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    Magnolia

    Aktiv seit: 05. November 2023
    "Hilfreich"-Bewertungen: 8
    182 Rezensionen
    Ostseefinsternis Eva Almstädt
    Ostseefinsternis (Buch)
    28.03.2024

    Familienfehde

    Pia Korittkis neunzehnter Fall unterbricht ihren langersehnten Urlaub mit ihrem Sohn Felix, den sie mit Marten in seinem neuen Haus an der Ostsee verbringen. Nun gut, Marten verbringt gerne Zeit mit dem Siebenjährigen und da Pia noch ganz am Anfang dieses immer komplexer werdenden Falles ist, begleitet Marten Felix zum Schwimmunterricht, den er für sein Schwimmabzeichen braucht, auch unternehmen die beiden vieles miteinander, sie sind gut drauf und haben ihren Spaß. Diesbezüglich muss sich also Pia keine Sorgen machen, wenn da nicht in ihrem neuesten Fall die Zwillinge eines Verdächtigen auch im Hallenbad wären.
    Stella Böttcher ist nach ihrer Schicht in einem Lokal spät nachts auf dem Heimweg, als sie überfallen und brutal zusammengeschlagen wird. Nach ihrem Blackout erinnert sie sich an einen großen Typen, der mit einem harten Gegenstand auf sie eingedroschen hat. Kurz darauf wird die Leiche eines jungen Mannes an den Klippen gefunden – war es ein Unglücksfall? Ein Racheakt? Heimtückischer Mord oder gar Suizid? Und - haben die beiden Verbrechen miteinander zu tun? Pia und ihr Team finden schnell heraus, dass es im Ort zwei weit verzweigte Familien gibt, die sich seit Urzeiten bekriegen. Sie stehen vor einer Mauer des Schweigens und der Lügen, die Ermittlungen gestalten sich dementsprechend schwierig.
    Neben der aufwendigen Polizeiarbeit haben Pia und ihr Partner Broders schon auch ein Privatleben, wenngleich dies momentan viel zu kurz kommt - ihre privaten Momente blitzen aber doch immer mal wieder durch. Wer die Pia-Korittki-Reihe verfolgt, weiß um ihre Entwicklung, jedoch kommen auch Neueinsteiger gut zurecht, jedes Buch ist in sich abgeschlossen.
    Eva Almstädt lässt ihre Leser lange im Dunkeln, sie legt viele Fährten aus, jede einzelne könnte zur Aufklärung beitragen und doch bleiben Zweifel. Eine alte Familienfehde spaltet den Ort in zwei Lager und selbst innerhalb jeder dieser Familien ist längst nicht alles eitel Sonnenschein. Die fiesen Charaktere sind gefühlt in der Überzahl, aber auch den anderen, denen man nichts Schlechtes nachsagen möchte, ist nicht ganz über den Weg zu trauen. In all den Lügen und Intrigen ist viel Hass zu spüren. Den alten Feindschaften kommen neue hinzu, die Dorfgemeinschaft grenzt aus, es wird vorverurteilt und den Ermittlern gegenüber dann geschwiegen.
    Zwischendrin hatte „Ostseefinsternis“ einige Längen, Pia kam gefühlt nicht vorwärts. Diese akribische Kleinarbeit hätte ich mir so ab und an etwas weniger detailliert gewünscht und doch wollte ich unbedingt wissen, wer denn für den Mord und auch den Überfall vorher und für noch so manche Straftat verantwortlich ist. Letztendlich hatte Pia den richtigen Riecher, der Schluss war nochmal so richtig spannungsgeladen und nervenaufreibend. Pia kann nun ihren wohlverdienten Urlaub fortsetzen und Kräfte sammeln für ihren nächsten Fall, den ich unbedingt wieder lesen will.
    Wären wir Vögel am Himmel Erin Litteken
    Wären wir Vögel am Himmel (Buch)
    28.03.2024

    Einfühlsam erzählt

    Erin Litteken erzählt hier ihre Familiengeschichte. Eine Geschichte, in der Fiktion und Wirklichkeit ineinander fließen, die zum größten Teil von der ukrainischen Seite ihrer Familie handelt. Diese stammt aus der historischen Region Wolhynien im einstigen Ostpolen, der heutigen West-Ukraine. Inspiriert wurde sie ganz besonders von ihrer Urgroßmutter, die ums Überleben ihrer Familie gekämpft hat, die so viel Schreckliches gesehen hat und von so vielem loslassen musste.
    Kaum waren die Sowjets 1941 auf dem Rückzug, kamen die Deutschen und wie sie bald feststellen mussten, waren die Nazis um keinen Deut besser. Sie wollten das Land, die Bevölkerung wurde verschleppt und als Ostarbeiter zwangsverpflichtet. Dabei war es ihnen egal, wie viele diese Knochenarbeit überlebten, denn Nachschub war im Anmarsch. Einmal in deren Fängen, gab es kein Entkommen und sollte es doch einer gewagt haben zu fliehen, wurden sie kaltblütig niedergemetzelt oder aber in eines der Vernichtungslager interniert.
    „Wären wir Vögel am Himmel“ erzählt von Lilja, von ihrem Cousin Slavko und der anfangs zwölfjährigen Halya. Von Vika und Maksim und ihren Kindern, von Filip, der aus Polen stammt und von einigen mehr. Sie alle müssen ihre Heimat aufgeben, ganze Dörfer werden dem Erdboden gleichgemacht. So mancher schließt sich dem ukrainischen Wiederstand (der UPA) an, nicht jeder hat seinen Heldenmut überlebt.
    Es ist ein erschütterndes Zeugnis einer Zeit, in der ein geschundenes Volk ums Überleben kämpft. Schon Erin Littekens Debütroman „Denk ich an Kiew“ greift die Geschichte der Ukraine auf und nun legt sie mit ihrem neuen Roman nach und wieder spielt die Wirklichkeit mit hinein. „Wären wir Vögel am Himmel“ ist im und nach dem Zweiten Weltkrieg angesiedelt, die Autorin dringt tief ein in die Flucht- und die Hungerjahre sommers wie winters, schildert die Bombardierung der Städte, die dadurch entstandenen Brände mitsamt den dort eingeschlossenen Menschen – viele davon konnten sich aus diesem Inferno nicht retten.
    Ich lese von ihrer Flucht, kann mir diesen nagenden Hunger in seiner Gänze gar nicht vorstellen, durchlebe die unmenschliche Behandlung - als Untermenschen werden sie bezeichnet und sollten sie auch nur mit der Wimper zucken, werden sie brutalst misshandelt. Das nicht endend wollende Grauen ist schwer zu ertragen und doch sauge ich alles in mich auf, lese aus verschiedenen Perspektiven ihren Kampf nicht nur ums Überleben. Auch sind sie auf der Suche nach ihren Lieben, nach ihrer Familie, die sie irgendwann aus den Augen verloren haben.
    Im sehr lesenswerten Nachwort dann schildert die Autorin die Geschichte der Ukraine in der Zeit, in der dieser Roman angesiedelt ist. Es waren schlimme Jahre und so mancher wählte den Freitod, um nicht den Feinden in die Hände zu fallen. Das hier beschriebene Schicksal ihrer Familie ist fiktional, jedoch spielen viele tatsächlichen Begebenheiten mit hinein.
    Und wieder ist es ein russischer Aggressor, der seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gnadenlos durchzieht. Und wieder ist ein Frieden für dieses leidgeprüfte Volk in weiter Ferne. Die Geschichte wiederholt sich, wir hören und sehen es täglich.
    Der Roman schildert eine Zeit voller Hoffnungslosigkeit und doch spürt man die Kraft, trotz all dieser Gräueltaten die Hoffnung nicht ganz zu verlieren. Es ist eine einfühlsam erzählte Geschichte, die lange nachhallt, die ich jedem Geschichtsinteressierten empfehlen kann.
    Die Hausboot-Detektei - Tödlicher Stoff Amy Achterop
    Die Hausboot-Detektei - Tödlicher Stoff (Buch)
    27.03.2024

