Inhalt Einstellungen Privatsphäre
jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite
  • Portofrei ab 20 Euro
  • Portofrei bestellen ab 20 Euro
  • Portofrei innerhalb Deutschlands Vinyl und Bücher und alles ab 20 Euro
0
EUR
00,00*
Warenkorb EUR 00,00 *
Anmelden
Konto anlegen
Filter
    Erweiterte Suche
    Anmelden Konto anlegen
    1. Startseite
    2. Alle Rezensionen von Van den Budenmeyer bei jpc.de

    Van den Budenmeyer

    Aktiv seit: 16. Oktober 2020
    "Hilfreich"-Bewertungen: 42
    5 Rezensionen
    I Am Not A Dog On A Chain Morrissey
    I Am Not A Dog On A Chain (CD)
    25.11.2021
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Old spice still good

    Morrissey neues Album I AM NOT A DOG ON A CHAIN ist allen Unkenrufen und schlechten Kritiken zum Trotz eine gute Scheibe! Die Platte ist insgesamt elektronischer als man es von Morrissey erwartet, reiht sich aber gut in sein Gesamtwerk ein. Alle Songs würden klassischer arrangiert auch auf die alten Scheiben passen. Und aufgrund dieser immer noch wunderbaren Stimme klingt alles nach Morrissey. Es ist ein Phänomen, egal wer für seine Texte die Musik komponiert, am Ende klingt immer alles nach Morrissey.

    Mit "Jim Jim Falls" geht es los, ein pulsierender, an New Order erinnernder Beat, eine Morrissey-Refrainmelodie, "...if you 're gonna live then live, don't go on about it, if you're gonna kill yourself, then, for God's sake - just kill yourself. " "Bobby, Don't You Think They Know", der überraschendste Song. Morrissey im Duett mit Thelma Houston, eine Soulpop-Nummer und es funktioniert. "What Kind Of People Live In These Houses ", mit countryesker Gitarre und 80er-Reminiszenzen, es fallen einem tatsächlich VIVA HATE und seine alte Band ein. Auch der Titelsong erinnert zu Beginn etwas an Songs wie "Frankly Mr. Shankly ".

    In "Once I Saw The River Clean " geht Morrissey mit seiner Grandma spazieren. Der Song klingt für mich irgendwie nach französischem Elektropop, später kommt dann noch eine irische Geige"... a Dublin dancer free and young." hinzu. Lädt zum Tanzen an lauen Sommernächten ein. Im ungewöhnlichen "The Secret Of Music " reimt sich das schöne deutsche Wort Glockenspiel auf "could ever feel." Elf Songs sind auf dem Album, darunter für meinen Geschmack nicht ein schlechter. So mancher Künstler aus Morrisseys Generation könnte sich glücklich schätzen, in den letzten 10 oder 20 Jahren ein solch gutes Werk geschaffen zu haben.

    Letztlich ist Musik Geschmackssache, natürlich kann die Musik auf I AM NOT A DOG ON A CHAIN missfallen. Ich habe auch einige negative Rezensionen von Musikjournalisten oder zumindest solchen, die sich vermutlich dafür halten, gelesen. Meist ging es hier nicht um I AM NOT A DOG ON A CHAIN, sondern um die Figur Morrissey oder die dahinter vermutete Privatperson Stephen Patrick Morrissey. Er gehört ja mittlerweile für viele nicht mehr zu den Guten, der Paria vom Dienst. Was von ihm stammt kann ja nur schlecht sein.

    Selbstredend kann man seine Äußerungen zu bestimmten Themen kritisieren und Morrissey ablehnen. Wenn man dies im Sinn hat, sollte man aber im Feuilleton einen Artikel über seine Äußerungen schreiben, ihn dann von der Liste der relevanten Personen streichen und ihn fortan mit Missachtung strafen, aber nicht vorgeben, eine Rezension über Morrisseys neues Werk vorzulegen. Und letztlich nach meinem Eindruck vor allem seine eigene Enttäuschung über den Verlust des Helden offenbaren. An Morrisseys ebenfalls kontroverser Kritik am Hause Windsor, Margaret Thatcher, Tony Blair oder seinem militanten Vegetarismus haben sich die Musikjournalisten nach meiner Erinnerung jedenfalls weniger bis gar nicht gestört. Und grundsätzlich stellt sich bei Morrissey ähnlich wie bei Houellebecq immer schon die Frage, was wirklich Meinung ist und was der Provokation dient. Was es im Einzelfall aber auch nicht immer leichter macht.

