Julie Doiron: Desormais / Heart And Crime (Reissue) auf 2 LPs

Mit ihrem bahnbrechenden Album “Desormais”, das ursprünglich 2001 auf Jagjaguwar erschien, sagte sich Julie Doiron von ihren Grungepop-Veröffentlichungen der Neunziger Jahre los. Wie der Titel bereits impliziert, singt die Kanadierin Doiron komplett auf Französisch. Über die zehn Tracks des Albums hinweg baut sie eine entwaffnend warme Atmosphäre auf. Durch minimalistisches Fingerpicking und ihre sanfte Stimme lenkt sie einen verwundeten Sound durch die Tracks. Selbst für den Hörer, der kein Französisch beherrscht, ist die ruhige, immersive Atmosphäre greifbar. „Heart And Crime“, das kaum ein Jahr später 2002 erschien, macht sich ein sehr ähnliches Territorium zu eigen. Geschrieben zur gleichen Zeit wie „Desormais“ ist „Heart And Crime“ das Gegenstück zu seinem Vorgänger, ähnlich verletzlich und minimalistisch komponiert, dazu allerdings der gelegentliche Einsatz von Blechbläsern und Klavier. Die Tiefe des Album resultiert aus der nüchternen Einfachheit und der wehmütigen Stimme Doirons. „Desormais“ und „Heart And Crime“ dienen als eindrückliche Zeitkapseln ihrer persönlichen Geschichte. Beide Alben erschienen am Anfang einer damals neuen Ära bei Jagjaguwar, in der das Label seinen Blickwinkel vergrößerte. Doiron war eine der ersten Künstlerinnen, mit der Jagjaguwar seine Ästethetik anpasste und neue Definitionen dessen zuließ, was die Vorliebe des Labels für emotionale Dissonanz anging.