas zu sehr rosarot und „happy-happy“, er glitt schon fast ins kitschige ab. So schnell wird im realen Leben nicht alles gut, das ging mir einfach zu glatt. Dennoch war das Buch mit seiner bemerkenswert realen Thematik ein Roman zum Nachdenken, den gerade die lesen sollten, die schnell jemand wegen Nichtigkeiten ins Abseits stellen.