    Wenn eine Rezension wie bspw. im Musikexpress damit anfängt, dass man sich gar nicht mehr über den alten weißen Mann und seine Alter-weißer-Mann-Musik aufregen mag, ist klar, wohin die Reise geht. Eine ernsthafte Bewertung des Albums ist nicht zu erwarten. Was soll Alter-weißer-Mann-Musik überhaupt sein außer einer abgedroschenen Platitude, und wie klingen eigentlich Junge-schwarze-Frauen-Musik, Mittelalter-Camembert-Sinfonien oder Gut-abgehangene-Serrano-Konzeptalben? Too much monkey business.

    Wer den Dichter und Musiker Morrissey als Künstler grundsätzlich schätzt und auch offen für Soundveränderungen ist, sollte sich I AM NOT A DOG ON A CHAIN kaufen, es lohnt sich! Ein für mich auf jeden Fall überzeugendes Album.
    Ein Kommentar
    Anonym
    14.08.2023

    Schöner Kommentar

    Danke für den schönen Kommentar, den ich so unterschreiben kann.
    Hello, I Must Be Going! (Deluxe Edition) Hello, I Must Be Going! (Deluxe Edition) (CD)
    01.02.2021
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Starkes zweites Album

    Phil Collins' zweites Solowerk HELLO, I MUST BE GOING! kann als Fortführung der fantastischen FACE VALUE verstanden werden. Hier finden sich schlagzeugbetonte und zynische Songs, dunkle Stimmungen, viel Zorn und Schmerz, nach wie vor ist die Scheidung von seiner ersten Ehefrau Thema vieler Songs. Daneben gibt es auch Motown-Einflüsse, tanzbaren Rhythm and Blues und die Bläser, die man auch auf seinem Erstling und dem Nachfolger hört. Einiges deutet bereits auf NO JACKET REQUIRED hin, der Platte, an der sich bis heute einige Geister scheiden. HELLO, I MUST BE GOING! ist weniger kommerziell als das 85er-Alben. Deshalb halten es manche für die letzte gute Scheibe von Phil Collins. Ich halte NO JACKET REQUIRED für eine gute Platte. Und dass sie nach den Achtzigern klingt ist weder ein Problem noch eine Frage der Qualität der Musik. Die ist bei Phil Collins stets hoch. Leider wird Phil Collins meiner Ansicht nach sehr häufig unfair eingeschätzt und behandelt. Ich finde, dass Phil Collins sehr viele unglaublich gute Lieder geschrieben hat, ein prima Sänger ist, ein hervorragender Schlagzeuger war (leider wird er wohl aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme nie mehr richtig Schlagzeug spielen können), und zudem ein total sympathischer, normaler und humorvoller Mensch ist. Diesen Eindruck habe ich u. a. durch seine Auftritte im deutschen Fernsehen gewinnen können. Sein Auftritt im Juni 2017 in Köln wird mir als einer meiner schönsten Konzertbesuche in Erinnerung bleiben.

    Vielleicht waren es gerade seine Normalität, zusammen mit seinem großen kommerziellen Erfolg, die dazu führten, dass Phil Collins als eine der größten Witzfiguren der Popgeschichte galt. Gemessen an seinen musikalischen Fähigkeiten und seinen Platten ist dies meiner Ansicht nach vollkommen unverständlich. Man kann manche seiner Songs oder Platten, ähnlich wie bei Paul McCartney, zu seicht oder weichgespült empfinden. Vielleicht war er manchen Leuten auch zu sehr Mister Nice Guy und dann ist er bei LIVE AID auch noch sowohl in London als auch in Philadelphia aufgetreten, vermutlich gab er auf seinem Flug in der Concorde noch zwei Shows etc. Ich halte das alles für großen Quatsch, mit einer fairen Einschätzung der Qualität seiner Musik hat das nichts zu. Abgesehen davon, war es doch eine coole Idee auf beiden LIVE AID_Konzerten aufzutreten.

