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    lielo99

    Aktiv seit: 25. August 2019
    "Hilfreich"-Bewertungen: 14
    77 Rezensionen
    Maikäferjahre Sarah Höflich
    Maikäferjahre (Buch)
    23.04.2025

    Welch ein berührendes Buch

    Tristan und Anni sind Zwillinge. Sie leben in Dresden bei ihren Eltern. Alle Familienmitglieder sind sehr musikalisch und eigentlich sind sie glücklich. Wenn nicht dieser neue Machthaber wäre. Der große Bruder Siegfried wurde bereits getötet und Tristan ist auf dem Weg an die Front. Isolde ist schwanger. Sie sorgt sich um ihren Vater, der einen jungen Mann versteckt. Nein, es ist kein „gewöhnlicher“ Mann. Es ist ein Jude, der von den Schergen des „Führers“ verfolgt wird.

    Dieses Buch hat mich so sehr gefesselt, dass ich es an einem Tag durchlas. Das lag nicht nur an der Spannung und der bildhaften Sprache der Autorin. Dieses Bombardement von Dresden und das Leid der Einwohner hat mich arg mitgenommen. Dann diese unzähligen Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten und die von vielen nur argwöhnisch gemustert wurden. Dass deutsche Soldaten gehasst und verfolgt wurden, wer mag es den betroffenen Menschen verdenken? Sie waren die Feinde und warfen ihre Bomben auch über Zivilisten ab.

    Ausgerechnet ein Jude hilft Anni aus dem zerstörten Dresden zu fliehen. Sein Ziel ist es, dass er die junge Frau mit ihrem Kind in Sicherheit bringt. Das ist er seinem Retter, dem Vater Isoldes schuldig. Und wie geht es dem Zwilling Tristan? Auch er ist auf die Hilfe liebender Menschen angewiesen und schwebt immer wieder in Lebensgefahr. Dieses Werk hat viel mehr als fünf Sterne verdient.
    Der Gott des Waldes Liz Moore
    Der Gott des Waldes (Buch)
    20.02.2025

    Spannend mit überraschendem Finale

    Sie zählt und zählt. Es ändert sich aber nichts. Es sind 8 Kinder und 9 Betten. Ein Kind fehlt definitiv. Es ist Barbara, 13 Jahre alt und Tochter reicher Eltern. Nicht alleine die Tatsache, dass sie die Tochter reicher Eltern ist, macht ihr Verschwinden brisant. Die sind zudem auch Besitzer des Grund und Bodens, auf dem Kinder ihre Ferienfreizeit verbringen. Das „Camp Emerson“ gehört also zum gehobenen Ferienlager elitärer Kids.

    "Der Gott des Waldes" ist viel mehr als „nur“ ein Thriller. Das Buch beschreibt, in welcher Weise sich wohlhabende Menschen über Recht und Gesetz hinwegsetzen. Wie sie ihre Umwelt nur in „nützlich“ oder „verachtenswert“ unterteilen. Diese van Laars feiern rauschende Feste und schmücken sich dabei mit prominenten Gästen. Hinter dieser Fassade schlummern Missbrauch und psychische Gewalt. Bevor ihre Tochter Barbara verschwand, wurde ihr Bruder Bear schmerzlich vermisst. Wie kann es sein, dass zwei Kinder einer Familie auf unerklärliche Weise verschwinden? Hängen diese Vermisstenfälle zusammen?

    Das Buch war so spannend, dass ich es innerhalb eines Tages las. Es dauerte zwar einige Seiten, bis ich der Story folgen konnte, das Durchhalten wurde aber belohnt. Es gab sehr viele Protagonisten, die ich verdächtigte. Und nicht nur ich. Auch die Ermittler mussten immer wieder ihre Vermutungen revidieren. Aber erst das macht für mich einen gelungen Thriller aus. Sehr spannend und niemals langweilig, so beurteile ich das Buch. Klare Leseempfehlung.
    The Twenty Sam Holland
    The Twenty (Buch)
    20.01.2025

