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    Rubesco

    Aktiv seit: 03. Juli 2011
    "Hilfreich"-Bewertungen: 89
    19 Rezensionen
    Kurz, R: Geld ohne Wert Kurz, R: Geld ohne Wert (Buch)
    13.05.2020

    Trasformation ohne Wert

    Transformation ohne Wert

    Das Erscheinen des neuen Buches von Robert Kurz ist überschattet von seinem tragischen Ableben. Dies sollte aber den kritischen Blick nicht trüben. Denn dieses als großer Wurf angekündigte Buch – allein darum geht es in einer Rezension - ist wohl nur für die, die sich ernsthaft für die teilweise völlig absurden Kabbeleien zwischen "Neuer Marxlektüre", "Neuer Marx Orthodoxie" und "Wert- und Abspaltungskritik" interessieren von „berufsmäßigem“ Belang. Für den, der hier nicht Partei ist, zeigt es nur - aber, immerhin einmal, nicht nur in überwiegend codetransportierenden Worthülsen und bloßen Bonmots - an den Kategorien, welche Spielart Weltgeist-Weltanschauung Kurz sich seit 1986 als KRITISCHER Marxist – wegen dieser KRITIK hatte er als Journalist auch in der bürgerlichen Presse sein Eckchen - zusammengebastelt hat. Für Kurz und die Seinen ist es vor allem gegenüber dem unsäglichen "Marx lesen", indem frei assoziierend neben Marx-Texten geschwebt wird, ohne sich auf sie einzulassen, ein epochemachender Fortschritt. Jetzt wissen sie wenigstens, was IHR "esoterischer" Marx sein soll. ESOTERIK nämlich. In Koketterie mit einem Großen "Grundrisse" bzw. die "eigentlichen" kategorialen Grundlagen vorzulegen für eine Theorie, die im Kern seit 25 Jahren vertreten wird und mit der bereits alle möglichen Gegenstände" wert- und abspaltungskritisch" fix und fertig belauert und überfallen wurden, ist natürlich eine eigenartige Reihenfolge. Da wusste Kurz immer schon längst also, was bei seiner Theorie herauskommen muß, bevor er sich nun daran machte, überhaupt die Grundlagen seiner zuhauf apodiktischen Urteile sauber zu erarbeiten. Bei Marx war`s wenigstens umgekehrt: der schrieb erst seine - wichtigen - "Grundrisse" und bügelte das Ding dann "gelehrt und wissenschaftlich aussehend" hin (**).

    Wie leider üblich braucht der unverbesserliche Essayist Kurz über 400 Seiten für das, was analytisch konzentriert (ein Programm von 16 Thesen, vgl. S. 28 ff.) und ohne einen politkommisarischen nochmal-und-noch-und-nochmal-draufgehaut- Hang ("Begriffsbildung im Handgemenge") auch auf weitaus weniger als der Hälfte der Seiten hätte abgehandelt werden können. Diese völlig überdimensionierte Länge macht, neben dem strukturalistisch-quasselnden Stil, die Lektüre zur Tortur. Aber der Haupteinwand, der zu erheben ist: mit einer gescheiten ERKLÄRUNG der "Herrschaft des Geldes" - was in "diesen unseren Zeiten" vielleicht ja nicht ganz verkehrt wäre - sollte man das alles füglich nicht verwechseln. Denn dafür ginge es um die Logik der Kategorie - und nicht um Kategorienlogik. Wer also darüber wirklich etwas wissen will, der muß etwas anderes lesen. Da könnte man denn auch lernen, wie die "Transformation" "konsistent" geht - nämlich OHNE den "vielberühmten Wert" (Engels). Geld ist als Geld relational-strukturell in und aus sich zu erklären - oder es ist eben nichts erklärt. In der „bürgerlichen Ökonomie“ nicht. Und in der Kurzschen „Wert- und Abspaltungskritik“ auch nicht. "Abstrakte Arbeit" (so sinnvoll wie ein "abstraktes Bier"), "abstrakt" dies, "abstrakt" das, immer schön adjektivisch drangeflanscht und von "Realabstraktion" daherreden - das ist nur wortreiches Geklingel, marxistischer "phantasierender locus communis" (Marx), mit dem NICHTS von der tatsächlichen Abstraktionsleistung des Geldes verstanden wird (das ist: Subsumtion unter die Geldrechnung) Was Voraussetzung einer validen Kritik wäre. Die Kurzgemeinde wird das in ihrer teilweise religiöse Züge aufweisenden Heldenverehrung allerdings nicht irritieren.

    Kurzens bestes Buch war und bleibt somit das "Schwarzbuch". Darin wird wenigstens weitgehend bei den Phänomenen geblieben und die Unart, über den "Gegenstand" mit fix und fertigen Konstruktionen herzufallen, hält sich - verglichen mit anderen Kurzschen Texten - in Grenzen. Als "amüsant geschriebene Phänomenologie des Kapitalismus durchaus lesenwert" (K.H. Brodbeck) und als feuilletonistische Ergänzung zum kategorialen Ernst geeignet.

    Meine Produktempfehlungen
    • Die Herrschaft des Geldes Die Herrschaft des Geldes (Buch)
    Brodbeck, K: Die fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie Brodbeck, K: Die fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie (Buch)
    09.02.2015

    Die schlechten Denkgewohnheiten der Ökonomie

    "Im Gegenteil haben sich mir zu häufig und zu heftig
    solche Gegner gezeigt, welche nicht die einfache
    Reflexion machen mochten, daß ihre Einfälle und Entwürfe
    Kategorien enthalten, welche Voraussetzungen sind und selbst
    erst der Kritik bedürfen, ehe sie gebraucht werden."

    (G.W.F. Hegel, Wissenschaft der Logik I, Vorrede zur 2. Ausgabe)

    Mit diesem Buch gelang es Brodbeck, - zwar "hauptberuflich" selbst Ökonomieprof, aber ganz ohne mathematischen Firlefanz und Suggestivbuidl, mit denen Ökonomen ansonsten über die tautologische Inhaltlosigkeit ihrer über Definitionen und dogmatisch gesetzte Prämissen erschlichenen Urteile hinwegtäuschen -, die Vor-Urteile (nicht nur) der Mainstream-Ökonomie in strenger philosophischer Denkdisziplin zu sezieren. Brodbeck zeigt in geduldig und sorgsam entwickelten Argumenten, daß die durchgehend rationalistisch-mechanistischen Vorstellungen zu Gesellschaft, Zeit, Arbeit, Produktion,... ( kurzum: der Modalität ökonomischen DenkHandelns), die den Modellen und Prognosen der Ökonomem zugrundeliegen, die Sachverhalte, die sie "wissenschaftlich" zu "erklären" vorgeben, grundlegened verfehlen. Ökonomie ist keine Physis, keine "große Maschine" und denkhandelnde Menschen sind keine Rädchen und Transmissionsriemen, Billardkugeln oder mechanische Pendel. Der Ding-Fetschismus der Ökonomie gründet in einer in der Form des rationalen Kalküls verhüllten Unvernunft des gesellschaftlichen Verkehrs allseitig voneinander Abhängiger. Ökonomen sind die imperialen Dolmetscher dieser Unvernunft und beim social engineering gemäß den Ma0gaben der berechnenden kaufmännischen Ratio in deren Leidenschaft befangene Stichwortgeber und DenkHandlanger. Ökonomen wissen, das macht Brodbeck mit der kritischen kategorialen Offenlegung der "impliziten Philosophie", die der "expliziten Philsophie" der Ökonomie vorher steht überdeutlich, deshalb schon ab ovo nicht, wovon sie eigentlich reden, wenn sie, mittlerweile von Generation zu Generation besinnungslos überkommen, kritzeln: Y = Y(A,K,B,TF) und ihre geistentwichenen Mantras von "Funktionen", "Faktorkombination", "Grenzprodukt" etc. pp. leiern. Ökonomische Theorie erweist sich, auf solchen Grundlagen errichtet, als bloßes Konstrukt einer absurden virtuellen Welt, das das Denken der Gegenwart mit falschen Als-ob-Gedanken vergiftet (und per "sachverständiger" Politikberatung sozial verheerende Handlungen befördert) . Die Ökonomie "erklärt" mit ihren Abstraktionen nichts; ihre Abstraktionen sind vielmehr das, was Ökonomen in der Wirklichkeit sehen und geltend machen wollen. Das "funktioniert" schon - ebenso, wie Hexenverfolgung und -verbrennung "funktionierte". Es müssen nur genug den Wahn glauben und sich ihm dienstbar machen. Der Wahn gründet im Denken falscher Gedanken. Brodbecks Buch ist hiergegen ein sehr heilsames Gegengift. Es lehrt gründliches Denken und lä0t es am Argument lernen. Gleichzeitig ist es eine "Hinführung" zu seinem (bisherigen) Hauptwerk "Die Herrschaft des Geldes", das, nachdem mit den "fragwürdigen Grundlagen" bereits gehörig an den Fundamenten gerüttelt wurde, im "Nachgang" das ganze konsistenzlose Gebäude der Ökonomie von ihrem Ur-Eigensten her, dem Gelde, zusammenfallen läßt. Genauer: die Ökonomie ent-täuscht.
    Die Schlafwandler Christopher Clark
    Die Schlafwandler (Buch)
    09.02.2015

    Anmerkungen....

    ....zu Ch. Clarks Einladung, sich die Abstraktion eines "komplexen und unberechenbaren Gefüges von Kräften" auszumalen, dessen Gezurre und Gezerre glatt am überzeitlichen Historiker/Politologen-Telos der inter-nationalen Staatsmacherei, der "Stabilität", voll vorbeibretterte, und dessen "instabile Kumulation" im absurden Rückschluß zwar ein ganz schlechtes Licht auf die damaligen telosvergessenen, deshalb "schlafwandelnden" Staatsmacher wirft, woraus man ihnen aber letzlich gar keinen Vorwurf machen kann, denn das war ja alles Frucht einer gemeinsamen Kultur...

    *

    "...man sucht nicht, wenn man finden will..."

    (E. Chargaff, Unbegreifliche Geheimnis (1980), S.226)

    I Die wesentlichen Clarkschen Dogmen im Überblick

    Was "kann", das "muss": "Man (!) kann (!) in (!) den Ereignissen
    des Juli 1914 eine internationale Krise (!) sehen, ein Begriff, der
    eine Gruppe von Nationalstaaten impliziert, die man (!)sich (!)
    als (!) autonome Einheiten vorstellen (!) muss (!), wie (!) Billard-
    kugeln (!) auf einem Tisch."

    Fatal, fatal: "...unfähig, die Realität (!) der Gräuel zu erkennen (!),
    die sie in (!) Kürze (!) in die Welt setzen sollten"

    schlicht im Zeit"narrativ" herumdümplend nix als irrational: "kein
    einziges Anliegen, für das die Politiker von 1914 stritten, war
    die darauffolgende Katastrophe wert."

    (Ch. Clark, Die Schlafwandler, München 2013, pp. 13,713,718)

    II Eine Absage an Interpretationen, die der Zeitgeist für nicht mehr angebracht halten will

    Das Mainstream-Feuilleton von SZ bis FAZ überschlug sich in Lobhudekei, schwärmte von einer „Verschränkung von Ereignis- und Wahrnehmungsebene, die das Buch so bedeutend macht.", hörte „eine Mahnung, hellwach zu sein". Clark habe „die Fragestellung verändert, [...] die damit weniger deterministisch beantwortet [wird]." Ein Rezensent, wahrscheinlich auch ein passionierter EGO-Shooter-Gamespieler, „möchte den blinden Akteuren [...] auf jeder Seite zurufen, [wie sie] die Katastrophe vermeiden". Gerade noch, daß er in seiner Mitgerissenheit nicht darauf verfällt, den "blinden Akteuren" Clarks Buch zum Lesen durchreichen zu wollen...Richtig ist dabei nur: Clark weicht in seiner WK 1 Wie konnte der kommen ?-Darstellung insb. von solchen populären Erklärungsmustern ab, die hinter den Handlungen der sog. „Staatenlenker“ EIN strippenziehendes Meta-Subjekt als Schuldigen festmachen wollen. Muster also, die die apologetischen Ausreden derer, die Kriege erklärt und ihre Führung angeordnet und geleitet haben, sie seien von anderen „Getriebene“ gewesen und hätten in Notwehr gehandelt, ja durchaus gelten lassen, sie aber kritisch gegen die Apologeten wenden: sie hätten sich, entgegen ihrer Selbstauslobung, als verantwortungslose, korrupte etc. Marionetten für suspekte „Interessen“ hergegeben. Allzu kritisch ist diese Interpretation also nicht: sie will fahrlässiges Führungspersonal und Klüngelmachenschaften zuhauf entdecken, die (angeblich so rundum "größenwahnsinnig" verschandelte) Sache der Nation selbst dagegen nicht auch nur in einem Jota als kritikwürdig ansehen.

