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Peppino
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Alter:
55 bis 65
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Geschlecht:
Männlich:
17. Oktober 2010
... gehört in jede ordentliche Plattensammlung ...
Aus weiter Ferne die Stimme von Greg Lake: "I am the ocean ..." - so beginnt "In The Wake Of Poseidon", das Zweitwerk von King Crimson, zum ersten Mal veröffentlicht im Mai 1970, jetzt erschienen als "40th Anniversary Series". Nach verhaltenem Auftakt das nervös pulsierende "Pictures Of A City" rhythmisch vertrackt, von Michael Giles mit äußerster Präzision und Finesse getrommelt, mit einem nie aufdringlichen Robert Fripp, der lieber Spannungsbögen aufbaut als mit brillanten Soli anzugeben, mit einem piano gespielten Mittelteil, auf das ein brachialer, atonaler Schluß folgt. In "Cadence und Cascade" (gesungen von Gordon Haskell, da G. Lake sich am Ende der Sessions bereits bei Emerson und Palmer befand) beruhigt sich die Musik: schöne akustische Gitarren, Keith Tippett (Piano) erscheint auf der Bühne (der damals seine eigene Gruppe leitete - zwei phänomenale Alben herausbrachte, aber das ist ein anderes Thema), ein Flötensolo von Mel Collins (damals hauptamtlich bei Circus beschäftigt). Dann das Titelstück: Wuchtige Mellotronakkorde - es geht feierlich zu. Die Seite 1 (so hieß das früher) beendet R. Fripp auf der akustischen Gitarre mit dem Peace-Thema.
Dann der Höhepunkt: CAT FOOD. K. Tippett gibt den Free Jazzer. Großartig! Man stelle sich vor: Die haben das damals als Single veröffentlicht. Es geht weiter Mit "The Devil's Triangle", das sich aus dem Nichts aufbaut - ein Bolero in drei Teilen, unerbittlich vorwärtsdrängend, das Mellotron heult auf, die Musik erstirbt für einen Moment, fängt sich wieder - weiter voran! Die Klänge werden immer schräger, bedrohlicher, unheimlicher - ein Teufelstanz. Die Musik verliert sich im fauchenden Atem der Hölle - Stille - nur noch ein Ticken - die Uhr läuft ab? - und weiter geht's. Jeder spielt für sich allein und gegen alle - es gibt keine Rücksicht mehr, keine Harmonie - Formen lösen sich auf - Kakophonie. Zum Schluß nur noch ein paar Flötentöne - ist es der Rattenfänger, der uns ins Verderben zieht? Endlich die Erlösung: "Peace is the end, like death of the war". Aus.
Zugabe: "Groon" (die B-Seite der Single): es wird gerockt, was das Zeug hält: laut wuchtig, dissonant, jazzig. Wem die Ohren durch zu viel Mellotron verkleistert waren, jetzt werden sie wieder frei. Alles ist gut.
Erstklassiges Remastering - wie wollen die das als "50th Anniversary Edition" noch steigern?