    Ein gar tödlicher Stoff

    „Stopp!“ ruft Arie noch, aber der Schattenmann tänzelt schon auf die Straße, er liegt am Boden, sein Kopf ist seltsam verdreht. Kein Puls – der Mann ist tot. Auch der dritte Auftrag für die fünf Hobby-Detektive hat es in sich, sie haben es mit einem gar tödlichen Stoff zu tun. Welche Art Stoff hier wohl gemeint ist?
    Nochmal zurück zum Anfang, als der Schattenmann direkt vor Aries Augen von einem Müllauto erfasst wird. Die Polizei geht von einem tragischen Unfall aus, lediglich die Tochter des Toten glaubt nicht daran. Also beauftragt sie die Hausboot-Detektei, schließlich war Arie, der Inhaber, direkt am Ort des Geschehens.
    Mittlerweile kenne ich sie ganz gut, die fünf Hobby-Detektive, die auf eine liebenswürdige Art ein wenig verpeilt aber doch ganz schön auf Zack sind. Es sind Arie, der ehemalige Polizist und auch Maddie, die sich ihrer Schwester Isa annimmt. Isa ist schon zwanzig, im Kopf aber eher noch sechs Jahre alt. Sie kann wunderbar nähen, ihre Kreationen sind einzigartig und wie es der Zufall so will, knabbert Fru Gunilla, das zahme Eichhörnchen, einen sündteuren Stoff an. Eine Spur führt zu dem anfangs erwähnten Unfallopfer und weiter zu einem schwedischen Modedesigner, eine Textilexpertin dient ihnen hier als Ansprechpartnerin. Und schon drängt sich die Frage auf, ob der „Tödliche Stoff“ textilen Charakter hat oder es sich doch eher um einen anderen Stoff, um Drogen, handeln könnte.
    Neben Arie und Maddie sind da noch Jack, Jan und Elin, zusammen sind sie an diesem ziemlich undurchsichtigen Fall dran. Und auch die 80jährige Kaatje Hommel mischt mit ihren selbstgestrickten Mützen mit, ob sie es nun will oder nicht. Es kommt ganz schön viel zusammen, der Fall wird immer komplexer, es geht um Einbruch, um Entführung und Lösegeldforderung. Aber nicht genug damit, es gibt weitere Leichen.
    Diese liebenswerte Gaunerkomödie liest sich witzig-spitzig und nicht nur die Story an sich hat viel Charme, auch die fünf Detektive sind herzerfrischend und jeder auf seine ganz spezielle Art sympathisch, wenngleich sie auch anders können. Sie sind eine bunte Truppe, zu der auch ein Neufundländer gehört, der ganz einfach Hund heißt und natürlich – wie schon erwähnt – ist Fru Gunilla nicht wegzudenken. Einer ihrer selbstverfassten Hausregeln besagt, dass sie sich an das Gesetz zu halten haben, was nicht immer so einfach ist. So manches Mal schliddern sie ein wenig am Rande der Legalität vorbei, um dann doch noch die Kurve zu kriegen. Wie anders sollte man auch aus den finsteren Gestalten, mit denen sie es hier zu tun haben, etwas herausbekommen?
    Ihr dritter Fall hat für reichlich Stoff gesorgt, er ist so gut wie aufgeklärt und nun meint Jack „ich kündige“. Maddie kontert mit ihrer Spinnst-du?-Stimme „super Timing“. Ob er denn wirklich weiterziehen will – wir werden es sehen, auch wenn es noch ein Weilchen dauern mag, bis Band 4 nicht nur auf diese Frage Antwort gibt, auch werden es die Hausboot-Detektive dann mit gar tödlichen Farben zu tun haben. Ich freu mich drauf.
    Und Großvater atmete mit den Wellen Trude Teige
    Und Großvater atmete mit den Wellen (Buch)
    27.03.2024

    Geht unter die Haut

    „Wusstest du, dass Wellen, ganz unabhängig vom Wetter, im immer gleichen Rhythmus an Land schlagen? Das ist fast wie unsere Atemzüge, wenn wir schlafen.“
    Schon Trude Teiges großartiges Buch „Als Großmutter im Regen tanzte“ hat mich vollauf begeistert, es hat mich tief berührt und noch heute, nach mehr als einem Jahr, ist es so, als ob ich es gerade weggelegt hätte. Und nun, nachdem ich Konrad nach Java in die Zeit des Zweiten Weltkrieges begleitet habe, direkt hinein in die Gefangenschaft, bin ich wiederum sehr bewegt und ob der menschlichen Grausamkeiten erschüttert. Auch dieser Nachfolgeband „Und Großvater atmete mit den Wellen“ geht unter die Haut, er erzählt von dem jungen Konrad, dessen Handelsschiff von einem U-Boot attackiert und versenkt wurde. Nicht viele haben überlebt, Konrad und ein verletzter Kamerad können sich auf ein Beiboot retten. Nach neunzehn Tagen auf hoher See werden sie gerettet und in ein Krankenhaus auf Java gebracht. Dort lernt Konrad die junge Krankenschwester Sigrid kennen und lieben. Bald kommen sie beide getrennt voneinander in japanische Gefangenschaft.
    Die Japaner hatten Java besetzt und auch hier kämpfen die Lagerinsassen um das tägliche Überleben. Wir kennen diese Zeit aus unserer Geschichte nur zu gut. Auch die Japaner kannten kein pardon, ihre Gefangenenlager waren geprägt von Gewalt und Hunger, die Grausamkeiten und ihre Gräueltaten haben viele nicht überlebt. Trude Teige beschreibt die Zeit sehr eindringlich aus Sicht von Sigrid und Konrad und den Menschen um sie herum. Ihre Not war mit Händen greifbar, nicht nur einmal wurde mir beim Lesen das Herz schwer, nicht immer konnte ich die Tränen zurückhalten. Die beiden verlieren sich aus den Augen, treffen irgendwann dann doch wieder aufeinander, sie hoffen so sehr auf ein Leben danach, auf ein Leben in Freiheit und Frieden. Kann ihnen die Hoffnung auf dieses so ersehnte Leben die Kraft geben, durchzuhalten?
    Die Geschichte von Konrad und Sigrid ist fiktiv, sie basiert jedoch auf wahren, auf dokumentierten Begebenheiten. Die Autorin hat mir ein Stück Kriegsgeschichte über die japanisch besetzte indonesische Insel Java nähergebracht. Sehr anschaulich spricht sie über eine tragische Zeit, die nicht vergessen werden darf. In keinem Land, niemals sollten sich diese unmenschlichen Gräueltaten wiederholen. Die Wirklichkeit spricht jedoch eine andere Sprache.
    Nun weiß ich auch um das Schicksal des Großvaters und wie die beiden Großeltern zusammengefunden haben, ihre Enkeltochter Juni ist die Erzählerin. Auch dieses zweite Buch, Großvaters Geschichte, werde ich nicht vergessen. Auch dies ein Buch, das man lesen sollte.
    Der blaue Salamander Luca Ventura
    Der blaue Salamander (Buch)
    20.03.2024
    Stimmungsvoller Capri-Krimi

    Die Inselpolizisten Enrico Rizzi und Antonia Cirillo ermitteln in ihrem nunmehr fünften Fall in einer gar unheiligen Angelegenheit. In der Kirche, im Beichtstuhl, wird die Leiche der Modedesignerin Rosalinda Fervidi gefunden. Ausgerechnet Salvatore, der Straßenkehrer, findet sie und bald steht für die neapolitanische Polizei, die hier federführend agiert, Salvatore als Täter fest.
    Aber worum geht es hier wirklich? Warum wurde Rosalinda ermordet? Rizzi und Cirillo ermitteln weiter, denn sie glauben nicht so recht an Salvatores Schuld. Bald führt eine Spur zu der exzentrischen Signora de Lulla, die Rosalinda öfter besucht hat. Natürlich hat die Signora ihr auch von ihrer Kostbarkeit, ihrer Handtasche, die in allen Farben des Meeres schimmert, nicht nur erzählt, sie hat diese Rarität auch in Natura sehen dürfen. Als Designerin von Lederartikeln war Rosalinda sehr interessiert, zumal diese „Blaue Salamander“ nur einmal existieren soll und Signora de Lulla gedenkt, diese mit ins Grab zu nehmen. Als später dann die Tasche nicht mehr auffindbar ist, ist die Aufregung verständlicherweise groß.
    Luca Ventura nimmt mich mit auf eine Insel voller Erinnerungen. Schon das Cover ist ein Traum. Ein Traum von Capri, der italienischen Felseninsel im Golf von Neapel. Das Flair der Insel ist so gut eingefangen, sodass ich am liebsten sofort aufbrechen möchte. Neapel, Sorrento und endlich wieder Capri sehen und lange bleiben. Und so genieße ich wenigstens seinen fünften Capri-Krimi, der in sich abgeschlossen ist, er somit ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann. Es sei denn, man will von Rizzi und Cirillo von Anfang an alles mitbekommen – lohnen würde es sich auf jeden Fall.
    Rizzi und Cirillo könnten unterschiedlicher nicht sein und doch harmonieren sie, wenn es drauf ankommt, ganz gut. Neben den vielschichtigen Ermittlungen blitzt immer wieder Privates durch. Nicht zu viel, aber doch genug, um sie in ihrer Gänze charakterisieren zu können. Die Story ist gut durchdacht, die vielen losen, weit verzweigten Versatzstücke fügen sich dank der beiden Inselpolizisten, die nicht locker lassen, letztendlich doch zusammen.
    Luca Ventura hat mich mit seinem Capri-Krimi in jeglicher Hinsicht überzeugt. Sein einnehmender Schreibstil ist sowohl spannend als auch locker, er lädt ein zum Miträtseln und verbreitet so ganz nebenbei eine Wohlfühl-Atmosphäre. Man spürt beim Lesen direkt die Sonne auf der Haut, möchte in einen saftigen Pfirsich beißen, den Rizzi höchstpersönlich kurz vorher gepflückt hat und natürlich den ein oder anderen Caffè genießen.
    Der heimliche Beobachter Lisa Unger
    Der heimliche Beobachter (Buch)
    19.03.2024

