John Coltrane: My Favorite Things auf LP

»My Favorite Things« wurde im März 1961 veröffentlicht und war das erste Album, auf dem John Coltrane neben seinem Tenorsaxophon auch Sopransaxophon spielte. Sein Sopran spielt die Hauptrolle bei zwei der vier Songs des Albums, darunter seine unvergessliche Interpretation des Titelsongs, den Rodgers und Hammerstein für das Musical The Sound of Music geschrieben haben.

Eine bearbeitete Version des 14-minütigen Originals war in jenem Frühjahr ein Radiohit. Der Erfolg des Songs trug dazu bei, Coltrane einem breiteren Publikum vorzustellen, während das Album spätere Generationen von Fans inspirieren sollte. In Anerkennung der bleibenden künstlerischen und historischen Bedeutung des Albums wurde »My Favorite Things« 1998 in die Grammy Hall of Fame aufgenommen und 2018 mit Gold ausgezeichnet.

Rhino feiert den 60. Jahrestag von My Favorite Things mit Deluxe Editions auf Vinyl und CD. Jede Version enthält neue Stereo- und Mono-Mixe, die von den Originalbändern remastert wurden. Der verloren geglaubte Mono-Mix wurde kürzlich wiederentdeckt und ist hier enthalten. Die LPs kommen in einer Replik der Original-Schallplattenhülle mit einem Booklet, das seltene Fotos, Ephemera aus der Zeit und neue Linernotes des renommierten Musikjournalisten/Autors Ben Ratliff enthält.

In den Anmerkungen bietet Ratliff seine Sicht auf »My Favorite Things« an: »Für eine Platte, die so viele Leute gehört haben, geht die LP-Version von ›My Favorite Things‹ beeindruckend weit; sie geht nachweislich irgendwo hin. Durch die Gegenüberstellung von E-Dur und e-Moll bleibt sie auch ambivalent. Es wirbelt einen umher; es vermittelt einem manchmal den angenehmen Eindruck, dass man nicht weiß, wo man ist oder in welchem Lied man sich befindet. Es ist eine bemerkenswerte Mischung aus Extremismus und Taktgefühl.

Coltrane lernte das Sopransaxophon Ende 1959 kennen und begann bald darauf, es zusätzlich zu seinem normalen Tenorsaxophon zu spielen. Seine ersten Aufnahmen auf diesem Instrument sind auf My Favorite Things zu hören. Er nahm die Musik im Oktober 1960 mit der ersten Version des John Coltrane Quartetts auf, zu dem McCoy Tyner (Klavier), Steve Davis (Kontrabass) und Elvin Jones (Schlagzeug) gehörten. Kurz vor Beginn der Sessions sprach Coltrane mit der Zeitschrift Down Beat über das Sopransaxophon: »Ich musste eine etwas andere Herangehensweise wählen als die, die ich für das Tenorsaxophon verwende, aber es hilft mir, wegzukommen - lässt mich einen anderen Blick auf die Improvisation werfen. Es ist, als hätte ich eine andere Hand.«

Ein Jahr nach dem Erscheinen von My Favorite Things sprach John Coltrane mit der Zeitschrift Jazz Hot über das Album. Er sagte: »My Favorite Things« ist mein Lieblingsstück von allem, was wir aufgenommen haben. Ich glaube nicht, dass ich es auf irgendeine andere Weise neu machen möchte, obwohl alle anderen Platten, die ich gemacht habe, durch ein paar Details verbessert werden könnten. Dieser Walzer ist fantastisch: »Wenn man ihn langsam spielt, hat er etwas Gospelhaftes, was gar nicht so unangenehm ist; wenn man ihn schnell spielt, hat er bestimmte andere unbestreitbare Qualitäten. Es ist sehr interessant, ein Terrain zu entdecken, das sich je nach dem Impuls, den man ihm gibt, erneuert; das ist der Grund, warum wir diese Melodie nicht immer im gleichen Tempo spielen.«

Dieses Album ist teilweise Miles Davis zu verdanken, der Coltrane kurz zuvor sein erstes Sopransaxophon geschenkt hatte. Das Sopransaxophon war vorher nur selten in der Jazzmusik zum Einsatz gekommen. Dieses Album von 1961 zeigt auch die Transformation von Coltranes Stil hin zum Modalem Jazz. Dies lässt sich wiederum auf den Einfluss von Miles zurückführen.

Seine Modale Version des klassischen Standardjazztrack »My Favorite Things« vom The Sound Of Music Soundtrack ist einer der kultigsten Jazzsongs der Musikgeschichte. Drei weitere Standards in modaler Interpretation runden das Album ab, was die Genregrenzen eines »Standardalbum« gewollt sprengt. »My Favorite Things« ist eins der vielen legendären Jazzalben, für die John Coltrane verantwortlich zeichnet.