    HELLO, I MUST BE GOING! erschien im November 1982, Jahre bevor der erste Eimer Schmutz über Phil Collins gekippt wurde. Der erste Song I DON'T CARE ANYMORE erinnert von der Stimmung her an IN THE AIR TONIGHT. Immer noch ein starker Track, tolles Schlagzeug, ein Klassiker, auch live ein Erlebnis. I CANNOT BELIEVE IT'S TRUE geht in die Motown-Richtung, das vorwärtstreibende Arrangement kontrastiert mit Collins' nachdenklicher Stimme. Starke Drums und toller Sound. Der Klang der gesamten Scheibe, wie auch bei FACE VALUE gefällt mir sehr. LIKE CHINA klingt nach dem Genesis-Sound der frühen Achtziger, hätte auf ABACAB gepasst. DO YOU KNOW , DO YOU CARE? ist wieder eine düstere Nummer, wirkt sehr eindringlich, sehr guter Song. Eine ähnlich dunkle Stimmung verbreitet THRU THESE WALLS, Akzente setzt Phil Collins mit Drumfills im Stil von Ringo Starr. Als Kontrast dazu erklingt der Supremes-Coversong YOU CAN'T HURRY LOVE, der kommerziellste und kürzeste Beitrag auf der Scheibe. Ein großer Hit und obwohl der Track deutlich anders als der Rest der Platte klingt, passt er als Lied Nr. 5 gut in den Flow. IT DON'T MATTER TO ME ist wieder ein tanzbarer Song mit Bläser-Arrangement. Das Phil Collins in seiner Kindheit und Jugend neben den Beatles vor allem die Motown-Produktionen aus Detroit hörte und diese Musik bis heute liebt, hinterließ hörbare Spuren in seiner Soloarbeit, am signifikantesten auf seiner bisher letzten Platte GOING BACK, ein Album mit lauter Motown-Coversongs. Das zu dieser Stimmung passend jazzig-soulige THE WEST SIDE würde einen prima Filmsong abgeben. Vor dem weitgehend instrumental gehaltenen Song ist DON'T LET HIM STEAL YOUR HEART AWAY platziert, eine schöne Ballade. Eine weitere Ballade, WHY CAN'T IT WAIT 'TIL MORNING beschließt das Album. Ein sehr gelungener Song, mit stimmigen Streichern und zurückhaltenden Bläsern.

    HELLO, I MUST BE GOING! ist ein starkes Album, stilistisch ähnelt es FACE VALUE und wer Phil Collins' Scheiben ab 1985 nicht mag, sollte sich zumindest die ersten beiden Soloplatten anhören. Möglicherweise ändert der ein oder andere seine Meinung über Phil Collins und eventuell werden auch seine späteren Werke dann offener angehört. Auf HELLO, I MUST BE GOING! finden sich neben dem Hit YOU CAN'T HURRY LOVE neun weitere starke und gut produzierte Songs.
    Face Value (Deluxe Edition) Phil Collins
    Face Value (Deluxe Edition) (CD)
    01.02.2021
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Gelungenes tolles Debüt

    Im Februar 1981 veröffentlichte Phil Collins seine erste Soloplatte FACE VALUE. Ein Großteil der Songs ist vom Motown-Sound und R'n`B beeinflusst. Auch auf späteren Platten kann man hören, dass dieser Stil auf Collins einen großen Einfluss ausübt. Der Sound klingt sehr gut, guter Pop, auch Platz für Nebenwege, sowohl klassisch als auch (bezogen auf 1981) modern. Für einen Schlagzeuger ungewöhnlich nutzte Phil Collins auf FACE VALUE einen Drum-Computer. FACE VALUE ist eine gute Platte. Sie klingt weniger einheitlich als bspw. NO JACKET REQUIRED & sie unterscheidet sich stark vom damaligen Genesis-Sound. Und sie ist ein sehr gelungenes Solo-Debüt.

