Packender erster Teil einer Familiengeschichte zur Zeit der Weimarer Republik - sehr spannend!
Buchinhalt:
Dresden zur Zeit der Weimarer Republik: der Unternehmer Otto Kaiser produziert in seiner Firma in zweiter Generation erlesene Metallformen für die Schokoladenproduktion – Osterhasen, Nikoläuse aber auch Blechdosen und Schilder. Seine Tochter Emma arbeitet als Buchhalterin in der Firma und als aufgrund der Wirtschaftskrise viele Aufträge wegbrechen, macht sich Emma persönlich Vorwürfe, als das Unternehmen in die rotten Zahlen gerät. Auch die politisch gleicht Deutschland einem Pulverfass: die NSDAP unter Hitler wird immer stärker, Juden und Kommunisten werden bedroht und sogar Emmas Familie gerät ins Fadenkreuz. Wird das traditionelle Familienunternehmen, das so viele Familien ernährt, langfristig erhalten bleiben?
Persönlicher Eindruck:
In ihrer Familiensaga "Schicksalsjahre" um die Unternehmerfamilie Kaiser aus Dresden nimmt Autorin Barron ihre Leser mit in die Zeit der Weimarer Republik. Politische Unruhen, handlungsunfähige Regierung und allgegenwärtige Arbeitslosigkeit nach dem Ersten Weltkrieg bestimmen den Alltag der Menschen, auch die Firma Kaiser, ein Produzent in der metallverarbeitenden Industrie Dresdens, ist davon betroffen. Mehr und mehr Menschen flüchten sich zu den beiden extremen politischen Lagern, vor allem die Nationalsozialisten unter Hitler erfahren regen Zulauf.
Emma ist die jüngste von Kaisers Kindern und in der Buchhaltung des elterlichen Betriebs tätig, ebenso wie ihr Vater zählen für sie in der Firmenphilosophie christliche Werte und Nächstenliebe. Die Kaisers sehen sich in der Verantwortung für ihre Mitarbeiter. Aufgrund des Erstarkens der NSDAP gerät auch Emmas Familie bald in den Fokus der Machtgierigen – Emmas Schwägerin ist Jüdin.
Während Emma zunächst auf eine Herat mit Schokoladenfabrikant Franz hofft, lernt sie im Betrieb schließlich den Arbeiter Max kennen. Franz entpuppt sich immer mehr als Anhänger Hitlers und auch Max hat Geheimnisse. Die alles entscheidende Frage lautet: können die Kaisers ihren Betrieb durch die Krise retten und sich selbst treu bleiben?
Ich habe selten so einen spannender Roman aus der Zwischenkriegszeit gelesen – sobald man einmal begonnen hat, klebt man förmlich an den Seiten und kann das Buch kaum aus der Hand legen. Die historische Einbettung der Geschichte ist der Autorin wunderbar gelungen, sie greift das Flair und die Denke der Menschen zur Zeit der Weimarer Republik gekonnt auf und zeigt ach unverblümt das Erstarken der Nationalsozialisten und ihres Führers Adolf Hitler. Man kann durchaus nachvollziehen, wie sehr sich die Menschen zur damaligen Zeit an Parolen hingen, die einfache Konzepte versprachen – und welche Folgen daraus entstanden.
Die Gegensätzlichkeit zwischen Franz und Max könnte größer nicht sein, doch Emma erkennt sehr früh, was sie selbst will und was sie mit ihrem Gewissen vereinbaren kann.
Der christliche Kontext ist dezent aber spürbar in den Plot eingewoben und beschäftigt sich in erster Linie mit der Aussage, dass Gott für die, die an ihn glauben, sorgt, auch wenn es aussichtslos erscheint.
Da es sich um eine mehrbändige Reihe handelt, endet dieser erste Band mit einem Cliffhanger, man darf also gespannt sein, wie es weiter geht. Ein wirklich sehr empfehlenswerter historischer Roman aus der Zwischenkriegszeit, am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, der sich aber angenehm von der Masse des Mainstream abhebt.
Eine absolute Leseempfehlung – vielschichtig und spannend, mit tollen Figuren!