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    pemberley1

    Aktiv seit: 11. September 2019
    "Hilfreich"-Bewertungen: 18
    80 Rezensionen
    A Fragile Enchantment Allison Saft
    A Fragile Enchantment (Buch)
    11.04.2025

    Eine zerbrechliche Verzauberung kann einen manchmal auch ganz machen.

    A Fragile Enchantment von Allison Saft

    Huhu liebe Lesende. Ihr kennt sie: Diese Geschichten, die davon handeln, dass Menschen etwas verbindet, die so auf den ersten Blick gar nicht zusammenpassen. Doch was bedeutet das überhaupt, dieses Zusammenpassen? Muss man unweigerlich aus derselben Gegend stammen, darf man sich nicht verlieben, wenn man reich ist, und die oder der Auserwählte arm? Passt es zusammen, wenn man berühmt ist, und sich in Jemanden verliebt, der völlig außerhalb der Starbbubble lebt? Passt es zusammen, wenn man eher ruhig und still ist, und sich zu Jemandem hingezogen fühlt, der sehr laut uns extrovertiert ist? Sportlich und unsportlich? Bücher liebend, und mit Literatur nichts anfangen könnend? Ich finde ja. Dinge passen, auch wenn die Welt um einen herum das manchmal nicht anerkennen und sehen möchte. Und wenn just diese Welt dann versucht zusammenzubringen, was nicht zusammengehört, nur, weil sie denkt es passt, dann wird es wirklich schlimm. Weil Gefühle eben doch wichtig sind. Und ja, das alles hat mit vorliegender Geschichte zu tun.

    Was uns das die Geschichte im Buch erzählt:

    Niamh schneidert Kleidung, und zwar mit Magie. Denn sie kann gute und negative Emotionen und Erinnerungen in Kleidungsstücke einbringen. Als ein Mädchen aus ihrem Heimatland mit einer ihrer Kreationen die Menschen im Nachbarkönigreich Avaland beeindruckt, ist Niamh plötzlich in aller Munde bei Hofe. Denn auf einmal möchte der Herrscher der Avaländer sie als Schneiderin für die Hochzeit seines Bruders Kit, dem Prinzen. Anfangs lehnt er sie ab, doch nach und nach schaut Niamh nicht nur hinter Kits Fassade, und die Maskeraden am Hof, sondern auch hinter den Klatsch und Tratsch der feinen Gesellschaft. Bis sie und Kit selbst zum Gesprächsthema werden.

    Titel und Cover:

    Das Cover ist traumhaft. Zart und fragil, wie im Titel gesagt mutet es fast wie der Tanz in einer zerbrechlichen Traumszenerie an. Und wer das Buch und seine Geschichte liest wird mehr dahinter erkennen. Der Titel erzählt uns von einer fragilen Verzauberung und auch dahintersteckt so viel mehr, was einem im Laufe der Lektüre klar wird. Denn es geht um Magie, um Verzauberung, und fragile Dinge, in vielerlei Hinsicht.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Das Rezept des Buches? Ihr bekommt nicht wirklich viel Spice, aber gerade dieses zarte und fragile, das nicht explizit und auf den Punkt und mit allen Einzelheiten erwähnt wird, macht die Geschichte umso schöner. Ihr bekommt viele Geheimnisse, eine kleine Prise Intrigen, dieses Gefühl einer anderen Zeitepoche, die unserer doch so sehr ähnelt, einen Spritzer Weltpolitik und viele Tröpfelchen unausgesprochener Worte, für die euer Kopf und eure eigene Fantasie bei der Lektüre das Ruder übernehmen müssen, weil sie nicht ausgesprochen werden, aber fühlbar sind. Alles mit Liebe zubereitet, denn die übernimmt eine wichtige Rolle im Buch. Und wem das noch zu wenig ist, der bekommt noch eine gute unterschwellige Würzung von Selfcare und Selbstliebe in Zeiten des Regency. Das Buch trifft unterschwellig genau auf einen Nerv bei mir, an dem es zieht, nämlich Gerechtigkeit, bzw. die Ungerechtigkeit an sich: Im sozialen Bereich, im vorverurteilten Bereich, Die Ungerechtigkeit darüber, was andere über dich denken, weil du aus einem bestimmten Land kommst. Die Ungerechtigkeit darüber, weil du kein „adliges“ (oder hier „magisches“) Blut hast, und deshalb etwas Geringeres bist. Die Ungerechtigkeit, dass man Menschen ausnutzen darf, selbst wenn es ihr Leben kosten könnte. Ja, viel Ungerechtigkeit. Und sein wir mal ehrlich: So ganz so schön ist es ja auch nicht, immer dieses Pflichtgefühl in sich haben zu müssen, sich zu „opfern“, im Sinne davon, dass man all seine eigenen Wünsche über den Haufen wirft, dass man heiratet (ich meine, es ist eine Hochzeit, und die sollte aus Liebe sein), nur um Bündnisse zu schließen. Dass man seine Magie für andere aufopfert, obwohl man damit seine eigene Lebenszeit verkleinert. Ich denke, ihr wisst was ich meine. Das Buch zeigt so viele Facetten von Aufopferung, Ungerechtigkeiten und Dingen die faul im Staat sind, dass es einen unweigerlich nachdenklich macht weil …………. Es solche Dinge ja auch heute auf der Welt gibt, egal wie weit wir gekommen sind, und wie gerecht wir sein wollen. Kommen wir also zu den schönen Dingen: Niamh und Kit. So zart, fast zerbrechlich, seufz. Ich fand schön, dass man bei Kit nicht die vielen Worte gebraucht hat, im Grunde genommen fast gar keine. Man selbst, und Niamh sicher auch, hat trotzdem gemerkt, dass er so eben seine Gefühle ausdrückt. Finde das hat die Autorin sehr schön erschaffen, weil es ja am Anfang das war, was mich etwas irritiert hat. Dieses „Wie soll ich wissen, was er von mir denkt, wenn er mir nicht sagt, was er von mir denkt?“. Man hat durch Gesten und Erröten, und den wenigen ausgesprochenen Worten gefühlt.

    Fragil wie im Titel besagt, ist auch die Geschichte in all ihren Einzelteilen: Fragile Beziehungen, fragile Gefühle, fragiles Leben, fragile Familien, fragiles Königreich, fragile Zauberei und Magie. Die Langsamkeit, slow burn, ist erkennbar, aber gar nicht so fragil und zerbrechlich. Ganz in der Langsamkeit geht die Geschichte voran und entwickelt sich, entfaltet sich genauso wie ihre Figuren und ihr Innenleben., und das gar ohne Magie. Es gibt viele Stellen, die sagen so viel mehr aus, als zu viel gesagte Worte, die nicht ehrlich gemeint sind. Gerade Kit als Protagonist betreffend. Er ist ehrlich, wenn auch ohne viele Worte. Man versteht das Buch und die Geschichte, und es bedarf keiner vielen Worte, denn die, die wir lesen sind wahrhaft gemeint, und zeigen uns ihr Inneres. Dies ist der Punkt, der mich veranlasst hat dem Buch nur für diesen Bereich der Buchcharaktere 4,5 Sterne zu geben (dem Rest aber 5). Weil ich jemand bin der Worte braucht um zu verstehen. Und weil ich an einigen Stellen mehr Worte von Kit gebraucht habe. Wie gesagt, weil ich so bin wie ich bin :). Denn ja: Vielleicht erscheint die Geschichte zwischen Niamh und Kit auch gerade so wunderschön fragil, zart und zerbrechlich, weil sie genau so ist wie sie ist. Manchmal gar ohne Hoffnung, und weil man Jeden so nehmen sollte, wie er ist. Ohne Vorurteile. Denn auch die begegnen uns im Buch ja oft genug. Deshalb habe ich die Geschichte nicht weniger geliebt.

    Die Einsamkeit von Niamh und Kit, jeder auf seine eigene Art, ist sehr gut nachzuempfinden, und eigentlich geben sich Beide genau das, was der jeweils andere braucht und benötigt. Wäre da nicht die Gesellschaft und der unterschiedliche Stand der beiden in genau dieser. Denn hier geht es um Pflicht und Ansehen, darum den Schein frei von Skandalen zu wahren, sein eigenes Glück für das Leben und Glück anderer zu opfern, sich überhaupt zu opfern, um Ehre, Pflichtgefühl und – bewusstsein, und um gegenseitige Aufopferung. Es geht aber auch darum, sich selbst wichtig zu nehmen und sein eigenes Ich nicht unterdrücken lassen und für andere zu opfern. Darum, den eigenen Platz in der Welt zu finden, die eigenen Wünsche voranzustellen, sich selbst und sein eigenes Ich wichtig zu nehmen und sich nicht unterdrücken zu lassen und zu aufopferungsvoll zu sein. Es geht darum freundlich zu sein, aber sich wegen dieser nicht ausnutzen zu lassen.

    Die Mischung der Geschichte macht’s: Da ist dieser Vibe von Bridgerton, nicht nur zeitmäßig, sondern durch Lovelace als Buchcharakter kommt auch ein Hauch Lady Whistledown ins Buch. Die Zeitepoche scheint auch zu ähneln, die Welt selbst ist eine ausgedachte Fantasywelt mit Magie, deren Idee ich total spannend finde. Manchmal spüre ich Mr. Darcy Vibes aus Stolz und Vorurteil, dann wieder Verschwörungen wie in so mancher Fantasygeschichte. Und dann sind da ja noch die Geheimnisse, und natürlich slow slow ganz slow, was man erst noch nicht als Burn, aber als aufkeimendes Flämmchen erkennen kann. Ja, irgendwie kann man nicht alles miteinander vergleichen, aber es ist so ein Vibe, der durch die Geschichte weht. Und es ist ja definitiv kein schlechter Vibe, weil ich Bridgerton und auch Fantasy liebe. Überhaupt, diese Art der Magie: Es sind alles nur Illusionen, wenn auch schöne, sind Erinnerungen, Gefühle, Schatten dessen, was uns einst glücklich gemacht hat, was wir ersehnen und vermissen. Und trotzdem bringen diese Schatten, diese Magie von Niamh, so viel Glück und andere Emotionen in die Geschichte, dass es Spaß macht diese Art der Magie kennenzulernen.

    Ich mag Niamh als Protagonistin und Kit als Person war interessant. Eigentlich mag ich es, wenn es Perspektivwechsel gibt, was hier nicht der Fall war. Bedeutet Kit ist wirklich SEHR undurchsichtig. Und meine Denkweise ist tatsächlich in real ähnlich der von Niamh und, deshalb kann ich verstehen, dass sie Kit manchmal nicht durchschaut, was gleichzeitig den Reiz des Buches ausmacht, mich aber auch total „grrrrr“ zurückgelassen hat. Also ein grrr während des Lesens eben, wie nur wir Buchmenschen es können. Kit ist speziell, kann Gefühle nicht so wirklich zeigen, und zeigt in genau diesen Gefühlen Unsicherheiten, auch wenn er Niamh gegenübertritt, was mich eben dazu veranlasst hat, zu denken, dass er sie toll findet, sie ihn fasziniert, weil sie ganz anders ist, als die Leute am Hof. Und weil sie ihm zuhört, mit ihm redet (was kein anderer tut, weil alle über seine Meinung hinwegsehen). Kit hat eben seine ganz eigene grummelige Art und Weise, die mir immer sympathischer wurde. Nach ein paar Tagen Gedankenherumkreiselei hatte ich akzeptiert, dass Kit wohl total auf Niamh steht, und eben seine Gefühle nicht so ganz ausdrücken kann, und es hinter Wut und Zorn versteckt. Immerhin erkennt er, dass sie die Einzige ist, die wirklich Interesse daran hat, wie es ihm geht, und sowas verbindet ja auch. Und vielleicht sieht er in ihr auch Licht in seiner Dunkelheit, in der Menschen über seine Zukunft bestimmen. Denn natürlich geht es auch um Hochzeiten aus Pflichtgefühl, weil Geld zu Geld muss, ohne Liebe. Für mich ist das Buch nämlich tatsächlich an die Regency Zeit angelehnt, auch von der Sprache her, wo so etwas ja oft vorkam. Kits Art ist symbolisch sozusagen das, was in seinem Kopf vorgeht. So wie im realen Leben, wo wir auch nicht immer erfahren, was in den Köpfen der Leute vorgeht, sondern damit klarkommen müssen, auf welche Art sie es uns sagen möchten (oder eben auch nicht). Ich finde es als Element tatsächlich auch interessant, wie sich in einem Buch etwas entfaltet, was man sonst quasi offen als Gedankenwelt vorgelegt bekommt. Dabei bevorzuge ich das Eine hier mal gar nicht mehr als das andere. Es ist auf alle Fälle neu. Nicht, dass man nicht in den Kopf des andren schauen kann, da gibt es schon auch andere Geschichten. Aber dieses richtige Grumpy, was Kit ausmacht, unter dem man doch den Zug der Sorge um Niamh entdeckt. Wie früher in der Schule, wenn man geärgert wurde, und einem gesagt wurde, dass derjenige total auf einen steht.

    Man spürt die Intrigen und Ungerechtigkeiten die unterschwellig im Buch sind, und uns auch Probleme in unserer Welt erkennen lassen. Dieses „Adlige und Reiche sind besser als „Gewöhnliche“, „Reich beutet Arm aus“, „Bloß nicht zu viel Politik für das adlige Volk, weil Klatsch und Tratsch der gehobenen Klasse besser gefällt“. Manchmal gab es „Vorurteile incoming …..“, es gab Schlechtmachen, so als ob manche Menschen weniger wert sind als andere, weil sie zum Beispiel aus einem anderen Land kommen, und das schon zum Verurteilen reicht. Das fand ich als Spiegel gut, der zwischen den Textzeilen uns Lesern vorgehalten wurde. Denn im Buch wird man verurteilt für WAS man ist, WER man ist, Woher man ist, WIE man ist. In einer geschaffenen Welt aus Schein und Sein, sollte man immer hinter die Fassaden schauen, weil nicht immer alles so ist, wie es oberflächlich aussieht. Vielleicht will die Person Lovelace auch den Menschen die Augen öffnen, für das, was sie nicht sehen wollen, und tut es auf eine Art, nämlich Klatsch und Tratsch, den die Menschen lieben. Tatsache ist, dass die Autorin es so hingebogen hat, dass jeder suspekt ist, und damit Lovelace sein könnte. Und trotzdem: Das Zusammenspiel der Gruppe der Charaktere im Buch aus Niamh, Kit, Sinclair, Rosa und Miriam hat mir super gut gefallen, obwohl, oder gerade weil alle auf ihre eigene Art verschieden waren. Tatsächlich hat es die Geschichte geschafft, mich emotional mitzunehmen, nachzudenken, und mit den Figuren mitzufühlen. Und zwar allen.

    Und sonst sei noch gesagt, dass mir das Buch richtig gut gefallen hat. Gerade diese Mischung aus Historie, Fantasy und Romance mit Slow Burn, mit Magie und politisch angesprochenen Welt-Themen, die tatsächlich hochaktuell scheinen, wenn man die Weltpolitik verfolgt. Und dann wären da noch die Figuren, denen ich mich erst annähern musste, gerade zum Beispiel bei Kit, den ich am Ende aber ganz hinreißend fand. Da sind die Bridgerton Vibes. Und da sind Charaktere, die ich alle sehr gut nachempfinden konnte, und von es niemanden gab, den ich wirklich nicht mochte. Tatsächlich habe ich das am Ende nicht mal bei Jack, Kits Bruder, getan.

    Ihr bekommt mächtige gesellschaftliche Ungerechtigkeiten, Gesellschaftskritik in Form von Klatsch und Tratsch, Kritik an einem Arbeitssystem ohne gute Bezahlung für Leute, die wertvolle Arbeit tun. Ihr bekommt Beleidigungen, weil Menschen sich ein Urteil geschaffen haben, ohne jemanden zu kennen. Ihr bekommt Menschen, die ihre Augen vor der Wahrheit verschließen, weil sie unangenehm sein könnte. Ihr bekommt die Denkweise, nicht gut genug zu sein, sich für alles entschuldigen zu wollen, für andere da zu sein und an alle anderen mehr zu denken, als an sich selbst. Es geht darum, was die Familie von einem verlangt, was man selbst will und was man vom Leben erwartet. Dass man nicht immer das bekommt, was man möchte, obwohl es so sein sollte, weil es ja um das eigene Leben geht. Denn im Buch ist auch Sehnsucht an das Leben, bevor die Pflichten kamen, die uns zwingen, Dinge zu tun, die jenseits des eigenen Glückes liegen. Und ihr bekommt zu sehen, wohin Stress und Überbelastung führen kann, wenn man darüber hinaus es allen recht machen zu wollen, sich selbst verliert. Ihr bekommt soziale Ungerechtigkeit, und Standesunterschiede. Ich finde sehr viele Fantasygeschichten (und andere) tragen Realität und politische Ereignisse in sich, überdeckt vom Mantel der Fantasy, aber doch immer auch deutlich erkennbar. Deswegen gibt es ja auch immer wieder Bücher, die in anderen Ländern verboten werden, weil sich manche machtgierigen Kerle wohl darin zu gut erkennen, und die Leute nach der Lektüre ja darüber nachdenken könnten, und das den Typen dann gefährlich werden könnte. Gut so, denn solche Geschichten mag ich immer wieder gerne :).

    Heutiges Rezensionslied? Finde ich passend, weil es diese Hoffnungslosigkeit beschreibt, wenn man nicht zusammen sein kann, obwohl man doch will:

    „You know I want you. It's not a secret I try to hide.
    But I can't have you. We're bound to break and my hands are tied.“
    The Anatomy of Dreams: Die Auserwählte (New Adult Romantasy) Charlotte Macallan
    The Anatomy of Dreams: Die Auserwählte (New Adult Romantasy) (Buch)
    05.04.2025

    Sehnsuchtsträume im Traumland Schottland

    The Anatomy of Dreams – Die Auserwählte – Band 1 von Charlotte Macallan

    Träume. Mit diesem Thema muss ich beginnen, weil es ein so umfangreiches ist. Träume können oberflächlich sein, aber auch tiefgehend. Sie können vorausschauend sein, gruselig, traurig, und den Weg weisen, manchmal in die Zukunft schauen. Sie können uns ängstlich zurücklassen, völlig in Schwarz und Weiß vor unserem inneren Auge ablaufen, aber auch in vollkommen bunten Farben und mit Fantasie. Träume, und ihre Deutung können so unendlich und grenzenlos sein, wie Träume selbst. Denn in Träumen kann alles passieren. Oftmals finden wir Dinge traumhaft, reden von Traumfrauen und – männern, dem Traumurlaub oder anderen Dingen, die wir mit Traumworten verbinden. Doch Träume gehen tiefer, wie schon erwähnt. Auf einer ganz anderen und emotionalen Ebene, die nichts mit der oberflächlichen Nutzung des Wortes „Traum“ zu tun hat, das wir oftmals inflationär benutzen. Denn wir oft sagen wir, dass ein Traum wahr geworden ist, obwohl wir von genau dieser Situation nie geträumt haben? Ihr seht, ich könnte mich grenzenlos ins Thema Träume hineinträumen, und euch davon erzählen. Da dies aber eine Buchrezension ist, sollte ich erstmal davon erzählen, dass vorliegendes Buch ein bisschen das Thema Träume beinhaltet, es sogar einen gar nicht mal so kleinen Teil einnimmt. Genauer gesagt geht es um die Anatomie der Träume. Und was das nun wieder genau ist, und dass es nicht einfach nur so daher gesagt und ein geflügeltes Wort ist, das erfahrt ihr in der Geschichte, die euch in „The Anatomy of Dreams“ erzählt wird. Denn oftmals, können Träume einfach wahr werden. Nicht inflationär oberflächlich, sondern wirklich und wahrhaftig.

    Die Geschichte die das Buch uns erzählt:

    Maisie als Hauptprotagonistin studiert Medizin in Edinburgh. Der Tutor, der ihr im Anatomiekurs zugeteilt wird, heißt Philip. Und ist ein Traummann. Also …. Zumindest Maisies. Denn obwohl sie Philipp nicht kennt, sieht er dem geheimnisvollen und unbekannten Schotten zum Verwechseln ähnlich, der Maisie seit einiger Zeit in ihren Träumen besucht und eine wahrlich traumhafte Anziehungskraft auf sie ausübt. Doch Maisie will sich auf ihr Studium konzentrieren, selbst, wenn das leichter gesagt als getan ist. Denn nicht nur Philipp, und ihr Traumschotte machen ihr da einen Strich durch die Rechnung. Denn da ist noch Kommilitone Chris, der Normalität in Maisies Leben außerhalb der Träume bringt, und der ebenfalls mehr von Maisie will. Wären da nur nicht diese verwirrenden Gedanken über Philipp und Maisies Träume, die sie immer wieder weg von der Realität schleifen wollen. Was es mit dem Ganzen auf sich hat, dürft ihr gerne selbst erfahren, denn die Geschichte schwebt z wischen Traum und Wirklichkeit, und nimmt uns genau dahin mit.

    Titel und Cover:

    Der Titel gefällt mir unheimlich gut, weil er mit der Bedeutung der Träume spielt. Die Anatomie von Träumen kann man nie genau und wissenschaftlich erklären, weil Träume eine Wissenschaft für sich sind, die nicht faktisch entsteht, sondern durch das Unterbewusstsein, das eine höchst emotionale Sache und Ebene ist. Gleichzeitig ist der Titel ein Hinweis darauf was Maisie, unsere Hauptprotagonistin, in ihrem Leben anstellt, studiert, und was ihr wichtig ist. Der Anatomiesaal ist ihr als Medizinstudentin nämlich nicht fremd. Und der Tutor in genau diesem Anatomiesaal auch nicht. Und auch das Cover liebe ich, weil es zum Träumen einlädt, indem es uns wiederum einlädt, hinter die Wolken des Traumes auf dem Cover zu schauen. Denn hinter jedem Traum verbirgt sich etwas. Und was sich im Buch verbirgt ist etwas richtig Gutes. Diese Traumebene im Nebel ist richtig schön gelungen.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Rein zu den Fakten: Dies ist Band 1 einer Buchdilogie. Es gibt also noch einen zweiten Teil, und auf genau diesen freue ich mich tatsächlich als Leserin sehr. Denn in Band 1 werdet ihr verwickelt in so viele Traumgeheimnisse, so dass ihr einfach die Auflösungen für alle wollt. Werden diese kommen? Das weiß ich selbst nicht. Aber es wäre ein Traum meinerseits ;). Das Schöne an der Geschichte ist, dass es bis in Band 2 geschafft wird, sich selbst Theorien auszudenken, die nicht aufgelöst werden. Gibt es also einen Cliffhanger? Ich sag jetzt einfach mal so ….. ja!



    Die Geschichte hatte eine Sogwirkung auf mich. Kaum hat man angefangen zu lesen, fühlte es sich an wie in einem Traum gefangen, eingesogen und mittendrin dabei. Und das meine ich wirklich so. Die Atmosphäre, die durch Worte geschaffen wurde, gab einem beim Lesen das Gefühl, direkt in Maisies Träumen zu sein (was man tatsächlich und unweigerlich auch war). Viel besser noch: Man dachte man befindet sich in seinen eigenen Träumen, und diese waren eben gleichzusetzen mit denen von Maisie, weil man sich für die Zeit der Lektüre sehr mit ihr verbunden gefühlt hat.

    Genau diese Atmosphäre der Geschichte ist es, die einen dann auch selbst anzieht. Sie ist dunkel, düster, aber auch geheimnisvoll. Chris steht für das Licht, das Hoffnungsvolle und Normale in Maisies Leben. Philipp für die Sehnsucht, das Dunkle, aber auch unweigerlich Anziehende. Und ja, hier kommt morally grey dann zum Tragen, denn was war hier los? Auch ich habe mich wohl angezogen gefühlt. Habe verstanden, warum diese Anziehungskraft da ist, weil ich versucht habe durch den Nebel von Philipps Wesen zu sehen, wie durch einen Traumschleier. Wer in der Geschichte gut, und wer böse ist, wer die Dunkelheit ins Leben von Maisie bringt, und wer das Licht, ist alles hinter Schatten verborgen, und wir erfahren erst mit der Lektüre, was es alles auf sich hat. Beziehungsweise tun wir das tatsächlich nicht so ganz, und uns wird ein klein wenig der geheimnisvollen Dinge mitgegeben für unsere Traum-Reise in Band 2. Und dort gibt es dann hoffentlich jede Menge herauszufinden und aufzulösen.

    Man schwebt im Buch von Theorie zu Theorie und kann gar nicht anders, als mit purer Aufregung und Freude diese im Kopf zu bewahren, sich zu freuen, wenn eine Theorie bestätigt wird, sich zu wundern, denn etwas ganz anders geschieht, und vom Buch sofort in die nächsten Theorien wie in einem Traum mit eingesogen zu werden. Was unheimlich spannend erscheint ist die Geschichte und das Geheimnis, das Philip umgibt, und zu dem ich nun gar nicht so viel sagen kann, weil ich Niemanden spoilern will, und weil es einfach so viel Spaß macht es selbst herauszufinden und auf seine eigene Reise während der Lektüre zu gehen.

    Wir sind oft in Maisies Kopf, in ihren Träumen, und erleben mit ihr diese intimen Momente, die eigentlich einzig und allein dem Menschen vorbehalten sind, der sie gerade träumt und somit auch erlebt. Schön ist es trotzdem, auch auf diese Traumreise mitgenommen zu werden, denn es sorgt dafür, dass wir den Charakteren im Buch sehr nahekommen, und mitempfinden und – fühlen können. So offen wie die Träume und die Gedankenwelt sind, so verschlossen erscheint Philip manchmal. Aus gutem Grund. Das erfahren wir dann während der Fortsetzung des Lesens. Aber auch so ist er nicht gerade ein Mann der großen Worte. Ein Traummann, wohl wahr! Aber Worte?! Philip agiert mit dem Element im Buch, das mir sehr viel Spaß bereitet hat, weil es auch mir sehr wichtig im Leben ist: Die Musik. Dieses Element taucht im Buch immer wieder auf als Konversation zwischen Maisie und Philip. Weil er nie gelernt hat, mit Worten umzugehen und sie auszusprechen, aber sehr wohl der Bedeutung von Worten weiß, und sie so in Liedern nutzt, um Maisie seine Gefühle und Gemütszustände mitzuteilen. Schon allein für diese Idee lohnt sich die Geschichte, weil Musikmenschen darin genau das sehen, was Musik sein sollte: Geschichten und Botschaften, die uns erzählt werden. Eben in Form von Liedern.

    Ein weiterer Punkt der im Buch verarbeitet wird ist die keltische Mythologie, was sehr interessant, aber auch intensiv erscheint. Denn diese ist es, die sich in die Träume mit reinmischt, die Symbole deutet und die sich in die Geschichte so mit reinschleicht, dass wir sie nicht unerwähnt lassen dürfen. Denn auch das ist die Anatomie eines Traumes: Symbolik, etwas als real wahrnehmen, und manchmal vielleicht auch die Erkenntnis, dass es wirklich wahr sein kann oder könnte. Hey es sind Träume, da kann alles passieren ;).

    Da es sich um Urban Fantasy handelt, haben wir zwar keine Fantasywelt, in die wir eintreten, aber wir haben die Magie, haben die Traumwelt und den verhüllenden Vorhang zwischen Traum und Wachzustand, der die ganze Geschichte umhüllt und verdeckt, und sie so auch mysteriös macht, aber ebenso einzigartig geheimnisvoll und eben sehr spannend. Und dann befinden wir uns ja auch noch in einem Traumsetting: Denn Schottland als Sehnsuchtsort und als Setting war einfach so wundervoll umschrieben, dass man sich mittendrin gewähnt hat. Denn ja, da ist noch diese eine Sache im Buch, die Diejenigen verstehen, die einem Land genauso verfallen sind, wie einer Frau oder einem Mann. Ein Traumland eben. Schottland als Setting durchdringt immer wieder die Geschichte, die uns erzählt wird. Schottland ist da und ist allgegenwertig. Die Magie des Landes selbst, seiner Mythologie, und die Magie der Natur. Die Ortsbeschreibungen laden ein zum Träumen ….. im Fall des Buches sogar zum Dabeisein und Miterleben. Man fühlt die Landschaften regelrecht beim Lesen, wähnt sich in ihnen, und wenn man die Augen schließt steht man auf so manchem Hügel und in so manchem Schloss darauf.

    Die Geschichte hat mich glücklich gemacht, obwohl sie gar nicht mal durchgehend hoffnungsfroh und lichtdurchflutet war. Sie war dunkel, hat mich aber mitgezogen in ihre dunklen Träume mitten in die Zwischenwelt aus Realität und Traum, und hat mich Philip sehen und fühlen lassen (äh, es ist nicht so wie es klingt! :P). Während der Traumszenerien hat das Ganze fast schon eine mystische Atmosphäre, die auch davon herrühren mag, dass man sich im sagenumwobenen Schottland mitten in der mystischen Landschaft wähnt. Atmosphärisch ist die Geschichte aber auch in der Normalität der Realität, außerhalb der Träume. Vielleicht auch, weil alles wie durch einen Traumnebel geträumt erscheint, und sich die Realität gerne mit den Träumen vermischt. Diese Brücke zwischen beidem schlägt Philipp, der ein ganz besonderer Charakter ist. Denn wie in jedem guten Traum muss man sich auf ihn einlassen, muss ihn erst kennenlernen, ihn erkennen und durch seine Maske alias Traumnebelschleier hindurchsehen.

    Was ist sonst noch wichtig? Ach ja. Ihr bekommt spicy Szenen. Nicht im absoluten Übermaß, es ist also total in Ordnung, weil sie für mich sogar wichtig für den Lauf der Geschichte sind, und ganz ohne würde ein Teil des Puzzles der Geschichte fehlen. Wäre ja auch schade, wenn man Traummänner nicht berühren dürfte, richtig? So einen Traummann haben wir hier im wahrsten Sinne des Wortes: Einen Mann, der in Träumen erscheint, und nach dem man sich aus irgendeinem Grund verzehrt. Und jetzt sagt mir nicht, solche Träume hattet ihr noch nie :D

    Was ihr im Buch bekommt sind Träume, eine Menge davon. Ein Traumsetting, ein Traumland, ein Traumsetting, Traummusik, einen Traumkerl mit Traumgeschwistern, eine Traummitbewohnerin, tatsächlich Traumeltern, aber auch ein wenig moralisches Grau im Hinblick auf Dinge, die getan werden, und natürlich die Gewissheit, dass alles das so traumhaft erscheint auch düstere Seiten enthüllen kann. Ihr bekommt reale Träume, reales Leben, Hoffnung, Hoffnungslosigkeit, Herzschmerz (ja autsch!), Tränen, Lachen, Melancholie, eine gewisse Bittersüße und Geheimnisse. Drum lasst euch in weiche Kissen fallen, und träumt während der Lektüre gerne mit offenen Augen. Denn ich mag, dass Träume sich nicht nur in Musik und die Popkultur geschlichen haben, sondern auch in dieses Buch.

    Und am Ende lasst es euch gesagt sein: Für all diejenigen, die sich bis hierher in einem Traum (oder Alptraum) einer Rezension befunden haben nun mit klaren faktischen Worten: Dies ist eine unbedingte Leseempfehlung meinerseits für alle, die hinter Träume und Symboliken schauen wollen, die mysteriöse Geschichten mögen, die Schottland lieben und …. Ja ich sag‘s mal so ……. Einem wirklich ziemlich heißen schottischen Kerl begegnen möchten.

    Und das heutige Rezensionslied? Kann ja nur eines über Träume sein ;):

    „Another night, another dream, but always you.
    It's like a vision of love that seems to be true.
    Another night, another dream, but always you.
    In the night I dream of love so true.“
    The Courting of Bristol Keats Mary E. Pearson
    The Courting of Bristol Keats (Buch)
    28.12.2024

    Manchmal steckt hinter Menschen und überhaupt allem mehr, als es auf den ersten Blick scheint.

    The Courting of Bristol Keats von Mary E. Pearson

    Hallo liebe Lesende. Werbung. Ein Wort, das wir mit etwas verbinden, das uns zum Kaufen anregt. Dabei gibt es so viele Arten der Werbung. Das Umwerben eines Menschen. Das Erwerben einer Sache oder einer Tätigkeit. Das Anwerben von Jemandem, der einem bei etwas hilft. Das Bewerben um Jemandem etwas schmackhaft zu machen, aber auch das Bewerben, bei dem man sich selbst ins richtige Licht stellen muss, um für etwas genommen zu werden, was man möchte. Also sich selbst quasi schmackhaft machen. Ich gebe zu, letzteres fällt mir am Schwersten. Aber darum soll es nun gar nicht gehen. Denn in folgendem Buch geht es tatsächlich nicht um mich, sondern um Bristol Keats. Und was ist mit jener Bristol? Nun ja. Der Titel sagt es schon. The Courting, das Umwerben. Tatsächlich ist der Titel einer derjenigen, die mich haben neugierig werden lassen. Warum wird Bristol umworben und von wem? Von einem Mann, eine Frau, in romantischen Sinne oder politischem? Weil man ihre Hilfe braucht? Was ist an ihr besonders, was andere nicht haben? Ihr seht, Werbung kann viel sein. Sogar über das Glück und Unglück eines Menschen entscheiden. Wie das alles mit der Geschichte von Bristol Keats zusammenhängt? Das erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest. Sowohl meine Rezension, als auch das Buch.

    Was hinter der Tür der Geschichte liegt:

    Bristol Keats lebt als mittlere von 3 Schwestern zusammen mit den Beiden in einem kleinen Haus, in einer Kleinstadt, nachdem Vater und Mutter gestorben sind, und nachdem sie fast ihr gesamtes Leben lang nicht sesshaft und als Familie immer unterwegs waren. Die Sorgen sind groß, die finanziellen Nöte noch größer. Und so folgt Bristol eines Tages dem Ruf eines Briefes einer Tante ihres Vaters, der eine Bitte enthält, ihr und ihren Schwestern aber finanzielle Unabhängigkeit bringen würde. Doch das Treffen birgt noch mehr in sich, denn Geheimnisse werden nicht aufgedeckt, aber angeschnitten. Denn Bristol erfährt, dass ihr Vater noch leben könnte, ihr gesamtes Leben eine Lüge ist, und sie auf der Suche nach ihm ins Land der Elfen und des Elfenkönigs Tyghan gehen muss. An dessen Hof und im Palast gibt es weitere Geheimnisse und Intrigen, so wie undurchschaubare Gedanken, und Tyghan, der sie nicht kaltlässt. Und auch er würde Bristols Vater gerne finden, wenngleich aus ganz anderen Gründen. Und so bietet Bristol ihre Hilfe für Elfheim an, wenn Tyghan ihr bei der Vatersuche hilft. Was dabei noch alles passiert, muss man einfach lesen, weil es gar nicht so einfach zu erklären ist, ohne zu spoilern.

    Cover und Titel:

    Das Cover ist einfach nur richtig schön, traumhaft und magisch, so dass es die Magie der Geschichte wiederspiegelt, und dass es ein Land hinter einer Tür gibt, zu der es quasi einen Schlüssel braucht. Ich mag die Symbolik ungemein, und dass man erst im Laufe der Geschichte erfährt, dass Schlüssel nicht gleich Schlüssel ist. Der Titel? Ach :) . Die umworbene Bristol trifft es ganz gut, weil es eben so viele Arten der Werbung um Jemanden gibt, dass auch der Titel symbolisch sehr schön ist, und viel aussagt, dass man erst ergründen muss.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Gleich zu Anfang sei gesagt: Dieses Buch hat mich verwirrt. Ja okee. Beobachter*Innen meiner Rezensionen werden wissen, dass ich verwirrend chaotische Dinge, die speziell sind mag. Wegen ihrer Einzigartigkeit, weil sie eben anders sind. Das Problem hier war, dass die Verwirrtheit meinerseits an einigen Stellen angehalten hat. Das ist kein großer Kritikpunkt an der Geschichte des Buches, und liegt ja auch eher an mir als Leserin. Doch erwähnen möchte ich es, denn ab und an habe ich mich hinterfragt, ob es an meiner Verwirrtheit liegt, dass ich nicht immer der Geschichte klar und zielführend folgen konnte, oder ob das Buch selbst mich einfach verwirren wollte. Ich hatte ständig das Gefühl beim Lesen, was verpasst zu haben. Kleine Fragmente, Szenen, Textpassagen. Aber auch die haben sich eventuell hinter einer Tür versteckt. Was auf alle Fälle wichtig ist. Dies ist eines der Bücher, wo alle Worte in einem Satz eine Bedeutung für den späteren Verlauf der Story haben können. Es ist eben ein Buch, wo jedes Wort wichtig ist, weil man denkt, sonst was zu verpassen. ABER selbst, wenn man alle Worte aufmerksam liest, verpasst man irgendwie was, weil die Wahrheit sich gut unter den Worten versteckt. Hinter einer Tür liegen die ganzen Geheimnisse. Und ja. Es wird weitere Teile geben, einiges hat sich selbst gelöst, einige Fragen nimmt man mit in den nächsten Teil, wo man dann hoffentlich die Antwort bekommt. Denn mit einer beantworteten Frage kamen ein paar neue auf, deren Rätsel irgendwie nicht gelöst wurden. Und genau deshalb bleibe ich gespannt auf Band 2, bzw. die Nachfolgebände. Weil ich weiter verwirrt werden will? Äh. Ja! Ah, Halt. Nein. Weil ich Antworten haben möchte.

    Nun muss ich natürlich auch zugeben, dass es etwas im Buch gab, dass sich nicht verborgen hat. Der humorige Schreibstil, der den Figuren einige lustige Zitate entrungen hat, und der sich auch nicht zu verstecken braucht, weil er Spaß beim Lesen gebracht hat. Was mit ebenfalls gut gefallen hat war die Ausarbeitung der inneren Zerrissenheit, dieses Gefühls nirgends richtig dazuzugehören. Vielleicht hat das Buch sich genau dieser Thematik angenommen, indem es nicht zu den Büchern gehört wo alles gleich aufgelöst wird, einen aber auch gerne mit vielen Fragen zurücklässt. Eben nicht hier und nicht dort passend. Aber darum geht es ja auch in der Geschichte von Bristol. Und dann wäre da ja noch Bristol Keats als Erwählte mit einer gewissen Art von Einzigartigkeit. Anfangs konnte man sich wunderbar mit ihr identifizieren. Eine Auserwählte, die nicht besonders war, in der Menschenwelt gelebt hat, deren Stärke und Talent sich noch nicht offenbart hat, und hinter einer Tür versteckt lag. Deren ältere und jüngere Schwester jeweils viel talentierter sind. Und ich gebe zu beim Lesen gejubelt zu haben like „Endlich mal Jemand, der wie ich ist, und doch zur Auserwählten wird“. Doch ich lag falsch. Talente schlummern in uns, ich bin sicher jeder hat eines. Und nicht jedem oder allem gegenüber wollen wir sie offen zeigen. Wo wir wieder beim Umwerben sind. Was will jemand von uns, der etwas in uns sieht, was wir selbst nicht tun?

    Es gab kurze Sequenzen a la Game of Thrones Intrigen, mal High Fantasy in der Welt der Elfen und fremdartigen Wesen, anfänglich Urban Fantasy in der Menschenwelt und ganz viel Worldbuilding durch das Kennenlernen der Landschaften in Elfheim, aber auch anfänglich der Menschenwelt. Es gibt mehrere Perspektivwechsel, was ich sehr interessant fand, denn auch sie waren nicht so angeordnet, wie oftmals in anderen Büchern. Nach und nach werden Figuren eingeführt und oftmals habe ich mir die Frage gestellt, welches Selbst hinter der Tür des eigenen Ichs gelauert hat.

    Für mich selbst ist die Geschichte in zwei Teile einzuteilen. Man bekommt Bristols Leben in der Menschenwelt mit, wird eingeführt in die Geschichte, lernt einige Charaktere kennen (davon sehr viele), und trotzdem kommen auch immer wieder neue dazu. Dabei war ich als Leserin manchmal genauso verwirrt und überrascht wie Bristol selbst, die ihr gesamtes Leben nichts gekannt hat als eben jene Welt der Menschen, in der sie aufgewachsen ist. Und man bekommt mit, wie verschieden Menschenwelt und Elfenwelt doch voneinander sind, und sich doch ähneln im Benehmen einiger Wesen. Das Slowburn der Lovestory war für mich in Ordnung, und ich habe es tatsächlich am Anfang gefühlt. Das ist dann ab dem letzten Viertel der Geschichte etwas verlorengegangen hinter nicht getätigten Aussprachen der beiden Hauptcharaktere. Und weil das Slowburn natürlich auf einmal weg war. Auch war Bristol natürlich nicht die gesamte Zeit die unscheinbare mittlere Schwester, die unsichtbar zwischen ihren talentierten 2 Schwestern in der Menschenwelt gewandelt ist, sondern auf einmal die Erwählte. Und ja, diese Geschichtsentwicklungen gibt es natürlich oft bis häufig. Trotzdem hätte man die Besonderheit noch etwas weiter verbergen können. Was im ersten Teil der Geschichte slow und langsam war, ging im zweiten Teil umso schneller. Die Geschichte ist wuselig und lebendig. Und für mich führt diese Wuseligkeit, obwohl ich sie eigentlich liebe, in manchen Szenerien dazu, manches manchmal aus dem Blick zu verlieren, so wie bei einem großen Wimmelbild. Eben wuselig durch und durch und chaotisch auf die bestmögliche Art und Weise.

    Die Verborgenheit durchzieht das ganze Buch. Verborgene Türen, Gefühle, Wesen und Menschen. Und eben manchmal die Verborgenheit meines Durchblicks durch die Geschichte :). Ein verborgenes Leben auf der Flucht und eine Welt, die sich hinter Türen verbirgt. Im Grunde genommen ist der Schreibstil und die Geschichte wie das im Buch mehrfach erwähnte Glamour (eine Substanz mit der sich die magischen Wesen in unserer Menschenwelt tarnen, um ihr wahres Aussehen zu verschleiern), und eben die Tür, die gefunden werden muss. Das Buch ist manchmal undurchschaubar, und die Charaktere ebenfalls. An manchen Stellen ist es, als ob sich ein Schleier über die Geschichte legt, etwas Verborgenes unter den Worten lauert, das man erst im Fortlauf entdeckt, obwohl es direkt vor einem in Buchstaben geformt steht. Nur eben verborgen und unsichtbar, obwohl doch lesbar.

    Ihr bekommt Bristols Zerrissenheit zwischen ihrem Vater und Tyghan, zwischen Menschen – und Elfenwelt zu spüren. Den Wunsch nach Familienzugehörigkeit und überhaupt die Zugehörigkeit zu etwas oder Jemandem. Die Themen Vertrauen, Loyalität, sich nirgends zugehörig zu fühlen und immer zwischen den Stühlen stehen, Familie, Liebe und Verrat. Und natürlich das Thema Zuhause, und was es bedeuten muss, wenn man fahrend, nie ruhend, und immer auf der Flucht ist. Die Abwesenheit von Beständigkeit. Wenn man keine Konstante, keine festen Bindungen zu irgendwem oder irgendwas hat, und immer ruhelos ist. Und ja, dann sind da noch die Menschen die wir in – und auswendig zu kennen glauben, und die ihre Geheimnisse hinter einer Tür ihres Selbst verstecken. Ja, ihr merkt, die Türmetapher kommt häufig in meinem Text vor, weil Türen, und was sich dahinter verbirgt, das Schließen und Öffnen von Türen im Allgemeinen, alles in der Geschichte vorkommt. Sei es symbolisch oder wahrhaftig. Denn es geht auch um ungesehen sein und bleiben. Unsichtbar in der Welt, wie hinter einer Tür versteckt, die sich erst öffnen muss, damit man uns richtig sieht. Etwas, das keiner von uns erwartet, was man auf den ersten Blick nicht sieht, weil viele nicht tief genug, sondern nur oberflächlich sehen.

    Vielleicht hat Band 1 mich noch nicht ganz zu 100% gefangen genommen, wenngleich die % Zahlen gut aufgefüllt waren. Denn immerhin freue ich mich auf das, was da noch kommt, und was hinter den Türen der nächsten Bände verborgen liegt, um es zu entdecken. Das Ganze ist übrigens nur meine eigene Sicht der Dinge, und natürlich kann es sein, dass andere Menschen die Geschichte ganz anders wahrnehmen. Für mich war es eine tolle Geschichte voller Fantasie, Magie und Weltenbau und vielen Geheimnissen, die es zu ergründen gab. Manchmal eben zu vielen. Aber trotzdem eine Geschichte, bei der man sich auf alle Fälle auf die nachfolgenden Bände freut, weil man eben unbedingt doch noch den Durchblick haben möchte. Und natürlich auch wissen muss, wie es weitergeht mit Bristol.

    Das heutige Rezensionslied fand ich passend, weil man einfach manchmal nicht weiß …… was andere von einem möchten. Wenn sie einem Dinge verheimlichen. Wenn man beworben oder angeworben wird. Und wenn sich Dinge hinter Türen befinden, die uns oftmals nicht gesagt werden:

    „Just don′t give up, I am workin′ it out. Please don't give in, I won′t let you down.
    It messed me up, need a second to breathe. Just keep coming around.
    Hey, whataya want from me?“
    A thousand heartbeats - Der Ruf des Schicksals Kiera Cass
    A thousand heartbeats - Der Ruf des Schicksals (Buch)
    10.11.2024

    What if we rewrite the stars?

    A Thousand Heartbeats – Der Ruf des Schicksals von Kiera Cass

    Hallo liebe Lesende. Kennt ihr das Lied von den zwei Königskindern, die nicht zusammenkommen konnten, weil das Wasser viel zu tief war, und das, obwohl sie einander doch so lieb hatten? Doch dieses tiefe Wasser kann viel bedeuten. Gab es wörtlich ein Gewässer, dass so tief war, dass man es nicht überwinden konnte? War das Wasser verbunden mit dem Schicksal, und bedeutete symbolisch, dass dieses nicht wollte, dass diese beiden Menschen zusammen sind? Oder steht das Wasser für die Widrigkeiten, die man dem Paar in den Weg legt, weil man nicht möchte, dass sie zusammen sein können? Sind es Menschen, die so lenken, weil sie ihre eigenen Bedürfnisse und Kämpfe auf dem Rücken von einem Menschenpaar ausfechten, weil sie nur an sich denken? Ist ihre Denkweise die einzig richtige und überhaupt …. Wieso kann nicht einfach jeder selbst entscheiden, mit wem er zusammen sein möchte, und das wenn möglich aus Liebe?! Im vorliegenden Buch bekommen wir eine Ahnung von all diesen Dingen. Vom Schicksal, seinem Ruf, den Sternen ……. Und dem nicht immer leichten Weg zusammen sein zu dürfen.

    Welche Geschichte in den Sternen…äh….im Buch steht:

    Im Großen und Ganzen geht es um eine Liebesgeschichte zweier Menschen, die sich begegnen, und ineinander verlieben. So weit, so gut. Annika und Lennox sind diejenigen welchen. Dabei ist Annika eine Prinzessin, und Lennox ein Soldat. Und wo jeder nun denkt, das passt doch nicht zusammen, sind es andere Dinge, die eine Liebe unmöglich machen. Denn Annikas Volk und Lennox‘ Königreich sind zweierlei. Hinzukommt, dass sie sich nicht gerade wohlgesonnen sind, Annika aus politischen Gründen mit einem anderen verheiratet werden soll, und die beiden was Liebe angeht, so völlig verschiedene Vorstellungen haben, dass man meinen könnte, es passt nicht. Dann treffen sie mehrmals aufeinander, und man merkt, dass es wohl doch passt, und äußerliche Einflüsse uns manchmal mehr prägen, als es unser eigenes Inneres tut. Ob die beiden zusammenfinden, und wie es mit den verfeindeten Königreichen weitergeht…. Das muss man dann selbst herausfinden, oder das Schicksal fragen.

    Cover und Titel:

    Ich bin ein Forever-Fan der Selection Reihe und das Cover hat gar nicht mal so viel Ähnlichkeit, außer, dass eine royale weibliche Person zu sehen ist. Damit ist es eigenständig, aber doch irgendwie bekannt. Kurz gesagt: Es gefällt mir einfach. Diese Sehnsucht am Wasser und das tosende Meer mag ich symbolisch als Grenze, die uns Menschen schwer fällt zu überwinden. Der Titel selbst sagt dann schon einiges über das Hauptthema des Schicksals aus, dass man seinem Ruf folgen soll, und dass das etwas Gutes sein kann.

    Fazit und Gedankenkarussell:

    Erstmal hach: Kieras Schreibstil! Ich mag ihn und hab ihn vermisst. Die Geschichte selbst startet dann auch schön und poetisch, bevor wir in die individuellen Abläufe und Geschichten von Prinzessin Annika und Soldat Lennox reinspringen, und sie so etwas besser kennenlernen. Perspektivwechsel as ist best. Sympathisch sind sie, jeder in seiner eigenen Welt. Und genau das ist es, was ich von der Geschichte erwartet habe. Die Vermischung des reichen Mädchens, der Prinzessin, die Romantik liebt. Und des Soldats, der nur die Schattenseiten und all das Grausame der Welt sieht, und viel mehr Realist scheint, im Gegensatz zu ihr als Romantikerin. Solche Gegensatzgeschichten mag ich einfach, weil sie beweisen, dass man auch zusammen sein kann, wenn man unterschiedlich ist, und dass das Schicksal uns manchmal unterstützt. Denn da ist eine Liebe, die irgendwie zueinander findet. Bei America und Maxon hat es ja auch geklappt :P. Und überhaupt ist da neben dem Schicksal ja noch der freie Wille, der ein klein wenig Realismus in Richtung der Romantik schiebt, die Sterne, und das Schicksal, das romantische Gefühle in alle Schattenseiten der grausamen Welt lenkt. Und wie gut Schicksal, freier Wille und die Sterne zusammenarbeiten, das sehen wir in dieser Geschichte.

    Zu den Charakteren: Annika ist wirklich zwischen ihrem Pflichtgefühl, der Liebe zu ihrem Bruder und ihren eigenen Bedürfnissen gefangen. Wir alle haben sicher schon mal eine Situation gehabt, wo wir selbst zurückgesteckt haben, aufgrund eines anderen Menschen. Ich mochte Annika wirklich ungemein als Protagonistin. Sie nervt nicht, sie ist stark in ihrer Art und trotzdem gefühlvoll und träumerisch gegenüber der Liebe. Dabei streift diese Träumerei nie in Kitsch ab, weil sie vermischt ist mit dem einfachen Wunsch jemanden zu haben, der einen sooo sehr liebt, dass man es mit jedem Blick und jeder Berührung fühlt. Eigentlich ja ein Grundbedürfnis von uns Menschen, und der wahre Konflikt des Buches: Nicht einfach eine „Liebe“ oder jemanden zu finden der an deiner Seite ist, sondern da auch noch genau den Richtigen, den das Schicksal für uns vorherbestimmt hat. Lennox finde ich als Charakter interessant und mysteriös, doch auch herzlich, und irgendwie morally grey. Er scheint eiskalt, ist aber in seinen Worten ein Mensch, der Anerkennung verdient, sie aber nicht bekommt, egal wie sehr er sich anstrengt. Das typische Phänomen, das man kennt unter „Ich strenge mich ganz viel an, und die Welt sieht es einfach nicht, während andere mit einem Handschnicken alles bekommen, obwohl sie gar nichts dafür tun.“ So gesehen verstehe ich ihn natürlich. Auch seine Kälte, die wohl ein Selbstschutz vor den Ungerechtigkeiten der Welt, seiner und unserer realen, ist. Auch wenn die Charaktere im Buch vom Alter her als sehr jung sind, erscheinen sie in all ihrem Tun schon sehr viel reifer und älter. Was auch daran liegen mag, was man ihnen in jungen Jahren schon aufgebürdet hat. Sie schlucken vieles unter, um für andere da zu sein, und stellen sich somit selbst ein wenig in den Schatten. Denn ja. Dann ist da ja noch unterschwellig die Thematik zu erkennen, dass es in mancher Menschen Leben andere gibt, die einem das Schicksal abnehmen wollen, die Schicksal spielen möchten, oder die uns einfach ein Schicksal aufdrücken wollen, das wir gar nicht möchten. Und das wir oftmals trotzdem bereitwillig eingehen aus Pflichtgefühl den Personen und anderen gegenüber, weil wir die Auswirkungen unserer Entscheidungen meinen zu kennen.

    Was mich am Buch zuerst angezogen hat, und das gebe ich zu, war der Name Kiera Cass als Autorin. Denn ja, vielleicht war mein Schicksal dahingehend vorhergesehen, da ich ein sehr großer Fan der Selection Reihe bin. Aber man soll ja nicht vergleichen, und überhaupt hat jedes Buch sein eigenes Schicksal und seine eigene Geschichte, die geschrieben steht. Oder etwa nicht? Natürlich. Vielleicht habe ich trotzdem ein wenig verglichen, obwohl es gar keine Vergleichsmöglichkeit gab. Denn wo „Selection“ mehrere Bände hat, um die Geschichte sich entwickeln zu lassen, so ist „A Thousand Heartbeats“ ein Standalone, das sich ganz allein gegen das Schicksal der Welt stellt, in die es seine Geschichte hinausschreit. Und sein wir ehrlich: Standalones haben immer etwas schwerer, als die großen Reihen, in denen eine Menge Platz für Seiten und Beschreibungen und Ausschweifungen ist. Doch auch Standalones können ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Und das ist hier passiert. Ob sie gescheitert sind? Nein. Ich sagte ja bereits, dass ich ein großer Fan der Selection Reihe von Kiera Cass bin. Und ich finde tatsächlich, dass dies zwar ein Einzelband ist, aber irgendwie die Thematiken ähnlich sind. Was nichts Schlechtes bedeutet. Denn sie sind nicht gleich, aber es hat einen gewissen Ähnlichkeits-Vibe. Anfänglich gab es viele Dinge, die angeschnitten und angesprochen wurden, von denen ich mir im Laufe der Geschichte dann erhofft habe, dass sie noch aufgelöst werden. Die Lösungen mancher Fragen, die sich einem im Laufe der Geschichte gestellt haben, lagen nicht direkt auf der Hand, und dadurch blieb man gerade anfangs richtig an ihr dran. Die arrangierte Ehe, ist dann die ähnliche Thematik zu Selection, wobei es natürlich ganz anders ist, weil hier zwei von gleichem Stand verheiratet werden sollen.