    Collins' damaliges schwieriges & turbulentes Privatleben spiegelt sich auf FACE VALUE wieder. Schmerz, Zorn & Hoffnung sind der Antrieb vieler Songs. Der erste Song ist gleich ein Highlight der Scheibe und einer der Klassiker von Phil Collins. In The Air Tonight ist ein fesselnder und düsterer Song. Er erinnert mich auch an das zwei Jahre später auf GENESIS veröffentlichte Mama. Beide Songs liefen in den Achtzigern auch an den New Wave & Independent-Tagen in den Rock-Diskotheken. Bedrohlicher, spannungsgeladener Sound, mysteriöser Text („Well, if you told me you were drowning I would not lend a hand…“), die ganze Zeit steuert der Song auf ein Ereignis, einen Höhepunkt hin, dann die berühmten zehn Schläge auf den Drums, der für Collins typische Schlagzeugsound, ein toller Song und Klassiker. Auf FACE VALUE sticht der Song genau wie das letzte Lied Tomorrow Never Knows, heraus. Mit Motown haben beiden Songs nichts zu tun.

    This Must Be Love ist ein langsames, schönes & rhythmisch sehr interessantes Stück, der Text ist hoffnungsvoll. Der Text feiert den Beginn einer neuen Liebe. Behind The Lines erschien bereits ein Jahr zuvor auf der Genesis-Platte DUKE. Die Version hier passt soundtechnisch sehr gut zu den anderen R'n`B-Stücken der Platte. Ein tanzbarer jazziger Song. Mit The Roof Is Leaking erfolgt ein Bruch. Der Text und das Arrangement mit Banjo und Slide-Guitar versetzen uns in das alte Amerika der Dust Bowl, der Baumwollfelder in den Südstaaten und der alles raubenden Naturkatastrophen. Ein unerwarteter Song, den man von Phil Collins nicht erwartet hätte. Dann folgt das Instrumental Droned. Erinnert mich an Collins ehemaligen Bandkollegen Peter Gabriel. Ein schönes fließendes und fesselndes Lied. Toller Song, der die traurige Atmosphäre von The Roof Is Leaking auflöst.

    Auch das folgende Hand In Hand ist ohne Text. Toller & tanzbarer Song, Collins spielt klasse Schlagzeug, der Song klingt gut und groovt! In I Missed Again hat der Sänger mal wieder Pech in der Liebe. Der Song klingt wie eine Persiflage auf all die traurigen Songs der verlassenen Lover. Wenn es einem dreckig geht, kann Selbstironie nicht schaden. Mit You Know What I Mean folgt dann ein Song über eine gescheiterte Liebe, all die Irrungen und Verwirrungen, die dann plötzlich vor der Tür stehen. Thunder And Lightning hat auch diesen tollen Sound, der die ganze Platte auszeichnet ( und ich habe nicht die neue aufpolierte Version). Thematisch behandelt der Song die Möglichkeit einer neuen Liebe, nach dem Verlust und der Trauer offenbaren sich auch neue Wege. FACE VALUE ist eine Achterbahnfahrt. Das Grundthema wird von verschiedenen Seiten beleuchtet. Collins schafft es, dass die Platte gleichzeitig vielschichtig ist und dennoch alles gut zusammenpasst.

