Lajos Dudas: Live At Salzburger Jazzherbst 2012 auf CD
Live At Salzburger Jazzherbst 2012
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
- Label:
- JazzSick
- Artikelnummer:
- 3753420
- UPC/EAN:
- 0718750010025
- Erscheinungstermin:
- 22.11.2013
Den Kern des aktuellen Lajos-Dudas-Quartetts bildet das Duo mit dem Gitarristen Philipp van Endert, mit dem der Klarinettist nun schon seit zwei Jahrzehnten zusammenarbeitet.
Rezensionen
Lajos Dudas (Klarinette), Philipp van Endert (Gitarre), Kurt Billker und Jochen Büttner (Schlagzeug)
Das soll Jazz sein? „Bagpipes“, der erste Track der neuen Lajos-Dudas-CD beginn mit leise vibrierenden Becken, Gongklänge kommen hinzu – man denkt an Schtschedrins „Carmen“-Bearbeitung –, dann noch mehr leise Schlagwerk-, Glocke-, Röhren-, Klangtellergeräusche: ganze drei Minuten lang dauert das, bis dahin kein wirklicher Ton, dann erst setzt ganz leise die Klarinette ein und singt rhythmuslose Figuren, Triller, kleine Läufe, die in einem Echo oder einer Parallelstimme widerklingen (wie geht das eigentlich live auf einer Bühne?) – ein verträumtes Stück, das entrückt vor sich hinsingt und erst langsam als Musik Klanggestalt annimmt, bis – endlich! – nach fast sieben Minuten so etwas wie ein Schlagzeug-Rhythmus einsetzt, eine als Tonfolge erfahrbare typische Lajos-Dudas-Melodie aufblüht, der sich Gitarrenklang zugesellt: jetzt ist das miterlebbarer Jazz, schon lange existent in einem unhörbaren „Draußen“, nun durch wenige Instrumente hörbar gemacht – Musik wie aus einem Jenseits „hinter dem Schleier“...
Lajos Dudas geht mit Klang, Tönen, Geräuschen um wie kaum jemand sonst, weil alles von ihm Form hat, weil das, was er heute allein und mit seinen Freunden spielt, immer in einer eigenen Balance zu Wohlklang wird, so fremd es beginnen oder zunächst erscheinen mag. In der Mitte des heute 72-jährigen Lebens dieses Ausnahmekünstlers muss es eine „wilde“ Zeit des Experimentierens gegeben haben, in welcher er versucht hat, Grenzen des Gewohnten zu überschreiten. Damals habe ich ihn nicht gekannt und nicht erlebt. Jetzt, in seinem Lebensabend kehrt er zurück zu einem – vielleicht verfremdeten, von Geräuschen begleiteten oder überlagerten – wirklichen Klang, dem man sich anvertrauen, hingeben kann. So kenne und liebe ich ihn und sein erfindungsreiches Spiel, das aus seiner Seele kommt.
Beim Salzburger Jazzherbst 2012 trat er mit einem Quartett auf, das – immer wieder überrascht er seine Freunde mit Ausgefallenem – aus nur zwei „klingenden“ Instrumenten bestand, nämlich seiner Klarinette und der Gitarre seines langjährigen Freundes und Musikpartners Philipp van Endert, und dazu zwei Begleitern mit unterschiedlichem Schlagwerk: auf dem CD-Cover werden Kurt Billmer mit „drums“ und Jochen Büttner mit „percussion“ assoziiert, genau auseinanderhalten lässt sich das im klingenden Ablauf nicht – man müsste es sehen. Das Coverphoto jedenfalls zeigt die beiden „Sidemen“ umgeben mit einer Fülle von Schlagzeug-Utensilien, die vor und hinter ihnen aufgebaut sind!
Von zehn unterschiedlichsten Titeln, die das Quartett mehr als 70 Minuten vortrug, stammen allein sieben aus Lajos Dudas’ Feder, den „Bagpipes“ folgen „Folksong“, „At Carmelo’s“ (wer oder was mag das sein – vielleicht eine hübsche Kneipe, wenn man nach fast zwei Minuten Einleitung den leise beginnende feinen Blues-Rhythmus als Zeichen einer entspannten Gemütlichkeit empfinden will), danach „Soft Waves“, „Urban Blues“, „Walk in the City“ (die Titel erklären sich alle selbst: man kann die Augen schließen und mitschwimmen, mitschmachten, mitschlendern). Es folgen mit „All The Things You Are“ (von Jerome Kern), „Mistral“ (von Freddie Hubbard) und „All of Me“ (Marks) drei Jazz-Standards, die mit den vollendet aufeinander eingestimmten Musikern zu veritablen Ohrwurm-Perlen werden. Mein Lieblingsstück der CD ist aber Track 8 mit der „Bourréee“ aus Bachs Lautensuite BWV 996. Hier verbeugt sich Lajos Dudas tief und ehrfurchtsvoll vor dem großen Johann Sebastian und macht aus dem bekannten Stück mit seinen Mitstreitern in mitreißender Tanzrhythmik, in phantasievollster Veränderung und Ausschmückung – auch mit Klarinetten- und Gitarrenriffs – eine schwärmerische Huldigung an eine „Musik an sich und aus sich selbst“: diese unbegreiflichen in die Seele greifenden Klangenergien werden so in ein unhörbares Draußen getragen, wo sie „hinter dem Schleier“ weiterexistieren und irgendwann einmal als Licht- und Freudenquelle auf jeden von uns warten...
Welch ein Abend, glücklicherweise auf CD festgehalten, und welch ein Geschenk des großen Dudas an sich, seine Freunde und uns alle – danke!
Diether Steppuhn
,,Die vier jammten locker, spontan und aufmerksam und hatten hörbar Spaß am Zusammenspiel." (stereoplay, März 2014)
Disk 1 von 1 (CD)
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1 Bagpiper
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2 Folksong
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3 At Carmelo's
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4 Soft waves
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5 Urban Blues
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6 Walk in the city
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7 All the things you are
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8 Bourree
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9 Mistral
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10 All of me