    III Die genuine Clarksche Leistung: die teleologische Modernisierung des "Hineinschlitterns"

    So plump „deterministisch“ erzählt Clark seine Geschichte in der Tat nicht. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er selbst das Anzetteln von WK 1 auch nicht aus den Handlungen derer erklärt, die ihn zweifelsohne interagierend, sich „wechselseitig das Gesetz gebend“ (Clausewitz) herbeigeführt haben und die sich dabei auf den jeweiligen befehlsgehorsamen Nationalismus des Fußvolks, das dafür verheizt wurde und das sich in seiner ganz überwiegenden Mehrheit dem „Ruf des Vaterlands zu den Waffen“ nicht versagen wollte, verlassen konnten. Auch Clark schreibt keine Geschichte aus einem Verstehen „von innen heraus“, sondern nimmt eine Meta-Perspektive ein. Dazu sei die genaue Lektüre des Vorworts empfohlen. Darin führt Clark nämlich das, nach dem er im Schlußkapitel dann seinen ausgebreiteten Stoff nach dem Motto „Und was lernen wir für heute daraus ?“ zusammenfasend validiert, begründungslos als Voraussetzung ein. Nach dem Ende des Ost-West-Gegensatzes sei wieder eine „komplexe“ multipolare Staatenkonstellation entstanden, die in Hinsicht (In-)"Stabilität" der vor dem ersten Weltkrieg ähnle. Damit sieht Clark unter der Abstraktion "Stabilität" von allem Inhalt der Staatenkonkurrenz in höchst unterschiedlichen historischen Konstellationen ab und unterschiebt ihr als „eigentliche“ Substanz cartesianisch einen persistierenden (identitär fortdauernden) höheren Meta-Zweck (den er auch als den eines „hellen“, „verantwortungsvollen“, nicht-schlafwandelnden „Staatenlenkers“als Inhalt seines Geschäfts unterstellt), der IN ihr aber gar nicht verfolgt wurde und wird. „Stabilität“ (und sonst nichts) ihres Verhältnisses zueinander ist kein höchster Endzweck konkurrierender Staaten, die sich wechselseitig zu instrumentalisieren suchen und sich darin antagonistisch bestreiten (*). Der Stoff, den Clark vielhundertseitig zusammengetragen hat, dient ihm NUR als „komplexe“ Illustration genau DIESES monotonen Vorabbefundes. Wenn von der Dickleibigkeit des „Ereignis- und Wahrnehmungsebene“ „verschränkenden“ Buches schwer beeindruckte Rezensenten meinen, Clark habe damit nun bewiesen, die ganze Sache sei nicht als ein kollektiv-antagonistisches Handeln mit Willen und Beweußtsein, sondern physikalistisch analog dem unlösbaren "Vielkörperproblem" oder dem indeterministisch-chaotisch sich verzweigenden Zusammenstoß von Poolbillarkugeln zu sehen, ignorieren oder bemerken sie schlicht nicht, daß Clark diese „Erklärung“ bereits DOGMATISCH vorausgesetzt hat. Seine "Folgerungen" im Schlußkapitel sind deshalb insgesamt auch nichts als die tautologische Affirmation seiner eigenen Voraussetzungen, als Pseudo-Schlüße entwickelt. So soll die wirre Vielheit der Phänomene in der "Instabilität" gründen und die "Instabilität" wiederum durch die Wirrnis der Phänomene bewiesen sein. Münklers WK 1-Buch, ebenfalls ein Bestseller, ist ganz ähnlich gestrickt, zieht aber, über Clark hinausgehend, explizit belehrende Nutzanwendung daraus für die heutige DEUTSCHE Sache.

    IV Der logische Zirkel komplettiert sich im "so betrachtet" und die gebildeten Liebhaber solcher Betrachtungen

    Das Schlusskapitel offenbart nicht nur die theoretische Zirkularität des Clarkschen Unterfangens. Dort verfällt er schließlich sogar ausdrücklich dem typischen Historikerfehler einer Rückprojektion aus dem post festum. Hätten die Weltkriegsmacher damals SEINE heutige Meta-Perspektive eingenommen, dann hätten sie – „helle“, „nicht-schalfwandlerisch“, „verantwortungsvoll“ etc.pp. gehandelt , so, wie Clark das bei den HEUTIGEN (WESTLICHEN) Staatsmachern als gegeben unterstellt (und was diese ja zur Jahreseröffnung 2014 auch gleich auf diversen Staatsfeierlichkeiten als ihre turmhohe Differenz zu den „getriebenen“ WK 1-Machern verlautbaren ließen) So bei einer Apologie des Treibens der heutigen „Staatenlenker“ angelangt desavouiert Clark auch noch den letzten Anschein, es wäre ihm um ein „von innen“ „verstehendes Narrativ“ gegangen, gründlichst. Die Manier, historischen Ereignissen einen "Sinn" bzw. eine "Lektion" fürs heute abzumelken (als wäre ausgerechnet DAS deren "Sinn" gewesen) ist auch ganz die seine. Seine, von seinem übergestülpten physikalistischen Meta-Modell her gebotene, Aussage gar, WK 1 könne (angesichts der Resutlate) "so betrachtet" "eigentlich" niemand gewollt haben beruht wissenschaftlich auf diesem elementaren modalen Denkfehler, der, politisch interessiert aufgegriffen, sich natürlich zu einer veritablen Rechtfertigungsideologie modeln läßt. Und genau das scheint wiederum das Interesse vieler deutschsprachiger Leser an diesem Buch zu sein, denen bildungsunterfüttert der nationalideologische Befund der, gestern, heute und morgen, PRINZIPIELLEN UNSCHULD (bzw. der UNBEDINGTEN BERECHTIGUNG) der schwarzrotgoldenen Sache an den Gewälttätigkeiten in der Staatenkonkurrenz eine innige Herzensangelegenheit ist. In ihm ist das falsche Zeugs, das dafür gedacht wird, wissenschaftlich honorig und für den problemwälzend-gepflegten Geschichtsdiskurs abholbar aufbereitet. Ein Diskurs, der sich natürlich turmhoch erhaben über dem reflektiert nicht ganz so ausgefinkelten, volkskörperhygienisch rabiat werden wollenden Schläger- und Wutbürgernationalismus der derzeit demoumtriebigen biologistisch-genrassistischen Hooligans und Abenlandretter (der auch nichts mehr von DEUTSCHER Kriegsschuld, weder in Teilen noch im Ganzen, hören will) wähnt.
    ---------------------------------------
    (*) "Stabilität" "im Äußeren" bedeutet im Jargon der Staatsmacher stets, daß die "internationalen Beziehungen" eben so eingerichtet sind, daß UNSERE Interessen sich "auswärts" ungehindert betätigen und sich entsprechend "infrastrikturell geordnet" Geltung verschaffen können. Das schließt die "Instabiität" ein, daß da irgendein ANDERER diese seine SOUVERÄNITÄT beeinträchtigende Kröte schlucken muß, damit`s "stabil" bleibt, wozu dieser natürlich wiederum nur bedingt bereit ist. Aus diesem qualitativen und quantitativen Gegeneinander der instrumentalisierenden Kalkulationen erwächst die bis zum "es muß halt mal wieder aufmischende tabula rasa sein" eskalierende Dynamik des "sich wechselseitig das Gesetz Gebens". "Stabilität" (im Sinne von Balance) ist also immer nur ein vorübergehender Nebeneffekt, niemals die Sistierung der konkurrierenden Unruhe zwischen den Staaten. Diese Ratio der antogonistischen Konkurrenz wird in den Schriften militär- und geopolitischer Denker "rein" ausgesprochen. Man kann Clarks Buch nicht vorwerfen, daß er sich hier lange mit durchdachten Gedanken aufgehalten hätte. Sein mechanistisches Denkmodell, das er brutal interessiert an den Sachverhalt heranträgt, setzt sich vielmehr völlig ignorant darüber hinweg.

    Kurz, R: Geld ohne Wert Kurz, R: Geld ohne Wert (Buch)
    03.02.2014

    Transformation ohne Wert

    Das Erscheinen des neuen Buchs von Robert Kurz ist überschattet von seinem tragischen Ableben. Dies sollte aber den kritischen Blick nicht trüben. Denn dieses als großer Wurf angekündigte Buich - allein darum geht es in einer Rezension - ist wohl nur für die, die sich ernsthaft für die teilweise völlig absurden Kabbeleien zwischen "Neuer Marxlektüre", "Neuer Marx Orthodoxie" und "Wert- und Abspaltungskritik" interessieren von "berufsmäßigem" Belang. Für den, der hier nicht Partei ist, zeigt es nur - aber, immerhin einmal, nicht nur in überwiegend codetransportierenden Worthülsen und bloßen Bonmots - an den Kategorien, welche Spielart Weltgeist-Weltanschauung Kurz sich seit 1986 als KRITISCHER Marxist - wegen dieser KRITIK hatte er als Journalist auch in der bürgerlichen Presse sein Eckchen - zusammengebastelt hat. Für Kurz und die Seinen ist es vor allem gegenüber dem unsäglichen „Marx lesen“, indem frei assoziierend neben Marx-Texten geschwebt wurde, ohne sich auf sie einzulassen, ein epochemachender Fortschritt. Jetzt wissen sie wenigstens, was IHR „esoterischer“ Marx sein soll. ESOTERIK nämlich.. In Koketterie mit einem Großen „Grundrisse“ bzw. die „eigentlichen“ kategorialen Grundlagen vorzulegen für eine Theorie, die im Kern seit 25 Jahren vertreten wird und mit der bereits alle möglichen „Gegenstände“ „wert- und abspaltungskritisch“ fix und fertig belauert und überfallen wurden, ist natürlich eine eigenartige Reihenfolge. Da wuirde also längst gewußt, was herauszukommen hat, bevor überhaupt die Grundlagen der Urteile sauber erarbeitet worden waren. . Bei Marx - das ist der Große - war es wenigstens umgekehrt: der schrieb erst seine - wichtigen - "Grundrisse" und bügelte das Ding dann "gelehrt und wissenschaftlich aussehend" hin. Welche Skrupel Marx hatte, "Unfertiges" zu veröffentlichen ist im übrigen bekannt.

    Wie leider üblich braucht der unverbesserliche Essayist Kurz über 400 Seiten für das, was analytisch konzentriert (ein Programm von 16 Thesen, vgl. S.28 ff. ) und ohne einen polit-kommisarischen nochmal-und-noch-und-nochmal-draufgehaut-Hang ("Begriffsbildung im Handgemenge") auch auf, weitaus weniger als der Hälfte hätte abgehandelt werden können. Das macht, neben dem strukturalistisch-quasselnden Stil, die Lektüre zur Tortur. Aber der Haupteinwand, der zu erheben ist: mit einer gescheiten Erklärung der "Herrschaft des Geldes" - was in "diesen unseren Zeiten" vielleicht ja nicht ganz verkehrt wäre - sollte man das alles füglich nicht verwechseln. Denn dafür ginge es um die Logik der Kategorie - und nicht um Kategorienlogik. Wer also darüber wirklich etwas wissen will, der muß etwas anderes lesen. Da könnte man denn auch lernen, wie die "Transformation" "konsistent" geht - nämlich OHNE den "vielberühmten Wert" (Engels). Geld ist als Geld (id est: ein „gesellschaftliches Verhältnis“ bzw., formal, eine relationale Struktur) in und aus sich zu erklären - oder es ist eben nichts erklärt. . "Abstrakte Arbeit", "abstrakt" dies, "abstrakt" das, immer schön adjektivisch drangeflanscht und von "Realabstraktion" daherreden – das ist nur wortreiches Geklingel, marxistischer "phantasierender locus communis" (Marx), mit dem NICHTS von der tatsächlichen Abstraktionsleistung des Geldes verstanden wird. Was Voraussetzung einer validen Kritik wäre. Die Kurzgemeinde wird das in ihrer teilweise religiöse Züge aufweisenden Heldenverehrung allerdings nicht irritieren.

    Kurzens bestes Buch war und bleibt somit das "Schwarzbuch Kapitalismus". Darin wird wenigstens weitgehend bei den Phänomenen geblieben und die Unart, über den "Gegenstand" mit fix und fertigen Konstruktionen herzufallen, hält sich - verglichen mit anderen Kurzschen Texten - in Grenzen. Als "amüsant geschriebene Phänomenologie des Kapitalismus durchaus lesenwert" (K.H. Brodbeck) und als feuilletonistische Ergänzung zum kategorialen Ernst geeignet.

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    • Die Herrschaft des Geldes Die Herrschaft des Geldes (Buch)
    Das Gespenst des Kapitals Joseph Vogl
    Das Gespenst des Kapitals (Buch)
    03.02.2014

    Ein Ökonomieessay als Verbal-Viagra für Feuilletonisten

    "Und das ist der opake und wilde Überraschungsraum, in den sich unsere Gesellschaften hineinfinanziert haben". "Das" meint dabei eine vorhergehend als dernier cri bzw. neuste Kostümierung des altehrwürdigen Hegelschen Weltgeistes ausgemachte "arkanhaft gewordene Ungewissheit", "die Entscheidungen fällt", "die in ihrer Ungebundenheit, in ihrer Gesetzlosigkeit schicksalhaft werden." Und das ist der Schlußsatz von Joseph Vogls (von einer bekannten Marxsentenz titelinspiriert) "Das Gespenst des Kapitals", S. 178, und wohl auch der Beste, ein absoluter Höhepunkt.

    Nicht, weil der Satz nun allzu viel besagt. Er sagt nämlich eigentlich gar nichts. Denn was da mit "arkanhaftem" Verbalschlonz tiefsinngemunkelt wird, hätte Franz Beckenbauer, was die ontologische "Aussageessenz" betrifft, ganz einfach hingekriegt. Etwa so: "Da geht`s vielleicht wild zu im Finanzkapitalismus, wie im Voglhäusl, blickt ma ja gleich goar nix mehr, sakrament !" (um dann natürlich sogleich entschuldigend zu seinem derzeitigen Liebslingsthema, dem "Überraschaungsraum", in den sich sein Vereins- und Seilschaftskumpel Uli Hoeneß, die Mutter Theresa von der Säbener Straße, "hineinfinanziert" hat, überzuleiten). Mit diesen eher schlichten, aber pfeilgrad bodenständig noch in dieser Welt waltenden Worten wäre zugleich auch ein Quidproquo vermieden. Namentlich das, Nicht-Wissen der kapitalökonomischen Akteure darüber, was ihr eigenes geldgierig-anarchisches DenkHandeln als nächstes an katastrophischen "Verwerfungen" sozialer und natürlicher Art hervorbingt, zu einem geschichtsträchtig waltenden Subjekt "Ungewissheit", das "Entscheidungen fällt", zu stilisieren.