    Wow, ein perfekter Thriller

    Es gibt nur wenige Thriller, die für mich tatsächlich auch ihrer Bezeichnung gerecht werden. Das hat nichts mit der Menge an Blut oder der Zahl an Opfern zu tun. Es ist diese subtile Spannung, die ich bei vielen Thrillern leider vermisse. Zudem sollten die Fälle auch nicht völlig absurd daherkommen. Der Prolog von „The Twenty“ ist heftig. Äußerst blutig und mit detaillierten Beschreibungen der Leichen. Sie liegen verborgen im Müll und der Ermittler Adam Bishop wird sich nie an den Anblick gewöhnen. Sein Kollege Jamie hat es noch viel schwerer. Obwohl bereits 15 Jahre dabei, wird er immer wieder von seinen Gefühlen übermannt. Er weint, wenn er Angehörigen von Opfern die traurige Nachricht überbringen muss.

    Die Erzählung wechselt zwischen den heutigen Opfern und Erlebnissen des Täters, die wohl viele Jahre zurück liegen. Brutal sind alle Schilderungen, sowohl gegenwärtige als auch vergangene. Die Spannung ist gleichbleibend hoch und wenn Leser denken, dass der Täter endlich gefunden wurde, ergibt sich rasch ein neuer Aspekt und die eigentlich klaren Ergebnisse sind hinfällig. Zu keinem Augenblick war mir klar, wer der Täter sein könnte. Bis zum Schluss musste ich auf die Lösung warten und das ist selten. Also, wer gute Thriller mag, der wird sich mit diesem Buch bestens unterhalten können. Klare Empfehlung von mir.
    Die Frauen jenseits des Flusses Kristin Hannah
    Die Frauen jenseits des Flusses (Buch)
    02.01.2025

    Welch ein berührendes Buch

    Nein, das hätte ich nicht gedacht. Dass ich in den letzten Stunden des Jahres 2024 noch in den Genuss eines Highlights komme. „Die Frauen jenseits des Flusses“ gehört zu den Höhepunkten meiner gelesenen Bücher im vergangenen Jahr. Die junge Krankenschwester Francine möchte ihrem Vater imponieren und meldet sich freiwillig zum Einsatz in Vietnam. Ein Grund für ihr Vorhaben ist ebenfalls, dass sich auch ihr Bruder als Freiwilliger meldete. „Alles für das Vaterland“, so war das Motto etlicher Soldaten und viele Krankenschwerstern schlossen sich an.

    Was für ein Buch. Es hat mich so sehr gefangen genommen, dass ich um mich herum alles vergaß. Es gab nur wenige Krankenschwestern in Vietnam und die dort eingesetzten mussten weit über ihre Kräfte arbeiten. Die Autorin schreibt so aktiv über die Erlebnisse von Soldaten und medizinischem Personal, für mich unglaublich. Als der Krieg tobte war ich zu jung, um Notiz von den Geschehnissen zu nehmen. Das gilt sowohl für die Kämpfe als auch die Demonstrationen gegen den Krieg.

    Wie hart ist der Weg, wenn sich Frauen und Männer als „Kriegsheimkehrer“ wieder in die Gesellschaft integrieren möchte. Sie stoßen nur ganz selten auf Verständnis für ihre Traumata. Fatal war damals, dass Vereine, die sich für Veteranen einsetzten nicht anerkannten, dass auch die Frauen einer Traumabehandlung bedurften. Den Begriff „Posttraumatische Belastungsstörung“ gab es noch nicht und die Schwierigkeiten wurden leider häufig als Bagatellen angesehen.

    Kristin Hannah schuf einen Roman, der nicht nur berührt. Er zeigt in eindringlicher Weise, mit welchen Schwierigkeiten Veteranen zu kämpfen haben. Leider war der Vietnamkrieg nicht die letzte Auseinandersetzung. Sogar in Europa gibt es Krieg und die Diskussionen um Waffenlieferungen erhitzen die Gemüter. Von denen, die daheim im warmen Zimmer auf ihren Sofas sitzen und sich kaum in das Leben der Kämpfenden hineinversetzen können. Das Buch ist zwar als Roman tituliert. Die vielen Fakten und eine umfassende Recherche der Autorin bringen mich zur Überzeugung, dass es eine Mischung aus Sachbuch und Roman ist.
    Die schwarze Dahlie James Ellroy
    Die schwarze Dahlie (Buch)
    14.12.2024

    Spannend bis zum Schluss

    Entgegen den Ausführungen im Klappentext beginnt das Buch
    "Die schwarze Dahlie" keineswegs mit der Entdeckung einer Leiche. Für den Leser gilt es, dass er vor diesem Geschehen, viele Seiten über Boxkämpfe lesen muss. Ja, das verdirbt die Leselust und mag sogar zum Abbruch führen. Wer trotzdem dranbleibt, also weiter liest, wird belohnt.