    Am Anfang war ein exquisites Wochenende

    Mako ist Gründer einer wachsenden Gaming-Firma und Entwickler des erfolgreichen Spiels „Red World“. Er lädt zu einem Wellness-Wochenende in ein abgelegenes Cottage mit Privatkoch und allen nur erdenklichen Annehmlichkeiten. Neben seiner Frau Liza will er seine Schwester Hannah mit Bruce, ihrem Ehemann, sowie Hannahs beste Freundin Cricket samt momentanem Freund verwöhnen. Die Location ist gebucht und je näher der Termin rückt, desto unruhiger wird Hanna. Sie weiß sehr wohl, dass ihre kleine Tochter bei Bruce Mutter Lulu bestens aufgehoben ist und doch mag sie nicht loslassen. Schweren Herzens fahren sie und Bruce dann doch los, es ist ja nur ein Wochenende.
    Vorher – an Weihnachten – trifft sich die ganze Familie bei Hannah und Makos Eltern. Die Geschenke sind verteilt und da – liegt noch ein Päckchen unterm Baum. Wer hat es hingelegt? Keiner von ihnen war es, keiner weiß davon.
    „Elegant Overlook“ nennt sich das luxuriöse Cottage, das Platz für sechs Personen bietet. Es ist auf einer Lichtung gelegen, umgeben von viel Wald, der nächste Ort ist etwa dreißig Kilometer entfernt. Eigentümer und Betreiber dieses und ähnlicher Häuser ist Bracken Jameison. Der angeheuerte Koch empfängt sie mit exquisiten Speisen und schaurigen Geschichten. Aber nicht nur er mutet seltsam an, auch Bracken ist nicht zu durchschauen. Noch ist es die Ruhe vor dem Sturm – im eigentlichen und im übertragenen Sinne. Denn nicht nur sie alle verhalten sich mehr oder weniger merkwürdig, auch die Location scheint es zu sein.
    Daneben und dazwischen erzählt die Autorin von dem kleinen Henry, von seiner Mutter und von ihm als Erwachsener. Lange bleibt unklar, wie er und sein Leben in diese Geschichte passen. Auch spielt Trina eine Rolle, auch sie ist nicht so recht zuzuordnen. Und immer mal wieder liegt der Focus auf Bracken. Gut, er hat als Vermieter dafür Sorge zu tragen, dass es seinen Gästen an nichts fehlt und doch scheint er übereifrig zu sein.
    Es sind ganz und gar unterschiedliche Charaktere, die hier zusammentreffen, ja aufeinanderprallen. Jeden einzelnen kann ich mir gut vorstellen, mit keinem möchte ich näher zu tun haben. Jeder scheint Geheimnisse zu haben, die Stimmung ist zunehmend angespannt. Man spürt und erwartet förmlich, dass unter jedem Stein, hinter jedem Baum, in jedem Raum Gefahr drohen könnte. Der Wechsel zwischen dem Gestern mit Henrys Geschichte und dem Heute im Cottage erhöht die Spannung zusätzlich und trägt zu noch mehr Verwirrung bei, genau so Trina. Die Frage drängt sich immer wieder zwischendurch auf, wer denn dieser „heimliche Beobachter“ sein könnte und warum diese Heimlichkeiten sein müssen. Nicht nur einen habe ich während des Lesens in Verdacht, die Auflösung diesbezüglich war letztendlich dann doch zu erahnen.
    Der ganze Thriller ist spannend und lange ziemlich undurchschaubar. Was haben sie alle miteinander zu tun? Gibt es eine Verbindung und wenn ja, welche? Lisa Unger sorgt für eine durchweg beklemmende und düstere Atmosphäre und auch wenn die Story dem Ende zu unlogisch und arg am gerade noch Glaubhaften vorbeischrammt, habe ich mich nichtsdestotrotz gut unterhalten gefühlt.
    Die Influencerin Rebecca Russ
    Die Influencerin (Buch)
    14.03.2024

    Brisant und hochaktuell

    Social-Media ist allgegenwärtig, auch Sarah Rodes Leben dreht sich rund um diese schöne neue Welt. Von ihrem Ehemann professionell gemanagt, treibt sie ihre Karriere als erfolgreiche Influencerin voran, bis ihr eines Tages eine ungefilterte Hasswelle entgegenschlägt. Ihr wird unterstellt, für den Tod einer Followerin verantwortlich zu sein.
    Dem ungekürzten Hörbuch habe ich über 7 Stunden und 55 Minuten gebannt gelauscht. Auch wenn dies nicht unbedingt meine Welt ist, so kann ich mir doch gut vorstellen, in welch Nöten Sarah sich befindet. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, nicht zuletzt hat die Sprecherin dies gut vermittelt und genau so empfinde auch ich diese schlimmen Tage, in denen Sarah immer mehr alleine gelassen wird und ihr nichts anderes übrig bleibt, als sich auf die Suche nach dem Ursprung dieser Anschuldigung zu machen. Sie deaktiviert ihren Account, bald darauf taucht jedoch ein Fake-Account auf, in dem Bilder ihres aktuellen Lebens gepostet werden. Bilder, in ihrem Haus aufgenommen. Keiner kann so hautnah an sie ran und doch gehen sie viral, werden geliked, kommentiert – es ist ein Teufelskreis, dem nicht beizukommen ist. Die Frage drängt sich auf, wer in ihrem Umfeld dahinter steckt. Denn wie könnte ein Außenstehender an all diese aktuellen Momentaufnahmen kommen.
    „Ich folge dir. Ich verfolge dich. Ich zerstöre dich.“ Die Schattenseiten dieser schillernden Scheinwelt werden hier nur zu deutlich aufgezeigt. Anhand dieser ungeheuerlichen Anschuldigung merkt man, wie hilflos man gegenüber einer unsichtbaren Community ist. Verborgen hinter einem Profil, das nichts preisgeben muss, ist es ein Leichtes, jemanden mit Hass und Häme zu überschütten.
    Mich hat das Hörbuch durchgehend gefesselt. Ich hatte so eine Ahnung, wer denn dahinter stecken mag, habe aber so ziemlich jeden kritisch beäugt, denn es hätte jeder sein können, der ihr das Leben zur Hölle macht. Letztendlich hat mich das Ende dann doch überrascht – mehr will ich hier nicht preisgeben. Mich hat „Die Influencerin“ sehr nachdenklich zurückgelassen, denn ist es nicht viel zu einfach, hier mal einen Kommentar da zu lassen, dort ein Like zu setzen und sich vielleicht auch von dem Sog der beileibe nicht immer wohlwollenden Meinungen mitreißen zu lassen und so ein Leben ganz einfach wenn nicht zu zerstören, so doch nachhaltig zu beschädigen?
    Nostalgia Siciliana Patrizia Di Stefano
    Nostalgia Siciliana (Buch)
    14.03.2024

    „Sizilien - niemals nur süß, auch ein bisschen bitter“

    Schon lange schlägt mein Herz für Italien. Vor allem der Süden hat es mir angetan und dazu gehört neben den Regionen auf der Halbinsel auch Sizilien. Natürlich. Wie könnte ich da an so einem Buch, dessen Cover schon eine nostalgische Reise zu meiner Sehnsuchtsinsel verspricht, vorbeigehen.
    Voller Vorfreude schlage ich die ersten Seiten auf und höre direkt das Telefon klingeln. „Buonasera. Spreche ich mit Signora Tita?“ Dottore Gianluca Mancuso ist am Apparat, der den Nachlass ihres Onkels verwaltet. Schlagartig fühlt sie sich zurückversetzt in eine Zeit, als Gianni, ihr Papà, noch da war. Denkt an die langen Autofahrten Jahr für Jahr ohne Pause von Berlin in Papàs Heimat, nach Ragusa. Titas Onkel hat ihr, ihrem Bruder und ihren beiden Cousinen sein Landgut Magní hinterlassen, außer ihr hat jedoch keiner Interesse daran, also macht sich Tita nach einem viertel Jahrhundert auf, Papàs Siciliana neu zu entdecken. Es wird eine emotionale Reise zurück, Tita durchlebt ihre Familiengeschichte, ihre Kindheit zwischen Berlin und Sizilien – es waren glückliche, unbeschwerte Jahre.
    Patrizia Di Stefano erzählt die wahre Geschichte ihres Vaters, die sie in langen Gesprächen mit ihrer Familie als erwachsende Frau neu erfahren hat. Auch wenn die Erinnerungen manchmal trügen, so sind doch bis auf wenige Charaktere alle authentisch wiedergegeben. Gianni war einer der ersten italienischen Gastarbeiter, den es schließlich nach Berlin verschlagen hat. Dort hat er seine Carla kennen- und liebengelernt, dort hat er nicht nur eine Familie gegründet, er hat auch den Berlinern in seinem Ristorante die bis dahin noch ungewohnten italienischen Spezialitäten mitsamt dem sizilianischen Lebensgefühl nähergebracht.
    In diesem Roman steckt so viel mehr als „nur“ eine Familiengeschichte. Obwohl es diese Familiengeschichte ist, in der so viel Charme steckt, die das nicht immer einfache Leben ungeschönt wiedergibt, das aber auch den unbedingten Zusammenhalt und ganz viel Herzenswärme ausstrahlt. Und so bitter es war, mussten sich zu viele gen Norden aufmachen, um das dort verdiente Geld in die Heimat zu schicken.
    Der Roman erzählt auch von der Schönheit Siziliens, von den üppig wachsenden Oleanderbüschen, die in den trockenen Böden bestens gedeihen, von den Häuser überragenden Bougainvillea, den Olivenbäumen und Kakteen, aber auch von den halb verfallenen Häusern und dem Müll direkt am Straßenrand. Da fällt mir grad eine Passage aus diesem wundervollen Buch ein: „Papà lächelt sein typisch geheimnisvolles Giannilächeln. Erzählt von der Süße der Pistazie und dem leicht bitteren Nachgeschmack – sie ist wie Sizilien. Niemals nur süß, auch immer ein bisschen bitter.“
    Die Autorin lässt nicht nur die Landschaft und die kulinarischen Köstlichkeiten Revue passieren, mit etwa dem Kennedy-Besuch in Berlin, mit Elvis Tod, der RAF und Berlins Infiltrierung mit der Cosa Nostra ist die damalige Zeit gut eingefangen. Und die italienische Bürokratie wird auch heute noch nicht sehr viel anders sein, zumindest kommt dies meinem Italien-Bild am nächsten und doch ist und bleibt diese Halbinsel und natürlich Sizilien in all ihrer Schönheit meine Sehnsuchtsinsel.
    Ich hätte noch so viel länger weiterlesen mögen, konnte gar nicht genug bekommen und doch war das Buch viel zu schnell ausgelesen, es hatte auf mich eine Sogwirkung - ich war hier genau richtig. Der so einnehmende Schreibstil hat es mir zudem leicht gemacht, mich wohlzufühlen. Zumindest gedanklich bin ich noch mit Tita in und um Magní. Auf dem Landgut, das ihr ihre Familie wieder nähergebracht hat. Die Schönheit Siziliens hat Patrizia Di Stefano gut eingefangen. Und ja, es ist eine sehr lesenswerte, „eine bittersüße Liebeserklärung an den italienischen Süden“ geworden.
    Annas Lied Benjamin Koppel
    Annas Lied (Buch)
    13.03.2024