    Das kurze I'm Not Moving scheint auch an seine damalige (Noch-) Ehefrau gerichtet zu sein. Ein flockiger & tanzbarer Song mit einem zornigen Unterton. Dann kommt mit If Leaving Me Easy die große traurige Ballade, alles ist Vergangenheit, die Wörter in den Briefen verblassen, aber die Erinnerungen bleiben, ein sehr schöner und gefühlvoller Song. Streicher, ein Saxophon und Eric Clapton an der Gitarre untermalen diesen Song. Eigentlich der für FACE VALUE passende Schlußsong. Dann folgt aber noch der Lennon-Beatles-Song Tomorrow Never Knows. Auf der wunderbaren REVOLVER war dieser Song der perfekte psychedelische Abschluss. Phil Collins schafft hier eine ebenfalls gelungene Version der frühen Achtziger. Etwa zwei Monate vor der Veröffentlichung von FACE VALUE wurde John Lennon in New York erschossen. Vielleicht nahm Phil Collins deshalb diesen Song auf. Auf jeden Fall ist diese Version eine schöne Hommage an John Lennon. Dann ist aber immer noch nicht Schluß, als Fade Out kann man noch kurz leise Somewhere Over The Rainbow hören. Jeweils am Anfang und am Ende von FACE VALUE finden sich zwei Songs, deren Sound sich deutlich vom Rest des Albums unterscheiden und die dennoch nicht als Störkörper wirken.

    Phil Collins galt irgendwann als der Buhmann der Popwelt. Zu viel Pop, zu eingängige Songs, zu viel Schmalz und vor allem zu viel kommerziellen Erfolg und Omnipräsenz im Radio. Es war dann chic sich über ihn lustig zu machen, auch andere Musiker kommentierten seine Songs & Platten mit Häme. Verdient hat Phil Collins dies meiner Meinung nach nicht. Er ist ein toller Schlagzeuger, er ist ein guter Sänger und Musiker, ich finde ihn sympathisch, er hat viele gute Songs geschrieben und gute Scheiben veröffentlicht. Manchen mag seine Musik zu weich sein, zu viel Pop ohne Ecken und Kanten. Ihr aber Qualität abzusprechen halte ich für unangemessen. Wer gute Pop & Rockmusik mag, sollte sich FACE VALUE anhören. (Die Rezension bezieht sich auf die 81-Version)
    Abacab Genesis
    Abacab (CD)
    01.02.2021
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Stimmiges & sehr gutes Genesis-Album

    Vielleicht liegt es daran, dass ich weder ein Jünger der progressiven Genesis-Phase, noch ein ausgewiesener Fan der Poprock-Genesis war. Ich habe zwar eine Vorliebe für die Genesis-Platten der Jahre 1980 bis 1986. Das liegt für mich einerseits daran, dass diese drei Scheiben insgesamt stringenter und mehr auf den Punkt komponiert sind und andererseits den Test der Zeit, aus meiner subjektiven Sicht, besser bestanden haben als die älteren Alben. Das ist aber vielleicht auch ein grundsätzliches Problem der Progrock-Ära. Aber natürlich sind die Genesis-Scheiben vor 1975 oder wahlweise auch vor 1977 oder vor 1980 gut und auch etwas ganz Eigenes. Und die Einflüsse und Erfahrungen der Progrock-Jahre sind bei allen Genesis-Scheiben der Achtziger hör- und spürbar. Auch wenn es viele "progressive" Fans nicht wahrhaben wollten oder wollen, eine platte Popband wurden Genesis nie. Meiner Ansicht nach war die musikalische Entwicklung bei Genesis notwendig und konsequent und vermutlich entdeck(t)en viele die alten Genesis über GENESIS & INVISIBLE TOUCH!

    Ich teile auch nicht die Ansicht, dass die Peter Gabriel-Scheiben besser oder wichtiger seien als die Platten von Phil Collins. Die Qualität der Musik und Produktion ist nämlich meiner Ansicht nach bei Collins grundsätzlich ebenso hoch einzuschätzen wie bei Gabriel. Dass die Platten von Phil Collins, vor allem im Vergleich zu den ersten vier Solowerken von Gabriel, häufig kommerzieller produziert und entsprechend erfolgreich(er) waren, ist für mich keinerlei Grund ihnen Qualität abzusprechen. NO JACKET REQUIRED bspw. ist meiner Meinung nach trotz des geradezu typischen 80er-Sounds nach wie vor eine prima Pop-Platte, ...BUT SERIOUSLY trotz des riesigen kommerziellen Erfolgs und der nachfolgenden hämischen Kommentare immer noch eine sehr gute Poprock-Scheibe und FACE VALUE und BOTH SIDES sind wunderbare persönliche Werke.