    Die zentralen Themen sind Vergebung, das Schicksal und die Sterne in denen es manchmal zu liegen scheint (denn auch sie haben ihren Auftritt im Buch), Pflichtgefühl und dafür einstehen, was man wirklich im Leben will. Doch wenn alles vorherbestimmt ist, wie kann man sich dann sein eigenes Schicksal erarbeiten, um zu erreichen, was man will? Die geschulten Menschen unter euch erkennen hier schon einiges an Konfliktpotenzial. Schicksal und vorherbestimmtes Leben gegen freien Willen um das tun zu dürfen, was man sich erträumt? Vergebung gegen Pflichtgefühl, und all das, was man tun muss, um dieses einzuhalten, eventuell auch vergebungswürdige Dinge? Pflichtbewusstsein gegen die Träume des eigenen freien Willens? Das Schicksal, das eh alles vorherbestimmt, und uns so Vorschriften macht? Ihr seht. Nicht nur die Charaktere im Buch haben einiges zu bereden, die Themen sind auch gut gewählt, und im Buch sehr gut beschrieben. Man leidet oftmals mit, kann einiges, aber nicht alles verstehen, und wünscht sich manchmal, dass das Schicksal in den Sternen geschrieben steht.

    Schön umgesetzt ist auch die Bedeutung der Sterne auf das Schicksal, ob man dran glauben mag oder nicht. Ich mag das mythische in der Geschichte, das märchenhafte, die Erzählungen über das Schicksal, das in den Sternen liegt, und warum diese am Firmament leuchten bis zu ihrem Erlöschen. Tatsächlich kommt mir dieser Aspekt sogar ein klein wenig zu kurz im Buch vor, weil er das Märchenhafte der Geschichte noch viel mehr hätte unterstreichen können. Das Mythische der Träume, diese Seelenverwandtschaft die beschrieben wird, die hätte für mich noch ein wenig tiefergehend beschrieben werden können, denn mi ein paar Worten mehr wäre es den Leuten eventuell nicht als „zu schnell“ vorgekommen.

    Was ihr bekommt sind Starcrossed-Lovers in Young Adult. Übergriffigkeit in Form von Bestimmungen über einen, gegen die man sich wehren muss, um sein eigenes Schicksal schreiben zu können. Pflichtgefühl und Pflichtbewusstsein. Die Fesseln des Pflichtgefühls, aus denen wir uns oftmals nicht befreien können. Ein müdes Herz und seine Schläge, die nach langer Zeit wieder anfangen zu schlagen, so als ob sie nach einem langen Schlaf wieder erwachen, oder erneut zum Leben erweckt wurden. Ihr bekommt Probleme mit den Eltern, mit dem Gehorsam, und die Suche nach Anerkennung, Vergebung, und danach respektiert zu werden, wie man ist, und darüber was man leistet und tut. Und ihr bekommt das Lechzen danach Jemand zu sein, gesehen zu werden. Jemand …… für jemand anders. Gesehen zu werden …. Von Jemandem, der es wahrhaftig und nicht nur oberflächlich tut. Einfach SEIN, so wie man selbst ist, und nicht wie andere möchten, das man ist.

    Was mir sehr gut gefallen hat, ist der winzige Hauch von „Friends to Lovers“ (ähnlich den Geschichten von Kindheitsfreunden in Liebesgeschichten), nur, dass hier der Trope „Haters to Lovers“ überwiegt, und auch wirklich gut umgesetzt ist. Ich finde faszinierend, dass sich alles in der Geschichte wirklich wie Schicksal anfühlt. Zufall? Glückliche Fügung? Übertrieben von der Autorin? Ich finde es passt einfach wieder zum Schicksalsthema, das sich durchs Buch zieht. DA ist die Annäherung von Annika und Lennox, die ich wirklich gemocht habe. Manche denken vielleicht, dass das sehr schnell ging, aber bei Schicksalsliebe schlägt diese ja oft mit dem ersten Blick wie ein Blitz ein, weswegen ich fand, dass es passt. Einige meiner Fragen wurden dann auch wirklich beantwortet, einige nicht, und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl einer Wahrheit, die ans Licht kommen muss. Diese müsst ihr aber selbst herausfinden :D.

    Am Ende des Buches wusste ich nicht genau, wie ich mich fühlen soll. Wurden die Erwartungen übertroffen? Nicht ganz. Ich denke da sind viele Vorlieben, die miteinander verbunden werden müssen, und dann ein Gesamtbild ergeben. Mal ist es rund, mal nicht so ganz. Ich fand zum Beispiel anfangs den Enemies to Lovers Trope richtig gut umgesetzt. Das hat nachgelassen, weil uns dann de Trope der Starcrossed-Lovers dazwischenkommt. Und ja, alles ging sehr schnell, aber aufgrund dieses Tropes hatte es zumindest eine Erklärung für mich.

    Was mich nicht zu 100% überzeugt hat waren die Auflösungen der Fragen, da hat es mir ein wenig an allem gefehlt. Auch, wenn die Lösungen da waren, und wir einiges erfahren haben, so war es für mich etwas zu wenig, und lag nicht bei 100%, sondern vielleicht bei 80% meiner Zufriedenheit. Was alles im Übrigen nicht heißt, dass ich die Geschichte nicht gemocht habe, denn sie ist fast schon märchenartig, was ich sehr mag, und wie bereits erwähnt, wird das Thema Vergebung hier großgeschrieben. So auch am Ende. Doch gerade einige Stellen im Buch fand ich sehr sympathisch. Sympathische Stellen? Ehm. Ja. Dort wo Jemand anders zwischen die Liebe dazwischen grätscht, die das Schicksal doch zusammenführen soll. Die haben mich dann ein wenig an Selection erinnert. Aber wirklich nur ganz hauchzart, und natürlich nicht wegen der einzigartigen Geschichte. Ich hätte die Weiterverfolgung des „Starcrossed Lovers Themes“ gerne noch weiter beschrieben gehabt. Die Träume, die Sterne, das Schicksal …. Das diesen kleinen aber feinen Hauch von Fantasyanteil versprochen hat. ABER zum Ende hin muss ich sagen, ist eben ein Standalone, und da versucht man alles mit reinzubekommen, was einem wichtig ist. Dafür war es wirklich nicht sehr schön. Und ich erkenne natürlich an, dass eine Geschichte über 3 Bände sehr viel detaillierter geschrieben ist, als wenn man sie vollkommen und ganz auf die Seiten eines Buches bannen muss. Das ist ja häufig bei einzelnen Geschichten so. Ich hatte trotzdem vorwiegend eine gute Zeit und Spaß beim Lesen, auch wenn die Geschichte für mich nicht ganz rund war, sondern de Kreis des Schicksals ab und an mal angeeckt ist, und somit seine vollkommen runde Form nicht beibehalten konnte. Die Spannung, die Theorien in meinem Kopf und die Auflösung von Fragen haben allerdings einiges zu einer guten Leselektüre beigetragen.

    Das heutige Rezensionslied? Passend zum Thema Sterne, und dem Schicksal, das in ihnen geschrieben steht, und dass man sie doch einfach umschreiben kann, wenn man nur möchte, um ein anderes Schicksal zu erwirken ;):

    „What if we rewrite the stars? Say you were made to be mine. Nothing could keep us apart.
    You'd be the one I was meant to find.“
    One Dark Window - Die Schatten zwischen uns Rachel Gillig
    One Dark Window - Die Schatten zwischen uns (Buch)
    12.07.2024

    Hab acht vor dem Buch, vor dem Buch hab acht.

    Es war einst ein Mädchen, belesen und gut. Sie lebte mit Büchern in der Stille Hut. Dort saß sie in einem Zimmer und las, fernab von der Welt, die sie vergaß. Es war dieses Mädchen, Claudia genannt. Sie las dieses Buch, und ihr Herz ward entbrannt. Elspeth, der Nachtmahr, ans Schicksal, gebunden. Sie hat die Geschichte nie überwunden. Und so ist sie bis heute gefangen. Die Geschichte im Kopf nimmer mehr gegangen. Es werden die zwei, es ist wie es scheint, das Mädchen, das Buch, für immer vereint.

    Die erzählte und bleibende Geschichte:

    Das Königreich Blunder ist voller Magie und von der Welt abgeschnitten und in Nebel verhüllt. Elspeth Spindle, eine junge Frau, trägt nach einer Infektion als Kind, wie viele andere, Magie in sich. Magie, so einzigartig wie ihr Träger. Doch Magie aufgrund der Infektion muss samt Magieträger, meist Kinder, vernichtet werden. Die einzige Magie, die im Königreich erlaubt ist, sind die sogenannten Vorsehungskarten, die jede für sich eine andere Art Magie in sich birgt, und ihrem Besitzer die Macht darüber verleiht. Sie befinden sich in den Reihen der Familien mit Rang und Namen, auch der Königsfamilie, und sind wertvoll, sogar sehr, und vereint die einzige Möglichkeit den Nebel um Blunder zu lichten, und die infizierten Kinder zu heilen. Doch wer nun denkt, die Macht der Karten wird für das Gute genutzt, der irrt. Denn jeder verfolgt seine eigenen Ziele. Mehrere Karten müssen erst noch gefunden werden. Und Elspeth? Ist niemals alleine. Denn ihre Magie ist der Nachtmahr in ihrem Kopf, der ihre Gedanken immer mehr in Besitz nimmt. Hinzukommt die königliche Garde mit Anführer Ravyn, der eigentliche Feind von Elspeth. Aber wer ist hier Feind, wer nicht, was ist Gut und Böse? Das gilt es in der Geschichte herauszufinden, zusätzlich zum Auffinden und der Vervollständigung der Vorsehungskarten.

    Cover und Buchtitel:

    Ich liebe das Cover, weil es mit der Geschichte und der Liebe zur Natur verwoben ist, die im Buch eine ganz zentrale Rolle einnimmt. Auch das dunkle Fenster des Titels ist etwas, das man diesmal eher in seiner Bedeutung erahnt, als dass man die Lösung gleich bekommt, was das Ganze noch geheimnisvoller macht. Fenster zur Seele? Fenster in eine andere Welt? Ich fürchte fast, die richtige Deutung muss bis Band 2 warten.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Seltsam berührend und melancholisch still kommt die Geschichte ohne viel Getöse daher und besticht durch Spannung auf leisen Pfoten, sich auf Krallen anpirschend ohne Vorahnung und Vorankündigung. Elspeth, Nachtmahr … eure Geschichten haben mich zutiefst berührt. Jede eigene für sich, und die eures gemeinsam verwobenen Schicksals. Die Geschichte könnte fast mit einem „Es war einmal…“ beginnen, und tatsächlich kommt gen Ende eine ähnliche Wortwahl vor, die meine liebste Szene im Buch markiert, doch erzählt das Buch seine Geschichte in eigenen Reimen, und erstrahlt als düster magisch mit hoffnungsvoll hellen Momenten, aber auch märchenhaft geheimnisvoll. Man wird sofort in das Königreich Blunder hineingezogen, in seine alten Sagen, und die Geschichte des Alten Buches der Erlen, die einen regelrecht aufsaugt.

    Was hatte ich nach diesem Buch für ein Gedankenwirrwarr?! Da ist etwas, das einen schon nach der Leseprobe festhält, und nicht mehr loslässt. Eine Neugier auf die Geschichte und ihren Fortgang. Ein Mitgefühl mit den Figuren, das einen bis zum Ende nicht mehr loslässt um gleich darauf festzustellen, dass es noch ein wenig hin ist bis Band 2 der Dilogie erscheint.

    Die Atmosphäre die im Buch geschaffen wurde ist einmalig. Hier ein paar Stichworte: Gänsehaut. Sogwirkung. Jahreshighlight? Nein irgendwie schon Lebenslesehighlight. Schafft Gänsehautmomente. Lädt ein zum Theoriespinnen. Dies ist nämlich eines dieser tollen Fantasybücher, die eine Welt erschaffen, in der man als Leserin und Leser davorsitzt, und gar nicht anders kann, als von Theorie zu Theorie zu schweifen, nachzudenken, und mit freudiger Erwartung Band 2 zu erwarten. Ein Buch mit der Sorte von Geschichte, an die man sich erinnert und eines Tages sagen wird: „Weißt du noch…?!“. Und wenn man das Buch mit Leuten gemeinsam liest, erscheint es als ob man zusammen am Lagerfeuer in einem düsteren Wald sitzt, sich Theorien und Geschichten zuflüstert, auf das Knacken der Äste zu wartet, die lauernden Nebel näherkommen sieht, und die Stimme des Nachtmahrs in einem selbst zu hören.

    Eine uralte und ursprüngliche Magie der Wälder und Natur ist im Buch allgegenwärtig und zeigt sich schon in der Wahl der Familiennamen, die gewählt wurden. Irgendwie ist es auch eine Geschichte über Vertrauen und Masken, was sich hinter allem verbirgt, dass man Dinge erst ergründen kann, wenn man hinter die Kulissen schaut, und dass oftmals hinter allem viel mehr steckt als das Offensichtliche. Und eine Geschichte darüber, eine eigene Stimme zu haben, sein eigenes Selbst zu sein. Die Symbolik der Pflanzen zeugt von einer ganz großes Naturliebe. Familie ist ebenfalls ein Thema. Wie man als Familie zueinandersteht, wie man zueinander hält, wie man sich gegenseitig behandelt, wer wen hintergeht, wer nur auf Eigennutz aus ist, wer einen nimmt, wie man ist, wer einem Liebe entgegenbringt, wer wem gegenüber loyal ist und wer in einer Familie absolut loyal zueinandersteht. Und wer einen verrät. Der Zusammenhalt von Tante Cousine und Elspeth ist sagenhaft schön beschrieben, zumindest anfänglich. Man wird fast ein wenig wehmütig, wenn man darauf schaut, und die Konstellationen in unserem eigenen Heute ansehen muss. ODER wie einen Menschen, denen man vertraut verraten können, selbst wenn sie zur eigenen Familie gehören. Hier hat alles mehrere Seiten. Wir lernen viele Arten von Gefängnissen kennen. Die, die man sich selbst macht, die in die man unverschuldet kommt, und die schicksalshaften, auf der die ganze Last der Jahrhunderte lastet. Menschengemachte, eigens gemachte, Magie gemachte. Und ja, irgendwie setzt sich die Geschichte fest. Sie fährt ihre Krallen aus und verankert sich im Kopf, lässt nicht mehr los, und bleibt darin stecken und gefangen.

    Was unheimlich interessant ist, ist das Magiesystem der Vorhersehungskarten, die es schafft mit ihrer Magie in den Bann zu ziehen, und so manche Unsicherheit im Menschen preisgibt, die durch die Geschichte getarnt werden. Doch noch mehr in seinen Bann zieht einen die wilde und unkontrollierte Magie der Infizierten des Nebels, weil sie so unberechenbar ist, eben unkontrolliert, und immer zu überraschen weiß. Und dann ist da der Nachtmahr. Er ist Bedrohung, aber auch Trost, wie ein Schutz, ein alter Freund, die Stimme in einem selbst, die einem sagt weiterzumachen. Das Ganze hat eine Sanftheit in seiner Grausamkeit, und andersrum, was man sowohl auf Nachtmahr, als auch auf die Geschichte an sich beziehen kann. Der Nachtmahr, für mich fast die wichtigste Figur im Buch, hat einen ganz besonderen trockenen schwarzen Humor, leicht ironisch, leicht sarkastisch, fast immer in Reimen sprechend, und das färbt irgendwie im Laufe der Lektüre auf einen ab. Also Vorsicht ist geboten: Es könnte sein, dass der Nachtmahr sich in eure Gehirnwindungen festsetzt, und sich dort für immer festkrallt. Und am Ende ist es genau das, was ihr wollt. Eine Geschichte, die einen nicht mehr loslässt. Jede Szene, in der er Elspeths Geist übernimmt, ist spannend und macht süchtig, so wird irgendwie auch unser eigener Geist übernommen. Der Nachtmahr ist Verbündeter, Ratgeber, Der Einzige der von sich selbst weiß, und dadurch offen und ehrlich, auf seine eigene finstere Nachtmahr Art ist. Er ist Halt, Schutz, aber auch Bedrohung, doch nicht aus Eigennutz, ist das Gute im augenscheinlich Bösen. Und das offensichtlich Böse in Gestalt mit der Denkweise des Guten. Morally Grey par excellence, das hier eine ganz neue und andere Bedeutung bekommt. Der Nachtmahr, böses Ungeheuer und Stimme in Elspeths Kopf, wird mit seinen Kommentaren, Reimen und Erzählungen schnell zu einem Wesen, einer Stimme, nein eigentlich einem Freund, mit dem man sympathisiert. Er entwickelt eine Verbindung zum Lesenden, so als ob man beim Lesen seinen eigenen düster schwarz humorigen Nachtmahr bei sich im Kopf hat.

    Jede Zeile, jeder Reim hat eine tiefe Bedeutung, auf die man hören sollte. Ein 500 Jahre altes Erbe. Prophezeiungen im Geist von Elspeth, die nur sie versteht (und manchmal eben auch nicht). Magisch Zauberhaft in Sprache und Erzählstil bilden sich Bilder im Kopf, abgelegt vom Nachtmahr der beim Lesen in unseren Köpfen wohnt, und sie dort für uns hinterlässt. Er leitet uns durch die Geschichte des Buches, beschützt, behütet, und wird doch als Monster angesehen. Wir sind in Elspeths Kopf, und so ist sie Jemand, der uns unheimlich nah als Person ist. Fast schon intimerscheint das, weil man sich im Kopf und der Gedankenwelt eines anderen befindet. Doch da sind auch Masken hinter denen sich das eigene Gesicht verbirgt, ja verbergen muss, zum eigenen Schutz, und diese Masken kommen häufiger vor. Die Gedichte, seufz und wow. Sie nehmen uns mit, die Reime erzählen uns von Vergangenem, von fernen Zeiten, sie wispern und flüstern uns beim Lesen alles zu, das wir wissen, und doch erstmal verstehen müssen. Alles liegt auf dem Präsentierteller, und ist doch wie durch einen Nebel des Nichterkennens geschützt, der sich am Ende des Buches teilweise lichtet, aber auch einige Geheimnisse mit in Band 2 nimmt. Heißt: Cliffhangeralarm!

    Ach so, da war ja noch was neben den Reimen :D. Ich liebe Romantasy, und nehme in Kauf, dass bei einigen Geschichten eben mehr und bei manchen weniger geschwärmt wird (wobei wir alle wissen, dass es meistens etwas mehr ist). Aber hier ist es schön, dass Elspeth keine der Frauen ist, die sofort in die Knie gezwungen wird vor lauter Coolness und gutem Aussehen, sondern eigentlich ihr Wesen und auch ihre Stärke behält. Und Ravyn besticht auch damit, dass nicht in jedem Satz geschrieben wird WIE toll er aussieht. Es ist Fühlen und Gefühl der Attraktivität, die auch daher rückt, dass nicht in jedem Satz erwähnt wird, dass die Mädchen auf den Festen ihm hinterher sehen, und er DER Mann schlechthin ist, den alle begehren, und an ihrer Seite haben wollen. Hinzukommt seine Zurückhaltung und Schüchternheit, die ich sehr schätze.

    Auf alle Fälle hat mich der Schreibstil schon mal gefangen gehalten, weil es sich einfach anfühlt wie ein Märchen, und zwar eines der düsteren Sorte. Man konnte schwer aufhören, und will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Auch mag ich das Symbolische der Pflanzen der Wälder, und dass jede Familie einer anderen Pflanze entspricht. Das unterstreicht die Anbetung der Natur. Das Ganze Buch spielt mit der Thematik von Schwarz und Weiß, was Gut und was Böse ist. Der Nachtmahr ist natürlich ein Ungeheuer, aber wir wissen ja, dass man nie vom Aussehen auf etwas schließen soll, was im Inneren steckt. Heißt: Der Nachtmahr hat sich einen Lieblingsplatz in meinem Herz gesichert. Sein Humor, so lustig wie düster. Was ich liebe ist fast jede Szene, wenn der Nachtmahr im Kopf sich zu Wort meldet. Die Reime sind einfach nur Kunst.

    Und ich beim Lesen: „Notier deine Theorien, vielleicht stimmen ja einige“. Das endete oftmals in einer Gedankenachterbahn. Da sind so viele Einzelszenen, die ich total wichtig fand, die sehr intensiv in ihrem ganzen Sein waren. Aber es ist eben eine vollkommen intensive Geschichte. Es ist, als ob jeder beim Lesen seine eigenen Theorien aufstellt, und an jeder haftet ein Stückchen Wahrheit, so als ob alles wahr, doch nicht vollständig, aber in die richtige Richtung zielt. Und DAS ist ja quasi genau die Gestalt aus der alte Mythen gemacht werden, wenn eine Geschichte 500 Jahre alt ist, und sie von Mensch zu Mensch immer weitergetragen wird, und bei jedem nur ein kleines Stück Veränderung vorhanden ist. Ich finde das unglaublich spannend am Buch und der Geschichte. Das Buch bringt uns bei, hinter die Dinge zu schauen. Der Nachtmahr ist offensichtlich ein "Monster", aber nein, für mich ist er der interessanteste Charakter überhaupt, bei dem man wissen will, was passiert ist. Ich finde im ganzen Buch sind es nicht die Tatsachen, dass jemand so ist wie er ist, sondern eher die, die einem zu dem gemacht haben, was man nun der Welt von sich zeigt und darstellt. Es zieht sich durchs ganze Buch, dieses „WAS hat mich zu diesem und jenem werden lassen“, und nicht dieses „Ich war schon immer so“. Ich glaube da ist eine tolle Metapher im Buch für die Unzufriedenheit von vielen Menschen. Man will oftmals eben das sein, was man nicht ist, und was andere haben. Wer hat nicht schon mal im Leben sowas gesagt wie: "Ach, ich wäre lieber wie diese oder jene, weil ich so und so bin, und das an mir nicht mag". Ein zweischneidiges Schwert, bei dem wir im Grau wandeln, weil es kein Schwarz und kein reines Weiß gibt. Das ist fast so, als ob das Buch die Vorsehungskarte ist, und wir der Nachtmahr, der von der Geschichte eingesaugt wird, zumindest ein kleiner Teil unserer Seele :). Das Buch ist magisch, verzaubert einen, nimmt einen in seinen Bann und bietet ein Gefangensein in der Geschichte, das man gerne hinnimmt. Ein absolutes Highlight voller Düsternis, Schicksal, Prophezeiung, Magie, Reimen und einem Knistern, das magisch ist, sich aber nicht auf die Magie bezieht, sondern gewisse Charaktere. Während man die Geschichte liest, entfaltet sie ihre Sogwirkung. Man wird mitgerissen, hineingezogen, fast als ob man selbst dabei ist, fernab der Realität, mitten im Königreich Blunder zwischen dem Nebel und der Düsternis der Wälder gefangen. Da kommen dunkelneblig düstere Märchenvibes an. Aschenputtel? Die Schöne und das Biest? Rapunzel? Nein, was ganz Eigenes! Man verliert sich in der Geschichte, seiner Vergangenheit, dem Schreibstil und den Reimen. Fast als ob die Geschichte des Buches sich auf uns überträgt, uns gefangen nimmt. Und ganz im Sinne der Buchwidmung am Anfang fühlt man sich als stilles Mädchen mit eigenen Geschichten im Kopf auf einmal besonders, weil es eben im Buch so wichtig ist, was man im Kopf hat, welche eigenen Gedanken man fühlt, und wie einzigartig das bei jedem ist. Das Buch dringt in euren Kopf ein, lässt euch reimen, und nachdenken. In diesem Sinne: Hab acht vor dem Buche, vor dem Buche hab acht. Lies wohl mit Bedacht, wenn der Nachtmahr erwacht. Er wird dich mit seinen Worten fangen, dein Herz wird brechen, so ist es jedem ergangen. Drum lies und versteh, die Worte so weise, wenn Bäume im Nebel wispern ganz leise, und erzählen Geschichten der Vergangenheit, der Zukunft, Gegenwart und einer holden Maid. Hab acht vor dem Buche, vor dem Buche hab acht.

    Dies ist eines der Bücher wo man eines Tages zurückblicken wird, und sich erinnert. Ein Highlight im Kopf hängenbleibt. Das bleibt, und nicht mehr geht. Magisch, märchenhaft, poetisch, mit zauberhaftem Märchenschreibstil. Die Geschichte hat sich mit ihren Krallen und gleichzeitig sanften Worten nicht nur in meinen Gehirnwindungen festgehakt, sondern auch in meinem Herzen. Dort ist sie nun, wirkt nach, lässt mich in meinen Gedanken reimen, ist fast wie ein Freund, mit dem man Konversation betreibt, wenn die Welt um einen dich vergisst. Wenn ich könnte, würde ich der Geschichte 10 von 5 Sternen geben, weil sie sich so mit meinem Kopf verwoben hat. Weil sie hängenbleibt. Weil sie so besonders ist. Weil sie nachdenklich und gleichzeitig melancholisch, traurig und glücklich macht. Und weil ich nur noch reimen kann, gibt es diesmal kein Rezensionslied, sondern noch ein Gedicht, das sich in meinem Kopf gebildet hat, und aufgeschrieben werden wollte:

    „There once was a girl, Claudia her name, who through early years a reader became. She fell in love with a book, so fine. She lost her heart all through reading time. It is what it is, and so it began. The girl, the book, and the love that was then. So through then and now and eternity, the book will last, so the heart isn’t free. Cause there once was a girl, Claudia her name. One Dark Window the book, which in love she became. So listen to it, listen to me, the book tells the word for nothing is free.“
    A Spark of Time - Rendezvous auf der Titanic Kira Licht
    A Spark of Time - Rendezvous auf der Titanic (Buch)
    04.04.2024

    Ein Funke der Liebe im Zeitgeschehen kann zu allen Zeiten entfacht werden.

    A Spark of Time – Rendezvous auf der Titanic von Kira Licht

    Hallo liebe Buchmenschen. Es gibt Dinge, die ich einfach liebe, oder für die ich mich unheimlich interessiere. Schöne Dinge, schreckliche Dinge. Zum einen ist da meine Affinität zu Zeitreisegeschichten. Ja, im Laufe meiner Buchlesekarriere, also fast mein ganzes Leben lang, habe ich schon immer Geschichten geliebt, in denen man durch die Zeiten reisen kann. Etwas, das uns Menschen eigentlich verwehrt geblieben ist. Bis jetzt. Doch dank Büchern, und ihren Geschichten, kommt es uns in der Lektüre manchmal genau so vor, als ob wir uns in der jeweiligen Zeit befinden, in der die Geschichte spielt. Zum anderen, und das könnt ihr nicht wissen, gibt es in just dieser Geschichte unserer Menschheit immer wieder Tragödien, die so schrecklich sind, dass sie uns auch nach Jahrhunderten nicht loslassen, und uns schlichtweg den Atem rauben. Auf die emotionale schreckliche Weise, die uns beim näheren Nachdenken immer wieder in unsere eigene Gedankenwelt bringt, und uns Fragen stellen lässt, wie wir damals reagiert hätten, was wir getan hätten …. Hätten wir genau zu diesen Zeiten gelebt. Eines dieser Ereignisse, uns das fand ich schon immer (auch vor dem Film), ist der Untergang der Titanic. Wie fühlen sich Menschen die erfrieren, die untergehen und ertrinken, die von Teilen des Schiffs erschlagen werden, oder schlimmeres im Augenblick ihres Todes erleben? Gewahr in ihren Köpfen, dass sie nun sterben werden, und dass es für die nun keine Rettung mehr geben wird, so dass der Ozean ihr Grab wird? Zu wissen, dass man zwar gerettet ist, aber auch mit dem Wissen, dass Teile der eigenen Familie vor den Augen ertrinken? Der eigene Mann, der eigene Sohn? Oder, dass ganze Familien gerade ausgelöscht werden? Ich will euch mit diesen Worten gar keine Angst machen. Aber wer den Titel des Buches liest, der sollte sich gewiss sein, dass die Titanic eine Rolle im Buch spielt. Doch nun komme ich erstmal dazu, worum es im Buch und seiner Geschichte geht.

    Welche Geschichte das Buch uns erzählt:

    Lilly deGray lebt mit ihrem Vater und einer Menge Geldsorgen alleine, und die beiden haben ein Antiquariat. Was die Welt nicht weiß ist, dass beide aus einer Familie von Zeitreisenden stammen, und somit die Exponate direkt aus den Zeitepochen besorgen. Das klappt immer, doch eines Tages wachsen dem Vater die Schulden über den Kopf, und da kommt der Auftrag eines Ehepaares gerade recht, die Kette einer Vorfahrin zu finden. Diese ist auf der Titanic mitgefahren. Lilly muss also nun in die Vergangenheit und ins Jahr 1912 reisen, und gibt sich als Dienstmädchen aus, tritt in die Dienste einer reichen Gräfin, und versucht an die Kette zu kommen. Doch die Zeit, die ihr sonst hilft und sie in andere Epochen bringt, ist hier gegen sie. Denn der Eisberg rückt immer näher. Und dann ist da noch ein Passagier der 1. Klasse, nämlich Ray, in den Lilly sich nach und nach verliebt. Die Frage ist, ob Lilly den Zeitreisekodex der Familie einhält, und alles so lässt, wie es ist, oder Ray retten wird. DAS … erfahrt ihr im Buch. Und bedenkt dabei immer: Zeit – Raum – Kontinuum und so ;)

    Cover und Titel:

    Das Cover, seufz. Ich mag die Farbgebung, weil sie so Vieles in sich vereint. Zum einen, dass es eine fantastische Geschichte der Zeitreise ist, zum anderen die im Titel genannten "Sparks", die das Meer preisgibt, weil alles eben funkelt, und damit der Funke bei mir übergesprungen ist. Und dann ist da natürlich die Farbgebung des Meeres an sich, auch wenn man es gar nicht direkt sieht. Aber wer Fantasie im Kopf hat, findet leicht eine Verbindung zum Meer und einer Sternennacht, in der eine Katastrophe passiert ist. Tatsächlich sieht das Cover fast so aus, als ob der Titel sich unter Wasser befindet, und hinab auf den Grund des Meeres sinken würde. Deswegen ist das Cover zum einen wirklich ein sehr schönes, aber auch eines, das melancholisch macht. Zumindest mich.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Es scheint so, als ob die Geschichte parallel zur Jungfernfahrt der Titanic verläuft. Erst ruhig und still, wie die See in der Nacht der Kollision. Zu still, so dass ein Eisberg nicht ersichtlich war, weil sich kein Wasser daran gebrochen hat. Später ist die Geschichte dann voller Panik, Chaos und Aufregung. So wie eine Masse von Menschen in absoluter Todesangst. Im Angesicht des Todes zeigt sich auch im Buch, wer sich selbst am nächsten ist. Die Geschichte birgt mehr in sich als man anfänglich sieht. Am Anfang scheint es fast so, als ob wir nur die Spitze des Eisbergs sehen würden. Doch mit der Zeit geht sie in die Tiefe, und wir erfahren, was sich unter der Oberfläche befindet. So wie der Eisberg unter der Wasseroberfläche. Alles nimmt gemächlich Fahrt auf. Und ab und an könnte man meinen, dass die Geschichte verknüpft ist mit ihrer Fortsetzung, dem 2. Band, der auch noch dieses Jahr er scheinen wird. Alles wirkt ein wenig wie die Vorbereitung auf etwas, das da kommt, etwas, das wir jetzt noch nicht sehen können. Und das finde ich ungemein spannend, auch wenn dadurch nicht ganz so viel Action im vorderen Teil des Buches vorkommt. Muss es auch gar nicht. Der letzte Teil entschädigt. Alles ist wie ein langsamer Aufbau der Geschichte. Wir bekommen übrigens gleichzeitig Slow-Burn, weil die Liebesgeschichte so zart und zurückhaltend beginnt, was eher der Zeit geschuldet ist. Überhaupt: Die Langsamkeit und Ruhe ist etwas, das erst im 2. Teil und zur Hälfte hin aufgewirbelt wird. Doch die Beschreibungen der Zeit sind sehr detailliert. Und was soll ich sagen? 1912 war nun einmal ein Jahr einer Zeitepoche, die für unsere heutige Schnelllebigkeit etwas langsam erscheint. Die Liebesgeschichte an sich nimmt nämlich gar nicht so schnell an Fahrt auf, andere Zeiten eben, und andere Geschwindigkeit. Was man verwechseln könnte ist dann aber, dass sie trotz der Zeit schnell an Intensität gewinnt. Etwas, das man versteht, wenn man die Charaktere beachtet und weiß, was ihnen im Leben fehlt. Denn die Räume zwischen Menschen und Gesellschaften, alles was zwischen uns steht, sei es auch die Zeit an sich, spielt natürlich eine ganz große Rolle im Buch. Sei es bei den Klassen der Gesellschaft auf dem Schiff, oder im Übrigen Umgang der Menschen im Miteinander.

    Achtung: Hassmenschenalarm voraus! Euch werden einige hassenswerte Personen begegnen, und meine Vermutung ist, dass einer davon wahrscheinlich auch in Band 2 auftaucht. Ihr stoßt im Buch auf Intoleranz, Überlegenheitsdenken, Tyrannei, eine richtig mies ausgeprägte Zweiklassengesellschaft und viele Menschen, die sich für die Krone der Schöpfung halten, und die unter ihnen Stehenden genau das auch immer wieder spüren lassen. Leute mit der "Ich bin adelig und ein besserer Mensch als alle Angestellten"-Karte, die sie gerne ausspielen. Grausame Zeit im Hinblick darauf, wie Standesunterschiede waren (wobei ich ja finde, dass es in jeder Zeit Menschen gibt, die sich aufspielen, und sich für etwas Besseres halten, und die ärmeren Leute müssen dafür büßen). So, genug über die Zeiten gemeckert. Dass es Ungerechtigkeiten in unserer Welt gibt, brauche ich ja nicht zu erwähnen. Ich habe hier übrigens etwas, das ich nicht so häufig in Rezensionen habe. Nämlich, dass ich sehr wenig die Namen der Protagonistinnen und Protagonisten erwähne. Das ….. hat seinen Sinn. Glaubt mir. Aber das ist einer der Clous der Geschichte, und das sollte jeder selbst beim Lesen herausfinden. Nur so viel sei gesagt: Ihr bekommt 2 Erzählperspektiven. Lilly mag ich ungemein als Protagonistin. Sie ist nicht überheblich, aber auch nicht ganz zurückhaltend, und kann sich im Notfall wehren. Somit ist sie als Charakter sehr angenehm. Sie tut, was sie eben tun muss, und das imponiert. Auch dass sie oft den „Harten Weg“ nimmt, statt es sich leicht zu machen. Die eingeschworene Gemeinschaft zwischen Vater und Tochter finde ich sehr schön, weil sie ein Gefühl von Geborgenheit hinterlässt, und das trotz, dass Lillys Mutter vor nicht allzu langer Zeit gestorben ist.

    Der Rahmen ist die Zeitreisegeschichte der Gegenwart, aber was uns immer wieder anzieht ist das Schicksal der Menschen auf der Titanic, und damit die Reise selbst in die Vergangenheit, und auf dem Schiff selbst. Wäre es eine reine Zeitreisegeschichte, würde es nicht so emotional mitnehmen. Der Rahmen ist gegeben, und er wurde gefüllt mit Drama und einer zarten Liebesgeschichte, die sich übrigens selbst auch noch beweisen muss :). Und auch, wenn das Ganze natürlich kein „Titanicbuch“ ist, sondern seine ganz eigene Geschichte erzählt, so nimmt das Unglück in seiner alles übersteigenden Dimension und Tragödie natürlich so viel Platz ein, dass man es fast doch als Buch über die Titanic durchgehen lassen könnte. Denn Kira Licht hat eines getan: Wirklich gut recherchiert. Und das, so scheint es, nicht nur aus dem Grund ein Buch über ein vergangenes Ereignis zu schreiben. Man spürt das Interesse und die Emotionalität, die der Untergang der Titanic noch heute in uns Menschen hervorruft. Denn da ist noch die Intensität des Untergangs an sich. Die Abschiede, die gemacht werden. Und an einer Stelle kamen dann wohl auch mir die Tränen, parallel zum Wasserstand der das Schiff immer mehr geflutet hat, weil es wirklich sehr emotional wurde. Weil gerade diese Thematik es ist, die uns immer wieder daran erinnert, wie schnell es vorbei sein kann, gerade auch WEIL es nur einen Moment (und einen Eisberg, der zu spät gesehen wurde) in der Zeit benötigt, der uns alles nehmen kann. Und Zeit ist etwas, das in dieser Zeitreise wirklich essenziell ist. Kann man sie ändern? Sollte man sie ändern? Will man sie ändern? Oder muss man am Ende alles so lassen, wie es passiert ist, um das Raum-Zeit-Kontinuum nicht zusammenbrechen zu lassen? Die alten Fragen der Zeitreisen eben. Zum Glück gibt es im Buch einen Kodex dafür. Die große Frage ist nur, ob dieser gebrochen wird, oder nicht. Und das muss jeder Lesende für sich selbst herausfinden.

    Letztendlich, und das finde ich das Spannende am Buch, ist mal selbst froh am Leben zu sein. Wie ich das meine? Man war natürlich in keiner Gefahr beim Lesen, aber das Intensive der Geschichte und des Untergangs macht einem erst mal begreiflich, wie froh man in seinem eigenen Leben sein kann, niemals so ins Angesicht des Todes blicken zu müssen. Oder mit denen mitzufühlen, die es eben schon getan haben, gerade tun, und überlebt haben. Das ist eine schöne Lehre, und ändert so manche Sicht auf das Leben. Und dann ist da ja noch der lockere Schreibstil, der es schafft, die bedrückende Situation, von der wir alle wissen wie sie endet, etwas aufzulockern. Denn ab und an fühlt es sich ein wenig klaustrophobisch an, hat fast etwas von einem Sarg, in dem man eingeschlossen ist. Und sein wir ehrlich ----> Die Titanic und alles dort unten ist ein großes Grab. Und ich finde es gut, dass die Auflockerung des Schreibstils das nie heruntergespielt hat.

    Die Idee der Zeitreise ist super umgesetzt. Natürlich findet man immer Ähnlichkeiten. Aber das macht mir persönlich gar nichts aus, weil die Geschichte ja trotzdem ihre eigene erzählt, und das Zeitreisesystem glaubhaft rüberkommen muss. Was es tut. Was ich mag ist, dass die Charaktere alle ihre Fehler haben, und dadurch realistischer rüberkommen. Dass das Geschäft von Lilly und ihrem Vater in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Dass er sich mit Kriminellen einlässt, weil er keinen Ausweg mehr findet. Dass Leute, die Geld haben immer auch versuchen noch mehr Macht und Geld zu bekommen, und dies durchsetzen, indem sie ihr Geld spielen lassen, und ausnutzen, dass andere Geld brauchen, und auch in Kauf nehmen andere finanziell zu ruinieren, und damit deren Leben. Aber ich schweife ab. Und man schweift in Gedanken ab, zumindest ich. Manche Namen zu lesen, von denen man genau weiß, dass sie in den Fluten des Ozeans beim Untergang gestorben sind, macht das Herz schwer. Dass man sie im Buch kennenlernt, und seien ihre letzten Tage auch nur erfunden, macht es persönlich. Was es noch so realistisch macht ist, dass man jede Beschreibung der Titanic im Kopf hat, wenn man sich mal Bilder angeschaut hat, in Ausstellungen war, oder eben einen bestimmten Film gesehen hat. Das macht das Kopfkino sehr realistisch. Gerade auch bei dem Cafe Parisienne, beim Rundgang im Gymnastikraum, den Kabinen und Räumen oder der großen Freitreppe.

    Das Ende? Ein fantastischer Cliffhanger. Ich bin gespannt, wie es alle in die Regency Ära führen wird, und wie alles dort endet, weil…….. Band 2 ist ja Rendezvous mit Mr. Darcy und……äh…….. ich als Pemberley bin da natürlich ganz besonders hellhörig geworden! :). Natürlich wird es in Band 2 dann noch einige Schwierigkeiten geben! Oder? Hallo Kira Licht?! Naja, immerhin habe ich Mr. Dracy, yay! :). Der letzte Teil macht am meisten neugierig auf Band 2. Der 1. Teil war etwas langsamer, es ist wenig passiert, aber vielleicht ist das auch ein Merkmal der Zeit. Dass einfach nicht so viel passiert ist im Sinne davon, dass es für die Reichen eine endlose Aneinanderreihung von Essen und Bällen und Essen und Sich anziehen und hübsch machen und gesellschaftlichem Ansehen war. Und für die Bediensteten eben…..eine Zeit der dauerhaften Arbeit ohne Freizeit.

    Und nochmal: Der Untergang der Titanic. Es gab ein paar bekannte Elemente, ABER…… ich finde es trotzdem gut, dass hier im wahren Rahmen geblieben wurde, also alles ungefähr so, wie es sich wirklich zugetragen haben muss, und keine wirklich großen Hinzudichtungen. Man hat auch nochmal gemerkt, wie emotional schwierig das Thema ist, allein von der Masse der Opfer. Der Ungerechtigkeiten, der Rettungen, wenn man weiß, wer überlebt hat, und wer nicht. Und einfach all das, was um die Katastrophe kreist. Ich gebe zu, bis heute, Titanic als Film nicht schauen zu können, ohne zu weinen. Jedes Mal. Obwohl ich weiß, was kommt. Es nimmt einen mit, und ich finde die Angst ist gut rübergekommen. Diese Beklemmung. Das Gefangensein in diesem, ich sag‘s nochmal, Sarg, der durch einen Eisberg dazu wurde, aus etwas, das vorher wunderschön und voller Leben war. Und dessen Faszination die Zeiten bis heute überdauert hat.

    Heutiges Rezensionslied? Die Zeichen der Zeit haben es mir zugeflüstert, weil ich fand, dass der Text passt, und es nicht das ist, was wahrscheinlich viele beim Titanic-Thema erwartet haben: „Just stop your crying, it's a sign of the times. We gotta get away from here. We gotta get away from here. Just stop your crying, it'll be alright. They told me that the end is near. We gotta get away from here.“
    The Brightest Colours Kara Atkin
    The Brightest Colours (Buch)
    17.02.2024

    Schaut hinter die hellsten Farben, auch da herrscht Dunkelheit.

    The Brightest Colours von Kara Atkin

    Hallo liebe Lesende. Und natürlich Liners ;). Lasst uns heute mal darüber sprechen, wie schön es in unserem Leben ist, wenn da Jemand ist, auf den wir uns komplett verlassen können. Und ich meine nicht diesen losen Verlass mit Versprechen, die vielleicht manchmal wanken und ins Wackeln geraten. Ich meine den kompletten und richtigen Verlass auf einen Menschen, der uns in – und auswendig kennt. Sollte man in Familien finden. Tut man nicht immer. Ich weiß. Manche Freundschaften sind ganz okay und kommen dem sehr nahe. Manche Freundschaften taugen gar nichts. Und manche, ja die sind so eng, dass es einem körperlich und seelisch fast wehtut, wenn diese Person nicht in der Nähe ist. Und manchmal, ja manchmal, da gehen die Gefühle weit darüber hinaus, und die Freundschaft vermischt sich mit der Liebe. Ich erzähle euch das Ganze, weil „The Brightest Colours“ natürlich davon handelt. Wer Band 1 der „Perfect Fit Reihe“ (The PerfectFit) gelesen hat, wird die Vibes zwischen Mia und Roan schon ertastet haben. Ein ganz langsames Herantasten. Und doch war es dort schon fühlbar. In Band 2 der Buchreihe haben die beiden nun ihre eigene Geschichte bekommen. Eine Geschichte von Menschen die einfach TUN ohne vorher zu fragen ob man helfen kann, die einfach wissen, was gut für einen ist. Und die geht so.

    Die Geschichte von Mia und Roan, die das Buch uns erzählt:

    Mia und Roan kennen sich seit Kindheitstagen. Er ist der Sänger der weltberühmten 2-Mann-Band „Parallel“, und Mia seine Make-Up Artist. Mia hat damals alles aufgegeben, um mit Roan, und irgendwie auch Damian im Gepäck, zusammen nach London zu gehen, wo die beiden dann mit ihrer Musik berühmt wurden. Mia ist immer an Roans Seite in den Schatten, und nie im Rampenlicht. Wie es sich für jemanden im Hintergrund gehört. Doch Roans Gefühle, die eigentlich schon immer für Mia da waren, wollen aus den Schatten heraustreten. Und so handelt die Geschichte davon, ob auch Mia es wagt, sich ihre Gefühle für Roan endlich einzugestehen, und darum, ob es alles zwischen den Beiden ändern würde. Denn Roan braucht Mia, und Mia Roan. Die Frage ist nur, wie die Welt im hellen Licht außerhalb der Schatten darauf reagiert. Denn ganz ohne Schwierigkeiten läuft es nie, wenn man ins Licht tritt. Vor allem, wenn es Menschen gibt, die einen wieder in die Dunkelheit ziehen wollen, weil sie einem das Licht missgönnen.

    Titel und Cover:

    Ich mag den Titel ungemein, weil er so für die Geschichte spricht. Denn er zeigt uns, dass es dort wo helle Farben sind, auch Dunkelheit geben kann. Dazu sei gesagt, dass Roan den Sternenhimmel liebt, und diese hellen Farben sind etwas, das immer in Geschichten mit Gefühlen passt. Ihr seht: Unter dem Titel, von dem man glauben könnte, dass es um Farben und Make-Up geht, verbirgt sich viel mehr. So wie es sich hinter Make-Up eben auch manchmal tut. Das Cover? Hach ja. Schon wie in Band 1 mag ich einfach, dass genau das Paar abgebildet ist, um das es im Buch geht.

    Fazit und Gedankenkarussell:

    Mit Band 2 erneut ins „Parallel“Universum einzutauchen war wie Nachhause kommen, wenn man Band 1 ebenfalls gelesen hat. Natürlich ist die Geschichte auch eigenständig zu lesen, aber garantiert mehr Spaß hat man, wenn man sich auf die Protagonisten so einlässt, dass man sie alle als Gesamtheit kennenlernt. Als einfach sympathischen Haufen aus super verschiedenen Charakteren, die trotzdem einfach zusammengehören. Die Fans der Band „Parallel“ werden Liners genannt. Und prompt wird man in die Geschichte hineingezogen, und kommt als einer von ihnen heraus. Somit sei gesagt …… auch wenn die Brotkrumen schon in Band 1 ausgelegt wurden, bin ich ihnen wohl gefolgt und just in dieser Geschichte so richtig ein Liner geworden. Willkommen im Fanclub sage ich da nur.

    Die Geschichte hat genau die richtige Geschwindigkeit. Wie genau ich das meine? Nun ja. Sie ist nicht zu langsam, sie zieht sich nicht hin, aber wir werden auch mit keiner Liebesgeschichte einfach überrumpelt. Keiner stürzt sich ins Ungewisse ohne vorher darüber nachzudenken. Es ist eben alles genau richtig. Mia und Roan haben ja quasi ihr ganzes Leben Zeit gehabt, sich kennenzulernen, und waren so gesehen auch nie getrennt voneinander. So hat man das Gefühl der Beiden gemeinsam gegen die Welt, was gerade bei der Liebesgeschichte eine so schöne Wirkung auf den Leser entfaltet, dass man sich in der Geschichte ungemein geborgen fühlt. Fast so, als ob man beim Lesen selbst zu Freunden zurückkehrt. Es sind die Kleinigkeiten, die die Beziehung im Buch zu so etwas Besonderem machen. Berührungen und Blicke. Selbstverständlichkeiten, die aber nicht für jeden selbstverständlich sind, außer für diejenigen, die sich schon seit gefühlt immer kennen.

    Das Buch ist gefüllt mit Gefühl und Gefühlen, die es an uns beim Lesen weitergibt. Und das ist mein Ernst. Ich konnte komplett alles nachempfinden, konnte mitfühlen, mitleiden, aber auch die Titel gebenden hellen Farben in der Geschichte erkennen und miterleben. Poetischer Schreibstil plus Sprache ist also wieder anwesend, genau wie in Band 1, und durchwandert das Buch. Vielleicht sogar noch einen Tick mehr. Und das hat mich ungemein berührt. Die Geschichte ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Denn es passiert actionhaltig natürlich nicht so viel. Darauf ist die Geschichte aber auch nicht aufgebaut. Und trotzdem gibt es die Stellen, in denen Dinge passieren, die einen selbst aufwühlen.

    Die Geschichte lebt und atmet das Thema des Tropes „Friends to Lovers“. Man kennt ihn aus anderen Geschichten, mal besser und mal weniger gut umgesetzt. Aber was hier von Kara Atkin geschaffen wurde ist wirklich Friends to Lovers par excellence. Mia und Roan als Freunde sind einfach nur wahnsinnig schön zu erleben, aber als Paar, oder besser gesagt den Weg dorthin, wird das Ganze nochmal übertroffen. Und das obwohl man gar nicht so riesige Unterschiede findet in einem „Davor“ und „Danach“. Denn wenn man es genau nimmt, hat man die Anziehung, die Sehnsucht und das gegenseitige Vertrauen ganzzeitig gefühlt.

    Mir gefällt es richtig, dass wir auch mehr über die Vergangenheit und die Geschichte aller erfahren, zumindest in ganz kleinen Stücken. Nicht etwa nur die Vergangenheit der Hauptcharaktere Mia und Roan, sondern in Nebensätzen und Rückblicken auch immer einen kleinen Blick erhaschen auf alle Charaktere, weil sie eine Einheit sind, wie eine Familie. Band 1 + 2 wirkt wie eine zusammenhängende Geschichte, in der sich kurz der Fokus ändert, aber alle zusammen als Gemeinschaft wichtig bleiben. Weiterführend und ganz selbstverständlich wird hier auch Ellies und Calebs Geschichte ein klein wenig weitererzählt, wenn natürlich auch nicht hauptsächlich. Es ist schwierig Mias und Roans Geschichte zu beschreiben, denn ihre Geschichte ist auch immer die von Ellie und Caleb aus Band 1, und Damian, Roans besten Freund und 2. Mitglied der Band. Die Figuren sind so in die Geschichte eingebaut, dass man nicht trennt, dass jeder in die Geschichte eingewebt wurde. Und trotzdem hat jeder sein Band der Buch-Reihe. Wie eine große Buchcharakter-Familie, die in diesem Band Mia und Roan nun etwas mehr in den Vordergrund rücken lässt, ohne die anderen zu überdecken. Und das ist auch schön. Denn der Spirit von Zusammenhalt, Familie und Vertrauen liegt in allem, in jedem geschriebenen Wort im Buch. Was mir ebenfalls gefällt ist, dass Roan, Caleb und Damian als einzelne Charaktere unterschiedlicher nicht sein könnten, und trotzdem eine Gemeinschaft bilden die so zusammenhält, dass sie nichts auseinanderbringen kann. Freunde die zu Familie mutieren, die immer zusammenhalten, und in allen Lebenssituationen füreinander da sind. Dass, wie bei Band 1, auf die anderen Protagonistinnen und Protagonisten eingegangen wird, lässt auch hier in Band 2 hoffen denn…… hach….Band 3 ! Jaaa, auf Damian’s Geschichte freue ich mich tatsächlich. Was das hier in einer Rezension für Band 2 zu suchen hat? Alles. Denn natürlich ist auch Damian Part in der Geschichte als Gesamtheit. Genau das, was ich an ihr so sehr mag. So war es, um noch einmal auf Band 1 zurückkommen, etwas das mich als Leserin ungemein neugierig auf die Geschichte um Roan und Mia gemacht hat. Diese Neugier, das Innenleben, und die Emotionalität und Gefühle, die haben wir als Leser in Band 1 schon erspürt. Und nun eben richtig kennengelernt. Gerade diese Sachen die wir dort erfahren, dass Roan als großer Weltstar eigentlich schon seit Teenagerzeiten in seine Nachbarin aus Kindertagen, eben Mia, verliebt ist, macht diese beiden Hauptcharaktere als Menschen nochmal greifbarer und nahbar. Der Friends to Lovers Trope ist hier wirklich die beste Beschreibung. Und doch: Band 1: Fake Love, Band 2: Friends to Lovers. Jaaaa, wie oben erwähnt, ich bin gespannt, lieber Damian, was da in Band 3 auf uns zukommt ;). Der Freundeskreis wird ja immer mit einbezogen :)

    Ich könnte euch nun noch und nöcher von der Geschichte vorschwärmen und wie wohl ich mich in ihr gefühlt habe. Wie geborgen und wie zugehörig zu den Charakteren. Doch erstens kommt es dem natürlich nicht ganz so nahe. Und zweitens will ich damit einfach nur sagen: Die Geschichte hat mir wirklich gutgetan, und ich fand sie richtig toll, gerade im Umgang der Menschen miteinander. Auch gefallen hat mir, dass das Buch sich kontinuierlich steigert. Ich habe es tatsächlich in 3 Abschnitten gelesen, und mit jedem Abschnitt gemerkt, wie viel schöner und spannender er nochmal zum vorherigen wurde. Was natürlich nicht gegen die vorherigen spricht, sondern einfach dafür, dass es zum Ende hin nochmal besonders gefühlvoll wurde. Man fühlt eben wirklich mit, ist mittendrin, auch in den Emotionen. Für mich ist das Buch während des Lesens wie zu einem Freund geworden, einem guten der zu mir hält. Ganz im Sinne der Geschichte. Einem Freund, der mittendrin auch mal meine emotionale Schmerzgrenze getestet hat, mir aber trotzdem beigestanden hat.

    Doch wo Licht ist, da sind auch Schattenseiten. Oder mit den Worten des Titels: Wo die brightesten, Colours, also die hellsten Farben sind, entdeckt man auch Dunkelheit. Die gibt es in diesem Band auch. Die Schattenseiten, Kehrseiten dessen, was man Erfolg nennt. Die öffentliche Meinung, was man der Welt von sich zeigt, das Private was einem genommen wird, und…… die vielen vielen Lügen, die einfach nur verbreitet werden in der Welt, um Gerüchte zu schüren, die nicht stimmen, um letztendlich dann damit Geld zu machen. Auf Kosten der Stars. Und in diesem Fall auch Mia, die sich in ihrer neuen Rolle als „mehr als nur die Make-Up Artist“ erst zurechtkommen muss. Und wie immer, wenn wir in eine Situation erstmal hereinwachsen müssen, ist dies mit Schwierigkeiten verbunden. Da kommen schon mal wirklich üble Beleidigungen seitens der Klatschpresse vor, Bodyshaming, üble Nachrede. Oder ganz einfach Lügen, die in die Welt gesetzt werden von Menschen, die mal Teil des Lebens von Mia waren, die aber der krasse Gegensatz zum Zusammenhalt und Vertrauen sind, die in dieser Geschichte doch eigentlich vorherrschen. Uns begegnet Mut aber auch Sehnsucht. Schwächen, die man und weismachen und unterschieben will, die aber gar keine sind. Und Stärken, die man aus Gegenseitigkeit und Vertrauen zieht. Presseberichte die einem beim Lesen wirklich in der Seele wehtun. Aber auch ehrliche Gespräche und Wahrheiten, die viel mehr wert sind. Biestigkeiten und Worte die Menschen anderen vor die Füße schmeißen, an denen ich zum Beispiel zerbrechen würde. Aber auch eine Mia, die es nicht tut :). Und um dieses Thema nochmal zu vertiefen: Ich liebe einfach, wie Roan mit Mia umgeht. Dieses Gefühl, wenn Menschen einfach TUN, ohne vorher zu fragen, was sie tun können, weil sie dich in-und auswendig kennen. Oder auch, wenn deine Freunde dich einfach aus der Schusslinie holen, ohne dass du darum gebeten hast, weil sie dir nur gut wollen. Diese Hilfe, die einfach da ist. Das mag ich. Und ich schätze, sowas gibt es auch nicht ganz so häufig, und muss erst gefunden werden. Viele bekannte Menschen würde ich zum Beispiel nicht in diese Rolle stecken können, weil es da heißt, wenn man um Hilfe bittet: „Sorry, hab keine Zeit“ „Sorry, aber so gut kennen wir uns ja auch nicht“ „Sorry, aber meine Familie ist mir wichtiger als du, und deswegen kann ich dir nicht helfen“ „Sorry, da will ich nicht mit reingezogen werden.“ Man spürt die Vertrautheit zwischen Mia und Roan, und man spürt die Vertrautheit als Leserin zum Buch und seinen drin vorkommenden Personen.

