5 von 5
pälzer
Top 25 Rezensent
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Alter: 55 bis 65
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Geschlecht: Männlich
27. August 2011
ein phantastisches Blues-Album!
Etta James widmet sich hier alten Bluesklassikern und sie interpretiert sie so, daß sie wieder frisch klingen. Die Songs werden auf das Grundgerüst reduziert und mit kleiner Besetzung aufgenommen: ein toll groovendes Schlagzeug, ein federnder und treibender Bass und eine messerscharfe Bluesgitarre, ab und zu noch eine Mundharmonika und darüber Ettas souverän klingender Gesang und das Ganze klingt wie Chicago-Blues zu besten Chess-Zeiten. Einen ähnlich dichten und dabei doch klaren Sound kenne ich z. B. von Muddy Waters' "Hard Again"-Album oder von Claptons "From the Cradle". Die Band (James' Söhne an Bass und Schlagzeug und die beiden Gitarristen spielen schon seit über 10 Jahren mit Etta) ist bestens aufeinander eingespielt, es gibt keine langen Soli, alles ist knapp und präzis auf den Punkt gebracht. Etta James Stimme schneidet "bis auf den Knochen", wie Martin Scorsese im Begleittext behauptet - kein Wunder, mit all den Lebenserfahrungen, die diese Frau hinter sich hat. Da ist jeder Ton glaubwürdig. "Little Red Rooster", "Crawling King Snake" oder "Hush, Hush" sind Highlights, "Dust my Broom" kommt ohne die gewohnte Slide-Gitarre, stattdesssen mit Mundharmonika, bei "The Sky is crying" wird Etta nur von einer elektrischen Gitarre begleitet und erzeugt Gänsehaut pur. Einer der vielen Höhepunkte des Albums ist auch die alte Howlin'-Wolf-Nummer "Smokestack Lightning" - hier wird sechseinhalb Minuten lang Leidenschaft hochgeköchelt: eine der besten Interpretationen, die ich von diesem Song kenne. Auch "You shook me" oder "Driving Wheel" hören sich neu und unverbraucht an. Obwohl man ja alle diese Songs schon in den verschiedensten Interpretationen kennt - es lohnt sich, hier zuzuhören: hier steht der Chicago-Blues wieder im vollsten Saft!