    Ich gehöre also keinem der bekannten Genesis-Lager an. Daher gehe ich an die Musik der Band offen ran. ABACAB ist gewissermaßen ein Übergangswerk, das dritte hintereinander. Bei AND THEN THERE WERE THREE versuchten die drei letzten Mohikaner Banks, Collins und Rutherford sich als Band erneut neu zu finden und neue Wege jenseits vom 70er-Prog zu gehen. Bei DUKE gehen sie weiter, der Sound und die Songs sind schon klarer, sparsamer, die Scheibe beinhaltet aber auch eine über die Platte verteilte Suite und damit genug Prog um auch die meisten Fans alten Fans mitzunehmen. Mit ABACAB gehen Genesis aber noch einige Schritte weiter. Die Musik ist entschlackter, die 70er werden begraben und das war auch absolut notwendig, um der Band ein Überleben zu ermöglichen. Mit ABACAB gingen Genesis deutlich in Richtung kommerziellere Rockmusik und daran war nichts falsch! Die Songs sind eingängier, tanzbarer, haben mehr Groove und Pop, sind allerdings noch nicht so radiotauglich wie bei den Nachfolgern. Collins-typischer gated-reverb-Drumsound kommt hier gut zur Geltung. Die Platte ist insgesamt minimalistisch gehalten. Dies ist im Vergleich zu allen Vorgänger, mit Ausnahme von DUKE, das die minimalistischen Ansätze schon signifikant enthält, das auffälligste Merkmal, der Bombast findet nicht mehr statt. Die Musik ist knackig und hat, auch wenn hier ein Hit wie bspw. MAMA fehlt, kommerzielles Potential. Dabei bietet ABACAB jedoch keinesfalls flache Popmusik, wie sie in den 80ern (& natürlich auch in allen anderen Jahrzehnten seit Elvis mit THAT'S ALL RIGHT um die Ecke kam) auch häufig zu hören war. Das Songs von Banks, Collins & Rutherford finde ich qualitativ sehr gelungen.

    ME AND SARAH JANE von Tony Banks erinnert mich in einigen Passagen an McCartney und wartet mit einer klasse Melodie auf. ABACAB zu Beginn gibt den Sound der Platte vor und repräsentiert gut, dass Genesis hier zwischen progressivem Rock und guter Popmusik stehen. DODO/LURKER erinnert mich an die älteren Sachen der Band, aber im knackigen Gewand. Ein abwechslungsreiches Stück und einer der Höhepunkte der Scheibe, die lauter gute Songs zu bieten hat. ABACAB ist für mich insgesamt etwas homogener als der Nachfolger GENESIS, klingt mehr wie aus einem Guss. Das 83er-Album geht insgesamt schon mehr in Richtung Pop. Daran finde ich nichts schlecht und GENESIS gefällt mir auch sehr gut. WHO DUNNIT?, für die Fans von SUPPER'S READY, die ABACAB bisher überlebt haben, sicher ein Schock oder zumindest ein schlechter Scherz. Scherz? Der Song, eine Art Genesis-Punk, hat ein gewisses Nervpotential, sehr knapper Text, der Song wirkt wie eine lange Nase für alle, die mit den neuen Genesis nicht einverstanden sind. Bei der Ablehnung von WHO DUNNIT? können sich Proggies und Collins-Balladen-Fans fröhlich die Hand reichen. Genesis hatten auch live sichtlich Spaß an der Nummer. KEEP IT DARK ist ein toller, treibender Song, auch die Gesangsmelodie gefällt mir gut. LIKE IT OR NOT hat ein tolles Intro, eine schöne Melodie, tolles Arrangement, ein prima Track von Mike Rutherford. NO REPLY AT ALL würde auch auf den 83er-Nachfolger passen, ein gelungener tanzbarer Popsong. Kritik gab es, da hier Bläser/Gastmusiker eingesetzt wurden. Ich halte dies für einen albernen Vorwurf. Auf einer Genesis-Platte spielen andere Musiker mit, so what? Ist das weiße Album der Beatles schlecht, weil hier auch andere ihre Parts haben? MAN ON THE CORNER ist ein weiterer sehr guter Song und ja, er klingt nach Phil Collins, dem Autor des Songs. Wo ist das Problem? Hat sich jemals jemand beschwert, dass LET IT BE nach McCartney klingt & I'M THE WALRUS nach Lennon? Außerdem finde ich sehr gelungen, dass MAN ON THE CORNER direkt nach WHO DUNNIT? kommt. Zum Schluss kommt mit ANOTHER RECORD ein Song der das Album gut abschließt. ABACAB ist ein stimmiges und sehr gelungenes Album mit 9 tollen Songs, die von den drei "Solostücken" abgesehen, von der Band gemeinsam geschrieben wurden. Ich mag die Platte sehr, ABACAB ist eine stimmige uns sehr gute Genesis-Scheibe.