    Nein, der finale Satz ist so bedeutend, weil es damit der auf den vorherigen 177 Seiten des sich Essay nennenden Assoziations- und Schwafelbandwurms sehr geplagte Leser endlich hinter sich hat und eine drückende Last von ihm abfällt. Die Last, reihenweise Als-Ob-Gedanken wenigstens einen noch nur irgend verstehbaren Rest-Sinn abzugewinnen. Geht aber nicht. Was soll, eine der Wenn-dann-während nämlich-stets heimgesucht-Lieblingsstellen des Rezensenten:

    "Wenn man Krisen allgemein als Verwirrung von Erfahrungsräumen und Erwartungshorizonten oder mit Blumenberg als "Erlebbarkeiten des Zeitenzerfalls" bergreifen wollte (und was ist, wenn nicht, weil das ein Galimathias ist ?, R.), so wird die krisenhafte Dynamik der Finanzökonomie durch eine Verwerfung unterschiedlicher Zeitordnungen strukturiert. Während nämlich (nach dem vorherigen wenn - dann unbedingt logisch !, R.) Finanzmärkte nach irdischer Unaufhörlichkeit streben, während ihre Subjekte sich über ihre eigene Endlichkeit hinwegträumen und das Kapital selbst danach verlangt, die obskuren Kräfte der Zeit zu besiegen und seine Hindernisse auf dem Weg in eine schrankenlose Zukunft zu beseitigen, wird dieses chrematistische Streben stets durch bemessene Dauern, fixe Termine, fällige Zahlungen, also durch die Umstände endlicher historischer Zeiträume heimgesucht." (S. 173)

    denn da noch - mit oder ohne Blumenberg und Aristoteles- ins irgend durchdacht Denkbare herüber zu retten sein ?... Eben. Bei Marx hieß das wenigstens noch trocken und als Gedanke auf den kategorialen Prüfstand nehmbar: das Kapital (seine ineinander verschränkten Fraktionen" als Makro-Einheit verstanden) produziert gerade mit den Mitteln seiner Akkumulation seine Schranken, welcher systemimmanente" Widerspruch sich wiederkehrend und auf eskalierender Stufenleiter in der Krise, regelmäßig eingeleitet als Finanzkrise, manifestiert. Ist doch (wenngleich einiges Kritisches dazu zu sagen wäre) wenigstens ein klares Wort. Gerade das aber ist nicht des wissenschaftlichen Literaten Vogls Welt. Er will das Kapital - dichten, mit metaphorischen Girlanden schmücken und in Allegorien hüllen. So - unter dem "literarischen Zusammenschnitt von kanonischen Formeln älterer und neuerer Kapitalismusananlysen" (S. 14) will auch der hauptberifliche Literaturwissenschaftler Vogl es nicht halten, was schmerzlich zu Lasten des klar Gedachten geht - wird "das Kapital" zum geheimnisvoll herumwesenden Gespenst stilisiert, statt als Fetisch einer mechanisch-stumpfen sozialen Gewohnheit, mit allerdings einigen "Überraschungen" in ihrem makroblind herumfuhrwerkenden Gefolge, ent-täuscht. Seinen Text kann man nicht nüchtern denken. Den muß man mit literarischem Hochgefühl beten und singen. So - und nur so - festlich gestimmt und mit Poesie am klar Gedachten zielsicher vorbei ist man denn bereit, darüber hinwegzusehen, daß sich das seitenlange überzuckert-nervös-konfuse Gerede (was macht Vogl nur aus Minsky, man lese dazu im Original oder bei Keen, für einen enthusiastisch angerührten Brei !) von "zukünftigen Zukünften", "Zukunft und deren Zukünften", "künftigen Gegenwarten","gegenwärtigen Zukünften" in allerlei "Räumen" und "Formaten", auf den Punkt gebracht, nur auf elend platte Kalendersprüche reduziert: "Es kommt immer anders, als man denkt." (S. 170) Wieder mit Franz Beckenbauer: "Jo da schaug her, wer hätt jetzad nachad dös denkt ?" Ein Buch, so wirksam wie ein Crash - in der Tat, ein Crash, wenn nicht ein Super-GAU, jeglich kritisch zu den in Frage stehenden Sachverhalten Gedachten. Zwei, drei nette Formulierungen - ja, die gibt es tatsächlich auch - retten da gar nichts.

    Was also Sloterdijk in Philosophy ist Vogl in Economics. Daß an sachlicher Ökonomiekritik nichts in seinem Essay neu ist, ist sicher kein Mangel. Es spricht nichts dagegen, Bekanntes neu zu durchdenken, es zu systematisieren, zu pointieren, zusammenzufassen usw.. Wohl aber, daß durch sein "poetisches Format" Bekanntes weit unter dem Niveau des state of the debate expliziert wird. Vogl erklärt nicht wirklich sorgfältig, welchen absurden Unsinn die herrschende ökonomische Denkform z.B. in der Gleichsgewichtstheorie GLAUBT. Er kritisiert auch nicht den Wahnsinn, mit solchem Zeugs gedankenmunitioniert wirtschafts- und sozialpolitisch auf die Welt loszugehen. "Geistreich" zu sein ist ihm viel wichtiger als kategorial sauber zu explizieren. Und ein an den mittelschmalen Text anschließender vierzigseitiger Anmerkungs- und Litereraturapparat kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Umgang mit ganz vielen Büchern noch keineswegs bedeutet, das darin Gesagte wirklich verstanden zu haben. Für die Feuilletonschreiber von FAZ bis SZ wirkte Vogls "kapitalistische Oikodizee", die er mit seinem Essay weniger kritisiert denn zelebriert, natürlich elektrisierend. Ein zungenschnalzend-lobhudelnder Superlativ jagte den anderen und ein einziger klebriger Brei verschmiert das Back-Cover: "frontaler Angriff auf die dorischen Säulen der Wirtschaftswissenschaften" (ZEIT), "So pointiert, faktengesättigt und geistesgeschichtlich inspiriert kommt keine zweite Analyse unseres Wirtschaftssystems daher" (FAZ). Es gruselt einen. Ja, da haben sie sich allesamt in ihrer ureigenen Ambition wiedererkannt: genau so was verschwiemelt-schwammiges möchten sie auch schreiben. Weil das genau ihre Art des "Denkens" ist. In dem, was sie da loben, loben sie also letztlich nur ihre eigene Vortrefflichkeit. Wie grundehrlich dagegen ist die nur zu verständliche Verärgerung eines armen Studikers hier, dem Vogls "Format" als Pflichtlektüre für seine Arbit verdonnert worden war. Nachhaltiger als mit solchen exquisiten literarischen "Einfällen" kann die - allzeit und unerbittlich fällige - Kritik der Politischen Ökonomie nicht desavouiert werden. Denn solches derridasches Zeugs ersetzt nur eine gedankliche Wirrnis - die herrschende ökonomische Denkform ist eine einzige kopfverderbende Katastrophe - durch eine andere.
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    • Brodbeck, K: Die fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie Brodbeck, K: Die fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie (Buch)
    Was ist die Welt? Was ist die Welt? (Buch)
    10.07.2013

    Wider den mechanistischen Rationalismus

    Das "realistische" Dogma der "klassischen" Physik, zum gewohnheitsmäßigen Allgemeinspruch geworden, ist: die Objekte der physikalischen Erkenntnis sind eine vom Beobachter unabhängige Realität. Die Welt IST und sie ist EINES.

    Dabei bleibt aber der Beobachter ein blinder Fleck. Was aber tut der Beobachter GENAU, was ist die Situation des Beobachtens ? Ist der Beobachter eine tabula rasa, auf die "die Natur" ihre vermeintlich mathematische Struktur schreibt ? Ist er AUSSER der Welt, die er beobachtet ? IST die "objektive" WELT der Physik nicht eine Auslegung des Widerstehenden aus dem Horizont eines berechnenden DenkHandelns IN der Welt, das Gewalt haben will über das Widerstehende ? Wird das "Objekt" nicht uno actu durch die Entgegenstellung des "Subjekts" konstituiert, hat also unabhängig vom Subjekt keine BEDEUTUNG ? Was an den Abstraktionen der theoretischen Physik - es gibt "da draußen in der Natur" keine allgemeinen "Dinge" wie Materie, Energie, Wellenformen, individuelle Elementarteilchen usw., ebensowenig wie es DEN Baum als observables "sinnlich Ding" gibt - ist also wie worin und wodurch "real" ?

    Fragen, die angesichts des ERFOLGS des "physikalischen Realismus" - diese Weltsicht, bis zur nächsten technischen Großkatastrophe, funktioniert als Weltumgang mit "Systemen" (Maschinen und Apparaten) offenbar und ist prognostisch bestechend verläßlich - ungern, das ist noch das Mildeste, gestellt werden. Fragen, zu denen Stefan Bauberger in einem philosophisch reflektierenden Streifzug Teilchenphysik, Relativitätstheorie, Thermodynamik, Quantenphysik, Kosmologie und Chaostheorie - auch die Welt der Physik ist nicht EINE - kenntnisreich durchwandert und kreative Überlegungen abseits eingefahrerer Common-Sense-Überzeugungen anstellt. Und dabei, wie es sich für einen ordentlichen Philosophen gehört, auch zu einem sich einer Denkanstrengung verdankenden Schluß kommt: die Welt ist schlicht ANDERS als (vom "Realismus" der "klassischen Physik") gedacht. Das ist immerhin schon einmal ein Zwischenresultat. Die Frage nach dem Beobachter als Subjekt der Beobachtung beantwortet Bauberger allerdings nicht überzeugend*). Da gilt es wohl, philosophisch noch weiter zu denken. Die Anregungen dafür erhält man aber von diesem Buch. Auch für "Unbedarfte" (relativ) gut lesbar und verständlich.
    --------------------------------------------------------
    *) So entgeht ihm, S. 168, daß die Aufgabe des Bohrschen EINEN solipsistischen "Beobachters" in Everetts Deutung der Quantentheorie ("many-minds"-Interpretation des "Beobachers") nur eine scheinbare ist, denn a) interpretiert auch Everett diese Beoabchter nur physikalistisch-reduktionistisch und b) sind die VIELEN nur ein vervielfältigtes descartsches EGO cogito. Und genau dieser (in der Physik völlig unreflektierte und common sense-dogmatisch vorausgesetzte) SUBJEKTBEGRIFF ist doch gerade der PHILOSOPHISCHE Witz an der Sache.
    Freiheit statt Kapitalismus Freiheit statt Kapitalismus (Buch)
    22.03.2013

    Peinlich - Ein Manifest der kapitalistischen Neuererbewegung

    Die wegen ihrer "Glaubwürdigkeit" so hochgejubelte Lichtgestalt der Linken hat eine Kapitalismuskritik von beschämender Einfalt vorgelegt. Mit ideologischen Anleihen beim alten Ordiliberalismus zur "Mitnahme" "fairer Marktwirtschaftler" aufgepeppt, ist das nichts als ein Talk-Show-tauglicher Staatsidealismus, der sich "Sozialismus" nennt, und bei dem es einem nur die Zehennägel aufdreht.

    So fängt`s an: „Der Kapitalismus versagt nicht nur sozial. Er versagt vor allem vor seinen eigenen (!) Ansprüchen." Sakramentl, kriegt er aber donnernd eine eingeschenkt, der Kapitalismus ! Er macht glatt mit seiner ebenso sturen wie unersättlichen Geldheckerei nicht das, was er halt macht und bringt genau damit einen Haufen sozialer und natürlicher „Verwerfungen“ hervor. Sondern er hat sich offenbar vollmundig darüber hinaus was ganz anderes vorgenommen, an dem er kläglich scheitert. Denn genau das besagt der Vorwurf „Versagen“ ja gemeinhin. Er tut und bringt nicht das, was er soll. Damit dieser eigenartige Anwurf – der schon die ganze Wagenknechtsche Kritik ist - die nächsten rd. 300 Seiten so richtig funktioniert, trennt die Frau schlicht all das, was ihr am ganz alltäglichen Kapitalismus nicht so gefällt, von ihm ab, um sich einen Kapitalismus mit „an und für sich“ höchst edlen Ansprüchen stricken zu können und daran den, den es real existierend gibt, an seinem „wahren eigentlichen" Wesen zu blamieren. Aber wieso „versagt" er an „Ansprüchen" (die er sich gar nicht stellt, sondern die nur eine Polit-Idealistin als ein Mit-Regierungsprogramm aus den modernden Archiven der herrschenden großen Parteien herausgekramt und als Standpunkt ihrer Partei besetzt hat) ? Die durch und durch etatistisch denkverdorbene Antwort lässt nicht auf sich warten: „Die Regierenden haben kein Konzept", hätten glatt versäumt, aus dem Kapitalismus die „Wohlstandsmaschine" zu machen, die er „eigentlich" sei.- wenn denn nur ordentlich regiert würde. Damit hat Wagenknecht die institutionalisierte Herrschaft des Geldes und die dazugehörige staatliche Gewalt - wenn die den „Rahmen" absteckt, was ist dann wohl der INHALT des "Rahmens" ?. - bereits von jeder wirklichen Kritik ausgenommen.

    Um „gute" Herrschaft geht`s ihr, und sonst nix. Ihre ziemlich fundamentalistische Schelte in Richtung der „Regierenden“ ist: He Leute, aus dem kapitalistischen Laden kann man doch viel mehr rauskitzeln als ihr grausamen Stümper und kriecherischen Lobbyisten zustande bringt ! Und die Liste des „Versagens", das sie entdecken will, ist natürlich fast unendlich und doch so einfältig: vor allem „unproduktiv" nämlich isser, der real existierende Kapitalismus. Warum ? Das (große) Kapital haben doch glatt „immer weniger Interesse an den Kernaufgaben eines Wirtschaftsunternehmens", womit sich das ganz dumme kurzsichtige Kapital selbst kaputt mache, denn es untergrabe :" in zunehmenden Maße seine wirtschaftliche Basis". Um ihm bescheinigen zu können, was für ein kurzsichtiger Blödmann er ist, der nicht alles, was kreucht und fleucht, sondern sich selbst ruiniere, verfabelt Fachfrau den Zweck, um den sich im Kapitalismus nun mal ALLES dreht, Geldhecken, einfach in ein verfehltes „Geschäftsmodell", das sie NEBEN die ganz alltägliche Geldgeierei, in der diesem Zweck alles und jedes subsumiert ist, stellt, als hätte „eigentlich" das eine mit dem anderen nichts zu tun. Der Polit-Idealismus der Fachfrau, die in den Kapitalismus allerlei „Wohlstandsverpflichtungen" hineinliest, die dieser nicht kennt, wird so zum monotonen Geleier des „anstatt", „anstelle","statt", mit dem Wagenknecht dem Kapitalismus seine „eigenen Ansprüche“ vorhält .Und entsprechend fällt auch die „Kritik" an den Praktiken des Finanzkapitals, des Versagers aller Versager, aus: „statt Maschinenbauer oder Waschmaschinenproduzenten kreditieren die Ackermänner lieber andere Banken; zum Kerngeschäft gehören Finanzwetten statt Firmenkredite." Wie unzweckmäßig gegenüber dem „eigentlichen" Auftrag !. Da vergisst Wagenknecht denn auch gleich, was sie gerade noch feststellte: dass sowohl „Real-„ als auch „Finanzwirtschaft" DERSELBEN kaufmännischen Leidenschaft anhängen. Wieder sortiert sie in „gutes" und „schlechtes" „Geschäftsmodell" auseinander, was halt nur Weisen, ein und denselben Zweck zu realisieren, sind. Das ist ihre von der ersten Seite an mit bornierter Sturheit beibehaltene Leitlinie, mit der sie sich alles, was die schöne Welt von „Freiheit und Gleichheit" an geldgeilem Wahnsinn so aufzubieten hat, zurechtlegt.

