Klangliche Meisterleistung von Analogue Productions
Schon beim Hören des Albums über einen Streaming-Dienst ist deutlich zu hören, dass es sich hierbei um eine hervorragende Aufnahme handelt. Die Vinyl-Ausgabe aus der "Acoustic Sounds"-Serie von Analogue Productions glänzt zusätzlich mit kraftvoller Dynamik und beeindruckender Räumlichkeit. Das Vinyl ist leise und selbst ohne Waschen nahezu knisterfrei. Qualität hat ihren Preis und diesem Fall völlig zurecht!
Musikalisch ist das Album meiner Meinung nach gut für Jazz-Einsteiger geeignet, weil es nicht "anstrengend" oder "hektisch" klingt. Für Kenner der Jazz-Szene zitiere ich im Folgenden aus den Liner Notes von LeRoi Jones:
"Ammons' Rhythmusgruppe auf diesem Album ist eine der besten: Tommy Flanagan (Piano), Doug Watkins (Bass) und Arthur Taylor (Drums) haben mit fast jedem großen Namen des modernen Jazz zusammengearbeitet: JJ Johnson, Miles Davis, Art Blakey, Thelonious Monk usw. Und Ray Barreto ist sicherlich einer der gefragtesten Conga-Schlagzeuger der Branche.
Der erste Titel, „Hittin' the Jug“ klingt wie ein bewundernswertes Understatement, untermalt von Blues und wird durch Ammons' funkige Lyrik mit lässigem Elan versehen. Sein kraftvoller, kratziger Ton ist warm, wirkt aber trotz seines hörbaren Atems flüchtig und zart.
„Close Your Eyes“, ein alter Klassiker, erfährt hier eine leicht flotte Interpretation. Eine Art schneller „Walk“, federnd unterstützt von Ray Barrettos lässiger Polonaise. Ammons scheint jede Phrase mit wohlüberlegter Freude zu meistern und wandelt auf seinem Lieblingsspalier zwischen schlichter melodischer Phrasierung und schwungvoller rhythmischer Akzentuierung. Die Leichtigkeit, mit der Ammons dies meistert, lässt seine Soli oft allzu simpel erscheinen, doch dahinter stecken jahrelange Übung und Erfahrung.
„My Romance“, ein weiterer Klassiker, der unterstreicht, wie ausgiebig Ammons seinem Vorbild Sonny Rollings zugehört hat. Die gewaltige, schwungvolle Melodie, die manchmal droht, das Klangbild des Horns als reines melodisches Mittel zu nutzen, scheint zu Rollins' Markenzeichen geworden zu sein, insbesondere bei Standards wie diesem. Doch hört man Genes schräge, aber durchaus ansprechende Herangehensweise an dieselbe Idee, hat man das Gefühl, mit dem Original konfrontiert zu sein.
Es gibt noch drei weitere Standards auf diesem Album: „Canadian Sunset“ und „Savoy“, die beide zu neuem Leben erweckt wurden, sowie „Confirmation“ von Charlie Parker. Ammons wird dem Stück mit toller Unterstützung von Bassist Doug Watkins mehr als gerecht.
Der Titel „Blue Ammons“ ist ein Original; ein Walking-Conga-Blues mit einem knurrenden, entspannten Swing, der gleichermaßen bewegend und beruhigend ist. Arthur Taylors Schlagzeugspiel, insbesondere dort, wo er mit Ammons die „Fours“ tauscht, ist einer der Höhepunkte des Albums."