    „The Brightest Colours“ hat mir richtig gut gefallen. Richtig gut ist sogar nicht mal annähernd daran, wie toll ich es fand. Die Friends-to-Lovers Story als Trope wurde total gut umgesetzt, und hat es mich beim Lesen richtig fühlen lassen. Das tut man beim Trope ja nicht immer, wenn die Umsetzung dabei hakt. Aber hier war es wirklich mega. Es zeigt einem auf, dass man im Leben keine Tausenden von Freunde braucht, wenn mal einen kleinen Freundeskreis hat in dem sich die richtigen Freunde befinden. Mit denen man sich wohlfühlt, die einen akzeptieren wie man ist, die zu einem stehen, und einen auch lieben. In welcher Form auch immer. Außerdem geht das Ganze in die Richtung zu wissen, wer man wirklich ist, und sich selbst nicht zu verlieren um Jemand zu sein, den man der Welt nur vorspielt. Da sind Dinge, die schon immer in sich getragen wurden, aber auch verborgen geblieben sind, und plötzlich an die Oberfläche schwappen. Und Leute, was habe ich einfach nur diesen ersten Kuss genossen, obwohl ich ihn ja nicht mal bekommen habe. Das ist nicht mal ein Spoiler. Küsse kommen in Romance-Storys eben vor. Nun hatten wir also schon Caleb den Kontrollierten und nun Roan den Sanften. Trotz allem bin ich nun natürlich gespannt wie in Band 3 Damian, der Rebellische …….. die Liebe finden wird <3. Ihr merkt: Ich wäre definitiv Liners Fan, auch wenn ich noch kein Lied der Beiden real gehört habe. Aber allein wie die beiden über Musik reden, was auch in meinem Leben einen großen Teil markiert, lässt mein Herz ein wenig schmelzen, und schon haben Roan und Damian als Parallel einen Fan mehr. Mich. Wobei ich wetten könnte, nach der Lektüre schließen sich mir einige an. Also, wer will? :D

    Das heutige Rezensionslied zeigt uns dann, dass wir alles überstehen können, wenn wir zusammenstehen:

    „When the night has come, and the land is dark, and the moon is the only light we'll see.
    No, I won't be afraid. Oh, I won't be afraid.Just as long as you stand….Stand by me“
    The Perfect Fit Kara Atkin
    The Perfect Fit (Buch)
    10.08.2023

    Was nicht perfect passt, wird perfect passend gemacht.

    The Perfect Fit von Kara Atkin

    Es gibt viele Dinge im Leben, die „passen“ können. To fit eben. Da sind Kleidung, Menschen, Kleidergrößen, Getränke zum Essen und umgekehrt, oder Kombinationen, von denen man denkt, das geht gar nicht zusammen. Nutella zu ….ähm…. Gurken? (hat das schon mal Jemand probiert? Frag‘ für ‘ne Freundin :D). Manche sagen Folgendes passt nicht: Sportliche Menschen zu eher etwas Faulen. Menschen, die überirdisch schön aussehen, und in Beziehungen mit jenen sind, die eher normal erscheinen. Selbstbewusste Menschen, die ganz zurückhaltende und schüchterne lieben. Wir alle haben so ein gewisses Bild im Kopf, WAS zusammenpasst, und zusammen sein sollte. Doch was für jeden Einzelnen the perfect Fit, also das perfekte Zusammenpassen scheint, ist natürlich ganz individuell, und sollte IMMER nur von denjenigen ausgehen, die es betrifft. Niemand sollte einem reinreden im Sinne von „Aber dies uns das passt doch viel besser zu dir.“, weil …….. Niemand ist eben man selbst, das kann nur der Mensch selbst sein. Passen Outfits zu Rockstars, sind die Klamotten wirklich sie selbst, passt es, oder ist es nur eine Verkleidung, in der man sich nicht wohlfühlt, in der die Welt einen aber sehen will, um in eine Schublade eingeteilt zu werden, und sozusagen ein Fake seiner selbst zu sein? Müssen Klamotten zu einem Anlass passen? Dürfen Menschen zusammen sein, die total verschieden sind? Dies und andere Fragen stellen sich in diesem Buch. Doch worum geht es genau?

    Die Geschichte, die ins Buch passt:

    Ellie Cox träumt davon, als Stylistin in der Modewelt Fuß zu fassen. Traumjob eben. Als sie kurzfristig die Chance bekommt bei der Mailand Fashion-Week einzuspringen, und dann auch noch Roan, den Sänger der Band Parallel stylen darf, sieht sie ihren Traum in Erfüllung gehen. Denn er ist Brand Ambassador, und sie bald im festen StylistInnen-Team. Caleb Lee, der Manager der Band, ist skeptisch. Ellie ist gut in dem, was sie tut, aber auch leicht chaotisch. Als dann herauskommt, dass Ellie Single ist, nimmt das Chaos seinen Lauf. Denn Single sein ist ein absolutes NoGo, eine Beziehung zu haben sogar ein Einstellungskriterium des Labels. Ellie sieht ihren Traum platzen, doch dann bekommt sie Hilfe von ungewohnter Seite: Caleb bietet ihr an, ihren Fake-Freund zu spielen. Zumindest, bis die Fashion-Week vorbei ist. Denn ja, somit will er auch irgendwie sich selbst schützen, weil er sie beim Einstellen nicht nach dieser wichtigen Sache des Single-Daseins gefragt hat. Und dann wäre er seinen Job ebenfalls los. Und sagen wir mal so: Keiner von Beiden will seinen Job verlieren …… aus für sie passenden und nachvollziehbaren Gründen, die man kennenlernt, wenn man das Buch liest :)

    Cover und Titel:

    Anfänglich und vor der Lektüre fand ich das Cover schon recht toll gezeichnet, es hat mich auf jeden Fall neugierig zurückgelassen. Meine nächste Frage war dann tatsächlich: „Was tut er da in seiner Hosentasche?“. Hab es nun herausgefunden. Was Caleb da auf dem Cover in seiner Hosentasche macht? Tjoahhh, ich sag nur ……. Cantuccini (und jetzt alle so: „Hä?!“, weil …. Klingt wirklich schlimmer, als es ist :D). Ich mag den Buchtitel wirklich sehr gerne, weil er nicht nur so heißt, sondern auch wirklich perfekt passt. Zur Geschichte und zur Thematik, dass etwas zusammenpasst oder nicht, und doch zusammenpassen kann, auch wenn man es erst nicht glaubt. Und das ist eine sehr schöne Symbolik.

    Fazit und passendes Gedankenkarussell:

    Man bekommt beim Lesen eine Einsicht und Hintergrundwissen über die Szene der Modewelt, die Modebranche, die Musikbranche, Brands, Rockstarsein, Influencen, Manageraktivitäten, Labels, die großen Marken, das große Haifischbecken, wie alles miteinander zusammenhängt, und somit über viele Dinge, die sich viele junge Menschen heute für ihr Leben wünschen. Schön, dass man also sieht, wie es hinter den Kulissen wirklich ist. Aber diese Thematik des perfekten Zusammenpassens ist es, die mich am Buch interessiert und magisch angezogen hat. Denn eigentlich passt hier offensichtlich gesehen nichts zusammen (Keine Jobs, keine Menschen, keine Klamotten), was dann aber doch irgendwie passt. Womit die Theorie widerlegt wurde, die besagt, dass nur Dinge zusammenpassen, die sich absolut gleichen. Ich mag die Aussage des Buches, aus einer Szene ganz am Anfang. Und das ist nun nicht gespoilert. Aber Ellie hilft Roan, der sich sichtlich unwohl fühlt, und fragt ihn, in welchen Klamotten er sich wohlfühlt. Welche Kleidung er IST, was IHN darstellt. Denn ja, Kleidung und Aussehen KANN auch ein Ausdruck unserer Individualität sein, etwas das wir der Welt zeigen, wie wir sind. Wenn man uns das dann nicht erlaubt durch Kleiderordnungen, oder Vorschriften, fühlt man sich natürlich NICHT wohl. Ist ja auch ganz klar. Und das hat mir als Aussage unheimlich gut gefallen.

    Um Fake geht es hier zu einem sehr großen Teil, was beim Trope der Fake Beziehung erstmal kein Wunder ist. Doch der Fake reicht viel weiter in die Geschichte. Wie fake ist man, wenn man etwas trägt, und ausstrahlt, was man gar nicht ist? Wie fake kann eine Beziehung sein, wenn man zusammen sein möchte, und es nicht darf, oder eben in verkehrter Reihenfolge, wenn man zusammen ist, und eigentlich nicht will? Und wie fake kann eine Beziehung sein, die sich so gar nicht fake, sondern völlig richtig anfühlt, wo sie doch fake sein sollte? Wie fake ist ein Lachen, wenn mir nach Panik zumute ist? Und wie fake ist mein Leben, wenn ich etwas tun muss, das nicht ich bin? Eine Arbeit, in die ich, wenn es meine Kleidung wäre, nicht hineinpasse, die ich aber ständig tragen muss? Ein Leben, das wie ein Kleidungsstück ist, das zwickt, mir völlig zu groß ist, oder dessen Farbe mich ständig krank aussehen lässt, und somit auch macht? Und dann sind da ja noch die Menschen, die einfach falsch sind. Nicht für einen. Aber irgendwie doch. Weil sie hinterhältig sind. Ich hätte gerne mehr Fake der Fake Beziehung gesehen, doch dieser wurde sehr schnell zur Realität, was man auch gefühlt hat, und was ich im Allgemeinen immer sehr schön finde. Man hätte ihn einfach nur etwas verlängern können, ein paar Seiten mehr, aber das ist nur meine persönliche Ansicht, und eben Wunschdenken. Trotzdem will ich es erwähnen, um meinen kleinen Kritikpunkt zu erklären denn es ist ein kleiner Kritikpunkt meinerseits, dass sich gerade dieser Fake -Romance Bestandteil gerne noch etwas im Buch hätte ausbreiten können. Hätte ganz sicher noch in das Gewand des Buches gepasst. Immer wieder perfect Fit halt. Mit passenderen Worten: Die Geschichte ist in die Klamotten der Fake Beziehung geschlüpft und die passen ihr auch sehr gut. Nicht zu knapp sitzend, nicht zu eng oder erdrückend, und nicht zu weit schlabbernd. Einzig und allein die Verlängerung des Tropes hätte meiner Meinung nach noch ein wenig besser zum Outfit der Story gepasst. Aber das ist nur meine Meinung, und Stil oder der eigene Style ist ja was völlig Individuelles. Dazu sei gesagt, dass ich nicht gerade die beste Modespezialistin bin. Und überhaupt zählt es doch nur, was sich unter den Klamotten der Geschichte befindet. Direkt im Inneren. Da ist es nämlich die Liebe. Und die kommt tatsächlich im Buch nicht zu knapp daher, und passt genau. Zumindest für mich. Dies ist dann mein einziger kleiner Kritikpunkt. Ob er passt muss jeder für sich selbst herausfinden.

    Was mir am Buch absolut imponiert hat, war die Mischung der Sprache und des Schreibstils. Teils war das wirklich moderne Sprache, die einen zum Lachen gebracht hat, und die man wundervoll in seine reale Welt einbinden konnte, gespickt mit einem Humor der Protagonisten. Und dann waren da diese einzelnen Stellen, die poetisch wunderschön geschrieben wurden. Stellen in denen es um Lebensglück, um Träume, um Schicksal und Liebe ging. Diese Mischung aus Moderne und Poetik hat perfekt zusammengepasst. Und einen in so mancher Szene mitten in einen Traum entführt. Manchmal sogar mit einem Lachen.

    Thema ist auch ein bisschen, so sehe ich das zumindest, eine unterschwellige Kritik am Mangel der Individualität. Dass in der Schule alle gleichbehandelt werden, und man nicht auf individuelle Stärken und Schwächen eingeht und achtet. Dass etwas so und so zu sein hat, und man sich nicht selbst ausleben darf. Dass es Vorschriften gibt, die man einzuhalten hat, und von denen man nicht abweichen darf. Selbst wenn das alles nicht zu einem und für einen passt. Dass man sich quasi wie im Käfig gefangen fühlt, in einer Situation, aus der man raus möchte, weil man in eine andere will, die mehr zu einem passt. Dieses Feststecken, also nicht passen, in diversen Situationen, und der Versuch daraus herauszukommen, war gut beschrieben.

    Und dann ist da noch Caleb als Protagonist mit seinem Beschützerinstinkt. Er beschützt, und tut alles, damit Roan und Damian nicht unter die Fittische des Labels kommen, die nicht so familiär agieren, sondern denen es nur um den Profit eines Menschen geht. Der Mensch als Ware, sehr unschönes Denken, heutzutage aber leider gar nicht so selten. Doch bei Caleb ist es wie in einer großen Familie. Ein Platz an den man gehört, der passt. Perfect Fit eben. Denn manchmal passen Freunde besser als Familie, als Familie selbst. Das war sehr angenehm zu lesen, und ein Wohlfühlaspekt im Roman. Denn Der Instinkt, das, was zu einem passt, beschützen zu wollen, geht natürlich auch an Ellie nicht vorbei. Ellie hingegen sorgt für Chaos und Unordnung vs. Calebs Ordnung. Ihre Plapperei ist liebenswert und kommt mir sehr bekannt vor.

    Es geht um Arbeit, Berufswünsche, etwas tun müssen, das man nicht tun will, Wünsche im Leben, Loyalitäten, die eigenen Wünsche über das Wohl aller stellen oder seine Wünsche zu begraben und hintenanzustellen, ebenfalls zum Allgemeinwohl, um Schutz und Sicherheit und …. Druck der auf einem lastet. Wenn man sich nur um andere kümmert, und sich selbst gar nicht mehr wahrnimmt, hat man wenig Zeit zum Selbstreflektieren. Man ist ständig auf der Hut, weil man beschützen will. Das führt ein wenig dazu, dass man nicht mehr man selbst ist. Wenn dann jemand kommt und Dinge an uns anspricht, merken wir oft erst unsere Fehler, aber auch Schönheiten und Liebenswertes an und in uns, was wir gar nicht an uns wahrgenommen hätten, weil wir uns sehr wenig mit uns beschäftigt haben. Und dieser Part hat mir besonders gut gefallen, weil Ellie es schafft aus Caleb den Manager den richtigen Caleb heraus zu kitzeln. Und was da unter den perfekten Maßanzügen ist, war ziemlich sympathisch. Es ist ein wenig dieses Loslassen der Kontrolle und der Momente, der durch die Fake Beziehung real wird. Verkopfter Kopfmensch gegen Bauch – und Herzmensch. Ellie, die aus der Kontrolle ausbricht und Caleb, der sich langsam ein wenig aus seiner löst. Gegensätze, die trotzdem passen, weil sie Sicherheit ausstrahlen in ihren Gegensätzen. Erfrischend schusselig gegen sich immer im Griff haben. Verschlossenheit und manchmal Unsicherheit (der wirkliche „Hand in Hosentasche“ Grund) gegen quirlige Offenheit.

    Man sieht ein klein wenig ein Abbild von unserer Gesellschaft, mit der Botschaft, dass es Menschen gibt, die einem sagen, dass man eben akzeptieren sollte, dass man es nie schaffen wird, weil die Welt nun mal so ist, und man zu klein um das zu ändern. Aber dann ist es auch ein Plädoyer genau diese Gesellschaft mit ihren Regeln und Zwängen durcheinanderzubringen und herumzuwirbeln, den Status Quo zu durchbrechen und es anders zu machen, und am Ende trotzdem bei seinen Träumen zu landen, auch wenn man es auf andere Weise tut als andere. Und damit ist es auch ein bisschen eine Geschichte vom Straucheln und doch nicht fallen. Es geht um Wohlfühlen, Passen und sich richtig anfühlen. Für sich selbst. Und sonst für Niemanden. Um Zwänge, etwas tun zu müssen. Darum, wenn man nicht mehr perfekt passend funktioniert. Für seine Familie, für sich selbst, für den Arbeitgeber, für die Welt .... oder ein ganz bestimmtes Label. Und irgendwann erkennt man dann, dass man nicht für alle perfekt passt und sein kann, aber genug perfekt für einige, denn was zu einem passt, und was nicht, hängt immer nur von uns selbst ab.

    Man hat einen Traum vom Leben, und diese unsere Träume müssen wir oft aufgeben, indem wir Dinge tun, die uns nicht liegen, und unglücklich machen, aber wir brauchen eben das Geld, weil es in unserer Welt so läuft. Es gibt Eltern die Luftschlösser nicht unterstützen, weil es in einem unsicheren Job ausartet. Sicherheit und Kontrollverlust. Alles im Griff und unter Kontrolle haben vs. Die Kontrolle verlieren. Das Thema zieht sich durchs Buch genauso wie Jemandem die Chance geben, die man nur einmal im Leben bekommt und hat. Denn manchmal sind Erfahrungen und Verbindungen nicht ausreichend. Aber wie soll man je Erfahrung in einem Bereich bekommen, wenn einem Niemand eine Chance gibt, Erfahrungen zu sammeln, WEIL man keine hat?! Etwas, das ich in unserer Leistungsgesellschaft noch nie verstanden habe, weil Menschen austauschbar sind. Ellie und Caleb auf alle Fälle haben nur diese 1 Chance, die letzte ihrer Art um ihren Traum zu verwirklichen, was auch noch ein wenig Spannung in die Geschichte bringt.

    Und uns wird gezeigt, dass einige Regelungen, auch in großen Firmen, total doof sind, und man bei den Auslegungen etwas flexibler sein sollte, weil sie nichts mit der Realität der Menschen zu tun haben, sondern einfach nur Chefetagen und Vorständen Vorteile und Sorglosigkeit bringen, aber nicht den Angestellten selbst. Da sollte Menschlichkeit statt sturer Beharrlichkeit auf Regeleinhaltung sein. Ihr kennt das. Das ist ungefähr so wie der Mensch, der eine Minute zu spät ankommt, und dann auf die Regeln aufmerksam gemacht wird, dass er eben eine Minute zu spät ist, statt, ein Auge zuzudrücken, und ihm doch noch zu helfen.

    Und mit der Geschichte geht auch ein kleiner Streifzug durch Mailand einher. Da dies der Handlungsort der Fashion-Week ist, bekommen wir das als kleinen Bonus. Denn ein Spaziergang durch die Nächte und Tage von Mailand ist immer erstrebenswert, und kommt im Buch sogar an einigen Stellen vor.

    Auch wenn es im Buch um Ellies und Calebs Geschichte geht, so kommen die Nebencharaktere nicht zu kurz. Selbst sie lernen wir in ihren Eigenarten und Emotionalitäten kennen. Ein Vorgeschmack auf zumindest schon mal Band 2, auf den ich wirklich seeeehr neugierig bin nach dieser Lektüre. Denn er beinhaltet einfach mal Roans und Mias Geschichte, die in diesem Teil nicht blass nebenher geplätschert ist, sondern schon Formen angenommen hat, von denen man die Vibes erahnen konnte. Das Team um Roan und Damian? Alle sind wie eine große Familie, eben familiär. Man fühlt sich wohl in dieser Atmosphäre des Lesens, und kann sich fallen lassen, weil man diese Sicherheit eines Zusammenhaltes spürt, den es in der heutigen Welt nicht mehr so häufig gibt. Auch in Familien nicht. Da ist ein gewisser Beschützerinstinkt untereinander, und Leute die füreinander einstehen.

    Die Geschichte verströmt Vertrautheit und Vertrauen, denn das muss man als Fake Beziehung ja zeigen. Und Ellie und Caleb machen das sehr gut. Caleb wird durch Ellie ein wenig lockerer, leichter, während sie durch ihn ein klein wenig geerdeter in ihren Bahnen wird. Caleb ist leichter zu fassen, wenn er in Ellies Nähe ist. Aber auch Identität spielt eine Rolle. Wer ist man, wenn man nicht man selbst ist? Wer ist man, wenn man nicht funktioniert? Wer ist man, wenn man nicht das tun darf, was man will? Deswegen ist Selbstfindung irgendwie im Buch auch mit dabei. Oh und …. Kleidung die ausdrückt wer man ist, sich im Style wohlfühlen, und nicht jemanden aufzeigen, der man im Inneren gar nicht sein will. Ein Buch über die Träume im Leben, und dass man sie nicht so schnell aufgeben sollte, egal wie lange es dauert, bis sie sich erfüllen. Ellie hat Träume, Caleb auch und Roan und Damian haben sie teilweise noch, weil sie ihren Traum zwar verwirklicht haben, aber nicht unbedingt auf die Art, wie sie es vielleicht mal wollten am Anfang. Alles geht in eine andere Richtung, wie eben manchmal auch im Leben. Die Erfüllung des Traumes ist nicht gradlinig, sondern erfolgt über Stolpersteine und Umwege. Es geht größtenteils um Lebensträume, und die sollten ja passen. Genauso wie Menschen. Und Klamotten. Dann wären da noch Dinge wie Kontrolle haben, Kontrolle verlieren, Kontrolle behalten, Kontrolle in andere Hände geben, zusammen die Kontrolle verlieren. Nicht mehr sehen, wer man ist, sich selbst verlieren, wenn man ständig für etwas Anderes wirbt, wofür man gar nicht steht, weil es einfach nicht das eigene Selbst ist, von anderen aber verlangt wird. Aus den Augen verlieren, sich selbst verlieren und wiederfinden. Dem eigenen Takt und Herzschlag folgen, statt sich anzupassen an die Allgemeinheit, und was sie versucht in unseren Kopf zu pflanzen .…. Hach …. Alles im Buch drin. Ihr müsste es nur selber herausfinden.

    Zur Gestaltung sei noch gesagt, dass es Perspektivwechsel gibt, die ich ja über alles liebe, um die Charaktere besser zu verstehen. Durchgestrichene Lockerungen des Plans, der über den Haufen geworfen wird, erscheinen über jedem Kapitel. Somit agieren die Überschriften ganz in der Symbolik des Themas der Geschichte, in der eben nicht alles läuft wie geplant, und dann aus dem Bauch heraus eine Lösung gefunden werden muss. Sei sie noch so chaotisch und schnell entstanden. Das macht das Buch sympathisch, denn es zeigt uns, dass nicht immer in der Ordnung der Dinge auch die beste Lösung für alle liegt. Dass Pläne über den Haufen geworfen werden können, und man trotzdem Ziele erreicht, auch wenn sie am Ende anders aussehen. Aber trotzdem passen. Wie ein Kleidungsstück das wir anziehen, erst nicht wollten, dann aber merken, dass es uns doch ganz unbeschreiblich gut steht, und wir uns unheimlich wohlfühlen darin. Manchmal muss man geplante Dinge durchstreichen, und sie durch Chaos und neue Ideen ersetzen.

    Das heutige Rezensionslied spricht für sich selbst, PASST aber. Zumindest für mich:

    „Show up boy… don't be so hard to find….stand up yeah…. put yourself on the line.
    No one else has made me feel like this….Me and you could be the perfect fit.“
    Babel Rebecca F. Kuang
    Babel (Buch)
    30.05.2023

    Wann ist ein Wort ein Wort, und wann ist es eine Waffe?

    Babel von Rebecca F. Kuang

    Die Macht der Sprache, der Worte, des geschriebenen und gesprochenen Wortes, deren Bedeutung, und dass ein Wort, wenn jemand es nicht versteht, eine ganz andere Bedeutung haben kann, dass jemand mit Worten leicht täuschen kann, meist am längeren Hebel sitzt gegenüber denen, die Worte und Sprache nicht verstehen. Dass jemand einem ALLES erzählen kann, Worte vortäuscht oder weglässt und wir glauben müssen, was in fremden Sprachen dort steht, wenn wir sie selber nicht gelernt haben, das ist der Lauf unserer Welt. Deswegen gibt es Übersetzungen. Was übersetzt wird, müssen wir glauben, dem Übersetzer vertrauen. Denn nur so, können wir uns verständigen. Und manchmal ist die richtige Kommunikation untereinander das Wichtigste im Leben. Sich nicht nur mit dem Wort zu verstehen, sondern uns selbst auch als Menschen in unserem Tun nachvollziehen zu können. Zu verstehen, wer wir sind, und warum wir Dinge tun, wo wir hingehören. Vorliegendes Buch spricht diese Thematiken wunderbar an.

    Welche Geschichte die Worte im Buch erzählen:

    Das Jahr 1828: Robin Swift überlebt in seiner Heimat Kanton als Kind den Ausbruch der Cholera. Als Waise zurückgelassen kommt Rettung in Form des mysteriösen Professor Lovells. Der ist nicht nur für Robins Heilung verantwortlich, sondern nimmt ihn mit nach London. Robin, schon immer Büchern und Worten zugewandt, lernt dort Latein, Griechisch und Chinesisch, in Vorbereitung dazu, dass er eines Tages die Möglichkeit bekommt im Königlichen Institut für Übersetzung in Oxford, Babel genannt, zu studieren. Dort angekommen merkt man, dass nicht alles Gold (hier im Buch Silber) ist, was glänzt, und Robin merkt es langsam. Denn ein chinesischer Junge im 19. Jahrhundert, an einer Universität wie Oxford, der mehrere Sprachen spricht als einige Menschen des Empires selbst, kann sowohl Fluch als Segen sein. Verloren gegangene Worte und verlorene Übersetzungen, eingraviert in Silberbarren ….. das ist die Form der Magie der Geschichte. Denn das britische Empire nutzt dieses Silber, um andere Länder zu kolonisieren, und größere Macht über alle zu bekommen. Robin selbst bekommt es mit einer Geheimorganisation zu tun, die das verhindern wollen. Und als es um mehr geht, nämlich einen drohenden Krieg wegen Opium, muss Robin sich entscheiden, auf welcher Seite er steht. Das Land in dem er geboren wurde, oder das Land in dem er aufgewachsen ist und ausgebildet wurde? Was ist hier richtig und was falsch? Und kann man mit Worten einen Krieg gegen das gesamte Empire führen? Das gilt es herauszufinden. Zusammen mit der Frage der Freundschaft. Robin, Ramy, Victoire und Letty bilden zusammen die Freundesgruppe, die gegenseitigen Halt gibt. Und auch hier ist die Frage, ob alles im Lauf der Geschichte so bleibt, oder ob es Worte und Verstehen untereinander gibt oder nicht gibt, so dass sich er Lauf der Geschichte ändert.

    Cover und Titel:

    Das Cover ist wohl das erste, was einem beim Buch auffällt. Ich mochte anfangs die Atmosphäre, diese Dunkelheit und Stille, die der Turm von Babel ausstrahlt, obwohl Worte doch so laut, und gar nicht still sind, und so viel bewirken können. Und ja …… wohl ein jeder denkt beim Anblick des Turms nicht nur an eine Universität, sondern unweigerlich auch an die Bibel, und ihre Geschichte vom Turmbau zu Babel, die damit endet, dass alle Sprachen in der Welt zerstreut wurden, und man sich untereinander nicht mehr verständigen konnte. Der Turm ist Sinnbild für Zusammenbruch und Einsturz von allem. Und irgendwie erkennt man unterschwellig metaphorisch eine Warnung, eine Mahnung sich nicht von einer Sache abhängig zu machen, denn diese könnte den Zusammenbruch bedeuten, wenn sie nicht mehr da ist. Symbolisch finde ich den Namen des Buches mit seiner Bedeutung deswegen gerade zu genial. Als Kapitelüberschriften gibt es immer ein Zitat aus einem Buchklassiker, Buch, einem Text oder Brief, passend zum Thema Worte, und den Worten des Kapitels.

    Fazit und Gedanken zu den Worten, die zur Geschichte von Babel werden:

    Zu Anfang des Fazits gleich ein Tipp von mir: Wer das Zitat auf dem Buch liest, das hier vom neuen Harry Potter spricht, der wird aus einerlei Grund vom Buch enttäuscht sein. Sorry Herr Scheck. Ich verstehe ansatzweise den Vergleich, weil das Buch eben wirklich etwas komplett Neues im Genre ist, so wie damals Harry Potter. Aber bitte vergleicht keine Geschichten, besonders nicht die Beiden, denn das ist hier nicht möglich. Der Vergleich ist, dass beides etwas völlig Neues IST. Ganz in der Tradition von Wortbedeutungen, können diese bei jedem Menschen anders sein und ankommen. Ein Wort für den einen bedeutet nicht dasselbe für den anderen und nächsten. Betonungen müssen stimmen, Bedeutungen, Zusammenhänge. Und schon sind wir bei der Thematik des Buches.

    Müsste ich Babel mit einem Wort beschreiben, so würden mir die Worte fehlen. Denn das richtige beschreibende Wort ist noch nicht gefunden, nicht in meiner Sprache, nicht in meinem Kopf. Und so wird das Buch tatsächlich am besten beschrieben: Ohne Worte, immer auf der Suche nach den richtigen Worten. Wer es liest, wird verstehen was damit gemeint ist.

    Die Welt die R.F. Kuang beschreibt, ist nicht friedlich und märchenhaft. Sie ist erfunden, und der Realität doch so nah. Wir erleben durch geschriebenes Wort Sklaverei, Kolonialismus, Rassismus, Sexismus und Klassizismus. Wir sehen alle schlechten Formen von schlechten Dingen und Worten, die verletzen, unterdrücken, schmeicheln, lügen, verdrehen und am Ende ihre Wirkung zeigen. Die Sprache wird nicht verschluckt, sie wird in die Welt hinaus geschrieben, nicht geschrien, wird eingraviert, und wirkt. Vor allem ist das Buch eine Frage an sich selbst, was richtig und falsch für jeden einzelnen von uns ist. Weil Verständnis und Verstehen für jeden Menschen etwas Anderes bedeutet, in Worten und im Agieren. Immer und immer wieder erkennt man unter den Worten der Geschichte den Lauf der Welt: Reichtum gegen Armut, Reiche werden reicher, Arme ärmer, Länder werden unterdrückt und versklavt, Geld schafft macht über andere, das Wort und Silber noch mehr, Menschen die aus anderen Ländern kommen werden diskriminiert, und Frauen haben kaum Rechte. Hier spürt man die Gewalt von Worten. Auch als Leserin oder Leser.

    Trotz über 700 Seiten gibt es Szenen, die brennen sich ins Gehirn hinein. Vielleicht auch wegen der Wortwahl und weil kein Blatt vor den Mund genommen wird. Ja, ich gebe zu, dass man beim Lesen leicht in einen Rausch der Worte verfällt, selbst wenn diese unangenehm zu lesen sind. Es gibt diese Thematiken in Babel, die einen sehr aufwühlen. Vielleicht war es auch gut, das Buch nicht in einem Rutsch, sondern über einen längeren Zeitraum zu lesen. Denn es wirkt nach – Durch Worte und Denken im eigenen Kopf und. Denn das Offensichtliche ist nicht immer die Wahrheit, was man sieht kann viele Hintergründe und Bedeutungen haben, eben genau wie bei einigen Worten. Und in diesem Buch ganz besonders. Die Leichtigkeit kommt erst nach einiger Zeit hinein. Oder anders gesagt nie so ganz durch. Das Buch kann in mehrere Teile eingeteilt werden, die alle einen bestimmten Lebensabschnitt Robins zeigen mit einer ihm ganz eigenen Atmosphäre, die diesen Lebensteil verkörpert, und ein wenig das ausstrahlt, was im Inneren der Protagonisten vorgeht. Man könnte meinen, dass jeder Abschnitt eine andere Grundatmosphäre ausstrahlt.

    Es ist ein bisschen so, als ob man beim Lesen die Geschichte mitfühlt und nachempfindet, die Worte fühlt. Wenn Robin und Co. zweifeln, tut man das irgendwie mit ihnen, wenn er sich müde vom Studieren fühlt, nimmt er uns mit in diese Müdigkeit und Länge der zermürbenden Übersetzungsarbeit. Dort kann man als Leser dann tatsächlich mal einen Durchhänger haben. Ich hatte das große Glück das Buch in einer Leserunde zu lesen, die sich über Wochen gezogen hat. So hatte man die Möglichkeit nicht die gesamte Wucht des Buches auf einmal zu spüren, hatte die Chance nachzudenken und über die Worte zu reflektieren und mit anderen zu diskutieren. Vielleicht würde ich das auch den Lesenden raten. Nehmt euch Zeit für dieses Buch, verschlingt die Worte nicht zu schnell, denn sie haben einen Nachgeschmack, den man auch schmecken sollte, bevor man ihn ausspuckt und vorverurteilt.

    Babel ist nur am Rande Fantasy. Es spielt mit der Wirklichkeit, ist viel mehr Gesellschaftskritik, und zeigt auf, wo es in der Welt brennt, obwohl die Welt erdacht ist, allerdings gespickt mit realen Orten. Im Jahre 1833 und irgendwie durch die Zeiten hindurch fühlt man sich in einigen Erwähnungen auch an 2023 erinnert. Der Vorhang des Fantasyelementes Silber ist leicht angehoben, und darunter verbirgt sich eine grausame Welt, in der man einiges aus der Realität erkennt. Leider manchmal zu viel, so dass man sich fragt, wie einige Dinge immer noch so sein können im Heute. Trotz Schwierigkeiten hat die Lektüre und die Atmosphäre im Buch mich in ihren Bann gezogen. Denn Dark Academia? Ja. Dunkel waren die Zeiten wohl wirklich. Babel ist ein Spiegel der Gesellschaft, der uns allen vorgehalten wird und damit so viel mehr als „nur eine Fantasygeschichte“ oder „ein Roman mit minimalen fantastischen Elementen“. Die Geschichte birgt so viel Wahrheit in sich, wenn man erstmal durch die Worte und Bedeutungen hindurch taucht, und ………. Das geschriebene Wort richtig versteht.

    Babel ist kein Buch voll leichter Spritzigkeit, welches man weglesen kann. Es entführt uns in keine Fantasywelt. Nur in die Welt der fantastischen Sprache und Worte. Über 700 Seiten Sprachliebe. Beißt euch durch, bleibt dran. Anfänglich erscheint es etwas schwierig und langatmig. Viele Namen erscheinen, viele Worte. Doch nach und nach findet man immer mehr Gefallen daran, wie alles zusammenhängt. In den Worten und in unserer Welt. Man muss sich schon etwas konzentrieren, um wirklich alles im Buch zu erfassen. Quasi als ob wir als Leserinnen und Leser ebenfalls am Studium in Babel teilnehmen würden.

    Eine Frage der Identität zieht sich durch das ganze über 700 seitige Buch. Eine Sprache zu sprechen, oder sie wirklich zu leben, und seine eigene Identität haben bzw. wem man gegenüber Loyalität zeigt. Ein wenig Liebe und Hass gleichzeitig gegenüber Geburtsort, und dem wo man aufgewachsen ist. Loyalität vs. Eigene Interessen. Was einen prägt. Es ist ein „Hier und Dort“ sein, und doch nirgends, niemandem richtig zugehörig, zwischen den Stühlen und Welten wankend, überall hinpassend, wenn man nicht genau hinschaut, aber nirgends zugehörig. Zumindest für Robin. Und es geht um Abhängigkeit von jemandem, der einen ausnutzt für die eigenen Zwecke. Um Menschensammler. Den Menschen als Ware.

    Babel ist kein Buch zum Wohlfühlen, keines zum Entspannen. Babel ist ein Buch der Worte, der Wichtigkeit der Sprache, des Miteinander und des Einander Verstehens in jeder nur erdenklichen Form. Die Sprache, die uns voneinander entfernt, ja gar entfremdet ganz im biblisch babylonischen Sinne, wo Sprache uns doch eher zusammenführen sollte. Und genau so muss es gelesen werden. Man muss die Wichtigkeit und das Gewicht der Worte im Buch erkennen. Das ist nicht immer einfach, erst recht nicht bei über 700 Seiten Sprach – und Wortbedeutung. Aber es lohnt sich durchzuhalten bis zum Ende. Es lohnt sich, die Entfremdung der Menschen zu sehen, und den Umgang der Menschen mit Menschen, die anders sind, um zu wissen und zu lernen, wie es NICHT sein sollte. Der Fantasyaspekt ist klein gehalten, gar minimal. Doch das macht rein gar nichts. Denn so entsteht im Buch etwas völlig Neues, das vorher noch nicht da gewesen war. Hier wird nicht mit Magie gezaubert, sondern mit Worten.

    Man taucht bei Babel nicht nur regelrecht in die Geschichte ein, sondern in Geschichte. In die Worte, die dazu führen, dass diese Geschichte erzählt wird, und mit ihr die Historie, die die Geschehnisse umgibt. Damit leider auch die negativen Seiten der Gesellschaft, aber das alles ist so wahrhaftig geschrieben, dass es wohl damals ähnlich lief, und man heute nicht viel daran ändern kann, dass es in der Vergangenheit so zuging. Manchmal blutet einem direkt das Herz, wenn man die Worte liest. Man fiebert mit und man fühlt mit, man leidet. Aber auch das ist etwas Gutes. Denn so wird einem ein Spiegel vorgesetzt, der einem zeigt, dass es Orte in der Gegenwart gibt, wo Menschen immer noch dieses schlimme Gedankengut in sich haben.

    Es geht um die Wurzeln der Sprache, der Muttersprache, der Worte, und die Bedeutung der Wurzeln des eigenen Selbst. Was man ist. Wer man ist. Wie man sich definiert. Wo die eigenen Wurzeln liegen und, ob eine andere Sprache einen automatisch zu jemand andrem macht. Ob unsere Sprache uns definiert, uns sagt wer wir sind, und anderen just dies zeigt. Es geht um den eigenen Identitätsverlust, was Identität eigentlich bedeutet, ob man uns immer mit dem Geburtsort identifiziert. Das Ganze ist philosophisch, regt zum Nachdenken an. Es geht größtenteils um Wortstämme. Man lernt viel über Worte, ihre Stämme, Sprache und Wortzusammensetzungen, und wo sie herkommen. Die Geschichte ist Fiktion an einem real existierenden Ort, der von der Autorin fiktionalisiert wurde. Wer Babel lesen möchte, muss wissen, dass er 736 Seiten vor sich hat. Allein diese Anzahl schafft es, dass man dranbleiben muss …. und sollte. Ich wollte es als Info nur gesagt haben. Gefällt die Geschichte? Nun, das ist nicht so einfach zu beantworten. Die Geschichte des Buches gefällt, die Geschichte unserer Welt in Form von Historie ist schwierig. Tatsächlich tut es das trotzdem, also gefallen, auf seine eigene Art und spannende Weise, anders als man es erst glauben mag, und es offenbart sich genauso. Anders ..... artig aber gut.

    An manchen Stellen muss man gar schmunzeln ob der Wortspielereien und Erklärungen. Sie sind rar gesät, aber diese Szenerien sind vorhanden. Am Ende mancher Seite stehen Fußnoten, die alles erklären, und sich in die Geschichte hineinschmiegen, sie weitererzählen, ausdehnen und zum Teil von ihr werden. Sie sind nicht erklärend im Wortsinne, sondern viel mehr in den Hintergründen. Wir lesen über den Wandel der Worte und Sprache und damit das Abbild der Zeit und des Lebens der Menschen in der zugehörigen Zeitepoche der Geschichte. Ein Sammelsurium des Lernens, auch für Leserin und Leser selbst, was besonders Spaß gemacht hat, besonders, wenn man Worte und Sprache liebt, und erkennt, welche Macht diese auf uns Menschen haben. Der Übersetzer hat die Macht anders zu interpretieren, zu übersetzen, Dinge wegzulassen, oder dazu zu dichten, so dass Worte anders wahrgenommen werden und eventuell Geschehnisse in Gang setzen, die andernfalls nicht passiert wären. So geht das Spiel mit den Feinheiten einer Sprache im Spiel der Worte und Sprachen. Und man geht mit Robin und den anderen auf eine Reise der heutigen Klassiker seiner Zeit, da er durchaus im 19. Jahrhundert das war, was man einen Bücherwurm nennen kann. Gefangen in einer Blase aus Worten und ihrer Zusammensetzung, so wie auch manche in unserem Heute es vorziehen, sich mit geschriebenen Worten in Büchern vor den Ungerechtigkeiten der Welt zu verstecken. Die Geschichte ist für mich wie ein Schlagabtausch zwischen Wissen und Lyrik. Quasi Kopf und Emotion. Denn zwischen den Worterklärungen kommen immer wieder kleine poetische Passagen zu Tage, die von der Liebe zum gesprochenen und geschriebenem Wort künden. Und für Buch/Wort/Sprache/Geschichten/Historie-Liebhaber ist somit im gesamten gesorgt. Was man jemandem sagt, nicht sagt und verschweigt kann ganze Szenerien zusammenbrechen lassen wie ein Kartenhaus voller Lücken und ohne festen Stand, ohne festes Fundament oder Gerüst. Oder eben einen Turm. Das Fundament der Sprache und Kommunikation wankt und wackelt wie ein Turm, der zu hoch gebaut wurde. Und genau an diesem Fundament erkennt man die große Wortliebe, und dass Worte Waffen sind.

    Babel ist ein Buch über Außenseiter unter Außenseitern, Nichtzugehörigkeit, die Verdrängung, das nicht sehen wollen, das Vergessen. Ein Buch über den Weg zu Radikalisierungen und zwischen Zwiespälten hindurch. Wenn man in einer Blase lebt. Wenn man Dinge nur für den eigenen Vorteil will. Und umgekehrt. Babel ist unangenehm … Aber nicht unangenehm zu lesen. Es drückt auf Wunden der Geschichte unserer Welt. Die Wunde des Rassismus, Sexismus, Klassizismus und Kolonialismus und so vielen mehr. Das Buch lässt einen nicht mit Glücksgefühlen zurück, aber definitiv mit seinen eigenen Kopfgedanken. Es wirkt nach. Ganz ohne Magie. Dafür mit seinen Worten, die wohl auch ein wenig versuchen uns Menschen aufzurütteln. Das kommt lehrerhaft rüber, aber Aufrütteln der Menschheit kann nie stark genug beschrieben sein. Der Aufbau der Geschichte ist vergleichbar mit einem Turmbau zu Babel, der hoch gebaut wird, die Szenerien bauen aufeinander auf, immer höher. Doch jeder weiß, dass, je höher man etwas baut, desto tiefer kann es einstürzen. Breakfast Club meets Hogwarts in 1830? Jein. Es ist alles viel dunkler. Und das mit Hogwarts wollten wir doch eh nicht mehr erwähnen ;). Weil es ein Wort ist ……. Das hier nicht ganz, und doch ein wenig reinpasst. Je nachdem, wie es vom jeweiligen Gegenüber verstanden wird.

    Heutiges Rezensionslied? Ich fand einen anderen Text heute passender. Denn auch die Bibel wurde übersetzt, und wir müssen heute auf die Übersetzer von damals vertrauen:

    „Da fuhr der Herr hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. Und der Herr sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe! So zerstreute sie der Herr von dort über die ganze Erde, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen. Daher heißt ihr Name Babel, weil der Herr daselbst verwirrt hat aller Welt Sprache und sie von dort zerstreut hat über die ganze Erde. „

    A Night of Promises and Blood Anne Pätzold
    A Night of Promises and Blood (Buch)
    16.02.2023

    Von nächtlichen Versprechen, Vampiren, Blut und der Kunst der Liebe zu Geschwistern und Nachbarinnen.

    A night of promises and blood von Anne Pätzold


    Wie die Welt einen sieht, und wie man sich selber sieht, das sind ja bekanntlich zwei verschiedene Dinge. Die einen sehen in einem etwas ganz Besonderes, die anderen finden uns zu unscheinbar, so dass wir selbst bald daran glauben, und das Besondere in uns nicht mehr sehen oder glauben, wenn es denn dann wirklich auftaucht. Und zwar so stark und blühend, dass es von anderen nicht unbemerkt bleibt. Und dann gibt es die Wesen, die sich selbst für ein Monster halten, weil sie sind, was sie sind. Doch wie anfangs erwähnt …. Oftmals sieht die Welt, oder eine einzelne Person, einen anders, als man selbst sich sieht. Ich rede hier von Wesen? Nun ja. Vorliegendes Buch hat einen Fantasy-Anteil, also ja. Und wieso komme ich hier auf das Thema des „Sich selbst sehens“? Vielleicht, weil ich befunden habe, dass die Protagonisten in „A Night of Promises and Blood“ oftmals gar nicht wissen, wie sie auf andere wirken. Und das Ganze kommt so ….


    Worum es in der Geschichte geht:


    Der Inhalt des Buches ist eigentlich recht schnell erzählt. Winnie und ihre jüngere Schwester Sasha sind nach New York gezogen und leben dort in einer WG. Sasha wegen ihres Kunststudiums (und vielleicht auch ein wenig der Freiheit wegen), und Winnie ….. zum einen um auf Sasha aufzupassen….. und zum anderen um ihrer beider Vater zu suchen, der sie in der Kindheit verlassen hat. In die Wohnung nebenan zieht schon bald die mysteriöse Jo. Und wie das in guten Liebesgeschichten so ist, leugnet man sich selbst gegenüber Anziehung, die schon bald zwischen Winnie und Jo entsteht. Da Jo ebenfalls ein Kunststudium absolviert, und deswegen sehr viel Zeit mit Sasha verbringt, hilft bald das Leugnen nicht mehr. Doch die Geschichte wäre hier zu Ende, wenn ich nicht anfangs „mysteriös“ erwähnt hätte. Denn Jo scheint ein Geheimnis zu haben. Und auch Winnie ist nicht immer ehrlich zu Sasha was den Stand der Suche nach dem Vater angeht. Hinzu kommt noch die Kunstliebe beider Schwestern, die sich bei Winnie so manifestiert, dass sie eine Kunst-App entwickeln möchte. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf …… in eine ganz andere Richtung als man anfangs denkt.


    Cover und Gestaltung:


    Die Gestaltung des Buches ist einfach nur mega toll, das muss mal gesagt sein. Erstmal das Cover – wow. Für Jemanden, der selbst verliebt in alle Arten und Ausdrucksweisen der Kunst ist, trifft das Cover genau diesen Nerv der künstlerischen Gestaltung. Den Innenteil zieren dann kunstvolle Blumen über den Kapiteln, und zwar die, die wir auf dem Cover sehen. Und die haben im Buch dann auch tatsächlich eine Bedeutung, genauso wie Jo’s rote Haare, die auf dem Cover leuchten wie ein Signal, vorsichtig mit ihr zu sein. Rundum gelungen wie ich finde.


    Fazit:


    Eigentlich ist dieses Buch etwas, das mit 3 Themen aufwartet, die ich grundsätzlich liebe: Vampire, eine Liebesgeschichte (die hier queer ist), und eine Protagonistin, die Kunst und Museen über alles liebt, und mit der ich mich somit vollkommen identifizieren kann. Das Buch ist der erste Teil einer Reihe, und somit ist es klar, dass nicht alle Geheimnisse gelüftet werden, und Fragen auftauchen, die wohl erst im nächsten Teil beantwortet werden können. Der Romance Anteil, bzw. der Part des New Adult überwiegt den Fantasy Teil ein wenig, so dass man eher sagen kann, dass es eine Romance Geschichte ist, die einen leichten Hauch von Fantasy hat. Für New Adult und Romance Liebhaber, die auf Geschichten stehen, die sich langsam entwickeln, ist das ein Pluspunkt. Denn die Anziehung die wir spüren merken wir fast das ganze Buch über.


    Die Darstellung der Vampire hier eine sehr moderne ist, und diese somit wenig mit den alten Mythen, dem Dunklen und Mysteriös Geheimnisvollen zu tun haben. Natürlich ist dieser Hauch da, aber für mich bleibt es eben ein Hauch, weil die Geschichte wirklich vollkommen in der Moderne des New Yorks spielt, und Jo auch tatsächlich kein so alter Vampir ist. Das Ganze hat somit den Hauch und den Flair einer modernen New Yorker Liebes-Geschichte. Mir fehlt ein wenig dieser magisch mythische Zauber, dieser Touch der Vampire umgibt. Dieses Geheimnisvolle und Dunkle. Aber auch das ist Geschmackssache. Denn dafür bringt der Schreibstil genau das, er ist magisch und zauberhaft. Auch das Setting eines modernen New Yorks trägt dazu bei, dass wir uns nicht in altertümlichen Szenerien wiederfinden. Das kann gut oder schlecht sein, ganz im Sinne des Buches, und kommt darauf an, welche Vorlieben die Leserinnen und Leser haben. Kommen wir also nochmal zum geschriebenen Wort: Die Sprache und dieser Schreibstil dagegen sind wie wahre Kunst, uns das im Sinne des Buches. Denn sie sind wie ein Gemälde, kein geschriebenes Wort, sondern Worte, die einem Bilder in den Kopf malen. Von Gefühlen, Emotionen und Szenen. Von Zweifeln und Selbstzweifeln. Von Szenerien, und auch teilweise davon, wie es in den Protagonisten aussieht. Und natürlich von der New Yorker Umgebung, und dem Leben, dass Winnie und Sasha in dieser Stadt führen. Manche Textpassagen sind wirklich so wundervoll und poetisch geschrieben, dass ich tatsächlich eine ganze Liste an Lieblingszitaten sammeln konnte. Ein wahrer Pluspunkt des Buches. Was ich mag ist diese stille und langsame Atmosphäre. Sie ist unaufgeregt, trotz der Stadt New York, die niemals schläft. Es gibt so schöne Szenen, gerade in den Gesprächen, die geführt werden.


    Ich muss nun zurückgreifen auf die Analyse der Charaktere, weil diese für die Geschichte fast das Wichtigste sind. Denn ich teile die Geschichte für mich in 3 Teile auf. Die ersten beiden passiert nicht viel, in Teil 1 wusste ich sogar tatsächlich nicht so ganz, wo die Geschichte hinwill, und vor allem, wo sie mich hinführt. Der mittlere Teil hat mir ganz gut gefallen, und Teil 3 zum Ende hin, war dann richtig spannend und hat mich mitgerissen. Deshalb kann ich nicht sagen, dass das Buch eines ist, das gleichzeitig die ganze Geschichte über 100 % von sich preisgegeben hat und mir somit seine Geschichte gezeigt hat. Tatsächlich passiert in diesem 1. Teil sogar recht wenig an Handlung. Wir erleben Winnie und Jo, und das langsame Annähern der beiden. Geheimnisse, die vor allem darauf fußen, dass Jo sehr mysteriös rüberkommt, als ob sie eben etwas verschweigt. Und auch in Jo sehen wir diesen inneren Konflikt, was sie selbst von sich denkt, und wie sie auf andere wirkt, hier dann Winnie und Sasha. Überhaupt die Figur von Sasha als Schwester. Sie ist eine wichtige Figur, denn für Winnie ist sie der wichtigste Mensch im Leben, und für Jo wird aus ihr eine gute Freundin. Sie ist wie die Brücke zwischen Jo und Winnie, nimmt beide so wie sie sind, und hat beide auf ihre Art gerne. Wie ein Verbindungsglied zwischen Winnie und Jo.


    Erklärend hierzu zu den Charakteren: Ich mag es, wenn in Büchern Perspektivwechsel sind. Dies ist im Normalfall so, dass einige Kapitel der eine, und dann einige der andere Charakter etwas zu sagen hat, man seine Gedanken liest und nachempfinden kann. Hier war dies ebenfalls so, der Perspektivwechsel war da. Aber dadurch, dass das Buch zweigeteilt war in die Sicht von Winnie im vorderen Teil und die Sicht von Jo im hinteren, konnte ich gerade Winnie nicht so gut als Charakter erfassen. Denn ich hätte gerne auch im gerade so wichtigen hinteren Teil etwas darüber erfahren, wie es in ihr aussieht. Hier muss ich aber dazu sagen, dass das vielleicht nur meine persönliche Meinung ist, und andere das eventuell ganz anders sehen, und es für sie okay ist. Das ist eben eine meiner Vorlieben, die Charaktere ein wenig besser zu durchschauen. Und wenn nicht selber herauszufinden, wie sie ticken. Das entgleitet mir hier ein wenig, ist aber nicht ganz so schlimm. Auch wenn die Charaktere und ihr Inneres, ihre Gefühle und Emotionen, für mich schon fast das wichtigste Thema im Buch sind. Denn davon lebt es irgendwie.


    Winnie erscheint mal so, und mal so. Ab und an denkt man, dass sie in sich gekehrt und introvertiert ist, und dann wieder ist genau sie diejenige, die die Initiative ergreift, auch bei Jo. Ebenso ist sie diejenige, die sich vor ihre kleine Schwester stellt, wenn diese in Gefahr gerät. Sie hat diesen Beschützerinstinkt gegenüber Sasha. Das Verhältnis der beiden ist auch etwas, das als wahrer Pluspunkt beschrieben werden kann. Fast noch schöner als die Liebesgeschichte wird für mich die Liebe der Schwestern Winnie und Sasha beschrieben. Denn das ist eine Art von Geschwisterliebe, von der manche nur träumen können. Eng, wie eine beste Freundschaft, und indem man sich aufeinander verlassen kann, zueinandersteht. Winnie und Sasha sind wie zwei Seiten einer Medaille. Die eine ruhig und besonnen, die andere gegenteilig. Somit ergänzen sich beide, und das wurde einfach nur unheimlich schön umgesetzt. Denn diese Geschwisterliebe spürt man durch die Zeilen hindurch. Doch auch Jo wirkt erst in sich gekehrt und introvertiert. Bis man dann ihre Sicht der Dinge erfährt im Perspektivwechsel.


    Leider gibt es auch das Thema einer Kindheit, die für Winnie und Sasha nicht so schön war. Für Sasha, weil sie immer wieder krank wurde. Und für Winnie, weil sie von ihrer Mutter gar nicht wahrgenommen wurde, weil diese sich nur noch auf ihre Schwester fixiert hat. Was dazu geführt hat, dass Winnie sich etwas unsichtbar gefühlt hat, nicht von ihrer Mutter gesehen. Diese Konflikte mit der Mutter sind bis heute geblieben. Denn Winnie wird nicht wirklich gut von ihr behandelt. Dass der Vater die Familie verlassen hat, und dass er in dieser Geschichte auch eine große Rolle spielt …. Davon will ich gar nicht so viel verraten. Aber nachvollziehbar ist dieser Wesenszug in Winnie, dass sie einmal etwas alleine für sich haben möchte, weil sie die ganze Kindheit hinten anstehen musste. Fast habe ich es so wahrgenommen, dass sie Jo als das sieht, was sie gerne für sich allein und ihre gegenseitigen Gefühle hätte. Man möchte für jemanden ja auch mal etwas ganz Besonderes sein, und nicht einfach ein Mensch unter vielen, der dazu nicht wahrgenommen wird. Da ist ein Konflikt dessen, was Winnie von sich selbst glaubt zu sein, und dem was die Welt in ihr sieht. Ihre Schwester und Jo bewundern sie, fühlen sich zu ihr hingezogen, Sasha sieht gar zu ihr auf. Winnie selbst ist unglücklich über sich. Wo wir beim anfänglichen Thema wären. Denn ebenfalls gibt es Vorurteile. Vampire sind alle böse und Monster und Menschen alle gut? Oder ist es einfach so, dass nicht das Wesen selbst an sich böse sind, und in jeder Spezies Böses und Gutes existiert? Hier überrascht die Geschichte. Warum muss man selber herausfinden.


