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    SusanK

    Aktiv seit: 01. September 2024
    "Hilfreich"-Bewertungen: 0
    18 Rezensionen
    Montmartre - Licht und Schatten Marie Lacrosse
    Montmartre - Licht und Schatten (Buch)
    01.05.2025

    Zwei starke Frauen, Kunstmalerei, Tanz und das unvergleichliche Montmartre

    Am 20. Juni 1866 werden im Pariser Stadtteil Montmartre zwei Mädchen geboren: Elise Lambert, Tochter einer Wäscherin, wächst in Armut auf und muss mit harter Arbeit früh zum Einkommen beitragen; Valérie Dumas, Tochter eines angesehenen Kunsthändlers, kennt keine Geldsorgen und wächst behütet auf. Doch beide vereinen die großen Träume, die die Mädchen haben:: Elise möchte Tänzerin werden, die begabte Valérie strebt nach einem Studium an der Kunstakademie. Beide Frauen kämpfen für ihr Glück, während ihnen immer wieder Steine in den Weg gelegt werden, Kummer und Bedrängnis und selbst die Liebe ihren Weg zu Selbstbestimmung und Ruhm behindern.

    Marie Lacrosse, Synonym der deutschen Autorin Marita Spang für ihre historischen Romane, legt mit "Montmartre - LIcht und Schatten" den ersten Teil einer Dilogie über zwei starke Frauen vor, die im ausgehenden 19. Jahrhundert ihren Träumen folgen und dabei einige Schicksalsschläge überwinden müssen - LIcht und Schatten eben.

    Im Mittelpunkt der Dilogie steht der zunächst noch ländliche Pariser Stadtteil Montmartre, der erst 1859 von Paris eingemeindet wurde. DIeser zog neben Bürgern aus der Pariser Kernstadt, die sich hier amüsieren wollten, auch zahlreiche Künstler an, die sich ein freieres und billigeres Leben als im Zentrum der Stadt versprachen, wie Vincent Van Gogh, Suzanne Valadon, Paul Gauguin, Edgar Degas und viele mehr. Und auch der Bau des Wahrzeichens dieses Viertels, die Basilika Sacré-Cœur, der 1876 begann, fließt in die Geschichte ein.

    Hier, in diesem Bezirk, lagen bittere Armut und wohlhabendes Leben in krassem Gegensatz direkt nebeneinander.

    Marie Lacrosse hat hervorragend recherchiert und verwebt unglaublich viel Detailwissen trotz einer Themenfülle zu einer vollauf harmonischen und sehr gut und flüssig lesbaren Story. So ist "Montmartre" ein Sittengemälde seiner Zeit, das das Pariser Leben vor gut 150 Jahren greifbar macht und gleichzeitig eine Geschichte der Kunst und ihrer Ausübenden seiner Zeit; spannend, wie der akademische Realismus abgelöst wurde von - oder auch verteidigt gegen - neue Stile wie dem bekannteren Impressionismus,, dem Post-Impressionismus, Cloisonismus, dem Synthetismus, dem Pointillismus usw. Immer wieder hatte ich das Bedürfnis, die im Buch genannten Künstler und ihre Werke im Internet nachzuschlagen, um sie mit eigenen Augen sehen zu können.

    Daneben spielt auch der Tanz, der neu aufkommende Cancan (und diesbezüglich die Sittenwächter), Prostitution und andere "Vergnügungen" eine Rolle. Nicht zu vergessen zahlreiche andere Entwicklungen, die die Welt im Kleinen und Großen veränderten, wie beispielsweise die Weltausstellung 1900 mit dem eigens hierfür entworfenen Eiffelturm, der Bau des Suez- und Panamakanals, die architektonischen Umwälzungen durch den Stadtplaner Georges-Eugène Haussmann, ja sogar der politische Gedanke der Anarchie und viele weitere, so dass ich neben der höchst unterhaltsamen Lektüre auch eine Menge lernen konnte!

    Die im Zentrum stehenden jungen Frauen Elise und Valérie sind authentisch und mehrdimensional ausgearbeitet und ich konnte sehr gut mit ihnen fühlen, mitfiebern und mitleiden. Doch auch die weiteren Figuren sind anschaulich und in mehreren Facetten gezeichnet, so dass ich sie fast schon selbst zu kennen glaubte. Das feine Gespür der Autorin für ihre Figuren und deren Handlungen schafft einen wahren Genuss bei der Lektüre. Gut gefiel mir auch, wie die Autorin immer mehr Berührungspunkte schaffte zwischen den Frauen aus so unterschiedlicher Herkunft und Geschichte. und so aus Gegensätzen Gemeinsamkeiten wurden.

    Abgerundet wird der Roman von einer Karte des Montmartre um 1880, einem Personenverzeichnis, in dem die historischen Personen gekennzeichnet wurden (und sogar genannt wurde, an welche historischen Personen fiktive angelehnt sind, großes Kompliment dafür), einer Gegenüberstellung von Wahrheit und Fiktion von der Autorin, einer kurzen Erklärung der im Buch erwähnten Stilrichtungen der Malerei, einer Liste der erwähnten Kunstwerke, einem Quellenverzeichnis und einiger Zitate berühmter Persönlichkeiten im ZUsammenhang mit Themen des Romans. Gerade diese zusätzlichen (Hintergrund-)Informationen machen einen historischen Roman für mich erst richtig wertvoll. Ein besonderes Dankeschön hierfür an Marie Lacrosse!

    Mich konnte "Montmartre - LIcht und Schatten" vollauf begeistern und ich freue mich schon sehr auf den zweiten abschließenden Teil der Dilogie "Montmartre - Traum und Schicksal", der für November 2025 angekündigt ist.
    Commissario Gaetano und der lügende Fisch Fabio Nola
    Commissario Gaetano und der lügende Fisch (Buch)
    28.04.2025

    Schleppend

    Der neapolitanische Commissario Salvatore Gaetano soll den Mord an einem Turiner Geschäftsmann aufklären, der ohne Kopf in seiner Wohnung aufgefunden wird - augerechnet an dem Tag, an dem die Neapolitaner das Stadtfest ihres Schutzheiligen San Gennaro feiern und die Stadt im Chaos versinkt. Dass der Tote offensichtlich Dreck am Stecken hatte und bei seiner Umwelt äußerst unbeliebt war, macht die Sache nicht leichter. Und Gaetano hat darüber hinaus auch eine Menge eigener Probleme. nicht zuletzt mit seinem Bruder Aniello, der nach einem Unfall in einem Pflegeheim vor sich hin vegetiert und seiner Nichte Carla, die heiraten will ....

    Fabio Nola ist das Pseudonym eines deutschen Historikers, der während seines Studium selbst viel Zeit in Neapel verbracht und der seiner Liebe zur Stadt und den besonderen Einwohnern und ihren Marotten viel Raum gibt. "Commisaario Gaetona und der lügende Fisch" ist der Auftakt zu einer Krimireihe um den Neapolitanischen Kommissar, der weitere folgen werden.

    Dieser Neapel Krimi konnte meine - zugegebenermaßen hohen Erwartungen - allerdings nicht wirklich erfüllen, denn der eigentliche Fall spielt doch eine eher untergeordnete Rolle im Buch und kommt nur schleppend in Gang, Gaetano ermittelt, teilweise unterstützt von seiner schwangeren Kollegin Emilia und Danilo Paese, einem etwas schwerfälligen Verwandten des Primo Dirigente, schweift aber immer wieder in private Belange ab. Er stochert im Dunklen, ein Pater gibt nur mystische Auskünfte und erst ab der zweiten Hälfte kommt endlich Spannung auf und der Fall kommt zu einer - zugegebenermaßen interessanten - Aufklärung.

