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Ralf G.
Top 10 Rezensent
10. Juni 2017
Ein Meisterwerk des Prog Rock
Kein Album hatte die Yes-Fangemeinde mehr gespalten als die 1973 erschienene Doppel-LP mit den vier seitenlangen Tracks: Die einen sahen es als größenwahnsinniges, aufgeblasenes Nichts, für die anderen stellte es den Höhepunkt der Banddiscographie dar, das den Höhenflug von FRAILE über CLOSE TO THE EDGE fortsetzte, zum ebenso genialen RELAYER führte. Nun hat sich Workaholic Steven Wilson auch dieses Albums angenommen, für ihn das Yes-Meisterwerk. Akribisch und sensibel hat er die Tracks als Stereo- und 5.1-Surround-Mixes remastert. Die Hauptkomponisten Jon Anderson und Steve Howe schufen eine Fülle von wunderbaren Motiven und Melodien, die sogleich im ersten Song des Albums beeindrucken. Der zweite Song transportiert eine etwas pastorale Stimmung, Wakeman steht mit flächigen Sounds vermehrt im Zentrum, während das dritte Stück eher Steve Howe in den Vordergrund stellt, allerdings ebenso mit interessanten Percussionparts überrascht, die punktuell an fernöstliche Gamelan-Musik erinnern, was wiederum an die indischen Schriften gemahnt, die Jon Anderson als Textinspirationen dienten. Im abschließenden „Ritual“ glänzt im Mittelteil insbesondere die Rhythmussektion. Dass Chris Squire zu den herausragenden Bassgitarristen gehörte, ist einen Binsenweisheit, Bill Bruford-Nachfolger Alan White lieferte 1973/74 seine besten Schlagzeuger-Leistungen ab. Hier wird bereits die Basis für die vertrackten, jazzrockig angehauchten Parts auf RELAYER gelegt. Rick Wakeman, der seinerzeit mit dem Album nicht durchgängig glücklich war und die Band daraufhin verließ, sorgt für manche Highlights, wird aber von Gitarrist Steve Howe überstrahlt. Über allem thront die engelsgleiche Stimme von Jon Anderson, der das Album zu einem hymnischen Finale führt. Reichhaltiges Bonusmaterial (alleine die Blue-ray-Disc bietet die Original Stereo Mixes, die neuen Stereo- und 5.1.- Surround Mixes, dazu Studiotestaufnahmen, Single Edits, Stereo Instrumental Mixes, sowie die Vinyl-Transfer-Mixes) und interessante Linernotes von Sid Smith runden das pralle Set ab, womöglich das Prog-Reissue des Jahres!
3 CDs: 3/59:30, 3/66:42, 8/79:20 + Blue-ray Disc)