    Wie schon beim (großen) industriellen Kapital, werden auch die heutigen Eigenarten des (mitllerweile auch ziemlich groß gewordenen) speziellen Gewerbes, in dem die soziale Funktion des Geldes einer eigenständigen Vermehrung subsumiert ist, von Fachfrau also zu einer einzigen Zweckverfehlung.erklärt.(außer des Kontrats wegen ziemlich hinrissig idealisierte Sparkassen und Volksbanken). Skandalöses „Versagen" allerorten, was mit einem ordentlichen, seinen „eigenen Anspüchen“ genügenden Kapitalismus alles nichts zu tun haben soll. Der kenne vielmehr doch nur den „Wohlstand aller" - und hier kommen ihr eben Erhard und die Ordoliberalen zum Facelifting ihres erz-realsozialistischen Glaubens an eine gute volksfreundliche Herrschaft gerade recht -, was auch das „wahre Wesen" der „Marktwirtschaft" sei (das man nur herbeiregieren müsse). Man kann da nur ironisch werden: je weniger von dem konkret bei der verwertungsflexibilisierten oder als verwertungsun-tauglich aussortierten Masse „der Vielen" zu sehen ist, umso fanatischer reitet Fachfrau darauf herum, der sei doch „an und für sich" versprochen. Dieser verrückte Idealismus leuchtet einem in der Tat nur ein, „wenn man sich die Volkswirtschaft wie einen großen Kuchen vorstellt". Und damit hat Wagenknecht sich dann ebenso endgültig wie konsequent von einem vernünftigen Urteil über den real existierenden Kapitalismus verabschiedet. Denn nun hat sie nur mehr damit zu tun, den Kapitalismus als ein „an und für sich" „gelungenes" Verfahren, eine Volkswirtschaft in ein „Gleichgewicht" zu bringen bzw. als wunderschöner Kreislauf für die „richtigen Proportionen" von Kuchenstücken zu sorgen, zu goutieren - Lohn- und Staatsstück am Kuchen sind in Ordnung, das Profitstück dagegen bereitet ihr ein gewisses Missfallen. Denn das will irgendwie dauernd wachsen, ohne dass die von Fachfrau bewunderte „Investitionsdynamik" „den Teig" für die anderen „Stücke" anschwellen lässt. „Anstatt" sich „langfristiger" Pflege der Grundlage ihrer Geschäfte zu widmen, geht`s den Kapitalfraktionen doch glatt „kurzfristig" um ihren Erfolg mit der den etatistischen Konditor betrübenden Konsequenz, dass da eine „Wirtschaft mit schrumpfenden Lohnstück und Staatsstück" bei rüberkomme. „Immer mehr Einkommen aus dem Profitstück fließt in den virtuellen Kreislauf der Finanzsphäre.", um immer mehr „Profiteinkommen" „ohne reale Käufe und Verkäufe" zu „beziehen". Und das ist dann auch schon alles, was Fachfrau zum modernen Kredit hier einfällt: „ohne", ein leerer Begriff.

    Wir sind damit etwa auf Seite 180 der ersten Auflage von FsK angelangt. Zeit auszusteigen. Man hält es wirklich nicht mehr aus und Fachfraus „Erhard Reload"-Programm, das diesen bodenlosen VWL-Befunden sinnfällig folgen MUSS, kann jeder, der auch nur ein bisschen mitgedacht hat, nun selber hinschreiben; man nehme dazu nur die „Positiv-„ und „Negativliste“ zur Hand, die bei Fachfraus pseudophänomenologischen Befunden zu „guter“ = „dynamischer“ = „wertkreativer“ Real- und „böser“ = „wertfiktiver“ = „nullwertiger“ Finanzwirtschaft (mitsamt den ihren eigetlichen „Auftrag“ vergessenden Großunternehmen) zusammengekommen ist. Was für ein überaus ödes und theoretisch unwürdiges Zeug. Muß einfach ein Bestseller werden.
    Denn mehr als solchen Mist kann die Linke schon längst nicht mehr denken.
    Debunking Economics: The Naked Emperor of the Social Sciences Debunking Economics: The Naked Emperor of the Social Sciences (Buch)
    19.11.2012

    Mainstream-Ökonomie: der Kaiser ohne Kleider

    Robinson Crusoe ist die Lieblingsfigur der theoretischen Mainstream-Ökonomie – da heißt sie nur anders, nämlich homo oeconomicus. Robinson kann nicht anderes als rechnen, und zwar das, was die Ökonomen ihm Geistloses vorsagen. Das heißt dann rationales Wahlhandeln in einem gegebenen Prokrustesbett ohne jegliche kreative Freiheit und suggeriert ( schön wertneutral, wie es sich gehört), dass ein wie immer anderes Handeln „irrational“, also pfui teufel und verwerflich, sei. Jedenfalls in Sicht der Mainstream-Ökonomen. Daß nicht alle anderen, sondern möglicherweise die kalkülmechanische Modellchen pfricklenden Möchtegern-Sozialingenieure nicht alle Latten im Zaun haben, wenn sie ernsthaft behaupten, ihre virtuellen mikroökonomischen Haushalts- und Unternehmens-Welten seien die (leider durch „irrationales“ Handeln, insb. und eigentlich immer nur, „Gewerkschaften“, empirisch verschmutzte) „wahre Wirklichkeit“ (Neoliberale) dessen, was sich draußen vor dem Hörsaal tut bzw. das, wonach man die Welt möglichst zurecht zu biegen habe (Ordoliberale und neuerdings auch Sahra Wagenknecht)– diese selbstkritische Einsicht liegt den Ökonomen, selbst auch nur im Ansatz, völlig fern. Es gibt keine in ihren sämtlichen Grundlagen so völlig irrige „Wissenschaft“, die selbstzufriedener mit sich und ihrer rechnenden Dummheit ist als die Mainstream-Ökonomie. Daß es sogar jede Menge gute Gründe gibt, sich gerade nicht so zu verhalten, wie es die Mainstream Ökonomen als „rational“ postulieren, weil man nämlich nicht autistisch-solipsistisch in einer modellierten, sondern aktiv und kommunikativ mit anderen in einer wirklichen Welt lebt – es macht die Ökonomen nicht irre. Auch nicht, wenn ihre „Erklärungen“ nur in einem intellektuellen Bankrott wie z.B. der Theorie der sog. geoffenbarten Präferenzen bestehen. Da soll nämlich der ganz subjektive und nirgendwo sichtbare „Nutzen“ bzw. die „individuelle Präferenzordnung“ beobachtbare individuelle Kaufhandlungen „erklären“. „Bewiesen“ wird das dadurch, dass beobachtete Kaufhandlungen sich, unter gewissen „Annahmen“, dahin interpretieren lassen könnten, dass sie „präfreneztheoretisch“ strukturiert sind. Das zu Erklärende wird zum Erklärenden. Nicht nur in diesem Beispiel, sondrn in diesem Theorietypus durchgehend, sofern nicht einfach (zurecxht-)„definiert“ wird, damit es passt.

    Die völlige intellektuelle Verdorbenheit der (neoklassischen) Mainstream-Ökonomie wird von Steve Keen, einem – die gibt es auch ! - recht gescheiten Ökonomen in der Tradition u.a. des Radikal-Keynesianers Minski, streng immanent auseinandergenommen. Keen ist dabei so großzügig, der Mainstream-Ökonomie ihren homo oeconomicus sogar erst einmal zu schenken. Sobald aber mehrere dieses merkwürdigen Typus als Ensemble agieren sollen, passt einfach im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr zusammen. Die mikroökonomische Theorie (per ebenso einfach über rein Subjektives aufsummierender wie gerade darin unmöglicher Aggregation plus monetaristischer Verkehrsgleichung auch zur Makroökonomie befördert), ob als Haushalts- oder Unternehmenstheorie, ist für den nicht-trivialen Fall mehrerer Individuen unheilbar INKONSISTENT. Das, was sie sagt (jeder Blödsinn ist natürlich sagbar, auch der der Mainstream-Ökonomen), ist schlicht nicht denkbar. Und deshalb gibt es auch das Heiligenbild sämtlicher Liberaler und Marktwirtschaftsfans (das auch das gewöhnliche Wirtschaftsdenken beherrscht), das berühmte Angebots-Nachfragediagramm mit den zueinander invers verlaufenden Preis-Mengenkurven und damit den ökonomischen Orgasmuspunkt des Gleichgewichts, schon auch nur als Denkmöglichkeit nicht – geschweige denn als ein in der Wirklichkeit wirksames Muster, das das aktive ökonomische Handeln Vieler „hinter deren Rücken“ als „unsichtbare Hand“ (die Ökonomen-Metapher für den allwissenden und allmächtigen GOTT) zum Rechten und zum Gemeinwohligsten zugleich lenke und leite..Es gab nie einen unplausibleren Gedanken als den, dass „der sozialökonomische Krieg aller gegen alle“ etwas anderes sei als eben ein alltaglicher in und über Umsätze, Preise, Kosten, Marktmacht, Allianzen etc. pp. zäh und verbissen geführter Krieg mit entsprechenden schädigenden Folgen solcher Handlungen, sondern vielmehr zu einem „sozialen Optimum“ führe, wenn man ihn nur ordentlich toben lässt (bzw. mit brachialen wirtschafts- und sozialpoltischen Eingriffen dafür sorgt, dass er tobt). Keen liefert mit „Debunking Economics“die unnachgiebig durchgeführte Demaskierung dieses modernen religiösen Wahns als ein falsches Denken. Ground Zero für Sinn und Co. Und zugleich, ohne weiteres zugegeben, eine späte intellektuelle Genugtuung auch für den Rezensenten. Der nämlich erlebte und erlitt einst ob des in mikroökonomischen Grund- und Hauptsemestern zuhauf gedachten Unfugs, - seien es das Gossensche Nutzendeschwatze, sinnlose Grenzprodukte, Ein-Gut-Welten und die Lagrange-Fummeleien von Hendersen-Quandt - , arge Kopfschmerzen, gegen die auch eine erhöhte Dosis Aspirin nicht half.
    . Keens, - neben einer glasklaren Argumentation auch didaktisch sehr gut verfaßtes -, Buch ist bevorzugt jedem Ökonomie-Studierenden, der nicht einfach nur mechanisch-geistabgeschaltet seine Seminare zum Erlangen der Scheine absolviert, zu empfehlen. Es soll ja auch heute noch Studierende geben, die ernstnehmen, daß Ökonomie beansprucht eine Wissenschaft zu sein. Die Empfehlung gilt natürlich auch für Dozenten, so sie das Denken noch nicht aufgegeben haben. Denn Gift, wie im Falle der Mainstream-Ökonomie gedankliches, sollte nicht einfach ausgereicht, sondern immer auch ein warnender Beipackzettel mitgeliefert werden. Den hat Keen geschrieben.
    Sechs Österreicher unter den ersten fünf Dirk Stermann
    Sechs Österreicher unter den ersten fünf (Buch)
    07.11.2012

    Es wird ein Wein sein…

    Zu. Dirk Stermann, 6 Österreicher unter den ersten 5, Roman einer Entpiefkenisierung

    „Deine Eltern sind Alt-68er, meine Alt-38er“
    (Robert, Intimus des Autors)

    Egon Friedell urteilte in seiner denkgesättigt-opulenten, vom 13. bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts reichenden „Kulturgeschichte der Neuzeit“ einst unerbittlich und unbestechlich über eigentlich alles, was da irgend mit Österreich zu tun hatte, so u.a. das polizeibürokratische Verbot der Liste der verbotenen Bücher, mit: „typisch österreichischer Schwachsinn“. Und dabei war er noch gar nicht bei Hitler und dem Wiener Heldenplatz im Jahre 1938 angelangt. Dirk Stermanns Roman ( worum sollte man das Buch nicht so nennen dürfen ?), in dem – etwas fühlt man sich an den frühen Henscheid mit seiner Trilogie des laufenden Schwachsinns erinnert - ein Panoptikum pointiert gezeichneter, eigenwillig-skuriller bis zweifellos obsessiv-heurigenpathologischer Typen beiderlei Geschlechts, mit und in ihren Lebensentwürfen handelnd, und ein sehr großer, hauptsächlich toter Hund auftreten und mit denen interagierend und mittendrin in allerlei Schwurbel und mitunter doch auch grobem Unfug der Autor den assimilerenden Prozeß seiner „Ent-Pfiekenisierung“ durchwandelt, ist dagegen nicht mit dem nietzscheanisch zertrümmernden Hammer geschrieben. Er ist fein und vornehm ziseliert, dialogisch und im Handlungsstrang; unkrawallisch-kottanesk in seiner Situationskomik, auch wenn ich mich nicht erinnern kann, je ein erzähltes Buch gelesen zu haben, in dem schwertsalkoholisiert soviel und in einer seltenen Leidenschaft und Hingabe gereiert wird und in dem man auch der kurz vor der synapsenvernichteten Denkauflösung stehenden Heurigenphilosophie.nicht auskommt. Aber wie ginge das in Wien auch ?

    In einem Tag die 266 Seiten durchgenommen, scheue ich sogar vor höchstem Hudel nicht zurück: dieses melancholisch gestimmte und stimmende Buch bzw. sein Autor steht nicht in der erhabenen Pose des cartesianischen Beobachters fassungslos oder genervt davor, es bzw. er ERKLÄRT durch seine unverkennbar empathische Teilnahme das GESCHEHEN Österreich (also Wien und was drum herum ist,), nicht tutti quantig, aber weitestgehend. Alles, was an diesem eigenartig geformten Stück Land und seiner Hauptstadt den halbwegs zivilisierten Westeuropäer amüsiert verwundert, aber auch das, womit es einem Verdruß bis reines Ärgernis bereitet, hat darin seinen Platz gefunden (und, ganz nebenher, ist es noch ein kleiner Geschichts- und Kultirführer). Insbesondere natürlich versteht man die spezifischen Probleme der Hanglastigkeit des österreichischen Fußballs nach der Lektüre des Buches weitaus besser und auch das legendäre Fußball-WM Spiel zwischen BRD-Deutschland und Österreich im Jahre 1978 erfährt eine außerordentlich objektive Würdigung aus qualifiziertem Munde. Der seinerzeitige österreichische Mittelfeldspielmacher Herbert „Schneckerl“ Prohaska spricht mit dem Abstand der Jahre höchst gelassen aus (S.258), was dieses Ereignis tatsächlich war: vor allem ein gottenschlechtes und unansehnliches Spiel beider Mannschaften, das die noch weniger schlechte dank kurz aufblitzendem Spielwitz und Mittelstürmer Hans „Hansi“ Krankl verdient mit 3:2 gewonnen hatte. Viel mehr Spa0 machte dann offenbar der Heimflug beider in der Vorfinalrunde aus dem Turnier ausgeschiedener Mannschaften, die im selben Flieger saßen: „Unsere Stimmug war deutlich besser als denen ihre.“, so Prohaska, der „Fußballer des Jahrhunderts“, wie Spermann ohne wenn und aber den einstigen Mozart der Wiener Austria würdigt.