    Tatsächlich wusste ich anfangs nicht so ganz, wie ich dieses Buch erklären soll, ohne dass es schlecht klingt, denn schlecht finde ich es auf gar keinen Fall. Und ach, die Nebenfiguren. Von denen hätte ich gerne mehr gehört und gelesen, weil sie so toll als Charakter gezeichnet wurden. Das hat ziemlich gut angefangen, und ist irgendwie in der Mitte abgeflaut. Die Geschichte erscheint mir so, als ob ein Strang erzählt wird, und das nicht zu 100%, denn kurz davor endet er im Nirgendwo. Aber: Gerade die Fahrt, die die Story am Ende aufnimmt ist es, die uns direkt in Band 2 katapultiert ….. wenn es diesen schon geben würde. Er macht neugierig, es kommen neue Fragen auf, die Spannung steigt, und wir sind ein wenig weg von der Liebesgeschichte, die den spannenden Teil das ganze Buch über ein wenig in den Hintergrund gerückt hat. Ich würde dem Buch gerne 4 Sterne geben. Weil ich auch gerade das letzte Drittel grandios fand, und er mich dazu verleitet hat den zweiten Teil lesen zu wollen, um zu wissen, wie es nun weitergeht.


    Absoluter Pluspunkt: Die Umschreibungen der Gefühle, und die Atmosphäre von New York, die man regelrecht einatmet und fühlt. Das Buch strahlt gleichzeitig eine düstere und melancholische Hintergrundstimmung der Charaktere aus, die auf die Grundstimmung mit fröhlichen Dialogen trifft. Das ist ein gutes Zusammenspiel. Überhaupt kommt Licht und Dunkelheit als Thema sehr oft vor. Zumindest in den Dialogen spürt man diese Fröhlichkeit, aber auch Ernsthaftigkeit. Spannend, hintergründig, geheimnisvoll ….. und trotzdem hoffnungsvoll. Es geht wahnsinnig viel um Kunst, denn dieses Thema wurde im Roman sehr schön verarbeitet.


    Kleiner Kritikpunkt: Dass es sehr lange dauert, bis wir wissen, was die Geschichte uns erzählt, wo sie hingeht, wo sie uns hinführt, was sie ausdrücken will, und in welche Richtung uns Band 2 führen wird. Anfangs wusste ich nicht, wo die Geschichtsreise des Buches hingeht. Wenn wir dann aber am Ende angelangt sind, ist die Spannung auch wirklich da, und man MUSS quasi wissen, wie es in Band 2 weitergeht. Im hinteren Drittel erscheint nämlich alles an Bucheigenschaften, was wir uns im vorderen gewünscht haben, und ein wenig vermisst haben.


    Heutiges Rezensionslied? Ich dachte das hier passt so gut, zu dieser wirklich einzigartigen Schwesternbeziehung zwischen Winnie und Sasha: „For I am there for you, like you are there for me. Nothing feels as good, as a sister’s loyalty. I’m talking about family, what my sister means to me.“
    Sisters of the Sword - Wie zwei Schneiden einer Klinge Tricia Levenseller
    Sisters of the Sword - Wie zwei Schneiden einer Klinge (Buch)
    18.05.2022

    Gegensätze ziehen sich an….. sollte man meinen. Und manchmal fliehen sie sogar zusammen.

    Sisters of the Sword – Wie zwei Schneiden einer Klinge von Tricia Levenseller

    Heute gibt es mal eine Einleitung, die man so gar nicht im Fantasygenre erwarten würde. Angststörungen. Man fand sie früher gar nicht häufig in Büchern, und seit Neustem wenn überhaupt, dann eher im Romance – Genre. Natürlich können diese jeden Menschen treffen, auch denjenigen, der in einer fantastisch magischen Welt lebt. Sie sorgen dafür, dass man zum Sonderling gemacht wird, zu „Demjenigen, der merkwürdig ist, weil er kaum mit einem spricht, sich Nichts traut, nicht für sich sprechen kann ….. und überhaupt eingebildet sein muss, weil ……. Gäbe es sonst einen Grund, warum er so menschenscheu ist, wenn nicht der, dass er glaubt etwas Besseres zu sein?“. Doch hinter allen Fassaden stecken Geschichten, die wir nicht kennen, und die Menschen vor uns verbergen. Was es mit der vorliegenden Geschichte auf sich hat, und welche Geschichte sich in der Geschichte verbirgt? Das gilt es herauszufinden.

    Was die Geschichte uns erzählt:

    Ziva ist 18, und lebt zusammen mit ihrer 16jährigen Schwester alleine als Waise. Ziva ist Schmiedin, und bestreitet so den Lebensunterhalt für Beide. Doch ihre Schmiedekunst geht weiter, denn sie schmiedet Waffen, die magisch sind, und deren Kraft und Magie sich erst offenbart. Das macht Ziva nicht nur in dieser Hinsicht einzigartig, denn zusätzlich leidet sie unter Angststörungen, einer ausgeprägten sozialen Phobie, die oft mit Panikattacken einhergeht. Also übernimmt ihre Schwester, die draufgängerische Temra, den Verkauf der Waffen. Eines Tages soll Ziva für eine Kriegsherrin eine magische Waffe schmieden, mit der sie sich selbst übertreffen soll. Ziva schafft es das Schwert zu schmieden. Doch das Schwert birgt, im wahrsten Sinne des Wortes, Geheimnisse. Und so erkennt Ziva, dass das Schwert niemals der Kriegsherrin ausgehändigt werden darf, noch Jemandem, der damit Schlechtes im Sinn hat, weil er die wahre verborgene Magie kennt. Und so müssen Ziva und ihre Schwester vor der Kriegsherrin flüchten. Die Gruppe um die beiden vergrößert sich dann noch auf den Söldner Kellyn und den Gelehrten Petrik. Welche Richtung das Ganze dann nimmt, gilt es selbst herauszufinden. Denn eins ist gewiss: Die Gruppe der 4 könnte unterschiedlicher nicht sein. Und trotzdem schweißt so eine gemeinsame Flucht zusammen.

    Cover:

    Das Cover ist in Bezug auf die Geschichte wirklich wunderschön herausgearbeitet. Ich mag leuchtende Farben, Helles, die Sonne und das Licht. Und gerade auf diesem Cover symbolisiert alles genau das. Trotzdem ist es nicht zu überladen und zeigt symbolisch alles von dem die Geschichte lebt. Zwei Schwestern, beide auf ihre Art verschieden, das Schwert, die Glut. Hier macht auch der Untertitel einen Sinn. Denn Ziva und Temra gehören zusammen, eben wie zwei Schneiden ein- und derselben Klinge, die doch verschieden sein kann, und trotzdem zusammengehört. Diese Zusammengehörigkeit spürt man dann auch die ganze Geschichte über.

    Fazit und Gedankenallerlei (das mal wieder etwas länger ist):

    Die Geschichte kommt langsam daher in all ihren Einzelheiten, aber genau das macht ihren Reiz aus. Diese Atmosphäre hat mir unheimlich gut gefallen, weil nichts überstürzt wurde. Keine überstürzte Magie, keine überstürzte Liebe. Das strahlt eine gewisse Ruhe aus, und das mag schon was heißen, befinden sich die Protagonisten doch immerhin auf einer Flucht, die überstürzt stattfinden muss. Die Liebesgeschichte ist nicht das übermäßige im Roman, sie nimmt die Geschichte nicht ein, kriecht langsam vorwärts, so wie die 4 langsam auf ihrer eigenen Flucht und Reise zu sich selbst sind (jaaa, irgendwie beides in einem, denn manchmal kann die Flucht von einer Sache auch er Anfang und Sprung in einen anderen Abschnitt im Leben bedeuten). Ich LIEBE es geradezu, dass die Liebesgeschichte zwischen beiden Paaren langsam vorangeht. Denn genau gesagt kann man nicht mal von Paaren sprechen, sondern nur davon, dass sich langsam etwas entwickelt, das man durch die Seiten spürt. Etwas, das kribbelt und mit ganz vielen Gefühlen gespickt ist. Und genau diese Langsamkeit sollten Gefühle ja auch in der Wirklichkeit haben. Dieses Überstürzte ist nicht immer meins, in Büchern gar auch nur, wenn es wirklich gut beschrieben wird. Hier ist es ein Herantasten aneinander. Und obwohl alle 4 Protagonisten verschieden sind, jedes Aneinandertasten anders funktioniert, ist es trotzdem schön anzusehen, dass alles gleichsam langsam und behutsam vorsichtig von statten geht. Denn sich kopfüber ins Liebesabenteuer zu stürzen würde einfach nicht zur Geschichte und Thematik passen. Und so kommt es, dass wir das Buch lesen, und man nicht sagen kann, dass die Geschichte nur aus diesem und jenem besteht, denn es ist eine Verkettung von allem. Flucht. Gefühle. Zu sich selbst finden. Vertrauen aufbauen. Eine Welt, die unserer ähnelt. Gaaaaaaanz viel Situationskomik und Kabbelei. Und ein Hauch Magie, der den Waffen, die geschmiedet werden, anhaftet, und die von Ziva ausgeht.

    Ich verrate nicht zu viel, wenn ich hier schreibe, dass es eine Sache gibt, die mich so beeindruckt hat, dass ich sie nicht unerwähnt lassen kann. Als Kussszenenliebhaberin sind manche von ihnen gut, manche weniger, und manche werden ganz stiefmütterlich behandelt. Aber es steht schon im Buch geschrieben, also spoiler ich nicht einmal. Es GIBT eine Kussszene. Und die ist wirklich ganz besonders, und hat es in sich. Nicht nur, weil sie einfach bezaubernd ist, sondern weil sie auch genau in die Geschichte und zu den Menschen passt, die diese Szene erleben dürfen, und somit den Geist und alles im Buch wiederspiegelt, was Worte nicht sagen können. Für Jemanden wie Ziva, die oftmals stumm vor Angst ist, und nichts sagen KANN, wegen genau dieser Angst, finde ich die Bedeutung des Kusses dann nochmal umso schöner, weil er so viel mehr als Worte sagt.

    Die Geschichte ist eben ein Potpourri aus verschiedenen Dingen. Daraus, wie wir uns der Welt zeigen. Zeigen wollen. Zeigen können. Es ist eine Geschichte darüber, was wir tun, oder tun müssen, um uns zu schützen, unser eigenes Selbst, oder auch andere, die uns lieb und teuer sind. Und es ist ein hinter die Fassade schauen, und seine Maske des Schutzes fallen lassen, und dabei seine eigene Sicherheit zu riskieren. Und damit auch eine stumme Bitte, hinter die Fassaden der Menschen zu schauen, um unsere ersten Eindrücke zu widerrufen, um zu verstehen, warum sie so sind, wie sie sind, um zu verstehen, warum sie Dinge tun, die sie tun. Und nicht gleich vorzuverurteilen, und in Schubladen zu stecken, wenn die Wahrheit dahinter viel komplexer, und nicht immer so einfach ist. Und tjaaa. Ich weiß, Menschen hören solche Dinge nicht gerne, aber ich muss es trotzdem erwähnen, schon allein, weil es der Grund war, er mich so neugierig auf das Buch gemacht hat. Die Angststörungen von Ziva sind wunderbar beschrieben. Jedes Zittern, jedes Rotwerden, jedes Zögern, jedes Zurückziehen wollen und jeder Zweifel sind an der richtigen Stelle untergebracht. DAS macht das Ganze sehr realistisch. Zumindest aus meiner Sicht. Woher ich das weiß? So in etwa erahne ich es, durch meine eigenen Angststörungen. Was für den einen Sicherheit ist, bedeutet für den anderen Enge und eingesperrt sein. Und so hat jeder seine Angst vor IRGENDWAS. Die Sicherheit des einen, immer an einem Ort zu verweilen ist die Enge des anderen. Die Sicherheit der Freiheit und Weite der Welt für andere beängstigend. Es gibt nicht „diesen einen Weg“, der für alle richtig ist, weil für jeden etwas Anderes richtig ist. Weil Richtigkeit für jeden etwas Anderes bedeutet.

    Die Konstellation der Protagonisten in ihrer Unterschiedlichkeit ist nicht nur wunderbar herausgearbeitet, sondern verspricht auch ein sprühendes Feuerwerk der Gegensätze, das nicht in Wortgefechten sondern regelrechten Wortfechtereien endet, die der Magie des Schwertes in nichts nachstehen. Denn die wahre Waffe des Buches sind seine Worte und Dialoge. Eine Waffe, die mitten ins Herz, aber auch die Lachmuskeln trifft. Und selbst in den Sticheleien merkt man, dass die 4 durch ihre Erlebnisse irgendetwas werden, das man fast schon Freunde, oder mehr, nennen kann, da Vertrauen wächst. Das Vertrauen als Hauptthema ist dann auch allgegenwärtig. Ständig wird es gebrochen, wieder neu geschmiedet, verletzt, neu aufgebaut, und auf die Probe gestellt. Auch Vertrauensbeziehungen allgemein. Zwischen Verwandten, Schwestern, einem selbst und Fremden, mit der Frage, wem man am Ende sein Vertrauen entgegenbringt.

    Wir kommen im Buch ganz schön herum. Bereisen die Welt, in der das Buch spielt, mit mehreren Orten, und das Ganze in knapp über 400 Seiten. Trotzdem schafft die Autorin es irgendwie, dass es nicht gehetzt wirkt, jeder Ort seine Zeit bekommt, und die Flucht trotzdem nicht hastig von statten geht. So genau kann ich nicht mal erklären wie sie das hinbekommt. Vielleicht Autorenmagie? :D. Wo man in anderen Büchern bei der Seitenanzahl nur einen Ort bereist, so sind es hier mehrere. Die Flucht an sich ist das Herzstück der Geschichte. Die Odyssee, in der Ziva lernt, Dinge erkennt, und dazulernt. Und die anderen irgendwie auch. Ziva MUSS sich verlassen, muss loslassen, muss andere Leute zulassen. Zusätzlich merkt man, dass das Ganze eine Flucht ist. Von Flucht zu Flucht, Ort zu Ort, immer den suchend, der einem Sicherheit geben soll, sie aber nicht bieten kann, weil die Welt voller Gefahren ist, und der sichere Ort manchmal aus Menschen besteht, die bei einem sind.

    Und was ich mag ist, dass das Buch die Besonderheit in jedem Menschen hervorhebt. Nicht nur in denen, die augenscheinlich besonders erscheinen, weil sie einer besonderen Tätigkeit nachgehen, oder eine magische Kraft besitzen. Es zeigt uns, dass in uns allen Besonderes steckt, in jedem ein Kämpfer, selbst, wenn wir gar keiner sind. Dass alle Unsicherheiten an den Tag legen und Angst haben in der eigenen Art und Weise. Dass die Starken auch mal Schwäche zeigen, und die, die man für schwach halten mag aufgrund ihres Makels, zu den Starken der Geschichte werden. Genau diese Facetten, die Seiten einer Medaille, die gleich ist, sich aber auf den ersten Blick unterscheidet, mag ich sehr. Und diese Wandlungen in den Charakteren zu sehen ist wahnsinnig unterhaltend, aber auch schön und eingängig herzerfrischend.

    Was sich unter den Angststörungen und Panikattacken eines Menschen verbirgt muss sich erst zeigen. Man muss etwas tiefer graben, um zu verstehen. So ist es auch mit dem Buch. Anfangs erscheint einem die Geschichte anders, als auf dem Weg zum Ende, wo sie sich entfaltet, und immer mehr von ihrer Tiefe und ihren Geheimnissen preisgibt. Im Buch ist es ein Schwert, das die Last der Geheimnisse trägt. Die Lehre, dass es schön ist zu wissen, dass wenn man Geheimnisse teilt, alles leichter wird, und nicht mehr so viel Gewicht auf den eigenen Schultern lastet, finde ich metaphorisch ebenfalls sehr schön als Hintergrund. Das Spielen mit der Symbolik der Geheimnisse ist gut eingeflochten in die Story. Jemand mit Angststörungen hat Angst sich zu offenbaren, Dinge von sich preiszugeben, sich zu öffnen. Und wenn, dann passiert das nur bei Menschen, denen er felsenfest vertraut. Dass Ziva ihre Geheimnisse preisgibt, weil das Schwert aller Schwerter, die Waffe im Buch derer wegen sie flüchten müssen, nun eine ist, die Geheimnisse aufnimmt, auch Zivas, und somit das offenbart, was sie nicht auszusprechen wagt, gefällt mir einfach.

    Nur eine einzelne kleine Schwäche im Weltenbau gibt es. Gerade die herausgearbeitete Welt hätte man etwas weitläufiger gestalten und beschreiben können? Es hätte eine Karte zur Welt geben können, damit man eine bessere Übersicht hat? Ja! Doch können einzelne wundervolle Szenen, genauso wie die humorvollen Dialoge dieses kleine Defizit ausgleichen, das uns nicht so viel über die Welt an sich bekannt ist? Meiner Meinung nach schon. Hier ran werden sich vielleicht die Geister, oder besser gesagt die Leser, scheiden. Da es hier um meine Meinung geht: Für mich hat es definitiv ausgereicht, und einiges ausgeglichen, weil die Freude über die Wortgefechte und ruhige Vorgehensweise der Langsamkeit einer sich aufbauenden Geschichte überwogen hat. Keine Konstante im Erzählstrang? Etwas chaotisch? Aber nein. Die Geschichte entwickelt eine gewisse Eigendynamik. Bis dahin braucht es. Doch dann ist es einer Sogwirkung gleich, und wir landen mittendrin.

    Was ich ebenfalls toll finde ist, dass die Geschichte aufzeigt, dass wir Sicherheit und Vertrauen, und damit die Besiegung unserer Ängste, nicht immer in Familienmitgliedern finden, als vielmehr bei den Menschen, die uns beistehen, und uns so nehmen, wie wir sind. Und genauso harmonieren die Protagonisten dann auch miteinander. Wortgefechte, Kabbelei, liebenswürdige Sticheleien und sprudelnde Dialoge, die eine Lebendigkeit haben, die die Melancholie der Angststörungen ein wenig überstrahlen. Auch hier hat die Medaille, oder auch die Klinge, zwei Seiten oder Schneiden. Witzigkeit wird von Nachdenklichkeit und Ernsthaftigkeit abgelöst und wieder andersrum. Wie eine immerwährende Welle, wie ein Auf und Ab, zieht sich das Ganze durch Band 1 der Geschichte. Und am Ende ist man tatsächlich gespannt darauf, was in Band 2 passieren wird. Der Wortwitz kommt manchmal so unvorbereitet und spröde gesagt um die Ecke daher, dass man plötzliche Lacher kaum vermeiden kann. Auch wird es mit Leichtigkeit geschafft zu switchen zwischen den komischen Situationen, zwischen dem Humor, und ernsten Untertöten und Situationen, ohne dass die Szene einen dann runterzieht. Auch hier wie zwei Schneiden einer Klinge gehören die Lustigkeit der Situationen und die Ernsthaftigkeit der Thematik um Ziva mit all ihren Problematiken zusammen. Spätestens ab dem Zeitpunkt, wenn die 4 Gefährten auf Wanderschaft gehen, pardon…. Auf der Flucht sind …… und man den humorigen Schlagabtausch genießen kann, hat die Geschichte einen. Es dauert eine Weile, aber man wird belohnt. Gerade dieses frotzeln miteinander ist es, von was die Geschichte lebt. 4 Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und trotzdem eine Einheit sind, zusammengehören, obwohl sie eigentlich nicht so viel verbindet. Zumindest auf den ersten Blick. Doch besagte Tiefe der Geschichte kommt dann noch. Auch mag ich wie herausgearbeitet wurde, dass es Menschen gibt, die ihre ganz eigene Art von Magie umwebt, obwohl sie keine Magie wirken. Ziva, die mit ihren Angststörungen echte Magie wirkt, die aber durch ihre Angststörungen nicht perfekt erscheint, bzw. mit einem Makel. Aber auch Temra als Schwester, die zwar keine Magie wirken kann, aber ihren eigenen Zauber hat auf Menschen zu wirken. Oder auch Kellyn, der gerade Ziva mächtig zu beeindrucken scheint. Und doch sind alle auf ihre eigene Art einzigartig. Die Geschichte ist schlüssig, und alle scheinen mit ihrer Art, mit ihren Makeln, oder auch ihrer Perfektion zumindest perfekt in den Fluss der Geschichte zu passen, so als ob sich alles schlüssig fügt. Für mich hat es das definitiv getan, so dass ich die Geschichte rundum genießen konnte.

    Heutiges Rezensionslied? Da gibt es einige, die von der Angst der Menschen sprechen, sich der Welt zu zeigen in all ihrem Sein. Deswegen wird es das, was mir als erstes in den Kopf kam:

    „I′ve always been the kind of girl………that hid my face.
    So afraid to tell the world…..what I've got to say.“
    Die Lügendiebin - Spannungsgeladene Fantasy mit opulenter Ausstattung: Hardcover mit Schutzumschlag, Metallic-Folienveredelung und Lesebändchen! Saskia Louis
    Die Lügendiebin - Spannungsgeladene Fantasy mit opulenter Ausstattung: Hardcover mit Schutzumschlag, Metallic-Folienveredelung und Lesebändchen! (Buch)
    27.02.2022

    Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht …. Selbst wenn er die Wahrheit sagt.

    Die Lügendiebin von Saskia Louis

    Wieder mal sind wir beim Thema Lügen. Es gibt sie in Groß und Klein. In Lebensverändernd und im kleinen Flunkermodus. Es gibt Lügen, die können wahre Katastrophen auslösen, und welche, die können sie verhindern. Es gibt Notlügen. Lügen unter Freunden und Feinden. Wir lügen, um jemanden zu schützen, oder um jemanden zu verraten. Um uns selber zu schützen, um etwas zu vertuschen. Um jemanden zu verletzen, oder ihn eben gerade nicht zu verletzen. Doch die wahre Kraft einer Lüge entpuppt sich erst dadurch, wenn wir den kleinen Unterschied in der Lüge erkennen, und warum sie ausgesprochen wurde. Will mich jemand schützen, bin ich ihm dankbar, will mir jemand damit schaden, so muss ich ihn leider hassen :). (sorry, not sorry). Und dann gibt es die Lügen, hinter denen steckt so viel WAHRHEIT, dass man sie kaum greifen kann. Lügen aus richtigen statt Lügen aus den falschen Gründen. Lügen die wir erst hinterher in ihrem ganzen Ausmaß verstehen. Ich erzähle euch hier mal wieder etwas über Lügen, weil, naja, schaut auf den Titel des Buches. Fawn ist eine Lügendiebin, und dabei geht es ganz sicher nicht um kleine Flunkereien. Je tiefer eine Lüge geht, desto wertvoller ist sie. Fast wie bei einer Währung. Lügen, die tiefgreifende Folgen haben können, sind mehr wert als andere. Die Frage liegt immer in der Interpretation der Lüge, und welche Wahrheit die Lüge uns sagen will. Denn dass hinter jeder Lüge eine Wahrheit steckt, das ist gewiss. Man muss nur die Facetten der Lüge in ihrer Farbe erkennen, zwischen Halbwahrheiten und dreister Lüge oder ganzer Wahrheit unterscheiden. Zum Glück gibt es für alles eine Farbe. Doch die können eben nicht alle sehen. Und so müssen wir normalen Menschen uns auf unsere Sinne verlassen, um die kleinen Nuancen zu erkennen, die unser Gegenüber uns gibt. Gar nicht einfach, und oftmals falsch. Auf alle Fälle ein RICHTIG spannendes Thema, über das ich stundenlang schwadronieren könnte. DA ich euch aber nun etwas übers Buch erzählen will, fange ich am besten mal damit an.

    Die Wahrheit, nein Lüge, ach was…die Geschichte des Buches:

    Fawn lebt in Mentano und ist eine Lügendiebin. Diese können Lüge von Wahrheit unterscheiden, indem sie Farben sehen, die den Menschen bei besagter Tat des Aussprechens umgeben. Mentano ist ein Land unter einer Kuppel, hinter einer Mauer. Das Königshaus entscheidet, wo ein Mensch hin eingeteilt wird, welchen Beruf er ausüben muss, um das System aufrecht zu erhalten, und das Land so zu schützen vor dem BÜNDNIS außerhalb der Mauer, das immer mal wieder erwähnt wird. Es gibt verschiedene Farbkreise, wie Viertel, in denen die Menschen leben, und je nach Farbe sind sie Arbeiter, besser gestellte Arbeiter, Magier oder Adlige. Um endlich in die Reihen der Dunkeldiebe, einer Gruppe von Lügenabnehmern, aufgenommen zu werden, will Fawn eine Lüge stehlen, die große Tragweite hat und damit wertvoll ist, um ihre Loyalität den Dunkeldieben gegenüber zu beweisen. So will sie ihrem Schicksal als einfache Arbeiterin des äußersten Farbringes entgehen. Besagte Lüge stiehlt sie im Hause Falcron, in dem sie eines Tages vom Sohn des Hauses, Caeden, überrascht wird. Fawn will natürlich nicht ausgeliefert werden, und von nun an sieht Caedens Mutter in ihr ein Hilfsmittel, das Lüge von Wahrheit unterscheiden kann, und welches sie zu nutzen weiß. Denn Fawn soll von nun an Caedens Verlobte spielen, und nebenher die Lügen der Mächtigen des Adels aufdecken, und für die Falcrons spionieren. Grund dafür: Caedens Vater wurde offenbar ermordet. Dass mit manchen Lügen nicht zu spaßen ist, und welche Geheimnisse sich dahinter verbergen ist die eine Sache. Doch wie gefährlich das Ganze am Ende ist, offenbart sich erst Schicht um Schicht.

    Cover:

    Meine Wahrheit in Gedanken – und Fazitform:

    …und hier entschuldige ich mich schon mal für die Länge, aber meine Gedanken wollten nicht mehr aufhören nach dieser Lektüre. Okay okay. Müsste ich ein Buch nennen, bei dem endlich wieder der Knoten geplatzt ist, durch das ich nur so geflogen bin, das alles hat, was ich in einem Buch brauche, das mich fühlen lässt aber gleichzeitig den Atem anhalten, dann müsste ich dieses erwähnen. Tatsache ist auch, dass ich das Buch regelrecht eingesaugt habe.

    Man kennt Diebe als diejenigen die einen berauben. Mal wegen Armut, manchmal nicht, aus lauter Ungerechtigkeit, aus Gier nach Macht und Geld. Die romantischen Vorstellungen von Robin Hoods, die nur stehlen, um den Armen zu helfen, und den Reichen zu schaden, die eh alles im Überfluss haben, ist nicht immer richtig. Man kann viel stehlen. Waren, Geld und Juwelen, Macht, ein Herz. Oder Lügen. Und die sind die wahre Währung, die mehr wert ist, als alles Gold der Welt. Apropos Gold. Eine Farbe, die in unserem Roman keine große Rolle spielt. Das Rot ist es, das einen in die Geheimnisse einweiht. Das Rot der Lügen. Während die Wahrheit sich als pures reines Weiß dieser Welt zeigt. Der Detailreichtum ist zum Thema passend und etwas verbergend, was nicht gleich offensichtlich ist, eine zerstäubende Illusion, als Form der Lüge. Die Verehrung der Farbe Weiß und damit der Wahrheit als reinste Form. Solche kleinen symbolischen Dinge in den Details liebe ich. Auch, dass es eine Szene gibt, in der der Spruch „Im Wein liegt die Wahrheit“ eine ganz neue Bedeutung bekommt.

    Die ganze Geschichte ist quasi eine Lüge. Inwiefern das? Bücher und Wissen werden den Menschen Mentanos als böse verkauft (Bücher sind sogar verboten. Shame on you!), da sie versteckte Propaganda von außerhalb der Kuppel beinhalten könnten (oder einem gar die Wahrheit sagen), und somit hat die Welt Mentanos auch noch einen wahren Kern, den man heute in vielen Ländern unserer Welt finden kann. Wer ist also der wahre Böse, der wahre Unterdrücker, Die wahren Lügner? Hier fängt das Gehirn nicht nur leicht zu rattern an, sondern ganz massiv. Vielleicht auch, oder gerade, weil man die Ähnlichkeit mit einigen real existierenden Ländern der Welt entdeckt, in der zu viel Wissen gefährlich sein kann?! Besonders gut gefallen hat mir dann auch das Aufzeigen der Unterschiede, ja gar der Kluft, zwischen Arbeitern und dem Adel der Gesellschaft im „Mini Kosmos“ von Mentanos, der komprimiert stattfindet unter seiner Kuppel und hinter seiner Mauer. Und schließlich nimmt einen die Geschichte mit auf eine eigene Reise der Suche nach der Wahrheit und der Bedeutung der Worte dahinter. Und dabei ist jede Situation, jedes kleinste Detail und jedes Wort soooo wichtig, weil es alles bedeuten kann. Wahrheiten und Lügen bedeuten Nutzen. Jeder ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Es ist ein „Gefühle frei herauslassen“ vs. „Sie zu verstecken, weil wahre Gefühle die Wahrheit zeigen, und angreifbar machen“. Eine gefährliche Neugier, die zu viel Wissen mit sich bringt schadet und kann nutzen zugleich. Unwissen bei den Arbeitern ist gewollt, weil man so das Wissen über das Wissen nicht nutzen kann. Manchmal ist es also besser mit einer Lüge zu leben. Wo wir schon beim Thema Fawn, unserer Protagonistin, wären.

    Fawn ist eine dieser Protagonistinnen, von der die Geschichte lebt, und die ihr Leben einhaucht (ähnlich wie Jack Sparrow in Fluch der Karibik. Jack Vibes yay!). Ein Hitzkopf, Dickkopf, meist die Unbedacht wählend. Mit ihrer herrlich unperfekten Art wird sie für mich gerade wegen dieser perfekt. Perfektionismus der sich in Unperfektion zeigt. Ihre Waffe sind ihre Worte. Meistens unbedachte, die sie in verzwickte Situationen bringen, aus denen sie sich mit anderen Worten rettet (oder es zumindest versucht). Sie ist eine Lügnerin, keine Hochstaplerin, unvernünftig, ungehorsam, aufbrausend, hitzköpfig, leichtsinnig, leicht rebellisch, chaotisch, temperamentvoll, macht Ärger und ist leichtsinnig und manchmal unvorsichtig. Sie will Selbstbestimmung und eigene Entscheidung um dem Hamsterrad zu entfliehen, und die Dunkeldiebe bringen diese Chance. Ein Wildfang gegen die Vernunft. Sie will Abenteuer, gegen die Langeweile des Einheitsbreis. Zumindest anfänglich. Später will sie ….. die Wahrheit. Man spürt als Leserin diesen Zwiespalt, diesen Drang im Leben nicht das tun zu können, was man will, mehr vom Leben zu wollen als das einem zugedachte. Diesen Drang nach mehr, nach Freiheit, nach eigener Bestimmung. Und plötzlich kann man die Unvernunft und den Mut verstehen, der dazu drängt alles dafür zu tun, aus der ausweglosen Situation des Daseins herauszukommen, die einem vorbestimmt ist aufgrund von anderen die für einen entscheiden. Ein Konflikt des Mehrwollens, sich nicht mit etwas zufriedengeben. Fawn macht aber auch eine Wandlung durch in ihren Gründen. Caeden dagegen ist….äh…..ein Eisklotz unter dessen Eisschichte sich die Wahrheit verbirgt? Vielleicht. Verantwortungsbewusst! Auf alle Fälle so ganz anders als Fawn. Er ist die Vorsicht in Person, niemals lügend aus Schutz vor Lügendieben, immer auf der Hut und die Gefahr erkennend. Die Wortgefechte und Worte sind es auch, die das Ganze so voll Humor strahlen lassen. Die Worte die Schwierigkeiten machen plumpsen nur so aus Fawns Mund heraus. Von diesem ganz eigenen Humor ist die Geschichte durchdrungen, ohne dauerhaft komisch oder lächerlich zu sein, weil immer die Tiefgründigkeit hinter den Worten auch eine Rolle spielt. Fawn ist hierbei ein ganz besonderer Charakter. Die Gespräche zwischen ihr und Caeden, oder auch Finn und Robyn als Nebencharaktere sind fast dauerhaft zum Schmunzeln. Fawn und Caeden schenken sich gegenseitig nichts. Es ist ein amüsantes hin und Her des Schlagabtausches. Und der verdient eins bis mehrere Herzen. Man kann es nicht direkt als Enemy to Lover Geschichte bezeichnen, denn eigentlich geht es nicht um die Liebe an sich. Und trotzdem spürt man zwischendrin diese Vibes, dass sich da etwas anbandeln könnte. Aber eben nur könnte. Denn in Wahrheit geht es um Lügen, Intrigen, Wahrheit und das, was wir alle brauchen um Lügen von Wahrheit unterscheiden zu können. Vertrauen ineinander, zueinander und untereinander. Und in wen wir unser Vertrauen setzen.

    Die Welt selbst ist eine, ähnlich wie in anderen Fantasyromanen vom Ablauf, und trotzdem eine völlig neue und eigenständige in der Idee. Es gibt die Reichen und die Armen. Die einen, die die anderen ausnutzen. Das ist gar nicht mal so fantastisch, sondern sehr real und in unserer eigenen Welt sehr verwoben. Das Buch ist vielschichtig in all seinen Themen. Tiefgründig und humorig zugleich. Es öffnet einem die Augen, verschleiert aber gleichzeitig auch die Wahrheit, die Lüge …… es lässt einen in einem Gefühl der Unsicherheit zurück, und gleichzeitig des Vertrauens. Das Ganze erinnert an ein Abenteuer, ein Spiel, eine Intrige, ein Schauspiel, bei dem man das Wesen der Lüge ergründen muss, soll, kann. Hier ist es wichtig hinter die Fassade der Lügen zu schauen. Und anders, als man uns immer sagt, sind es nicht die Worte, die gewichtig sind, es ist die Lüge oder die Wahrheit die HINTER den Worten steckt. Denn wir lernen: Eine Lüge kann sehr facettenreich sein und je nach Bedeutung eine Farbe oder eine Mischung aus mehreren annehmen. Und dann gilt es noch die Bedeutung der Farben zu deuten. Wird gelogen aus Schutz? Weil man sich schützen will? Jemand anderen? Aus Neid oder Missgunst? Aus Angst? Was steckt hinter einer Lüge? Bedeuten Lügen immer Verrat? Und was ist mit den so viel besungenen kleinen weißen Lügen? (Hä? :D). Wo wie wir gelernt haben, dass Reden Silber und Schweigen Gold ist, wissen wir nun ob der Farben für Wahrheit und Lüge. Weiß und Rot - In jeder Farb– und somit Lügenvariation. Willkommen in einer Welt voller Illusion, Lüge und Wahrheit, und allem dazwischen, in der man alles hinterfragen, verstehen und zu deuten wissen muss. Man sieht nur das, was man sehen will. Und manches ist Augenwischerei. Die Idee mit den Lügen ist nicht nur eine tolle sie übernimmt auch ein Eigenleben, das sich wie ein Lügennetz auf das Buch ausbreitet, die Geschichte überzieht, einen selbst in das Buch hineinzieht, so dass man glaubt bei jeder Szene dabei zu sein, die Lügen zu erkennen oder eben auch nicht, und eigene Theorien aufzustellen, was an Spannung kaum zu überbieten ist. Und schließlich wird einem klar, dass es nicht die Lüge ist, die einem wehtun kann, die einem Schmerzen und all das zufügen kann, sondern die Wahrheit. Ja, die Wahrheit, die hinter der Lüge steckt kann einem mehr wehtun als eine Lüge, die uns unwissend lässt. Die Jagd nach Wissen, danach alle Lügen aufdecken zu wollen, kann also ungeahnte, unangenehme und schlimmere Folgen haben als die Unwissenheit. Nun bin ich nicht für Unwissenheit aber …. Das Buch drängt einen schon in einen Gewissenskonflikt, in dem ständig die Lügen- und die Wahrheitsseite miteinander konkurrieren. Die Lügenwelt, das Lügenthema, ist durchdacht bis ins kleinste Detail. Unwissenheit ist hier gut, denn wer unwissend ist, der kann nicht beim Lügen erwischt werden, wenn er über Dinge ausgefragt wird, von denen er keine Ahnung hat, weil er nie davon erfahren hat. Unwissenheit bringt also Sicherheit, während Wissen gefährlich werden kann (Jaja, Fawn liebt die Gefahr mehr als die Sicherheit).

    Was Saskia Louis ausgesprochen gut gelungen ist: Dass man in die Charaktere, zumindest in die wichtigen, wunderbar hineinschauen kann. Man meint sie zu durchschauen, meint, man weiß, was sie denken. Und das ohne, dass es Perspektivwechsel gibt. Denn tatsächlich wird die Geschichte ausschließlich aus Fawns Sicht erzählt. Doch die Lügen und die Wahrheit machen es, dass wir meinen die Personen besser zu kennen, Wir meinen zu erahnen, was sie uns sagen möchten, was sie denken, was sie wollen und welchen Plan sie verfolgen. Doch Pustekuchen. Lüge und Wahrheit sind es am Ende doch nicht, die uns erleuchten, und die Wahrheit ans Licht bringen. Ganz im Gegenteil. Wo Lügen sind, da ist noch mehr Lüge, und sie verbirgt sich sogar hinter der Wahrheit. Oder nicht? Man merkt, das Buch ist undurchsichtig. Und das ist keinesfalls böse gemeint. Denn die Charaktere sind es, die uns nicht hinter ihre Fassade blicken lassen. Nur manchmal. Oft. Öfter? Manchmal auch nicht! Es ist kompliziert. Denn wo Menschen anfangen Vertrauen über Wahrheit zu gewinnen, da vertrauen wir eben auch gerne. Erst recht, wenn wir die andere Weise kennen, nämlich die Lüge. Dann glauben wir jeder Wahrheit nur zu gerne, weil wir meinen die Lügen zu kennen. Gerade diese Undurchsichtigkeit hat das Buch zu etwas ganz Besonderem gemacht, dass die Spannung dann auch aufrecht gehalten hat, und das über die gesamte Seitenanzahl. Man wusste nie, wem man vertrauen kann, hatte zwar immer das Gefühl es zu wissen, wusste es aber nicht. Hat auf unsicherem Boden gestanden. Und hat so eine Menge für sein Leben gelernt! Denn wie toll wäre es die Lügner von den Wahrheit sprechenden zu unterscheiden. Oder etwa nicht?!? Selbst da ist man sich am Ende nicht mehr sicher. Das Buch ist eines, das eine Geschichte erzählt, die aus vielen Dingen besteht, und alles in sich vereint. Gesellschaftskritik, Intrigen, ein Systemsregime in dem etwas falsch läuft, Hinterfragen von Wahrheiten und Lüge, die Lügen an sich, die Ungerechtigkeit, aber durch die beiden Protagonisten Fawn und Caeden auch jede Menge Humor, der durch die Gespräche ins Rollen gebracht wird, und das Ganze so zu einem tollen Mix macht. Das Armutsthema hat mich traurig, wütend und nachdenklich gemacht, weil man es aus der Realität kennt, dass Menschen sich über einen stellen, weil sie sich für besser und was Besseres halten. Anders gesagt, es hat mich mitgenommen, ohne Kritik am Buch selbst, weil es zum Nachdenken anregt und zwar in jeder Zeile seines geschriebenen Seins. Keiner hinterfragt. Es gibt eine gewisse Art der Unterdrückung je ärmer man ist. Wissensjäger werden gejagt und Bücher sind Wissen. So hält man die Bevölkerung durch ein Buchverbot klein und ohne Wissen. Was keiner Lüge gleichkommt, aber Verschweigen. Und wir alle wissen doch dass verschweigen manchmal die größere Lüge ist. Zeitungen berichtet nur über Dinge die mit Arbeit und der Verehrung des Königshauses zu tun hat. Auch hier gibt es kein freies Wissen, das eigene Gedanken auslösen könnte keinen freien Willen. In Zeiten wie unseren regt das Jeden zum Nachdenken an. Es ist nicht alles Gold was glänzt. Die Reichen in ihren Palästen, und weiße adelige Magier kleiden sich nicht immer in der Unschuld des Weiß. Manchmal schwelt unter dem Weiß der Magier auch etwas Faules. Fawn geht auf die Spurensuche der Lügen. Und landet mittendrin in einer!

    Dieses Buch ist zweierlei Dinge. Es ist zum einen wie Hydra. Für jeden abgeschlagenen Kopf (also aufgestellte Theorie) gibt es eine neue, die der Leser nach der Lektüre aufstellt. Doch statt weniger Theorien, kommen immer mehr zu Tage, je verrückter und länger man darüber nachdenkt. Vielleicht ist das aber auch nur bei mir und meinem Kopf so. Zum anderen ist es wie eine dieser hohlen Holzpuppen, die in sich eine zweite beinhaltet, die wiederum eine in sich…..ihr wisst Bescheid, immer so weiter. Hinter jeder Wahrheit im Buch steckt eine andere Wahrheit, die hinter der vorherigen steckt. Aber hinter jeder Lüge steckt ebenfalls eine andere Lüge und …… meistens kann man Lüge von Wahrheit eh nicht unterscheiden. Manchmal nicht mal, wenn man Lügen und Wahrheit in ihrer Reinform erkennen kann, so wie Fawn es eigentlich tun müsste, der Farben wegen. Dies alles sind nun beste Voraussetzungen für Band 2. Wir haben hier nämlich Band 1 einer Dilogie vor uns. Unaufhaltsam steuert man auf ein Ende zu. Auf eine große Lüge, das Geheimnis der Lügen, der einen Lüge. Das ist es, was einen immer mehr in die Geschichte hineinzieht, und einen nicht mehr loslässt. Und am Ende wartet …… Cliffhanger, Leute :D. Und ich gebe zu, dass man vor lauter Spannung wirklich verflucht, nicht sofort den zweiten Teil vor sich zu haben, der auch noch dieses Jahr erscheint. Denn da gibt es eine MENGE, das aufgelöst werden muss. Eine Menge Fragen zu denen Antworten gefunden werden müssen. Und die Frage was die Lüge hinter ALLEM ist. Wenn man belogen wird bedeutet das nicht gleich Verrat, sondern etwas zum tieferen Beobachten worauf wir erst kommen müssen, und das macht das Buch so unglaublich spannend in Bezug auf seine Charaktere und deren Durchschaubarkeit. Es wurde eine beeindruckende Atmosphäre der Verunsicherung und Unsicherheit geschaffen und gesponnen, in der man sich zurechtfinden muss, und sich gleichsam direkt in die Atmosphäre reingezogen fühlt. Doch diese Unsicherheit führt zu Spannung, die bis zum letzten Wort gegeben ist, und eine Brücke zu Band 2 schlägt. Fast so, als ob man nun auf etwas wartet, das endlich Klarheit bringt. Band 2, Saskia Louis? :D. Und so wird die Lügendiebin zur Lügnerin….Flunkerin…..Halbewahrheitsagerin……Wahrheitzurechtbiegerin? Auf alle Fälle Verbergerin eines Geheimnisses und Spionin. Oder nicht? Was genau die Lüge von Caeden und Fawn anrichtet, und welche Verwicklungen und Wirrungen es gibt, ist die Essenz des Buches. Denn eine Lüge führt zur nächsten und man meint immer mehr auf die große Lüge am Ende zuzusteuern.

    Ein Buch in das ich voller Freude gegangen bin, allein aufgrund der Geschichtsidee. Mich hat fasziniert, was eine Welt hervorbringt, in der Lügen gestohlen werden, die große Intrigen verbergen. Kleine Lügen, Halbwahrheiten, lebensverändernde Lügen. Da wurde klar, welche Facetten eine Lüge hat, und wie toll das im Buch dargestellt ist. Und diese reine weiße Wahrheit, die wir alle so schön finden, und die im Buch als Weiß beschrieben wird, ganz im Gegensatz zu diesem Dunkelrot der Lügen. Leben in einer Welt mit Bücherverbot? Unweigerlich fragt man sich, ob das so ist, weil Bücher die Wahrheit sagen, und manche nicht wollen, dass diese ausgesprochen wird.

    Heutiges Rezensionlied. Da konnte ich nicht widerstehen und musste zur kleinen weißen Lüge greifen. Neue Farbkombi:

    I can see something so true. No one else could ever see. And I'll never chance losing you.
    I believe my heart, I hear what it's telling me.

    One little white lie. One white lie surrounds us. One white lie won't stop the love, that I feel around us.
    Die Gilde der Iris Sylvani Barthur
    Die Gilde der Iris (Buch)
    10.02.2022

    Elisa muss nur noch kurz irgendwie die Welt retten…

    Die Gilde der Iris von Sylvani Barthur

    Manche Tage fühlen sich doch so an, als ob man die Last der Welt auf seinen Schultern tragen müsste. Nicht im wahrsten Sinne des Wortes, aber ungefähr doch fühlbar. Normalerweise trägt die Last der Welt ein Erlöser, ein Superheld, Spiderman …ähmmm…oder….ein Weltenbaum wie Yggdrasil? Das Geschehen ist das Gleiche. Der Weltenbaum braucht zwei Dinge: Einen starken Stamm und starke und feste Wurzeln um die Welt zu tragen. Und so ist es auch mit den Erlösern und Superhelden unserer Welt. Starke Wurzeln sind das A und O, das Menschen Vertrauen gibt, und sie zu Superhelden macht, die so manche Last tragen müssen. Diese Wurzeln, dieses Fundament, ist bei den meisten das, woher sie kommen, die Familie, Freunde …. Die die Wurzeln und die Last zusätzlich stützen, und ohne die der Baum, also wir zusammenbrechen würden. Denn wie hat mal ein bekannter Mann gesagt? „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung“ (jaja okay, ich hör jetzt mit meiner Spiderman – Manie auf). Und wir wissen doch alle: Verantwortung zu haben für andere Menschen, das wiederum BEDARF dann auch wieder Kraft und Anstrengung und Stärke.

    Warum ich das Ganze erzähle ist wegen der Verwurzelung von Elisa in vorliegendem Buch. Sie fühlt sich manchmal nicht zugehörig, zwischen den Stühlen, und damit ist ihre Wurzel nicht stark verankert. Trotzdem: dieses Gefühl des nicht dazu Gehörens, der Entwurzelung, das ist fühlbar. Und irgendwie muss man nach dem Roman darüber nachdenken. Natürlich könnte ich euch nun erzählen, dass ihr hier einen Urban Fantasy Roman vor euch liegen habt, in dem es darum geht, dass jemand die Welt retten muss vor den Bösen. Nämlich, und das ist kein Spoiler, Elisa. Doch ist nicht genau das auch das Schicksal aller Superhelden? Die Welt zu retten, die Bösen zu bekämpfen, und dem Rest der Menschheit eine Last abzunehmen? Manchmal offen, und manchmal im Geheimen? Familie und ein Zusammengehörigkeitsgefühl ist es hier, was uns beschäftigt, zusammen mit dem Thema des Zuhauses und einem Zugehörigkeitsgefühl. Ein ganz wichtiger Punkt und Aspekt, wenn es darum geht, seine Wurzeln festzulegen. Denn was ist ein Zuhause? Sind es die eigenen vier Wände? Ist das Zuhause dort, wo die sind, die man liebt? Kann ein Mensch, der uns alles bedeutet, ein Zuhause sein, wenn die Welt um uns herum uns keines bietet? Das ist für mich die zentral angelegte Frage im Buch, TROTZ, dass natürlich noch die Geschichte drum herum spielt. Und es ist eine gute Geschichte, die einem viel Spaß macht beim Lesen, die einen einfängt, und irgendwie bis zum Ende nicht loslässt. Doch nun erzähle ich euch erstmal, worum es eigentlich im Buch geht.

    Die Geschichte, die uns das Buch erzählt:

    Des Buches Geschichte ist eine, die man als typisch ansehen könnte, wenn man sich nicht damit beschäftigt. Denn wer das tut, und dahinter schaut, der erkennt mehr, als nur den reinen Urban Fantasy Aspekt. Elisa ist unsere Protagonistin. Sie lebt mit ihrer Mutter in Deutschland. Irgendwie doch andersartig, wird sie nicht wirklich in der Schule anerkannt. Sie spricht mit Bäumen, das ist eine ihrer großen Leidenschaften. Die Natur. Mit wem sie dagegen nicht so gerne spricht, das ist Kris, den sie bei einem Norwegisch – Sprachkurs kennenlernt, und der irgendwie …….. wie soll ich das nun ausdrücken? ……. „Babbelwasser“ getrunken hat. Für die, die damit nichts anfangen können, weil das nur in meiner Gegend so heißt: Er redet einen ständig von der Seite an, ununterbrochen, ist ständig im Redefluss und ….. Elisa ist davon wohl etwas genervt. Als plötzlich überall auf der Welt Naturkatastrophen geschehen, die nicht aufzuhalten sind, wird Elisa in ein Geschehen gezogen, von dem sie nicht begeistert ist. Denn die Katastrophen mehren sich, und sie haben einen Grund. Sind es die Bäume? Die norwegische Sprache? Die immer fortlaufenden Worte, die aus Kris‘ Mund plumpsen? Alles zusammen oder gar etwas ganz Anderes? Die Menschheit selbst? Böse Mächte? Genau das gilt es herauszufinden. Denn irgendwie muss Elisa auf einmal die Welt retten. Und wer wäre Kris, wenn er ihr nicht helfen würde. ODER doch nicht?!!? Dann ist da noch ein Geheimbund der Elisas Magie benutzen will. Denn ja, hatte ich das vergessen zu sagen? Magie gibt es auch im Buch. Sehr viel davon. Wie sonst könnte man eine Welt retten?

    Cover und Titel:

    Cover und Titel gefallen mir sehr gut, weil der Bezug zur Geschichte sofort gegeben ist. Wir haben die Gilde der Iris, den Geheimbund. Um welche Iris geht es hier eigentlich, und was hat sie getan, dass ihr eine Gilde gewidmet wurde? Geht es um Blumen, einen Namen? Wer oder was ist Iris? Es ist offensichtlicher, und ein wenig sieht man es auch schon auf dem Buchcover. Dass dieses so strahlend hinbekommen wurde, gefällt mir gut. Ebenso der angedeutete Geheimbund. Cover und Titel vereinen also alles in einem, und erzählen von der Geschichte des Buches, ohne zu viel zu verraten.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Erst einmal: Der Schreibstil ist anders, als man es von genretypischen Geschichten sonst kennt. Aber das hat mir selbst nichts ausgemacht. Ganz im Gegenteil war es erfrischend, diesen Mix aus Ideen und Stilen zu lesen, weil mich die Kreativität der Geschichte wirklich beeindruckt hat. Ich fand faszinierend, wie hier eine Geschichte gesponnen wurde, um ein Ereignis, das wirklich in unserer Erdengeschichte stattgefunden hat. Und zum Teil auch stattfindet. Wie sich Realität mit Fiktion mischt, und wie sie uns nachdenken lässt, obwohl die Geschichte sich um Vergangenheit, Legende und ein topaktuelles Thema dreht. Ebenso mag ich den Stilmix, den Genremix…. Wie auch immer man es nennen mag. Es springt von Urban Fantasy in alte Fantasylegenden, mit einem Spritzer Science-Fiction und einer kleinen Prise Dystopie, die dann wieder für weinige Sequenzen bei Romantasy landet und uns im Grunde genommen einfach erzählt, dass wir als Menschen besser auf unsere Erde, auf unsere Natur und unser Drumherum achten sollen, weil alles miteinander verbunden ist. Und ….. dass es immer böse Mächte gibt, die andere unterdrücken möchten, einfach wegen der Macht. Denn Macht haben über andere und alles, das ist ja DER Grund schlechthin für das Böse. Der Genrecocktail wird gerührt geschüttelt und angerichtet. Und 007 ist es diesmal nicht, der die Welt rettet, die ja auch überhaupt nicht genug ist für einige.

    Die Idee die hier entwickelt wurde, hätte man anfänglich auf keinen Fall so erwartet. Selbst wenn man einiges erahnen konnte, so kamen dann in der Geschichte selbst doch Überraschungen, mit denen man nicht gerechnet hat.

    Auch die Liebe zur Natur ist im Roman verwurzelt, und das im wahrsten Sinne des Wortes, spricht er doch auch über Bäume und Wälder, über die Natur, und was diese anrichten kann mit ihrer Naturgewalt.

    Die Geschichte ist minimalistisch in ihrer Erscheinungsform, denn sie spielt fast die ganze Zeit in einer Höhle, in der sich aber so viel ereignet, dass es nicht langweilig wird. Dieser begrenzte Raum macht das im Buch erlebte dann aber umso intensiver, weil alles auf diesen Punkt, die Höhle und ihre Bewohner, fixiert ist. Dass das Ganze nur dort spielt, bzw. an einem Ort, bringt einen gewissen „Schutz“ von außen. Es ist wie als ob man auf die Gemeinschaft der Gilde in der Höhle schaut, und sich dort alles abspielt. Die Geschichte, die Gefühle, eine kleine Prise Lagerkoller, den wir von Formaten kennen, in denen Menschen auf begrenztem Raum aufeinandersitzen, und sich merkwürdige Emotionen entwickeln? Der Widerspruch im Buch ist unheimlich gut beschrieben. Elisa, die nicht vertrauen kann, weil sie enttäuscht wurde, was Gedanken in ihren Kopf bringt, die zumindest ich vollkommen nachvollziehen konnte. Dieses Misstrauen gegenüber allem. Der Mix aus Verlassen, Allein sein, Geborgenheit und Zugehörigkeit. Und schon wieder ….. dem verwurzelt sein. Es geht darum seinen Glauben zu verlieren, und zwar nicht den in eine Religion, sondern in alles um einen herum, in die Menschen, in das Vertrauen selbst, und in sich selbst.