    Die Figuren sind überwiegend klischeehaft und nicht gerade vieldimensional; über allem lag eine recht melancholische Stimmung und ich fühlte mich nicht wirklich wohl in der Geschichte um den doch eher schwierigen Charakter des Commissarios. Das recht negative Frauenbild mag zu Süditalien passen, störte mich aber doch. (Dass Gaetano die recht tumbe Schutzpolizistin Beppa Bellucci fälschlicherweise nur Monica nach der berühmten Schauspielerin Monica Bellucci nennt, fand ich dauerhaft nicht witzig.) Viele Ansätze, die mir zunächst so vielversprechend erschienen, verliefen sich. Selbst Pater Ambrosio. den ich zunächst so interessant fand, weckte schließlich meinen Missmut.

    Über Neapel, seinen doch recht ungewöhnlichen Schutzpatron und das Napultiano gibt es hingegen allerhand zu erfahren, was den Krimi für Interessierte lesenswert macht.

    Ein Stadtplanauszug von Neapel und ein Glossar des Napulitanos runden das Buch ab.

    ICh möchte auch eine Triggerwarnung aussprechen ohne allzu viel zu spoilern, da es um männliche sexuelle Vorlieben geht, die nur schwer zu ertragen sind (wenn Männer nur auf sehr junge Mädchen stehen und die sich daraus ergebenden Folgen...)

    Insgesamt kann man sich durchaus von "Commissario Gaetano" unterhalten lassen; meine LIeblingsfigur ist er leider nicht geworden.
    Die Nacht Marc Raabe
    Die Nacht (Buch)
    18.04.2025

    Hochspannend mit Tiefe

    Art Mayer sucht immer noch nach der verschwundenen Dana Karasch. Ihre Tochter Milla, die bei ihrer dementen Großmutter lebt, hat er ins Herz geschlossen. Als ein Richter tot aufgefunden wird und auch noch MIlla verschwindet, ermittelt Art, der von dem Fall entbunden ist, gemeinsam mit seiner Partnerin Nele Tschaikowski, die eigentlich im Mutterschutz ist, und stößt auf immer mehr Ungereimtheiten, in die offenbar auch Kollegen involviert sind ...

    Der deutsche Schriftsteller Marc Raabe legt mit "DIe Nacht" den dritten Thriler aus seiner "Art-Mayer-Serie" vor, der in sich abgeschlossen ist und sich problemlos ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände lesen lässt - allerdings verpasst der Leser dann die Weiterentwicklung der privaten Beziehungen und eine Menge Lesevergnügen.

    Raabe Schreibstil ist bildhaft und äüßerst rasant. DIe aktuellen Entwicklungen wechseln sich ab mit den Geschehnissen in der Vergangenheit; kurze Kapitel mit Cliffhangern führen zu höchster Spannung, die auf hohem Level die Seiten fast von selbst umblättert. Überraschende Wendungen halten das Tempo weiterhin hoch und führen schließlich zu einem positiven Abschluss.
    Auch, wenn ich normalerweise jedes Detail geklärt haben möchte, versetzte der Autor mich in Erstaunen mit einem befriedigenden Ende: „In einer perfekten Welt gäbe es eine perfekte Erklärung. Aber in der Wirklichkeit gibt es immer diese merkwürdigen Unschärfen…. Aber die Wirklichkeit ist halt kein Raster. Und das lässt uns immer etwas ratlos zurück.“

    Marc Raabe lässt viel Psychologie und einige psychologischen Störungen in die Handlungen einfließen und bereitet seinen Leser*Innen damit teilweise heftiges Kopfkino und der Story weitere Tiefe. Zunächst kaum vorstellbar, wie allein die Erwähnung "der Schachtel" bei allen Figuren Panik auslösen kann, um ein Beispiel zu nennen...

    DIe Figuren um den angeschlagenen Ermittler Art Mayer, der sich trotz seines Einzelgängertums und seiner Regelbrüche wohltuend von dem Klischee des "lonely wolfs" abhebt, konnten mich überzeugen. Besonders in Herz geschlossen habe ich die achtjährige Milla, die ihr Schicksal annimmt und trotzdem Kind bleibt.

    (Auch, wenn bei einem Thriller mit verstörenden Themen zu rechnen ist, möchte ich eine Triggerwarnung aussprechen für: Alkohol- und Drogenmissbrauch, Vergewaltigung, psychischer und körperlicher Gewalt, KIndsmord und auch Hunde kommen zu Tode.)

    Ich empfehle diesen großartigen Thriller unbedingt weiter und freue mich bereits auf den vierten Band um den legendären Art Mayer und die junge Nele Tschaikowski, der unter dem Titel "Im Morgengrauen" für das Frühjahr 2026 angekündigt ist.
    Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen Ito Ogawa
    Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen (Buch)
    06.04.2025

    Worte wie ein Mantel

    Hatoko, die ohne Eltern und von ihrer strengen Großmutter aufgezogen wurde, kehrt nach deren Tod in ihre Heimatstadt Kamakura zurück, um den Schreibwarenladen und das Amt der öffentlichen Schreiberin zu übernehmen. Während sie Briefe für verschiedenste Anlässe schreibt, wird sie immer mehr Mitglied einer Gemeinschaft, findet nach und nach zu sich selbst und versöhnt sich mit ihrer Vergangenheit.

    Die japanische Autorin Ito Ogawa (geb. 1973) nimmt ihre Leser*Innen mit nach Kamakura, dem ehemaligen japanischen Regierungssitz Japans, der besonders für die zahlreichen gut erhaltenen Tempel und Schreine, aber auch seinen Strand bekannt ist und dem geneigten Leser viel über japanische Kultur vermittelt. DIe Karte am Anfang des Buches war eine gute Ergänzung,

    Im Mittelpunkt steht (neben der Hauptfigur Hatoko) die Kunst der Kalligrafie und die auch heute noch vorhandenen öffentlichen Schreiber; japanische Original-Briefe (aber auch ihre Übersetzungen) unterbrechen die Handlung und führen ihre besonderen Fertigkeiten vor Augen. Die Ausführungen hierzu (sorgfältig ausgewähltes Papier, die Farbe der Tinte, die Weichheit oder der Nachdruck eines Pinselstrichs, die Schreibweise in hiragana oder Kanji und sogar eine individuelle Briefmarke ) haben mich ungemein beeindruckt. Überhaupt kommt das japanische Lebensgefühl abseits der Großstädte gut zum Ausdruck.

    DIe Schreibweise ist poetisch, sehr sanft und ruhig, Spannung sucht man hier vergeblich; dafür lässt sich gut verfolgen, wie Freundschaften entstehen und Hatoko nach und nach ihren Frieden mit sich und der vormals so verhassten Großmutter, die sie lange Zeit nur "ihre Vorgängerin" nennen kann, finden kann. Das Ende ist versöhnlich und schön, aber offen, was mich bei diesem Buch in keinster Weise gestört hat, sondern Platz für eigene Gedanken bot.

    DIe Figuren sind unglaublich liebenswert gezeichnet und mir ging das Herz auf beim Lesen. Insbesondere in die Nachbarin Barbara und die 5jährige QP hatte ich mich schnell verliebt, aber auch die überaus empathische Hatoko, die sich selbst in jeden geschriebenen Brief einbringt, hat nun einen Platz in meinem Herzen.

    Nicht nur durch die geschriebenen Briefe werden die verschiedensten Themen angesprochen, wie Liebe, Freundschaft und sogar Tod und Trauer.

    Ich habe mich gerne auf dieses sanfte Buch eingelassen, das mich wie ein stiller Fluss begleitete und mit dem ich zur Ruhe kam.
    Die Brücke von London Julius Arth
    Die Brücke von London (Buch)
    10.03.2025

    London Bridge is falling down

    1749. Die Tuchhändlerin Juliana Hamley, die ihr Geschäft auf der London Bridge betreibt, steht bereits mit einem Bein im Schuldnergefängnis, weil ihr verstorbener Mann ihr nichts als Schulden hinterlassen hat. Zusammen mit dem Waisenjungen Alder, den sie vor dem Ertrinken aus der Themse rettet, steigt sie ins Schmugund war überraschglergeschäft ein und überwindet alle moralischen Bedenken, denn ein dubioser Geldverleiher und die vor der Fertigstellung stehende Westminster Bridge machen ihr das Leben schwer. Und dann ist da auch noch Oliver, der im Dienst des Bridge Houses steht und für Sicherheit und Ordnung auf der Brücke sorgen muss....