    Die Hauptpersonen des Thrillers sind zwei Cops, die gegensätzlicher nicht sein können. Als sie für den Fall der schwarzen Dahlie eingesetzt werden, können sie zeigen, was in ihnen steckt. Dass beide den Mörder über lange Zeit nicht fassen konnten, macht diesen Krimi nur noch spannender.

    Wer ermordete die junge Frau und zerstückelte sie dermaßen? Grausam und detailliert beschreibt der Autor James Ellroy den Fund. Dieses Kapitel ist kaum zu ertragen und wird wohl von etlichen Lesern nicht gelesen. Das ist auch gut so, da es tatsächlich zu Alpträumen führt, wenn man die Zeilen in sich aufnimmt.

    Nach vielen Seiten über Boxer und deren Kämpfe kommt der Autor dann endlich zur Hauptsache. Und erst dann beginnt ein spannender Krimi. Es gibt etliche Wendungen und in dem Buch gibt es auch einen Täter. Wer es ist, das kann kaum jemand vorhersehen. Die Spannung bleibt also bis zum Schluss. Auch wenn das Buch für mich mit weniger Seiten ausgekommen wäre, konnte es mich gut unterhalten. Wer sich fragt, warum das so wahr, der sollte sich eine Hörprobe anhören.

    Ulrich Pleitgen versteht sein Handwerk und kann selbst langatmige Ausschweifungen des Autors vergessen machen.
    Gefährliche Betrachtungen Tilo Eckardt
    Gefährliche Betrachtungen (Buch)
    11.12.2024

    Thomas Mann hautnah erleben

    Er begegnete dem berühmten Autor vor einem Jahr. In Königsberg bei einer Lesung. Jetzt wartet er auf eine gute Gelegenheit, ihn erneut zu treffen. Er möchte nämlich den Roman „Die Buddenbrooks“ in die litauische Sprache übersetzen. Nur zu diesem Zweck zieht es ihn im Jahr 1930 nach Nidden zum Haus des Thomas Mann. Welch ein Erleben, diesen großen Literaten vor sich zu sehen. Wenn auch „nur“ im Bademantel und mit Strumpfbändern. Was danach geschieht, ist nicht mehr so erhebend. Nein, für den Ich-Erzähler ist es geradezu peinlich.

    Der Nobelpreisträger aus dem Jahr 1929 hat bis heute viele Leser, die seine Werke schätzen. Und im Jahr 2024 liest und hört man allenthalben von ihm. „Der Zauberberg“ erschien vor 100 Jahren und Herr Mann würde in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag feiern. Keine Überraschung also, dass auch ein Kriminalroman mit und über ihn erscheinen muss.

    Für mich ist Herr Mann ein Autor der es sehr gut verstand, Sprache in Bilder umzusetzen. Und das wiederum schaffte auch Tilo Eckardt in „Gefährliche Betrachtungen“. Bei seinen Darstellungen sah ich den Autor Thomas Mann vor mir. Die etwas steife Haltung und seine stets überaus akkurate Kleidung waren doch sein Markenzeichen. Und dann seine Familie. Die Kinder Erika und Klaus, beide waren ebenfalls gute Autoren.

    Das Buch ist eine Mischung aus Biographie, Krimi und Widerrede. Herr Mann war ein Gegner der Nationalsozialisten und er scheute sich nicht, dies zu äußern. Und zwar auf diese Weise: „eine Riesenwelle exzentrischer Barbarei und primitiv-massendemokratischer Jahrmarktsrohheit“  Ich schätze ihn sehr und habe seine Werke gelesen. Und dass er in diesem Buch so treffend dargestellt wird, macht es für mich zu einem Highlight meines Lesejahres 2024.
    Über allen Bergen Valentine Goby
    Über allen Bergen (Buch)
    11.12.2024

    Gute Milieustudie über das Leben in den Schweizer Bergen

    Seit seiner Geburt leidet Vincent unter Asthma. Aus dem Grund verwahrt seine Mutter immer mal wieder echten Bohnenkaffee nur für ihn. Das Getränk macht die Bronchien frei und ihr Junge kann atmen. Jetzt ist der Junge 12 Jahre alt und auf dem Weg zu seinem neuen Zuhause. Auf einem Schmugglerpfad wird er in die Berge der Schweiz gebracht. Und nein, es ist nicht nur das Asthma, welches ihn quält. Er ist Jude und sowohl er als auch seine Eltern werden in Deutschland verfolgt.

