Gary Thomas: The Kold Kage auf CD
The Kold Kage
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
- Label:
 - Winter & Winter
 - Aufnahmejahr ca.:
 - 1991
 - Artikelnummer:
 - 8411821
 - UPC/EAN:
 - 0025091904921
 - Erscheinungstermin:
 - 16.2.2004
 
Cox, Dennis Chambers u.a.
*** 24 Bit digitally remastered
Heute Morgen ertappte ich mich dabei, wie ich fest aufs Gaspedal trat, während ich eine Kassette mit meiner neuen Platte ins Autoradio schob. Merkwürdiger Zufall: Einige Stunden später rief mich mein Drummer Dennis Chambers an, der in der Nähe wohnt, und erzählte mir, dass er genau beim Anhören desselben Stücks, »Threshold«, mit seinem Auto einen heftigen Unfall gebaut hat. Ihm ist zwar nichts passiert, aber sein Wagen ist vollständig hinüber. Offenbar hat die Musik von Gary Thomas eine dermaßen adrenalingeladene Wirkung, dass sie nicht einmal die Musiker selbst unberührt lässt.
»Threshold« – übersetzt »Schwelle« – eröffnet die dritte JMT-Platte des Tenorsaxophonisten, Flötisten und Komponisten aus Baltimore, Jahrgang 1961. Gleich mit den ersten kantigen, elektronisch gedoppelten Saxophonlinien, wuchtigen Synthieklängen, düsteren Basstönen und federnd prägnanten Drum-Beats zieht Gary Thomas seine Hörer über die imaginäre Schwelle hinein in seine faszinierende musikalische Welt. Diese Welt ist düster, majestätisch und voller Spannung – intensiv verdichtet durch komplexe Harmonien und raffinierte Rhythmen.
Gary Thomas ruft bei Kritikern regelmäßig eine Flut bildhafter Beschreibungen hervor. Das Londoner Jazz Journal bezeichnet seine Kompositionen treffend mit Adjektiven wie »erbarmungslos«, »bizarr« und »düster«. Zu seinen Soli meinen sie, sie »explodieren wie ein ruhender Vulkan, der plötzlich von schwelender Bedrohung zu funkensprühender Aktivität erwacht.« Die FAZ attestiert ihm »eiskalten Charme« und zugleich die »Intensität eines röhrenden Hirsches«, wobei sie die reizvollen Widersprüche seiner kühlen Jazzvariante mit leidenschaftlichem Atem hervorhebt – eine Mischung, die Gary Thomas schlicht einzigartig macht.
Mit seinem ersten JMT-Album »By Any Means Necessary« definierte Gary Thomas einen Stil, den Downbeat als »Post-Bop-Techno-Hiphop-Out-Jazz« bezeichnete – sperrig formuliert vielleicht, aber dennoch zutreffend. Nach einem Streifzug durch vertrautere Gefilde auf »While The Gate Is Open« kehrt Thomas nun zurück zu seiner charakteristischen Fusion aus abstrahierten Bop-Linien, kühler technischer Präzision, futuristischer Filmmusik und pulsierender Rap-Energie.
Die Faszination für elektronische Elemente wurde bei Gary vor allem durch Miles Davis geweckt. Davis engagierte ihn einst als Nachfolger von Bob Berg – eine Zusammenarbeit, die Thomas jedoch schon nach wenigen Monaten beendete, da sie ihn kreativ zu sehr einschränkte. Der Einfluss des Tenorsaxophonisten Eddie Harris, ein frühes Idol von Gary, zeigte sich dagegen eher im Sound als in der Richtung: Harris beschäftigte sich in den 70er-Jahren ebenfalls intensiv mit elektronischen Effekten, die Gary jedoch weniger inspirierten.
Neben Eddie Harris zählt Thomas Post-Bop-Ikonen wie Woody Shaw und Billy Harper zu seinen Vorbildern. Häufig wird er auch mit Größen wie John Coltrane oder Sonny Rollins verglichen, doch das vermittelnde Element war wohl Billy Harper. Harper verband in den 70er-Jahren hymnische Intensität mit rhythmischem Drive – ein Erbe, das Gary Thomas aufgreift und konsequent durch avantgardistische Elemente weiterentwickelt. Dabei vermeidet er stets das Offensichtliche oder Modische und bleibt kreativ auf eigenem Wege.
Gary verrät: »Ich liebe richtig fette, orchestrierte Klänge. Momentan höre ich viel Filmmusik und dramatische Werke.« Diese Vorlieben sind deutlich auf »The Kold Kage« zu hören, dessen Kompositionen oft riskante oder spannende Situationen einfangen. Noch stärker als auf »By Any Means Necessary« spiegelt sich hier seine Begeisterung für Rap wider – eine Leidenschaft, die er unter anderem mit seinen M-Base-Kollegen Cassandra Wilson und Robin Eubanks teilt. Auf der Hälfte der Stücke kommt sogar sein Schwager Joe Wesson zum Einsatz: Er rappt über Themen wie Rassismus, Kriminalität, Drogen und Straßengangs – begleitet von intensiver instrumentaler Dramatik –, während Gary Thomas selbst ebenfalls brillant zum Mikrofon greift.
Disk 1 von 1 (CD)
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                    1 Threshold
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                    2 Gate of faces
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                    3 Intellect
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                    4 Infernal machine
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                    5 The divide
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                    6 Peace of the korridor
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                    7 First strike
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                    8 Beyond the fall of night
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                    9 The kold kage
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                    10 Kulture bandits (to be continued)
 
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