    Manchmal muss man auch träumen dürfen

    „Das Gerüst meines Romans basiert auf Fakten. Und ich habe sie dann fiktionalisiert und mit Geschichten und Anekdoten ergänzt, die in meiner Familie seit Generationen erzählt werden.“
    Ein ganzes Leben erzählt Benjamin Koppel, es ist das Leben seiner Großtante väterlicherseits - Anna, die er hier Hannah nennt. Es ist die Geschichte einer jüdischen Familie, die es nicht bis in die USA geschafft hat, ihre Flucht endete einst – von Polen kommend - in Kopenhagen. Hier wächst Hannah sehr traditionsbewusst mit ihren vier größeren Brüdern auf, wir schreiben das Jahr 1929. Ihr großer Traum, als Pianistin ihren Brüdern nachzueifern, erfüllt sich nicht. Eine nach jüdischem Ritus geschlossene Ehe führt sie nach Frankreich, ihre große Liebe Aksel verliert sie aber nie so ganz aus den Augen. Es ist ein Leben voller Höhen und noch mehr Tiefen, ein pralles Leben, das bis ins Jahr 2019 reicht. Hannah ist trotz aller familiären und gesellschaftlichen Zwänge eine starke Frau, die – um nicht zu verzweifeln - in ihrer Musik Halt findet.
    „Annas Lied“ ist ein wundervolles Zeugnis einer Zeit, in der nicht nur die politischen Wirren von einer Familie alles abverlangen, diese jüdische Familien-Saga gibt auch das religiöse Diktat nur zu deutlich wieder. Eingebettet in historische Fakten und gesellschaftliche Normen gewährt der Autor einen tiefen Blick in Annas Familie. Freud und Leid, Liebe, Freundschaft und Zwistigkeiten sind neben den Kriegswirren und deren Auswirkungen auf die Familie Thema, über allem schwebt ein traditionelles Pflichtbewusstsein, aber nicht nur. Auch die tröstende Liebe zur Musik ist stets spürbar, dabei kann man die Seele baumeln lassen, sich wegträumen, denn „sie hatten einander versprochen, immer zu träumen und sich immer an ihre Träume zu erinnern“.
    Der Lärm des Lebens Jörg Hartmann
    Der Lärm des Lebens (Buch)
    12.03.2024

    Die Gedanken fahren Achterbahn

    In erster Linie ist mir Jörg Hartmann als Hauptkommissar Faber vom Dortmunder Tatort ein Begriff. Daneben ist er ein vielseitiger Theater-, Film- und Fernsehschauspieler, auch spricht er Hörbücher ein und nun erzählt er vom „Lärm des Lebens.“ Erzählt von seinen Eltern und Großeltern, von sich und seiner Arbeit und von seiner Familie.
    Seine Anfänge als Schauspieler bringt er amüsant aufs Papier, er lernt etwa sehr kunstvoll, ein Mettbrötchen zu essen, nennt es „die Erotik des Mettbrötchens“, schreibt vom coronabedingten Stillstand, nimmt seine Leser mit nach China und schildert dort den Erwerb eines sehr teuren Tütchens voller Tee. Auch ein Kindergeburtstag inmitten einer noblen Gesellschaft mit anschließender Suche seiner verschwundenen Kinder ist gut zu lesen – all dies und noch so einiges mehr schildert er in loser Abfolge, er bringt beiläufig eine Anekdote vom Gestern zum Besten und springt übergangslos ins Heute. Man muss schon aufpassen, dass man in den gerade anvisierten Zeiten im Leben des Jörg Hartmann ankommt, es geht munter drunter und drüber. Soweit, so gut. All dies ist durchaus akzeptabel.
    Und dann nimmt ziemlich früh - in der zweiten Episode, mit „Endstation“ überschrieben - die Demenz seines Vaters viel Raum ein und nicht nur das, er überschreitet hier Grenzen. Er stellt seinen Vater bloß. Schonungslos berichtet er über die Krankheit und über die damit einhergehenden Unzulänglichkeiten. Nicht nur einmal habe ich mich beim Lesen gefragt, ob er – sollte er je auf Hilfe angewiesen sein – es gutheißen würde, wenn seine Kinder dies viel zu detailliert an die Öffentlichkeit tragen würden. Über sich selber kann er alles ausbreiten, was und wie es ihm gefällt. Hier aber hat er die Privatsphäre seines Vaters deutlichst überschritten.
    Die Redewendung „Schuster, bleib bei deinem Leisten“ kommt mir dabei in den Sinn. Nicht jeder kann alles, selbst ein erfahrender Schauspieler ist kein begnadeter Geschichtenerzähler. Hervorheben möchte ich das sehr gelungene Cover. Es ist so voller Leben, da möchte man direkt zugreifen. Inhaltlich dagegen ist es nicht der große Wurf. Seine Gedanken fahren Achterbahn, er präsentiert sich durchaus witzig, die viel zu intimen, sehr privaten Dinge eines Lebens jedoch sollten eins sein und bleiben: Privat.
    Elyssa, Königin von Karthago Irene Vallejo
    Elyssa, Königin von Karthago (Buch)
    21.02.2024

    Griechische Mythologie – spannend aufbereitet

    Vergil hat zehn Jahre an Aeneis gearbeitet, einem Epos, das den troyanischen Helden Aeneas direkt nach Karthago führt und dort auf Elyssa trifft. Die beiden verlieben sich, die Götter lenken ihre Entscheidungen.
    Irene Vallejo hat sich dieser Mythologie angenommen, sie erzählt von Aeneas Ankunft, von Eros, der sie zusammenbringt und auch von den Intrigen gegen ihre Verbindung. Neben den beiden Liebenden erzählen Anna, Eros und Vergil. Eingebettet in die bekannte Mythologie entspinnt sich diese schicksalhafte Geschichte, jeder erzählt aus seiner ganz persönlichen Sicht, Anna etwa freundet sich mit Aeneas Sohn Julus an.
    All dies beginnt mit Elyssas Flucht vor ihrem Bruder, dem wahnsinnigen König, der ihren Gatten töten ließ. Sie geht in einer Bucht an Land, es ist dieselbe Bucht, vor der später dann Aeneas Schiffbruch erleidet. Iarbas, der dort ortsansässige König, verspricht ihr bei ihrer Ankunft so viel Land, wie sie mit einer Ochsenhaut umspannen kann. Elyssa ist gewitzt genug, diese Tierhaut in dünne Streifen zu schneiden, um damit das spätere Karthago zu markieren. So Karthagos Gründungsmythos.
    Die griechische Mythologie ist mir zwar nicht fremd, sie gehört aber nicht unbedingt zu meiner bevorzugten Lektüre und doch hat die Autorin es geschafft, mich ihm Rahmen dieser bekannten Geschichte mit ihrer einnehmenden Erzählweise zu fesseln. Die Idee, sie alle davon berichten zu lassen, gefällt mir gut. Auch bindet sie Vergil geschickt mit ein und selbst Eros hat seine durchaus amüsanten Auftritte. „Elyssa, Königin von Karthago“ – ein unterhaltsamer Lesegenuss.
    Die Fabrik der süßen Dinge - Helenes Träume Claudia Romes
    Die Fabrik der süßen Dinge - Helenes Träume (Buch)
    18.02.2024

    Bittersüße Träume

    Die Süßwaren-Saga geht weiter. „Helenes Träume“ ist der zweite Band dieser Reihe, schon „Helenes Hoffnung“, das erste Buch, habe ich verschlungen und wehmütig zugeklappt und nun endlich die Fortsetzung lesen können, die im Köln des Jahres 1933 angesiedelt ist. Helene ist mit Georg verheiratet und nun freuen sie sich auf die Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Anita. Nicht nur Eheprobleme machen Helene zu schaffen, auch sieht sie sich eines Plagiatsvorwurfs ausgesetzt.

    Auch wenn sich Helene nach ihren Jahren in Hamburg wieder ganz in die familieneigene Firma einbringt, hat sie doch an allen Fronten zu kämpfen. Als Frau – und sei sie noch so begabt – hat sie nach wie vor einen schweren Stand. Gemeinsam mit ihrem Bruder Alfred leitet sie die Süßwarenmanufaktur, was Alfred jedoch nicht davon abhält, einsame Entscheidungen zu treffen. Helenes Ehemann ist ihr keine große Stütze, er fühlt sich in seiner Rolle als Außendienstler zunehmend wohl, ist mehr unterwegs denn zuhause. Nachdem der schon erwähnte Plagiatsvorwurf publik wird, wenden sich immer mehr Kunden von ihnen ab, die Weltwirtschaftskrise macht ihnen zu schaffen und nicht genug damit, auch spielen die erstarkten Nationalsozialisten eine entscheidende Rolle.

    Vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus, deren Einfluss immer tiefer in die Firmenstrukturen hineinreicht, erzählt Claudia Romes von der fiktiven Kölner Familie von Ratschek und deren Süßwarenmanufaktur. Juden sind nicht erwünscht, die Geschäftsleitung hat dem Rechnung zu tragen, das Personal muss angepasst werden, auch wird eine Parteizugehörigkeit erwartet.

    Ja, Helenes Träume scheinen weit weg zu sein, sie sind eher bittersüß, wenn nicht gar ausgeträumt. Habe ich sie im ersten Band als durchaus emanzipierte Frau wahrgenommen, so ist sie nun eher im Kreise ihrer konservativen Familie gefangen. Helene lebt mit Mann und Kind in der Familienvilla, gemeinsam mit ihrer doch sehr dominanten Mutter. Diese bremst sie mit ihrem veralteten Frauenbild gerne aus. Wenigstens Eva, Alfreds Frau, ist ihr eine willkommene Stütze und gute Freundin. Es gibt Rückschläge und doch ist Helene ihr Kampfgeist nicht ganz abhanden gekommen, wenngleich er ausgerechnet durch Georg einen schweren Schlag erleidet. Und nicht nur durch ihn, es passiert eine ganze Menge, das Buch konnte ich erst weglegen, als die letzten Seiten gelesen waren.