    Auch den Royalismus lernt der gestandene Jakobiner nach der Lektüre des Buchs mit, wenn nicht unbedingt gleich ganz anderen Augen, so doch deutlich gemildertem Blick zu sehen. Denn mit der zum spielfreudigen Ensemble des Romans gehörigen, höchst charmanten Liechtensteiner Fürstentochter Tatjana, der in staubtrockenem Witz das Donauland, vom Mond aus gesehen, als ein Schnitzel mit einer Panade aus Wut und Missgunst erscheint, würde man natürlich schon gerne nochmal im erlesenen Sportwagen in fünfzehn Minuten durch das bankenfeudalistische Gro0grundstück der blaublütigen Familie rasen. Gemäß dem Motto: Wanderer, lommst Du nach Liechtenstein, tritt nicht daneben, tritt direkt hinein…Einfach lesen und szenarisch wirken lassen.. Macht Spaß und bildet dennoch.
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    Die Herrschaft des Geldes Die Herrschaft des Geldes (Buch)
    05.11.2012

    Dass Geld die Welt regiert – weiß jeder; aber warum ?

    Kritik der unwissenden Ökonomie in bester Tradition und über sie hinaus

    I
    Wer den Publikationsweg des Würzburger Ökonomieprofessors und Kreativitätsforschers Karl-Heinz Brodbeck über die Jahre verfolgt hat, der ahnte, daß bei diesem gründlichen, ja, fast sturen Denker vor allem seine Werke "Der Zirkel des Wissens, Vom gesellschaftlichen Prozeß der Täuschung" (2002) und "Die fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie, Eine philosophische Kritik der modernen Wirtschaftswissenschaften" (1998 ff.) nur jeweils ein Präludium waren. Der "Zirkel" in seinem interdisziplinären Übergreifen das Vorspiel zu einer "Generalkritik" der sog. Gesellschaftswissenschaften. Die "fragwürdigen Grundlagen", eine präzise Hinter-fragung von je schon, denkgewohnheitsmäßig-unbewusst vorausgesetzt, Mit-Gedachtem und die theoretischen Urteile somit bereits vor dem ersten Wort zur Sache fatal Präformierendem zwar...

    II
    ....Aber eben nicht der Ökonomie in generale, sondern "nur" der zur kategorial völlig gedankenleeren und, in reziprokem Maße zur Gedankenwüstenei, sich hinter mechanisch-mathematischem Blendwerk versteckenden, zum nackten, impliziten Marktgehorsams-Kommando herabgekommenen Endform der Ökonomie, der sog. Neoklassik. Also jener Ökonomieform, die in der Tradition jener einst explizit als bürgerliche Kampfansage gegen das von Marx in dessen "Das Kapital" konsequent zu Ende gedachte Ricardosche Arbeitswertprinzip formulierten "subjektiven Konterrevolution" steht, aber diesem "Erbe" keinen wirklich ernsthaften Gedanken mehr hinzugefügt hat und die mittlerweile zur Lehrbuchgebetsmühle, zur konventionellen Ohn-Denkform in Sachen Ökonomie depraviert ist. Das hindert ihre fürchterliche Gedankenherrschaft mitnichten. Imperial lastet sie auf dem Hirne der heute Mächtigen, die handelnd "Sachzwänge" (für andere, und damit weltweit milliardenfaches Leiden der dem Unterworfenen) herbeiführen, auf die sie sich dann wiederum berufen und die bei diesem Geschäft zur sozial kahlschlagenden Raserei angestachelt werden von ihren mit üppiger Revenue ausgestatteten zuarbeitenden "Sachverständigen"horden, sc "Think Tanks". Diese sozial ungeheuerlichen Konsequenzen der Stichwortgeberin und Antreiberin der "Deregulierung" - welche opportunistischen Wendemanöver ihre hohen Priester auch gerade vollführen - können aktuell die Staaten, und darüber die Gesellschaften in Zwangsverhaftung, für den kreditherbeigehebelten Aber-billionencrash des "Markts der Märkte" ausbaden.

    III
    Dieses vorweggeschickt, ist das vorliegende dickleibige Werk Brodbecks, gleichsam nun eine "überfällige" Zusammenschau von Gesellschafts-wissenschaften und ihrer "Spezialdisziplin" Ökonomie, mehrerlei in einem, das deutet schon der Untertitel an.

    IV
    Zum einen "Systematik". Dies sogleich wiederum gedoppelt. Zum einen: für den Denker Brobeck ist sein Werk sicherlich der (vorläufige, dessen kann man allein anhand der Bemerkungen zu den schließlichen Text-Weglassungen im Vorwort gewiß sein) Abschluß eines Denkprozeßes, der vordem seit mindestens 35 Jahren um die Er-Gründung des Grunds der gesellschaftlichen Einheit der Vielen" sich entwickelt hat und der u.a. in einer gesellschaftlichen Kreativitäts- und Handlungstheorie und (aufgrund eines durchaus unglücklichen Buchtitels vielleicht auch weniger beachtet) Ansätzen zu einer "post-mechanischen" Ökonomie, diese fortgeführt zuletzt auch zu einer buddhistischen Wirtschaftsethik, jeweiligen Ausdruck fand. Denn diese Theorien waren perspektivisch auf eine "gesellschaftliche Grundstruktur" (aus-)gerichtet, der Zusammenhang und Bogen zur "heutigen Gesellschaft", und das ist eine durch und über Geld als dem "realen Gemeinwesen" (Marx) konstituierte und täglich neu vollzogene "Einheit der Vielen", war so zwar dort auch in vielem angedeutet, fehlte aber schlüssig, "systematisch" entwickelt. Sehr früh noch sollten diesen Mangel "ökonomieimmanente" Anlehnungen an neoricardianische Modellwelten schließen helfen, die Verfehltheit war jedoch schnell eingesehen. Das seitherige theoretische "Anlaufnehmen" hat nun ein Ende, die "systematische Lücke" hat Brodbeck mit seinem neuen Werk geschlossen, vor allem die Kapitel 2, 3 und 5 des oeuvre liefern, in Hinsicht auf seine "positive" Theorie, das "missing link". Zum anderen: "Systematik" nun auch im Sinne einer systematischen Erklärung dessen, worum das Werk handelt: "Die Herrschaft des Geldes." Denn hierin, so Brodbeck, ist - bis auf zwei geistesgeschichtlich schwergewichtige Ausnahmen, Riesen, auf deren Schultern sich Brodbeck ohne Koketterie stellt - die Ökonomie ganz prinzipiell gescheitert, und das nicht zufällig, sondern mit wohlbestimmbarem Grund. Die Ökonomie hat schlicht kein Wissen darüber, was Geld ist. Sie "leitet" es ab - auch in ihren kritischen Varianten - stets aus anderem, "erklärt" es so zum Epiphänomen, erkennt es nicht als "kategoriales Novum" mit seinen, ist die menschliche Gesellschaft seinem, - in Ent-Zauberung seines massenhaft vorgestellten "Wert"-Daseins als "persistierender Physis" formuliert -, "leeren Schein" unterworfen, durch und durch destruktiven Auswirkungen auf die und Verformungen der "gesellschaftlichen Grundstruktur".

    V
    Zum anderen "Geschichte". Wer eine materiale Geschichte der "Geldwirtschaft", ihrer mehrtausendjährigen Entwicklung bis zu ihrem schließlichen globalen Umgreifen erwartet, der wird sich enttäuscht sehen. Das ist aber nicht dem Autor anzulasten, sondern nur falschen Erwartungen. Brodbecks "perspektivische Prämissen" sind offen ausgesprochen und begründet dargelegt und er prätendiert nicht, ein "Chemielaborant des Weltgeistes" zu sein, statt mit einem Mikroskop zur Zellenbeobachtung und deren Teilung mit, dem im Verfahren gleichstehender, "Abstraktionskraft" bewaffnet. Brodbeck ist, wenn man unbedingt nach schiefen Etikettierungen sucht, "kognitiver Idealist". Gesellschaften hat er als von Denk- und Kommunikationsprozessen "programm iert" und "gesteuert" erkannt, sie konstituieren und reproduzieren sich in "kommunikativ vermitteltem Handeln", und sei es nur das permanente Kriegsgeschrei diverser heutiger, vor allem der zur einzig verbliebenen Weltmacht zusammengeballten Geld-Fundamentalisten. Es ist die "Macht der Gedanken", bewusst oder für Viele der "Vielen" gewohnheitsmäßig, mimetisch unbewußt, die das "So oder eben anders Sein" der menschlichen Lebenswelt handlungsleitend hervorbringt und reproduziert und die die gesellschaftliche "Einheit der Vielen" unter der "Herrschaft des Geldes" dem einzelnen, "der in dieser Welt ist" als institutionell zwangsweise ver-einzeltem als überwältigendes Fatum, Karma leidend er-scheinen lassen. In diesem präzisen Sinn ist gerade das Geld ganz handgreiflich eine alles überwältigende Denkform, alltäglich da-seiend als "rechnendes Denken" (Heidegger). Schreibt Brodbeck also eine "Geschichte", so schreibt er die Geschichte des Geld-Denkens wie des Nach-denkens über Geld und zeichnet darin nach, wie (abnehmend) selbst-reflexiv dieses Denken (bis zum heutigen neoklassischen Gedanken-Niedergang) seine herrschende und überwältige Macht über die Gesellschaft gewonnen hat und dies auch durchaus imperial, totalitär ausspricht. Indem Brodbeck "Geschichte" konsequent so, als in Gedanken bewusstes Sein, schreibt, schreibt er auch die Geschichte der sozialen Wirklichkeit dieses Denkens mit. Dabei redet Brodbeck (anders z.B. als ein Schumpeter, der sich nachweislich kaum je die Mühe machte, einen Autor anders zu verstehen, als es ihm als erklärtem theoretischen Weltmittelpunkt geschmäcklerisch gutdünkte) über die Jahrhunderte mit den Generationen, simuliert den Dialog. Wer etwas zur Sache zu sagen hatte, der kommt (ziemlich vollständig) zu Worte. Jedoch, das Gespräch mit den Ökonomen, es ist kein angenehmes Parlieren und kein fruchtbarer kategorialer Diskurs. Brodbecks Gesprächsfazit, das kann vorweg genommen werden, ist ent-täuschend: je mächtiger das reine Mehr des Geldes imperativisch das gesellschaftliche Kommando gibt, desto kategorial inhaltsloser, handlungsblinder, subalterner, sein Kommando nur mehr als unhinterfragte Selbstverständlichkeit aufnehmend und mit unendlich wiederholten Tautologien , gleich einer mit hängengebliebenem Tonarm abgespielten Schallplatte, platt affirmierend, auch die Gedanken der Ökonomen. Und vice versa.

    VI
    Dies vielleicht als kleine Einleitung, Hinführung zu einem großen theoretischen Wurf und schon einem Lebenswerk, das damit wenigstens ausschnittsweise (und hoffentlich fair) beleuchtet ist. Dieses Buch wird polarisieren. Es ist ein sehr "sturer" und, ob der sozialen Folgen als politisches Programm, theoretischen Fehlern der Ökonomen gegenüber nicht nachsichtiger Gegenentwurf wie ein provozierender Angriff auf eingefahrene Denkgewohnheiten in den Gesellschaftswissenschaften. Um das "konzeptionelle Layout" des Werks zu verstehen, muß man sich als Leser der Grundlagenauseinandersetzung aufmerksam stellen, die in Kapitel 1 (nur bei flüchtigem Lesen) scheinbar etwas bezugslos dem "eigentlichen Gegenstand" vorhergeht bzw. nach der Unsitte aussieht, vor allem Denken über etwas bereits eine "adäquate" Denk-Methode, wie dieses etwas, von dem man noch gar nichts weiß, zu denken sei, zu postulieren. Dem ist nicht so. Umgeht man das Kapitel 1 und sucht vielmehr nur nach passenden Stichworten und Akkomodierbarem, dann sollte man dieses Buch schlicht nicht lesen (wohl deshalb auch bietet es, abgesehen vom Umfang, kein Stichwortverzeichnis ?), man wird seine Argumente sonst nämlich nicht hinreichend verstehen. Die provozierende These dieses "hinführenden" Kapitels ist, kurz gefaßt, daß es in den Gesellschafts-wissenschaften nicht nur irgendwie "schwierig", sondern vielmehr situativ und perspektivisch völlig verfehlt ist, nach einer "Objektivität" analog den Experimentallabors der bewunderten Naturwissenschaften zu streben. Denn: der "Gegenstand" der Sozialwissenschaft ist kein "Gegen-stand", dem man sich in der kühlen unbeteiligten Ferne eines abgekapselten Beobachters vom Mond herab (oder aus einem gesellschaftlichen Autismus des Ich = Ich) nähern könnte, ohne dabei den "Gegenstand Gesellschaft" grundlegend zu verfehlen. Nur wer also diese nicht ganz einfache Einstiegshürde mit ihrer "et de te fabula narratur"-Achtsamkeitsaufforderung auch an den Leser nimmt, der wird dieses Buch schließlich mit Erkenntnisgewinn lesen können. Und zu bieten hat es davon durchaus reichlich. Eine gute "Investition" also.
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    Marx lesen! Marx lesen! (Buch)
    02.11.2012

    Besser ohne Kurz

    Nein, Marx ist kein "toter Hund".Solange es den Kapitalismus gibt jedenfalls nicht. Das haben sowieso immer nur die gesagt, die ihn nicht verständig gelesen, aber mit ideologischem Furor beseelt bekämpft haben. Also ihn lesen: spricht überhaupt nichts dagegen. Kann man, gerade heute, nur was lernen. Die neoliberalen Marktradikalen unternehmen mit ihrem sozialen Kahlschlagwerk und der rigorosen Subsumtion von Gesellschaft und Natur unter das Renditediktat ja auch alles, um seine kritische Theorie "wahrer denn je" werden zu lassen.