    Dass er seinen Namen ändern muss und niemals darüber erzählen darf, ist Vincent bewusst. Er passt sich ohne große Schwierigkeiten an und es gibt niemanden, der den Grund seiner Flucht aus Deutschland erkennt. Hier oben, sehr dicht bei den Bergen, lebt er ohne Angst. Er findet sogar Freunde und lernt rasch, wie er die Skier zur Fortbewegung nutzen kann. Herzliche und ihm zugetane Menschen machen ihm den Verlust seiner Familie leicht.

    In diesem Buch ist es die Natur, welche die größte Rolle spielt. Wer sich hier, in dieser rauen Bergwelt wohlfühlt, der fürchtet sich nicht vor Lawinen und Gewittern. Der Schnee bringt Leben zum Stillstand und Menschen, die hier leben, zur Ruhe. Unfassbar, dass Mengen dieses weißen Nasses einen in seinem Zuhause einschließen können.

    Nicht immer konnte ich der Autorin folgen. Zu oft gab es Abschnitte, die für mich nicht nachvollziehbar waren. Aber ich las das Buch gerne und gebe daher auch eine bedingte Leseempfehlung.
    Vielleicht hat das Leben Besseres vor Anne Gesthuysen
    Vielleicht hat das Leben Besseres vor (Buch)
    15.11.2024

    Das Buch macht nachdenklich

    Anna ist Pastorin und zudem auch Notfallseelsorgerin. Sie wird an das Krankenbett von Raffaela gerufen. Die liegt im Koma und niemand weiß warum. Raffaela ist behindert. Das bedeutet, dass sie nicht den Maßstäben der Menschen um sie herum entspricht. Ihre Mutter kümmert sich rührend um sie. Dabei vergisst sie ihre eigenen Bedürfnisse.

    Anna liebt ihren Job. Sie ist Pastorin in einer Kleinstadt am Niederrhein. Dass sie auch noch als Notfallseelsorgerin tätig ist, war für sie bisher kein Problem. Bisher. Das änderte sich schlagartig, als sie an das Krankenbett von Raffaela gerufen wurde. Dort saß die Mutter der Patientin mit einem Rosenkranz in ihren Händen. Völlig verzweifelt.

    "Vielleicht hat das Leben Besseres vor" war mein erster Roman, den ich von dieser Autorin las. Er entführt mich an den Niederrhein. Dabei ist es nicht nur in dieser Gegend üblich, dass Klatsch und Tratsch von aufmerksamen Nachbarn als Ersatz von Tageszeitung und Nachrichten aus Funk und Fernsehen gibt. Etliche Charaktere finden sich hier zusammen und nicht alle waren mir sympathisch. Das ist aber auch nicht wichtig. Für mich tatsächlich von elementarer Bedeutung ist die Frage, wie in diesem kleinen Ort mit behinderten Menschen umgegangen wird.

    Das Buch hat mich nicht nur gut unterhalten. Es zeigte mir auch, dass die Autorin nicht oberflächlich mit dem Thema umging und gefühlvoll auf die Probleme und Sorgen der Angehörigen von Behinderten einging. Meine Empfehlung zum Lesen des Buches gilt daher uneingeschränkt.
    Von Norden rollt ein Donner Markus Thielemann
    Von Norden rollt ein Donner (Buch)
    17.10.2024

    Ein ganz besonderer "Heimatroman"

    Jannes Kohlmeyer ist 19 Jahre alt. Er lebt in der Nähe von Bergen-Belsen und ist Hirte. Seine Herde besteht aus 42 Ziegen und 37 Heidschnucken. Die Arbeit macht ihm Spaß und das, obwohl es immer mal wieder Wofssichtungen gibt. Sein Vater ist zunehmend dement und Jannes hat Angst. Angst vor der Zukunft oder vor dem eventuell baldigen Verlust seines Vaters. Die Diskussionen um den Wolf ängstigen ihn dagegen nicht so sehr. Okay, wenn er alleine mit den Tieren unterwegs ist, dann denkt er schon daran. Zum Glück blieben seine Schafe bisher vor Angriffen verschont.