    Auch wenn dieser zweite Band nun ausgelesen ist, so warte ich doch dringend auf einen hoffentlich nächsten Teil, denn so einiges bleibt ungesagt, wenngleich die hier aufgetretenen Unzulänglichkeiten und Probleme schon gelöst sind. Die Autorin hat mich mit ihrem einnehmenden Schreibstil bestens unterhalten, ihre Charaktere sind wie eh und je lebendig und facettenreich mit Ecken und Kanten – der eine mehr, der andere weniger. Sie sind liebenswert oder auch nicht, so manchen würde ich schon eher meiden wollen. In der „Fabrik der süßen Dinge“ ist nun Feierabend, es hat mich sehr gefreut, all die Köstlichkeiten genießen zu dürfen.
    Lil Markus Gasser
    Lil (Buch)
    16.02.2024

    „Lil the Kill“ oder die Geschichte einer emanzipierten Frau

    Lillian Cutting ist eine erfolgreiche Frau, die schon als Siebenjährige von ihrem Vater gefördert wird. Er hat ihr Potenzial erkannt - so auch Chev, ihr späterer Ehemann. Nach seinem Tod führte sie, die Eisenbahnmagnatin, das Finanzgenie, mit Geschick und Spürsinn für alles Geschäftliche das Unternehmen weiter.

    Wir sind in New York und schreiben das Jahr 1880. Lillians Erfolg weckt Neider und nicht nur für ihre Konkurrenten ist sie ein rotes Tuch, auch ihr Sohn Robert kann es nicht fassen, dass nicht er als „natürlicher“ Nachfolger seines Vaters an der Firmenspitze steht. Denn dieser hat vorausschauend Lillians Position testamentarisch gesichert. Ein durchaus nachvollziehbarer Schritt, denn Robert ist eher einer, der sich und die Bank, in die ihn einst sein Vater eingekauft hat, nur durch die ständigen Finanzspritzen seines Vaters ganz oben halten kann. Und so ersinnt er mit seinem Freund Doktor Matthew Fairwell, der das Sanatorium Hops Island führt, einen teuflischen Plan. Hops Island ist im landläufigen Sinne eine Nervenheilanstalt, Lillian bezeichnet sie als Irrenkolonie und genau dahin lockt Robert seine Mutter.

    Markus Gasser ist eine gar furiose Geschichte um eine emanzipierte Frau gelungen. Eigentlich sind es zwei Frauenfiguren, die unerschrocken ihren Weg gehen, damals ganz unüblich und von der feinen Gesellschaft so gar nicht toleriert. Eine Frau hatte in erster Linie Ehefrau und Mutter zu sein, sie hatte repräsentative Aufgaben, die „Erlauchten Vierhundert“ gaben den Ton an. Gasser versteht es aufs trefflichste, die Empfindlichkeiten der New Yorker Upper Class zu skizzieren. Die Unterdrückung der Frau, einhergehend mit der Emporhebung des Patriarchats, scheint die einzig wahre Gesellschaftsordnung zu sein. Und Fairwell seinerseits sieht sich als einen Chirurgen des Geistes, er gibt eine verstörende Beschreibung seines Frauenbildes wieder.

    Alles beginnt mit Sarah, die mit Miss Brontë, ihrer Dobermann-Hündin, Lillians Geschichte erzählt. Ihr Dialog mutet zunächst ein wenig befremdlich an, was sich aber alsbald ins Gegenteil verkehrt. Lillian, kurz Lil genannt, ist Sarahs Großmutter - mit einem vierfachen „Ur“ vorneweg. Auslöser für diese spannende Erzählung ist ein Brief vom April 1880, der nie abgeschickt und jetzt beim Ausräumen der einstigen Nervenklinik gefunden wird. Und so kommt die Geschichte ins Rollen, die tragisch ist, aber nicht nur. Die die höhere Gesellschaft Manhattans nicht gut aussehen lässt, die jedoch nicht mit der Stärke einer unerschrockenen Frau rechnet. Ein außergewöhnlicher, ein lesenswerter Roman, der fesselt von der ersten bis zur letzten Seite.
    Blutrot Lilja Sigurðardóttir
    Blutrot (Buch)
    16.02.2024

    Ein Fall für Áróra

    „Blutrot“ – ein Island-Krimi - ist der zweite Band der Áróra-Reihe, jeder Band ist in sich abgeschlossen. Schon „Höllenkalt“, der erste Band, hat mich fasziniert. Hier ist die Halbisländerin Áróra von London nach Island gezogen, um ihre Schwester Ísafold zu suchen. Sie ist nach wie vor verschwunden und auch wenn die beiden nicht unbedingt einen engen Kontakt hatten, treibt es Áróra um, sie lässt nicht locker. Und nun ist wiederum ein Mensch verschwunden.
    Von Flosis Frau Gudrun fehlt jede Spur, denn als er heimkommt, findet er am Küchentisch eine Nachricht, die keine Zweifel offen lässt, dass Gudrun entführt wurde. Sollte er nicht innerhalb kürzester Zeit das geforderte Lösegeld auftreiben, ist sie tot. Schaltet er die Polizei ein, ebenfalls. Er muss also einen größeren Geldbetrag auftreiben – ein Fall für Áróra, die als Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität tätig ist. Sie kontaktiert Daniel, ein Freund und Polizist, der sich als solcher nach außen nicht zu erkennen gibt. Daniel unterstützt Áróra weiterhin auch bei der Suche nach ihrer Schwester, nun jedoch steht Gudruns Verschwinden an erster Stelle.
    Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Flosis Umfeld und auch seine Finanzen werden durchleuchtet, immer mehr Ungereimtheiten kommen ans Tageslicht. Sämtliche Möglichkeiten werden durchdacht und auch so einige verdächtige Personen kristallisieren sich heraus. Neben dem Entführungsfall könnte es um sehr viel mehr gehen - um Geldwäsche etwa, um Steuerhinterziehung und noch so einige kriminelle Machenschaften.
    Auch dieser zweite Band fesselt von Anfang an. Der Fall geht in eine zunächst nicht absehbare Richtung, er ist vielschichtig und wendungsreich mit Charakteren, denen man nicht recht trauen mag, die jedoch – jeder für sich - authentisch angelegt sind. Ein wenig Privatleben schimmert auch durch, Áróra und Daniel verstehen sich gut und doch scheint es mit den beiden nicht recht voranzugehen. Um zum Entführungsfall zurückzukommen – er wird aufgeklärt. Letztendlich ist alles in sich schlüssig, auch wenn dies lange nicht sichtbar ist. Und nun heißt es warten auf „Schneeweiß“, den finalen dritten Band.
    Die Insel des Zorns Alex Michaelides
    Die Insel des Zorns (Buch)
    08.02.2024

    Wendungsreich

    Nein, diese Geschichte habe ich wirklich noch nicht gehört. Da muss ich ihm, dem Erzähler, recht geben. „Um Mitternacht fielen in der Ruine drei Schüsse….“ Selbst diese Aussage verleitet mich dazu, zu behaupten, dass es sich hier um keinen Kriminalfall handelt, zumindest nicht vordergründig. Und ja, es ist eher eine Charakterstudie der etwas anderen Art.

    Aber fassen wir zusammen. Der Schauplatz ist neben Zwischenstationen in London eine griechische Insel – Aura. Genannt nach der griechischen Göttin der Morgenröte. Dramatisches hat sich hier abgespielt, denn Lana Farrar, die ihre Hollywood-Karriere an den Nagel gehängt hat, hat eine kleine, exklusive Gesellschaft eingeladen. Sieben Freunde sollten mit ihr über Ostern auf ihrer Privatinsel Sonne tanken.

    Der Erzähler, es war übrigens Elliot Chase, hat mich bestens eingeführt. Er hat sie mir alle vorgestellt, nicht der Reihe nach, eher zufällig. Wobei nichts dem Zufall überlassen wurde, zumindest meine ich dies. Neben Jason, Lanas Ehemann, ist auch Leo, ihr Sohn aus erster Ehe, angereist und auch Kate, ihre gute Freundin, Elliot sowieso. Denn wie sonst könnte er darüber berichten. Wären noch Agathie und Nikos, letzterer lebt ganzjährig auf dieser Insel und Agathie, die gute Seele, die Lana stets unterstützend zur Seite steht, vervollständigt diesen Personenkreis. Gut, kommen wir zurück auf die Insel. Sie ist klein, die nächstgelegene bewohnte Insel – es ist Mykonos – zwanzig Minuten mit dem Boot entfernt.

    Alex Michaelides hat eine ganz eigene Art, seine Geschichten darzustellen. Es hat lange gedauert, bis er mit der Einführung fertig war, es ist nichts Großartiges passiert und doch hat er mich sofort abgeholt. Ja, seine subtile Erzählweise nimmt einen sofort mit, er sagt viel und hört dann auf, wenn man mehr wissen möchte, schildert etwa das Martyrium eines Mobbingopfers, das man meint, zuordnen zu können und doch nicht weiß, ob dies stimmen kann.

    Man sollte sich auf „Die Insel des Zorns“ schon einlassen, aber dann wird einen ein wendungsreiches, feinsinnig und durchaus ein wenig spitzbübisch dargebotenes psychologisches Stück serviert, das bis zuletzt seinen wahren Kern nicht verrät, das durchgehend spannend ist, das gut unterhält.
    Waiseninsel Max Seeck
    Waiseninsel (Buch)
    04.01.2024

    Spannend, fesselnd, undurchsichtig

    „Waiseninsel“ ist der nunmehr vierte Band der Jessica-Niemi-Reihe. Er steht seinen Vorgängern in nichts nach, auch wenn ich das Täterprofil ein wenig bekritteln möchte.