    Der deutsche Autor Julius Arth hat, fasziniert von der alten London Bridge, hervorragend recherchiert und einen höchst unterhaltsamen Roman über das Leben rund um das faszinierende Bauwerk im Jahre 1749 geschrieben.

    Die London Bridge galt unter Zeitgenossen als Achtes Weltwunder mit ihrer auf ihr liegenden Stadt und dem Autor gelingt es, dieses besondere Bauwerk auch seinen Leser*Innen ins Herz zu schreiben. Natürlich musste ich mir im Internet Bilder dazu anschauen - und ich kann nur sagen, dass Julius Arth diese Brücke hervorragend beschrieben hat!

    Arth schreibt seine Geschichte aus drei Perspektiven: Neben der eigentlichen Hauptfigur Juliana Hamley werden auch die Geschicke der Waisenkinder-Gang um den gewieften Alder beleuchtet als auch des vermeintlichen Gegenspielers Oliver, der Gehilfe des Brückenmeisters ist. Doch damit nicht genug: Es gibt auch einen zweiten Zeitstrang von der Erbauung der London Bridge im Jahre 1202, in der die weisen Frauen Estrid und Sybilla eine wichtige Rolle spielen. Diese beiden Zeitebenen laufen lange Zeit nebeneinander her und verbinden sich erst gegen Ende zu einem schlüssigen Ganzen. Doch ich habe trotz dieser Wechsel zu keiner Zeit den Überblick verloren, denn Arth gelang es vortrefflich, die Geschichte flüssig zu erzählen.

    Der Schreibstil ist flüssig und anschaulich und Arth gelingt es, die Leser*Innen auch emotional in den Bann zu ziehen. Die historischen Fakten verbinden sich mit einer fiktiven Erzählung über die Schicksale höchst unterschiedlicher Figuren, die alle mit diesem besonderen Ort verbunden sind, zu einer mitreißenden Story, in der Freundschaft, Zusammenhalt, Liebe, aber auch finanzielle Nöte, Skrupellosigkeit, Mord und Aberglaube zu einem perfekten Ganzen zusammenfinden.
    Die Figuren selbst sind authentisch und mehrdimensional gezeichnet und bestechen durch ihre Weiterentwicklung, und ich habe mit jeder einzelnen mitgefiebert und mitgelitten und war überrascht und traurig, wie schnell das Buch trotz seiner 560 Seiten zu Ende gelesen war.

    "Die Brücke von London" ist ein höchst kurzweiliger historischer Roman rund um ein faszinierendes Bauwerk, den ich interessierten Leser'*Innen wärmstens empfehlen kann.
    Das Dinner - Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder? Emily Rudolf
    Das Dinner - Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder? (Buch)
    24.02.2025

    Top oder Flop

    In einem abgelegenen Restaurant kommen fünf (ehemalige) Freunde zusammen, um ein Krimidinner zu spielen. Der sechste Stuhl bleibt leer, denn Maria ist vor fünf Jahren auf einem Musikfestival, das die sechs Freunde gemeinsam besuchten, spurlos verschwunden. Schnell wird klar, dass die Geschichte des Krimidinners keine fiktive ist, sondern starke Parallelen zu den Vorgängen um Marias Verschwinden aufweist. Offensichtlich möchte eine*r der Freund*Innen mit dem Krimidinner einen Mord aufklären - und einen Mörder im Freundeskreis enttarnen....

    "Das Dinner" ist bereits der zweite Thriller der jungen deutschen Autorin (*1998) nach "Die Auszeit".

    DIe Idee um das aufdeckende Krimidinner hatte mir sehr gefallen; die Umsetzung ist meiner Meinung nach aber nur suboptimal gelungen.

    Sehr schön empfand ich die Locked-Room-Atmosphäre im Jetzt in dem abgelegenen Fine-Dining-Restaurant und die Verbindung der Geschichte mit einer Speisekarte.

    Während die Geschichte spannend beginnt, machen einige Verwirrungen um die Namen der Protagonisten und größere und kleinere Längen das Lesen einigermaßen beschwerlich. Nach einigen unerwarteten Wendungen nimmt die Handlung dann aber noch einmal richtig FAhrt auf und führt zu einem erschreckenden Ende.

    Erzählt wird in zwei Zeitebenen: zum einen wird das Krimidinner gespielt, in dem die fünf Figuren allsamt auch noch einen zweiten Spiel-Namen tragen und mir manches Mal der Überblick verloren ging, als auch im "Früher", als die sechs Freunde am Musikfestival teilnahmen, so dass man die Figuren allesamt gut kennenlernen konnte.

    Alle Figuren waren mir ausgesprochen unsympathisch; offenbar waren alle in ihrer KIndheit traumatisiert und litten unter schwerwiegenden Folgen. Alkohol, Drogen und Sex sowie großer Egoismus spielen eine nicht unerhebliche Rolle. Relativ früh fragte ich mich, ob ich diese Zusammenkunft von fünf bzw. sechs Menschen überhaupt als Freunde bezeichnen kann, da von gegenseitiger Sympathie und Vertrauen nichts zu spüren war.

    Und gerade darin lag für mich der Grund, warum mir das Lesen kein großes Vergnügen bereitete: DIe Erzählweise war recht einfach und in so gut wie jedem Satz fand sich das F***-Wort. Überhaupt drehte sich so gut wie alles um dieses Thema und ansonsten wurde eben unflätig geflucht damit, was ich als sehr eindimensional in der Ausdrucksweise der Autorin empfand.

    Leider kann ich den Hype um diesen Thriller nicht wirklich verstehen und vergebe wohlwollende drei Sterne.
    Die Farben der Revolution. Éléonore und Robespierre Jeanette Limbeck
    Die Farben der Revolution. Éléonore und Robespierre (Buch)
    21.02.2025

    Wer war Robespierre wirklich?

    Die Französische Revolution dauert bereits einige Jahre, als die Schwestern Éléonore und Babette Duplay nur knapp dem Tod bei dem berüchtigten "Massaker auf dem Champ de Mars" entgehen. SIe flüchten in den Jakobinerclub, dem ihr Vater angehört und Èléonore begegnet zum ersten Mal dem charismatischen Revolutionsführer Maximilien de Robespierre. DIeser zieht als Mieter in das Haus der Familie Duplay und beide verlieben sich ineinander. Während Éléonore sich für Freiheit und Gleichheit der Frau einsetzt und ihrem Traum, Malerin zu werden, folgt, unterstützt und streitet sie mit ihrem späteren Verlobten ....

    "Die Farben der Revolution" ist das zweite Werk der deutschen Autorin Jeanette Limbeck, deren KIndheitstraum es bereits war, über die Französische Revolution zu schreiben. Das Initial hierzu gab schließlich ihr Besuch im Pariser Musée Carnavalet, wo sie zwei nebeneinander hängende Portraits von Èléonore und Maximilien entdeckte und dieses Erlebnis auch als kleine Rahmenhandlung der historischen Geschichte beigefügt hat.

    Jeanette Limbeck hat außergewöhnlich akribisch recherchiert und verbindet ein höchst umfangreichen Geschichtswissen mit einer lebendig und mitreißend erzählten Geschichte, die ihre Leser*Innen nicht nur schnell in die Geschichte hineinzieht, sondern auch viele Informationen und Erkenntnisse vermittelt. So kann ich von mir durchaus behaupten, dass mir durch die Lektüre viele Details und HIntergründe verdeutlicht wurden, ohne dass ich jemals mit trockenen Fakten zu kämpfen hatte.