    Die Liste der Nominierten für den dbp24 ist auch in diesem Jahr abwechslungsreich. „Im Norden rollt ein Donner“ schaffte es gar auf die Shortlist. Hauptperson ist Jannes. Sein Vater beschäftigt sich stundenlang mit neuen Erkenntnissen über den Wolf und die Mutter arbeitet für ihn mit. Mit den neuen Nachbarn hört Jannes Begriffe, die er so nicht kannte. Diese besuchten die Schäfer als sie ein Wolfsfeuer entzündeten und alle Dorfbewohner dazu einluden. Was ist zum Beispiel ein „Judasfeuer“? Und warum tragen die Neuen so eigenartige Kleidung? Wie angeblich die alten Kelten sie trugen? Sehr suspekt die Leute.

    Nicht nur völkische Ansichten beschreibt der Autor. Er lenkt den Blick auf die unrühmliche Vergangenheit dieser Gegend. In Bergen-Belsen gab es das Konzentrationslager. Und in Tannenberg ein Außenlager. In der Gegend wurden Zwangsarbeiterinnen rekrutiert, die für die Rheinmetall-Borsig AG schuften mussten. Es ist also ein Buch, das einige Themen anreißt. Nein, nicht auf alle Fragen gibt es Antworten. Das macht aber nichts. Das Buch ist ein literarisches Meisterwerk und hat viele Leser verdient.
    Letzte Lügen Karin Slaughter
    Letzte Lügen (Buch)
    10.08.2024

    Spannend bis zum Schluss

    Will Trent und seine Frau genießen ihre Flitterwochen. Endlich. Es ist dunkel, helle Sterne leuchten am Himmel. Sara schwimmt im hoteleigenen Teich und Will gesellt sich nach anfänglichem Zögern zu ihr. Dann, plötzlich hören sie den verzweifelten Schrei einer Frau. Es klingt so als habe sie Todesangst. Will hastet aus dem Wasser und dann folgt der nächste Schrei.

    Nein, so hatte sich Will die Auszeit mit Sara nicht vorgestellt. Jetzt muss er sogar um sein und das Leben Saras fürchten. Wer hat diese Frau auf so bestialische Weise ermordet? Und warum? Dass sämtliche Familienmitglieder keine reine Weste haben, stellt sich rasch heraus. Kaum nachvollziehbar, welche Demütigungen das Opfer Zeit ihres Lebens hinnehmen musste.

    Karin Slaughter ist ein Garant für atemlose Spannung und perfekte Thriller. Auch „Letzte Lügen“ konnte mich überzeugen. Etliche Wendungen und ein Täter, der bis zum Schluss nicht überführt werden konnte, machten das Buch für mich mehr als lesenswert.
    Feuerjagd Tana French
    Feuerjagd (Buch)
    24.07.2024

    Spannend bis zum Schluss

    Johnny Reddy ist zurück. Plötzlich und unerwartet. Nach vier Jahren Abwesenheit und nur wenige freuen sich. Er kommt aber nicht alleine. Ein guter Bekannter ist bei ihm. Die beiden lernten sich in London kennen und jeder, der Johnny kennt weiß, dass sie nichts Gutes im Schilde führen. Was dieses Ungute ist, wird den Dorfbewohnern schnell klar. Auch Cal weiß das und er sorgt sich um die Tochter Johnnys. Trey heißt sie und ist ihm ans Herz gewachsen.

    Obwohl schon einige Jahre vergangen sind, Trey trauert noch immer um ihren Bruder. Die Pläne ihres Vaters samt Freund lassen sie nicht mehr ruhig schlafen und sie entwickelt einen Plan. Sie will endlich ihren Bruder rächen. Cal ahnt es und versucht alles, um sie vor Schaden zu bewahren.