    Jessica Niemi nimmt gezwungenermaßen eine Auszeit, die sie in gewisser Weise selbst verschuldet hat. Sie ist unschön ausgerastet, auch leidet sie an immer wiederkehrenden Halluzinationen, ein ererbtes Leiden, das im Polizeidienst nichts zu suchen haben sollte. Sie landet auf der zwischen Finnland und Schweden gelegenen Åland-Insel Smörregard und auch dort kann sie, die Kommissarin, nicht anders, als sich einzumischen. Eine Gruppe älterer Menschen, die sich die Zugvögel nennen, wohnt in dem Gasthaus, in dem auch Jessie ihren „Urlaub“ verbringt. Als eines Tages eine Frau dieser Zugvögel tot aufgefunden wird, gräbt sie tiefer. Sie lässt sich die Geschichte von dem Mädchen im blauen Mantel erzählen, entdeckt das mittlerweile halb verfallene Waisenhaus, erfährt von weiteren Toten, deren Geschichte der jetzigen ähnelt. Und auch wenn diese Todesfälle schon lange zurückliegen, so scheint doch alles irgendwie zusammenzuhängen.

    Schon der Prolog ist so spannend wie undurchsichtig und das ganze Buch über frage ich mich, wie ich dies alles deuten soll. „Der Saum des blauen Mantels flattert im Wind…“ Schon hier begegne ich diesem mysteriösen Wesen und ich werde ihm noch öfter begegnen.

    Max Seeck wechselt vom Heute ins Gestern, in das Kinderheim ins Jahr 1946. Und natürlich frage ich mich, was diese Vorkommnisse von damals mit den heutigen, durchaus seltsamen Begebenheiten zu tun haben. Als Åke, der Juniorchef des Gasthauses, Jessica mehr vom Waisenhaus, von der kleinen Maija und den anderen Kindern, erzählt, habe ich zwar mehr an Infos, bin aber trotzdem verwirrter denn je. Auch ermittelt ein Kommissar in der Sache der jetzigen Toten – auch er ein durchaus irritierender Charakter. Überhaupt kommt mir jede einzelne Person suspekt vor. Ein selbstredend gelungener Schachzug des Autors. Er versteht es bestens, die Orientierungslosigkeit hoch zu halten. Während des Lesens hatte ich so einige verdächtige Gestalten ausgemacht, jeder hatte genug mörderisches Potenzial. Meinte ich zumindest, denn bei jedem gab es ein oder mehrere Details, die dann doch nicht gepasst haben. Nicht passen konnten.

    Im Endeffekt war ich ob der Täterperson überrascht, auch weil ich das zeitliche Prozedere nicht so ganz zuordnen kann und mag. Zudem ist eine halluzinierende Kommissarin eher irreal denn Wirklichkeit und doch möchte ich von Niemi noch mehr lesen, sie ist eine interessante, vielschichtige Persönlichkeit. Abgesehen davon hat mich der Thriller auf ganzer Linie gefesselt hat – von der ersten bis zur letzten Seite. Max Seeck weiß seine Leser zu fesseln und in die Irre zu führen, er garantiert für beste Unterhaltung.
    Weil du meine Tochter bist Julia Kelly
    Weil du meine Tochter bist (Buch)
    30.12.2023

    Bewegend

    Beginnend im Jahre 1939 - vor dem Hintergrund des zweiten Weltkrieges - erzählt Julia Kelly stellvertretend für die vielen evakuierten Kinder die Geschichte von Mutter und Tochter, die alles füreinander sind und sich doch trennen müssen. Wie sie in den Nachbemerkungen verrät, ist ihr Roman ansatzweise der Geschichte eines Mitglieds ihrer Familie nachempfunden.

    Viv und Joshua sind nun verheiratet, das Kind wird ehelich geboren werden. Alles andere ist nicht von Belang, zumindest der äußere Schein bleibt gewahrt. Den werdenden Vater zieht es nach New York, dort sieht er seine Chance, als Musiker ganz groß rauszukommen. Derweilen bleibt Viv mit ihrer Maggie, ihrem Bärchen, zurück in Liverpool. Infolge der Luftangriffe ist die Kinderverschickung aufs Land geboten und auch wenn Viv sich nicht von ihrer Tochter trennen mag, so gibt sie sie schweren Herzens in die Obhut einer Familie. Das Band zwischen Mutter und Tochter bleibt dank Vivs gelegentlicher Besuche trotz allem eng. Bis es zur Katastrophe kommt – das Haus der Thompsons, Maggies Gastfamilie, wird bombardiert, von Maggie und ihren Gasteltern fehlt jede Spur.

    Die Liebe einer Mutter ist unendlich, sie stellt das Leben und das Glück ihres Kindes vor ihr eigenes, Julia Kelly hat den Schmerz der Trennung und die nie endende Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen gut eingefangen. Auch spielen die religiöse Herkunft und das Zusammenleben jüdischer und katholischer Familien und die nicht überall tolerierten Mischehen mit hinein. Sie beschreibt eindrucksvoll ein trauriges Stück Geschichte, die ein Krieg mit all seinen Schrecken mit sich bringt. Ihre Figuren sind fein ausgearbeitet, jede einzelne ist individuell gezeichnet - voller Herzensgüte und Mitgefühl, aber auch Verrat, Hinterhältigkeit und Intoleranz ohne jegliches Feingefühl für die anderen kennzeichnen ihre Charaktere.

    Der Autorin ist es gelungen, all die Hoffnung, die Ängste und Zweifel einer Mutter, die das Beste für ihr Kind will, hautnah zu vermitteln. Das Buch ist wie ein Sog, es zieht einen förmlich mit. „Weil du meine Tochter bist“ hat mich aufgewühlt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Ein Buch, das bewegt und lange nachwirkt.
    Dieses schöne Leben Mikki Brammer
    Dieses schöne Leben (Buch)
    22.12.2023

    Eine lebenskluge Geschichte

    Auch wenn wir es gerne verdrängen, so gehört der Tod doch zum Leben, denn jeder von uns wird sterben. Die einen erwartet ein langes Leben, für andere ist ihr Lebensweg eher kurz. Clovers Großvater erklärt es der 6jährigen anhand von Streichhölzern. Auch, wenn alle gleich lang sind, so zündet das eine gar nicht erst, ein anderes brennt nur halb herunter, auch brechen manche schon beim Anzünden ab. Äußere Einflüsse spielen eine Rolle – das Beispiel mit den Streichhölzern und dem Vergleich zum Leben und Sterben versteht Clover sofort.

    Als Clovers Eltern verunglücken, holt sie ihr Großvater nach New York und als dieser dann stirbt, ist sie zwar erwachsen, aber sie ist alleine. Freunde hat sie keine, sie ist den Mitmenschen gegenüber eher scheu, viel lieber vergräbt sie sich in ihren Büchern, guckt Filme und ist mit ihrem Hund und den Katzen zufrieden. Nach Großvater Tod sieht sie ihre Berufung als Sterbebegleiterin, denn keiner sollte alleine aus dem Leben scheiden. Was leider viel zu oft geschieht. Sie nimmt sich Zeit, geht irgendwann dazu über, die letzten Worte der Sterbenden aufzuschreiben. Sie lässt sich all das erzählen, was noch wichtig scheint. Aus diesen so unterschiedlichen Leben zieht auch sie Kraft, es ist ein Geben und Nehmen. Sie sieht, dass sie als letzte Begleiterin wertvolle Hilfe bietet, Trost spendet, einfach zuhört.

    Der wunderbare Erzählstil nimmt diesem gerne verdrängten Thema seine Schwere. Clover ist gut darin, wenn es um die Sterbebegleitung geht - sie ist einfühlsam und geduldig. Ihr Privatleben dagegen sieht vollkommen anders aus. Sie vergräbt sich und lässt sich erst mal widerwillig auf die quirlige Nachbarin ein, die sie einfach mitzieht, sie aus ihrem Schneckenhaus herausholt. Und auch wenn es dauern mag, so passiert im Clovers Leben doch so einiges.

    Es ist eine gefühlvolle Geschichte, die Mikki Brammer erzählt. Ein kluges Buch mit einer Protagonistin, der man gerne folgt, die langsam auftaut, die den Weg, ihren Weg in ein erfülltes Leben findet. Selbst das Cover stimmt froh, es zeigt die Fülle des Lebens in den schönsten Farben.
    Die Wolkengucker Kristina Fritz
    Die Wolkengucker (Buch)
    22.12.2023

    Um drei. In der Sonnenstraße dreiundzwanzig.

    In ihrer kleinen Wohnung können sie nur dann in den Himmel sehen, wenn sie sich auf den Boden legen. Mia und ihre Mutter haben das oft gemacht, sie haben in die Wolken geguckt und so manche Traumgebilde entdeckt. Nur jetzt ist sie mit ihrem Vater alleine, ihre Mutter ist tot und Matt, Mias Vater, sieht eher viele kleine Wassertröpfchen denn wunderschöne, vorüberziehende, sich immer neu formatierende Wolkenbilder.

    „Herzliche Einladung zum 1. offiziellen Treffen der Wolkengucker! Am Sonntag um 15:00 Uhr in der Sonnenstraße 23!“

    Das Plakat finden Mia und ihr Vater auf dem Heimweg - wenn das kein Fingerzeit des Schicksals ist. Natürlich müssen sie da hin, Mia lässt nicht locker. Und so lernen sie Wilma kennen. Auch sie ist eine Wolkenguckerin, zusammen mit ihrer verstorbenen Freundin Margarete hat sie oft in den Himmel voller Wolken geschaut. „Meine liebe Wilma... Heb mal den Blick zum Horizont, dann winke ich dir zu…“ Wilma liest Margaretes Brief, diese vermacht ihr nicht nur ihr Schultertuch, auch übernimmt sie Margaretes Putzfrau Ayla - eine Kümmerin mit einem riesengroßen Herzen.