    Elisa unsere Protagonistin erscheint vielleicht manchmal trotzig und pubertär, aber diesmal ist es wirklich eine Geschichte, in der ich dieses Verhalten nachvollziehen konnte (was ich manchmal sonst nicht so gut kann). Weil es später eine Wandlung gibt, und sie ihrer Verantwortung nicht mehr entrinnen möchte. Und weil ihr Dinge erklärt werden, die vorher verheimlicht wurden (und belogen wird ja niemand gerne). So ist das Ganze dann auch wieder altersgerecht, und wir haben nicht das Problem, dass wir sagen könnten, die Protagonistin würde sich nicht ihrem Alter entsprechend verhalten. Denn wer große Verantwortung hat ………. Ihr wisst Bescheid ;). Elisa ist nun mal ein Buchwurm, so wie wir alle (und falls nicht … ihr wisst ja gar nicht, was ihr in Büchern alles verpasst :)). Sie liest, träumt sich hinweg, flüchtet aus ihrer Realität …. Weil sie tief in ihrem Inneren weiß, dass da etwas ist, wo es sie hinzieht. Ein Sehnen, etwas tief in ihr verborgen, das sie nicht benennen kann, und was sie völlig überrumpelt. Dann sind da noch die Selbstzweifel, Zweifel an anderen und in andere, und nicht mehr vorhandenes Vertrauen. Eine falsche Selbstwahrnehmung, und ein Leben, in dem man nicht mehr weiß, wer man eigentlich ist. Das Ganze ist rein aus Elisas Sicht geschrieben. Und ja, ich mag es normal lieber, wenn man mehrere Perspektiven hat, oder zumindest eine kleine Sequenz aus einer anderen Sichtweise, um die anderen Charaktere besser kennenzulernen. Hier war das aber tatsächlich nicht nötig, weil die Hauptgeschichte und der Fokus auf Elisa lagen, und ihrer Magie und Wandlung. Deswegen war ich in diesem Punkt über mich selbst überrascht. Für mich lebt die Geschichte wirklich von Elisas Gedankenwelt, da diese wichtig für die Entwicklung und den Verlauf des Buches ist. Dieser Struggle, den man beim Lesen selbst fühlt, und sogar verstehen kann, da Verantwortung einem manchmal Angst machen kann. Was die Geschichte die eigentlich erzählt wird aber nicht unwichtiger macht. Denn in allen Einzel – und Teilstücken ist irgendeine Wichtigkeit, eine Botschaft, die es zu erkennen gibt. Stilmix eben :)

    Und dann ist da ja noch Kris …… Ein Charakter den ich anfänglich nicht so gut greifen konnte, das gebe ich zu, der aber wichtig für das Buch ist. Elisa hatte dasselbe Problem. Hier gilt es also wieder hinter die Fassaden zu schauen, warum jemand so ist, wie er ist. Sowohl bei Elisa, als auch Kris. Mit Fortführung der Lektüre hat alles einen Sinn ergeben. Alles was anfänglich noch im Dunkeln geschlummert hat, wurde später gelichtet. Im wahrsten Sinne der Worte wurden einem die Augen geöffnet, warum agiert wurde, wie manche es getan haben. Und so konnte man sich mit jedem Benehmen und allen Charaktereigenschaften aussöhnen. Ein Überraschungsbuch eben, das einem ein wahres Feuerwerk an Ideen geboten hat, das dem Feuerwerk einer Iris gleichkommt. Womit wir beim eigentlichen Thema des Buches wären. Die Iris und ihre Gilde….. ähm tja. Ich mal wieder und mein Versuch Brücken zu bauen :D

    Mir gefällt die alte Druidenthematik, die Runen im Zusammenspiel mit dem modernen Thema des Schutzes unserer Erde und ihren Naturkatastrophen, die nicht durch Magie oder böse Menschen im eigentlichen Sinne entstehen, sondern durch etwas, das uns alle bedroht. Schmelzendes Eis der Erde und Überflutungen, so wie andere Katastrophen. Außerdem fand ich die Beschreibung und die Namen der Runen samt ihrer Bedeutung sehr gut beschrieben und faszinierend, wie alles miteinander zusammenhängt. Druiden, Runen, Natur und Magie, die alles zusammen innehat. Und als Pluspunkt ebenfalls das angeschnittene Thema der nordischen Mythologie.

    Und hier nochmal alles zusammen in kleinen Stichpunkten zum Merken: Spielt erst in Deutschland, dann in Norwegen. In einer Höhle. Beklemmendes Gefühl das schwankt zwischen Schutz und nicht vertrauen zu können. Wo ist das eigentliche Zuhause? Wer ist das Zuhause? Wem kann ich trauen und wer ist meine Familie? Das Thema durchzieht den ganzen Roman. Eine Bedrohung, die über eine dunkle Macht hinausgeht. Verantwortung für sich und für die Anderen, große Verantwortung für die Welt, nicht gewollt, überfordert. Druiden, Runen, Natur, Magie. Naturkatastrophen.

    So und nun…..Irgendwie erhoffe ich mir, dass es einen zweiten Band gibt, in der die Geschichte weitererzählt wird. Auch wenn es für den ersten Band erstmal ein Ende gab. Ich bin guter Dinge, dass da etwas kommen MUSS.

    Liebe Leute. Zuhause ist da, wo man sich sicher fühlen kann, dort wo man vertraut, da wo man sich fallen lassen kann, und ganz man selbst sein darf, egal was in der Welt für Probleme auf einen warten, und wer man ist. Und ebenso ist ein Zuhause auch bei den Menschen, die für uns genau dasselbe ausstrahlen und sind, bei denen wir uns nicht verstellen müssen, und denen wir vertrauen. Und wenn wir diese starken Wurzeln haben, dann können wir vielleicht auch eines Tages die Welt retten, wenn wir nicht alles alleine auf unseren Schultern tragen müssen.

    Heutiges Rezensionslied. Denn es ging mir tatsächlich während der Lektüre ständig im Kopf herum, weil ich diesen ganzen Gedankengang dazu hatte, dass man ein Zuhause braucht, wie auch immer das aussehen mag, um Dinge stemmen zu können. Sein es Welten, oder die Rettung der Menschheit:

    „Just to be sure these last days are better. And if I have any enemies, to give me the strength to look the Devil in the face, and make it home safe.

    Now tell me: how did all my dreams turn to nightmares? How did I lose it when I was right there? Now I'm so far, that it feels like it's all gone to pieces. Tell me why the world never fights fair?

    I'm trying to find Home. A place where I can go. To take this off my shoulders. Someone take me home.“
    Piratenwind Simone Vajda
    Piratenwind (Buch)
    23.01.2022

    Folge dem Piratenwind mitten ins Abenteuer hinein.

    Piratenwind von Simone Vajda

    Liebe Buchmenschen, und alle anderen natürlich auch. Lasst uns heute mal darüber reden, was man alles auf dem Meer verlieren kann. Zuerst einmal: Sich selbst. Man kann sein Herz verlieren an das Meer, oder an eine Frau in der Ferne, so wie an die Meeresgöttin Calypso selbst (Jaaaa okeeee, ich hör ja schon auf mit Davy Jones). Seinen Kopf. Manche verlieren ihr Leben, ihre Erinnerung, oder die Erinnerung an ihr Leben. Ihr Gedächtnis. Mysteriös? Nun ja. Das wird wohl noch so weitergehen. Man kann sein Schiff verlieren (was schlecht ist, denn dann muss man entweder schwimmen, oder hat Schildkröten in der Nähe). Die Orientierung! (Danke an die Erfindung des Kompasses). Seine Besatzung …. (Meuterei!), seine Autorität (noch mehr Meuterei!!!). Sein Menschsein. Menschen und Angehörige (weil jeder, auch jeder Seemann, von jemandem abstammt, den er zurücklassen muss). Sein Geld und die Schiffsladung (immer diese bösen Piraten, die vielleicht gar nicht immer so böse waren, wie ihr Ruf! Denn alternativ geht die Schiffsladung auch verloren, wenn das Schiff verloren geht.). Und ganz wichtig: Rum! (der soll ja auf Schiffen zu Hauf verloren gegangen sein. Meist in den Mündern der Piraten) So. Und warum erzähle ich euch nun eigentlich die ganze Litanei von verlorenen Dingen? Geht es hier um Schiffe? Um das Meer? Um Vergangenes oder die Gegenwart? Natürlich kann man immer und zu jeder Zeit Dinge verlieren, auch wenn das vorliegende Abenteuer uns in die Zeit der Piraten des frühen 18. Jahrhunderts schickt. Und so wie im Heute, so hat man schon damals noch etwas verloren, oder anders gesagt, neu dazu gewonnen. Sehnsucht und Freiheit, die das Meer einem geboten hat. Einen Ausweg. Ein Abenteuer. Etwas von der Weite der Welt, die Schiffe und das Meer umweht. Diese Weite, die man nur hat, wenn man sich auf Wasser befindet, und ringsherum nichts Anderes ist außer noch mehr Wasser und Horizont. Und der Drang, die Ferne zu erreichen, und dort vielleicht nichts zu verlieren, aber definitiv etwas Neues zu gewinnen. Sein es Erinnerungen, Abenteuer, ebenfalls Menschen. Ihr könnt nun ergänzen laut obriger Liste. :). Das Suchen, Verlieren und Finden…. Die Sehnsucht die man bei Verlorenem verspürt… all das spürt man durch die Geschichte hier, weil es die Handlung bestimmt. Und nun fange ich besser mal an, das Buch vorzustellen. Selbst, wenn ich jetzt schon sagen kann, dass ich wohl restlos begeistert war.

    Die Geschichte des Buches:

    Amy ist 12, fast 13, und ein Mädchen in Plymouth im Jahre 1728. Da nach ihrer Tante nun auch ihr Onkel gestorben ist, soll Amy nun zu einer anderen Tante. Doch Amy hat anderes vor. Denn im Gegensatz zu Onkel und Tante, bei denen sie aufgewachsen ist, ist die andere Tante nicht gerade die Freundlichkeit in Person. Amy findet im Haus eine alte Karte in einer Truhe, und tut das, was ihr Herz ihr sagt. Sie flüchtet, heuert auf einem großen Schiff an, und gibt sich fortan als Robin aus… dem neuen Schiffsjungen des Roten Löwen. Sie möchte mit der Karte ihre Mutter finden, und nimmt das Schiff als Mittel zum Zweck. Was sie aber auf alle Fälle dort findet sind Freunde und nette Menschen, so wie John Black. Als dieser entführt wird, möchte sie helfen. Doch alles kommt anders, und überhaupt ist DAS erst der Anfang all der Abenteuer, die Amy auf Schiffen, Land und dem Meer erlebt. WAS und WEN sie am Ende dann findet, muss jeder beim Lesen herausfinden.

    Cover und Gestaltung:

    Das Cover? Kommt Leute, es lädt ja quasi zum Träumen über Abenteuer ein :). Die Gestaltung gefällt mir einfach nur richtig gut. Auch im Inneren merkt man, wie viel Mühe im Buch steckt, ist jede Seite doch mit einer kleinen Ratte versehen. Fast so, als ob das Buch selbst das Schiff wäre, das seine Geschichte erzählt, und die kleinen Ratten die sind, die auf Schiffen nun mal gelebt haben. Heißt: Wir sind quasi, wenn wir das Buch lesen, direkt auf dem Schiff. Ist das logisch oder ist das logisch?! :D

    Gibt es noch etwas, das ich hervorheben möchte? Ja! Die Überschriften der einzelnen Kapitel, die einem Logbuch gleichen, und auch genau das wiedergeben. Ein Logbuch der Gefühle und Fragen, die sich nicht nur Black als Protagonist stellt, sondern die uns unweigerlich auch an den Gefühlen teilhaben lassen, weil sie genau die Stimmung des Buches wiederspiegeln. Sind die Protagonisten in Schwierigkeiten, merkt das Logbuch, und somit die Kapitelüberschrift es sofort. Sie lebt quasi mit der Geschichte, atmet mit ihr, und geht somit mit ihr den Weg, den der Lauf der Geschichte wohl nimmt. Die Kapitelüberschriften sind der Kompass, der uns durch die Untiefen des Buches führt. Wenn man die Augen für all diese Einzelheiten öffnet, merkt man, wieviel Liebe im Buch steckt.

    Fazit und Gedankenallerlei zum Buch:

    Schon vom ersten Moment an war ich gepackt, wohl auch, weil mir die Anfangsszene so bekannt vorkam. Als Schwester eines Bruders, habe ich wohl auch immer gesagt bekommen, dass er unser „Piratenschiff“ (einfach das Zimmer) steuert, während ich Dinge auf unserem „Schiff“ erledigen sollte, weil ich ja ein Mädchen bin (den Schatz zählen, oder kochen und schrubben…möhh :/). Ich glaube ich habe schon damals nicht verstanden, wieso ich nicht genauso eine steuernde Piratin sein kann. Okay, genug Einblick in meine Kindheit, und unsere Spiele, auch wenn dies meine Piratenliebe wohl geprägt hat. Vielleicht gefällt mir deswegen die vorliegende Geschichte so gut, weil ein Mädchen all das schafft, wovon andere träumen (in dem Falle mein junges Ich). Habe ich euch also schon mal über meine Passion und Leidenschaft für Piraten und ihre Geschichten erzählt? Der ein oder andere wird es sicherlich schon mitbekommen haben. Es ist nicht nur dieser unbändige Drang der Freiheit und des Meeres, sondern auch die Sehnsucht nach etwas, das einem das Meer bringen kann. Anders zu sein, gesetzlos aber nicht aus Bosheit, sondern weil andere Menschen einen zu dem machen, was man ist. Es geht um Ungerechtigkeiten, Abenteuer, schöne Frauen und Männer, Liebe, das Aufgeben des normalen Lebens. Eine Reise in eine andere Welt, selbst wenn diese Welt das Meer ist, und somit real. Aber Mythen und Legenden um Schiffe, Symbolik in Dingen und Wesen des Meeres machen das Ganze fast so spannend wie erfundene Fantasiewelten. Und vielleicht ist es auch die Angst vor allem Unbekannten, die Angst, die das Meer einem einjagen kann, weil man noch immer nicht weiß, was sich in seinen Untiefen herumtreibt, und weil das Meer so gnadenlos ist und seinen eigenen Kopf hat. Apropos Kopf, ich gebe zu, ich bin ein kleiner (größerer) Freak. Oder halt, vielleicht ja auch nicht! Denn wem geht es nicht genauso wie mir, dass er IMMER, wenn er ein Piratenbuch sieht oder irgendwas, das mit Piraten zu tun hat, sich automatisch das Theme von Fluch der Karibik im Kopf abspielt, und einem sowas rausrutscht wie „Nun kämpf schon du Schurke, ich will mein Schiff zurück!“?! Ich bin machtlos dagegen. Und es ist ja auch mein Kopf, der diese Dinge tut :). Was ich damit eigentlich sagen will ist, dass genau dieses Feeling mich von der ersten Seite beschlichen hat. Irgendwie kommen sofort beim Lesen BlackSailsFluchderKaribikSchatzinselOnePiecePiratenvibes auf. Doch in der Geschichte steckt viel mehr drin, als „nur“ eine Geschichte über Piraten, und dieses MEHR sollte man unbedingt entdecken, ist es doch zeitlos als Botschaft für uns Menschen der Welt wichtig. Uns sogleich ist man in der Geschichte drin, sie schlägt einen in ihren Bann, fängt einen ein, und man ist für die Zeit des Lesens ganz woanders. Auf dem Meer, einem Schiff, einer Insel.

    Die angesprochenen Thematiken haben eine ungeheure Vielschichtigkeit und Bandbreite von Themen, die alle zum Nachdenken anregen sollten. Sklavenhandel, Unterdrückung, Rassismus, Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich und in der Welt, Geld – und Goldgier, der Status von Frauen, sich über andere stellen, und die Frage, ob Menschen die frei leben wollen wirklich die Bösen sind, oder eher die Gesetzestreuen, die mir ihrer Machtgier dafür sorgen, dass man in die Gesetzlosigkeit getrieben wird. Ein Thema, das sich durch alle Zeitepochen zieht, und einem gleichzeitig aufzeigt, was im Leben wirklich wichtig ist. Dass das alles so, oder zumindest so ähnlich stattgefunden haben muss, macht es dann gleichzeitig noch realistischer, aber auch trauriger, weil es einen zwingt zu akzeptieren, wie die Welt war (und noch ist). Ab und an ist die Geschichte dann auch mit Melancholie durchzogen, die einfach der Umstände geschuldet ist.



    Amy als erzählende Kraft in der Geschichte, die aus ihrer Sicht erzählt wird, ist sozusagen der Leitfaden, wegen dem wir auf hoher See nicht verloren gehen. Nur ab und an wird das Ganze unterbrochen durch einen Gedanken von einem der anderen Protagonisten, was angenehm ist. Es ist kein ausladender Perspektivwechsel, nur einzelne Abschnitte, die trotzdem reichen, um auch in die Köpfe der anderen blicken zu lassen (Larou, Black oder Will, um ein paar Namen zu nennen). Amys Neugier und ihre Fragen sind es dann auch, die uns durch die Geschichte führen, und uns alles über Seefahrten, Schiffe, Piraten, Piraterie, Gepflogenheiten, andere Sitten und Länder und die damalige Zeit berichten. So fließt die Leidenschaft der Autorin, aber auch die Befriedigung des eigenen Wissensdurstes mit ein. Das Ganze ist eine Mischung aus Realität und Fiktion, Geschichtsunterricht, Wahrheit, Legende, und hinzugedichteten Dingen über Piraten, die die Geschichte abrunden, sich zusammenfügen und einfach passen, um in einem Abenteuer zu enden. Lehrreich, gewitzt und spannend abenteuerlich. Vom Genre schwer einzusortieren, was es nur noch spannender macht. Und obwohl die Menschen authentisch sind, weil gerade die Piraten und Seemänner wirklich gelebt haben, wird die Atmosphäre des Abenteuers vollkommen transportiert und wir befinden uns mitten in einer Piratengeschichte mit allem was dazugehört, und diese Atmosphäre haftet der Geschichte an.

    Es ist schwer zu beschreiben, dass die Geschichte sowohl junge Jugendliche ansprechen kann, als auch Erwachsene. Damals waren die Kinder oftmals schon mit 13 erwachsen, oder zumindest an der Schwelle daran, und man findet alle menschlichen Begierden und Sehnsüchte im Buch zumindest als Gedanke. Man fühlt mit. Natürlich können das Buch auch Jüngere lesen, weil es einem viel beibringt. Und trotzdem würde ich es nicht rein als Buch für Jugendliche ansehen, denn auch Erwachsene können hier noch viel lernen. Hinter jeder Geschichte der Charaktere steckt eine Wahrheit, ein Auslöser, etwas Unbekanntes, das wir erst erkennen, wenn wir die Gesamtheit der Geschichte sehen und annehmen, dass nicht alles immer nur Schwarz oder Weiß ist, wir mehr auf die Grautöne dazwischen achten, und uns fragen WARUM Menschen Dinge tun, und was sie hat zu dem werden lassen, was sie sind. Und das ist nicht nur lehrreich für Kinder, und sollte immer in ihren Köpfen sein, sondern auch für Eltern und Erwachsene, damit diese tolerant durch die Welt gehen, und hinter Fassaden von Menschen schauen, um diese besser zu verstehen. Augen auf, würde ich mal sagen ;). Da in der Geschichte alles von der menschlichen Seite ausgeht, leidet man oft mit bei Gefahren und Kämpfen, so wie beim Leid, und einigen Geschichten. Man leidet, bangt, aber vor allen Dingen versteht man, auch einige Beweggründe.

    Das Buch erinnert in seinen Anfängen an abenteuerliche Geschichten wie die Schatzinsel, die tatsächlich eine meiner Lieblingsgeschichten ist. Und ja! Ich bin vielleicht etwas parteiisch, wegen meiner Piratengeschichtenliebe. Aber so soll es ja auch sein. Man liest ein Buch über etwas, das man mag. Besonders authentisch erscheint die Geschichte schon nochmal deswegen, weil all die Piraten, oder der große Teil, wirklich existiert haben. Man kann also nicht sagen, dass die Geschichte einfach nur so erfunden wurde, weil sie zum Teil aus echten und realen Personen und ihrer Geschichte besteht, und zum Teil fiktiv ist, aber irgendwie auch angelehnt an die Geschichten der realen Persönlichkeiten. DAS fand ich so toll, weil ich besser ins Thema reinrutschen konnte, einiges schon wusste, einiges ergänzt wurde, und mit einigem Wissen überrascht wurde. Auch die historische Geschichte wurde grandios und sorgfältig recherchiert, so wie die Zeitabläufe, die Namen der Schiffe, die Geschichten die sich um die Piraten ranken, die Legenden. Und Legenden bedeuten Spannung. Man merkt in diesem Buch die Liebe zu Schiffen und Piraten. Fast wie ein Lehrbuch, aber natürlich nicht mit dem Hauch eines Lehrbuches, dem die Langeweile anhaftet. Man erfährt sehr viel über Schiffe, das Leben der Piraten auf See, den Tagesablauf, und wie alles vorangegangen ist. Gleichzeitig entführt uns das Buch aber auch in ein Abenteuer. Und diese Atmosphäre wurde besonders gut hinbekommen. Denn tatsächlich wähnt man sich auf dem Meer, glaubt mitten unter den Seemännern zu sein, und bangt mit allen. Geschichten über Mädchen, die sich verstecken müssen um nicht entdeckt zu werden, und deswegen in Jungsklamotten schlüpfen, dafür hatte ich wohl schon immer eine Schwäche. Wenn sie zusätzlich noch so mutig sind wie Amy, die mir selbst noch einiges vormacht, dann macht es umso mehr Spaß. Denn gerade ihre Figur ist es, die der ganzen Geschichte Lebendigkeit einhaucht. Aber auch die anderen Figuren sind bemerkenswert real beschrieben, so, dass wir sie als Freunde gewinnen.

    Was mir besonders gut gefallen hat sind dann auch die kritischen Untertöne, die uns eine Zeit der Piraterie zeigen, aber von Menschen sprechen, die genau dieselben Probleme haben, die wir heute noch in unserem Leben bezwingen müssen. Armut gegen Reichtum, dass die Reichen die Armen unterdrücken, dass sich einige gefangen in ihrer Verantwortung fühlen, und manche die Freiheit, das Adrenalin und Abenteuerlust suchen (samtschäumender wilder See und Gefahr). Und fast JEDER das große Geld. Aber dass auch die Sehnsüchte da sind, die Liebe, die Anziehung, Familienleben, Zuhause und Heim, und der Glaube an gute Menschen und gute Taten.

    Die Geschichte zeigt uns von allem zwei Seiten, beide Seiten einer Medaille (oder Piratengoldmünze). Die See, so ruhig und wunderschön und frei, und die See, wie sie rau, unerbittlich und stürmisch sein kann, tosend, Menschen mit sich reißend. Die Piraten, und die Seefahrer. Gut und Böse. Familie wie sie sein sollte, und wie nicht. Abenteuer gegen Sicherheit. Arm gegen Reich. Heimat und die Sehnsucht danach, nach Familie und Zugehörigkeit, danach heimatlos zu sein, nicht nur auf dem Meer als Seemann. Es handelt von Meer und Freiheit, gleichzeitig aber auch dem Sehnen nach Heimat und Sesshaftigkeit und Familie, nach Liebe und geliebten Menschen. Der Sehnsucht nach Vater und Mutter, nach Heimat, nach Erinnerungen an sich selbst. Oder verlorene Dinge, wie die eigene Identität. Diese innere Zerrissenheit ist super toll eingefangen und man wähnt sich selbst im Zwiespalt zwischen Abenteuer, der großen weiten Welt und der Sicherheit der Heimat. Doch wo ist Heimat? Was ist Familie, wenn nicht die eigene Blutsverwandtschaft? Wem und was fühle ich mich zugehörig? Das Buch spielt nicht nur mit diesen Themen, sondern lässt einen auch in seiner eigenen Gedankenwelt zurück.

    Das heutige Rezensionslied fand ich passend, weil es in seinem Text die Sehnsucht widerspiegelt, die einige Menschen hatten, wenn sie jemanden auf See, oder an die See mit all ihren Verführungen verloren haben. Und weil es aufzeigt, dass Gold nicht alles ist, wenn diese Sehnsucht einen ereilt:

    „Kommt all ihr hübschen Mädchen, ganz gleich, wer ihr auch seid, die ihr liebt nen tapfren Seemann, der auf den Meeren weilt.

    Mein Herz durchbohrt von Amor, ich verschmäh das Glitzergold. Und rein gar nichts kann mich trösten. Bloß mein tapfrer Seemann hold.“
    May, I: Wir zwei in diesem Augenblick May, I: Wir zwei in diesem Augenblick (Buch)
    12.01.2022

    Wahrheit oder Pflicht? In dieser Geschichte spielt beides eine Rolle.

    Wir Zwei in diesem Augenblick von Isabell May

    Momente und Augenblicke, liebe Buchmenschen. Es sind gleichsam die beiden Dinge im Leben die uns erfreuen, uns das Fürchten lehren, die uns berühren, uns ängstigen, uns entmutigen oder uns Mut zuflüstern. Die uns verletzen, oder uns gut fühlen lassen. Ganz kleine Momente nur, manchmal Sekunden, die uns zu Höchstleistungen aufstacheln, oder uns scheitern lassen, Und manchmal, ja, da bedeuten sie für uns die Welt, im positiven oder negativen Sinne. Denn es gibt erste Augenblicke und letzte Augenblicke die uns vor Freude strahlen lassen, oder uns einfach nur in Trauer versinken lassen. Momente, die einem den Boden unter den Füßen wegziehen, aber auch Momente des Lachens. Dass es in folgendem Buch um einen Augenblick, gar mehrere geht, das sagt der Titel schon unweigerlich. Und trotzdem muss man die Geschichte erleben, um die Fülle an Momenten durchzumachen. Denn davon gibt es einige. Jetzt aber erstmal die Geschichte, und die Augenblicke, die sie uns beschert und erzählt.

    Die Geschichte der Augenblicke:

    Max und Anna lernen sich auf einer Party kennen. So weit, so gut. Wären Anna und Max nicht zwei völlig verschiedene Charaktere von Menschen. Er ist lebensbejahend, spontan, lässig, locker und freiheitsliebend. Sie eher vorsichtig, alles planend, vorausschauend, pflichtbewusst und sicherheitsliebend. Doch das hindert die beiden nicht daran, dass sie bald völlig fasziniert voneinander sind, und gar ein Gefühl entsteht, das die beiden immer enger zueinander treibt. Wäre dies eine normale Geschichte, wäre hier nun Schluss, und die Geschichte nimmt ihren normalen Verlauf, indem sich die Protagonisten verlieben, und ihr Happy End bekommen. Doch diese Geschichte ist anders. Denn sowohl Max als auch Anna haben Altlasten in ihren Familien, die besser nicht ans Licht kommen würden, es durch ein Foto aus der Vergangenheit aber tun. Und ich weiß was ihr nun denkt: „Sowas ähnliches habe ich doch aber auch schon mal gelesen“. Vergesst es. DAS hier wird anders sein :). Denn Max der Fotograf, der jeden Moment des Lebens in Bildern festhalten möchte, und Anna, für die Sicherheit alles im Leben ist, haben beide ihre Gründe so zu sein, wie sie sind. Und die erfährt man natürlich am besten durch die Lektüre.

    Cover und Titel:

    Das Buchcover zeigt wunderbar die Verästelungen im Leben, wie sie miteinander kollidieren, wie sie nebeneinander herlaufen, sich begegnen, voneinander wegwachsen, aufeinander zu, wie sie ein Chaos anrichten und fast schon undurchsichtig sind, aber alle irgendwie trotzdem eine gemeinsame Geschichte und ein gemeinsames Wachstum haben. Verästelt eben, wie in einer Baumkrone……. Oder in einer Familie….. oder in anderen Verhältnissen, die Menschen miteinander pflegen und haben. Verästelt wie in der Liebe, mit all ihren Liebesverästelungen. Und um diese Augenblicke der Verästelungen, wie alles miteinander verästelt und verbunden ist, wie alles zusammenhängt, darum geht es in einem Buch, in dem nicht nur zwei Menschen einen Augenblick miteinander teilen, sondern fast alle, die darin vorkommen.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Dieses Buch ist ein Loblied auf Momente, das sich mit einem Trauersong auf genau diese abwechselt, winzige Augenblicke im Leben die mehr sagen und uns mehr fühlen lassen als ganze Tage, Stunden, Monate oder gar Jahre. Momente, die einander verbinden, und schicksalshaft sind. Zum einen spürt man im Roman, wie es ist, wenn uns Menschen in genau einem Augenblick unseres Lebens begegnen, und sie uns in diesem jenen Augenblick genau das geben, was wir meinen zu vermissen, oder gar selbst nicht wissen, DASS wir es überhaupt vermissen. Sie erinnern uns daran, und geben uns genau das, so, dass wir im Moment leben, im Augenblick, ohne mit den Konsequenzen zu rechnen, und an die Zukunft zu denken. Zum anderen zeigt uns das Buch auf, wie ein einzelner Moment nicht nur das Leben ändern kann, sondern auch einen Menschen selbst, wie eine Wandlung im Mensch selbst entsteht, auch manchmal nur wegen winziger Lebensaugenblicke, die große, oder kleine Auswirkungen aufs Leben haben. Ich mag, dass das Buch so ehrlich geschrieben und real ist, so lebendig und echt, und trotzdem nachdenklich macht. Nicht künstlich, sondern so, wie es wirklich laufen könnte, manchmal sollte, manchmal lieber nicht, und manchmal bedauernd leider auch wirklich so ist, selbst wenn man es nicht wahrhaben möchte. Denn auf alle Fälle hat die Geschichte mich bewegt, und bewegende Geschichten sind ja schon mal immer etwas Gutes.

    Man hat in der Geschichte dieses Gefühl von zwei Menschen die offensichtlich gesehen zu verschieden sind, um zueinander zu passen, doch der Augenblick sagt uns, dass hinter Fassaden mehr Gemeinsamkeiten lauern, als man im ersten Augenblick erkennt. Und die Augenblicke sind es hier im Buch, die unbeschreiblich wichtig sind und zählen, und auch Titel gebend sind. Die Anziehung ist sozusagen sprichwörtlich vom ersten Augenblick an zwischen Max und Anna zu spüren. Anna selbst ist als Protagonistin vergleichbar zu mir. Vielleicht ist sie mir auch deshalb gleich so sympathisch gewesen. Vorsichtig und sicherheitsliebend. Ihre Handtasche, in der alles immer dabei ist, und die eine gewisse Ähnlichkeit mir Hermines Tasche bei Harry Potter hat, und die ich mir immer gewünscht habe. Ich meine …… „komm wir ziehen mal ein Zelt aus der Tasche, und Wechselklamotten? Hab ich natürlich auch immer dabei, so dass wir Tage lang nur mit dieser Tasche überleben könnten :D“. Ihr versteht?! Nun…. Ich schweife ab. Aber unerwähnt lassen kann ich die Tasche in der Rezi nicht. Vielleicht weil sie gar nicht mal so eine unwichtige Rolle spielt.

    Der Schreibstil ist melancholisch leicht, was eine merkwürdige Mischung ist, die einen aber gefangen hält, denn er zieht einen weder mit runter in seine Dunkelheit, noch sprüht er über vor Fröhlichkeit, wobei es diese lichten Momente und hoffnungsvollen Augenblicke öfter gibt.

    Alles erscheint einem beim Lesen wie ein Rausch, ein Augenblickrausch der Momente, die aufeinanderfolgen, und schreit somit heraus, jeden einzelnen Moment des Lebens zu genießen. Denn es geht um spontan sein, und es nicht zu sein (oder dann für einen Augenblick im Leben doch). Um Unsicherheiten, und die Kontrolle zu haben und zu behalten, darum auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Es geht um Sicherheitsmensch vs. Leichtigkeit, Lockerheit, Lässigkeit, Freiheit und alles auf sich zukommen lassen. Um Verantwortungsbewusstsein, Verantwortung abgeben, Pflichtbewusstsein, und das Denken, dass es ohne einen nicht geht, weil man sich verpflichtet fühlt.

    Wir befinden uns abwechselnd auf zwei Zeitebenen und in wechselnden Perspektiven. Da ist die Gegenwart in der wir uns befinden, und dann werden wir in die 1990er zurückversetzt. Da sind nicht nur Anna und Max, sondern auch andere Perspektiven, an deren Gedanken wir teilhaben, und das, über die Jahre hinweg. Wir erfahren am Ende, warum alle Menschen des Romans genau so sind, wie sie sind, und warum sie sich so entwickelt haben, und zu dem eigenen Selbst ihrer Gegenwart geworden sind. Die Vergangenheit und Gegenwart gehen im Buch ineinander über, streifen sich, verschmelzen… sind zwei Geschichten in einer, und doch für sich selbst gesehen individuell, und hängen doch so sehr miteinander zusammen.

    Aber was das Buch vor allen Dingen mit einem tut? Es lässt einen nachdenklich zurück. Lässt einen nachdenken, darüber, was im Leben zählt, was wirkliche Zufriedenheit ist, dass die Zufriedenheit eines einen, nicht die eines anderen sein muss, dass Menschen verschieden denken und sind….. dass Unzufriedenheit im Leben schlimme Auswirkungen haben kann. Dass miteinander reden IMMER wichtig ist. Dass zu viel Liebe beengend sein kann, und zu wenig eine Leere bringt, und man sich fragen muss, ob Beengung und Erdrücken, oder Leere besser ist. Es geht um Freiheit, um die Frage als was man sich selbst definiert. Ob man im Leben, wenn man sich für etwas entscheidet, automatisch so definiert wird, oder noch ein Teil von einem selbst, einem früheren Ich, bleibt. Es geht darum, als was uns andere sehen, als was wir uns sehen, und als was wir uns gerne sehen würden. Und es geht um Liebe, in allen Formen. Mutterliebe, Liebe zwischen Menschen die sich brauchen, Liebe zwischen Paaren, Liebe, von der man glaubt, dass es eher ein Verliebtsein ist in etwas, das jemand darstellt. Dies alles lässt einen mit den eigenen Gedanken zurück, und man fragt sich automatisch: Bin ich eigentlich glücklich mit dem, was ich im Leben tue? Wo ich lebe? Mit wem? Gibt es Dinge, die ich nur tue, weil andere sie von mir erwarten? Machen diese mich glücklich? Oder fühle ich mich gefangen, und will eigentlich etwas ganz Anderes tun, trau mich aber nicht, aus meiner Gefangenschaft herauszutreten, weil Neues mir Angst macht? Wer dies alles erkennt, und tiefgründige Romane liebt, wird hier auf seine Kosten kommen. Denn die Charaktere sind nicht automatisch einzuteilen in Sympathie und Unsympathie. Alle haben ihre Gründe, keiner ist rein gut oder böse. Es gibt für alles einen Grund, einen Hintergrund, und den gilt es beim Lesen herauszufinden, ohne die Protagonisten vorzuverurteilen. Denn am Ende muss man hinter die Charaktere schauen, um sie zu verstehen. Deswegen geht es auch um Vergebung und Verzeihen. Vor allem ist das Buch eines über Selbstfindungen in allen möglichen Variationen. Und obwohl die Geschichte um das Buch Thematiken hat, die einen tief berühren, einen bewegen, die zum Nachdenken anregen, oder einen nachdenklich zurücklassen und stimmen, spürt man beim Lesen ein gewisses Licht, einen Hoffnungsschimmer. Zwar einen kleinen zarten nur, nämlich den zwischen Anna und Max. Aber er ist da. Ziehen sich hier Gegensätze also an?

    Die Sprache und der Schreibstil sind fast schon poetisch anheimelnd. Man hat im Buch die Unterschiede zwischen Provinz, Landleben, pulsierender Großstadt und kleiner Großstadt vor Augen, und welcher Lebens(t)raum für jeden einzelnen der Richtige ist, sein kann, oder nur im Kopf existiert. Selbst die Nebenfiguren sind tiefgründig und einfach nur gut herausgearbeitet, und es macht Spaß ihnen und ihren Wegen zu folgen, selbst wenn diese nicht spaßig sind. Die Charaktere sind dann auch so vielschichtig, dass man sich ihnen ungewohnt nahe fühlt. Auch durch die Perspektive erscheint es, als ob sie uns abwechselnd direkt ihre Geschichte erzählen, oder besser gesagt ihren Teil der gemeinsamen Geschichte, die alle miteinander verbindet. Manchmal scheint es gar wie zwei Ausgaben von ein – und demselben Menschen. Derjenige, der wir sein wollen, und derjenige, der wir glauben sein zu müssen, weil ihn andere so haben wollen, und man irgendwann selbst glaubt, dass es das ist, was wir möchten, nur um andere zufrieden zu stellen. Dieses Pflichtgefühl und erzwungene Verantwortungsbewusstsein, das in und allen schlummert.

    Das Ganze ist wie eine Geschichte, deren Geschichte man zu kennen glaubt, die uns auf etwas zum und zu einem Ereignis hinführt, das wir zwar erahnen, uns aber nicht ganz sicher sind. Doch diese nebulösen Ahnungen geben der Spannung der Geschichte keinen Abbruch, weil wir uns ganz langsam an das Ereignis, den einen Moment herantasten, der zählt, und an dem alles hängt. Verwicklungen kollidieren miteinander, Schicksale sind miteinander verwoben, alles hängt irgendwie zusammen. Wie das Abdrücken des Auslösers um genau den richtigen Moment einzufangen, und ihn nie mehr gehen zu lassen. Das Konservieren von Momenten, die schönen, die schrecklichen, diejenigen, die unser Leben beeinflussen, festgehalten in Momentaufnahmen, in Fotos und Bildern. Es gibt Orte die uns gefangen halten, aber auch Menschen, deren Anwesenheit uns so sehr gefangen hält, dass es einem wie ein Gefängnis vorkommt. Menschen die uns Freiheit nehmen, obwohl wir frei zu sein scheinen, Menschen und Dinge die einen erdrücken und einem die Luft zum Atmen nehmen. Und Menschen die uns Freiheit an Orten geben, an denen wir uns dann wiederum gefangen fühlen.

    Wir begeben uns auf ein Spiel mit der Zeit, einen Weg des Gefangenseins im eigenen Leben, erleben Sorglosigkeit vs. Verantwortung. Für die durchgeplante Anna ist der spontane Max eine Reise oder Fahrt ins Ungewisse. Aber wir erleben auch die Bedeutung von Familie und von Menschen, die uns geben, was wir brauchen, und das gerade in einem bestimmten Augenblick oder Moment, oder eben längerfristig fürs Leben. Man mag den Weg der Geschichte zu ihrem Ende hin kennen, kann darüber nachdenken, ob man ihn erahnt, ob er einem fern bekannt vorkommt, ob das, was zum Ende der Geschichte führt das ist, was man tief im Inneren erahnt hat. Wenn das Ende dann aber auf einen zukommt, ist man machtlos. Überrascht. Und das vorhergesehene verschwimmt, und weicht einer anderen Wahrheit mit einem anderen Augenblick. Denn wenn die Vergangenheit die Gegenwart kaputt macht, eine Gegenwart, die das Vergangene nicht mal kennt, und nichts von dem Vergangenem weiß, dann ist das immer tragisch. Die Wahrheit und die Pflicht spielen nämlich ebenso eine große Rolle in der Geschichte. Nicht nur als Spiel das wir kennen, sondern auch als genau das, was es ist. Wahrheiten verschweigen, und Pflichten erfüllen müssen, wollen…. Wie auch immer.

    Die Geschichte ist unsagbar intensiv in einigen ihrer Momente, in denen wir an Sommertagen teilhaben dürfen, an intensiven Partys teilnehmen, und einfach die Leichtigkeit des Seins genießen. Dass das Buch in zwei verschiedenen Zeitebenen spielt, macht es nur umso lebendiger. Umweht mit dem Flair einer anderen Zeit, erscheint das Buch thematisch doch aktuell in seinen Wünschen und Regungen der Menschen. Alles ähnelt sich, alles gleicht sich, und doch auch wieder nicht. Wir erleben die 1990 er Jahre abwechselnd mit der Gegenwart, oder zumindest EINER Gegenwart von Max und Anna, und selbst, wenn wir die beiden Zeiten nicht selbst erlebt haben (was bei mir dann doch der Fall ist), so würden wir uns spätestens mit der Lektüre zurückversetzt fühlen, weil die Einzelheiten und einige Elemente so gut passen, dass man die Jahre in ihrer eigenen Individualität super unterscheiden kann. Es ist ein gewisser Spirit, ein Geist, der durch das Buch weht, und uns in die jeweilige Zeit mitnimmt, und diesen Wechsel auch spielend hinbekommt, ohne, dass es sich merkwürdig lesen würde. Schön finde ich ebenso die Symbolik, die Tiefe, alles, was man erst durchschauen muss. Max, der Fotograf ist, und quasi JEDEN Augenblick festhalten will für die Ewigkeit, ihn konservieren, damit man sich an diese schönen Augenblicke erinnert. Was ein toller Bezug zum eigentlichen Thema des Buches ist. Augenblicke und Momente. Denn für mich ist das ganz klar das Thema, um das es geht, kombiniert mit Liebe und Gefühlen.

    Es geht um die bunte Vielfalt des Lebens, nicht das Gefangensein in ihm, diese Vielfalt in jedem Augenblick zu erkennen. Aber auch darum, etwas zu tun, was man tief im Inneren nicht möchte, und seine eigene Vielfalt nicht mehr fühlen zu können. Sich wie ein anderer Mensch zu fühlen, sich zu verstellen, und in Situationen gefangen zu sein. Und auch ein wenig darum, dass jeder sein eigenes Glück im Leben finden muss, um dann auch ein glückliches Leben führen zu können. Zumindest annähernd und ohne größere Schicksalsschläge. Darum, eigene Erinnerungen zu erschaffen. Alles ist mit allem verwoben. Schicksal, Vergangenheit und Gegenwart laufen unaufhörlich aufeinander zu, und enden…. In einem Moment :). Zugegeben einem sehr wichtigen. Wie so viele Augenblicke im Roman, die wichtig für die Handlung, aber auch für die eigene Seele sind. Das Buch lebt von Momenten und Augenblicken, ist fast schon aus ihnen gemacht, und so bekommen wir mit, wie ein Augenblick Auswirkungen auf andere Augenblicke im Leben von anderen hat. Schicksalshaft. Schicksalslastig. Und das hat mich beim Lesen nicht mehr losgelassen. Ich habe mit einer Geschichte gerechnet, die im Universitätsmilieu spielt, eine Liebesgeschichte, die ich im Normalfall sehr gerne mag. Aber hier wurde mit so viel mehr offenbart. Eine Geschichte hinter der sich so viel mehr versteckt. Und das alles vom ersten Augenblick an. Und genau deswegen haben wir hier keine typische Liebesgeschichte vor uns

    Liebes Buch: Du und ich, wir zwei, in genau diesem Augenblick, das hat schon etwas in mir verändert. Danke dafür :). Wahrheit oder Pflicht?

    Und weil es um Momente, Augenblicke, und Fotografie geht, darum wo sein Zuhause ist, und in wem, dachte ich, dass das heutige Rezensionslied zum Buch passt. Und es hat natürlich rein gar nichts damit zu tun, dass ich einer der größten Ed Sheeran Fans bin, die auf diesem Planeten wandeln :D:

    „We keep this love in a photograph. We made these memories for ourselves. Where our eyes are never closing. Hearts are never broken. And time's forever frozen, still.

    So you can keep me, inside the pocket of your ripped jeans, holding me closer 'til our eyes meet.
    You won't ever be alone, wait for me to come home.“
    Liebe, Männer, Eierlikör ...und andere Katastrophen Elsa Stern
    Liebe, Männer, Eierlikör ...und andere Katastrophen (Buch)
    13.12.2021

    Elsa trifft auf Mister Right…äh Wrong…..nein…Q…

    Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen von Elsa Stern

    Die Suche nach dem einen perfekten Menschen in unserem Leben, mit dem wir genau dieses bis ans Ende verbringen wollen, beschäftigt uns ja schon sehr. Nicht nur in der Realität. Auch in filmen, in Büchern, in Liedern, Geschichten. Die wahre Liebe zu finden, ist nicht einfach. Manche nehmen ihr Glück selbst in die Hand, andere glauben ans Schicksal. Manche nehmen es locker, und lassen alles auf sich zukommen, andere sind so verzweifelt, dass sie nach jedem Trinkhalm packen. Oder alternativ nach jedem Partner, Hauptsache nicht allein. Und eventuell verbirgt sich dann ja genau unter DIESEM EINEN der Richtige auf immer und ewig? Tja, wer weiß das schon so genau?! Vielleicht steht ja wirklich alles in den Sternen geschrieben. Vielleicht aber auch irgendwie in uns selbst. Fakt ist, dass es schon so manche schicksalshafte Begegnung gegeben hat, und daraus eine Liebe versponnen wurde. Solche Zufälle gibt es, genau wie Ratgeber, die einem sagen, was man zu tun und zu lassen hat, um dem Richtigen oder der Richtigen zu begegnen. Nicht ganz so romantisch, ich weiß. Tjaaaa. Aber wenn nun das Zufallsschicksal zuschlägt, und uns Geschichten von Dingen erzählt, die beinahe unglaublich scheinen, von Liebenden, die sich kennengelernt haben, weil Dinge eingetroffen sind, die es eigentlich gar nicht g eben kann, dann ist das doch……….Awww <3 :D. Und weil ich so etwas auch mag, und es an meiner romantischen Ader rührt, habe ich dieses Buch wohl auch so liebgewonnen. Worum es eigentlich geht? Ach so. Um die Liebe, und das Finden von dieser.

    Welche Geschichte uns im Buch erzählt wird:

    Alles beginnt mit einem Tagebuch, nämlich genau DEM Tagebuch der 16jährigen Elsa Stern, unserer Hauptprotagonistin, die im Heute keine 16 mehr ist, sondern eine Frau, kurz vor der magischen 30. Weitere Einzelheiten der Geschichte sind ein Auffahrunfall, die Suche nach dem Mann, der einem vorherbestimmt ist, eine abergläubige Freundin, die Vorhersage eines…..äh….Geistes? :D, und ein gegnerischer Anwalt namens……… ja wie heißt er eigentlich? :D. Beinahe könnte man die Geschichte so stehen lassen, weil man sich den Rest einfach selbst durchlesen sollte, um aus dem Schmunzeln nicht mehr rauszukommen. Trotzdem ein paar Worte. Elsa wurde als junges Mädchen ihr Traummann vorhergesagt. Ihre beste Freundin, damals selbst dabei, möchte sie nun an der Seite eines Mannes sehen, damit sie kein Single mehr ist. Dies möchte auch Elsas Mutter, wenn auch aus anderen Gründen. Läuft die Zeit ihrer Tochter doch davon, noch einen anständigen Kerl abzubekommen. Elsas Freundin will da für sie eher den Einen, wenn möglich den vom Schicksal vorhergesagten. Aber wer soll das eigentlich sein?! Wenn das Schicksal es gut mit ihr meint, kann es doch niemals wollen, dass Elsa mit diesen Kerlen anbandelt, die sie auf einmal umgeben. Oder doch? Irrungen und Wirrungen sind vorprogrammiert. Den Rest der Geschichte muss man einfach selbst erleben.

    Cover:

    Wir haben hier ein knallbuntes Cover, das sofort gute Laune macht. Dazu Symbole für Männer, Liebe, und Eierlikör. Aber Katastrophen sehe ich auf dem Cover definitiv NICHT. Ebenfalls schön finde ich, den angedeuteten Hintergrund, der aussieht wie Sterne. Und in denen liegt doch unser Schicksal, oder? ;)

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Elsa ist einer dieser Menschen, der nicht pragmatisch mathematisch wissenschaftlich geordnet lebt, und nicht alles schafft, was sie in Angriff nimmt. Zumindest nicht gradlinig und ohne Umwege. Sie ist vielmehr Herrin der Ordnung in ihrem eigenen Chaos, das Fettnapftreten ist mir dann auch sympathisch. Denn Tatsache ist, dass ich mit Perfektion und auf Pragmatismus ausgerichteten Personen ebenfalls nie etwas anfangen konnte. Elsa ist nicht dumm, und nicht schusselig, nein, viel mehr grätscht ihr das Schicksal und das Universum ständig in ein wohlgeordnetes Leben hinein, so, dass wir sehr häufig Missgeschicke erleben, und peinliche Situationen, die gar nicht peinlich sind, sondern eher zum Schmunzeln, oder gar zum Grinsen. Hier wimmelt es nur so von Kuriositäten. Sowohl in Situationen, als auch in Menschenform.

    Alles läuft schief, und mit Volldampf wird in jede noch so peinliche Situation gelaufen. Doch richtig gut ist es, dass uns aufgezeigt wird, in einer sehr überzogenen Art und Weise, dass man auch mit Peinlichkeiten im Leben klarkommen kann, selbst wenn man sich darüber ärgert. Vielleicht eine kleine, aber feine Lehre im Buch. Denn schlimmer geht es immer. Und auch wenn ich sehr tollpatschig bin, so ist Elsa tollpatschiger. Wo ich im Boden vor Scham versunken wäre, da packt Elsa noch einen drauf. Aber genau das macht den Geist des Buches aus. Das Ganze ist somit chaotisch liebenswert und liebenswert chaotisch. Also in etwa so, wie unsere Protagonistin Elsa Stern.

    Elsa trifft auf ihrer Katastrophenreise auf mehrere Mistertypen. Wrong, Right, Q….. und dann ist da ja noch die Liebe, die einem irgendwie zwischendrin auch begegnet, und die wie ein Stern vom Himmel fällt, und schicksalshaft einfach da ist :D. Doch welcher der vielen Misters Elsas Sternenherz erobern wird, das bleibt die Frage, auf die ihr tatsächlich am Ende eine Antwort bekommt. Denn Fehlschläge und Missverständnisse gehören doch zu jedem ordentlichen Weg, dessen Endziel eine ordentliche und wunderbare Liebesbeziehung ist, oder? Tarnt sich hier das Glück in Form von Unglücken, Katastrophen und Missverständnissen, oder läuft alles auf eine Schicksalsform der Sterne hinaus, Frau Stern? Was einem das Ganze noch näherbringt an der Geschichte ist, dass uns alles Aus Elsas Sicht erzählt wird. Und nicht nur das. Wir bekommen die Geschichte und alte Kalauer und verschiedene Geschichten aus Elsas Leben direkt von ihr erzählt. Sie richtet das Wort direkt an uns, und gibt uns somit einen Einblick in ihre Geschichte, ihre Missgeschicke, ihre Tollpatschigkeit und ihre Fettnäpfe, die keine Näpfchen mehr sind. Jaja. Die Elsa, das Fräulein Stern, ist schon etwas ganz Besonderes, finde übrigens nicht nur ich, sondern auch Herr Q. Und Besonderheiten kann man ja immer so auslegen, wie man sie möchte.

    Ich habe die Geschichte wirklich genossen, weil ein lustiges Highlight das nächste gejagt hat. An manchen Stellen war es gar wirklich schwarzhumorig, mit Zynismus, Sarkasmus und Ironie gespickt. DA muss man mit jeder Lebenslage, und dem gesamten Leben in seiner Buntheit klarkommen, der Verkettung von Missverständnissen und Ereignissen. Das ist alles auf so eine fröhlich spritzige Weise geschrieben, die uns rasant durch die Liebeleien, die nicht vorhanden sind, nervende Verwandte, nicht immer beste Freundinnen, und Traummänner pustet. Und das in Sternengeschwindigkeit. Falls es die gibt. Falls nicht, tut es das ab heute. Ohne alle Szenen im Buch zu ernst zu nehmen, nehmen die Szenerien sich nicht zu wichtig. Die Komik ist da, die Pannen ebenso, fast schon überzogen. Aber so, dass sie wohl auch über sich selbst lachen können. Die Geschichte ist somit herrlich originell und witzig, ein wenig aus der Realität gefallen, und doch in ihr stattfindend.

    Jaja, das böse böse Schicksal (oder ist es eine andere höhere Geistermacht?! :D), überlegt es sich hier ständig anders, macht Bögen, läuft nicht gradlinig aufs Ziel zu, will alles auflösen, und tut es dann doch nicht, um sich einen Moment länger über Elsa lustig zu machen, und ihr dann doch wieder Steine in den Weg zu legen, damit sie ihre Bogenumwege geht. An einigen Stellen steht man soooo kurz vor einer Lösung des Problems und der Verwicklungen, und in der nächsten Sekunde ist man doch wieder tiefer in der Bredouille, als vorher. Das bedeutet für den Leser, zumindest für mich, dann natürlich auch, dass man während der Lektüre gerne mal dauergrrrrrt, sich die Hand gegen den Kopf schlägt (aua!), und irgendwie…… nun ja………… mitfiebert, und sich fragt, wann das endlich ein Ende hat. Natürlich nicht das Buch! Sondern die Qual der Elsa Stern, die doch endlich mal ihr Happy End bekommen sollte (und ich mein Leserhappyend). Doch manche Menschen sind wohl so chaotischtollpatschigschusselig und irgendwie mit einem liebenswerten Brett vor dem Kopf gesegnet, dass es immer neue „Katastrophenabenteuer“ geben wird. Und auf die würde ich mich dann auch tatsächlich freuen. Natürlich in Buchform.

    Trotz, dass wir von dem Mann, der am meisten im Buch herumspukt, den Name nie erfahren, merkt man doch die Atmosphäre, die sich sternenhaft und schicksalslastig zwischen Elsa und…. nuja… eben Herr Q… ausbreitet. Und dieser Wortwitz macht das Ganze noch humoriger. Denn trotz, dass wir von einigen Figuren keine Namen erfahren, und sie nur „Die A. oder die E. oder eben Herr Q“ sind, bleiben sie nicht grau, sondern leben in der Geschichte, und die Geschichte lebt irgendwie von ihnen. Dabei hat jeder seinen Spleen. Esoterisch angehauchte Freundinnen, die an das Schicksal glauben, Freundinnen die Systeme erfinden, wie Männer und Frauen am besten zusammen agieren, kommen hier genauso vor, wie eine Mutter, die ihre Tochter unbedingt an den Mann bringen will. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Männercasting? Verrückt :D

    Die Geschichte nimmt sich selber nicht zu ernst, ehrlich gesagt sogar gar nicht, und spielt mit den Klischees der Suche von Singlefrauen nach dem passenden Mann fürs Leben. Hinzu kommt die Weisheit einer Mutter Bennett, die ihre Töchter in Stolz und Vorurteil auch unbedingt unter der Haube sehen wollte. Und eine kleine Prise der schusseligen Abenteuer von Bridget Jones. Wenngleich Elsa wohl noch ein klein wenig schlimmer ist, was diese Dinge anbelangt. Das Hineinmanövrieren in die Absurditäten des Schicksals und Elsas Leben, ist dann wirklich so humorig, dass man dauerhaft und bei jedem Satz nur lachen könnte. Ich bin ja nie niemals fürs Verkuppeln, aber was Elsas Freundin E. und ihre Mutter hier so treiben, das ist dann doch so lustig, dass man es nicht ernst nehmen kann, was aber genau den Reiz ausmacht. Elsa stampft und stolpert von einer Katastrophe in die nächste. Ja, und irgendwie zieht Elsa den Schlamassel auch magisch an, was sie allerdings nur umso sympathischer macht. Doch Elsa tritt nicht von einem Fettnäpfchen ins andere, nein, sie tritt von einem Eierlikörbecherchen ins nächste, doch ohne die Macht des Fettnapfes, der alles verkompliziert. Denn obwohl hier nicht alles nach einem festen Plan läuft, läuft es. Punkt. Und wohin? Natürlich in Richtung des Schicksals, das sich eine ganz besondere Pointe ausgedacht hat, und alle ein wenig in seiner Veräppelung mitnimmt. Also alles leichter, als es klingt, denn Elsa verliert ihren Zynismus nie. Man sollte das Ganze nicht zu ernst nehmen, und so ist es wohl auch gar nicht gewollt. Denn die Lektüre und Situationskomik ist einfach nur erheiternd und dauerpräsent.