    Aber ausgerechnet dieser Reader muß es dazu wirklich nicht sein. Er zeigt nämlich nur, was der Herausgeber Kurz meint an Marx-Texten für seine sog. "Wert-Abspaltungskritik" - eine als kritischer Marxismus mißverstandene Esoterik - instrumentalisieren zu können. Tatsächlich schweben denn Kurzens "Kommentare" ziemlich frei neben den Marxschen Texten her, sind essayistische Assoziationen zu diesen Texten, aber kein sich wirklich Einlassen auf die darin gegebenen kategorialen Entwicklungen und Gedanken. Kurzum: Kurzens feuilletonistische Girlanden um die Texte stören nur.die Konzentration.und damit das Verständnis. Und das ist ärgerlich und das hat weder Marx noch der Leser verdient.
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    Unter Linken Jan Fleischhauer
    Unter Linken (Buch)
    29.08.2012

    Konservatismus ironisch ? Ein fader Herrenwitz

    Nannen-Schule-Schüler Fleischhauer hing mal als Kleinkind zwischen Müsli, Pott und Weltfrieden ab. Na und ? Was soll das irgend beweisen, wofür ist das gut ? Für eine VERKAUFSMASCHE. Ein KONSERVATIVER aus der Hölle des öden LINKEN Bonhommie-Milieus entkommen (wie Konservative das in ihrem Verfolgungerwahn das sehen). Ein echter Freiheitsheld ! So wie einst der Taxischläger Joschka Fischer hat sich Felischhauer also entschlossen, daß bedingungsloses und nicht durch Moral verzärteltes MITMACHEN bei SCHWARZROTGOLD ohne wenn und aber immer noch der HÖCHSTE moralische WERT ist Dafür hat er sogatr einen "linken" Verleger, der ihn das Zeugs - die Abgeschmacktheit eines "gesunden Volksempfinden mit Niveau" bzw. "Hitler auf lustig" - schreiben läßt, weil das dem SPIEGEL gegenüber FOCUS Punkte bringt. .

    Fleischhauer geht u.a. Claudia Roth, das Doppelkinn der Grünen, in ihrer plärrenden Dampfnudeligkeit schwer auf den Zeiger. Klar, wem denn nicht außer ihrem Milieu ? Aber sein bloßes ad personam Gefiese, ohne irgendetwas, was dieser Moralballon so alles von sich gibt, mit auch nur einem richtigen Argument zu kritisieren - sein Plädoyer für eine Politik der durchgezogenen Zumutungen ohne Moralgedöns ist keines, sondern nur (die Übergange sind da fließend) konservativer bis faschistischer Staatsmoralismus -, ist bloßes Herrengewitzle am Pißbecken. Mit Ironie hat das nichts zu tun.

    Im übrigen hatte diese Denunziations-Manier zu Zeiten, als die Grünenvorderen noch Petra, die moderne Jeanne d`Àrc mit dem Laberzwang, oder Baldur, der verwurzelseppte Ökorübenbauer, hießen, der Pamphletist Wolfgang Pohrt - (der inzwischen wohl auch seinen damaligen anti-deutschen Nationalismus gegen das Original eingetauscht hat) - genauso penetrant drauf. Teilweise lesen sich Fleischhauers Pointen, als hätte er von seinerzeit Pohrt und der (in ähnlichem Stil) "Titanic" abgeschrieben und halt nur die Namen ausgewechselt. Jetzt alles natürlich im Format: SCHWARZROTGOLD und in seiner endlosen Wiederholung stinklangweilig.

    Es war seinerzeit der große Irrtum der "Titanic", mit Birnenwitzen und ohne Kritik der POLITIKINHALTE gegen die Kohl-Herrschaft irgendetwas, - und sei es nur, die Herrschenden in ihren Selbstinszenierungen lächerlich zu machen -, zu bewirken. Zu den Spätfolgen dieser kritiklosen SPASSKULTUR gehört nun Felischhauer...
    Der Schwarze Kanal Jan Fleischhauer
    Der Schwarze Kanal (Buch)
    02.08.2012

    Moralisches Sauerbier, die zweite

    Was einmal geht, das geht auch ein zweites Mal. Und der Titel des Buches verrät auch schon das ganze Programm, so dass man es eigentlich gar nicht mehr lesen müßte. Die „moralische Stechfliege" (F. Nietzsche) Fleischhauer schlägt wieder zu und verschafft seiner konservativen Klientel moralische Genugtuung satt und sattsam. Die „Linken", diese elenden Heuchler, sollen sich mal bloß nicht so erhaben haben und das Monopol für glaubwürdige" Moral und demzufolge Macht im Lande, das können sie sich gleich mal abschmatzen (denn das steht UNS zu !)... !

    Haben die Konservativen, bereits als ihre „linke" Macht- und Moral-Konkurrenz erfrischemnd unkompliziert noch einfach „Moskaus fünfte Kolonne" oder „Landesverräter" hieß, im übrigen ja immer schon gesagt. Nur ist ihr moralischer Ruf doch eher langjährig diskreditiert, einfach zuviel Amigos und offene Hände allerorten. Was sie wurmt ohn`End. Aber jetzt kriegen sie`s in die langersehnte Retourkanone geladen von einem, der eigentlich nichts anderes aufzuweisen hat, als dass er mal als Kleinkind irgendwo zwischen Müsli, Pott und Weltfrieden mit herumhing und dem - wohl in der Adoleszenz - die ganze dort grassierende klebrige Bonhommie soweit und darin auf die Nerven ging, als das auch alles nur irgendwie Schmiere und Theater war, während sich die wie auch immer Bewegten anschickten, kolonnenweise „in der Republik anzukommen" bzw. „den Weg durch die Institutionen" als arrivierte Bourgeois und herrrschaftsmitmachende alimintierte Berufspolitiker mit Anschlußposten bei der vertretenen Wirtschaftsklientel zu vollenden (Anm.: ein längerer Satz, aber er stimmt). Ein typischer „Generationenkonflikt" also des kleinen Fleischhauer.

    Kapiert hat der großgewordene Fleichhauer davon zwar bis heute gar nichts und er vermag das flaue Versacken ehemaliger Protestler im ganz ördinären Mitmachen, wie die edlen Polittitel dafür, auch nicht zu kritisieren, aber dafür hat er jede Menge MORAL aufzuweisen. Das abstoßende Treiben seiner Altvorderen trieb ihn nämlich glatt dazu, bekennender Konservativer zu werden, was wohl zugleich so was wie ein Veredelungsnachweis für seine jetzige Anschauungen sein soll, nach der alten Konvertitenlogik: ich habe mich von den BÖSEN angewandt, also bin ich GUTER.. Argumente hat er zwar kein Einziges dafür, aber den Rücksack voller Gesinnung. Darin ist er Apfel von dem Baum, von dem er abfiel. Als Moralist pur schnüffelt er in Unterhosen herum und stellt allerlei Linke" der darin enthaltenen Bremsspuren bloß, die daraufhin - sie können auch nichts anderes als das - ebenso moralisch zurückbelfern.

    Und wenn Moral mal so ordentlich in Fahrt kommt, wird`s richtig schön fies und widerwärtig. Kurzum: der eine Heuchler überführt den anderen Heuchler mit dem Ruf Du Heuchler!" der Heuchlei. Und, natürlich, umgekehrt. Und der Witz ist: beide haben recht, sie sind Heuchler. Spannend. Erbauchlich. Staatstragend dumm. Die Themen sind dabei ziemlich wurscht (bzw. nur Vorwand), es ist immer ein- und derselbe Brei, den Fleischhauer rührt. Wer nicht Moralisieren, sondern etwas über Kritik der Moral wissen will (und das öde Moralisieren wie das Lesen von Fleischhauer und tutti quantig ähnlicher Machart denn dann auch sein lässt), der muß also nach wie vor den Klassiker dazu lesen: Friedrich Nietzsche. Der hiermit gedankenerhellend empfohlen sei.
    Im Weltinnenraum des Kapitals Peter Sloterdijk
    Im Weltinnenraum des Kapitals (Buch)
    29.03.2012

    Kreditismus – Sloterdijk goes economics

    Wahlverwandtschaften – eine Adnote zu Sloterdijks „Im Weltinnenraum des Kapitals“

    I

    Es muß sofort gefunkt haben, als sie sich fanden. Der Sloterdijk den Heinsohn, der Heinsohn den Sloterdijk. Denn der eine wie der andere ist sehr von seiner Person eingenommen und meint sein zwanghaftes Vielgeschwatze wäre eine "grundstürzende" Bereicherung des Denkens der Menschheit. So lauert Ökonomie-Kopernikus Heinsohn ja, wie er bekannte, stets darauf, eine Gelegenheit zu finden, „sich in das Denken einzumischen“ darüber, dass er etwas als „Rätsel“ hinstellen kann, an dem sich die ganze bisherige Wissenschaft blamiert und wozu er stangengrad und stante pede die Lösung gefunden habe. Sei es drum, dass nur meist Heinsohns „Fund“ selbst ein Rätsel ist, die Sache ansonsten aber glasklar. Das ist auf jeden Fall mit eifrigem Lobbyismus und universitärer Alimentierung allemal, siehe „Eigentumsökonomik“, gut dafür, „Schule zu machen“. Da es Sloterdijk bei der Art seines Philosophierens, die er „Zeitdiagnostik“ nennt, ganz ähnlich hält und somit seiner imperialen Egomanie ein öffentliches Feld erobert hat, goutiert er in seiner Wertschätzung des Heinsohn den seelenverwandten Bruder in der Disziplin der exzessiven Windbeutelei: Heinsohn zähle „zu den höchst anregenden, die engeren Fachdisziplinen immer wieder zu wisschenschaftlichem Nutzen überschreitenden Gelehrten“, was der Heinsohn sich natürlich sofort wiederum in seinen WIKIPEDIA-Eintrag schreibt (schreiben lässt).

    II

    Aber es bleibt nicht nur bei solchem respektablem grosso modo Schwanzreiben zwischen zwei Hallodris, die vor allem sich selbst im je anderen bewundern. In seinem „Essay“ über den „Weltinnenraum des Kapitals“, für den er 2005 einen Wirtschaftsbuchpreis nachgeschmissen bekam, liefert Sloterdijk mit „lichtstarker Optik“ im ersten Teil des krampfigen Geblähes allerlei Miniaturen „zur Entstehung des Weltsystems“, die durchweg den klar durchdachten Gedanken rigoros meiden und stattdessen als Schwall bedeutungsheischenden Geraunes in den Raum und darin über den Leser sich ergießen. Da „brennen Lunten auf Zündpunkte zu“, um des schwer existentialistisch ausgemalten Kontrasts wegen wird ein Weltbild herangezerrt, von dem „schon seit Jahrhunderten nicht mehr die Rede“ ist, also auch fraglich, was es denn für „Einrichtung und Ausgestaltung des kapitalistischen „Weltinnenraums““ eigentlich genau besagen soll und quallt im übrigen sich das bildungsbürger-schwafelnd fort bis Miniatur 7, Wasserwelt betitelt, in der – durchaus vergleichbar wirr wie Kevin Costners schwerstambitionierter SF-Film gleichen Titels - dann, nach allerlei Weltumseglung und –umschiffung als Sinnbild der ausgreifenden Globalisierung (wie wahr: per Fußmarsch von wanderlustigen Pfadfindern hätte das wohl so nicht hingehaut), auf S. 79 immerhin dann auch schon die „Schlüsselfigur des neuen Zeitalters“ auftreten darf, als Phrase, nicht als entwickelter Begriff natürlich. Das ist deshalb nicht etwa Sombarts „Bourgeois“ oder Brodbecks „Geldsubjekt“, sondern der „Schuldner-Produzent“, ausdrücklich und dankesschuldig entnommen aus dem „suggestiven Modell“ von Heinsohn/Steiger, mit dem die Innovationsdynamik der neuzeitlichen Wirtschaft als „Eigentumsökonomie“ erklärt sei. Und dieser geldhandelnde, in seinem Denken und Handeln auf Geldhecken programmierte Typus bedient sich nun, so die zentralen Erkenntnisse des „suggestiven Modells“ nach Sloterdijk, nicht des Kredits bzw. macht Schulden, um seine Geschäfte anzukurbeln und zu erweitern und darüber Rendite zu hebeln und zu quetschen; nein, der macht Geschäfte ausgerechnet dazu, um „aufgenommene Kredite rechtzeitig zu tilgen.“ Schulden „rechtzeitig tilgen“ statt Perpetuierung des Schuldenmachens als Dauerhebel und Anspruchspeitsche der Rendite – gründlicher lässt sich das Innere der „Innovationsdynamik der neuzeitlichen Wirtschaft“ wohl kaum gedanklich verfehlen.

    III

    Aber das ist dem lichtstarken Optiker Sloterdijk ohnehin egal, es geht ihm ja seit Jahr und Tag nicht um so was Profanes wie Stimmigkeit einer mit Argumenten vorgetragenen Erklärung, sondern um inhaltsoffene, schwebende Metaphern, „suggestive Modelle“ eben. So, wen wundert`s da noch, erfährt man auch in diesem Buch Sloterdijks wieder sehr wenig bis nichts über die Sachverhalte, über die er zu reden vorgibt, viel aber über seine elende Art des Als-Ob-Philosophierens, die leider ihr gescheit-geschmäckelndes Publikum hat. Das es sich allzeit labernd-wabernd mit ihm im „Kristallpalast“ und seinem admirablen „Zauberzusammenhang der Geldsphäre“ mit jener „Fülle von Optionen“ bei „Shoppen und Ficken“ zeitdiagnostisch, also „in ordentlicher Distanz zu den Phänomenen“ komfortabel und selbstgefällig gerichtet hat. Lausige Zeiten, fürwahr: Kapitalismuskritik als Talkshow der oskarprämierten Marketingfachfrau für eine facegeliftete soziale Marktwirtschaft, Dr. cand. rer. pol. Sahra Wagenknecht, und Philosophie als verbales Furzkissen eines ranzigen alten Herren, der sich für den Feldwebel des Weltgeistes hält. Joh, stimmt schon: die Philosophie ist der Begriff des Geistes einer Zeit, und – so ist Hegel heute leider fortzuschreiben - wenn diese geistlos ist ist jene die Sendezeit eines Sloterdijk…

    IV

    …und den „Kreditismus“, wie le formidable Sloto seine Adaption der Bremer Eso-Post-Keynesianer zwischenzeitlich labelt, gibt`s, dank der listigen tautologisch-identitären Dopik, auch passivisch, als „Debitismus“. Dessen Erfinder ist der Mario Barth der Ökonomie, der splendide Theoriekrawallo und kapitalistische Freiheitsheld Paul Christoph Martin, bekannt aus BILD und anderen seriösen Publikationen, zwischenzeitlich Anführer und Idol einer gspinnerten Blase von Weltformel-Besessenen, die sich erwähltenstolz und selbstaffirmativ bis auf die Knochen „Wir Debitisten“ nennen.. Auch dieser goldspekulierende Theoriekasper versuchte jahrzehntelang, sich devot-parasitär an Heinsohn als seinem theoretischen Vater dranzuflanschen, um Reputation für seine mehr schlecht als recht als Ökonomie getarnte erzkatholische Mystik „der Schuld“.zu erschleichen. Die ausgesprochene Spezialität dieser in der suggestiv-aggressiven Manier von Verkaufsförderungsseminaren vorgetragenen Ökonomiereligion ist dabei die Verwechslung des Zeichens mit dem Bezeichneten bzw. rechnerischer Salden mit der kaufmännischen Handlung selbst. Trash as Trash can. Heinsohn, Sloto, Wagenknecht und Martin – das wär mal ein telegenes ökonomisches Quatsch-Quartett vom Feinsten.