    Gegenseitig haben sich die beiden Freundinnen versprochen, eine Wolkengucker-Gesellschaft zu gründen und nun setzt Wilma dieses Versprechen mit dem Plakat in die Tat um. Wer wohl kommen mag? Sie ist gespannt und schon ein wenig enttäuscht, dass nur Matt und seine Tochter Mia den Weg hierher gefunden haben. Was solls, sie setzen sich in den Garten, Mia und Wilma verstehen sich sofort super, die beiden sind in ihrem Element.

    Aus Fremden werden Freunde, so möchte ich die so feinfühlig erzählte Geschichte in aller Kürze zusammenfassen. Letztendlich hat der Tod geliebter Menschen sie zusammengeführt, die kleine Gruppe wird größer, alle zwei Wochen treffen sie sich zu ihren Wolkengucker-Stunden in der Sonnenstraße 23. Ayla, die in ihrem Zweitjob nachts Bürogebäude putzt, verschläft meist diese Nachmittage und auch Matt sitzt ein Abgabetermin im Nacken, für Wolken – und seien sie noch so schön – hat er nichts übrig. Auch stört ein ständig mäkelnder Nachbar mit gelegentlichen Brüllattacken die Idylle.

    „Die Wolkenguckerin“ ist ein warmherziges Buch, einfühlsam und so federleicht, wie man sich die Wolken vorstellt. Sie sind ständig in Bewegung, verharren nie an einer Stelle. Auch das Leben fließt, es verändert sich, man begegnet Fremden, an denen man vorübergeht oder deren Fäden sich mit den unseren verknüpfen, bis ein festes Band entsteht. Diese Stationen hat Kristina Fritz ineinander verflochten - schon ein wenig märchenhaft, aber doch wunderschön. Zum Schluss noch ein Satz von Astrid Lindgren, den einst Margarete kurz vor ihrem Tod an Wilma geschrieben hat: „Wie schön muss es erst im Himmel sein, wenn er von außen schon so schön aussieht.“
    Die Ballkönigin Mara Andeck
    Die Ballkönigin (Buch)
    13.12.2023

    ...und sie tanzen

    „Walzernächte in Wien“ verspricht Mara Andeck mir mit ihrer „Ballkönigin“. Ich hatte zwar keine durchtanzten Nächte, durchlesene jedoch schon, denn ich war total fixiert auf Cleas Geschichte.

    Die junge Komtess Clea de Conteville hatte schon immer ihren eigenen Kopf, sie ist im Gegensatz zu ihrer Zwillingsschwester Sophie eine kleine Rebellin. Ihre Maman hat genug zu tun, ihre Töchter gut zu verheiraten, denn das ist es, was eine junge Frau anstreben sollte. Es gilt, sich einen Epouseur zu angeln. Einen Erstgeborenen. Dieser erbt Besitz, Geld und Titel und ermöglicht seiner Angetrauten ein in monetärer Hinsicht angenehmes Leben, Zuneigung und Liebe werden sich schon noch einstellen. Dabei gilt es, gewisse Regeln einzuhalten. Jedoch denkt Clea nicht im Traum daran, den für sie einengenden Hafen der Ehe anzusteuern - bis zu dem Zeitpunkt, als sie unwissentlich mit Nikolaj, dem begehrtesten Junggesellen überhaupt, tanzt. Maman ist entzückt. Die Ballsaison fängt gerade erst an und es bleibt nicht aus, dass sie öfter aufeinandertreffen.

    Ich schlage das Buch auf und begegne gleich mal den Figuren der Handlung. Die Familien de Conterville und von Glinsky werden neben der Wiener Gesellschaft vorgestellt, ich bin in Wien im Winter 1877/78 gut angekommen und schwebe bald zu den Walzerklängen.

    Die gesellschaftlichen Zwänge dieser Zeit sind deutlich spürbar, vor allem die Frauen werden in ein enges Korsett gesteckt. Es gilt, sich einen standesgemäßen Ehemann zu angeln, Gefühle sind eher Nebensache. Clea jedoch will selbständig sein, ihr Vorbild ist die unkonventionelle Fürstin Pauline von Metternich. Diese ist zwar verheiratet, führt ihr Haus aber so, wie sie es will.

    Rund um den ersten Wiener Opernball rankt sich eine zauberhafte Liebesgeschichte um Clea und Nikolaj. Die beiden fühlen sich zwar zueinander hingezogen, jedoch scheint ihre Liebe dank etlicher Missverständnisse gar nicht erst aufzublühen. Viel Unausgesprochenes schwebt über allem und natürlich gibt es viele neidische Blicke und so manches Gerücht um den gut aussehenden Fürsten Nikolaj Glinsky. Doch mit viel Raffinesse werden im Hintergrund die Fäden gezogen, es tauchen mysteriöse Briefe auf, ein amüsanter Reigen voller Irrungen und Wirrungen spannt sich um die beiden jungen Leute.

    Mara Andeck ist ein erfrischend-lebendiges Zeit- und Sittengemälde mit historischen und fiktiven Personen gelungen. Die authentischen Charaktere sind in ihren Eigenheiten bestens gezeichnet, es waren vergnügliche und sehr unterhaltsame Lesestunden.
    Die Aisbergh-Akte Rüdiger und Sonja Lehmann
    Die Aisbergh-Akte (Buch)
    06.12.2023

    Auf den Spuren des jüdischen Bakteriologen Daniel Aisbergh

    „Die Aisbergh Akte“ erzählt von dem Bakteriologen Daniel Aisbergh und seiner Rolle während des Nationalsozialismus. Davon, wie er als Jude in die Gräueltaten der Nazis eingebunden war und auch davon, wie es seiner Familie und seinen Freunden erging. Alles beginnt während der Goldenen Zwanziger Jahre, in denen es auch durchaus frivol und frei zuging. Das laszive Berlin und die damalige Künstlerszene werden anschaulich dargeboten. Die Familie um Daniel Aisbergh ist fiktiv, der geschichtliche Hintergrund dagegen ist gut recherchiert. Und doch bleibt vieles im Verborgenen, die beiden Autoren haben sich dieser Zeit angenommen. Dieses Historische haben sie mit dem Heute verwoben, haben Daniels Nachkommen auf seine Spuren geschickt, die sie auch in die unterirdischen Lost-Places von Wien und Berlin geführt haben.

    Neugierig war ich auf diese fiktive Familiensaga, die sich der NS-Verbrechen annimmt. Es ist ein vielschichtiges Werk geworden, in das ich mich schon erst einlesen musste, das sich aber allemal gelohnt hat. Die wechselnden Zeitebenen haben mich schon gefordert, das Lesen geht nicht so nebenher. Auch wenn ich so einiges von dieser Schreckensherrschaft weiß, die Judenverfolgung, der Rassenhass bis hin zur Vernichtung mir nicht neu ist, so ist es immer wieder erschreckend, von den Einzelschicksalen zu erfahren. Wer sich für diese Zeit interessiert, ist mit der „Aisbergh Akte“ gut bedient.
    Vita Christina Dalcher
    Vita (Buch)
    04.12.2023

    Macht nachdenklich

    Das Für und Wider der einmal verhängten Todesstrafe und dessen Vollstreckung durchleuchtet Christina Dalcher in ihrem Roman VITA. Dafür hat sie ein düsteres Szenario entworfen, in dessen Mittelpunkt die Staatsanwältin Justine Callaghan steht. Sie war bei der Entstehung der Vita-Bewegung aktiv dabei, dessen Statuten die Todesstrafe für jene Staatsanwälte vorsieht, die einen Unschuldigen in den Tod geschickt haben.

    Fehlurteile und deren Folgen werden hier auf eine krasse, ja utopisch anmutende Art dargestellt. Zunächst musste ich erst mal akzeptieren, dass derjenige, der ein Urteil fordert, zur Verantwortung gezogen wird.

    Justine Callaghan fordert in ihrer Rolle als Staatsanwältin die Todesstrafe für Jake, dem vorgeworfen wird, einen kleinen Jungen ermordet zu haben. Sie ist felsenfest davon überzeugt, dass Jake schuldig ist, andernfalls wäre sie selbst dem Tode geweiht. Denn sie muss sich absolut sicher sein, das richtige Urteil gefällt zu haben, ansonsten wäre ihr kleiner Junge Vollwaise. Justines Leben, ihre Vergangenheit, ihre Familie, ihre Freundschaften werden so nach und nach offenbart, auch kommt Insasse 39384 aus dem Todestrakt zwischendurch zu Wort. Einblicke in die Justiz, speziell in den USA, liefern Interessantes.

    "...ein dystopischer Thriller über ein Gesetz, das Staatsanwälte bei Fehlurteilen zur Verantwortung zieht..." wird hier anschaulich beschrieben. Was ist richtig, was ist falsch? Ist erst ein Urteil gefällt und auch vollzogen, ist es nicht mehr rückgängig zu machen. Und wenn sich hinterher herausstellt, dass neue Beweise auftauchen, nicht alle Fakten berücksichtigt wurden, dass Zeugen gelogen haben, dann wird ein vorgegebener Ablauf in Gang gesetzt, dem sich kein Verantwortlicher entziehen kann.

    Entscheidet man anders, wenn man infolge eines Urteilspruchs sein eigenes Leben verlieren kann? Christina Dalcher durchleuchtet diese Thematik. Sie polarisiert, sie legt die Fakten dar, urteilt nicht, zeigt aber die vielfältigen Nuancen zwischen schwarz und weiß deutlich auf. Je weiter ich lese, desto mehr setze ich mich mit den Hintergründen der Todesstrafe und den damit einhergehenden Schuldgefühlen auseinander. Justine scheint immer mehr eine Getriebene zu sein, sie wird sich entscheiden müssen…

    Ich musste erst mal diese Vita-Bewegung für mich akzeptieren, was schon einige Zeit gedauert hat. Auch sind einige Szenen ziemlich überspitzt dargestellt. Der sehr einnehmende Schreibstil und auch Justines ausweglose Situation, die ganze Story, haben mich dagegen sofort im Buch bleiben lassen, die Schuldgefühle hinter der Thematik um ein Todesurteil haben mich sehr nachdenklich zurückgelassen. Ein gut geschriebener Roman, der lange nachhallt.
    Spy Coast - Die Spionin Tess Gerritsen
    Spy Coast - Die Spionin (Buch)
    28.11.2023

    Einmal Spion, immer Spion

    Tess Gerritsen bürgt für Spannung, the queen of thrill hat mit „Die Spionin“ ihre neue Thrillerreihe SPY COAST gestartet. Lloyd, Ingrid, Ben, Declan und natürlich Maggie waren in ihrem früheren Leben allesamt Spione und nun haben sich in den kleinen Ort Purity zur Ruhe gesetzt. Man könnte durchaus behaupten, dass sie eher in einem Zustand der Unruhe ihre Treffen zelebrieren.

