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Anonym
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Geschlecht: Männlich
27. Mai 2014
Genialer Streich mit Bauch und Hirn
Oz Noy hat es tatsächlich geschaftt, das Vorgänger-Album "Twisted Blues Vol.1" noch einmal zu toppen. Wer zunächst skeptisch war, ob dem Bezugspunkt "Blues" immer noch bzw. wieder genug abgerungen werden kann, um diesen schon durch seinen Titel eindeutig als solchen ausgewiesenen Nachfolger zu rechtfertigen, darf sich hier eines Besseren belehren lassen: Oz Noy kann es!
Ich könnte hier nun systematisch Titel für Titel durchgehen und differenzierte lobende Worte verteilen, aber Musik muss man primär hören und spüren und darüber zu lesen kann dies nicht ersetzen. Daher nur zusammenfassend: Oz Noy vermag es wie derzeit kaum ein zweiter Gitarrist, die melodische und rhythmische Raffinesse einer jazzig "denkenden" Herangehensweise mit der scheinbar ungeschliffenen, "rohen" und aus dem Bauch heraus kommenden Unmittelbarkeit des Blues zu vereinen. Sein Blues ist bei aller Kenntnis der formal darüber hinaus gehenden musikalischen Zusammenhänge nie akademisch steril, sondern dort, wo es sein muss authentisch schmutzig und rau.
Der Sound und das Zusammenspiel mit den diversen Gastmusikern dieses Albums bewegt sich durchgängig auf höchstem Niveau, wobei man sagen könnte, dass jemand wie Chick Corea sich hier fast ein wenig unspektakulär zurück nimmt, während Warren Haynes sich perfekt integriert, es aber auch deutlich wird, was jemand wie Oz Noy diesem in seinem Metier zweifellos zu Recht anerkannten Gitarristen an Spieltechnik und Einfallsreichtum möglicherweise doch voraus hat.
Und ja: auch Eric Johnson ist dabei und klingt und spielt so geerdet und raffiniert zugleich wie es in der letzten Zeit auch bei einem Meister wie ihm durchaus nicht immer der der Fall ist.