    „Feuerjagd“ ist bereits das zweite Buch, das ich von Tana French las. Beim ersten tat ich mich noch schwer aber bei diesem konnte ich rasch der Geschichte folgen. Ja, Frau French schreibt langatmig und es fordert zuweilen Geduld. Dafür werden Leser mit einer sehr guten Story „belohnt“. Es gibt Charaktere, die gut dargestellt sind und ihr Verhalten ist nachvollziehbar. Die wenigen Wendungen machen das Buch spannend und der Schluss war so nicht vorhersehbar.

    Sehr gut gefiel mir die Schilderung über die typischen Bewohner der Insel. Aber auch die perfekte Beschreibung der Landschaft nahm mich mit. Aus dem Grund gebe ich eine Leseempfehlung und das ohne Abstriche.
    Verschwiegen Eva Björg Ægisdóttir
    Verschwiegen (Buch)
    23.01.2023

    Sehr gutes Debüt

    Elma ist wütend. Auf David, der sie einfach so im Stich ließ. Sie zieht wieder in ihren Heimatort Akranes. Eigentlich wollte sie ja nicht mehr weg von Reykjavik. Aber der Schmerz ihrer Trennung lässt ihr keine andere Wahl. Gut, dass sie hier viele Menschen kennt und sofort Arbeit und Wohnung findet. Dass ihre Tätigkeit direkt mit der Aufklärung eines Mordes beginnt, das hätte sie eher nicht gedacht.

    „Verschwiegen“ ist in zwei Zeitebenen geschrieben: einmal geht es um die Ermittlungen und das Leben von Elma und im anderen Strang um Vorkommnisse, die Jahrzehnte zurückliegen. Schon bald ahnte ich, worum es geht und fragte mich, wie die Ermittler die Tat aufklären. Dabei war es schließlich keineswegs der oder die Täter/in, die ich als solche erkannt haben wollte. Das hat die Autorin also sehr gut konstruiert und führt ihre Leser lange auf falsche Spuren.

    Es gibt viel Persönliches von Elma und das war mir zwischendurch ein Zuviel des Guten. Hin und wieder hatte ich auch das Gefühl, dass die Autorin das Buch künstlich in die Länge ziehen wollte. Nichtsdestotrotz empfehle ich den Krimi. Er ist ein Debüt und verspricht noch viele spannende Lesestunden von Eva Björg. Die düstere Stimmung im kalten Island hat sie sehr gut vermittelt.
    Papyrus Irene Vallejo
    Papyrus (Buch)
    28.06.2022

    "Das Wispern der Bücher klingt in jeder Epoche anders" (Zitat aus dem Buch)

    Papyrus ist ein Buch über Bücher. Irene Vallejo beschreibt den Werdegang der schönsten Erfindung der Welt von seinen Anfängen bis zum Zusammenbruch des Römischen Reiches. Viel Raum gibt sie der Bibliothek von Alexandria und Alexander dem Großen.

    Zunächst war es die Haptik, die mich an diesem Band faszinierte. Die Papyruspflanze mit Gold hervorgehoben, das hat was einzigartiges. Aber auch die umfangreichen Recherchen der Autorin verdienen meinen Respekt. Kaum vorstellbar, wie viele Jahre sie unterwegs war, um dieses Werk niederzuschreiben.

    Den Anfang beschreibt Frau Vallejo mit einem für sie sinnlichen Erlebnis. Eines Tages hatte sie das Glück, eine uralte und originale Schrift in Händen zu halten. Sie stammte von Petrarca. Das war ein italienischer Dichter und Geschichtsschreiber. Er starb im Jahr 1374 und es nicht vorstellbar, was es bedeutet, eines seiner Werke in Händen zu halten.

    Die Autorin berichtet über das Herstellen von Pergament und dass dafür Kälber und sogar Föten getötet wurden. Und dann gibt es noch eine Erwähnung, die ich spannend fand. Denn auch ich las heimlich unter der Bettdecke mit Taschenlampe. Nein, ich wusste nicht, dass das „Seitenbuch“ ein Vorreiter zum heimlichen Lesen sein könnte. Möchten Sie wissen, was es damit auf sich hat? Lesen Sie das Buch von Frau Vallejo.