    Limbeck gelingt es wie kaum einem anderen, die historischen Personen zum Leben zu erwecken, so dass man meint, man wäre live dabei gewesen bei den großen Ereignissen der Weltgeschichte und hätte aktiv an der Französischen Revolution teilgenommen. Insbesondere der offiziell zumeist als grausam und rücksichtslos dargestellte Revolutionsführer ist durch die Autorin so mehrdimensional dargestellt, dass auch andere Facetten in den Vordergund treten, wie seine Bescheidenheit, seine Unbestechlichkeit und vor allem seine Forderung nach absoluter Gerechtigkeit. Für mich erschien, gerade durch die Augen seiner willensstarken Verlobten betrachtet, Robespierre in einem völlig neuen LIcht und ich lernte ihn als eine spannende Persönlichkeit kennen, die durchaus verkannt wurde.
    Aber auch die real existierende Èléonore Duplay, von der ich vorher niemals gehört hatte, wuchs mir ans Herz, ohne dass ich sie rundum sympathisch fand. Sie war eine absolut willensstarke Persönlichkeit, die offen ihre Ansichten vertrat und damit durchaus Feindschaften entstehen ließ. Mit ihrer Forderung nach Freiheit und Gleichheit für die Frauen war sie ein Vorbild der Emanzipation und stieß gerade damit bei den Revolutionären auf Widerstand, die den Frauen wenig bis gar keine Rechte zubilligten. Ganz nebenbei ist durch ihre Figur auch noch eine Menge über die Malerei und die Künstler zur Zeit der Romantik (und die untergeordnete Stellung von Künstlerinnen) zu erfahren.

    Ein Personenverzeichnis (mit Kennzeichnung der fiktiven Charaktere), ein Glossar, Quellennachweise, eine Bibliografie und vor allem Anmerkungen zur historischen Genauigkeit runden das Buch auf perfekte Weise ab.

    Selten hat mich ein historischer Roman, der dermaßen vor HIstoriografie strotzt, dermaßen gepackt und ich empfehle ihn uneingeschränkt weiter. Für mich ein "außergewöhnlich" mit 5 Sternen.
    Campion. Tödliches Erbe Margery Allingham
    Campion. Tödliches Erbe (Buch)
    18.02.2025

    Rettung des Staatsschatzes

    Eher unerwartet tritt Albert Campion in das Leben von Val Gyrth, der Sohn der alteingesessenen Familie Gyrth, die einen Stastsschatz, einen über tausend Jahre alten Kelc,h in einem angeblich türlosen Zimmer hütet, denn dieser soll gestohlen werden. Dank der hervorragenden Kombinationsgabe und der zahlreichen Beziehungen des Kriminalisten sind Campion und sein Schützling den Verbrechern immer einen Schritt voraus....

    Die britische Autorin Margery Allingham (*20.05.1904, †30.06.1966) gehört neben Agatha Christie, Dorothy L. Sayers und Ngaio Marsh zu den „Queens of Crime“, den vier bedeutendsten Autorinnen von klassischen Detektivromanen des Goldenen Zeitalters. "Campion. Tödliches Erbe" erschien bereits 1931 unter dem Titel "Look to the Lady / The Gyrth Chalice Mystery" als dritter Band der Reihe um den unscheinbaren Detektiv Albert Campion (die insgesamt 34 Bäne umfasst), und wurde fast 95 Jahre nach dessen Erstveröffentlichung im Jahr 2025 neu aufgelegt.

    Natürlich ist es keinesfalls verwunderlich, dass wir dabei in eine völlig andere Zeit entführt werden, in der Adel und Großgrundbesitzer noch einen anderen Stellenwert hatten als heute, das "fahrende Volk" mit Argwohn beachtet, die Erbfolge männlich beherrscht wurde und die Frauen noch ausschließlich Kleider trugen. Und selbstredend ist auch die blumige, ausdrucksvolle Sprache anders als in modernen Werken. Doch wer sich darauf einlässt, findet einen höchst charmanten und unterhaltsamen Krimi in feinster klassischer Manier vor.
    Auch Rätselhaftes und Unerklärliches spielt eine große Rolle.

    Campion, der Meisterdetektiv mit dem meist dümmlichen Gesichtsausdruck, hat es faustdick hinter den Ohren und ist Freund und Feind immer einen Schritt voraus. So gibt es ständige Wendungen und miträtseln lässt sich kaum, weil immer wieder Neues offenbar wird. Er überrascht nicht nur seinen Schützling immer wieder, sondern auch die Leser*Innen mit seinen Schachzügen im Hintergrund.
    Und auch die anderen Figuren sind bestrickend bildhaft gezeichnet und passen selbstredend in die Zeit.
    Für mich war es wohltuend, einmal von klassischen Schurken zu lesen, Schmugglern, Taschendieben, Raufbolden, die einer handfesten Polizei, gebildeter Professorenfamilie und verarmten Landadel gegenüberstehen.

    Ein angenehmer Spannungsbogen führt zu einem befriedigenden Ende; nur das Rätsel, von welchem Geld Campion eigentlich seine AUsgaben bestreitet, wird nicht gelöst.

    Der einnehmende Schreibstil, aussagekräftige Kommunikation und feiner britischer Humor machen das Leseerlebnis zu etwas Besonderem; und auch eine Prise Mystik darf nicht fehlen.

    Wer sich auf einen klassischen Krimi einlassen kann, wird mit einem wahren Meisterwerk aus den Anfängen der Schriftstellerinnen und der ehrwürdigen Detektivkunst belohnt.
    Die Villa Jess Ryder
    Die Villa (Buch)
    09.02.2025

    Eine Braut, vier Brautjungfern und ein Todesfall

    Die zukünftige Braut Aoife und ihre Freundinnen Dani, TIff, Beth und und Celine reisen nach Marbella, wo sie eine abgelegene Villa gemietet haben und mit viel Alkohol und ohne Hemmungen einen zügellosen Junggesellinnenabschied feiern - und am Ende ist Aoilfe tot und die mit ihr aufgefundene Dani ist zu zugedröhnt, um sich an irgendetwas zu erinnern. Um den Dingen auf die Spur zu kommen und endlich abschließen zu können, lockt sie drei Jahre später die anderen drei wieder nach Marbella. Während sie Nachforschungen anstellt, kommen die alten Spannungen wieder ans Tageslicht und auch von in Marbella lebenden Auswanderern werden sie gewarnt, tiefer zu graben....

    Die preisgekrönte Londoner Fernsehproduzentin und Autorin Jess Ryder geht ihrer Leidenschaft für spannende Psychothriller nach und öegt mit "Die Villa" einen mitreißenden Spannungsroman vor, der mich absolut packen konnte. Obgleich ich schon schnell einen Verdacht hatte, führten zahlreiche Wendungen, die diesen zunächst bestätigten, zu einem unvorgergesehen Schluss, der mich in jeder Hinsicht zufriedenstellen konnte.

    FÜr die große Party haben die jungen Frauen die südspanische Küstenstadt Marbella an der Costa del Sol ausgesucht, die allgemein als der Jet Set Hotspot Europas bekannt ist und darüber finden sich auch so ziemlich alle (Vor-?) Urteile im Buch wieder. Auf jeden Fall das passende Ambiente für eine ausgelassene Party ohne Grenzen.

    Der Thriller wird erzählt in zwei Zeitsträngen: "damals", als die Party so ein schreckliches Ende nahm und "heute", als Dani auf eigene Faust ihre Erinnerungen wieder zum Vorschein bringen will und in eigener Sache ermittelt. Überwiegend erzählt ein personaler Erzähler über Dani, ergänzt wird seine Sicht jedoch durch die Ich-Erzählperspektiven der anderen Haupt-Figuren, wodurch die Spannungen immer deutlicher zu Tage treten.

    Die Figuren sind durchaus mehrdimensional dargestellt und alles andere als transparent in ihrem Verhalten; alle haben ihre Geheimnisse und Animositäten untereinander. Wirklich sympathisch war mir keine und zusammenfassend gilt der alte Spruch: Wenn man solche Freundinnen hat, braucht man keine Feinde. Sie wirkten jedoch authentisch auf mich und ich fühlte mich gut unterhalten damit, sie zu beobachten.

    Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass in der Schilderung der riesengroßen Party eine Menge Alkohol getrunken, Drogenmissbrauch thematisiert und sexuelle Handlungen durchgeführt werden. Wer nicht darüber lesen möchte, sollte die Hände von diesem Roman lassen.

    Auch, wenn mir das Thema des Junggsellinnenabschieds und der ausufernden Partys fern liegt, konnte mich dieser spannungsgeladene Thriller absolut mitreißen und ich vergebe volle fünf Sterne.
    Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen Anna Schneider
    Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen (Buch)
    01.02.2025

    Toller fünfter Band

    In Oberbayern ermittelt die Oberkommissarin Alexa Jahn im Zusammenhang mit einem Luxusauto, der von der Straße abgekommen und ausgebrannt ist; der Fahrer ist tot und Zeugen haben eine zweite Person beobachtet, die Rätsel aufgibt. Schon bald gibt es weitere Brandanschläge mit Todesfolge, auch auf österreichscher Seite, wo Chefinspektor Bernhard Krammer ermittelt. DIe Zeit läuft gegen die Polizei und dann taucht noch ein anonymer Brief auf ....

    "Ihre Spur in den Flammen" ist bereits der fünfte Band der deutschen Autorin Anna Schneider (die auch unter dem Psyeudonym Anna Simons bereits Krimis veröffentlicht hat). Das Buch lässt sich auch für sich alleine lesen, allerdings ist der Lesegenuss noch viel größer, wenn man auch die vorhergehenden Bände kennt, da insbedondere die privaten Entwicklungen der Hauptfiguren eine große Rolle spielen - und gerade dieser fünfte Band sehr viele Verweise und Anspielungen insbesondere auf den vierten Band enthält, was Neueinsteiger immer wieder im Dunkeln tappen lässt.

    Anna Schneiders angenehmer Schreibstil macht viel Spaß und lässt sich die Seiten fast von allein umblättern.
    Die sympathischen HauptFiguren, ihre Menschlichkeit und Fürsorge füreinander, ein undurchsichtiger Fall mit vielen Facetten, der zahlreiche Parallelen zur Realität aufweist und ein guter Spannungsbogen machen den Krimi zu einem Genuss. Auch, wenn die familiären Verstrickungen der beiden Ermittelnden und die Rückblicke auf frühere Ermittlungen vom aktuellen Geschehen etwas ablenken, war für mich das Lesevergnügen absolut gegeben.

    DIe immer wieder eingeschobenen - in Kursivschrift gedruckten - Erzählungen der Täterin führen dazu, dass der Leser den polizeilichen Ermittlern voraus ist, erweckt sogar ein gewisses Verständnis für die Täterin und begründet ihren Hass auf die Opfer. Diese Komplexität hat mir besonders gefallen - neben einer Auflösung, in der eben nicht Fremdenfeindlichkeit und rechtsradikales Gedankengut die Oberhand behalten.

    Ich empfehle diesen fünften Band gerne weiter, möchte aber anraten, die tolle Grenzfall-Reihe komplett zu lesen für besseres Verständnis.
    Die blaue Stunde Paula Hawkins
    Die blaue Stunde (Buch)
    15.01.2025

    Schwerpunkt Psychologie

    Anslässlich einer Kunstausstellung der verstorbenen Künstlerin Vanessa Chapman entsteht der begründete Verdacht, dass in einem ihrer Werke ein menschlicher Knochen verbaut ist. Daraufhin nimmt der Kurator James Becker KOntakt zu CHapmans NAchlassverwalterin und enger Freundin Grace auf. die in CHapmans Haus auf der Gezeiteninsel Eris lebt....

    Die britische Schriftstellerin Paula Hawkins ist vielen Leser*Innen bereits durch ihren großen Erfolg "Girl on the train" bekannt, und so hatte auch ich große Erwartungen an ihr neues Werk "Die blaue Stunde".

    Hawkins schreibt gewohnt flüssig und bildhaft und so war der Roman gut lesbar. Das Besondere ist, dass ein MIx aus unterschiedlichen Zeitebenen, Perspektiven und Materialquellen wie Zeitungen und Tagebüchern, der mir durchaus gefallen hat.

    Die Spannung baut sich nur sehr langsam auf und bleibt latent im Hintergrund und trotz eines fulminanten Höhepunkts bleibt das ENde einigermaßen vorhersehbar.

    Die Figuren sind mehrdimensional angelegt und entfalten sich im Laufe der Geschichte. Neben der Künstlerin stehen auch ihre Freundin Grace und der Kurator James im Mittelpunkt der Enthüllungen. So lässt sich durchaus sagen, dass der Schwerpunkt der Autorin hier auch nicht auf dem zweifelsohne gegebenen Kriminalfalles, des vermeintliches Mordes und des Auftauchens eines menschlichen Knochens an unerwarteter Stelle, liegt, sondern in den psychologischen Hintergründen und den Intentionen der Figuren. Menschliche Emotionen wie Liebe, Hass, Eifersucht, Freundschaft und Einsamkeit bestimmen den Tenor, wobei die Frage nach dem Knochen und das Verschwinden von CHapmans Ehemann den roten Faden bilden.

    Auch das Setting lässt mit der Gezeiteninsel Eris, deren Abgeschiedenheit und besonderer Erreichbarkeit, einen gewissen Grusel entstehen.

    Wer psychologische Enthüllungen mag und nicht auf schnelle THriller setzt, wird diesen Roman schätzen. Für mich reicht er nicht an sein grandioses Vorwerk "Girl on the train" heran und ich vergebe 3,5 Sterne.
    Blutrotes Karma Jean-Christophe Grangé
    Blutrotes Karma (Buch)
    24.11.2024

    Ein Blick in die tiefsten Abgründe

    Als 1968 die Studentenunruhen in Paris eskalieren und das ganze Land lahm legen, findet der hochintelligente Student Hervé die grausam zugerichtete Leiche seiner von ihm angehimmelten Mitstudentin Suzanne. Er bittet seinen Halbbruder Mersch, der, traumatisiert durch seine Teilnahme am Algerien-Krieg und drogenabhängig, bei der unterbesetzten Polizei arbeitet, um Mithilfe. Bald darauf wird auch die Studentin Cécile brutal ermordet und die beiden Halbbrüder machen sich gemeinsam mit der dritten Freundin Nicole auf die Suche nach Mörder, die sie zu einer spirituellen Sekte nach Indien führt. Dabei finden sie schließlich nicht nur eine Glaubensgemeinschaft mit einer abstruses Führerin, den Mörder mit einem unvorstellbar grausamen Hintergrund, sondern auch ihre eigene Geschichte, die sie in das Geschehen verwickelt.....

    Jean-Christophe Grangé ist ein in Paris aufgewachsener französischer Autor, der oftmals als der beste Thriller-Autor Frankreichs bezeichnet wird. Insbesondere sein zweiter Roman "DIe purpurnen Flüsse" und dessen Verfilmung machten Grangé in zahlreichen Ländern bekannt. Insofern war ich sehr gespannt auf seinen neuen Thriller "Blutrotes Karma", dessen schwarz-rotes Cover die Blicke auf sich zieht.

    Grangé Schreibweise ist eine besondere, Umgangssprache und kluge Sätze finden sich in entsprechenden PAssagen. Ich hätte mir manches Mal ein Glossar gewünscht, da ich einige Ausdrücke (gerade aus den indischen Glaubenslehren) nachschlagen musste.
    Dass der Autor in Paris zu Hause ist, ist deutlich erkennbar: Unglaublich viele Straßen- und Ortsnamen finden sich in ausgedehnten Beschreibungen und ich hätte mir manches Mal einige Kürzungen ausbedungen. (Auch Beschreibungen von Toilettengängen usw. empfinde ich als überflüssig.)

    Der Thriller beginnt mit sehr langatmigen Beschreibungen des Geschehens in Paris im JAhr 1968 und der seinerzeit ausufernden Gewalt. Auch, wenn ich diese geschichtliche Aufarbeitung nicht uninteressant fand, war auf den ersten ca. 150 Seiten nichts von einem Thriller zu spüren, der erst dann mit dem ersten Mord begann. Dem folgten irrwitzige Verschwörungen, unglaubliche Begebenheiten und unvorstellbare Brutalitätem, doch auch immer wieder Längen, die mich am schnellen Vorankommen hinderten. Immerhin klärte sich am Ende alles logisch auf und endete doch einigermaßen überraschend.

    Insbesondere die drei Hauptfiguren Hervé, Mersch und Nicole sind mehrdimensional gezeichnet und gerade ihre schwierigen Eigenschaften waren durchaus glaubhaft. Trotzdem fand ich keinen wirklichen Zugang zu ihnen, sondern beobachtete sie lediglich in ihrem Tun. Auch die vielen weiteren Figuren können wohl allesamt als unsympathisch bis wirklich abgrundtief böse, auf jeden Fall aber bizarr, gesehen werden und führen zu einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Zusammen mit den geschilderten Grausamkeiten und blutigen Morden ist dies sicher kein Buch für Zartbesaitete.

    Trotz eines komplexen, hervorragend ausgearbeiteten Falles und vielen gut recherchierten Geschichten konnte mich der Thriller nicht so packen, wie ich es eigentlich erwartet hatte und ich kann ihn nur bedingt empfehlen.
    Goldene Träume. Die Münchner Ärztinnen Ina Bach
    Goldene Träume. Die Münchner Ärztinnen (Buch)
    22.11.2024

    Lebendig erzählte Geschichte

    Lulu, Elsa und Fanny stammen aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten und könnten auch sonst unterschiedlicher nicht sein, doch alle haben den Traum, Medizin zu studieren und einmal Ärztin zu werden. Doch die aufmüpfige Lulu soll von ihrem Vater, dem Direktor des Kinderspitals, standesgemäß verheiratet werden; Fanny wurde nach München geschickt, um ihrem Bruder den Haushalt zu führen, der als Mann bestimmt wurde, Medizin zu studieren, obwohl er lieber das Leben genießen möchte und Elsa erhält nach dem Tod des Vaters keinerlei finanzielle Unterstützung mehr. Als ihre Wege sich zufällig im Dr. von Haunerschen Kinderspital kreuzen, beginnt ihr gemeinsamer Weg zu mehr Gleichberechtigung zunächst bei einer unerwünschten Schwangerschaft, in der Fahrrad-Fahrschule und im Verein für Fraueninteressen und die Freundinnen müssen sich einer Vielzahl von Herausforderungen stellen.

    Ina Bach ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die unter ihrem Klarnamen bereits einige Kriminalromane veröffentlicht hat. Mit ihrer Saga um "DIe Münchner Ärztinnen" widmet sie sich gegen starke junge Frauen, die sich gegen konservative Statuten auflehnen, um ihre Träume zu verwirklichen. Im vorliegenden ersten Band "Goldene Träume" sind die klugen Frauen jedoch noch weit entfernt davon, ein Medizinstudium zu absolvieren und müssen sich den diversen Herausforderungen ihrer männerdominierten Zeit stellen.

    Die Handlung spielt im Jahr 1898 in der Residenzstadt München und der Autorin gelingt es mühelos, durch ihren bildgewaltigen Schreibstil die Handlung wie einen Film vor den Augen ihrer Leser*Innen ablaufen und die Zeit lebendig wirken zu lassen. Durch akribisch recherchierte und wie nebenbei in die Handlung einfließende Details ist das Buch ein hervorragender Geschichtsunterricht. Um nur ein Beispiel herauszugreifen: Wer wusste vorher, dass es zur vorletzten Jahrhundertwende sogar Fahrschulen zur Benutzung eines Velozipeds gab, welche - anstößige - KLeidung die modebewusste Frau dabei trug und wie sehr fortschrittliche Frauen für dieses unschickliche Tun angefeindet wurden? So fühlte ich mich manches Mal beim Lesen zwischen Lachen und Wut und Entsetzen über die konservativen Ansichten und die Unterdrückung der Frauen; haarsträubend die herrschende Meinung über die Intelligenz und Studierfähigkeit der Frau.

    Wenngleich die Geschichte um die drei Freundinnen Lulu, Fanny und Elsa fiktiv ist, finden sich in der Saga neben vielen wahren Begebenheiten auch zahlreiche historische Personen als Nebenfiguren wie Prinzessin Ludwig, Direktor von Ranke und Oberarzt Doktor Herzog, die gestrenge Oberin Amalberga und die Frauenrechtlerin Änny Geissler-Lee. Zahlreiche bedeutende Themen werden zur Sprache gebracht wie beispielsweise Prostitution und die Härte eines Frauenlebens.
    In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die Autorin in einem ausführlichen Anhang "Fiktion und Wirklichkeit" gegeneinander abgrenzt und so durch die zahlreichen geschichtlich verbürgten Sequenzen das Buch noch einmal auf eine besondere Ebene hebt.

    Sicher ist es nicht verwunderlich, dass in einer Saga über angehende Ärztinnen auch medizinische Details und Behandlungsmethoden nach dem wissenschaftlichen Stand der damaligen Zeit beschrieben sind - und auch bei diesen Schilderungen war ich froh, in der heutigen Zeit zu leben!

    Die Hauptfiguren sind mit viel LIebe ausgearbeitet und mit diversen Facetten dargestellt. Ihre Entwicklung ist feinfühlig dargestellt mit allen Selbstzweifeln und Hindernissen und wirkt absolut authentisch und glaubhaft.

    Die 575 Seiten flogen für mich geradezu dahin und viel zu schnell war ich am Ende angekommen. Natürlich blieben einige Fragen offen; doch ich muss positiv anmerken, dass die Autorin auf einen effektheischenden Cliffhanger verzichtet. Der Auftakt der Saga spricht für sich und ich fiebere den Folgebänden entgegen, die am 17. Januar 2025 ("Goldene Zeiten") und 19. März 2025 ("Goldene Wege") erscheinen sollen.

    Ein Rezept für einen Champagner Julep und eine Bücherauswahl für Interessierte runden - neben der oben angesprochenen Abgrenzung von Fiktion und Wirklichkeit - das Buch ab.

    Wer Interesse an lebendig erzählter Geschichte hat und / oder sich für die Geschichte der MEdizin interessiert, kommt an diesem Roman nicht vorbei!
    Das Buch der neuen Anfänge Sally Page
    Das Buch der neuen Anfänge (Buch)
    17.11.2024

    Ein besonderer Wohlfühlroman

    Gerade als Jo Sorsby vor den Scherben ihres Lebens steht, bittet ihre Mutter sie, den Schreibwarenladen ihres dementen Onkels Wilbur zu übernehmen. Erst zögerlich, dann aber mit viel Engagement, krempelt Jo das Sortiment des Ladens um, führt tiefe Gespräche mit ihren Kunden und schließt Freundschaft mit der "flüchtigen Vikarin" Ruth und dem geheimnisvollen pensionierten Steuerberater Malcolm. Und dann gibt es da auch noch Eric, den Jo "den Wikinger" nennt....

    Die englische Autorin Sally Page legt nach ihrem Erstlingswerk, dem Überraschungsbestsellers "Das Glück der Geschichtensammlerin", nun mit "Das Buch der neuen Anfänge" ihren zweiten Roman vor, bei dem schon das Cover ein echter Hingucker ist!

    Dass Sally Page durch ihre eigene Laufbahn ein besonderes Augenmerk auf Menschen legt, die alle ihre eigene Geschichte zu erzählen haben, stellt auch in diesem Buch den Mittelpunkt der Handlung dar. Über all die Kunden, die in Jos Schreibwarenladen kommen, gibt es etwas zu erzählen - und besonders herausgepickt werden dabei Ruth, die aus ihrer Gemeinde geflohene Vikarin und der alte Herr Malcolm, der offenbar auch seinen Weg sucht. Gerade diese beiden sind, neben Jo, absolut mehrdimensioal ausgearbeitet, mit LIebe und Tiefsinn gezeichnet und wecken schnell das Interesse der Leser*Innen.