    Ja, Elsa, das Sternderl, ist Österreicherin, und das bekommt man in einigen Worten des Buches auch genau mit. Trotzdem. Es ist nicht wirklich störend, oder zumindest habe ich es nicht als störend empfunden. Und trotz, dass mal der ein oder andere Begriff auftaucht, kann man das Buch und die Geschichte trotzdem verstehen, weiß im Groben, was damit gemeint ist, und lernt dazu noch ein paar Wörter :)

    Die Welt ist ein Dorf, und so ist es auch in diesem Buch. Alles hängt miteinander zusammen. Jeder hat eine Verbindung zu jedem. Und das Schicksal, oder auch das Sternenuniversum, schleicht um alle herum, und hat für jeden einen Plan. Mal mehr, mal weniger. Die Verwicklungen und Verwirrungen, passen alle ineinander, fügen sich in die Linie der Geschichte, und das, obwohl nichts planmäßig läuft. Das Schicksal nimmt hier einen sehr wackligen, merkwürdigen und holprigen Weg. Irrungen und Wirrungen eben. Dann sind da noch jede Menge Missverständnisse und falsches Verstehen, sowie Dinge einfach anders zu deuten als die, auf die es dabei ankommt. Kurz gesagt. Hier gibt es nicht nur eine Menge Irrungen und Wirrungen, das Buch besteht daraus. Und das ist ein Kompliment. Denn diese Irrwirrungen machen das Ganze rasant, und gleichzeitig gemütlich, aber vor allen Dingen humorig wundervoll und chaotisch lustig. Und das Unheil, oder gar Unglück nimmt seinen Lauf. Oder ist es gar das Glück, das in Form des Unglückes erscheint? Das gilt es herauszufinden.

    Und weil die Sterne auf dem Cover schon magisch anziehend sind, und voller Schicksal leuchten. Und weil Elsa eine Stern ihres Namens ist. Und weil es schwer ist, ein Herz einzufangen, und die Liebe zu finden, dachte ich, das heutige Rezensionslied passt zum Buch:

    „Trying to catch your heart, is like trying to catch a star. So many people love you, baby. That must be what you are.

    Waiting for a star to fall, and carry your heart into my arms, that's where you belong, in my arms, baby, yeah.“
    Late Night Nora Welling
    Late Night (Buch)
    12.12.2021

    Haie oder das Leben. Wer hat die schärferen Zähne?

    Late Night – Unter Haien von Nora Welling

    Ich habe mal ein wenig für euch recherchiert, denn ich dachte mir, wenn ihr schon ins Wasser eintaucht, und unter Haien seid und ihnen begegnet, solltet ihr einige Tipps haben, wie ihr euch verhalten sollt um die Begegnung zu überleben. Gebt gut acht. Dieses Buch könnte euch retten, wenn ihr mal in Nöten seid, und einem Hai begegnet, egal in welcher Form er euch erscheint. :)

    Haie…. Woran denkt ihr als erstes, wenn ihr dieses Wort hört? Zum einen ist es das Synonym für den mörderischen weißen Hai, der einen, nun ja, tötet. Haie und ihre Grausamkeit. Zum anderen befindet man sich unter Haien, wenn man in einer Situation ist, die ähnlich der Höhle des Löwen ist, nämlich direkt im Haifischbecken. Man ist in Gefahr, dass der Hai einem etwas antut. Nicht unbedingt körperlich. Aber da wäre der Miethai, der Kredithai…Haifische die Zähne haben, so wie Mackie ein Messer. Babyhaie. (ja okay, Babyshark gehört nicht unbedingt in die Reihe der blutrünstigen Haigeschichten, und ist dadurch vielleicht etwas fehl am Platz). Hier geht es um die Haifischbecken unseres Lebens, in die wir reinfallen, ohne es zu merken. Und um die Haie, die nicht unbedingt sichtbar gefährlich sind, sondern im Hintergrund agieren, und den Angriff abwarten. Haie in menschlicher Form, und in Form von anderen Dingen, die über uns einbrechen können. Ein Hai der sich mit seinen Zähnen festbeißt, bis er sein Ziel erreicht, ja, sich gar ins Ziel hineinbeißt. Und zwar bissig. Nun aber genug von Haifischzähnen und Bissen. Ich habe für die Rezension sehr lange gebraucht, weil ich mich selbst ein wenig unter Druck gestellt habe, der Geschichte gerecht zu werden. So ist das eben, wenn mir Geschichten so gut gefallen, dass ich Panik bekomme, gar nicht wiedergeben zu können, was sie für mich bedeuten. Nun aber mal los.

    Kommen wir zur Geschichte die das Buch uns erzählt:

    Kennt ihr solche Sätze wie „Das trau ich der gar nicht zu“ oder „Das kann die eh nicht“, etwas wie „Die sieht ja so und so aus, dann muss sie so und so sein.“ Schön = dumm, Dick = Faul, Blass = krank. Die Aufzählung der Schubladen könnte nun ins Unendliche gehen. Programmiererin Louisa traut man nichts zu, weil sie einfach zu schön ist. Und eine Frau. Ruben Stephanski traut man wiederum nicht zu, dass er auch ein Herz hat. Denn bekannt ist er aus der TV Show „Unter Haien“ als bissigster Hai. Louisa hat eine Software entwickelt (genauer gesagt eine App, die es Autisten ermöglicht, besser zu kommunizieren, und hinter die emotionalen Masken von Menschen zu schauen, um sie so einschätzen zu können), und braucht Investoren. Wir kennen dieses TV Format mit Löwen. Und ausgerechnet Ruben Stephanski ist es, der ihr nicht nur das Geld, sondern auch ein Jahr als ihr Mentor anbietet. Mit Büro, und allem Drum und Dran. Dass Ruben das nötige Geld dafür hat, kann man sich denken. Und was genau er in ihr sieht, was die anderen nicht sehen, weil sie Vorurteile haben. Und was Louisa in ihm sieht. Was die Welt in Ruben und Louisa sieht und…… überhaupt dieses „gesehen werden“, und wie man wahrgenommen wird…….. darum dreht sich die Geschichte. In ganz besonders schöner, lustiger, aber auch trauriger Form. Denn dass darin auch Liebe eine Rolle spielt, sollte jedem klar sein.

    Cover und Titel:

    Vorsicht: Hinter den Mauern und dem Cover dieses Romans steckt so viel mehr, als nur das perfekte Abbild eines Geschäftsmannes, eines Hais, der unnahbar und kalt ist. In den Blättern und den Seiten der Geschichte steckt eben genau dies, eine Geschichte, die uns von der Selbstwahrnehmung der Menschen erzählt, und davon, dass es okay ist, nicht perfekt zu sein. Damit steht das Cover in der Tradition seiner Geschichte. Es wird unterschätzt, und viele halten es ganz sicher „nur für einen weiteren dieser Liebesromane, die einen Kerl auf dem Cover haben“. Aber wie es bei Menschen auch ist, so sollte man dem Buch die Chance geben, und sich seine Geschichte hinterm Cover erzählen lassen. Denn diese ist nicht nur gut, sondern hat mir ganz nebenbei auch noch außergewöhnlich großartig gefallen. Und das nicht nur allein wegen den Thematiken, sondern auch wegen des einfühlsamen Schreibstils, der mich immer wieder in Nora Wellings Romanen überrascht, und mitreißt.

    Ich glaube der Titel bezieht sich nicht auf den Hai Ruben, sondern auf alle Haie, die uns im Leben bedrohen, und vor denen wir geschützt werden müssen. Dieses Haifischbecken namens Leben. Ruben beschützt Lou vor den Hai – Tücken der Geschäftswelt, und sie ihn vor dem Hai, der einen in die Dunkelheit zerren will. Man ist hier im Buch eben Unter Haien.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Erstmal zu den Fakten. Denn wenn ich nun anfange zu schreiben, könnte es emotional und weniger faktisch werden. Teil 1 der „Unter Haien“- Dilogie. Alles ist gut recherchiert. Protagonisten, Macken und Makel. Die Sympathie war dauerhaft da und die Beschreibungen der Figuren so, als ob man sie direkt kennen würde, und mit ihnen ihre Geschichte erlebt. Ebenso wurden die Emotionen sehr detailgenau und realistisch beschrieben. Es ist humorig mit witzigen Stellen, aber auch mit denen, die einen nachdenklich zurücklassen. Das Buch hat wahrlich einen Humor, der mir genau liegt, mit vielen lustigen und witzigen Szenen, die einen während der Hai Lektüre zum Lachen bringen. So und nun….

    Vielen Dank Nora Welling, dass du immer wieder Charaktere erschaffst, die sich weit außerhalb des Schwarz-Weiß Bereichs bewegen, bei denen man graben muss, die nicht das sind, was sie auf den ersten Blick scheinen, und deren Grauzwischentöne zwischen dem was Schwarz und Weiß ausmacht meist sehr tief gehen. Bis in die Nebenfiguren erscheinen alle Charaktere lebendig. Schwester Pauline, Freund Timon (räusper…. Dem ich seine eigene Story in Band 2 wünsche), sogar die Heilpädagogin, oder die Mitinvestoren der Show. Ich mag, dass Nora Welling den Finger in die Wunde hält. Die Wunde wovon? Die Wunde, dass sie bei ihren Protagonisten (die ich kenne) immer welche zum Leben erweckt, die ein Paket mit sich herumtragen, das man erst nach der Lektüre erkennt. Zumindest bei den mir bekannten Büchern ist das so. Erst nach dem Buch, nach der Lektüre, lernen wir die Protagonisten vollständig in ihrem Inneren kennen. Das tun wir dann dafür aber auch richtig und wahrhaftig. Denn die Protagonisten sind ein klarer Pluspunkt im Buch. In bisher allen. Und wer mich kennt weiß, Protagonisten sind soooo wichtig! Und nachdem wir sie mit all ihren Makeln kennenlernen dürfen, werden sie uns fast wie Freunde. So auch hier. Und hey. Immerhin bin ich nach der Lektüre mir einem Milliardär befreundet :D. Denn trotz, dass einige Charaktere aus einem Milieu der Reichen kommen, mit dem ich nichts am Hut habe (weil ich eben nicht reich bin), so waren sie mir sympathisch und ich konnte sie verstehen, und ihre Gedankengänge nachvollziehen. Das muss auch erstmal geschafft werden.

    Wir haben eine Mischung aus vor Funken witzig sprühendem Humor und tiefdunkler Tiefe, die einen mit hinabzieht. Es ist ein Karussell aus Gefühlen, das einen erwartet. Von Grinsekatze über lautes Auflachen, von Schmunzeln bis zum Nachfühlen, und letztendlich sogar Tränen ist die gesamte Gefühlsfarbpalette dabei. Und ziemlich schnell wird es auch hier wieder geschafft, dass einem die Charaktere ans Herz wachsen, dass man mitleidet, mit ihnen lacht, sich mitfreut, und beinahe meint sie zu kennen und ihnen nah zu sein. Alles dank des tollen Schreibstils. Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir, dass es sich im Buch nicht um eine Geschichte handelt, in der der reiche Kerl, das arme Prinzesschen rettet, und ihr ein Leben in Saus und Braus bietet, von dem sie nie zu hoffen gewagt hat. Ruben ist nicht belehrend, und zeigt ihr keine Welt, in der sie sich so und so benehmen muss, um klarzukommen. Beide gleichen sich in ihrer Art, nur in ihrem Umfeld nicht. Louisa ist zufrieden mit ihrem Leben jenseits der Reichen. Louisa rettet sich selbst. Und nebenbei auch noch Ruben. Doch nicht mit Geld, sondern nur mit ihrem Dasein. Vertauschte Rollen, und trotzdem ist Ruben nicht weniger männlich, weswegen es total toll zu lesen ist.

    Wir sind gefangen in einem Netz aus Vorurteilen. Gegenüber dem bissigen, eiskalten Geschäfts-Hai. Gegenüber der Schönheit einer Frau, die automatisch nichts im Kopf hat, dumm ist. Die automatisch eine Affäre mit ihrem Boss anfängt, und die automatisch ihren besten Freund verführt, und allen anderen Frauen den Mann wegschnappt, nur, weil sie es eben kann. Herumschwirrende Vorurteile in uns Menschen. Eigentlich werden so viele wichtige Themen angesprochen und sind unterschwellig da, dass man gar kein direktes Hauptthema sieht. Bevormundung in allen Ecken, Verantwortung, Druck, Vorurteile, Selbstwahrnehmung, Vertrauen ineinander, und in sich selbst. Selbstwahrnehmungsstörungen. Belastung, Leistungsdruck, Selbstzweifel, nicht gut genug sein, aber auch Anziehungskraft. Anpassung, sich anpassen, (n)irgendwo zugehörig sein, Herausforderungen. Schubladendenken und „Freaks“. Alle müssen gleich sein, wie alle es wollen. (N)irgendwo reinpassend. Zu „Dies“ und zu „Das“. In Schubladen pressen, Menschen Grenzen setzen, die einengen. Etwas jemandem nicht zutrauen, weil man ihn unterschätzt. Unterschätzt sein. Unterbindung der freien Entfaltung. Anders sein, als die Leute einen gerne sehen, und in welche Schublade sie einen stecken. Versagensängste, nicht gut genug zu sein, oder nicht genug genug zu sein. Nicht zu genügen. Und….Kennt ihr euch mit Selbstwahrnehmungsstörungen aus? Irgendwann hat es klick gemacht beim Lesen. Alle sind sie da, und wollen im Buch bei der Louisa Ruben Hai Party dabei sein.

    Die Geschichte umweht aber auch noch etwas Anderes. Das Ganze kommt sanft und nicht zu schnell daher, und man spürt trotzdem, dass da etwas zwischen den beiden ist. Ein Gefühl von nah, und sich doch fern sein. Abstand wahren mit Absicht, und doch nicht voneinander lassen können, beziehungsweise die Anziehung spürend. Man spürt die Anziehungskraft, und doch ist auch hier die Thematik des Romans gegeben. Dass es nicht sein darf, dass ein Investor mit einer Mitarbeiterin etwas anfängt. Dass ein reicher Milliardär und eine zwar aufstrebende aber doch normale Frau aus verschiedenen Welten kommen. Die Frage ist nun, wo das Ganze hinführt, und genau das bekommen wir in der Geschichte zu lesen. Das Ziel, ob etwas funktionieren kann, selbst wenn es nicht typisch ist. Und die Frage ob man aufgebaute Mauern fallen lassen kann, um zu entdecken, was sich dahinter verbirgt. Das Untypische, die Verletzlichkeit, Emotionen, oder gar die reine Wahrheit des Seins, wie man ist, und nicht, wie man sich gibt? Und trotz, dass Louisa heimlich und anfänglich für Ruben schwärmt, haben wir keine Situation, in der die Protagonistin dahinschmilzt, denn auch wenn diese Situationen der Bewunderung da sind: Louisa bleibt sich treu, auch in ihren Prinzipien. Und die Anziehungskraft zwischen den beiden ist gegeben, auf Gegenseitigkeit beruhend. Was natürlich in anderen Romanen auch so ist. Aber hier ist es richtig fühlbar, und ich finde, es ist auch ein Gleichgewicht gegeben. Keiner von beiden, weder Ruben noch Lou, sind in ihrer Anbetung des jeweils anderen übertrieben, und trotzdem merkt man die Anbetung. Klingt merkwürdig? Ja, aber ich finde auch ein wenig verständlich :D.

    Ich mag Bücher, in denen Dinge angesprochen werden, die so normal nicht in das Bewusstsein der Menschen kommen würden. Dinge, über die man nachdenken muss, die zum Nachdenken anregen. Vielleicht sogar über den Umgang der Menschen miteinander. Die davon handeln, wie wir denken, die uns einen Spiegel vorhalten in unserem Benehmen, und unserer Wahrnehmung untereinander. Wenn das alles gegeben ist, finde ich Bücher richtig gut. Und hier alles drin. Ich hoffe natürlich nur, dass die Botschaften auch bei anderen Lesern ankommen, und dass sie einen Denkanstoß geben, für den menschlichen Umgang. Und wie es immer in Büchern ist, die ich mag, so findet sich auch hier wieder ein Thema, das unterschwellig unter der Geschichte lauert, und das zum Nachdenken anregt. Selbstwahrnehmungsstörungen als Thematik sind definitiv vorhanden, und man findet sie in sanften Untertöten im Text sowohl, als auch direkt angesprochen in den Zweifeln und Selbstzweifeln der Protagonisten. Im Buch wird das oft als Hochstaplersein beschrieben. Dieses Gefühl, wenn man von sich selbst denkt, man sei nicht genug, könnte etwas nicht, und gar nicht so recht weiß, warum manche Leute so große Stücke auf einem halten, was sie natürlich tun können, weil man besonders und gut in etwas ist. Nur man selbst sieht das nicht so, weil man eine andere Wahrnehmung seines Selbst hat. Jemand der darunter leidet, wird sich selbst darin erkennen. Oder auch nicht. Gestörte Selbstwahrnehmung eben.

    Es geht im Buch oft darum, einer allgemeinen Weltsicht nicht zu entsprechen. Nicht so zu sein, wie die anderen. Andersartig zu sein. Nicht typisch zu sein. Typisch blond, typisch sexy, typisch jung und wild, typisch unbelehrbar, typisch innovativ, typisch unerfahren. Nicht in Stereotypen zu denken. Nicht in Schemas. Nicht in genaue Schablonen zu passen, die die Welt uns aufdrücken will. Nicht dem Status Quo zu entsprechen, und sich aus diesem herauszuwagen in etwas Neues. Um Menschen die in einem nur das sehen, was sie in einem sehen wollen. Aber es geht natürlich auch darum, was Menschen von uns erwarten, was sie in uns sehen, wie wir miteinander kommunizieren, wie wir einander anlügen, und ob wir die Lügen glauben oder nicht, ob die Wahrheiten gesagt werden, und darum wie die gesamte Kommunikation zwischen Menschen ist, samt Missverständnissen, Missverstehen, und Ehrlichkeit.

    Und irgendwie hat sich wohl auch eine Szenerie ins Buch geschlichen, die besagt und uns zeigt, dass es manche Menschen gibt, die denken, nur, weil sie mehr Erfahrung im Leben haben, sind sie die einzigen, die Erfahrungen haben. Verständnis für jüngere Menschen, die etwas geschafft haben, gibt es nicht, und wenn ja, dann müssen sie doppelt so hart arbeiten um akzeptiert und anerkannt zu werden, weil immer noch alle denken, man sei zu jung, ODER zu hübsch. Oder man macht gar das Falsche aus seinem Leben und kommt hoffentlich zur Vernunft, um etwas Richtiges daraus zu machen (was von manchen Eltern gerne mal erwähnt wird). DA sind die, die wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, die keine Veränderungen wollen, keine Neuerungen, keine neuen innovativen Wege, die alles verteufeln, was mit modernen Innovationen zu tun hat, und diesen keine Chance geben, weil sie denken Althergebrachtes ist das Beste. Ist es aber nicht. Weiterentwicklung muss sein.

    Es geht um Selbstverständnis, dazu zu stehen, was man ist, niemandem etwas vorzuspielen, so zu sein, wie man wirklich ist, und nicht für andere etwas zu sein, weil diese möchten, DASS man anders ist. Dass sie denken, man sei falsch, so wie man ist, und muss sich nun anpassen. Das hat mich teilweise richtig mitgenommen, weil die Thematik sehr nah an der Realität dran war, aber es hat natürlich auch gutgetan, weil man im Buch Dinge gefunden hat, mit denen die Protagonisten umgehen können, und Szenen, in denen einem gezeigt wird, dass man selbst das dann auch schaffen könnte. Was ich sehr gut fand. Zu sich selbst zu stehen ist also wichtig. Aber auch das Thema Schwäche (und diese Schwäche zeigen, wird einem dann als Schwäche ausgelegt, und das in einer Welt, in der man keine Sekunde lang Schwäche zeigen darf) wird uns aufgezeigt. Getrieben und gehetzt zu sein, den Erfolg zu halten. Getrieben, dass die Nachahmer und anderen Haie nicht zubeißen, und die Gelegenheit wahrnehmen, den Moment der Unachtsamkeit zu nutzen, um mehr Erfolg zu haben. Ein Hinterherjagen? Ein Davonjagen? Ein Gejagtwerden? Wer hinter das Cover blicken will, muss den Sprung ins Haifischbecken wagen um die wahren Haie der Menschen im Leben zu erkennen. Nicht immer bedeuten der Sprung ins Haifischbecken auch die Begegnung mit einem Hai oder Haien. Wer ist der wahre Hai in unserem Leben? Wer jagt und? Was jagt uns? Was treibt uns voran? Wer hier ins Haifischbecken springt, trifft auf unerwartete Haie des Lebens. Oftmals ist es so, dass wir uns anders sehen, als der Rest der Welt uns sieht. So auch hier. Attraktivität und Leistungsfähigkeit kann dafür sorgen, dass andere in uns Schönheit und Macht sehen, und nicht, was sich dahinter wirklich verbirgt. Ruhe und Alleinsein wird oftmals ausgelegt als Unnahbarkeit und Kälte. Schaut also genau hinter die Cover der Menschen.

    Heutige Rezensionslied. Weil es Menschen gibt, die uns kleiner machen wollen, als wir sind, selbst, wenn wir wahre Größe zeigen, weil wir nicht auf ihre Versuche eingehen:

    „There was a time when I felt like I cared.……that I was shorter than everyone there. People made me feel like life was unfair………and I did things that made me ashamed. Cos I didn't know my body would change………….I grew taller than them in more ways. But there will always be the one who will say……..something bad to make them feel great“

    The promises we made. Als wir uns wieder trafen Simona Ahrnstedt
    The promises we made. Als wir uns wieder trafen (Buch)
    18.09.2021

    Von Jugendliebe und zweiten Chancen in Zeiten der Intoleranz

    The Promises we made von Simona Ahrnstedt

    Vergangenheit und prägende Ereignisse darin. Versprechungen, die man sich gegeben hat, als man jung war. Eigentlich eine schöne Sache. Zumindest, wenn die Versprechen gehalten werden, und man die Verbindung zueinander von der Jugend ins Erwachsenenalter mittragen kann. Doch das ist leider nicht immer der Fall. Und oftmals ist das, was uns in unserer Jugend als so sicher erscheint mit einem Rückblick darauf aus einer ganz anderen Sichtweise zu sehen. Eben der eines Erwachsenen. Doch gibt es natürlich Jugendliche, die sich erwachsen v erhalten, und Erwachsene, die sich …. Eigentlich nicht mal jugendlich, sondern schlimm verhalten. Doch wo liegt die Grenze? Was ist richtig und was falsch? Sollte man sich die Jugend bis ins Erwachsenenalter bewahren? Für mich gibt es hier ein definitives JA. Denn Jugendlichkeit hat nichts damit zu tun, dass man „naiv“ ist. Das können sogar Erwachsene sein. Und oftmals haben junge Menschen mehr Weitblick für die Welt und die Geschehnisse in ihr, als Erwachsene es haben, die nur daran denken, wie etwas sein muss, oder zu sein hat, um normal zu sein. So, oder so ähnlich, kann man den Inhalt des Buches beschreiben.

    Die Geschichte, die das Buch erzählt:

    Es ist die Geschichte von zwei Teenagern, in Schweden lebend, aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, die sich ineinander verlieben, es aber geheim halten, weil… ja warum eigentlich? Weil ein reiches Mädchen nicht mit einem armen Jungen zusammen sein darf? Weil dieser ein Flüchtling aus dem Iran ist? Weil es sich nicht gehört? Ich sehe keinen Grund. Aber dass das Ganze durchaus Konfliktpotenzial hat, und unweigerlich in Dingen wie Verleumdungen, Hass, der eigentlichen Liebe der Beiden, und (nicht) zueinanderstehen endet, das kann man sich irgendwie denken. Der Junge ist Sam, das Mädchen Dessie. Und Jahre später ist aus ihm ein reicher Besitzer mehrerer Hotels geworden, und aus ihr eine toughe Frau mit Militärausbildung, die nun bei einer Sicherheitsfirma arbeitet, und somit auch im Personenschutz. Sam hingegen muss diesen Schutz in Anspruch nehmen, denn Rassisten schicken ihm immer öfter Nachrichten, so dass sein Leben in Gefahr scheint. Und so treffen die beiden das erste Mal aufeinander, seit sich in ihrer Jugend mit 19 die Wege getrennt haben, wegen eines Ereignisses, das aller beider Leben verändert hat. Und da es für beide damals nicht nur die erste, sondern auch die große Liebe war, kann man wunderbar verfolgen, wie die beiden im Heute miteinander auskommen MÜSSEN (wegen der Gefahr, und weil sie ja wohl nun so erwachsen sind, um mit der Situation und miteinander klarzukommen). Wie das Ganze endet, ob es eine zweite Chance gibt, ob beide sich gegenseitig verzeihen können, das findet man dann in der Lektüre heraus :)

    Cover und Titel:

    Der Titel spricht für sich, erzählt er uns doch von den Versprechungen, die man einander macht, wenn man das erste Mal verliebt ist, und die gehalten, oder eben gebrochen werden. Das Cover gefällt mir einfach schon wegen der intensiven Farbgebung, die mal so anders ist, als das helle Pastell. Und ganz eventuell habe ich auch eine kleine Schwäche für Lila :D

    Fazit und Gedanken zum Buch:

    Zusammengefasst ist das Buch eine wilde Mischung aus Alltagsrassismus, Missverständnissen, Schweigen, Umweltthemen, Gleichberechtigungsthemen, Narzissmus, perfektionistischem Denken, Frauenbenachteiligungen, Diversität, Frauenunterdrückung, Rassismus in der Gesellschaft, dem Verhalten von Mächtigen gegen den kleinen Bürger, Respekt, Liebe und Anziehung, Misstrauen, Lust, Humor, Enttäuschung, einer gemeinsamen Vergangenheit, dem Umgang miteinander, Erwachsenwerden, sich selbst finden und behalten ;). Und dies alles sehen wir in allen Figuren des Buches, nicht nur in Sam und Dessie als Protagonisten, sondern auch den Nebenfiguren. Und auch wenn es von den Gefühlen nicht ganz zu den 5 Sternen gereicht hat (was, Achtung Wortspiel, nur an meiner eigenen Gefühlswahrnehmung liegt), so würde ich der Geschichte gerne 4 Sterne geben. Denn gefühlsmäßig vielleicht nicht vollkommen überzeugt, hat sie was Anderes mit mir angestellt. Sie hat mich überrascht in ihrem ganzen Sein, weil ich diese Art und Kombination von Charakteren so noch nicht in anderen Geschichten gefunden habe. Was ich ein wenig schade fand war, und das ist dann auch das, was ich zu bemängeln habe, dass ich nicht dauerhaft und immer, eben durchgängig die Gefühle und die Zugehörigkeit von Dessie zu Sam, und umgekehrt, gespürt habe. Ich mag Liebesgeschichten, wo die Protagonisten zueinanderstehen, unbeirrbar, wo beide nichts zwischen sich kommen lassen, und wenn doch, dass sie dieses Problem zu beseitigen versuchen. Das war hier sogar der Fall, nur nicht die ganze Zeit (für mich) spürbar. Gerade beim umeinander kämpfen hätte ich mir von Sam mehr Initiative gewünscht. ABER eventuell kam das auch nur so rüber, weil die Rollenverteilung im Buch eben anders war, und man das so nicht gewohnt ist. Schlecht ist das Ganze trotzdem auf gar keinen Fall, das Buch hat mir gefallen, es sind kleine Einzelnuancen, die nicht zum 5-Sterner gereicht haben. Und doch würde ich das Buch empfehlen. Weil gerade bei solchen Dingen wie Emotionen ja jeder eine andere Weise hat, damit umzugehen, und sie wahrzunehmen. Das einzige kleine Makelchen war also, dass ich mir ein klein wenig mehr Prickeln, Nähe, und richtiges Vertrauen ineinander gewünscht hätte (und weniger Zweifel und Misstrauen gegenseitig, und in die eigenen Emotionen, denen man nicht über den Weg traut), und das, obwohl wirklich Prickeln vorhanden war. Aber von manchen Menschen in Büchern wünscht man sich eben dauerhaftes und mehr als MEHR Prickeln. Denn überhaupt, kann man ja nie genug Prickeln und Anziehung haben :P.

    Es ist vielleicht nicht die typisch rosarote Liebesgeschichte, die uns erwartet. Aber unter der Authentizität und Realität erwartet uns trotzdem Liebe, selbst wenn diese im Buch und der Geschichte einen anderen als den typischen Weg geht. Das ist auch gut so, und ganz in der Tradition des Buches, das von untypischen Dingen nur so trotzt, die aber eigentlich gar nicht untypisch sein sollten, sondern Einlass in unseren Alltag und unsere Normalität finden sollten. Der Roman hat Themen angesprochen, die ich für absolut wichtig befinde, und das, ohne dass diese Themen in den Vordergrund gedrängt werden. Sie sind da, erzählen die Geschichte in sich selbst, wir nehmen sie wahr, reagieren darauf, es macht uns wütend, hilflos, und trotzdem schafft die Autorin es, dass wir uns weiterhin in einer Liebesgeschichte befinden, die nicht übermütig, sondern langsam prickelnd vorangeht. Aber immerhin geht sie voran. Wenn auch nicht schnell. Die Themen sind also nicht, wie absichtlich hineingeworfen, damit sie abgehandelt werden, sondern die Geschichte selbst beschäftigt sich mit ihnen, sie passt sich ihnen an, und nimmt die Thematiken mit sich in ihrem Geschichtenfluss. Und trotz all der ernsten Thematiken gab es trotzdem unterschwellig und dauerhaft irgendwas zum Schmunzeln, denn die Dialoge waren es auch, die ich besonders herausstechend fand. Weil es im Buch eben ein wenig auch ums Reden ging. Oder besser gesagt darum, was passieren kann, wenn man NICHT miteinander redet. Oder schweigt.

    Die Gefühle zwischen Dessie und Sam sind fremd, misstrauisch und neu, sowie alt und verlässlich zugleich, und diese Kombination muss man als Autorin erstmal hinbekommen. Des Weiteren hat mir sehr gut gefallen, wie die Intimität zwischen Sam und Dessie rüberkommt, zumindest manchmal. Man spürt das Besondere, dass Einzigartige, das es sowohl in der Jugend als auch jetzt war und ist manchmal durchblitzen. Diese Besonderheiten, die einem kein anderer Partner geben kann, nur der Eine. Denn auch das ist Intimität. Und diese liebe ich nun mal. Es ist aber auch ein bisschen eine Berg – und Talfahrt der Gefühle, die man selbst als Leser miterlebt. Es ist der Hass, der kein Hass ist, die Enttäuschung als junger Mensch, als gegenwärtiger Mensch, die gemeinsame Geschichte, die Anziehungskraft, ein wenig die Lust und das Verlangen, es sind die Missverständnisse, Dinge die niemals angesprochen wurden wegen Enttäuschungen und gebrochenem gegenseitigem Vertrauen und Herzen. Es ist die Nähe zueinander, und dass man eigentlich Abstand haben will, oder haben sollte. Aus beruflichen Gründen, oder um sein Herz zu schützen. Es sind Dinge, die man aus Wut und Angst und Enttäuschung sagt, um andere Dinge ins Rollen zu bringen oder zu verhindern, Dinge die nicht stimmen, Dinge die uns einfach zu schnell aus unseren Mündern plumpsen, und welche die niemals auch nur ausgesprochen werden, weil sie deutlich schwerer zu sagen sind. Das Ganze lässt einen als Leser nicht kalt, man fiebert mit, und irgendwie hat es mir natürlich trotzdem auch deswegen gefallen. Denn wir als Leser sind natürlich viel schlauer, und kenne die Gefühle der Protagonisten manchmal besser, als sie selbst es tun :D.

    Die Figuren sind gut beschrieben, und man kann sich in ihre Gefühlswelt einleben und mitfühlen. Selbst bei Sam fühlt man die Zerrissenheit, die gar keine ist, die aber trotzdem die Seiten seiner Heimat aufzeigt, in der er geboren wurde, und der Heimat, die nach der Flucht zu seinem neuen Zuhause wurde. Auch, dass wir immer wieder kleine Einblicke in die Geschichte beider Protagonisten bekommen, finde ich toll. Es ist nicht so, dass es ganze Absätze sind, die uns entführen. Die Erinnerungen kommen in die aktuellen Situationen, und wir befinden uns mitten in ihnen, um schnell wieder in die Gegenwart zurück zu wandeln. Dabei lernen wir durch kleine Rückblicke die Geschichte von Dessie und Sam als Teenager kennen, und erkennen, dass beide nun erwachsen, und an den Erfahrungen im Leben gewachsen sind. Was ich trotzdem schön finde ist, dass ab und an in kleinen Nuancen die Teenager in den erwachsenen Menschen durchscheinen, und man einen Hauch davon erkennt, was einmal war, obwohl doch nun das JETZT und die Gegenwart ist. Dass das ganze Buch abwechselnd aus Sicht von Dessie und Sam geschrieben ist, fügt sich nochmal gut ins Buch ein, und lässt einen an allerlei Gefühlswelten beiderseits teilhaben, und beide besser verstehen. Dessie muss sich in einer Männerdomäne als Frau behaupten, um allen zu beweisen, dass sie als Frau die Beste ihres Fachs ist. Sam dagegen muss sich behaupten, um allen zu beweisen, dass er, der aus einem anderen Land kommt, es auch zu etwas bringen kann. Und vor allen Dingen, dass andere ihn ernst nehmen, ihn akzeptieren, und ihn nicht dafür hassen, dass er, gerade weil er aus einem anderen Land kommt, auch noch Erfolg hat. Was eine schreckliche Ansichtsweise ist, aber leider ja auch in unserer Gesellschaft sehr verbreitet.

    Ich mag es ja immer, wenn beim Lesen zwischen zwei Menschen die Emotionen, und die Anziehung rüberkommt, und das, ohne dass man mit langen Worten beschreibt, was da passiert. Ich mag, wenn die Anziehung aus Gesten und Blicken besteht, und wenn man sie durch die Seiten hindurch spürt, ohne große Beschreibungen. Was soll ich sagen? DAS ist meiner Meinung nach hier sogar gelungen. Es sind diese Stellen im Buch, die uns als Leser lächelnd zurücklassen, während wir denken „Jaja ihr beiden, redet euch bloß ein, dass aus euch niemals mehr etwas werden kann, aufgrund eurer gemeinsamen Vergangenheit. Aber wir als Leser wissen es besser“. Und genau das macht es in meinen Augen so unterhaltsam, ringt einem öfter ein Lächeln ab, und das, trotz, dass das Buch durchaus auch mit ernsten Themen und Thematiken durchzogen ist. Vorurteile, die man gegen bestimmte Gruppen hat, Diversität, Gewalt gegen Frauen, üble Nachrede, Gerüchte, erzählte Unwahrheiten, die eine Menge Schaden anrichten. Hasskommentare, Rufschädigung, Rufmord, ein geschädigter Ruf: Das alles umweht die Geschichte, und macht sie ernster als andere Liebesgeschichten, in denen alles nur locker und leicht wirkt. Wir haben nicht die romantische Verklärung, denn die Geschichte ist geprägt von Realitäten, von Misstrauen, und dem Lauf der Welt. Und trotzdem wurde das Buch so geschaffen, dass man unter der Oberfläche der Realität und des Misstrauens eine Anziehungskraft der Protagonisten spürt, die sowohl neu als auch alt ist. Wir haben hier nicht, wie in so vielen Romanen des Genres, einfach Menschen, die sich wieder treffen. Wir haben hier wirklich zwei Personen, die Schlimmes erlebt haben, gemeinsam und alleine, und bei denen es einen Bruch gab, der fast nicht zu kitten ist. Ebenfalls ist da Vertrauen, das da war, dann weg, und nun neu aufgebaut werden muss, schon allein, weil ein Mensch jemandem vertrauen muss, der für seine Sicherheit zuständig ist. Das macht das Ganze ziemlich komplex. Es ist ein langsames Annähern, ein Kennenlernen, obwohl man sich von früher kennt, ein Neukennenlernen der Personen, zu denen man geworden ist, mit dem Hintergrund dessen, was man früher einmal gemeinsam war. Das Ganze geht schleichend voran, und ich mag es ungemein, wie sich Dessie entwickelt. Von der harten Frau, die ihren Job gut macht, und keine Gefühle zulässt, zur Frau, die das weiterhin tut, aber auch immer mehr ihre Weiblichkeit und ihr Frausein zeigt und auslebt. Etwas, das ja durchaus zusammen existieren kann. Dessie ist zum einen eine Frau, die ehemals beim Militär war, aber unter ihrer Fassade steckt eine Frau, die wir nicht nur als die harte Kämpferin sehen, sondern auch als Frau mit Bedürfnissen, unter deren harter Fassade ein wenig von dem Mädchen schlummert, das sie einst war. Denn wir haben im Buch immer noch eine Frau in der Beschützerrolle, und einen Mann, der Schutz bedarf. Vielleicht hat mir auch genau das so gut gefallen. Umgekehrte Rollen, abseits dessen, was wir als Normalität ansehen.

    Tatsache ist auch mal wieder, dass uns vor Augen gehalten wird, wie wichtig es ist, miteinander in allen Situationen zu reden, da sonst Missverständnisse entstehen, die große Auswirkungen aufs Leben haben können. Doch der Mensch scheint nicht zum Reden geschaffen, und so laufen nicht nur die Missverständnisse über, sondern auch die Ereignisse, die den Lebenslauf in eine ganz andere Richtung schieben. Und all das in genau dieser Geschichte. Vertrauen, Vorverurteilungen, Unglauben, Misstrauen, Unsicherheit……. Eine explosive Mischung, nicht nur in Jugendjahren. Mir gefällt, dass man im Roman sieht, wie die eigene Vergangenheit und Ereignisse daraus einen prägen können, ja gar aus uns genau das machen, was wir im Heute sind. Denn wenn andere Dinge passiert wären, diese eine Nacht mit dem schrecklichen Ereignis nicht sowohl Dessie als auch Sam geprägt hätten, wer weiß wo beider Wege dann hingegangen wären, wo sie hingeführt worden wären? Da ist ein Grund - / Urvertrauen ineinander, das irgendwann bricht, zusammen mit der Loyalität zueinander, der gemeinsamen Nähe, aber nicht der Ernsthaftigkeit der beidseitigen Gefühle.

    Man denkt die ganze Zeit es geht in eine Richtung, und am Ende kommt etwas heraus, was man so auf keinen Fall vorhergesehen hat. Und was wiederspiegelt wie schlimm bestimmte Gruppierungen sind. Trotz der Situationen der Gefahr, strahlt die Geschichte irgendwie Ruhe und eine ruhige Atmosphäre aus, die zwischendrin gespickt ist von Themen, die auf eine Unruhe lenken. Das Ganze ist eine Mischung, denn ich würde es nicht als reine Liebesgeschichte bezeichnen. Und schon gar nicht als eine der Art, die so vor sich hinplätschert. Es gibt ein Geheimnis, und die Lösung findet man erst am Ende heraus. Dabei überrascht das Buch dann auch ziemlich. Denn durch die Art von Beruf, den Dessie hat, kommen auch finstere Gestalten im Buch vor. Und wenn sie nicht vorkommen, dann werden sie zumindest erwähnt. Und das macht das Buch zum einen so realistisch, zum anderen verliert es aber dabei nicht den Geist davon, was es eigentlich sein soll: Eine Geschichte über zwei Menschen, die sich als Teenager unheimlich geliebt haben.

    Toll fand ich also, dass es um aktuelle Themen wie Rassismus, Einwanderer, Anpassung, Eingliederung in die Gesellschaft, Flüchtlinge, Probleme, die manche Menschen damit haben und Gewalt gegen Frauen, geht (und das ist nur eine kleine Auswahl der Realitätsthemen, die unterschwellig angemahnt werden). Das macht das Ganze authentisch, regt zum Nachdenken an, ist tiefgehend, und man erkennt trotzdem unter allem die Liebesgeschichte der beiden Protagonisten. Auf alle Fälle ist die Geschichte anders, als man sie sich am Anfang vorstellen mag, aber nicht minder gut. Heißt… man erwartet die Liebesgeschichte so sicherlich nicht, und trotzdem berührt sie etwas in einem, gerade wegen der Aktualität, und Ernsthaftigkeit, mit der sie geschrieben wurde.

    Und da es immer noch auch um Versprechen geht, die Sam und Dessie sich vielleicht in der Jugend gegeben haben, kann ich nur dieses Lied als heutiges Rezensionslied hinzufügen. Denn manchmal erinnert man sich an genau diese Versprechen aus der Jugendzeit, und man sollte in Zeiten füreinander da sein, wenn der andere Part Hilfe benötigt:

    „Tell me….you'll be there in my hour of need….you won't turn me away…help me out of the life I lead.
    Remember the promise you made. Remember the promise you made.“
    Ashley, K: April & Storm - Stärker als die Nacht Ashley, K: April & Storm - Stärker als die Nacht (Buch)
    06.09.2021

    „……….und es gibt nur eines, was wir dem Tod sagen: „Nicht heute“.“

    Stärker als die Nacht – April & Storm von Karen Ashley

    Die Schatten der Nächte. Sie können viel bedeuten. Zum einen Personen, die geistig und in ihrem Schatten einfach umnachtet sind. Natürlich meine ich das aber nicht. Wir verbinden Nächte mit der Dunkelheit, die ihnen anheim ist. Das Licht als Quelle des Tages, des Lebens, der Helligkeit, auch im Leben. Doch gibt es bei Sonnenschein immer Schatten, und in der Nacht Licht, selbst, wenn es so nicht scheint. Und aus diesem Grund wurde wohl seit jeher die Nacht als böse bezeichnet, während der Tag das Gute darstellt. Tatsächlich hatte ich letztens mit jemandem eine Diskussion über „Carpe Diem“ oder „Carpe Noctem“. Denn die einen leben den Tag, und die anderen die Nacht. Doch was ist, wenn die Nacht nicht von der Tageszeit abhängt, sondern eine Beschreibung dessen ist, in welcher Lebensphase wir uns befinden? Wenn wir uns in tiefster Dunkelheit unserer eigenen Nacht befinden, selbst bei Tag, und keiner uns aus dieser tiefen Nacht herausholen kann, weil die Dunkelheit von uns Besitz ergriffen hat, und nicht weichen möchte? Es gibt Wege aus dunklen Phasen herauszukommen, und das kann man alleine, aber auch mit Hilfe von anderen Menschen schaffen. Und manche Menschen kommen trotzdem nicht aus ihrer Dunkelheit heraus, weil sie an ihnen haftet. Nächte, durch die wir uns kämpfen, können also viel bedeuten. Zum einen einfach Schlaflosigkeit oder Alpträume. Sie treten auf, wenn es uns schlecht geht, aber auch manchmal wenn es uns gar gut gehen mag, und uns unterbewusst irgendwas stört. Zum anderen natürlich Lebensphasen der Dunkelheit, durch die wir uns kämpfen müssen. Und davon gibt es manchmal wahrlich mehr als genug. Denn für jeden selbst kann seine eigene längste Nacht des Lebens ein Ereignis sein, das einen so beeinflusst, dass es einen gerne mal in die Dunkelheit zieht. Warum ich das erzähle, ist diesmal ziemlich klar. Denn wer auf den Titel des Buches schaut, wird feststellen, dass hier irgendwas stärker als die Nacht ist. Was allerdings genau die Nacht bedeutet, und was stärker ist, das sollte jeder selbst bei der Lektüre herausfinden.

    Die Geschichte des Buches:

    Es geht um April und Storm. April, die vor einiger Zeit aus Deutschland in die USA kam, ist dort, um einen Neuanfang nach einer Krebserkrankung zu wagen. Sowohl im privaten, als auch im beruflichen Sinne. Doch wie es immer im Leben so ist, klappt nicht alles, wie geplant. Auf einmal ist der Freund, mit dem sie in die USA kam, weg, und Aprils Mieterin und Mitbewohnerin ebenfalls. Die allerdings aus anderen Gründen und mit begrenzter Zeit. Diese muss genutzt werden, um einen neuen Mitbewohner zu finden. Immerhin sind die Mieten nicht sehr günstig, und allein schwer zu tragen. Nach einigen Vorstellungs-Fiaskos steht nun also Storm vor Aprils Tür. Er, voller äußerlicher Narben und körperlich beeinträchtigt, sie, voller innerlicher Narben, und sehr misstrauisch, ob das klappen kann. Doch nicht nur April hat Narben der Vergangenheit auf ihrer Seele, denn Storm hat sowohl diese, als auch seine äußerlichen. Und zu allem Überfluss fühlen sich beide dann auch noch zueinander hingezogen, und eine Menge Dinge passieren. Doch kann etwas gut gehen, wenn beide Teile eines Ganzen Beschädigungen aus ihrer Vergangenheit mitbringen? Auch das findet man in der Geschichte heraus.

    Cover und Titel:

    Das Cover gefällt mir sehr gut, weil es nicht einfach nur ein Farbcover ist, sondern auch die Silhouette der Häuser zeigt, und damit auf das Thema des Buches und der Wohnungssuche anspielt. Denn ja. Die Geschichte um April und Storm wird eine Trilogie werden, und „Stärker als die Nacht“ ist Band 1. Womit wir auch beim Titel wären, denn dieser bezieht sich auf die Nacht und das Starksein. Auf die Dunkelheit der Vergangenheit. Und was beides miteinander zu tun hat. NACH der Lektüre wird man dann auch genau wissen, was es damit auf sich hat. Aber der Titel gefällt mir, weil er sich wirklich auf den Inhalt bezieht. Sowohl auf Szenen, als auch darauf, dass man manchmal stärker als die Nacht, also als seine eigene Dunkelheit sein muss, um diese zu vertreiben.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Wie schon erwähnt, ist Stärker als die Nacht Teil 1 einer Trilogie um April und Storms Geschichte. Es wird also weitergehen. Erwähnt haben will ich es trotzdem. Schon allein deswegen, damit man einiges besser versteht, was ich hier schreibe. Am Anfang kam ich nämlich wirklich mit allem sehr gut zurecht. Mit dem Schreibstil, mit der Atmosphäre, und sogar mit der Thematik. Nur mit einer Sache nicht: Mit April! Gelegen hat das Ganze daran, dass sie, aufgrund ihrer Vergangenheit, und der Angst vor dem Kontrollverlust, und dem Ausgeliefertsein an eine Krankheit, alles total durchplant. Sie erscheint oft recht kalt, unnahbar. Für mich als Mensch, der gar nicht so ist, und mit solchen Menschen auch oft nicht klarkommt, war das recht schwierig. Sind doch die Protagonisten bei mir das Wichtigste. Ich habe April oft verstanden in ihrem Agieren, und warum sie etwas tut. Habe aber nicht verstanden, warum sie es so tut, wie sie es eben getan hat. Ihre Kühle war zusätzlich nochmal etwas, womit ich anfänglich nicht gut klarkam, weil ich Menschen mag, die Wärme ausstrahlen. Und mit einigen ihrer Äußerungen habe ich dann auch nicht übereingestimmt. Es hat also eine Weile gedauert. Aber Tatsache ist auch, dass irgendwann der Punkt kam, wo ich April so hingehend verstanden habe, wovor sie Angst hat, und warum sie nur in ihren Planungen ihr Leben in den Griff und unter ihre eigene Kontrolle bekommen will. Und um das zu kapieren hat es eine Weile gebraucht. Denn April möchte die Kontrolle über sich selbst behalten, andernfalls würde sie die Kontrolle über sich niemand geringeres überlassen als dem Tod. Und der kann ja wirklich sehr bedrohend sein. Das also gleich am Anfang, damit ihr versteht, in welchem Zwiespalt ich gesteckt habe. Diese tolle Geschichte, und April, die ich verstehe, und doch nicht verstehe. Und die Hoffnung auf die Fortsetzungen, denen ich wirklich mit Spannung entgegenblicke. Nicht nur im Hinblick auf eine Wandlung von April, sondern weil ich wirklich so neugierig zurückgelassen wurde, und unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht. Deshalb liebe April, bekommen du und Storm 4,5 Sterne, die ich aufrunde in den Buchcommunities, bei denen es keine Halbsterne gibt.

    Es geht im Buch um eine Vielzahl von Themen, die alle wichtig sind uns aufgegriffen werden müssen, die aber auch belasten können, schwer zu verdauen sind, tiefgehend, oder einen einfach erstmal erschlagen können. Es geht um Tod, Krankheit, das Leben, Verantwortung für sich selbst, einen anderen Menschen, ein anderes Lebewesen, wenn man sich selbst keine Verantwortung zutraut. Um Vertrauen in sich selbst, das man hat, mal hatte, nicht mehr hat, das wiederkommt. Um Liebe Gefühle, Emotionen, und den Kopf, der einen mit seinen planungsmäßigen Gedanken einfach fern davon halten will, diese Gefühle auszuleben und sich auf sie einzulassen. Um Sicherheit geht es auch, und zwar in allen Dingen. Sicherheit, dass man nicht verlassen wird in jeder Form. Denn der Tod kann ein Verlassen bedeuten, und andere Dinge natürlich auch.

    Die ganze Geschichte hat eine Spur und ein Touch von Dunkelheit, eben von jener Nacht und Dunkelheit des Menschen. Uns erwartet also im Buch keine Atmosphäre der Leichtigkeit. Und das wäre auch nicht passend zu den Thematiken, die im Buch beschrieben werden, und um die sich alles dreht. Das Buch strahlt eine gewisse Düsternis aus, eben wie die Nacht, und nicht wie das Licht des Tages, der alles erhellt mit seiner Positivität. Und trotzdem. So wie es in jeder Nacht auch schöne Augenblicke gibt, so scheinen auch durch die Düsternis und Dunkelheit einige Stellen, in denen man schmunzeln kann. Die sogar häufiger, denn es gibt Charaktere, die das Buch auflockern mit ihrer Art, und ihrer Ausstrahlung durch die Seiten hindurch. Wir finden Ansätze von Menschen, die einem nur Gutes wollen, und welche, die einem Böses wollen. Menschen, die mit verschiedenen Dingen verschieden umgehen, die zu uns stehen, wenn wir Mist bauen, und die uns verlassen, nicht nur wegen des Mistbauens, sondern weil sie einfach nur an sich denken. Und auch das ist nicht immer nur schlecht. Es geht um den Umgang mit Krankheit, und darum, dass es Menschen in unseren Leben gibt, die nur das Perfekte mit uns erleben wollen, und uns fallen lassen, wenn wir nicht mehr ganz perfekt sind, wenn wir ein wenig zerbrochen sind, und nicht mehr ganz und vollkommen. Doch hier kommt es dann auch immer darauf an, ob wir als angebrochene Wesen ganz zerbrechen, oder ob wir angebrochen weiterleben, mit dem Makel, dass wir eben angeknackst sind, und daraus Stärke beziehen. Stärker als die Nacht quasi.

    Was das Buch uns nochmal bewusst macht ist unsere eigene Sterblichkeit, und die hält es uns auch in allen Facetten vor Augen in Form von Krankheiten, die überlebt werden, gefährlichen Situationen, gestorbenen Menschen, die uns immer noch im Leben begleiten, und den Orten, die für Sterblichkeit stehen, nämlich Friedhöfe (die fotografiert April nämlich gerne, und DAS kann ich verstehen). Es ist mahnend, das Leben zu genießen, und alles rauszupressen was geht, denn es könnte jeden Tag zu Ende sein. Ja, unser Leben ist endlich, und es ist ein unangenehmes Thema, worüber die meisten nie reden wollen. Doch der Tod schwebt immer mit und ist überall dabei.

    Tatsächlich fiel es mir aufgrund Aprils Art etwas schwerer in die Geschichte hineinzufinden. Wieso das Ganze? Weil sie einfach so ganz anders war, als ich es bin. Planend, mit Listen, kühl, immer alles vorausschauend. Alles in allem keine schlechten Dinge möge man meinen. Trotzdem war mir das Ganze zu pedantisch. Als April sich dann später etwas fallen lassen konnte, fand ich es schön. Ich mag Menschen, die ihren Instinkten nachgehen, die sie nicht unterdrücken rein aus Kopfgründen. Deshalb hat der zweite Teil mir dann auch so sehr gefallen, dass ich ihn richtig intensiv wahrnehmen und als Leseerlebnis erleben konnte. Überhaupt: Das mit April und mir, das war ein einziges Hin und Her. Ich habe sie verstanden und doch nicht verstanden. Oder besser gesagt, anders herum. Erst habe ich sie kein bisschen verstehen und nachvollziehen können. Das hat sich später im Buch relativiert. Und trotzdem: Dieser Rest der Planung und des durch Strukturierens und Planens, war der kleine Tick zu viel, genau wie, dass sie immer die Kontrolle behalten muss, und nicht locker sein kann. Was tatsächlich nicht an der Geschichte an sich lag, sondern an meinen Vorlieben von Menschen. Denn ich bin sicher, dass April sich uns noch offenbaren wird, und dafür hat sie ja auch noch zwei Bücher bis zur Beendigung der Trilogie Zeit. Unnahbar, kalt und abweisend. Seufz. Was steckt unter Aprils Schutzschicht wirklich außer das Offensichtliche? Ich hoffe, dass ich April in den anderen Teilen noch anders erleben darf. Wärmer, offen mitfühlender (denn sie kann sehr mitfühlend sein) und ihr Mitgefühl nicht unter ihrer Unnahbarkeit versteckend. Ich habe auch mit April gehadert wegen ihrer Vorurteile gegenüber Storm, die zwar real aus ihr heraus sprechen, die ich trotzdem nicht so gut fand. Weil es beschädigte Menschen nicht gibt. Und weil man nicht über Aussehen und Narben urteilen sollte, oder sich gar davor ekeln, oder jemanden verurteilen sollte, als ob man das dürfte. Aber das hat sich später etwas gelegt, nachdem April ihre Skepsis gegenüber Storm niedergelegt hat, die sicherlich unter ihrer eigenen Unsicherheit geschlummert hat. Denn kann jemand mit eigenem Makel über jemand andren urteilen? Und kann überhaupt irgendjemand über jemand andren urteilen, ohne ihn richtig zu können, und ganz vorbehaltlos in ein Kennenlernen hineingehen? Kann man urteilen ohne die gesamte Wahrheit zu kennen? Und nun die Frage an mich: Kann ich über April urteilen, einfach so, nur, weil ich eventuell ein wenig mehr Team Storm bin? :D.

