Albernheiten in einer Hütte
Eine Nachbarin hat mir von dem Buch „Die Hütte“ vorgeschwärmt und es ausgeliehen.
Darum geht es: Mackenzie Allen Philips, der im Buch kurz „Mack“ genannt wird, ist Familienvater. Vor vier Jahren hat er seine Tochter Missy während eines Familienausflugs verloren. Blutspuren in einer Hütte und Zeugenaussagen deuten darauf hin, dass Missy entführt und ermordet wurde.
Mack wird nie richtig fertig mit seiner Trauer um Missy. Vier Jahre nach deren Verschwinden erhält er eine Einladung, ein Wochenende auf dieser Hütte zu verbringen. Der Absender der Nachricht ist Gott, der mit „Papa“ unterschrieben hat.
Mack geht also auf diese Hütte und trifft dort drei Personen: Jesus, Sarayu (sie soll ein Sinnbild für den Heiligen Geist) und Papa (das ist Gott). Sie führen Gespräche. Mack soll mit deren Hilfe seine Trauer und seine Zweifel loswerden und neue Hoffnung für sein Leben bekommen.
Beim Lesen machte ich jedoch folgende Erfahrungen: Man stelle sich vor: man hat einen oder mehrere Menschen, die einem sehr wichtig waren, durch Tod verloren. Mir ist das passiert.
Ich habe also dieses Buch gelesen, weil ich „Lebenshilfe in Romanform“ oder ein paar neue Gedanken zum Thema „Verlust eines lieben Menschen“ gesucht. Das Buch hat mich jedoch überhaupt nicht getröstet, ich habe mich mit meinem Verlust um eine geliebte Person sogar veralbert, verspottet gefühlt.
Der Anfang des Buches ist noch akzeptabel – Mack und sein Leben werden dem Leser vorgestellt. Er hat Missy verloren, seine Tochter, als sie vier Jahre alt war. Plötzlich verschwand sie – und das ist traurig. Der Anfang des Buches erinnert mich an einen amerikanischen Roman – ein bisschen langatmig zwar, aber gut zu lesen. Mack ist mir sympathisch, und die Ereignisse auf den ersten Seiten zielen darauf ab, dass Mack DAS ultimative Erlebnis auf einer Hütte erleben wird – und die Antworten auf viele Fragen, die ihn seit dem Verschwinden seiner Tochter beschäftigen, bekommen wird.
Jedoch – als Mack in die Hütte kommt, wohin ihn Gott eingeladen hat, nimmt meine Lesefreude rapide ab. Der Romanstil des Buches wechselt in eine alberne, ja schon kindliche Erzählweise, und die Dialoge und Geschehnisse in der Hütte nerven mich ohne Ende. Wer mir nicht gefällt, sind die drei Figuren, die Mack in der Hütte trifft – sie erinnern mich an die Hauptpersonen in einem Kasperltheater, sie sind so unglaubwürdig und kindisch und albern – so dass ich beim Lesen oft die Anwandlung habe, das Buch zuzuklappen und in die Ecke zu werfen…
Alle drei Personen, die in der Hütte sind, kichern und lachen und sind total blöd. Und das immer wieder. Nebenher essen sie mit Mack und erzählen ihm auf kindliche Weise, wie beispielsweise das mit dem Tischgebet funktioniert – und dass Gott wirklich alles hört, nicht nur Funkmusik.
Was sich mir in der Hütte bietet, veräppelt mich als Leserin und nervt mich. Was ist denn das für ein Buch?! Ich kann über das Buch nicht lachen, ich kann darüber auch nicht weinen, ich werde nicht getröstet. Innerlich bin ich nicht bewegt, sondern nur verärgert.
Ich bin heilfroh, als Mack nicht mehr in der Hütte ist – der kindische Schreibstil aufhört, die drei Nervensägen weg sind – und auch der Schreibstil wieder dem eines amerikanischen Romans ähnelt. Allerdings bin ich durch die Personen und Ereignisse in der Hütte bereits so verstimmt, dass mein Leseerlebnis im Gesamten nicht mehr gerettet wird.
Für mich ist und bleibt das Buch einfach nur schlecht. Und dafür, dass die Frage „Warum müssen manche Leute früh sterben?“ nur mit der lapidaren Antwort „Es gibt Fragen, auf die wir auf Erden keine Antwort finden werden – die werden erst in der Ewigkeit beantwortet“ abgetan wird, brauche ich die Lektüre auch nicht! Diese Antwort haben mir schon viele Leute gegeben, als ich fragte, warum eine meiner Schwestern so jung sterben musste.
Ich vergebe dem Buch zwei Sterne und keine Leseempfehlung.