    Papyrus begleitet den Leser auf einer Reise zwischen ferner Vergangenheit und Gegenwart. Irene Vallejo schreibt viel über sich selbst und ihre Erlebnisse mit Büchern und dem Lesen. Meine Empfehlung gilt ohne Wenn und Aber. Allerdings nur für jene, die sich auch für Historie interessieren.
    Den Wölfen zum Fraß Patrick Mcguinness
    Den Wölfen zum Fraß (Buch)
    30.03.2022

    Ein Buch mit Mehrwert

    Michael Wolphram ist ein pensionierter Lehrer und lebt sehr zurückgezogen. Er unterrichtete in einem elitären College Englands. Als die Leiche einer jungen Frau gefunden wurde, war Michael vom Pech verfolgt. Er ist ihr Nachbar und nahm sie hin und wieder in seinem Auto mit, wenn sie Besorgungen zu machen hatte. Was also lag für Ermittler und Nachbarn näher, als dass dieser einsiedlerische pensionierte Lehrer ein Motiv hatte? Nein, das war den ganz Schlauen nicht genug. Er war es eindeutig, so urteilten sie und der Mann kam in Untersuchungshaft.

    „Den Wölfen zum Fraß“ zeigt sehr deutlich auf, wie Rufmord einen Menschen treffen kann. Ganz plötzlich melden sich ehemalige Schüler, die natürlich so gar nicht mit dem ehemaligen Lehrer zurechtkamen. Sie waren wohl stolz, dass Journalisten zu dem Thema befragten und ihre Namen in den Gazetten erschienen. Ich dachte dabei stets an die B-Zeitung, die auch immer zuerst weiß, wer der oder die Täter sind.

    Der Roman gefiel mir. Es dauerte zwar etliche Seiten, bis ich mich an den Stil gewöhnte, aber dann konnte ich gut folgen. Der Autor beschreibt wirklich exzellent, wie die Journaille arbeitet. Und auch diese Berichte von Menschen, die den Verdächtigen angeblich so gut kennen, sind bezeichnend. „Den Wölfen zum Fraß“ sollten sich alle Journalisten und Schubladendenker durchlesen.
    Die falsche Zeugin Karin Slaughter
    Die falsche Zeugin (Buch)
    13.01.2022

    Sehr blutig und brutal mit spannenden Elementen

    Leigh Collier hat es geschafft. Sie ist eine erfolgreiche Anwältin und unabhängig. Von ihrem Mann, von dem sie getrennt lebt und von ihrer Mutter, die sie eigentlich gar nicht mehr sehen möchte. Ihr Leben änderst sich drastisch, als sie den Auftrag zur Übernahme eines spektakulären Falls bekommt. Was ihr zunächst ein Chance für das berufliche Fortkommen erscheint, entpuppt sich als grausame Selbstpräsentation eines Vergewaltigers. Sie kennt den Angeklagten seit 20 Jahren und aus der Zeit stammt auch ihr bestgehütetes Geheimnis. Nicht einmal ihr Mann, von dem sie getrennt lebt, kennt es. Obwohl er mitnichten ein empathieloser oder von Vorurteilen geprägter Mensch ist.

    „Die falsche Zeugin“ ist ein typischer Slaughter. Sehr blutig, abwechslungsreich und rasant. Es geht um Kinder, die missbraucht werden und um Männer, die ihre Macht ausnutzen. Die Autorin beschreibt, wie es sich anfühlt, wenn ein Mädchen nicht mehr mit ihrem Leben klarkommt und zu Drogen greift. Verurteilen, ohne Kenntnis der Gründe, das ist zu einfach.

    Neben der Handlung an sich gefiel mir, dass Frau Slaughter das Thema Covid 19 einbezog. Wie Gerichte damit arbeiten, welche Hürden es für Richter, Anwälte und Zeugen zu überwinden gibt und was das Virus mit den Leuten macht. Sie schreibt das ohne auf die unterschiedlichen Sehensweisen einzugehen, sondern bleibt immer nah an der Story um Leigh. Für mich war auch dieser Thriller zwischendurch zu langatmig, obwohl die unvorhersehbaren Wendungen dann doch für Spannung sorgten. Ich denke, dass ich auch das nächste Mal wieder ein Buch dieser Autorin lese und gebe für „Die falsche Zeugin“ eine Empfehlung.
    Grace Paul Lynch
    Grace (Buch)
    15.11.2021