    Ich kann nachvollziehen, dass viele Fans, die vor allem die Genesis-Werke von 70 bis 76/78/80 schätzen, mit ABACAB nichts anfangen können. Für Progrock-Verhältnisse haben sich Genesis spätestens mit dieser Scheibe zu viel und vor allem zu weit weg entwickelt. Für Fans von Drei-Minuten-Popsongs oder dem typischen 80er-Jahre Pop ist ABACAB jedoch andererseits sicherlich viel zu kompliziert, viel zu sehr Kunstgeschwurbel. Wer mit (guter) Pop/Rockmusik etwas anfangen kann ist hier gut bedient. Nach ABACAB folgten drei noch kommerziellere Genesis-Platten mit den Herren Banks, Collins & Rutherford. Mit ABACAB waren für Genesis endgültig die 70er-Jahre vorbei. Dies schmälert nicht die Klasse von bspw. THE LAMB LIES DOWN BROADWAY, noch ist es bedauerlich, dass 1986 INVISIBLE TOUCH durch den Äther flog. Für mich ist Genesis eine große Band (gewesen), die von 1969 bis 1991 (die letzte Scheibe ohne Collins kenne ich bis dato nicht, habe bisher auch kein Interesse mich damit zu beschäftigen) viele gute Werke erschaffen hat.
    Viva Hate (Remastered Special Edition) Viva Hate (Remastered Special Edition) (CD)
    16.10.2020
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Debüt & Klassiker

    Debüt & Klassiker

    Das erste Solowerk von Morrissey habe ich als Scheibe mit den originalen 12 Songs. Bei einigen Platten von ihm wurden später Neuauflagen mit veränderter Songreihenfolge, Weglassungen und "neuen" Lieder veröffentlicht. Dazu dann noch ein neues Cover. Davon halte ich grundsätzlich nichts. Ich denke die Platten sollten immer wieder so herausgebracht werden, wie sie auch im Original waren. Allenfalls mit zweiter CD für Bonustracks, die aus der gleichen Zeit stammen. Bei einigen wenigen Alben macht es vielleicht Sinn, sie verändert neu zu veröffentlichen. Ganz sicher jedoch nicht bei "VIVA HATE"!

    Das Solodebüt ist von ersten bis zum letzten Ton, der Guillotine, ein tolles Album. So gut The Smiths waren, wenn ich an einige Platten von Morrissey denke , dann vermisse ich die Band nicht. "VIVA HATE" gefällt mir persönlich besser als THE QUEEN IS DEAD. Natürlich eine gute Scheibe, aber auch etwas überschätzt. Und trotz des Votums vor einigen Jahren, The Smiths waren und sind natürlich nicht bedeutender, einflussreicher als die Fab Four aus Liverpool. Die Beatles werden immer the best band ever sein!