    Es ist nämlich gar nicht so einfach (Schwarz und Weiß, Tag und Nacht, Schatten dazwischen, Grautöne). Erst meint man, dass April die Abweisende ist, dann merkt man aber, dass Storm derjenige ist, auf dem der Fokus der Abweisung liegt. Weil er sich selbst auch erst als Freak sieht, als Teil einer Selbststrafe und Geiselung, natürlich nicht in ihrer eigentlichen Form. Das Ganze ist wie ein langsames aneinander gewöhnen, und diesmal nicht unbedingt mit Liebe gespickt. Zumindest nicht anfänglich. Denn da spürt man die Ablehnung ganz wirklich. Hier müssen sich wirklich erstmal Menschen aneinander gewöhnen, die in ihrer Einsamkeit gefangen sind, und die nun zusammen auskommen müssen.

    Hier muss man sich wirklich auf mehrere Thematiken einschießen, die gar nicht so leicht verdaulich sind. Und trotzdem ist dies erst Band 1. Man kann also getrost auf viel Dramatik hoffen, und einen Verlauf, der sich nicht einfach in rosarote Wölkchen auflösen wird. Denn so einfach ist es eben meist nicht. Und das ist auch eine Stärke vom Roman und des Buches. Dass er Realität widerspiegelt, nichts beschönigt, und uns das vollkommene und ganze „Kaputte“ zeigt, das doch gar nicht kaputt ist, sondern von der Welt eventuell nur kaputt angesehen wird, in sich selbst aber vollständiger ist, als so manch oberflächlicher Perfektionismus. Aber auch die Drogenabhängigkeit, Medikamentenabhängigkeit, und Alkoholsucht wird thematisiert.

    Die Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit von uns Menschen ist allgegenwärtig und durchzieht den Roman. Und das ist auch gut so. Mahnt es uns doch, und zeigt uns auf, dass ALLES IMMER JEDERZEIT zu Ende sein kann, und wir die Zeit bis dahin leben sollten. Und zwar richtig leben, um alles aus dem Leben herauszuholen, auch in Nächten. Die Schatten der Vergangenheit und der Nacht sind allgegenwärtig und immer da. Nicht nur in den Nächten erscheinen sie. Man muss mit ihnen laufen, oder um die Wette rennen, dass sie einen nicht einholen. Schatten aus einer Nacht, die ein altes Leben zerstört hat, und Schatten aus einer Zeit, die einem das Leben beinahe genommen hätte, um im Tode zu gipfeln. Es geht also auch darum, aus sich herauszukommen, und zu leben. Und das ist vielleicht das Geheimnis von April. Dass man sie erst anders erleben muss, um sie locker und lebendig zu erleben. Aus sich herauskommen und leben vs. Gefangensein des Todes.

    Ganz komplex habe ich auch hier wieder in der Geschichte mehr gefunden, als sie als erstes von sich preisgibt. Gebrochene Menschen, die gebrochen sind, aber nicht daran zerbrechen, oder zerbrochen sind, und somit stärker als die Nacht, und sogar die eigenen Schatten.

    Das heutige Rezensionslied musste ich also nehmen, weil es ganz einfach von einem Rennen mit den Schatten der Nacht handelt. Und diese nicht unbedingt für jeden dasselbe bedeuten. Es kam mir trotzdem sofort in den Kopf beim Lesen, weil es oftmals ja auch eine kalte Welt ist, in der wir leben, wenn man den ganzen Schmerz für sich selbst behält:

    „You said, "Oh girl, it's a cold world, when you keep it all to yourself"
    I said, "You can't hide on the inside, all the pain you've ever felt. Ransom my heart but baby don't look back, cause we got nobody else."

    We're running with the shadows of the night. So baby take my hand, you'll be alright. Surrender all your dreams to me tonight. They'll come true in the end.“
    Wer zuletzt lügt Wer zuletzt lügt (Buch)
    13.08.2021

    Wer zuletzt lügt, lügt am besten.

    Wer zuletzt lügt von L.E. Flynn

    Lügen und die Vorenthaltung von Wahrheit sind zwei verschiedene Dinge, so könnte man zumindest meinen. Ist eine Sache besser zu ertragen, wenn sie einem einfach nicht gesagt wird? Oder ist es leichter für uns, Lügen zu ertragen, wenn sie Wahrheit zu verletzend ist? Ab wann genau fängt eine Lüge an? Ich war schon immer ein Lügengegner, ABER… ist es nicht auch eine Lüge, wenn wir uns anders geben, als wir eigentlich sind? Ist es eine Lüge, wenn man mit einer kleinen Notlüge versucht jemanden etwas vorzuenthalten, von dem man wüsste, dass es ihm nach der Information sehr schlecht gehen würde? Wer sind wir überhaupt wirklich, wenn wir uns vor allen Menschen die wir kennen, anders geben, und dann bei jedem auch noch verschieden anders? Welche Version ist die richtige, und welche die Lüge? Bin ich eher schüchtern, oder spreche ich Leute direkt an? Kann ich nicht auch beides sein zu verschiedenen Zeiten? Oder muss ich immer so bleiben, wie ich einmal war, und darf mich nicht verändern? Wenn ihr euch alle diese Fragen stellt, dann habt ihr ungefähr die Thematik dieses Buches herausbekommen.

    Die Geschichte, die uns am Ende sagt, wer zuletzt lügt:

    Im Buch geht es um Fiona und ihr Umfeld sowie verschiedene Umstände im letzten Jahr der Highschool. Vor einem Jahr verschwand Toby, Sportler und unangefochtener „Highschoolkönig“, nach einer Party. Was erstmal für die Geschichte nicht wichtig scheint. Aber manchmal trügt der Schein. Alles ändert sich, Freundschaften zerbrechen, neue werden eingegangen. Fiona, die im Cheerleader Team der Schule ist, freundet sich plötzlich mit Trixie an, die eher eine Außenseiterin ist, jedoch trotzdem einzigartig, und die sich von anderen nicht dazwischenreden lässt. Grund dafür ist auch das Zerwürfnis zwischen Fiona und ihren beiden Freundinnen. Denn ja, da gibt es noch Beau, in den Fiona verliebt ist, der sich aber von einen Tag auf den anderen verändert, sich von ihr zurückzieht, etwas mit ihrer Freundin anfängt…… und ganz einfach der Bruder von Toby ist. Ist das eine Erklärung für den Rückzug? Steckt da mehr dahinter? Und plötzlich verschwindet auch noch Trixie, mit der Fiona nun eine richtig tiefe Freundschaft verbindet. Wie alles zusammenhängt, wer sich wie zeigt, was alles miteinander zu tun hat, das findet man nach der Lektüre heraus.

    Cover:

    Tatsächlich ist es für mich eines der schöneren, weil man nicht genau durchblickt, was es zu bedeuten hat, zumindest anfänglich. Zerteilte Schrift, roter Lippenstift, im Klappentext ein verschwundenes Mädchen und Lügen, und überhaupt. Zerteilt, neu zusammengefügt, nicht mehr dasselbe, Sein und Schein, wie wir uns geben, das alles ist im Cover vereint. Auch wenn man es erst nach der Lektüre erkennt.

    Fazit und Gedanken zum Buch:

    Vielleicht ist das Buch nicht direkt ein Psychothriller, aber sicher für eine bestimmte Altersgruppe geeignet. Und für die, die gerne Geschichten in dieser Altersgruppe lesen. Es geht nicht direkt um kriminelle Handlungen, aber dafür ist das Buch duchwoben von Lügen und ganz viel Psychologie die mitspielt. Warum Dinge getan werden, warum man Dinge tut, wie man sich fühlt, wie das eigene Selbstbild ist, wie wir anderen erscheinen, was wir für Menschen tun, wenn wir sie lieben, wenn diese uns zurücklieben, oder eben auch nicht. Wenn sie nur denken, dass sie uns lieben. Oder wenn sie einfach Jemanden an der Seite brauchen, weil sie denken, niemand sonst will mit ihnen zu tun haben. Das Selbstbild eben. Von der psychologischen Komponente kann ich also nicht klagen, denn wer mich kennt, weiß, dass ich psychologische Dinge in Büchern ziemlich liebe, weil sie mich Protagonisten besser verstehen lassen, oder eben manchmal auch gar nicht. Auf alle Fälle bergen die psychologischen Hintergründe Wissen, was es leichter macht, allgemein etwas nachzuvollziehen. Für mich steht der Roman somit unter dem großen Thema der Lüge, was sie bedeuten kann, in welchen Formen es sie gibt, warum wir lügen, warum wir verheimlichen, und dass manche Lüge nicht immer eine ist, wenn es nur Verschweigen ist. Und schlussendlich fragt man sich dann wirklich, wer im Buch die letzte Lüge ausspricht, und vor allem, was hinter dieser Lüge steckt. Gibt es eine letzte Lüge? Oh ja. Die muss man selbst herausfinden, und zwar Schicht um Schicht. Denn die Lügen offenbaren sich uns nicht sofort, sondern sind wie Kleidung, die man ablegt. Anfangs noch vollkommen dick eingepackt mit Kleidern, zieht sich die Lüge immer weiter aus, um am Ende nackt da zu stehen, und sich vor uns zu offenbaren. Wer Psychothriller erwartet, wird vielleicht nicht ganz zufrieden sein. Wer Psychospiele lesen möchte, der wird einiges mehr von der Handlung haben.

    Das Ganze ist ein Strudelgemisch aus menschlichen Enttäuschungen, ungesagten und verschwiegenen Wahrheiten, gesagten Lügen, Verschweigen an sich und daran, sich an Jemandem rächen zu wollen, anderen egal zu sein, seinen Selbstwert falsch einzuschätzen, kein Selbstvertrauen in sich zu haben, sich ausnutzen zu lassen als Folge dessen, oder aus Mangel an besagtem Selbstbewusstsein alles mit sich machen zu lassen. Es spricht sozusagen von zweiten Wahlen und billigen Ersätzen. Ein Buch von Vertrauen ineinander, davon, dass es oft falsche und richtige Zeitpunkte im Leben gibt, davon, dass manchmal nicht die rechte Zeit ist, und davon, was es bedeutet, wenn wir das nicht aussprechen, was wir eigentlich wollen und nach dem wir uns sehnen. Was es für Konsequenzen haben und Dinge ins Rollen bringen kann, wenn wir unsere Wünsche ignorieren und unterdrücken. Und was es nach sich zieht, wenn wir nicht ehrlich zueinander sind. Man kennt niemanden wirklich, kann niemandem vertrauen. Diese Atmosphäre ist gut gelungen.

    Besonders toll sticht für mich der Schreibstil hervor. Denn uns erwartet ein Buch das ausschließlich aus der Sicht von Fiona erzählt wird, was ich normal gar nicht so sehr mag. Trotzdem: Wir bekommen Rückblicke, Fragestellungen an sich selbst. In einigen Kapiteln richtet Fiona das Wort direkt an Trixie, ihre verlorene Freundin. Wir sind in der Gegenwart, und im nächsten Augenblick gibt es wieder einen Rückblick. Ein ganzes Kapitel, nur einzelne Sätze die an Vergangenes erinnern. Mir hat das Ganze auf alle Fälle in dieser Form gefallen, denn ich fand es tiefgründig. Und obwohl sich alles um Fiona dreht, weil nur sie spricht, muss es das wohl irgendwie tun, um eine Person zu haben, die uns durch die Lügen des Buches führt, durch die wir auch den anderen Figuren näherkommen. Jedes Kapitel fängt mit einer Überschrift an. Fiona spricht darin mit Trixie, und gibt damit eine Einführung in die Rückblicke, die dann im Kapitel folgen, die Vergangenheiten, die Verwicklungen der Jugendlichen miteinander. Durch diese Rückblicke werden die Gründe klarer, warum manche agieren, wie sie es tun. Und am Ende weiß man nicht, wem man die Schuld geben soll. Denn jeder hat gelogen, in irgendeiner Weise, mehr oder weniger, mit Worten und Taten.

    An manchen Stellen war das Buch emotional fast schon zu intensiv, so dass man kurz pausieren musste und der Dinge harrte, die noch passieren würden. Denn ja, irgendwie war einem atmosphärisch die ganze Zeit klar, dass am Ende das große Ganze, das Geheimnis aller Geheimnisse, die Lüge aller Lügen kommt. Und doch war der Weg zur „Endlüge“, der letzten Lüge überhaupt, gepflastert von Lügen, die aufeinander aufgebaut waren. Lügen, die, wenn sie nicht ausgesprochen worden wären, zu einem ganz anderen Ende, und zu einer anderen Geschichte geführt hätten. Doch irgendwo zwischendrin sind alle Protagonisten falsch abgezweigt, so dass sie den Weg der Lügen gegangen sind. Ausnahmslos alle? Zumindest der große Teil. Keiner ist frei von Schuld, alle haben ein Stück dazu beigetragen, dass Dinge passieren, die eben passiert sind. Doch diese Intensität, die auch gut in ein Erwachsenenbuch gepasst hätte, hat mich gepackt. Ich kann die Dinge nicht gutheißen, die getan wurden, so als Verfechterin der Wahrheit. Ich kann gesagte Lügen nicht gut finden, und getane Dinge nicht loben. Ich kann sie gar hassen, oder verabscheuen. Und trotzdem fand ich die Intensität, dieses Intensive im Roman so gut, dass ich mit den Protagonisten gemeinsam den falsch abgezweigten Weg der Lüge gegangen bin. Wenn auch als stiller Lesebeobachter. Kann ich jemand verurteilen? Hat jemand mehr Schuld als andere? Nutzt es hier, in Schwarz und Weiß, in Schuld und Nichtschuld zu denken? Oder ist es mal wieder so, dass wir uns auch die Grautöne dazwischen anschauen sollten? Das Buch ist nicht mahnend im Sinne von „Mit dem Fingerzeig etwas verbieten“. Es macht sanft auf Missstände aufmerksam, auf Dinge, die passieren können, uns aber auch aufzeigen, wie man mit den Konsequenzen umgehen muss, wenn man zu viel lügt, zu viel vertraut, nicht miteinander redet. Und ja, das Ganze läuft wohl unter einer ganzen Menge voller toxischer Freundschaften und Beziehungen. Nochmal zum Fingerzeig: Das Buch zeigt viele Dinge, die man nicht tun sollte, viele Menschen, mit denen man sich nicht einlassen sollte, und viele Menschen, die uns durchschauen, und unsere Schwächen gegen uns ausnutzen, weil sie wissen, dass es uns besonders weh tut. Aber die Geschichte zeigt uns auch ein wenig die Reise von Fiona zu sich selbst. Weg von der Fiona die abhängig von ihrer Mutter war, abhängig von ihren Freundinnen die sie hintergangen haben, und erst recht abhängig von Trixie, Hin zu einem Mädchen das zwar alles verloren hat, aber im Verlust zu sich selbst gefunden hat, und dazu, was sie wirklich will. Dass man Dinge auch ausspricht, die man möchte und begehrt. Und das wiederum ist eine schöne Lehre aus dem Buch, gerade auch für Jugendliche. Dass man immer man selbst sein soll, und sich von Niemandem sagen lassen sollte, wie man zu sein hat. Dass man sich nicht von jedem alles gefallen lassen sollte. Dass man zu sich stehen sollte, egal wie man ist. Und dass man mehr Mut haben sollte, um dafür zu sorgen, dass man ein glücklicher Mensch wird. Es geht aber auch viel um emotionale Abhängigkeit, und dass manche Menschen einfach wissen, wie sie diese ausnutzen, das Ausnutzen von Menschen allgemein, nachdem sie sich in unser Herz geschlichen haben, um an ihre eigenen Ziele zu kommen. Und dass wir erkennen müssen: Je tiefer eine Freundschaft war, desto mehr schmerzt es, wenn diese endet. Erst recht, wenn man erkennen muss, dass die Freundschaft auf einer Lüge basiert, und man nie die Person kennengelernt hat, die in dieser Freundschaft wirklich und wahrhaftig war, beinahe so, als ob man zwei Personen in einer kennenlernen würde. Was im Buch wahnsinnig gut rüberkommt ist dieser innere menschliche Konflikt, das Aufzeigen dessen, dass eigentlich jeder sich selbst am nächsten ist, und dass es immer etwas gibt, was wichtiger ist als das, was wir für wichtig befinden, dass es immer einen Mittelpunkt gibt, um den sich unser Leben dreht, dem wir loyal beistehen, und wofür wir andere Personen vergessen. So entstehen kleine und große Lügen, um das eine zu wahren, was wichtiger ist, als alles. Und wir haben die Auswirkungen der kurzen Sekunden von falschen Entscheidungen in unserem Leben. Es geht um Angst davor sich Jemandem zu öffnen, und durchschaut zu werden. Darauffolgend dann auch darum, wie wir uns darstellen, ob wir uns vollkommen offenbaren, ob wir so sind, wie uns jemand haben will, oder ob wir gar einfach bei einer Person der Mensch sein können, der wir wirklich sind. Sich nicht zu verstecken in Form von jemand anders zu sein, oder sein zu wollen. Hinter einer Maske zu leben, die uns zu einem anderen Menschen macht, weil keiner ins wahre Innere schauen kann. Und um Menschen die in uns sehen, was wir sind.

    Man muss in diesem Buch oftmals mit Dingen klarkommen, die zwischen Lüge und Wahrheit stehen, denn es gibt nicht immer die einzig wahre Wahrheit, und die lügenswerteste Lüge. Das Buch spielt in der Zwischenwelt aus Lüge und Wahrheit, in der man nicht zuordnen kann, was richtig und falsch ist, weil man das für sich selber entscheiden muss. Leute werden hintergangen und betrogen. Doch wer nun denkt, man müsse sich automatisch auf die Seite derjenigen stellen, die betrogen werden, der irrt. Denn hier hat jeder Dreck am Stecken, und keiner ist völlig unschuldig. Weil alle etwas in Kauf nehmen, bei dem sie riskieren, jemand anderem wehzutun. Mit vollem Bewusstsein und Absicht. Man empfindet Mitleid mit denen, die Böses tun, und hasst auf einmal diejenigen, die man kurz vorher noch mochte. Kurz gesagt. Das Buch ist ein Karussell aus Empfindungen und Emotionen, die einen mitreißen und mitnehmen. Das nicht nur im guten Sinne. Aber hey, ich mag Bücher, die einen emotional herausfordern. Das ist hier passiert. Ich wurde herausgefordert, wurde gezwungen Dinge zu vergeben, die für mich eigentlich nicht vergebenswert sind, und habe mich ein paar Mal zu oft in den Buchprotagonisten getäuscht. Kurzum: Die Atmosphäre des Hintergehens, des Belügens, aber auch einer eigenen Wahrheit in der Lüge, war gegeben. Und ich habe mich oftmals gefragt, ob ich einige Dinge im Buch vergeben könnte. Wohl eher nicht. So gesehen meinen vollsten Respekt an Fiona. Wie alles miteinander zusammenhängt ist wirklich gut konstruiert und oftmals befindet man sich in der Konstruktion eines Netzes voller Lügen. Doch nichts ist immer nur so wie es scheint, manchmal gibt es eine andere Wahrheit als die offensichtliche. Und dass Wahrheit und Lügen irgendwie zueinander gehören, wie zwei Seiten einer Medaille, wie Schatten und Licht, das kann man im Buch wunderbar sehen. Ebenso, dass Wahrheit auch oftmals in einer Lüge liegt, und eine Lüge oft mit etwas verwechselt wird, was man einfach verschweigt. Das Buch zeigt uns, wie es sich anfühlt, wenn man sich aus den Lügen einer Gruppe herausschält. Doch wer lügt in diesem Buch wirklich? Trixie? Fionas alte Freundinnen? Beau? Manche Dinge hängen nicht direkt mit Lügen zusammen, sondern mit moralischen Vorstellungen. Hier werden Dinge getan, die ich nicht gutheißen kann, ein Netz aus Lügen wird aufgebaut, was aber nicht mal das Schlimmste ist. Denn wenn man die Wahrheit unter Enttäuschung erkennt, dann ist das oftmals schlimmer zu ertragen, als die Lüge an sich. Hier werden viele Jugendthemen angesprochen, und das ist auch okay, handelt es sich doch um ein Jugendbuch. Trotzdem merkt man eine Entwicklung. Gerade in Fiona. Anfangs bekommen wir all ihre Unsicherheiten mit. Und mit dem Aufdecken des großen Geheimnisses des Buches, reift sie immer mehr, wird alleine erwachsen. Erwartungshaltungen von anderen werden nicht mehr erfüllt, weil sie nicht zum eigenen Selbst passen. Irgendwie ist alles und jeder miteinander verbunden, hat eine gemeinsame Geschichte, oder in ihr einen gemeinsamen Baustein, ein Puzzleteil, das zusammen das Ganze ergibt, das wir am Ende erfahren. Aber darüber kann ich euch natürlich nichts erzählen. Wer uns allerdings Dinge erzählt, das ist Fiona, denn aus ihrer Sicht hören wir die Geschichte, die Zeitebenen, die Vergangenheit, die Rückblicke, und die Gespräche mit Trixie. Die Atmosphäre im Buch war also teilweise nicht angenehm, hat mich in ihrer Spannung aber trotzdem mitgenommen. Ähnlich anderen Geschichten um Geheimnisse und Intrigen, in denen Leute Dinge tun, die man nicht gutheißen kann. Die Essenz der Lüge wird im Buch sehr interessant dargestellt, und das auf jugendliche Art und Weise. Ist ja auch ein Jugendbuch. Als Thriller würde ich es deswegen nicht einordnen, aber definitiv als spannende Geschichte, die ihre Geheimnisse hat, die gelöst werden müssen. Denn immerhin geht es um verschwundene Jugendliche. Das Buch besteht aus einer Kettenreaktion von Ereignissen, die alle auf einem Ereignis basieren, das auf Entscheidungen von Menschen basiert. Alles baut aufeinander auf, und das ist das Spannende. Es besteht aus diesen Situationen, die anders verlaufen wären, wäre nur eine Sekunde vorher eine andere Entscheidung getroffen worden.

    Wir lernen einiges über Lügen und Wahrheit. Wahre und gelogene vorgespielte Gefühle. Gefühle, die nicht echt und wahrhaftig sind, sondern von denen man es nur denkt, weil man es will. Wir lernen wahre Freundschaften kennen, und was sie bedeuten, wahre Liebe und wahre Emotion. Aber all das auch in falsch. Falsche Freundschaften. Freunde, die einen ausnutzen, weil sie genau wissen, was man sagen muss. Freunde, die uns ausnutzen, weil sie uns so haben wollen, sie sie es möchten. Freunde, die uns nicht wir selbst sein lassen, und unsere eigenen Lügen, wenn wir nicht wir selbst sind, sondern so, wie andere uns haben wollen. Große Lügen, kleine Lügen, sie alle begegnen uns das ganze Buch über. Und hier muss man selbstreflektierend fragen, ob man die kleinen nicht selbst ab und an benutzt. Die viel größere Frage was das Lügen angeht ist, warum wir es tun. Für wen würden wir lügen? Und würde eine Lüge weniger schwer wiegen, wenn man FÜR jemanden lügt? Kann man hier mit zweierlei Maß messen? Genau DAS, was das Buch so schön beschreibt, ist im Titel festgelegt. Wer zuletzt lügt. Denn manchmal sieht man vor lauter Lügen im Buch die Wahrheit nicht mehr :). Und manchmal weiß man nicht mehr, wer überhaupt die Wahrheit sagt, oder mit jemand andrem ein Geheimnis teilt, das er vor anderen verbirgt.

    Nicht mit allen Charakteren bin ich klargekommen, weil sie oftmals einfach von ihrem Moralverständnis nicht so ganz nah bei mir waren. ABER, und nun kommt es, das ist der Geist, der das Buch durchweht. Ich mag lügende Menschen nicht, die andere hintergehen. Doch wenn wir uns den Titel anschauen………. Hier geht es nun mal nicht anders. Die Menschen haben Geheimnisse, sie lügen andere an. Und Lügen führen zu neuen Lügen. Wegen der Charaktersache bekommt das Buch also einen halben Stern Abzug, was eine 4,5 ergibt. Wie immer runde ich hier bei den Communities auf, die keine halbe Sternvergabe haben.

    Heutiges Rezensionslied? Manche lügen eben gut, und manche sehr viel schlechter:

    „I wish I could escape. I don't wanna fake it. Wish I could erase it. Make your heart believe.

    But I'm a bad liar, bad liar. Now you know. Now you know.
    I'm a bad liar, bad liar. Now you know, you're free to go.“
    Dich hab ich nicht kommen sehen Dich hab ich nicht kommen sehen (Buch)
    11.08.2021

    Ich hab die Geschichte so nicht kommen sehen. Überraschung geglückt :)

    Dich hab ich nicht kommen sehen von Nina Resinek

    Was man manchmal im Leben kommen sieht, und was nicht, unterscheidet sich oft voneinander. Das war wir planen, geht oftmals schief, auch das, was wir für unser Leben planen. Stattdessen bekommen wir oftmals spontane Dinge, die so nicht in unserer Planung waren, und die uns oft verwirren und uns nicht in den Kram passen. Es kann aber auch sein, dass das Schicksal zuschlägt, und diese ungewollten Vorkommnisse sind genau das, was wir brauchen. Sie zeigen uns einen anderen Weg, als den geraden, den wir bestreiten wollten. Haben oftmals Abbiegungen auf denen wir wandeln, und führen uns zu einem Ziel, das vom Start unseres Laufes aus noch nicht so zu sehen war, sondern sich erst mit dem Lauf unseres Umweges offenbart haben. Ist das ärgerlich? Nein. Alles Durchgeplante muss ja nicht immer nur gut für uns sein. Und manchmal ist es genau das Spontane, die Überraschung, die uns zufriedener stellt und uns glücklicher macht, als das Geplante. Chaos statt Planung. Nicht im bösen Chaos-Sinne. Sondern in der liebevollen Art dessen, und in der Gewissheit, dass eben nicht alles planbar ist. Warum ich das alles erzähle liegt auf der Hand. Das Buch erzählt es uns durch den Titel. Hier geht es um etwas, das so nicht vorhersehbar war. Und um was genau…. Dazu komme ich nun.

    Die Geschichte des Buches…….:

    …..Ist schwer zu beschreiben und noch schwieriger zu erzählen, wenn man nicht spoilern will. Und so mancher erkennt sie erst auf den zweiten Blick in all ihrer Vielfalt. Mari flüchtet aus ihrem alten Leben von Düsseldorf nach Berlin. Denn da gibt es diesen Mann namens „Leaky Condom“ (und das ist kein Witz, aber irgendwie witzig), den Verlust eines Babys, Eltern, die mehr auf Leistung schauen als darauf, ihre Tochter zu lieben, und einen Job, der zwar eine Menge Arbeit und Ablenkung vom Leben bringt, aber keine Erfüllung, weil irgendwie keine Zeit mehr da ist, sein Leben zu leben. Auf nach Berlin. Vergessen, was passiert ist, verkriechen in die neue Arbeit in einer Anwaltskanzlei, und vor allen Dingen mit der neuen Vermieterin klarkommen Neue Vermieterin? Moment. Vielleicht sollte ich eher den Bruder der Vermieterin erwähnen, Leo, dem sie unweigerlich die Tür in den Rücken rammt, als dieser in der Wohnung am werkeln ist. Wieso er das tut, was er sonst noch tut, was seine Schwester dazu sagt, und der Freund der Schwester auch noch. Woher auf einmal die ganzen Protagonisten herkommen. :D. Ob Mari glücklich wird mit ihrer Arbeit, und vergessen kann. Warum sie auf einmal umgeben von Menschen ist, die sie fast wie eine Familie aufnehmen. Und vor allen Dingen die Bedeutung dieses Zitterns, das sie immer überkommt, wenn sie Leo sieht…. Das solltet ihr alles selber erforschen. Denn es ist gar nicht so einfach rüberzubringen, wie schon erwähnt. Und manches sieht man wirklich einfach nicht kommen :). Und manchmal muss man Dinge im Leben eben GANZ neu überdenken, nicht nur im Kleinen.

    Cover und Titel:

    Das Cover mag ich diesmal wirklich, weil es eine Fröhlichkeit ausstrahlt, und damit irgendwie den Humor und das Lustige des Romans wiederspiegelt. Denn trotz all der Thematiken ist er vor allen Dingen eines: witzig und der guten Laune zugetan. Der Titel selbst sagt fast schon aus, wie der Roman agiert. Nämlich dass man sich auf etwas Ungewisses einlässt, das man so gar nicht kommen sehen kann, sich aber trotzdem drauf einlassen sollte. So wie im Leben, wenn wir vor der Ungewissheit stehen, und uns nicht trauen dieses nicht Geplante zu erleben.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Mari hat Leo nicht kommen sehen. Im wahrsten Sinne der Worte. Denn ein Türstoß in den Rücken besiegelt die erste Begegnung der beiden. Das ist leicht tollpatschig, volle Turbulenzen, aber irgendwie charmant, weil es fernab von Perfektion ist. Und genau dieses Unperfekte zieht sich durch den Roman, was ich sehr er frischend fand, weil ich Perfektionismus und perfekte Menschen ohne Fehler und Kanten nicht so mag. Und gerade dieses Potpourri aus Eigenarten, Unzulänglichkeiten, Unsicherheit, Selbstwertgefühl, Traurigkeit unter Hochgefühl und Fröhlichkeit, das man oft in den Protagonisten wiedererkennt, lässt das Ganze so echt und wahrhaftig erscheinen. Ein ganz großer Pluspunkt im Buch. Ein Pluspunkt? Awwww. DA gibt es nicht nur einen, sondern einige (wobei ich euch den niedlichsten nicht mal verraten darf). Fangen wir bei den Protagonisten an, jeder für sich ein Unikat, und keinem kann man wirklich böse sein, weil er seine Einzigartigkeit auslebt. Gehen wir weiter zum Humor. Der ist nicht nur ein Knüller, sondern ein Super Knüller, den man so hat nicht kommen sehen (jaja, dumme Anspielungen müssen immer wieder sein :D). Das Vermischen zwischen Tiefgründigkeit, die einen aber nicht depressiv zurücklässt, die überspielt wird mit genau dem schon genannten Humor, und Rückblicken, die einen dann doch Schmunzeln lassen, das ist ein Balanceakt, der hier wunderbar gelungen ist. Ein gutes Mischverhältnis. Eine schöne Symbiose. Es ist und bleibt ein Buch zum Wohlfühlen, zum Reinversetzen, zum Mitlachen und fast schon Dauergrinsen. Und für die Liebeshungrigen unter euch. JA, es gibt eine Anziehung zwischen Mari und Leo. JA, man spürt sie in den Szenen, und JA, das ist wahnsinnig schön zu lesen. Doch ist es nicht so, dass beide übereinander herfallen. Denn man darf nicht vergessen, dass beide sich gegenseitig ja nicht haben kommen sehen. Und wer dem Verlauf des Prickelns zwischen den beiden folgen möchte, der sollte wohl selbst zum Buch greifen, um das, was Mari und Leo nicht haben kommen sehen, mit eigenen Augen zu sehen. Es knistert zeitweise ganz ordentlich, und das obwohl es keine Berührungen im Direkten und Offensichtlichen gibt, keine Liebesbekundungen, kein Übereinander herfallen….. und trotzdem wird hier geschaffen, dass man die Atmosphäre, das Prickeln und Knistern, dieses sich langsam anbahnende Etwas zwischen Mari und Leo, spürt und fühlt. Irgendwie zumindest. Auch das ist schwer erklärbar (Ja ich wiederhole mich). Viele Dinge im Buch sind schwer erklärbar, und trotzdem einfach da. Richtig, auch sie hat man so nicht kommen sehen (jahaa, ich wiederhole mich immer noch).

    Eine Besonderheit des Buches ist, dass man wirklich jedes Wort behalten sollte, die Zusammenhänge nachvollziehen muss, um sich das alles für spätere Situationen zu merken. Denn ja: Es ist wie als ob das Buch seine eigenen Insider mit sich selbst hätte. Dinge, die nur das Buch kennt, die es wie ein Geheimnis bewahrt, und beim Lesen dann entfaltet. So dass es die Insider mit uns Lesern teilt. So dass wir auf einmal wissen, welche Bedeutungen alten Geschichten zugedacht sind, welche merkwürdigen Begriffe was bedeuten, und andere Dinge, die man nicht wüsste, wenn man das Buch nicht richtig liest, oder gar nur überfliegt (was wirklich ein Versäumnis wäre bei der Masse an Fantastereien).

    Das Buch beschreibt ein Leben, dass aufgefressen wird von Arbeit, und eine Arbeit, die das Leben an sich auffrisst, da das Leben nicht nur aus Arbeit besteht. Dass es viel wichtigere Dinge im Leben gibt. Dass man nicht alles planen kann, und vor allen Dingen, dass das Leben bunt und schwerelos, und voller Überraschungen sein kann, voller Dinge, die wir nicht voraussehen. Und dass das meist die schönsten Dinge sind. Und dass man genau diese unerwarteten Dinge Leben nennen und genau darauf sein Leben auslegen sollte, und nicht nach einem festgefahrenen Plan, der einen einengt, alle Träume zerplatzen lässt, und einem die Freiheit und die Luft zum Leben nimmt. Denn das Buch zeigt uns auf, dass das Leben nicht immer planbar ist und so manche unvorhergesehene Überraschung bereithält. In jeglicher Form, und wie auch immer diese Form auch aussehen mag. Klein, Groß, verspielt, niedlich, oder ernst schauend und Augenbrauen hebend (ach Leo).

    Der Schreibstil an sich ist anders, als ich ihn mir vorgestellt habe. Speziell und besonders. Aber auch da bin ich eher positiv überrascht. Er ist anders, als ich ihn habe …… ihr wisst schon :D. Und tatsächlich hatte ich bisher wenige Bücher, die eine solche Situationskomik und Überspitztheit hatten. Ebenfalls darauf achten muss man beim Lesen, dass man mitkommt. Denn die Gedanken sind manchmal wirr, chaotisch, aber auch flott und spritzig. Und wer mit unsichtbaren Tierchen, Fantasie, speziellen Charakteren und einer Protagonistin klarkommt, die eben mal nicht immer die toughe Frau ist, die sich die Liebe ins Leben holt, der könnte hier richtig sein. Es braucht nur ein wenig Toleranz und Offenheit, ein aufeinander zugehen des Buches mit einem Selbst. Es ist eine Komödie, nicht immer sommersonnigleicht, die in die Gedankenwelt abtauchen lässt, aber einen gerne auch mal ins Buch steigen lassen würde, um einige Charaktere zu schütteln und zu rütteln. Aber was soll ich sagen? Ich mag dieses Chaotische einfach. Es zeigt eine Abweichung der Normalität. Und alles was sich von der Normalität abweicht, finde ich gut! Denn es ist besonders, es ist speziell, es ist bunt, und somit lustig. Und genau diese Dinge sehe ich im Buch. Selbst die Themen, die eigentlich traurig machen müssten, die sind durch den Schreibstil leichter zu ertragen, und das ist wirklich merkwürdig. Aber es funktioniert. Für mich ist das Ganze frisch, erfrischend und neu. Und Neues ist doch eigentlich immer mal gut. Denn tatsächlich habe ich selten bis gar nicht einen Liebesroman gelesen, der sich aus diesen Elementen und genauso zusammensetzt. Der den Humor mit der Geschichte verbindet. Die dann auch noch so spielt, und das wiedergibt, was sie nun mal tut. Nicht unbedingt auf die klassische Art, und trotzdem mit den klassischen Elementen einer Liebesgeschichte, die sich da unter dem Wortwitz verbirgt. Denn natürlich kommt sie auch vor, die Liebe. Wie sollte es anders sein? Man muss sein Augenmerk vielleicht etwas schärfer darauflegen, und sie suchen, aber sie ist definitiv da. Und das ist ja auch mal ganz gut, dass es nicht gleich so ist, wie andere Geschichten.

    Das Buch besteht aus Peinlichkeiten, peinlichen Situationen. Es sind Absurditäten und eine absurde Situationskomik der guten Sorte, von der man nicht genug bekommen kann. Beinahe erscheint es, als ob die Protagonisten sich vor einem entblößen, sich offenbaren, und doch wieder nicht. Sie geben ihr Inneres preis, aber nicht immer. Okay, bis auf Mari, die Hauptprotagonistin. Denn von der erfahren wir ganz schön viel. Was mir dabei gefällt ist ihre Unsicherheit gegenüber Menschen, dass sie sich selbst anders sieht, als der Rest der Welt. Dass sie geprägt ist von dem, was ihr im Leben passiert ist, von ihrem Elternhaus, und ihrem Umgang, so wie ihrer Arbeit. Sie wirkt menschlich. Mal träumerisch, mal zerbrechlich, mal wütend auf sich selbst…… und zeigt damit eine Figur die nicht im Perfektionismus dargestellt wird, sondern so, dass man sie als Leser und Mensch gut verstehen kann, und die Dinge nachvollziehen kann. Dieses Buch ist das wandelnde und verkörperte Missverständnis, das in einem Buch personifizierte Chaos, das man nicht kommen sieht, die Überraschung, mit der man nicht gerechnet hat. Und es hält wirklich eine Menge für den Leser bereit. An spritziger Quirligkeit, aber auch an Themen die zum Nachdenken anregen, und die sich unter den Absurditätssituationen verstecken, sich tarnen als Szenen mit Dialogen, die eher zum Schmunzeln anregen. Aber dann doch auch wieder zum Nachdenken. Ja, ich gebe zu, der Humor in diesem Buch war ganz besonders, hat mir aber gefallen. Es ist diese Art von chaotischem Humor, bei dem Dinge nicht so laufen, wie sie sollen, und in denen unvorhersehbare Sachen passieren. Vielleicht deshalb auch das, was man nicht auf den ersten Blick sieht. Dieses Buch lebt von verrückten Menschen, und, das meine ich keinesfalls böse. Denn es sind liebenswerte Verrücktheiten und Eigenarten, die diese Menschen ausmachen. Merkwürdig anmutend, aber irgendwie auch schön. Und das Ganze ist unterlegt mit einem Hintergrund aus Kindereien. Wie jetzt? Kindereien? Ja! Denn sogar die Erwachsenen erschaffen sich ihre eigene fantastische Welt in Erzählungen, und das, obwohl sie nebenher ihr ganz normales reales Leben leben. An manchen Stellen realistisch, an anderen zauberhaft, an anderen merkwürdig, aber zum Schmunzeln anregend. Und sehr oft so strange, dass man einfach nur lachen muss.

    Ich spüre die Unsicherheiten von Mari, ich spüre die Niedlichkeit……äh…einer anderen Buchfigur :D……ich kann mir alles vorstellen, weil es so lebhaft beschrieben wird, als ob ich direkt dabei wäre. Und das macht mir beim Lesen nicht nur unheimlich Spaß, sondern es macht mich auch nebenbei glücklich. Mari stellt sich selbst viele Fragen und Überlegungen, und wir dürfen daran teilhaben. An ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Sie hinterfragt. Und manchmal fragt man sich wirklich, was sie hat kommen sehen, und was nicht. Leo dann wohl eher nicht, denn er stürmt unerwartet einfach so in ihr Leben. Doch was für ein Leben? Sie möchte die Vergangenheit hinter sich lassen, sich am liebsten in ihre Höhle von neuer Wohnung eingraben, in die Arbeit einwühlen, und nicht mehr an Vergangenes denken. Dabei spielt eine Rolle, wie ihr Leben bisher verlaufen ist. Der Verlust ihres Babys spielt unterschwellig immer wieder eine Rolle. Ebenso, wie Mari aufgewachsen ist. Mit der Kälte der Eltern, die ihr immer nur eingetrichtert haben, wie man zu sein hat. Fleißig, so wie die anderen, lehrsam, zuhörend, und immer mit einer hohen Leistung und gutem Aussehen. Sich anderen beugend. Mari selbst ist durchzogen von Selbstzweifeln, wie sie selbst sich sieht. Zu dünn, zu schmächtig, zu unperfekt. Zu angeblich faul, weil sie nicht wie ihre Eltern ist. Weil sie Träume hat jenseits der Arbeit. Weil sie eigentlich ihren Job gar nicht mag, und das nur getan hat, damit ihre Eltern Stolz empfinden. Weil das Leben laut Eltern eine geplante Karriere vorsieht. Und weil es so etwas sie spontane Dinge, die man nicht kommen sieht, irgendwie in ihrem Leben nicht geben sollte. Und die Dinge, die ungeplant waren, dann doch die besten waren.

    Irgendwie wächst man mit dem Buch, mit der Thematik. Reingeworfen in das Thema scheint es fast, als ob man in verschiedenen Leseabschnitten in verschiedenen Geschichten steckt. Das KANN irritieren, muss es aber nicht unbedingt. Das Ganze führte dann dazu, dass ich zuweilen und ab und an die Protagonisten und die Nebencharaktere nicht mehr in sich selbst wiedererkannt und gesehen habe, was auch eher weniger mit der Persönlichkeitsentwicklung eines Charakters in einem Roman zu tun hat, sondern dass diese Persönlichkeitssache ein wenig gewankt hat. Nichts desto trotz ist das Buch eines, das mit Freude gemacht und Spaß bereitet hat. Es war eben so, dass es sich für mich angefühlt hat, als sei das Buch eine Medaille die man in der Mitte teilt, und beim wieder zusammenfügen passen die Ränder dann nicht mehr ganz genau zusammen, aber trotzdem noch so gut, dass man es als gute Medaille erkennt. Teil 1 fand ich spitzenmäßig, allein schon vom Humor, Teil 2 hat ein klein wenig nachgelassen, nicht am Humor, nur an der Charaktersache. Und weil das bei mir mal wieder das Wichtigste ist, gibt es einen kleinen Sterneabzug, was das Buch trotzdem noch zu einem guten Buch macht, dessen Geschichte mir ungemein gefallen hat, welches einen völlig neuen und erfrischenden Schreibstil hatte, und einen Humor, der mit Einzigartigkeit und Neuheit geglänzt hat. Der Fokus von Teil 1 hat sich in Teil 2 der Geschichte nur etwas gewandelt und verschoben. Was an sich auch für die Geschichtsentwicklung gut war, aber nicht das, was ich erwartet hätte. Trotz alledem ist dies nur meine persönliche Meinung, und was Charaktere und ihre Entwicklungen angeht, da muss ja wirklich jeder Leser das mit sich selbst ausmachen, denn dies alles beruht auf meinen persönlichen Vorlieben. Die Geschichte hat also nicht ihre eigene Kontrolle verloren.

    Heutiges Rezensionslied passt für mich irgendwie, weil die Geschichte irgendwo zwischen harter Realität und Träumerei spielt, zwischen Welten die miteinander verschwimmen, obwohl wir uns doch „nur“ in Berlin befinden. Und weil Mari eine träumerische Märchenerzählerin ist, tief in ihrem Inneren:

    „Sieh dich einfach nur um. Es gibt so viele Wunder. Schau hinauf und hinunter. Es ist fast wie Zauberei.

    In meiner Welt, fängst du ein neues Leben an. Hier hörst du niemals „nein“. Hier kann dir keiner Deine Träume nehmen.“
    Le Roy, P: Nacht der Acht Le Roy, P: Nacht der Acht (Buch)
    26.06.2021

    Vor was hast du am meisten Angst?

    Die Nacht der Acht von Philip Le Roy

    Die Angst in uns, ist immer so eine Sache. Was genau bereitet Angst, lässt uns ängstlich, oder gar panisch werden? Ein vielschichtiges Thema, über das man nun stundenlang diskutieren könnte. Denn natürlich ist die Angstschmerzgrenze bei jedem Menschen anders. Wenn ich alle Horrorfilme vergleichen müsste, die ich je gesehen habe (und ich hatte früher mal eine richtige Horrorfilmzeit), so würde ich ganz an die Spitze wirklich einen setzen, bei dem man das „Monster“, den „Geist“, das „Übernatürliche“, oder wie man es sonst nennen will, nie gesehen hat. Und durch dieses Nichtsehen, hat sich in meinem Kopf ein ganz eigener Grusel gebildet. Nur Geräusche hörend, ohne Bilder, die einem quasi ein Bild in den Kopf setzen bildet sich ein eigenes Kopfkino, dessen Abbildung mir nicht abgenommen wurde, und dessen Existenz in meinen Kopf nicht durch Bilder und Vorstellungen eines Regisseurs hingezaubert wurden. Brrrr! Das war gruseliger als jede Samara, schwarze Frau, jede Zahnfee, oder gar Hillbillies in den Hügeln, die Augen haben. Sei‘s drum! Angst kann auch Todesangst sein, oder die vor Menschen, die unser Leben bedrohen. Mal ganz abgesehen, von den eigenen Ängsten, die man im Leben noch so hat, sind das unsere Urängste. Ängste als Instinkt, der uns sagt, bei drohender Gefahr für Leben wegzulaufen, um uns zu schützen. Und ihr fragt euch nun sicher, ob es in diesem Buch um dieses Thema geht? Meiner Meinung nach schon. Denn Angst ist das zentrale Thema, um das sich alles dreht. Die Geschichte, die Figuren, und die Grundidee. Was genau gibt es im Buch also für eine Geschichte zu entdecken?

    Was das Buch uns erzählt:

    Der Inhalt ist schnell erzählt. Acht Jugendliche, die zusammen auf eine Kunstschule in Frankreich gehen, sind die Gruppe „Die Acht“. Sie bestehen aus 4 Jungs und 4 Mädels, und scheinen nicht die allerbesten Freunde, halten als Clique aber zusammen, und spalten sich von den anderen ab, weil sie unter sich bleiben wollen. Jeder von ihnen steht somit auch für eine bestimmte Richtung der Kunst, die seinen Fähigkeiten entspricht. Immer neue Ideen gegen die Langeweile der Welt suchend, schlägt Quentin, einer der „Acht“ vor, die Nacht in der Villa seiner Eltern zu verbringen, die völlig abseits jeglicher Zivilisation in den Bergen liegt. Das Ziel der Nacht ist es, sich gegenseitig Angst einzujagen. Und jedes Mal, wenn jemand Angst hat, oder sich erschrickt, muss getrunken werden. Ein Trinkspiel, wie es so viele andere gibt, und doch auf besondere Art und Weise. Denn die gegenseitigen Streiche schlagen um in Ernst, als plötzlich Gestalten erscheinen, Geräusche im und außerhalb des Hauses sind, und keiner mehr weiß, ob es sich um einen gegenseitigen Streich oder etwas Bedrohenderes handelt. Die ausgelassene Stimmung schlägt um. Als dann nacheinander alle der Gruppe verschwinden, heißt es quasi die Nacht durchzustehen, denn der Kontakt zur Außenwelt ist ebenfalls abgeschnitten. Und den Rest, die große Auflösung, sollte man dann selbst lesen.

    Cover:

    Das Cover ist minimalistisch, und man sieht nicht viel. Trotzdem befinden wir uns ja hier im Horror-Genre. Und wir wissen ja, dass das, was man NICHT sieht, einem mehr Angst macht als alles Sichtbare zusammen. Symbolisch gesehen finde ich es deshalb gar nicht so schlecht, weil es nach der Lektüre sogar noch mehr Sinn macht, und einen Bezug zur Geschichte hat. Der Inhalt der Tüte kann alles sein, blutig sieht sie ja schon aus.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Das Buch reizt. Es spielt mit Extremen, und bringt uns oft in die Situation, in der wir darüber nachdenken müssen, ob das so richtig oder falsch ist. Ganz nach dem Motto „Ist das Kunst, oder kann das weg?“, wobei das gar nicht böse gemeint ist. Denn um Kunst und ihre Ausdrucksweise geht es wirklich (wir erinnern uns: Kunstschule). Und darum, dass Kunst und Performance oftmals von einigen als etwas ganz Anderes gesehen wird. Nämlich Provokation. Kunst muss sich etwas trauen, Kunst muss aus sich herausgehen. Kunst muss so sein, dass man dem Künstler entweder nachsagt, er sei bei der Herstellung seiner Kunst wohl verrückt gewesen, oder andersherum ist sie so wunderschön, dass sie uns in einen Rausch versetzt. Kunst kann also provozieren, und uns beruhigen. Aber niemals lässt sie uns kalt, so, dass wir gar nichts dazu zu sagen hätten. Die Acht im Haus schlachten die Horrorklischees aus, sie jagen sich gegenseitig Angst ein. So ist das Spiel, die Inszenierung. Wer Angst hat, musst trinken. Und Trinken ist in deren Fall das Spiel (ja, nun könnte man auch sagen, das ist nicht gut Trinken in einem Buch so zu verherrlichen. Aber wie ich am Anfang schon mal sagte: Das Buch reizt und provoziert, und man muss nicht alles gut finden, was die Jugendlichen tun.). Gleichzeitig ist es irgendwie eine Hommage an das Horrorgenre mit all seinen Stilmitteln. Es ist wie eine Zeitreise durch das Horrorgenre, von Klassikern der Filmgeschichte, bis zu den Filmen in der jüngsten Vergangenheit, die allen das Fürchten lehren (oder eben manchmal auch nicht). Eine Laudatio. Eine Ehrung im Hinblick darauf, wie viele Menschen dieses Genre lieben. Und auch, wenn man manchmal vor dem Buch sitzt, und weiß, dass nicht wirklich etwas passiert, so ist das so ähnlich, wie in den Kultfilmen, die man kennt, und bei denen man den genauen Ablauf weiß. Gruppe von Jugendlichen. Leeres Geisterhaus. Man trennt sich („Ähh Leuteee, das Monster ist ja irgendwo im Haus, und da schlage ich vor, dass wir uns trennen, um es besser zu finden.“ Zack. Das erste Opfer ist gefunden :D. Und ich nur so: Hä?! O_o). Ein Klischee in Filmen, das ich nie ganz verstehe, aber trotzdem verehre, weil es einem während dem ganzen Grauen ein Lachen ins Gesicht zaubert. Quasi wie ein alter Freund, der einen immer wieder besucht, obwohl man seinen Makel kennt, ihn eigentlich nicht gutheißen kann, aber weil es ein Freund ist, verzeiht man ihm diesen. Das Buch spielt ebenfalls mit dem Stilmittel dessen, dass wir nichts sehen, sondern oftmals Dinge nur hören. Der dunkle Keller, in dem man gar nichts sieht, aber Dinge hört, kann uns mehr Angst einjagen, als ein Monster, das auf einen zu krabbelt, oder ein Clown, der langsam auf einen zukommt (na welchen Clown könnte ich da wohl meinen? :D). Oftmals hat das Buch uns Klischees aufgezeigt. Und zwar die in ungefähr allen Horrorfilmen, die es gibt. Zusätzlich wurden dazu auch noch immer die Szenen aus den Filmen beschrieben, so dass man als Kenner des Genres sofort weiß, was gemeint ist, und als Nichtkenner zumindest nachgoogeln kann, und sofort zu einem Ergebnis kommt. So bildet sich etwas aus der eigenen Vorstellung, Erinnerung, oder dem neuen Wissen, heraus.

    Worüber ich mal einfach hinweg sehe, es aber trotzdem erwähnen möchte ist, dass ich Trinkspiele an sich total doof finde, und auch schon immer fand. Hierzu darf natürlich jeder seine eigene Meinung haben. Und DAS fließt auch nicht in meine Bewertung ein. Denn das Trinkspiel ist hier im Buch Mittel zum Zweck für die Party. Der Alkohol macht unaufmerksam, steigert die Nervosität, und auch ein wenig die Aggressionen und Hemmungen. Und dadurch die Angst. Kurz gesagt: Der Abend wäre nichts für mich gewesen, aber durch das Buch hindurch ging es dann doch irgendwie, die Zeit mit den Acht zu verbringen. Ich gebe zu, ein wenig schlechter ins Buch hineingekommen zu sein, was aber eher daran lag, dass man die erste Zeit über natürlich wusste, dass alles von den Acht ausgeht, jede gruselige Situation, jede böswillige Szene. Schauspielerei und Schein spielt hier also ebenfalls eine große Rolle. Und die Gabe, andere mit einem Pokerface von Dingen zu überzeugen. Zweitens hatte ich anfangs mit den sich ähnelnden Namen der Protagonisten Probleme, was sich aber dann gelegt hat. Ich konnte lange Zeit keine Zusammengehörigkeit, keine Einheit der Acht erkennen. Eventuell ist DAS aber nur aus meiner Sicht so, weil ich Vertrauen zwischen Menschen sowohl real, als auch in Büchern, wichtig finde, weswegen ich erstmal in die Geschichte hineinfinden musste. Denn irgendwie ist Jeder sich selbst am nächsten, erst recht, wenn Gefahr für Leben droht.

    Die Geschichte ist für mich nicht gleichmäßig gut oder schlecht. Sie ist nicht gleichbleibend, wankelmütig. Was am Anfang noch irritiert, und ein wenig stört, das wird in der Mitte des Buches, oder auch zum Schluss hin dann Nebensache. Das Genre verschiebt sich nicht in ein anderes, aber die Geschichte wird genretreuer mit ihrem Fortlauf. Bedeutet: Man kann gegen Mitte und Ende beinahe vergessen, dass man mit den Figuren nicht ganz so klarkommt, weil man sich auf die Horrorszenarien konzentriert, meist daran denkt, wie man selbst in so einer Situation entscheiden würde, und feststellt, dass man ein mächtiger Angsthase ist, auch wenn man behauptet, es nicht zu sein. Das ist wie die berühmte Stelle im Horrorfilm, bei der man in einen Spiegel schaut, kurz seinen Kopf nach unten ins Waschbecken steckt, den Kopf wieder hochruckt, und im Spiegel steht ein Geist. Ich glaube der menschliche Geist kann gar nicht anders, als sich in diesem Moment ein wenig zu erschrecken. Selbst wenn man weiß: „Das ist nur ein Film, und nicht echt“. Zuerst weiß man, dass die Angststreiche nicht echt sind, später verschwimmt alles, und man ist sich nicht mehr sicher. Und ich fand, diese Atmosphäre wurde gar nicht mal so übel hinbekommen. Denn ja. Auch ich warte in Horrorfilmen immer genau auf diese Szenen, und sage so etwas wie „Wieso sind die so doof, und trennen sich? Die wissen doch, wie sowas meist endet.“ Wissen sie? Nun. Keiner kann Angst beeinflussen, mit jedem stellt sie etwas Anderes an. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich, wenn meine Denkzellen ausgeschaltet sind, und ich mich nur noch auf meine Angst konzentrieren kann, ich nicht auch kopflos und gedankenlos reagieren würde, und Dinge anstellen würde, über die andere nur den Kopf schütteln. Angst ist ein schlimmes Gefühl. Ein mächtiges, das unser aller Tun beeinflussen kann. Viele sind ängstlich und haben vor allem Angst, andere sind mutig, und haben trotzdem einen Angstschwachpunkt. Man muss diesen nur kennen :). Und wenn man jemanden kennt, und er seine Maske der Mut fallen lässt, dann lernt man jemanden kennen. Im Buch passiert das erst ziemlich spät, so dass man die Protagonisten nicht wirklich kennenlernen durfte. Ihr Inneres, ihr Selbst. DAS ist dann tatsächlich auch ein Kritikpunkt. Wer allerdings damit klarkommt Charaktere nicht so gut kennenzulernen, und nur die Geschichte erleben will, dem sei gesagt, dass er vielleicht ganz anders denkt, und das Buch anders beschreiben würde, als ich es tue.

