Ein bewegendes Leben
„Vor hundert Sommern“ von Katharina Fuchs erzählt eine Familiensaga über vier Generationen, zugleich spiegelt es Deutschlands politische Wendepunkte wider.
Drei Protagonistinnen tragen die Handlung: zwei in der Gegenwart und eine aus vergangener Zeit.
Elisabeth, die Großmutter, zieht ins Seniorenheim, während ihre Tochter Anja und Enkelin Lena ihre Berliner Wohnung für den Verkauf räumen.
Dabei entdecken sie Erinnerungsstücke, Fotos, Briefe – und eine Pistole.
Sie ermutigen Elisabeth, ihre Vergangenheit zu teilen, die eng mit Clara verknüpft ist, der Tante und ehemaligen Wohnungsbesitzerin.
Es folgt eine packende, teils tragische Geschichte aus der Weimarer Republik bis zur NS-Machtergreifung.
Auch Anjas und Lenas Gegenwartserlebnisse behandeln relevante Themen wie Mobbing, Antisemitismus, Tierschutz und Klimakrise – fast zu viele auf einmal.
Besonders beeindruckend war Claras Lebensweg: eine Frau, die sich immer wieder vom Patriarchat befreite und mutige Entscheidungen traf. Ihr Berlin-Alltag jener Jahre, nicht nur politisch, war faszinierend.
Der Roman liest sich langsam, da die Haupthandlung oft unterbrochen wird, was nicht allen Figuren zugutekommt – einige wirken blass.
Das Ende, das generationenübergreifendes Schweigen bricht, überzeugte, denn solche Tabus bestehen oft, bis es zu spät ist.