    Sehr gut gefallen hat mir auch das Setting des Wohlfühlromans, denn ein Schreibwarenladen ist doch - neben einer Buchhandlung - einfach ein Paradies für mich! Und außerdem spielt auch ein alter Friedhof mit vergessenen Persönlichkeiten eine große Rolle - und ich liebe Friedhöfe!

    Auch, wenn die Spannungskurve nicht gerade abhebt, hat mich das Buch so in seinen Bann gezogen, dass ich immer weiter lesen wollte und mich absolut in die Geschichte hineinversetzen konnte. Die leichte Schreibweise sowie die ernsten Themen haben zum Lesegenuss beigetragen.

    Neben den im Titel zitierten neuen Anfängen, denen sich unsere Hauptfiguren Jo, Ruth und Malcolm stellen müssen (und schließlich mit Bravour meistern), ist Freundschaft ein zentrales Thema. Und dabei finden sich anbahnende Freundschaften, wachsende Freundschaften, aber auch neu belebte alte Freundschaften, die durch neue Anfänge auf die Probe gestellt werden.

    Lediglich das doch etwas kitschige Ende, das weniger realistisch als der Rest der Buches scheint, hat mich ein wenig enttäuscht.

    Insgesamt hat mir dieser Roman von Sally Page ein wohlig-warmes Gefühl vermittelt, Hoffnung in schweren Zeiten gegeben und den Wert von Freundschaften aufgezeigt. Ein wahrer Trostspender - oder einfach eben ein Wohlfühlroman mit Tiefgang und einem positiven Menschenbild.
    Die Mitford Schwestern Marie Benedict
    Die Mitford Schwestern (Buch)
    17.11.2024

    Geschichte pur

    David Freeman-Mitford, 2. Baron Redesdale, und seiner Frau Sydney Bowles, hatten zu Beginn des 20. Jahrhunderts sieben Kinder. Insbesondere die sechs Mädchen wurden ohne Bildung und recht isoliert erzogen und entwickelten sich zu exzentrischen Persönlichkeiten. Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen vor allem vier Schwestern, die höchst unterschiedliche Lebenswege beschritten:
    Die Älteste unter den Mitford-Girls, Nancy, verdiente ihren Lebensunterhalt als Schriftstellerin meist ironischer Romane, die deutlichen Bezug zu ihrer eigenen Familie hatten; sie heiratete erst spät den Alkoholiker Peter, von dem sie schwer enttäuscht wurde - und galt als Realistin. Die drittgeborene Tochter Diana galt als Schönheit und pflegte einen tabulosem High-Society-Lebensstil; sie verließ ihren Mann, den Guiness-Erben Bryan, und ihre zwei Kinder, um eine langjährige Affäre mit dem faschistischen Führer , Sir Oswald Mosley, zu führen. Unity, von ihrer Familie „Bobo“ genannt, verehrte Adolf Hitler und führte eine enge Freundschaft, gerüchteweise sogar ein Verhältnis, mit ihm. Hitler bezeichnete Diana und Unity bewundernd als „perfekte Exemplare der arischen Frau“. Demgegenüber verzichtete die jüngere Jessica, genannt „Decca“, auf ihre ererbten Privilegien und wurde im Gegensatz zum Rest der Familie eine engagierte Kommunistin. Kein Wunder, dass die politischen Einstellungen schließlich zu zahlreichen Dramen innerhalb der Familie führten, in der auch Winston Churchill, der mit der Mitford-Familie verwandt war, eine wichtige Rolle spielte….


    Die US-amerikanische Schriftstellerin Marie Benedict legt mit dem Buch „Die Mitford-Schwestern“ bereits den sechsten Band aus ihrer Reihe „Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte“ vor und widmet sich gleich sechs Frauen, eine schöner, brillanter und exzentrischer als die andere, die die politische, literarische und gesellschaftliche Szene Englands vor 100 Jahren dominiert haben. Die Geschichte konnte mich auch deshalb überraschen, da ich bisher noch nichts von diesen Frauen gehört hatte, die auch eine wichtige Rolle im Nazi-Deutschland spielten.


    Ich finde es allerdings schade, dass auch dieses Buch wieder ein - zwar für mich auffallendes, doch - in keinem Zusammenhang zu den anderen Büchern der Reihe stehendes Cover hat und nicht erkennbar ist, dass es um einen biografischen Roman über starke Frauen handelt, sondern leicht mit Familien-Saga verwechselt werden kann.


    Wie gewohnt hat Marie Benedict wieder gut recherchiert und konnte viele Details aus den noch vorliegenden Briefen der Schwestern übernehmen. So wirkt der geschichtliche Hintergrund authentisch und es lässt sich vieles aus der Englischen und Deutschen Geschichte lernen!


    Wieder konnte mich der Schreibstil der Autorin begeistern, die es vermag, Geschichte unterhaltsam und spannend zu erzählen, ohne ins Triviale abzugleiten.


    Die historischen Persönlichkeiten sind mehrdimensional und authentisch dargestellt; wirklich sympathisch wurde mir aber keine – im Gegenteil, viele Taten konnte ich einfach nur verabscheuen. So kann ich gut verstehen, dass die Autorin, wie sie im Nachwort selbst schreibt, gewisse Schwierigkeiten hatte, die Bewunderung Hitlers und des Faschismus’ der Mitfords zu beschreiben. Auch, wenn ich es überraschend fand, dass gerade eine US-Amerikanerin sich dieses Themas annahm, ist es Benedict gelungen, ein einprägsames Portrait der exzentrischen und beriüchtigten Schwestern zu zeichnen.
    Da die Autorin Gefühle und Beweggründe nur selten genannt hat, wirkt die komplexe Geschichte auf mich sehr glaubwürdig und nicht beschönigt. Sie regt zum Nachdenken an und vor allem auch zum weiteren Nachforschen über Personen und Geschichtliches. Darüber hinaus hat sie mein Bild vom Faschismus auf interessante Weise erweitert.

    Mir hat auch diese Biografische Literarische Belletristik von Marie Benedict wieder sehr gut gefallen und ich empfehle sie allen Geschichtsinteressierten und Aufgeschlossenen unbedingt weiter. Ich vergebe fünf Sterne für ein herausragendes Werk.
    Kein Land in Sicht Christina Pertl
    Kein Land in Sicht (Buch)
    13.10.2024

    Fulminanter Auftakt mit kleinen Schwächen

    Sie wacht nach einer durchzechten Nacht in einer engen Kabine eines Kreuzfahrtschiffes auf und kann sich an nichts erinnern: Der Name auf ihrem Ausweis, "Stephanie Mayrhofer" scheint ihr genauso fremd wie ihr Job als Animateurin auf einem Schiff - gerade, weil sie doch Angst vor Wasser hat! Nach und nach tauchen bruchstückhafte Erinnerungen auf und sie weiß wieder, dass ihr richtiger Name Sarah lautet und sie, gemeinsam mit ihrem Partner Michael, eine schwierige MIssion hat. Doch wo ist MIchael und was hat sie alles vergessen? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt ...

    "Kein Land in Sicht" ist das Debut der österreichischem Journalistin und Autorin Christina Pertl und zugleich Auftakt einer neuen Reihe um die Kriminalkommissarin Sarah Peters, die mit einem richtigen Knaller beginnt.

    Ungewöhnlich und absolut bemerkenswert ist schon das 3D-Cover des Buches, in dem durch ein (ausgeschnittenes) Bullauge das Meer zu sehen ist und perfekt zur Handlung passt.

