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Anonym
25. Mai 2018
Neue Sensibilität
Lange hat der perfekte Kreis auf sich warten lassen, bis es wieder funkte. Eigentlich besteht er ja nur aus Keenan und Howerdel, und selbst der Komponist kann sich kaum gegen die übergroße Persönlichkeit Keenans durchsetzen. Was in Howerdels Augen bereits fertig ist, wird von seinem Sänger umgebaut, verändert uns mit neuen Texten versehen. Damit muss man sich abfinden, wenn man mit ihm arbeiten will. Was diesmal herausgekommen ist, hat kaum noch die Prog-Metal Qualitäten, die z.B. "Mer de Noms" auszeichneten. Es klingt verhalten, sensibel, manchmal gar zahm und zurückhaltend. Nur gelegentlich gestattet sich das erweiterte Duo ausufernde Lärmorgien, und sie verebben auch bald wieder. Zorn wird zu Leidenschaft, Energie zu Gefühl. Für einige Fans klingt das hier sicher fast schon nach Pop, aber eben nach sehr reifem, experimentellem, vielschichtigem Pop. Wer sich hin und wieder an die Beatles in den späten Sechzigern erinnert fühlt, liegt wahrscheinlich richtig. Wer sich angewidert abwendet, verspielt die Chance, gute Musik zu hören, die es nicht mehr nötig hat, mordsmäßig auf die Pauke zu hauen, um ernst genommen zu werden. Hätten wir mehr Musik wie "Eat The Elephant", würde die Welt wohl besser und anders aussehen, so bleibt das Werk eine Einzelerscheinung in einem Meer aus Bedeutungslosigkeit.