    PS: Im übrigen ist "Im Weltinnenraum" natürlich nur recycelter Sphären-Trash - das wurde aber anderswo schon gewürdigt..
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    Profitstreben als Tugend? Profitstreben als Tugend? (Buch)
    23.08.2011

    Wenig tugendhaftes Umspringen mit Aristoteles

    M. Gronemeyer: Profitstreben als Tugend ? Zur Politischen Ökonomie bei Aristoteles

    Das Elend exponiert der Geschichtswissenschaft, aber auch heutigen Nachdenkens über Texte "der Alten" ist die Unsitte der Projektion der Vorurteile der Gegenwart in die Vergangenheit, das Vergangene als "Vorläufer" zu bedrängen. Und so malträtiert ein "Modernist" denn auch den Aristoteles mit recht schamlosem Zugriff:

    "Welche Botschaft können wir von Aristoteles für die heutige Zeit mitnehmen ? (...) Viel fruchtvoller ist es doch, den Gedanken nachzugehen ... die durch ihre Nähe zu aktuellen Problemlagen für uns besonders wertvoll werden. " (Matthias Gronemeyer, Profitstreben als Tugend ?, Zur Politischen Ökonomie bei Aristoteles (Marburg, 2007, S. 211)

    Das ist etwas ganz anderes, als die sozialen Strukturen, die Aristoteles in seiner Politik oder seiner Ethik behandelt, kategorial verstehend nachzuvollziehen und so über die Jahrhunderte "mit den Alten zu reden". Nicht um: was sagt Aristoteles eigentlich Verstehbares ? geht es solchem "Botschaften mitnehmen", sondern darum, dessen Texte auf Tauglichkeit für die (ordo-)liberale Agitation zu durchforsten. Und das geht einigermaßen brachial ab: da wird zuerst diese "Nähe" konstruiert, aus Textfragmenten herausgequetscht. Aber da das eben nicht handhabbare "Nähe" genug hergibt, wird dem Aristoteles ((dem es nicht ums ordoliberale Credo, sondern offenbar um den Erhalt des seinerzeitigen Gemeinwesens insb. auch gegenüber den Zentrifugalkräften" ging, die sich im Geldmachen der Seehändler, Freigelassenen etc.. nicht als dem "guten Leben" verpflichtete Eigentümer im Gemeinwesen, sondern als eigentumsbewehrte Ausbeuter des Gemeinswesens wohl schon einigermaßen unübersehbar bemerkbar machten - sonst hätte Aristoteles wohl kaum (auch) darüber geschrieben )) zugleich ein ganzer Watschnbaum (genannt: "kritische Bilanz", dort, S. 195 ff.) verpasst, weil bei ihm

    "das klare Bekenntnis (!) zum profitorientierten Wirtschaften als Grundlage des edlen Lebens" fehlt (S. 203),

    er also keine Apologie des "Moments der aktiven Verwirklichung" im "Unternehmertypus" liefert (ebenda) wie überhaupt "kein Ethos des Unternehmers" (a la Schumpeter), er sich "dem ökonomischen Wachstumsphänomen nicht stellt" (S. 206) usw., wo doch all das, was er sagt - "modernistisch" zurechtgelegt - "eigentlich" danach hin zu dem drängelt, "was in modernen Verfahren (Edgeworth-Tauschbox)" (S. 175 f.) bebildert ist.

    Also "Nähe" zwar irgendwie schon, aber allerlei weiße Flecken hinsichtlich "aktuellen Problemlagen" und vor allem keine "Bekenntnisse", so bringen die "Modernisten" Aristoteles auf den theoretischen Hund. Warum lassen ihn die "Modernisten" dann nicht einfach ruhen, statt sich zu streiten, ob Aristoteles, wenn er die Mechanik (als Lehre im Sinne Newtons) gekannt hätte, seine Ökonomie entsprechend angepasst hätte oder ob er gerade (neben all seinen sonstigen obigen Versäumnissen nicht zusätzlich noch) versäumt hätte, sie dem ihm bekannten Ursache-Wirkungsprinzip anzupassen (S. 213) - gleichgültig ist solch Disputierenden doch ohnehin, daß die Phänomene der Wirtschaft bei Aristoteles gerade aus gutem Grunde n i c h t s mit physis zu tun haben, er also eine Anpassung seiner Ökonomie weder im Sinn gehabt hätte noch verabsäumt hat.

    Ein somit auch sehr ignorantes, damit ärgerliches Buch.
    Eigentum, Zins und Geld Eigentum, Zins und Geld (Buch)
    14.08.2011

    Ein Rätsel ist nur diese maßlose Theorie

    Dieses Buch ist maßlos. Im prätendierten Anspruch seiner Verfasser: erstmals sei erklärt und theoretisch fundiert, wie "unsere Wirtschaft" wirklich funktioniert, womit Wirtschaftstheorie und -politik auf ein "neues Fundament" gestellt seien. Und in seinem merkwürdig mit dem Anspruch kontrastierenden, enttäuschend dürftigen theoretischen Inhalt.

    Den Theorien, die Heinsohn/Steiger in diesem Buch vertreten und die sich unter dem Label "Eigentumsökonomik" zusammenfassen liegt der - hieraus ziehen Heinsohn/Steiger ihre ganze Glorie - Irr-Sinn zugrunde, die Geld-Vergesellschaftung, das "Funktionieren einer Geldwirtschaft", aus einem aus ihrem "Kontext" herausgerissenen Akt, der Kreditvergabe unter Eigentümern, linear-kausal erklären zu wollen. In der Denkbewegung selbst, die Heinsohn/Steiger zur Erfüllung dieses Programms vollziehen, wird jedoch deutlich, dass dies scheitern m u ß, weil ihr "Gegenstand" nicht in dieser Form gedacht werden kann, um zu seinem klaren Verständnis zu gelangen. Heinsohn/Steiger denken buchstäblich im Kreis, setzten immer wieder das, was sie abzuleiten vorgeben, je schon voraus.

    Der Defekt dieser Theorie liegt bereits in der metaphysischen Grundannahme. Das Eigentum, wie Heinsohn/Steiger es denken, hat isoliert die phantastische Eigenschaft ("die Potenz"), "an sich" eine (vorerst) "immaterielle" Prämie zu tragen, die sich dann über Ver- bzw. Beleihungen dieses Eigentums wie eine "Seele" oder ein "Geist" im Zins "materialisieren", also wie aus bestimmten Religionen bekannte "Potenzen". offenbaren soll und worüber, weitere Transsubstantiationswunder eines nach dem anderen, dann demiurgisch die ganze kapitalistische Welt bzw. "Eigentumsökonomie" emergiert. So denken Heinsohn/Steiger, o h n e "methodologisch" zu wissen, was sie da wie denken; die substanzmetaphysisch-mirakulöse Art erklärt u.a. ihre starke Beliebtheit bei esoterischen Zirkeln . Das Eigentum ist jedoch kein "an sich", mit irgendwelcher "Potenz" ausgestattet, sondern vielmehr ein prosaischer, fürchterlich banaler Rechtstitel, eine unter die Rechtsform subsumierte und rechtsförmig handelnd-reproduzierte soziale Relation. Durch die Abstraktion "Eigentum" wird ein Vermögen auf eine rechts- und geschäftsfähige (natürliche oder juristische) Person ausschließend eingegrenzt definiert. Die Person kann über die dem Eigentum zugrundeliegende Sache (ein Haus, ein Grundstück, Geld...) frei nach ihren Zwecken verfügen und disponieren, so die Person mit dieser freien Verfügung und Disposition die übergeordnete Rechtsordnung und/oder Rechte anderer nicht beeinträchtigt. Eines Eigentum ist immer auch das Nicht-Eigentum aller anderen. Das Eigentum kann an andere Eigentümer kreditiert werden, es kann dem Eigentümer selbst für Beleihungen als Pfand fungieren. Dabei ist "basal" auf die als Eigentum ausschließend eingegrenzten Sachen selbst (z.B. Hypothekendarlehen, Heinsohn/Steigers wirtschaftspolitische Favorits), in höherer Ordnung auf die aus den Sachen erzielten Erträge (z.B. Annuitäten aus Hypotheken, ohne Rückgriffsmöglichkeit auf die "basale" Sicherheit) abgestellt (diese "abgeleiteten" Kredite kommen bei Heinsohn/Steiger jedoch nicht vor). Bei "basalen" Kreditgeschäften dient das Eigentum von seiten des Debitors zur Stellung von Vermögenssicherheiten, auf die von seiten des Kreditors zur Schuldentilgung im worst case des Ausfalls zwangsweise zurückgegriffen wird. Denn bei jedem Kredit besteht, mit unterschiedlichem "Erwartungswert" des Eintritts, das Risiko, dass tatsächlich "money is to say goodbye". Bestenfalls ist die "Eigentumsprämie" also eine krude Vorstellung der in der alltäglichen Geschäftskreditpraxis bekannten "Risikoprämie", die den erhobenen Kreditzins wg. "mangelnder" oder "nicht ausreichender Sicherheiten" e r h ö h t. Zum Grund des Phänomens Zins selbst trägt diese spirituelle "Prämie" somit erklärend nichts bei, denn sie ist ein "on Top". Und hier "materialisiert" sich auch nichts. Es sind einzig bestimmte Ansprüche und berechnende Erwartungen , die vermögende Geldsubjekte als Kreditgeber mit dem Nachdruck des Eigentumsrechts gegen ihre Kreditnehmer geltend machen

    Ebensowenig, wie aus ihrer metaphysischen Prämie der Zins erklärt werden kann, gelingt es Heinsohn/Steiger, im Kredit bzw. aus Belastung von Eigentum d a s Geld zu erklären. Manche Kreditgeschäfte sind mit eigentumsbasierter "Kreditgeldschöpfung" verbunden, manche aber auch nicht. Daß eigentumsbasierter Kredit allein "wirkliches" oder "eigentliches" Geld sei bzw. generiere ist reine Definition ohne jegliche Begründung und blamiert sich an der künstlichen Distinktion zum "un-eigentlichen" Geld, dem "Rechengeld". Zu diesem "Rechengeld" stellt sich nämlich sogleich die Frage des Woher und Wieso, also nach der "Geltung des Geldes". Genau d a s wiederum passt aber grundsätzlich nicht in das verbohrte Heinsohn/Steigersche Welterschaffungsprogramm bzw. würde seinen intendierten Kausalnexus völlig implodieren lassen. Also wird die Frage von Heinsohn/Steiger schlicht ausgeblendet, auch um den Preis, dass sie ganz offenbar nicht in der Lage sind, irgendetwas Verständiges zu diesem "Rechnen in Geld", zu seiner Struktur, seinem Grund und insb., wie dies mit ihrem Dogma der eigentumsunterlegten Geldentstehung denn zusammenpassen soll, aussagen zu können außer ein präzises Max Webersches: "irgendwie". Das ist sicherlich bemerkenswert und sagt einiges über die Brüchigkeit des "neuen Fundaments", das Heinsohn/Steiger Wirtschaftstheorie und -politik "solide tragfähig" gelegt haben wollen. Denn immerhin handelt es sich dabei ja um die sine qua non G r u n d l a g e, damit überhaupt - sogar bereits in der Antike, wie Heinsohn/Steiger theoretisch völlig derangiert behaupten - soetwas wie die Fischersche Zinsformel aus dem Jahre 1930 (!) angewendet und Preise, Kreditbeträge, Vermögenswerte, die eigentumsbasierte Geldschöpfung etc. berechnet werden können, also auch Heinsohn/Steigersche Transaktionen zwischen Eigentümern d e n k m ö g l i c h sind. Aber dieser heillose Zirkel hat die Autoren schon vor 30 Jahren nicht von ihrer unsinnigen Erklärungsintention abbringen können. Sie reden einfach nur unendlich darüber hinweg und sind bis zum theoretischen Autismus kritikimmun.

    Fazit: Eigentum erklärt Zins erklärt Geld ? Mitnichten.
    Mythos Markt Mythos Markt (Buch)
    29.07.2011

    Ein Einstieg zur Kritik der Ökonomie

    Krisenzeiten, sagt man, wären auch eine Krise des Denkens und erzwängen, will man aus einer ausweglosen Sackgasse herauskommen, ein grund-legendes Neudenken. Das trifft vielleicht zu, sofern überhaupt etwas gedacht wird. Das kann man jedoch von professionellen Ökonomen, die wirklichskeitsresistent das hohe Lied "des Marktes" singen, kaum sagen. Denn sie denken nicht wirklich, sie glauben, dogmatisch unbeirrter noch als der Papst. Sonst triebe der gleichermaßen inkonsistente wie ideologische Unsinn, auf dem fußt, was sie, tagein tagaus, "sachverständig" von sich geben, ihnen - nehmen wir einen Moment völlig abwegig an, sie wären keine Abbilder ihres homo oeconomicus, sondern hätten einen Funken wissenschaftlichen Anstands - die Schamräte ins Gesicht. Und sie würden weiter Reue zeigen und fortan Buße und nur mehr Gutes tun, also u.a. ihre horrenden Honrorare für ihre gutachterlichen Fehlprognosen bis auf den letzten Cent an die Allgemeinheit zurückzahlen: Und künftig vor allem, ganz still, ganz leise, ihr bodenloses "sachverständiges" Mundwerk einfach halten. Imagine, there is no economics...

