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soundsurfer
28. Oktober 2015
Don´t bring me down
Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik: da hat Bryan Adams nach vielen Jahren zusammen mit Jim Vallance ´mal wieder ein paar ganz ordentliche Rock-/Pop-Nummern gezimmert, die eigentlich ein ganz vernünftiges, neues Album hätten ergeben können und tappt der Mann ganz übel in die Produzentenfalle.
Was - der von mir durchaus in der Vergangenheit sehr geschätzte - Jeff Lynne hier aus dem Material gemacht hat, ist eine billige LoFi-ELO-Kopie, die Adams komplett in den Hintergrund drängt. Lynne war ja noch nie ein audiophiler Feingeist, aber dieser Retro-Bollersound ist nun wirklich des Schlechten zu viel. Die ewig gleichen Stilelemente, wie die George-Harrison-Gedächtnis-Licks, die "I am a walrus"-HuHus, oder der Rumpel-Drumsound (für den sich Bev Bevan heute in Grund und Boden schämen würde) sind nun wirklich Anachronismis pur. In Kürze plant Jeff Lynne ja die Veröffentlichung eines neuen ELO-Albums (also auch wieder ein Ego-Trip) und vermutlich hat er Bryan Adams da einfach kurzerhand als Versuchskaninchen für ein paar Probeaufnahmen engagiert. Denn mehr als Demo-Qualität weist dieses Album auch klangtechnisch nicht auf, was auch auf die Mastering-Arbeit des offenbar von allem guten Geistern verlassenen Bob Ludwig zurückzuführen ist, der dem ohnehin schon klaustrophobisch engen, matschigen Klangbild auch noch via drastischem Höhen-Entzug das letzte bißchen an Dynamik ausgetrieben hat. Das ist Soundmüll schlimmster Machart.
Das einzig Positive: der Spuk der von Lynne verhunzten Adams-Songs ist schon nach knapp 25 Minuten vorbei (ja, kein Witz!). Um die CD dann doch noch über die Laufzeitschamgrenze von einer halben Stunde zu hieven, hat man 4 Songs in den Demo-Versionen (nur Stimme und Gitarre) mit ´drauf gepackt, die akustisch geradezu eine Wohltat darstellen.
Man hatte ja nun wirklich kein neues "Reckless" oder "Cuts like a knife" erwartet, aber das Bryan Adams seinen Fans so etwas als neues Studioalbum anbietet, ist nicht mehr nachvollziehbar.
Don´t bring me down, Bryan.