    Die Angst und Bedrohung findet viel im Kopf statt. Für einen Jugendroman ist das Ganze aber völlig okay finde ich. Erst ist es nicht so unheimlich, später wurde das Ganze dann besser. Das Spiel der Acht hat gleichzeitig eine Atmosphäre erschaffen, in der man sich wohl bedroht, als auch in Sicherheit befunden hat, und das Ganze in einer Wechselhaftigkeit, die auf den Leser übertragen wurde. Und ich muss zugeben, dass es wirklich einen Unterschied macht, ob man das Buch am hellichten Tag, oder alleine bei Nacht und in der Stille der Dunkelheit liest. Denn da haben wir wieder unsere Kraft der Imagination im Kopf. Eine Illusion, die sich im Gehirn bildet, die wir uns selbst hineinmalen, eine Illusion der Bedrohungen. Und eine Illusion von Sicherheit, die es nicht gibt, wenn die Bedrohung in uns aufgekeimt ist, und wir uns nirgends vor ihr verstecken können. Und nach fast jedem Kapitel fragt man sich: War das jetzt echt, oder spielt jemand ein Spiel, oder ist es gar einer der Streiche der Acht? Merkwürdigerweise fragt man sich das wirklich nach jedem Streich. Auf alle Fälle macht das Buch etwas mit einem, und bringt einen zum Nachdenken. Worüber auch immer. Vielleicht über den menschlichen Instinkt zur Flucht, den menschliche Instinkt der Angst, der uns zwingt zu flüchten, um damit unser Leben zu retten, es zu bewahren Denn das ist wohl immer mit Angst verbunden, wie die Bedrohung auch immer aussehen mag.

    Die Punkte die ich abziehen musste? Zum einen konnte ich mich nicht in die Protagonisten hineinfühlen, warum das so war, kann ich nicht mal sagen. Ich konnte mich nicht in sie hineindenken. Vielleicht auch, weil sie zu verschieden im Gegensatz zu mir sind. Und Protagonisten sind ja immer das Wichtigste für mich in einer Geschichte. Zum anderen wurden die Protagonisten zwar vorgestellt, blieben aber sehr blass. Siehe Punkt 1. Das Ganze ändert aber nichts daran, dass ich die Geschichte an sich gut fand, auch wenn ich nicht gleich von Anfang an reinkommen konnte, weil es anfänglich noch eine ganz normale Teeniegeschichte war, von Jugendlichen, die eben eine Party feiern, und sich selbst Streiche spielen. Wobei wir bei einem anderen Punkt sind. Ich habe die Freundschaft untereinander nicht gespürt, was ich sehr schade fand. Sind hier doch immerhin Jugendliche, die eine Extremsituation zusammen erleben. Und da habe ich mich oftmals gefragt: „Wärst du nun in dieser Villa und hättest Angst, wolltest du mit genau diesen Personen darin sein, oder lieber mit jemandem, der besser zu dir passt, und auf deine Ängste eingeht, und bei dem du fühlst, dass er ein wirklicher und wahrhaftiger Freund ist?“ Puh, das war nun ein langer Satz. Entschuldigt. Ich hoffe ihr wisst, was ich meine :). Ich bin also ein wenig gespalten, und würde der Geschichte gerne 3,5 Sterne geben, welche ich in den Portalen auf 4 aufrunde, in denen es keine halben Sterne gibt. Die Grundgeschichte und – idee ist nämlich gar nicht so schlecht. Und wären die Protagonisten anders miteinander umgegangen, hätte ich mich wahrscheinlich viel leichter in die Geschichte fallen lassen können, um die gruselige und unheimliche Atmosphäre zu genießen.

    Die Charaktere wollen als Freunde nicht so zusammenpassen, sind eher einzelne Individuen, und stehen oftmals für eine Schublade, in die sie gesteckt werden. Stereotypen eben. Oft fragt man sich wie genau diese Acht wohl zusammenfinden konnten, und was sie zusammenhält. Es passt nicht, lässt aber Raum für Konflikte der Geschichte. Und vielleicht muss man ja auch erst Dinge gemeinsam durchstehen um zueinander zu finden, selbst wenn man völlig verschieden scheint? Denn um Andersartigkeit geht es im Buch ebenfalls. Der Zusammenhalt bröckelt in der Gruppe, obwohl er anfänglich schon nicht so ganz zu spüren war. Die Situation, dass plötzlich eine echte Bedrohung da ist, lässt alle nervös werden. Das Fundament des wenigen Vertrauens wurde zerstört durch die Streiche, und der Mut aufgeweicht, so dass alle nun nervös sind, und sich gegenseitig weiterhin beschuldigen, und ihrer Angst freien Lauf lassen. Dazu kommt, dass wir als außenseitige Leser zwar die Situation der Acht erkennen und anerkennen, aber auch sagen müssen, dass sie alle gar nicht so sehr Außenseiter sind. Zumindest nicht so, wie sie sein wollen. Denn ihre Art zu zeigen, dass sie etwas Besonderes sind, zeigt auf eine andere Art auch ihre eigene Überheblichkeit. Und wer überheblich ist, nur an sich denkt, und nicht an andere, der hat es schwer, wenn es um Zusammenhalt in einer Bedrohungssituation geht. Natürlich waren manchmal auch krasse Szenen dabei, bei denen man sich gedacht hat „Muss das wirklich sein?“. Aber ja. Ich schätze, wenn die Andersartigkeit nicht so vorhanden gewesen wäre, hätte der Roman vielleicht anders gewirkt. Denn die Jugendlichen betrachten ihre Streiche als Kunst. Und Kunst ist ja bekanntlich auch etwas, an dem sich ………….Achtung schlechtes Wortspiel……. Die Geister scheiden :)

    Man muss dem Buch zu Gute halten, dass man unweigerlich sehr viel Musik aus Frankreich kennenlernt, die das Ganze authentischer macht. Denn ja, es gibt eine Playlist zum Buch. Und ich als Musikmensch musste mir diese natürlich sofort anhören, und habe dabei den ein oder anderen französischen Ohrwurm gefunden, den ich ohne das Buch eventuell nie kennengelernt hätte. Danke dafür!

    Heute mal kein Rezensionslied, sondern eins meiner Lieblingszitate vom Meister persönlich, das vielleicht besser zum Text passt, weil er so gut ausdrückt, was in Menschen vorgehen kann.

    „Monster sind echt und Geister sind auch echt. Sie leben in uns und manchmal gewinnen sie.“ - Stephen King.

    Das Geheimnis des Bussards David Reimer
    Das Geheimnis des Bussards (Buch)
    26.06.2021

    Henry Voigt geht auf archäologisch abenteuerliche Suche nach was auch immer ein Schatz sein mag.

    Das Geheimnis des Bussards - Henry Voigt Abenteuer Band 3 von David Reimer

    Hallo ihr Lesenden und Buchliebhaber. Es geht wieder auf Buch-Schatzsuche, und das diesmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Nämlich im Sinne von „Yo-ho, Yo-ho, Piraten haben‘s gut“ und „Trinkt aus Piraten, yo-ho“. Ihr wisst mal wieder nicht, von was ich hier eigentlich schreibe, oder? :D. Denn was bedeutet es eigentlich für uns Menschen, wenn wir darüber etwas erzählen, dass wir einen Schatz gefunden haben? Einige geraten nun wohl ins Schwärmen, und summen vor sich hin „Ich habe einen Schatz gefunden, und er trägt deinen Namen. “. Jaja, die lebendigen Schätze in unserem Leben. In unserem Bereich freut man sich wohl darüber, wenn man ein langersehntes buch endlich in die Finger bekommt, und es ab diesem Zeitpunkt zu den eigenen Buchschätzen gehört. Wiederum andere sehen wortwörtlich in Schätzen Geld, Gold und Schmuck. Das sind dann meistens die, die nru auf Reichtum und Macht aus sind, die durch den Reichtum unterstützt wird. Ich gebe zu, ohne es belegen zu können, dass das wohl die größten Schatzsuchen unserer Zeit sind. Die Suche nach Geld und Ruhm. Und auch wenn die Form des Goldes sich verändert hat, und die Schatzsuchenden heute meist in feinen Anzügen auftreten, so ist eines geblieben: Die Habgier, etwas besitzen zu wollen. Piraterie. In der altbekannten Form so im Heute nicht mehr sichtbar, würde ich trotzdem sagen, dass es die „Piraten der heutigen Zeit“ immer noch gibt. Doch was bedeutet es überhaupt ein Pirat zu sein? Und sind sie wirklich alle so schlecht, wie ihr Ruf, oder verbirgt sich meist mehr dahinter? Ihr könnte es gerne herausfinden, und zwar in diesem Buch. Und nun? Wer heute also auf Schatzsuche gehen will, der darf mir gerne folgen, und sich überraschen lassen, welchen Buch-Schatz, und welches Geheimnis, dieses Buch verbirgt. Mal sehen, was für euch der größte Schatz der Welt ist. Denn: „Ihr wollt meinen Schatz? Den könnt ihr haben! Sucht ihn doch, irgendwo habe ich den größten Schatz der Welt versteckt!" (sorry One Piece, ich musste mir eure Worte gerade mal leihen :D) Also natürlich nicht ich. Sei‘s drum :D. Ihr Lesenden dürft also kurzfristig zu Schatzjägern werden :)

    Welche Geschichte uns das Buch erzählt (oder auch: Der Weg zum Schatz):

    Henry Voigt, Archäologe, bestreitet in diesem Buch schon sein drittes Abenteuer. Und wie in all seinen Abenteuern, stolpert er mal wieder einfach so hinein. Einfach so? Nicht ganz. Denn Frank, ein alter Freund von Henry wurde entführt. Mitten in einer Museumseröffnung nimmt also ein mysteriöses Phantom Kontakt zu Henry und seinen Freunden auf. Im Tausch gegen Franks Freilassung, soll Henry dem Anrufer dabei helfen, ein altes Buch in die Finger zu bekommen, dessen Geheimnis zu entschlüsseln, welches dann wiederum das Geheimnis in sich birgt zum Schatz eines Piraten zu gelangen. Jaja, ganz schön viele Geheimnisse, und das ist ja gerade das Tolle daran :D. Und weitere kann ich euch nun gar nicht verraten, denn diese muss man selbst herausfinden, um das Geheimnis des Buches zu lösen. Nur eines sei gesagt: Wo ein großer Piratenschatz ist, da sind die Phantome, die ihn finden wollen, nicht weit. Moment! Phantome? Ach so. Selbst herausfinden, liebe Leserschaft :). Denn als Zweites sei gesagt, dass Henry seine Geheimnissuche natürlich nicht alleine bestreitet, und man selbst als Leser alten Bekannten wieder begegnet. Oder sie, und einige ganz neue Aspekte an ihnen, eben auch neu kennenlernen kann (Im Ernst Isaac, MAGNETE?! :D. Du bist ja fast so schlimm, wie ich :D). Und mit diesem kryptischen Geheimnis lasse ich euch nun allein.

    Cover und Titel:

    Ich bin vollkommen zufrieden mit dem Cover. Nein, ich finde es gar richtig toll. Ich mein: Es ist ein Bussard drauf, wenn das mal nicht Grund genug ist, etwas toll zu finden :D. Aber ganz im Ernst: Ich finde, das Cover fängt gut die Atmosphäre des Buches ein, die Haupthandlung, und man weiß ungefähr, worum es geht, und wo es einen hinführt. Selbst, wenn es sein Geheimnis nicht vollkommen offenbart. Und gerade beim Titel ist man nach der Lektüre wirklich schlauer. Wer weiß, was der Bussard so alles für Geheimnisse in sich trägt?! :) Alles ist also schön stimmig, passend, und symbolisch gut an die Geschichte angelehnt.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Wie ihr in meinen vorherigen Textfetzen schon gemerkt habt: Jaaa, ich habe das Wort „Geheimnis“ ziemlich oft benutzt :D. Denn ich kann es nicht anders sagen. Das Buch beinhaltet eines. Das Buch ist wie eine lebendig gewordene Schatzkarte und -suche in einem. Denn die Geschichte selbst birgt das Auffinden und die Suche nach einem Schatz. Und oftmals wird einem mit der Lektüre erst klar, dass Schatz nicht gleich Schatz ist, nicht für jeden das Gleiche, und jeder Mensch in Schätzen etwas Anderes sieht. Deswegen glaube ich wohl auch erkannt zu haben, dass es im Buch unterschwellig um viel mehr geht, als nur eine Geschichte um die Suche nach einem Schatz. Nämlich darum, was wir alle in unserer Menschheit als Schatz ansehen, und was uns miteinander verbindet, egal zu welcher Zeit wir leben. Sein es die Piraten im 18. Jahrhundert, die einen Ort für sich gesucht haben, an dem sie in Freiheit leben konnten, was für sie wohl das größte Gut war. Sein es Menschen, die uns so wichtig und kostbar sind, dass wir für sie alles tun. Sein es neu entdeckte menschliche Schätze, die noch frisch sind, und die man beschützen will. Oder sein es Relikte der Archäologie oder gar Gold und Juwelen, die einem immer mehr Macht und Eigentum verleihen. Doch Habgier ist natürlich nie ein guter Berater. Und nicht immer ist alles Gold was glänzt, nicht immer ist ein Schatz das, was wir darin vermuten zu sehen. Nicht immer ist das Offensichtliche genau das, was es sein soll, und manchmal ist es direkt vor unseren Augen, und wir bemerken es nicht, oder gar zu spät. Hinweise, Schatzsuche, Schnitzeljagd……ich gebe es zu….. das alles hat auf alle Fälle unheimlich viel Spaß gemacht, und war auch das, was mich im Buch mitgerissen hat. Mal wieder. Denn ich durfte Henry Voigt schon in Band 2 begleiten. Dazu sei gesagt, dass jede Geschichte für sich gelesen werden kann, da sie eigenständig ist. Aber wie bei allen Büchern macht es natürlich mehr Spaß, wenn man die Hintergründe der Vorgängerbücher kennt, und die Protagonisten schon mal kennengelernt hat, und weiß, wie sie zueinanderstehen.

    Im Buch befinden wir uns also schon im dritten Abenteuer von Henry Voigt, seines Zeichens Abenteurer und Schatzjäger, aber eigentlich Archäologe. Könnte einem irgendwie bekannt vorkommen, und an einen anderen Henry mit dem Namen Jones erinnern? Könnte es, muss es aber nicht. Denn unser Henry Voigt ist natürlich Jemand ganz andres. Selbst wenn ich bei den Büchern immer wieder erinnern muss, dass ich als Indiana Jones Fan den Vergleich immer toll finde, weil ich wohl einfach ein riesiger Indiana Jones Fan bin. Und nun kommt es: Die neue Komponente. Denn plötzlich befinde ich mich nicht nur in meinem eigenen Indiana Jones Kopfkino, sondern das Ganze wird ergänzt und komplettiert durch Fluch der Karibik und die Schatzinsel! WAS?! Ja! Mein Kopf stellt eben manchmal merkwürdige Dinge an, obwohl wir uns im Buch gar nicht in der Karibik befinden. Denn diesmal führt uns die Buchreise nach…. Aufpassen!……. London, Capri, Hamburg, in die Pyrenäen von Frankreich, nach La Réunion, auf die Seychellen, nach Mahé und zu kleineren Atollen rundherum. Wenn das mal keine interessante Reise ist, die leichtes Weltreisefeeling vermittelt, dann weiß ich ja auch nicht. Die Atmosphäre der kleinen Reise ist gegeben, man fühlt sich nämlich immer genau vor Ort. Und alles ist so beschrieben, dass man sich beim Lesen so fühlt, als ob man bei der Schatzsuche dabei wäre. Ihr wisst ja wie das ist. Hitze. Meerwasser. Sand in den Schuhen oder gar barfuß in ihm tapsend. Wisst ihr nicht? Naja. Nach dieser Lektüre ganz sicher. Denn die Fantasie wird auf alle Fälle angeregt.

    Ebenfalls lernen wir eine ganz neue Seite der Geschichte der Piraterie kennen. Und zwar so beleuchtet, dass sie historisch sogar stimmen könnte. Denn ist es nicht immer so, wenn wir jemanden verurteilen, dass wir immer nur die Seite der Urteilgeber kennen? In diese Mischung aus Historie und Fiktion, aus Realität, Überlieferung und Mythos, sollte man sich in der Lektüre unbedingt fallen lassen. Denn sie nimmt einen nicht nur mit auf ein aufregendes Abenteuer, sondern dazu noch an wunderschöne Plätze der Erde. Man lernt mal wieder sehr viel über Geschichte und Historie, über Herrscher, Piraten, Klöster, alte Bücher, und was alles miteinander zu tun hat. Und, dass viel davon auf wahren Fakten basiert, und keinesfalls ausgedachte Geschichten der Fantasie sind, wenn sie auch fantastisch erscheinen. Denn nicht alles im Buch ist ausgedacht, und einiges wirklich passiert. Genauso, wie man die Orte des Buches auch in der Realität findet (oder in meinem Fall auf Google Maps, das ich nebenher mal immer zur Hilfe genommen habe, um Bilder zu Orten zu finden). Wir haben hier die Verwebung von Aktualität und Historie beziehungsweise Geschichte und Legende. Und von einem Mythos, den es noch heute gibt. Ebenso die Erkenntnis, dass die Schatzsucher von damals auch heute noch unterwegs sind. Wenngleich die Schätze im Heute ganz andere sind, so ist die Faszination nach Ruhm und Geld, nach Gold, und dem Anhäufen von immer mehr Besitztümern und Macht, doch heute noch genauso allgegenwärtig wie damals in den Jahrhunderten der Piraterie, und natürlich allen anderen Jahrhunderten und Jahrtausenden davor, seit Anbeginn der Anhäufung von Besitz in unserer Menschheit.

    Das Ganze mutet an wie eine Geschichte über Seeräuber. Ist selbst aber eine Mischung aus der schon genannten Schatzinsel und Fluch der Karibik nur ohne Karibik, und bekannten Filmen, die aus Agenten, Archäologen und Abenteurern bestehen. Doch dadurch, dass es eben ein Mix ist, ist es auch etwas völlig Neues. Und ich habe mich mit Wagemut ins Meer….. nein halt…. In die Geschichte gestürzt. Denn das Meer ist rau, Frauen auch. Sie sind ebenfalls kurvig. Und ihr jetzt so: Hä? :D. Was das Ganze mit dem Buch zu tun hat? Wer weiß das schon. Vielleicht ist auch alles ein Rätsel, das ihr lösen müsst, und was ich euch unterschwellig stelle. Und ihr dürft es, natürlich zusammen mit Henry Voigt und seinen Freunden, lösen. Denn mit der Lektüre begebt ihr euch auf eine Abenteuerreise voller Symbolik und Metaphorik. Ein weiterer Pluspunkt, denn ich rätsele gerne. Nicht nur, dass ich Symbolik total liebe, so wird die Schatzsuche gleich noch spannender. Und ist es nicht genau das, was wir an Schatzsuchen so lieben? Die symbolischen Geheimnisse aufzudecken?

    DA ich bei Band 2 der Reihe schon 4 Sterne vergeben habe, und Band 3 nun nochmal eine Schippe draufgelegt hat, was Spannung und Abenteuer angeht, erhält es von mir nun 5 Sterne, da ich rein geschichtlich vollkommen zufrieden war, und das Buch mich entführt hat in sein eigenes Abenteuer. Was bei mir immer noch ein ganz wichtiger Aspekt eines Buches ist. Mein zweiter wichtiger Aspekt, nämlich die Protagonisten, ist auch zu finden. Und zwar in ihrer Menschlichkeit. Alle werden wunderbar menschlich dargestellt, nicht wie Übermenschen, nicht perfekt, sondern in einigen Situationen auch mit menschlichen Schwächen reagierend, aber nie schwach anmutend. Henry Voigt ist ein ganz normaler Mann mit Ängsten, und seine Schwachstelle ist das, was wohl für ihn sein „Schatz“ ist. Und hey, immerhin hat auch Indi Angst vor…ja ok … es sind Schlangen. Aspekt Nummer 3 wäre dann noch, dass der Zeitdruck im Buch, der mit der Suche einhergeht, quasi die ganze Zeit spürbar und gegeben ist. Und das baut solch eine Spannung auf, dass es für mich einfach nur eine Freude war, das Buch zu lesen, und die Geschichte miterleben zu dürfen.

    Und am Ende? Nun, wollt ihr ein Geheimnis wissen, welches ich euch verrate? Ich GLAUBE im Buch unterschwellig erkannt zu haben, dass es irgendwie weitergehen MUSS mit der Reihe. Nicht aufgrund eines Cliffhangers, aber aufgrund von offenen Fragen in meinem Kopf, die ich bitte gerne in den nächsten Bänden geklärt wissen will :P

    In Schatzkisten kann man viel finden. In diesem Buch auch. Gold, Geld, Macht, Herzen (ja okeee, bin mal wieder bei Davy Jones‘ Truhe gelandet O_o). Ähnlich wie in einem Glas voll Dreck, sind Besitztümer die wir anhäufen für uns mal mehr, und mal weniger wertvoll. Für mich war dieses Buch eine kleine wertvolle Schatztruhe, denn es hat mir eine gute Zeit beschert. Und DAS ist für mich ein sehr großer Schatz. Und auch, wenn mir ab und an ein kleiner Schreibfehler über den Weg gelaufen ist, so kann man diesen ja tilgen, und danach bleibt immer noch die tolle Geschichte übrig.

    Heutiges Rezensionslied! Ich hätte nun einige Lieder über Schätze, über Gold, und Schatzsuchen finden können, doch DIESES war das erste, und das Letzte, das mir im Kopf herumgespukt ist. Vielleicht wegen des Zusammenhaltes, den das Lied ausdrückt, vielleicht auch wegen der Symbolik, dass Piratengeschichten nie sterben, solange man über sie erzählt. Oder einfach, WEIL es überhaupt eine Symbolik gibt, und das Erkennen von Symbolen wichtig für eine Schatzsuche ist :D:

    „Die Königin wurde vom König entführt. Am Ende siegte er. Es ist vollbracht er hat die Macht. Uns gehört das Meer.

    Joho, zugleich hisst die Flagge, zeigt sie. Soll‘n sie uns verdammen, doch wir sterben nie.
    Joho. Steht zusammen. Hisst die Flagge, zeigt sie. Soll‘n sie uns verdammen, doch wir sterben nie!“
    Welling, N: Alles, was du für mich bist Welling, N: Alles, was du für mich bist (Buch)
    18.05.2021

    Gefallen vom Himmel, aber nach dem Aufprall nicht zerbrochen.

    Alles, was du für mich bist von Nora Welling

    Freiheit und Fliegen. Der Himmel. Verlust. Aber auch in sich gefangen sein. Den Himmel verlieren. Den Himmel wiederfinden. Sich selbst wiederfinden, und neu entdecken. Andere auf eine neue Art neu entdecken. Ängstlich sein. Nicht mehr ängstlich sein. Wieder fliegen können, aber auf eine andere Weise. Es geht um das sich nicht zu Menschen, oder einer Familie zugehörig fühlen, und dass man nicht mehr in seinen Freundeskreis gehört, weil diese einen meiden, da sich etwas geändert hat. Heute mache ich meinen Einleitungstext gar nicht so lange, weil ich in meinem Gedankenteil etwas mehr zum Buch sagen möchte. Trotzdem gab es oben ein paar Stichpunkte, worum es in diesem Buch gehen könnte. Fangen wir also gleich an.

    Welche Geschichte uns der Wind im Buch zuflüstert:

    Luis, Mitte 20 und Kitesurf-Weltmeister, ist der Sonne zu nah gekommen, und wie Ikarus vom Himmel gestürzt. Der lange Weg danach, zwischen Krankenhaus, Reha und Selbsthass, führt ihn zurück nach Hause. Zur Hacienda seiner Kindheit in Andalusien, von der er als Teenager in die große weite Welt, und vor allem in den Himmel und die Freiheit aufgebrochen ist. Im Kreise der vielen Menschen, die dort leben, unter anderem seine beiden älteren Brüder und viele Angestellte, lebt auch Nuria, die Tochter der Hausdame, Luis‘ beste Freundin aus Kindheitstagen, und mittlerweile Physiotherapeutin. Die Annäherung der beiden, die sich so lange nicht gesehen haben, die Konflikte zwischen Familie, Luis‘ Genesung, und der Umgang der Menschen drum herum, sowohl mit Luis, als auch mit Nuria, das ist der Kern der Geschichte, den man selbst erkunden muss. DA möchte ich gar nicht zu viel sagen, man muss es erleben.

    Cover:

    Ich liebe die Symbolik des Covers zum Buch, weil ich finde, dass es tatsächlich eins zum Träumen ist. Wir sehen das Wasser, das Meer, eine Weite, und die damit verbundene Freiheit. Und somit auch all das, was Luis genommen wird. Man versteht durch das Cover ein wenig die Sehnsucht nach Weite. Und kann sich ein bisschen in Luis hineinversetzen. Aber auch in Nuria. Eigentlich dachte ich beim Blick aufs Cover, ich käme viel mit dem Element des Wassers in Berührung, dabei sind es alle Elemente der Natur, die uns im Buch begegnen. Doch am allerwichtigsten ist nicht das Meer, das Wasser, die Gezeiten, sondern der Himmel, und die Freiheit die er in sich birgt.

    Fazit und ganz langes Gedankenallerlei:

    Erstmal ein ganz großes WOW. Dieses Buch hat mich mitgerissen und fliegen lassen. Man ist gleichzeitig himmelhochjauchzend und ab und an zu Tode betrübt, und fühlt sich trotzdem wohl im Roman, denn das Gleichgewicht aus beiden Dingen, Himmel und Hölle, der Fall vom Himmel, zieht einen trotzdem an keiner Stelle runter, lässt einen aber definitiv mitleiden, und ab und an, bei mir eher öfter, auch mitweinen. Das Ganze ist so vielschichtig und bittersüß, dass man mitfiebert, leidet, und jeden versteht, um ihn dann wieder nicht mehr zu verstehen. Es ist ein Auf und Ab der mitfiebernden Art, und jeder geschriebene Satz lässt einen kaum mehr los und fängt einen ein, zieht den Leser ins Buch, um dort zu verweilen. Und irgendwie hat mir das Buch Frühling und Sommer ins Herz gezaubert, und das zu einer Zeit, als sich mein Frühling noch nicht richtig für sich selbst entscheiden konnte. Zumindest nicht dauerhaft und beständig. Wie schon ist es also die Beständigkeit nicht nur in den Jahreszeiten, sondern auch in Menschen zu sehen und zu fühlen. Es wurden einem auf der einen Seite Lebendigkeit gezeigt, auf der anderen auch Abgründe in uns. Die beiden Seiten, die das Leben ausmachen. Die nicht nur fröhlich sein können, sondern auch tiefschwarz. Durch das ganze Buch weht eine Stimmung von Bittersüße, weil man merkt, wie es ist, wenn das alte Leben zwangsweise einem neuen weichen, Platz machen muss. Man fühlt den Schmerz, alles verloren zu haben, was einen ausgemacht hat, und was man im Leben geliebt hat, gleichzeitig fühlt man aber auch ALLES, was ein Mensch für einen sein kann, der einen in diesem Verlust begleitet, und für einen da ist. Dabei ist das Buch einfach nur ehrlich zu einem. Es beschönigt nichts, kommt mit all seiner Wahrheit daher, und bezaubert trotzdem durch seine Wortschönheit.

    Die Atmosphäre der Zusammengehörigkeit zwischen Luis und Nuria ist definitiv spürbar, und eigentlich vom ersten Moment an vorhanden, so dass man gar nicht anders kann, als den Weg der beiden zu begleiten, und dabei ein Lächeln auf dem Gesicht zu haben. Auch kommt die Nähe und das beidseitige Vertrauen, das Zueinanderstehen unheimlich gut rüber. Und, dass sich beide gegenseitig ein Zuhause sind, ein Ort zum Wohlfühlen, der keinen Ort braucht, aber auch immer jeweils derjenige, der einen vor der Außenwelt schützt, und manchmal vor sich selbst. Wenn eine Autorin es schafft, dass die Nähe, das Vertrauen und die Gefühle zwischen zwei Menschen im Buch schon fast greifbar sind, dann bin ich quasi völlig hin und weg, verloren, möchte untertauchen, aber bitte auch gerne wieder auf, um besagte Emotionen weiter und die ganze Lektüre hinweg spüren und fühlen zu können, wenn möglich auch noch nach Beendigung des Buches. Was soll ich sagen? Ich denke das wurde hier geschafft. Wurde eingefangen in der Atmosphäre, und zwischen Buchseiten für die Menschen konserviert. Poetisch alles umschmeichelnde Wortkreationen, die Szenen in sich bergen, die nicht nur zum Träumen und Nachdenken einladen, sondern einen auch noch mitten ins Herz treffen. Nicht auf die kitschige Weise, aber garantiert auf die sehnsuchtsvolle. Sehnsucht nach Liebe, Erfüllung, Freiheit, Wärme, Nähe, und seinem Spiegel-Ich, die Person, die einen ergänzt, obwohl sie einem so unähnlich und doch ähnlich in allem ist. Da ist diese Verbindung, und diese ist einfach spürfühlbar.

    Die Schwächen machen die Figuren menschlicher, aber nicht schwach. Ganz im Gegenteil erscheinen sie recht stark trotz ihrer Beeinträchtigungen. Sich niemandem zugehörig fühlen, fehl am Platz zu sein, keiner traut einem was zu. Nuria wird unterschätzt in ihrer Rolle als immerwährendes kleines Mädchen, und Luis unterschätzt man in dem, was er noch fähig ist zu tun. In diesem Buch geht es um Freiheit, um das Ausbrechen aus Käfigen, in denen wir gefangen sind, in unseren Körpern, unserem Aussehen, dass wir denken, andere würden uns danach beurteilen. Aber aus unserem Körper können wir nun mal nicht raus. Es geht ebenso um das Ausbrechen aus Beurteilungen, darum, wie uns Menschen von außen sehen, und wie wir nicht gesehen werden wollen. Als Beispiel, dass alle in uns immer das kleine Mädchen sehen werden, auch wenn wir schon eine erwachsene Frau sind. Das Ausbrechen aus all diesen Dingen ist Buchthema. Luis muss unweigerlich aus seinem alten Leben ausbrechen, da ihm keine andere Wahl durch den Unfall bleibt. Nuria muss sich abspalten und entfernen davon, was es mit ihr anrichtet, wie andere sie sehen. Doch in beider Abspaltung vom alten sieht man auch ein Zueinanderkommen der beiden. Und irgendwie hat das Buch für mich die wunderschöne Message und Botschaft, dass man sich für keinen Menschen verbiegen sollte, wenn er einen nicht so akzeptiert und nimmt, wie man ist. Weil er dann ja jemand anderen will, und nicht das eigene gefühlte Selbst. Nuria ist also lieber mit gar Niemandem zusammen, als dass sie sich an jemanden schmeißt, bei dem sie gar nichts fühlt, und es keine Nähe gibt? Bravo Nuria! Mir gefällt ungemein, dass im Roman Dinge angesprochen werden, über die so in der Realität niemand spricht. Weil Menschen manchmal nicht hören möchten, dass jemand davon erzählt, wie es ist, anders als normal zu sein. Dies oftmals stigmatisierend daherkommt. Und die Menschen dann nur solche Dinge wie Mitleid empfinden. Was keinem hilft! Jemand der sich selbst schon nicht mag, für das, was er ist, der kann kein Mitleid ertragen. Ein wahrer Pluspunkt im Buch. Wenngleich es nicht nur diesen gibt, weil ich das Buch allgemein als verkörperten Pluspunkt in all seiner Wunderhaftigkeit sehe. Denn ja, das Buch ist materialisierte, und auf Papier gedruckte Emotion, ist Gefühl in Worten und Buchstaben. Und mit der Lektüre wurde ich weggetragen in eine ganz eigene Buchwelt. Vielleicht bin ich ja geflogen. Denn das Fliegen, ich wiederhole es noch mal, hat hier im Buch eine zentrale Rolle. Und da es im Buch weites gehend um den Himmel und ums fliegen geht, weil es das ist, was Luis nun verwehrt bleibt, kommt diese Sehnsucht nach Himmel, nach Freiheit und Fliegen, nochmal umso mehr durch. Ja, irgendwie lässt einen das Buch fliegen, und nimmt einen mit, in die sehnsüchtigen Gedanken der Freiheit, des Fliegens, und der wunderschönen Arten vom Himmel. Egal, wo sich dieser Himmel für uns gerade befindet. Und so, wie der Wind uns beim Himmelsurfen zum Fliegen über dem Meereshimmel mitnimmt, so hat uns das Buch in Höhen und Tiefen mitgenommen, und uns darin fliegen lassen.

    Die Sprache ist so bildhaft, dass das eigene Kopfkino im Moment des Leseanfangs eingeschaltet wird. Und dazu muss man nicht mal die Augen schließen, man kann einfach mit offenen Augen träumen. Sich zu den Orten träumen. Sich in die Gefühle und Emotionen der Charaktere versenken. Die Gezeiten und Jahreszeiten mit all ihrer Gewalt und Sanftheit spüren. Und den Schmerz, aber auch das Glück der Empfindungen. Alles ist menschlich. Man erlebt mit, statt einfach nur etwas über jemanden zu lesen. Man ist dabei. Fühlt die Verzweiflung. Und hat oftmals auch den Duft der Dinge in der Nase, die angesprochen werden, und im Buch vorkommen. Dies ist tatsächlich eines der Bücher, in denen ich seit Längerem solch einen Haufen von Empfindungen gleichzeitig gefühlt habe, dass ich beinahe vergessen hätte, mir ein wenig was zu notieren, weil ich das Lesen einfach nur genießen wollte. Und das habe ich dann auch getan. Also verzeiht: Meine jetzigen Gedanken kommen von meiner Nachbetrachtung, und sind ein Nachhall meiner eigentlichen Gefühle beim Lesen. Das muss ein Buch ja auch erst einmal schaffen :). Alles ist einfach nur wundervoll atmosphärisch geschrieben. Ja, das Buch spielt richtiggehend mit den Atmosphären. Der Stil ist leicht, zart, fast poetisch, und ab und an trotzdem durchwirkt durch eine Schwere und Fülle. Beides im Zusammenspiel ergibt eine Mischung, die einen glücklich, betrübt, traurig aber auch voll Hoffnung zurücklässt.

    Und ich kann es nicht anders sagen. Die Geschichte lässt einen mit einem Glücksgefühl zurück, und das ob des doch eher unglücklichen Themas. Wobei: Was ist schon Unglück? Wie kann man das definieren? Und liegt in einem Unglück vielleicht manchmal der Schlüssel zum Glück? Alte Tür zu, neue Tür auf? Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich die nächste. Auf alle Fälle wurde ich nach der Lektüre zurückgelassen mit einem hoffnungsvollen Gefühl, auch wenn die Geschichte nicht gleichbleibend auf ein Happy End zufliegt. Wir haben Rückschläge in den Stimmungen, Stimmungsschwankungen, was das Ganze noch realistischer macht. Es gibt durchaus lustige Stellen, aber auch tiefgehend depressive, die zum Nachdenken anregen. Man wird durch die Worte bittersüß gefangen genommen, schleicht und wankt durch die Leichtigkeit des Seins, verwoben mit einem Dasein, dem die Leichtigkeit beraubt wurde. Oder vielleicht auch nicht? Unter all dieser Schale aus gebrochenen Träumen und verbitterten Gedanken erkennt man, wenn man tiefer gräbt, in vielen Situationen so etwas wie Humor. Schwarzer Humor, Galgenhumor, aber auch Humor, der uns zum Schmunzeln bringt, und genau an den richtigen Stellen für eine Auflockerung des Themas sorgt, das uns sonst in eine Gedankendauerschleife bringen würde. Ein Buch über das Leben, den Verlust des alten, und den Gewinn eines neuen Lebens, wie auch immer Leben aussehen mag, und wie wir es definieren. Leben das nicht mehr lebenswert ist, und plötzlich doch wieder. Leben mit, und ohne eine bestimmte Person. Leben, das nur lebenswert mit DIESER Person ist. Leben auf einer Hacienda, die Flucht von dieser, und das Zurückkehren. Das Leben in seinem Beginn als Kind. Und wie alles miteinander alles dem Leben zugehörig zusammenhängt. Ist es doch die Freiheit, dieses Gefühl absoluter Losgelöstheit, das Luis letztendlich durch seinen Sturz das nimmt, was er beim Kitesurfen empfindet. Die Lebendigkeit der Sinne, und damit das Leben auf seine normale Weise, und mit all den Dingen, die ein Leben glücklich machen. Ein Zuhause. Doch irgendwann erkennt er, dass dieses Glück auch in einer Person liegen kann, ebenso wie ein Zuhause. Und dadurch das Leben lebenswert ist, trotz der Tragik darin.

    Man fühlt wie sich ganz langsam etwas aufbaut, sich durch die Zerbrechlichkeit zweier Personen wühlt, die sich einander annähern, obwohl sie sich als Kind schon so nah waren, und dann das Leben und der Lauf der Zeit und eigene Träume dazwischenkamen. Wir haben zwei Personen die angebrochen, aber nicht völlig zerbrochen oder gebrochen sind, und die sich zusammen mehr wert sind, als anderen, dies aber dafür glaubhaft und überzeugend. Nuria will anerkannt und respektiert werden. Luis will nicht als Krüppel gesehen werden, ist aber so verbittert, dass er sich selbst so sieht. Ähnlich ist es mit Nuria. Verbitterung auf beiden Seiten aus verschiedenen Gründen. Und doch ähneln sich beide, und geben sich gegenseitig das, was andere ihnen nicht geben können, und genau das macht es so glaubhaft und schweißt beide zusammen. Da ist ein Paar, so ganz anders, mit eigenen Problemen, aber zusammen einfach beneidenswert, zueinanderstehend, voller Zusammenhalt und einfach wunderbar. Die Gefühle kommen ganz leicht und zart daher, fast wie bei einem Windhauch über dem Meer, der einen fliegen lässt. Und trotzdem empfindet man sie gleichzeitig der Tiefe wegen auch wie bei einem Sturm, der den Flug durcheinanderbringt, und den Fliegenden straucheln lässt. Das Buch bewegt, und lässt gleichzeitig still innehalten, ob seiner wunderschönen Sprache, die irgendwie verzaubert. Wir dürfen als Leser teilhaben an einer puren Ehrlichkeit und Intimität, die so rein und schön, und auf gar keinen Fall peinlich ist. Und tatsächlich verspürt man nach der Lektüre eine gewisse Dankbarkeit, der Geschichte und ihren Figuren gelauscht zu haben, und möchte Dankeschön sagen, dass sie uns ihre Geschichte erzählt haben. Übrigens: Aufgrund zweier Perspektiven und deren Wechsel kommen uns die Emotionen sehr nah, und man ist immer in den jeweiligen Gedanken von Luis oder Nuria.

    Die Beschreibungen der Szenerien, sind atmosphärisch schön, bildhaft gezeichnet, so dass man sich die ganze Zeit in der Geschichte wähnt, und sich so fühlt, als ob man direkt bei allen Ereignissen dabei wäre. Die Beschreibungen der Orte, der Landschaften, oder einfach nur des Windes, der im Buch weht - Geschrieben mit lebendig werdender Sprache. Selbst die Nebenfiguren leben auf. Diese wird man übrigens aus Teil 1 kennen, denn dies ist Teil 2 einer Trilogie, in der jeder Teil auch für sich gelesen werden kann. Denn wir haben 3 Brüder auf der Hacienda, und somit weiß nun jeder, dass es noch einen Teil geben wird :)

    Und am Ende möchte man dann einfach nur sagen: „Ach Luis, du brauchst die Freiheit und das Glück des Himmels doch gar nicht, wenn Nuria dir das Glück und den Himmel auf die Erde bringt, auf der du so unglücklich gelandet bist.“ Die endlose Weite des Himmels, seine scheinbare Unendlichkeit und Freiheit gegen das Gefangensein im eigenen Körper, wenn dieser nicht mehr tut, was man von ihm will. Aber auch die Hoffnung in Form eines neuen menschlichen Himmels.

    Und weil der Himmel eben nicht nur dort oben sein kann, sondern auch unten bei uns auf der Erde, auf der wir manchmal hart landen, konnte es gar kein anderes Rezensionslied geben, als dieses, weil es einfach so perfekt passt:

    „And we're spinning with the stars above. And you lift me up in a wave of love.

    Ooh, baby, do you know what that's worth? Ooh, Heaven is a place on Earth.
    They say in Heaven, love comes first. We'll make Heaven a place on Earth.
    Ooh, Heaven is a place on Earth.“
    Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen (Buch)
    17.05.2021

    Elsa trifft auf Mister Right…äh Wrong…..nein…Q…“

    Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen von Elsa Stern

    Die Suche nach dem einen perfekten Menschen in unserem Leben, mit dem wir genau dieses bis ans Ende verbringen wollen, beschäftigt uns ja schon sehr. Nicht nur in der Realität. Auch in filmen, in Büchern, in Liedern, Geschichten. Die wahre Liebe zu finden, ist nicht einfach. Manche nehmen ihr Glück selbst in die Hand, andere glauben ans Schicksal. Manche nehmen es locker, und lassen alles auf sich zukommen, andere sind so verzweifelt, dass sie nach jedem Trinkhalm packen. Oder alternativ nach jedem Partner, Hauptsache nicht allein. Und eventuell verbirgt sich dann ja genau unter DIESEM EINEN der Richtige auf immer und ewig? Tja, wer weiß das schon so genau?! Vielleicht steht ja wirklich alles in den Sternen geschrieben. Vielleicht aber auch irgendwie in uns selbst. Fakt ist, dass es schon so manche schicksalshafte Begegnung gegeben hat, und daraus eine Liebe versponnen wurde. Solche Zufälle gibt es, genau wie Ratgeber, die einem sagen, was man zu tun und zu lassen hat, um dem Richtigen oder der Richtigen zu begegnen. Nicht ganz so romantisch, ich weiß. Tjaaaa. Aber wenn nun das Zufallsschicksal zuschlägt, und uns Geschichten von Dingen erzählt, die beinahe unglaublich scheinen, von Liebenden, die sich kennengelernt haben, weil Dinge eingetroffen sind, die es eigentlich gar nicht g eben kann, dann ist das doch……….Awww <3 :D. Und weil ich so etwas auch mag, und es an meiner romantischen Ader rührt, habe ich dieses Buch wohl auch so liebgewonnen. Worum es eigentlich geht? Ach so. Um die Liebe, und das Finden von dieser.

    Welche Geschichte uns im Buch erzählt wird:

    Alles beginnt mit einem Tagebuch, nämlich genau DEM Tagebuch der 16jährigen Elsa Stern, unserer Hauptprotagonistin, die im Heute keine 16 mehr ist, sondern eine Frau, kurz vor der magischen 30. Weitere Einzelheiten der Geschichte sind ein Auffahrunfall, die Suche nach dem Mann, der einem vorherbestimmt ist, eine abergläubige Freundin, die Vorhersage eines…..äh….Geistes? :D, und ein gegnerischer Anwalt namens……… ja wie heißt er eigentlich? :D. Beinahe könnte man die Geschichte so stehen lassen, weil man sich den Rest einfach selbst durchlesen sollte, um aus dem Schmunzeln nicht mehr rauszukommen. Trotzdem ein paar Worte. Elsa wurde als junges Mädchen ihr Traummann vorhergesagt. Ihre beste Freundin, damals selbst dabei, möchte sie nun an der Seite eines Mannes sehen, damit sie kein Single mehr ist. Dies möchte auch Elsas Mutter, wenn auch aus anderen Gründen. Läuft die Zeit ihrer Tochter doch davon, noch einen anständigen Kerl abzubekommen. Elsas Freundin will da für sie eher den Einen, wenn möglich den vom Schicksal vorhergesagten. Aber wer soll das eigentlich sein?! Wenn das Schicksal es gut mit ihr meint, kann es doch niemals wollen, dass Elsa mit diesen Kerlen anbandelt, die sie auf einmal umgeben. Oder doch? Irrungen und Wirrungen sind vorprogrammiert. Den Rest der Geschichte muss man einfach selbst erleben.

    Cover:

    Wir haben hier ein knallbuntes Cover, das sofort gute Laune macht. Dazu Symbole für Männer, Liebe, und Eierlikör. Aber Katastrophen sehe ich auf dem Cover definitiv NICHT. Ebenfalls schön finde ich, den angedeuteten Hintergrund, der aussieht wie Sterne. Und in denen liegt doch unser Schicksal, oder? ;)

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Elsa ist einer dieser Menschen, der nicht pragmatisch mathematisch wissenschaftlich geordnet lebt, und nicht alles schafft, was sie in Angriff nimmt. Zumindest nicht gradlinig und ohne Umwege. Sie ist vielmehr Herrin der Ordnung in ihrem eigenen Chaos, das Fettnapftreten ist mir dann auch sympathisch. Denn Tatsache ist, dass ich mit Perfektion und auf Pragmatismus ausgerichteten Personen ebenfalls nie etwas anfangen konnte. Elsa ist nicht dumm, und nicht schusselig, nein, viel mehr grätscht ihr das Schicksal und das Universum ständig in ein wohlgeordnetes Leben hinein, so, dass wir sehr häufig Missgeschicke erleben, und peinliche Situationen, die gar nicht peinlich sind, sondern eher zum Schmunzeln, oder gar zum Grinsen. Hier wimmelt es nur so von Kuriositäten. Sowohl in Situationen, als auch in Menschenform.

    Alles läuft schief, und mit Volldampf wird in jede noch so peinliche Situation gelaufen. Doch richtig gut ist es, dass uns aufgezeigt wird, in einer sehr überzogenen Art und Weise, dass man auch mit Peinlichkeiten im Leben klarkommen kann, selbst wenn man sich darüber ärgert. Vielleicht eine kleine, aber feine Lehre im Buch. Denn schlimmer geht es immer. Und auch wenn ich sehr tollpatschig bin, so ist Elsa tollpatschiger. Wo ich im Boden vor Scham versunken wäre, da packt Elsa noch einen drauf. Aber genau das macht den Geist des Buches aus. Das Ganze ist somit chaotisch liebenswert und liebenswert chaotisch. Also in etwa so, wie unsere Protagonistin Elsa Stern.

    Elsa trifft auf ihrer Katastrophenreise auf mehrere Mistertypen. Wrong, Right, Q….. und dann ist da ja noch die Liebe, die einem irgendwie zwischendrin auch begegnet, und die wie ein Stern vom Himmel fällt, und schicksalshaft einfach da ist :D. Doch welcher der vielen Misters Elsas Sternenherz erobern wird, das bleibt die Frage, auf die ihr tatsächlich am Ende eine Antwort bekommt. Denn Fehlschläge und Missverständnisse gehören doch zu jedem ordentlichen Weg, dessen Endziel eine ordentliche und wunderbare Liebesbeziehung ist, oder? Tarnt sich hier das Glück in Form von Unglücken, Katastrophen und Missverständnissen, oder läuft alles auf eine Schicksalsform der Sterne hinaus, Frau Stern? Was einem das Ganze noch näherbringt an der Geschichte ist, dass uns alles Aus Elsas Sicht erzählt wird. Und nicht nur das. Wir bekommen die Geschichte und alte Kalauer und verschiedene Geschichten aus Elsas Leben direkt von ihr erzählt. Sie richtet das Wort direkt an uns, und gibt uns somit einen Einblick in ihre Geschichte, ihre Missgeschicke, ihre Tollpatschigkeit und ihre Fettnäpfe, die keine Näpfchen mehr sind. Jaja. Die Elsa, das Fräulein Stern, ist schon etwas ganz Besonderes, finde übrigens nicht nur ich, sondern auch Herr Q. Und Besonderheiten kann man ja immer so auslegen, wie man sie möchte.

    Ich habe die Geschichte wirklich genossen, weil ein lustiges Highlight das nächste gejagt hat. An manchen Stellen war es gar wirklich schwarzhumorig, mit Zynismus, Sarkasmus und Ironie gespickt. DA muss man mit jeder Lebenslage, und dem gesamten Leben in seiner Buntheit klarkommen, der Verkettung von Missverständnissen und Ereignissen. Das ist alles auf so eine fröhlich spritzige Weise geschrieben, die uns rasant durch die Liebeleien, die nicht vorhanden sind, nervende Verwandte, nicht immer beste Freundinnen, und Traummänner pustet. Und das in Sternengeschwindigkeit. Falls es die gibt. Falls nicht, tut es das ab heute. Ohne alle Szenen im Buch zu ernst zu nehmen, nehmen die Szenerien sich nicht zu wichtig. Die Komik ist da, die Pannen ebenso, fast schon überzogen. Aber so, dass sie wohl auch über sich selbst lachen können. Die Geschichte ist somit herrlich originell und witzig, ein wenig aus der Realität gefallen, und doch in ihr stattfindend.

    Jaja, das böse böse Schicksal (oder ist es eine andere höhere Geistermacht?! :D), überlegt es sich hier ständig anders, macht Bögen, läuft nicht gradlinig aufs Ziel zu, will alles auflösen, und tut es dann doch nicht, um sich einen Moment länger über Elsa lustig zu machen, und ihr dann doch wieder Steine in den Weg zu legen, damit sie ihre Bogenumwege geht. An einigen Stellen steht man soooo kurz vor einer Lösung des Problems und der Verwicklungen, und in der nächsten Sekunde ist man doch wieder tiefer in der Bredouille, als vorher. Das bedeutet für den Leser, zumindest für mich, dann natürlich auch, dass man während der Lektüre gerne mal dauergrrrrrt, sich die Hand gegen den Kopf schlägt (aua!), und irgendwie…… nun ja………… mitfiebert, und sich fragt, wann das endlich ein Ende hat. Natürlich nicht das Buch! Sondern die Qual der Elsa Stern, die doch endlich mal ihr Happy End bekommen sollte (und ich mein Leserhappyend). Doch manche Menschen sind wohl so chaotischtollpatschigschusselig und irgendwie mit einem liebenswerten Brett vor dem Kopf gesegnet, dass es immer neue „Katastrophenabenteuer“ geben wird. Und auf die würde ich mich dann auch tatsächlich freuen. Natürlich in Buchform.

    Trotz, dass wir von dem Mann, der am meisten im Buch herumspukt, den Name nie erfahren, merkt man doch die Atmosphäre, die sich sternenhaft und schicksalslastig zwischen Elsa und…. nuja… eben Herr Q… ausbreitet. Und dieser Wortwitz macht das Ganze noch humoriger. Denn trotz, dass wir von einigen Figuren keine Namen erfahren, und sie nur „Die A. oder die E. oder eben Herr Q“ sind, bleiben sie nicht grau, sondern leben in der Geschichte, und die Geschichte lebt irgendwie von ihnen. Dabei hat jeder seinen Spleen. Esoterisch angehauchte Freundinnen, die an das Schicksal glauben, Freundinnen die Systeme erfinden, wie Männer und Frauen am besten zusammen agieren, kommen hier genauso vor, wie eine Mutter, die ihre Tochter unbedingt an den Mann bringen will. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Männercasting? Verrückt :D

    Die Geschichte nimmt sich selber nicht zu ernst, ehrlich gesagt sogar gar nicht, und spielt mit den Klischees der Suche von Singlefrauen nach dem passenden Mann fürs Leben. Hinzu kommt die Weisheit einer Mutter Bennett, die ihre Töchter in Stolz und Vorurteil auch unbedingt unter der Haube sehen wollte. Und eine kleine Prise der schusseligen Abenteuer von Bridget Jones. Wenngleich Elsa wohl noch ein klein wenig schlimmer ist, was diese Dinge anbelangt. Das Hineinmanövrieren in die Absurditäten des Schicksals und Elsas Leben, ist dann wirklich so humorig, dass man dauerhaft und bei jedem Satz nur lachen könnte. Ich bin ja nie niemals fürs Verkuppeln, aber was Elsas Freundin E. und ihre Mutter hier so treiben, das ist dann doch so lustig, dass man es nicht ernst nehmen kann, was aber genau den Reiz ausmacht. Elsa stampft und stolpert von einer Katastrophe in die nächste. Ja, und irgendwie zieht Elsa den Schlamassel auch magisch an, was sie allerdings nur umso sympathischer macht. Doch Elsa tritt nicht von einem Fettnäpfchen ins andere, nein, sie tritt von einem Eierlikörbecherchen ins nächste, doch ohne die Macht des Fettnapfes, der alles verkompliziert. Denn obwohl hier nicht alles nach einem festen Plan läuft, läuft es. Punkt. Und wohin? Natürlich in Richtung des Schicksals, das sich eine ganz besondere Pointe ausgedacht hat, und alle ein wenig in seiner Veräppelung mitnimmt. Also alles leichter, als es klingt, denn Elsa verliert ihren Zynismus nie. Man sollte das Ganze nicht zu ernst nehmen, und so ist es wohl auch gar nicht gewollt. Denn die Lektüre und Situationskomik ist einfach nur erheiternd und dauerpräsent.

    Ja, Elsa, das Sternderl, ist Österreicherin, und das bekommt man in einigen Worten des Buches auch genau mit. Trotzdem. Es ist nicht wirklich störend, oder zumindest habe ich es nicht als störend empfunden. Und trotz, dass mal der ein oder andere Begriff auftaucht, kann man das Buch und die Geschichte trotzdem verstehen, weiß im Groben, was damit gemeint ist, und lernt dazu noch ein paar Wörter :)

    Die Welt ist ein Dorf, und so ist es auch in diesem Buch. Alles hängt miteinander zusammen. Jeder hat eine Verbindung zu jedem. Und das Schicksal, oder auch das Sternenuniversum, schleicht um alle herum, und hat für jeden einen Plan. Mal mehr, mal weniger. Die Verwicklungen und Verwirrungen, passen alle ineinander, fügen sich in die Linie der Geschichte, und das, obwohl nichts planmäßig läuft. Das Schicksal nimmt hier einen sehr wackligen, merkwürdigen und holprigen Weg. Irrungen und Wirrungen eben. Dann sind da noch jede Menge Missverständnisse und falsches Verstehen, sowie Dinge einfach anders zu deuten als die, auf die es dabei ankommt. Kurz gesagt. Hier gibt es nicht nur eine Menge Irrungen und Wirrungen, das Buch besteht daraus. Und das ist ein Kompliment. Denn diese Irrwirrungen machen das Ganze rasant, und gleichzeitig gemütlich, aber vor allen Dingen humorig wundervoll und chaotisch lustig. Und das Unheil, oder gar Unglück nimmt seinen Lauf. Oder ist es gar das Glück, das in Form des Unglückes erscheint? Das gilt es herauszufinden.

    Und weil die Sterne auf dem Cover schon magisch anziehend sind, und voller Schicksal leuchten. Und weil Elsa eine Stern ihres Namens ist. Und weil es schwer ist, ein Herz einzufangen, und die Liebe zu finden, dachte ich, das heutige Rezensionslied passt zum Buch:

    „Trying to catch your heart, is like trying to catch a star. So many people love you, baby. That must be what you are.

    Waiting for a star to fall, and carry your heart into my arms, that's where you belong, in my arms, baby, yeah.“
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