    Die beklemmende Atmosphäre und Stephanies bzw. Sarahs Not ist von Beginn an sofort greifbar und die Erinnerungslücken, der ihr fremde Name und die merkwürdigen Kleidungsstücke sowie die Kollegen, deren Verhalten Sarah nicht einschätzen kann, schufen eine atemlose Spannung, die es unmöglich machte, das Buch aus der Hand zu legen. Überhaupt ist die Handlung großartig aufgebaut, in der sich immer mehr Puzzlestückchen für Sarah und die Leser*Innen finden und zusammengesetzt werden müssen.
    So gerne hätte ich diesen Thriller als mein Jahreshighlight bezeichnet, wenn sich nicht im zweiten Teil unrunde bis unlogische Passagen eingeschlichen hätten sowie ein in meinen Augen unnötiger Todesfall. So Schade bei dieser ansonsten bestechenden Idee!

    Das ungewöhnliche Setting auf einem Kreuzfahrtschiff konnte mich dagegen beeindrucken, ohne dass diese Reisebranche hier übermäßig kritisiert wurde. Es handelte sich bei diesem aber nicht um eine Locked Room Mystery - Geschichte, im Gegenteil war das Schiff ein Mittel zum Zweck. Aktuelle kriminelle Machenschaften (die ich nicht im Einzelnen aufführen möchte um nicht zu spoilern) wurden aufgezeigt und sollten unbedingt zum Nachdenken anregen.

    Der bestechende Schreibstil mit anschaulichen Beschreibungen und pointiert eingesetztem Humor konnte mich überzeugen. Pertl erzählt ihre Geschichte aus wechselnden Perspektiven und mit eingestreuten Rückblenden, so dass wirklich immer mehr Einzelheiten sichtbar wurden und die Spannung hochhielten bis zum groß angelegten Show-down.

    DIe Hauptfiguren sind authentisch und nachvollziehbar bis ins Detail beschrieben und ich konnte mich uneingeschränkt mit Sarah und ihrer anfänglichen Hilflosigkeit identifizieren. Dass weitere Figuren meist eindimensional und zunächst nicht nur für Sarah rätselhaft blieben, tat der Handlung absolut keinen Abbruch.

    Trotz meiner Kritik am zweiten Teil des Buches ist der Auftakt der Reihe um die ermittelnde Sarah Peters , die sich hier in eienr besonderen Rolle wiederfindet, gelungen und ich freue mich auf die - hoffentlich baldige - Fortsetzung! Ich bin gespannt, ob Christina Pertl wieder ein so außergewöhnliches Umfeld zu erschaffen vermag.

    Abschließend möchte ich eine Triggerwarnung hinzufügen, da nicht jede*r Leser*in KInder als Opfer ertragen kann.


    Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister Robert Thorogood
    Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister (Buch)
    03.10.2024

    Very british

    Während der Sitzung des Bauauschusses wird der allseits beliebte Bürgermeister des Örtchens Marlow, Geoffrey Lushington , ermordet - durch einen vergifteten Kaffee. Judith Potts und ihre Freundinnen Suzie und Becks werden von der Polizei zu Beraterinnen ernannt und fühlen den Beteiligten auf den Zahn, ohne sich um Regeln zu kümmern. Und natürlich stoßen sie dabei auf viele streng gehütete Geheimnisse und nicht wenige Tatverdächtige, von denen doch einer der Mörder sein muss ....

    Der britische Roman- und Drehbuchautor Robert Thorogood, der mit den nicht mehr jungen Damen Judith Potts, Becks Starling und Suzie Harris einen liebenswerten "Mordclub" erschaffen hat, der im dritten Band der Reihe "Mord ist Potts' Hobby" nun den Tod des Bürgermeisters aufklären muss. Dabei agieren sie diesmal nicht allein auf eigene Faust, sondern werden von der örtlichen Polizei sogar offiziell zu Beraterinnen ernannt.

    Schauplatz ist wieder einmal die beschauliche Kleinstadt Marlow in Buckinghamshire, an der Themse gelegen, in der Judith wie immer ihr (fast) tägliches Bad nimmt. Und nicht nur der Ort des Geschehens und die geschilderten Figuren sind typisch britisch, auch der feine, oftmals schwarze Humor passt ins Bild und macht Spaß.

    Die locker leichte Schreibweise, in der die frechen unkonventionellen Ermittlungen geschildert werden, erinnert an die große Agatha Christie. Ein jeder Beteiligter hat seine sprichwörtlichen Leichen im Keller und ist sofort tatverdächtig. Es macht Spaß mitzurätseln und trotz aller Informationen ist das Ende überraschend und gut konstruiert.

    Während es viel Freude macht, den Marlow Murder Club bei seinen neuesten Ermittlungen zu begleiten und ich mich schon sehr auf das Wiedersehen mit den sympathischen, schrulligen Damen gefreut hatte, sind die weiteren Figuren oft klischeehaft dargestellt, was bei diesem Wohlfühlkrimi aber in keinster Weise stört. Und so spielen Eisenhut, die “Königin der Gifte” , der "fette Nerd", die alleinstehende Buchhalterin, der erfolgreiche, gestresste Unternehmer und weitere alle ihre Rollen.

    "Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister" hat mir wieder viel Lese-Vergnügen bereitet und ich freue mich schon auf den nächsten Band!, der hoffentlich im kommenden Jahr auch auf Deutsch erscheinen wird.
    Tode, die wir sterben Roman Voosen
    Tode, die wir sterben (Buch)
    01.09.2024

    Formidables Ermittlerduo in einem brisanten Fall

    Vor einer Pizzeria in Malmö wird ein dreizehnjähriger Junge erschossen, weitere Jugendliche überleben dank eines blitzschnell handelnden Rentners. John Nordh, frisch verwitwet und völlig überfordert mit seiner privaten Situation, und die junge Svea Karhuu aus Nodrschweden, deren vorheriger Undercover-Einsatz ein schreckliches Ende nahm, sollen die Tat aufklären und stoßen auf überraschende Erkenntnisse ....

    "Tode, die wir sterben" ist der Auftaktband einer neuen Krimi-Reihe aus Schweden eines schon höchst erfolgreichen Autorenehepaares bestehend aus dem Norddeutschen Roman Voosen und der Südschwedin Kerstin Danielsson.

    Tatort der Reihe ist Malmö, Schwedens drittgrößte Stadt und südliches „Eingangstor“ des Landes mit Altstadt und schicken Vierteln, aber auch 50erjahre Mietskasernen, Alternativkultur und Multi-Kulti-Flair, was gut beschrieben wird.

    Die Bestseller Autoren schreiben flüssig aus wechselnden Perspektiven und einigen Rückblicken und schnell wird klar, dass der Fall aus weiteren Elementen als einem brutalen Bandenkrieg besteht, zwischen deren Fronten die Ermittelnden geraten. Meiner Meinung nach ist ein gut konstruierter Fall entstanden, der mit einigen Überraschungen aufwartet und hochspannend sowie politisch bis zu einem grandiosen Ende ist.

    Voosen und Danielsson schrecken nicht zurück vor zahlreichen aktuellen brisanten Themen wie Rassismus, Migration, Armut, Drogen, Russland, Mobbing, Trauer, Erziehung und Betreuung und vielen mehr und der Leser ist hier besonders gefordert abseits der Krimihandlung. Manche Schilderungen waren durchaus schwer auszuhalten.

    Wenn ich es auch normalerweise nicht allzu sehr schätze, wenn mehr oder weniger "kaputte Typen" im Zentrum der Krimihandlung stehen, deren Privatleben wichtiger als der Krimi selbst ist, besticht dieses Buch durch die Figuren Svea und John. Obwohl insbesondere John nicht gerade sympathisch erscheint und das Miteinander der beiden Ermittelnden alles andere als reibungslos funktioniert, haben beide eine interessante Vita, die ihr Handeln prägt. Sie sind mehrdimensional angelegt, immer authentisch und nachvollziehbar und weisen bereits in diesem Band eine Entwicklung auf, der ich gerne gefolgt bin.

    "Tode, die wir sterben" hat mich sehr gut unterhalten und mich gezwungen, mich auch mit Themen abseits meiner Komfortzone auseinanderzusetzen. Ich freue mich, dieses Autorenduo endlich kennengelernt zu haben und auf den Folgeband "Schwüre, die wir brechen", der für August 2025 angekündigt ist.
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