    Als eines nicht so schönen Tages die Leiche einer Frau direkt vor Maggies Haus liegt, holen sie die alten Zeiten ein - bis vor sechzehn Jahren hat Maggie für die CIA gearbeitet. Die Blackberry Farm ist ihr Rückzugsort, keiner kennt sie hier, keiner weiß von ihrer Vergangenheit. Bis eben hat sie gemeint, hier unerkannt zu bleiben. Was es mit dem Tod dieser jungen Frau auf sich hat, kann sie der ortsansässigen Ermittlerin nicht sagen, sie muss sich der Sache selber annehmen. Eins steht fest: Die Behörde hat Bianca geschickt, die nun tot in Maggies Einfahrt liegt, es geht um einen alten Fall, sie alle sind aufs Höchste alarmiert. Eine rasante Jagd beginnt.

    Die Autorin hat tolle Typen geschaffen, allen voran Maggie, die toughe 60jährige. Sie hält Hühner, verkauft die Eier, sie ist eine Farmerin durch und durch. Sie ist aber auch vorsichtig, ihr Grundstück wird lückenlos elektronisch überwacht. Der zunächst fast nüchtern anmutende Ton weicht bald einem atmosphärischen Erzählstil, der mir besser zusagt. Atemlos geht es nach besagtem Leichenfund von Kontinent zu Kontinent, wir begegnen den finstersten Gesellen mit den übelsten Absichten. Maggie kann sich dank ihrer CIA-Vergangenheit aufs Beste abschirmen, ihr ist nichts unbekannt. Ihre Vergangenheit wird zwischendurch in Rückblenden erzählt und bald schon meint man, sie gut zu kennen. Ihr beschauliches Leben in Purity, das durch den Martini-Club mit ihren alten Spionage-Freunden so manch feuchtfröhliche Stunden bietet, ist so ganz anders als ihr ruheloses früheres Wirken für die Behörde. Sie ist oft nahe dran an den ganz Üblen dieser Welt, sie hat gelernt, immer auf der Hut zu sein. Sie mitfühlend und warmherzig, sie durchlebt viel Schmerz und erleidet so manche Verluste.

    Tess Gerritsen versteht es, ihre Leser bestens zu unterhalten. Ihre hier geschaffenen Figuren sind nett oder durchtrieben, harmlos oder abgrundtief böse, sie sind mit allen Wassern gewaschen, trauen keinem über den Weg und sie sind ihr Leben lang auf der Flucht. Denn – einmal Spion, immer Spion. Der Auftaktband zu SPY COAST ist gelungen, ich freu mich auf die Folgebände.
    Im Herzen so kalt Sandra Åslund
    Im Herzen so kalt (Buch)
    24.11.2023

    Eiskalte Spannung garantiert

    Die kleine Frida ist auf dem Heimweg, sie wohnt mit ihrer Mutter etwas abgelegen und muss ein Stück durch den Wald laufen. Sie kennt sich hier gut aus und so beschließt sie, eine Abkürzung durch den dichten Tannenwald zu nehmen. Aber da – keine zwei Meter von ihr entfernt liegt etwas. Kein Tier, wie sie zunächst meint. Da liegt ein Mensch, seine Winterjacke ist blutdurchtränkt.

    Kaum habe ich die ersten Seiten gelesen, bin ich in den tief verschneiten Wäldern Nordschwedens angekommen und sorge mich um Frida. Wie sich schnell herausstellt, ist der Tote ein bekannter Umweltaktivist. Die Stockholmer Ermittler Maya und Pär werden angefordert, was bei den hiesigen Kollegen Hilding und Sanna gar nicht gut ankommt. Die beiden sind eher wortkarg, ein kurzes „jo“ reicht allemal als Standardantwort für die Hauptstädter. Und auch wenn man es nicht für möglich hält, so nähern sich die Brummbären und die umtriebigen Stockholmer doch an. Schnell verabschieden sie sich von der These eines Jagdunfalls.

    Dieser Mord an den bekannten Umweltschützer Mats Anderberg bleibt nicht der einzige. Auch ist ein Brand aufzuklären, daneben geht es um die Wilderei und illegale Abholzung. Die „Gründenker mit ihren verschrobenen Ideen“ sind so manchem ein Dorn im Auge und wie sich herausstellt, hat sich der charismatische Mats nicht nur Freunde gemacht. Eine Mauer des Schweigens gilt es zu durchbrechen, denn keiner sagt die Wahrheit.

    Daneben holt Mayas Freundin Sanna ihre Vergangenheit ein, sie flüchtet regelrecht vor einem Typen, den sie in schlimmer Erinnerung hat.

    Die Story und die einzelnen Handlungsstränge sind durchgehend spannend. Maya und Pär sind ein erfrischendes Ermittlerduo, auch ihre beiden Kollegen haben durchaus Biss, obschon sie erst auftauen müssen. Ihre Bärbeißigkeit hat mir so manches Schmunzeln entlockt, auch mag ich den auflockernden Wortwitz. Ob Pär, der Schwede, „seine Schuhe essen“ oder Maya mit ihrem deutschen Vater „einen Besen fressen will“, kommt aufs Gleiche raus. Diese kleinen, feinen Zwischenbemerkungen sind wie das sprichwörtliche Salz in der Suppe. Mayas Alleingänge lassen die toughe Ermittlerin erkennen, wenngleich so manch gefährliche Situation etwas überspitzt rüberkommt. Die Figuren, nicht nur die Kommissare, haben Ecken und Kanten, sie sind allesamt in ihren Eigenheiten glaubwürdig angelegt. Zuweilen geht es rasant zur Sache. Schockmomente wechseln sich ab mit Verfolgungsjagden, jedoch steht die einfühlsame Ermittlungsarbeit im Vordergrund, das Umweltproblem und der Kahlschlag der Wälder sind gut in die Story integriert.

    „Im Herzen so kalt“ aus der Feder von Sandra Åslund, der erste Fall um Maya Topelius und ihren Partner Pär Stenqvist, hat mich absolut abgeholt und auch wenn es noch dauern wird, so werde ich bei Mayas nächstem Fall unbedingt wieder dabei sein. Ein Schweden-Krimi vom Feinsten.
    Monster Nele Neuhaus
    Monster (Buch)
    21.11.2023

    Schuldig!

    Der elfte Taunuskrimi hat es wieder in sich. Mit Pia Sander und Oliver von Bodenstein und ihrem Team fiebere ich der Auflösung des vielschichtig angelegten Falls entgegen. Denn es ist nicht nur der Mord an der 16jährigen Lizzy aufzuklären, deren Auffindeort von einem Hundebesitzer telefonisch gemeldet wird, im Laufe der Ermittlungen tauchen noch einige andere ungeklärte Todes- und Vermisstenfälle auf.

    Wie es den Anschein hat, wurde Lizzy mit ihrem eigenen Schal erdrosselt und hinter einem Marienstockbild sorgfältig abgelegt, zugedeckt mit ihrer Jacke. Ihr Umfeld wird durchleuchtet - ihre beste Freundin, ihre Schulfreunde, ihre Familie und ihre sonstigen Kontakte.

    Bald darauf werden Pia und Oliver zu einem Autounfall gerufen. Der fürchterlich zugerichtete Mann hat am ganzen Körper Bisswunden, er war bei Minustemperaturen barfuß unterwegs und ist direkt ins Auto gelaufen.

    Und nicht nur das, es gibt noch mehr Rätselhaftes und auch wenn sich jeder einzelne Fall von den anderen abgrenzt, so sind Parallelen zu erahnen. Ungeklärte Todes- und Vermisstenfälle durchziehen ihre Ermittlungen, es geht um Fremdenfeindlichkeit und Fremdenhass, um Schuldzuweisungen und Anschuldigungen, zusätzlich bereitet das weltweite Netz dem Hass eine willkommene Bühne.

    Nele Neuhaus unterbreitet ihren Lesern ein vielschichtiges Szenario. Sie versteht es aufs Beste, die Spannung stets hoch zu halten. Ihre komplexe Story handelt von Schuld und Sühne, der Fanatismus zieht weite Kreise, gleichzeitig wird das Wertesystem hinterfragt.

    Gut finde ich, dass dem Kriminalroman ein Personenregister vorangestellt ist, was gerade in diesem Genre nicht selbstverständlich ist. Und auch wenn die Aufklärung im Mittelpunkt steht, so hat doch jeder ein Privatleben, das zwischendurch schon auch hervorblitzt. Nicht viel, aber viel genug, um Pia, Oliver und die anderen gut einschätzen zu können. Das K11 in Hofheim ist diesmal ganz besonders gefordert, auch mag ich diese halb-privaten Momente zwischen Pia und Henning. Und nicht nur die beiden, auch allen hier Agierenden nehme ich ihre Handlungsweise ab.

    Das titelgebende „Monster“ ist enttarnt, der mittlerweile elfte Taunuskrimi ist vielschichtig, die verzweigte Story teils grausam und äußerst facettenreich, die Täter schwer fassbar. Die einzelnen Handlungsstränge fügen sich letztendlich gut zusammen – es war ein kurzweiliges Lesevergnügen.
    151 bis 175 von 182 Rezensionen
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