    ...Ende der Vor-Stellung. An was markthörige Ökonomen, mit albernem mathematischem Formelkram und jeder Menge suggestiver Bildchen "wissenschaftlich" drapiert und kaschiert, glauben, das führt W.O. Ötsch in "Mythos Markt", wesentlich einer step-by-step De-Konstruktion der sog. Neoklassik, - also dem unglaublichen Schund, der unisono an allen höheren Bildungsanstalten, an denen es "economics" gibt, in (noch relativ) unverdorbene Köpfe denkzerstörend getrichtert wird -, bis zur völligen Erschöpfung (des Gegenstandes wie des Lesers) vor, d.h. gnadenlos so ziemlich einen ganzen Mikroökonomiegrundkurs lang. Die ab etwa der Mitte (ab Kapital 5, S. 189) seiner Streitschrift gegen "marktradikale Propaganda", - genauer: nach Erledigung der "Nutzen- und Haushaltstheorie" und der mechanistischen Zombiewelt des Lehrbuchmarktes -, aufkommende gähnende Langeweile ist nicht Ötsch vorzuwerfen, sondern der Theorie, die er kritisiert. Es sind in dieser immer wieder dieselben, völlig kaputten, im wahrsten Sinne des Wortes a-sozialen Denkmuster, - daherkommend als bunter Mix von Tautologien, absurden Analogien, hirnrissigen Prämissen, kapitalen Trug- und Fehlschlüssen, imperialen Weltgeistanmaßungen und brutaler ideologischer Ignoranz -, die sich da als "Wissenschaft" spreizen. Ihre ebenso geistlose wie totalitäre Zusammenfassung findet diese Weltanschauung in der "visuellen Ikone" (S. 105) des Markt-Gottes, dem Angebot-Nachfrage-Diagramm. Das ist jenes stupide Bildchen, mit dem auch der marktpropagandainfiltierte Alltagsverstand die Welt ins Fadenkreuz nimmt, ohne (noch oder nicht mehr) genau zu wissen, woher er diese lachhafte Denkmanie eigentlich hat. Vom Haushalt über die Unternehmen zum Partial- und dann, wie Goebbels totaler und radikaler als man sich heute noch vorstellen kann, Totalgleichgewicht. Denn Ökonomen sagen nicht, daß die Welt so ist wie dieses Bildchen - viel schlimmer: nach ihnen soll die Welt so sein wie dieses, also, und hier hört jeglicher Spaß auf, auch entsprechend hergerichtet und rangenommen werden.

    Man stelle sich diese Ungeheuerlichkeit einmal kurz im privaten Umgang vor: da kommt jemand daher, beschimpft einen ziemlich unflätig, wenn man sich nicht dem sofort unterwirft, was er einem an allerlei Unverschämtheiten zuzumuten gedenkt und verlangt, dafür auch noch hoch dotiert zu werden. So einen würde man wohl umstandslos eine praktische Negation widerfahren lassen, für bayrische Leser: eine schallende Watschn anbieten. Nämliches sekten-aggressives Hausieren unternehmen marktbeflissene Ökonomen - eine anerkannte Sekte, deshalb nennt sie so keiner - wenn sie, "stringent" aus ihren Modell-Tollhäusern abgeleitet, Gesellschaften ihre destruktiven Wahnkonzepte für Lohnsenkungen, Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, Abbau minimalster sozialer Sicherungen, Umweltzerstörung - kurzum: soziale und natürliche Verwüstung - aufs Auge drücken wollen (und in gemeingefährlichen Politfiguren wie Westerwelle und Brüderle, um aus einem ganzen Rattenschwanz nur die hiesig unfreiwillig komischsten Gruselgestalten zu nennen, ihre machtausübenden marktradikalen Wiederkäuer und Überzeugungstäter haben). Markt(be)dienende Ökonomen kokettieren sogar damit, "Grausamkeiten" zufügen zu wollen (und die marktradikal kontaminierte Öffentlichkeit goutiert dies) , denn die seien "notwendig" und "unumgänglich". Warum, welche "Not" "wendet" da ? Ist`s etwa der höchst triviale wie irrationale Beweg-Grund, daß eben "Geld weltweit Möglichkeiten sucht, die Rendite abwerfen", weshalb die ganze soziale Welt ökonomisch gebeutelt und gewürgt wird (und weshalb, kein weit kein breit eine "Knappheit", derzeit z.B. mit gehorteten Lieferoptionen die Rohstoffe bespekuliert und damit jedem vor der Haustür die Benzinpreise profitlich angehebelt werden) ? Nein, profaner Tor ! tadelt der den metaphysischen Beischlaf mit dem unergründlichen Allwissenden im Orgasmuspunkt des Gleichgewichts lustschreeind vollendende Ökonom, all das gebietet nicht die institutionalisierte, damit "systemisch relevante" Geldgier, sondern ein transzendentales Subjekt namens "Markt", das sich gemeinhin rasend und blindwütig aufzuführen pflegt wie der alttestamentarische Gott. Und der verlangt vor allem unbedingten Gehorsam, welch unergründliche Wege er auch geht.

    Ötschs Streitschrift - sie ist von redlicher Absicht und ohne Arg. Sie will ein monströses Lügen- und Propagandagespinst, das die intellektuellen und politischen Stoßtruppen des Wirtschaftsliberalismus geheckt haben und täglich noch hecken und das weltweit enorme soziale Schädigungen zu verantworten hat,. mithelfen zu de-konstruieren und damit seine Denk-Macht zu unterminieren. Das fängt dort an, worin es gründet: im Denken. Die Schwächen der Schrift - so sollte man z.B. den Ökonomie-Philosophen H. Albert, durch und durch ein Dogmatiker der absurden Popperschen Doktrin, nicht als einen seiner Kronzeugen gegen die ökonomische Dogmatik bemühen, da treibt man nur den Teufel mit dem Gehörnten mit dem Ringelschwänzchen aus - kann man damit weitestgehend nachsehen. Nur eine nicht: nirgendwo begründet Ötsch intersubjektiv nachvollziehbar seine Behauptung, angesichts der ohn-endlichen Verheerungen des real existierenden Kapitalismus (und wovon die Ent-Reicherung von Spekulanten im Finanzcrash wohl das allergeringste Übel sein dürfte) brauche es ausgerechnet einen "neuen" "mit menschlichem Antlitz" (S.11). Hier muß man also schon noch Einiges bei z.B. Brodbeck weiterlesen. Den zitiert Ötsch ohnehin ausgiebig, so daß man gleich zwanglos den Anschluß findet.
    Eigentumsökonomik Gunnar Heinsohn
    Eigentumsökonomik (Buch)
    27.07.2011

    Als Theorie zirkulär und überflüssig

    Diese Buch Heinsohn/Steigers – gleichsam die Summe ihrer etwa dreißigjährigen gemeinsamen Ökononomieversuche – wurde von der verschworenen Gemeinde, die diese beiden Esoteriker zwischenzeitlich haben, mit dem Jubel begrü0t, endlich – nachdem alle bisherige Ökonomie nichts zustandegebracht habe - liege eine „schlüßige“ Geldtheorie, ja, die Weltformel des Geldes, vor. Hiezu zwei Bemerkungen, die vielleicht vor allzu schnellem Lob doch wenigstens zu denken geben:
    1) „Wie kann man sich den Schritt zum Wirtschaften vorstellen ?“, fragen Heinsohn-Steiger („Eigentumsökonomik“ p. 92 ff.) und bieten hierzu die ab ovo-Konstruktion eines Ein-Gut-Modells ( „Gerstenwirtschaft“) an, in der notwendigerweise das einzige Gut zugleich Geld ist. Abwegig ist das Ein-Gut-Modell für die „Vorstellung“ einer „Geld- und Kreditwirtschaft“ allerdings schon deshalb, weil eine derartige Wirtschaft, will man sie sich ernsthaft denkend „vorstellen“, eine komplexe „Tauschstruktur“ impliziert. Das hätten Heinsohn-Steiger bei Steuart, dem sie viel an „Präzisierung“ verdanken, eigentlich lernen können, statt ihn „indirekt“ (a.a.O., p. 103) für ihre Konstruktionen vereinnahmen zu wollen. Es geht bei der Erklärung der Struktur Eigentum-Geld-Zins nichts mit ab ovo, will man nicht hoffnungslos in die Irre gehen. Linear kausale Interpretationen – und ab ovo Konstrultionen sind in den Gesellschaftswissenschaften solche der schlechtesten Art – versagen, wo der Sache nach modal gleichzeitige, interdependent-wechselseitige Bedingtheiten konstitutiv sind. Am Beispiel Heinsohn-Steigerscher „Vorstellungen“ weiter ausgeführt: warum denn kreditiert ein Verbrauchs-Überschuß-Eigentümer überhaupt seine Vorräte, statt sie an die Spatzen zu verfüttern ? Weil er Eigentumsmonade ist ? Nein. Vielmehr: weil er als Eigentümer den Zweck der Verwertung seines Vermögens verfolgt. Verfolgt er aber diesen Zweck, dann be-rechnet er in einer „Werteinheit“ Ausgangs- und Endpunkt seines Kreditgeschäfts und diese Einheit ist eben Geld. Damit wäre man mit den Heinsohn-Steigerschen ab ovo- bzw. prima causa -„Vorstellungen“ auch schon fertig. Den prima causa Fehler teilen Heinsohn/Steiger ironischerweise mit den Ökonomieschulen, gegen die sie polemisch auftreten.
    2) Die einfache Tatsache, daß Geld alltäglich „da ist“ im „rechnenden Denken“ ist Heinsohn-Steiger keinen Gedanken wert, was dieses „rechnende Denken“ als „soziale Praxis“ Neues bedeutet. Wie bei der Konkurrenz ist bei ihnen vielmehr Geld „ableitbar“, damit gerade kein Neues. Deshalb sind die Gedankenkonstrukte beider in ihrer logischen Struktur Zwillinge. Die mainstream-Ökonomen denken sich die Unmöglichkeit einer entwickelten Geldwirtschaft ohne Geld und „erklären“ zirkulär Geld dann als Ermöglichung einer ansonsten unmöglichen Wirtschaft. Heinsohn-Steiger dagegen denken sich eine privateigentumsbasierte Ein-Gut-Welt aus, in der „initial“, im „Urkredit“ nur Darlehnsgeschäfte zwischen „Robinson und Freitag“ die alleinig „vorstellbare“ ökonomische Interaktion ausmachen, durch und über die dann wg. „Kompensation für aufgegebene Eigentumsprämie = Zins“ der Zwang zur Mehrproduktion (Zinsbedienung), Produktion für den Verkauf etc., sukzessiv wie tautologisch konstruiert, „in die Welt gelangt“. Das beiden Gemeinsame ist somit, daß sie sich ihre Voraussetzungen so eingerichtet haben, daß sie das Resultat bereits in sich enthalten. Dann ist es natürlich ein Leichtes, auf die Resultate zu pochen, die allein die Hervorbringungen der Voraussetzungen sind.
    Fazit: „schlüssige Geldtheorie“ – wohl kaum. Und somit kann man sich den Rest der Neuerfindung der ökonomischen Welt – dies prätendieren Heinsohn/Steiger tatsächlich – wirklich sparen. Diese Theorie ist nicht nur falsch, sondern in ihrem einfachen Fehler auch sterbenslangweilig. Lieber zu Brodbeck, Die Herrschaft des Geldes, Darmstadt 2009, greifen. Darin wird tatsächlich etwas erklärt. Erscheint demnächst in zweiter Auflage und deutlich billiger. Ein zusätzliches Argument also.
    Onfray, M: Anti Freud Onfray, M: Anti Freud (Buch)
    03.07.2011

    Enttäuschte Liebe

    Bis ins Jahr 2005 hatte Michel Onfray nach eigenem Bericht lediglich eine ziemlich wohlwollende, auf Hörensagen beruhende common sense Meinung zur Freudschen Psychoanalyse, ohne diese bzw. deren Methode und Argumente im Detail eigentlich genau zu kennen. Dann wiederfuhr ihm mit einem freudkritischen Reader, der in Frankreich eine öffentliche Debatte auslöste, ein "Erweckungserlebnis". Jene gute Meinung zu Freud, wie sie, genauso nachbetend-kenntnislos, ähnlich hierzulande im links-grün-alternativen Milieu der siebziger und achtziger Jahre verbreitet war, geriet ins Taumeln und Onfray hat sie heute nicht mehr. Denn "hinsichtlich Freud erweckt" hat er sich der studierenden Lektüre von allem, dessen der aus Freuds Feder habhaft werden konnte, unterzogen. Fleißig war er also und hat damit zumindest die demokratisch-meinungspluralistische Unart, über etwas zu reden, von dem er bisher nur eine über second-hand vermittelte Ansicht hatte, versucht abzulegen. Herausgekommen ist dabei, neben einer umfänglichen Zitatesammlung, in der einem durchaus schon der "ganze Freud" entgegentritt, ein zwar stilistisch gewandtes und mit Ironie gewürztes Buch, das inhaltlich argumentativ aber eher als eine erste Selbstverständigung anmutet denn als ein verständiger Beitrag, der die Kritik der Psychoanalyse tatsächlich bereichert.

    Das genuin Neue, das Onfray beiträgt, ist nämlich allein, dass er das, was bei Nietzsche ein (sehr brauchbarer, achtsamkeitsschärfender) Lese-Hinweis ad argumentum ist, als Programm ad hominem für die Abfassung seiner Streitschrift (nicht) anwendet. Und damit wird`s fade. Das reicht nämlich nur dazu hin, dass das bis zur Öde und Langeweile ob oftmaliger Wiederholung strapaziert wird, was als pointierter Witz, als treffender Einfall ja kein schlechtes Stilmittel wäre, um zunächst auf die das psychoanalytische Denken durchwimmelnden Selbstwidersprüche und Inkonsistenzen aufmerksam zu machen - nämlich dieses hahnebüchen zirkulär-deterministische Weltbild einmal auf es selbst anzuwenden, also z.B. zu fragen, welchen libidinös-analen Triebregungen sich die Entstehung dieses gigantischen Tautologiengebirges verdankt, wenn doch, zumindest nach dieser Theorie, ein Bewusstsein gar nicht eigenständig, sondern nur als Wirkung des Unbewußten existiert (aber gleichzeitig als diese bloße Wirkung das Unbewußte, also etwas, von dem es völlig bestimmt ist, kontrollieren und steuern soll). Nach diesem "Warmmachen" hätte die Kritik sich dann den Freudschen Konstruktionen, Volten und Finten im einzelnen zuzuwenden, bis kein Stein dieses morschen Theoriebaus mehr auf dem anderen steht. Genau diese ad argumentum Analyse leistet Onfray in seinem Buch nicht; bestenfalls reicht es zu Andeutungen. Denn er ist nach wie vor ein Anhänger dieser Weltanschauung – bloß ein kritischer. Das beinhaltet aber im Kern dieselben Denkfehler wie in dem, gegen das er sich kritisch aufstellt.
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