Jim Black: Habyor auf CD
Habyor
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
- Label:
- Winter & Winter
- Aufnahmejahr ca.:
- 2004
- Artikelnummer:
- 4654181
- UPC/EAN:
- 0025091007325
- Erscheinungstermin:
- 14.6.2004
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Die erste CD von »AlasNoAxis« fühlte sich an wie eine Befreiung – eine Art kreativer Entgiftung. Jim Black hatte zahlreiche Ideen im Kopf, die lange umhergeisterten und endlich einen Weg nach draußen finden mussten. In all den verschiedenen Formationen, denen er als Schlagzeuger seine unvergleichliche rhythmische Elastizität verliehen hatte, waren diese Ideen bisher nie vollständig umgesetzt worden. Vor etwa vier Jahren gründete Black daher »AlasNoAxis« als seine eigene Band.
Für dieses Projekt wandte er sich an langjährige musikalische Weggefährten: Chris Speed, den Saxophonisten und Klarinettisten, mit dem er seit ihrer gemeinsamen Jugendzeit in Seattle in diversen Bands und Projekten zusammenarbeitete, gehört ebenso zum Kern der Band wie der Bassist Skúli Sverrisson, mit dem beide bereits in Speeds Formation Yeah No sowie im Projekt Pachora spielten. Ergänzt wird die Gruppe durch den isländischen Gitarristen Hilmar Jensson, mit dem Black ebenfalls auf eine lange gemeinsame Geschichte zurückblicken kann.
Es war also eine Umgebung musikalischer Vertrautheit, in der jeder der Musiker in anderen Kontexten auch eine Führungsrolle einnimmt. Das tatsächlich Neue war jedoch die Musik, die diese Band erschuf – ein weitläufiges Klangspektrum, das die unterschiedlichen musikalischen Entwicklungswege der Mitglieder widerspiegelte.
Zwischen donnernden Powerchords, chaotischen Noise-Texturen und kantigen, strukturierten Grooves entwickelte sich eine einzigartige Mischung: Chris Speeds geschmeidige Improvisationslinien, Jenssons experimentelle Gitarrensounds, Sverrissons tief verwurzelte, druckvolle Grooves und die unerschöpfliche Energie von Jim Black überspannten einen weiten Bogen – von den Grungerock-Wurzeln Seattles bis zur improvisierenden Avantgarde-Szene des New Yorker Downtowns, wo die Band inzwischen ihren Mittelpunkt gefunden hat.
Mit ihrer dritten CD, »Habyor«, schlägt »AlasNoAxis« nun eine markante neue Richtung ein. Im Vordergrund steht diesmal das Songformat. Jim Black, inzwischen 36 Jahre alt, daheim umgeben von Gitarren, probierte sich Schritt für Schritt als Songwriter.
Ein paar Akkorde hier, eine Melodie da – hin und wieder griff er zur Gitarre, spielte kurz, summte eine Linie und legte sie dann wieder weg. Aus diesen Momenten entstand eine Sammlung von Songs: Stück für Stück komponiert, Groove für Groove, Klangschicht für Klangschicht. Die Resultate sind präzise strukturiert, mit klar definierten Übergängen und Grenzen sowie reduziertem Raum für Improvisation. Rockende Backbeats geben den Takt vor, während Chris Speeds Saxophon die Rolle der Leitmelodie übernimmt – Gesang war dabei nie Teil von Blacks Konzept.
Texte interessieren ihn kaum; sie könnten die musikalischen Stimmungen zu stark konkretisieren. Auch möchte er keinen Fokus auf einen Sänger lenken, was seiner Vorstellung einer gleichberechtigten Bandstruktur widersprechen würde. Viel wichtiger ist ihm das Zusammenspiel der Gruppe – dieser vertrauten Musikercommunity, mit der er Erfahrung, Geschmack und einen gemeinsamen musikalischen Sprachgebrauch teilt.
Mit »Habyor« zeigt sich ihre gemeinsame Vision in einer kohärenten Form. Zwar sind die Songs strukturell klarer gefestigt als auf den Vorgänger-Alben, doch die Musik bleibt herausfordernd und unvorhersehbar. Black meidet konventionelle Wiederholungen oder Rückkehrpunkte; stattdessen reiht er Klangblöcke aneinander und treibt sie voran in unbekannte klangliche Gefilde. Auch stilistisch hält sich das Album in keinem Genre auf – es ist weder reiner Rock noch Jazz, weder reine Improvisation noch Avantgarde. Jede Wendung birgt Überraschungen: ein chaotischer Lärm-Ausbruch hier, eine unerwartete Ordnung im Beat dort. Es bleibt stets diese Spannung bestehen – das Gefühl, dass hinter der nächsten Ecke ein Hauch von Desaster oder die urbane Kakophonie lauern könnte.
Trotz vieler Experimente und Soundschwärmereien stellt das Album immer wieder klar: Für Jim Black sind Spannung und Energie essenzielle Elemente seiner Musik – ebenso wie die filigrane Schönheit einer fragilen Melodie. Mit »Habyor« gelingt es ihm einmal mehr, all diese Gegensätze in einem Werk miteinander zu verbinden und so eine eindringliche Klangwelt zu schaffen, die ebenso vertraut wie aufregend neu erscheint.
Disk 1 von 1 (CD)
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1 Talk about
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2 Z
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3 Rade
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4 Cha
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5 Part wolf
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6 Hello kombiant
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7 Let it down
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8 Be real
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9 Endgatherers
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10 Stay go
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