    Zwölf richtig gute Songs gibt es hier, das etwas sperrige "Alsatian Cousin" bietet einen schönen schrägen Einstieg mit Liebeskummertext. "Everyday Is Like Sunday" ist ein toller Song, eines meiner Lieblingslieder. Die Ödnis eines Sonntags in einem Küstenstädtchen in der englischen Provinz liess und lässt sich auch woanders finden. Sehr schöne Musik und auch ein klasse Text, nicht nur bei diesem Song. Ich finde die Lyrics auf "VIVA HATE" alle gut. Auch "Bengali In Platforms", habe ich nie als rechtes Statement verstanden. Texte spiegeln häufig nicht die persönliche Sicht des Autors wieder. Dichter wie Morrissey oder Dylan versetzen sich natürlich auch in andere Personen und beschreiben deren Gedanken , Ansichten und Handlungen. Aber das muss man eigentlich nicht erwähnen. Man sollte auch nicht den Fehler begehen Äußerungen von Morrissey aus den letzten Jahren mit Liedtexten aus den Jahre 1988 oder 1992 ("National Front Disco") zu verbinden und dann zum Schluss kommen, dass Morrissey immer schon rechtsextrem gewesen sei. Und nebenbei, wo war der Aufschrei bei "Margaret In The Guillotine"? Als künstlerisches Statement ist der Song nach wie vor gelungen. Ein kleines ruhiges Lied, ein beinahe zärtlicher Gesang, eine Bitte, die schöne Musik, dann das Fallbeil. Kunst darf nicht alles, aber fast alles! Die eiserne Lady war aus sehr verständlichen Gründen vielen Briten damals sehr verhasst und ihr Tod, lange nach dem Song, war auch dem ein oder anderen mindestens ein Pint wert. Aber es hätten auch 1988 nur einige Irrlichter begrüßt, wenn Margaret Thatcher wie Ludwig XVI ihren Kopf verloren hätte.

    Musikalisch ist das Album aus einem Guss, dabei doch abwechslungsreich. Neben Stephan Street spielt auf der Platte auch Vini Reilly, der bspw. auf CHANGING PLACES von Anne Clark Bemerkenswertes geleistet hat, eine wunderbare Gitarre. Dazu die Streicher beim kurzen "Angel, Angel, Down We Go Together". Die Musik bei "Late Night, Maudlin Street" ist feinste englische Indie-Romatik, dazu ein bemerkenswerter Text. "The Ordinary Boys" mit der wunderbaren Zeile "...who think it's very clever to be cruel to you...", die erste Single "Suedehead", und und und, es gibt hier nur gute und bewegende Songs. Nicht alle Alben altern so makellos wie "VIVA HATE". Wer die Platte noch nicht hat, sie empfiehlt sich sowohl als Einstieg ins Morrissey Werk als auch zur Komplettierung.

    Newsletter abonnieren
    FAQ- und Hilfethemen
    • Über jpc

    • Das Unternehmen
    • Unser Blog
    • Großhandel und Partnerprogramm
    MasterCard VISA Amex PayPal
    DHL
    • AGB
    • Versandkosten
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt
    • Hinweise zur Batterierücknahme
    * Alle Preise inkl. MwSt., ggf. zzgl. Versandkosten
    ** Alle durchgestrichenen Preise (z. B. EUR 12,99) beziehen sich auf die bislang in diesem Shop angegebenen Preise oder – wenn angegeben – auf einen limitierten Sonderpreis.
    © jpc-Schallplatten-Versandhandelsgesellschaft mbH
    • jpc.de – Leidenschaft für Musik
    • Startseite
    • Feed
    • Pop/Rock
    • Jazz
    • Klassik
    • Vinyl
    • Filme
    • Bücher
    • Noten
    • %SALE%
    • Weitere Weitere Bereiche
      • Themenshops
      • Vom Künstler signiert
      • Zeitschriften
      • Zubehör und Technik
      • Geschenkgutscheine
    • Anmelden
    • Konto anlegen
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt