Alex Sipiagin: Reverberations auf CD

„Ich versuche immer, eine Geschichte zu erschaffen“, sagt Alex Sipiagin. „Für mich sind die Stücke völlig miteinander verbunden, auch wenn sie nicht so klingen – ein Standard könnte mit einer freien Komposition oder einem komplizierten ungeraden Takt verbunden sein. Es ist eine sehr logische Linie von Anfang bis Ende.“

Um diesen Anspruch auf seinem 14. Album als Leader von Criss Cross, Reverberations, zu verwirklichen, buchte Sipiagin im November eine sechs Konzerte umfassende Tournee mit einem Sextett aus langjährigen Freunden und Bandkollegen aus verschiedenen Bereichen seiner erfolgreichen Karriere. Nach ein paar freien Tagen trafen sie sich in einem gut ausgestatteten Studio in Bassano del Grappa, der Grappa-Hauptstadt Italiens, zehn Autominuten von Sandrigo entfernt, dem Dorf in der norditalienischen Region Vicenza, wo Sipiagin mit seiner Frau Melissa Tham lebt.

„Meine Improvisationen und Kompositionen haben mehr Raum, mehr Luft, mehr Zeit zum Innehalten, um meine Gefühle zu verarbeiten“, sagte der heute 58-jährige Sipiagin in unserem Gespräch über Reverberations. „Ich muss nichts mehr beweisen. Ich bin nicht mehr in dieser Kampfstimmung. Ich will einfach nur meine Musik spielen und mein Bestes geben. Hier kann man atmen, kreativ sein und üben.“

Auf Reverberations spürt man diese Einstellung in den Beiträgen von Will Vinson und John Escreet, beide in Großbritannien geboren, dem beeindruckenden, in Berlin lebenden russischen Expat-Bassisten Makar Novikov und Donald Edwards, einem Sohn von Baton Rouge und New Orleans, Louisiana. „Es gibt nichts Superkompliziertes außer ein paar Melodieköpfen“, sagt Sipiagin. Wir ließen uns Zeit und entspannten uns, spielten es in der gleichen Reihenfolge wie die Konzerte, und es entstand ganz spontan. Es ist meine heutige Präsentation, aber inspiriert von Erinnerungen an vergangene Momente mit großartigen Musikern und guten Freunden. Als ich zum Beispiel 15 war, transkribierte ich eine kleine Phrase von Clifford Brown. Vierzig Jahre später übe ich diese Phrase immer noch, und sie bringt mir immer noch Ideen, weil sie so musikalisch, so spirituell ist.