    Kein Pageturner, aber gut

    Okay, denkt sich Grace. Sie beruhigt sich wieder, lass sie toben. Sie, das ist ihre Mutter, die rasend vor Wut die Haare ihrer Tochter stutzt. Ja, an dem Tag beruhigte sie sich, aber diese Ruhe ist nicht dauerhaft. Mutter Sarah entfernt sich vom Haus und kommt erst Stunden später zurück. Im Arm hält sie einen dicken Hasen, den sie sofort in einen Topf legt und diesen über den Herd hängt. Die Kinder freuen sich auf das Mahl und nicht nur dem ältesten Sohn Colly läuft das Wasser im Mund zusammen. Doch, was ist das? Sarah bestimmt, dass nur Grace von dem Fleisch essen darf. Zunächst wehrt diese sich dagegen. Aber schon recht bald wird ihr bewusst, was ihre Mutter vor hat.

    Es dauerte eine Weile, bis ich mich mit der Geschichte anfreunden konnte. Der Schreibstil ist anders, als der von deutschen Autoren. Recht steif und wenig anheimelnd. Und die Mischung aus Mystik und brutalen Erlebnisberichten war für mich gewöhnungsbedürftig. Was Grace erlebte und wie sie sich in einer harten Umgebung und zwischen Männern behauptete, das war eine emotionale Achterbahn. Dass ihr Bruder sie dabei aus der Welt des Geistes begleitete, nun ja, okay.

    Irland ist halt ein Flecken Erde, der viel Natur und geheimnisvolle Erlebnisse zu bieten hat. Damals glaubten noch mehr Menschen an übernatürliche Kräfte, als heute. Ich bin der Ansicht, dieses kopfgesteuerte Denken ist dort bis heute nicht so verbreitet, wie in Deutschland. Die Hauptperson Grace schlägt sich jedenfalls tapfer und ihr helfen die „Geister“ bei ihrem Trip durch die Heimat. Das Ende gefiel mir nicht wirklich, da es einige Fragen gibt, die offen bleiben. Trotzdem gebe ich vier Sterne plus. Das liegt auch an dem ansprechenden Cover und der guten Übersetzung von Christa Schuenke.
    Junge mit schwarzem Hahn Junge mit schwarzem Hahn (Buch)
    03.10.2021

    Ein gutes Debüt für anspruchsvolle Leser

    Der 11jährige Martin musste schon sehr jung alleine klarkommen. Ohne Eltern und Geschwister. Einen treuen Freund hat er aber noch: den schwarzen Hahn, der ihm kaum von der Seite weicht. Als ein Maler ins Dorf kommt, nimmt er den Jungen mit. Denn er merkt rasch, wie intelligent und umgänglich Martin ist. Die Vorbehalte der Menschen aus dem Dorf kann der Maler nicht nachvollziehen. Aber so war das damals. Wer Waise war, der wurde von den Mitbewohnern kaum beachtet.
    „Junge mit schwarzem Hahn“ fällt in jedem Buchladen auf, weil das Cover so einzigartig ist. Hier wurde ein Gemälde Pablo Picassos verwendet und das harmoniert perfekt mit der Geschichte. Es stammt aus dem Jahr 1905 und der Titel ist: „Garcon á la Pipe“. Das Buch lässt sich nicht einfach mal „nebenbei“ lesen. Dafür ist die Sprache zu eigen und die Story teilweise mit Elementen der Phantasie bestückt. Der Junge erlebt gute und schlechte Tage und nicht alle Menschen kommen mit offenen Armen auf ihn zu.
    Am Schluss des Buches gibt es einen Einblick in die Gedanken der Autorin. Sie berichtet darüber, warum sie das Werk schrieb und welche Botschaft sie vermitteln wollte. Nein, es ist kein Schmöker und trifft nicht jedermanns Geschmack. Lesenswert fand ich es aber trotzdem und zwar für alle, die hochwertige Literatur mögen. Ein tolles Debüt.
    Flucht nach Patagonien Flucht nach Patagonien (Buch)
    12.09.2021

    Eine Reise in die Sicherheit

    Eugenia Errázuriz liebte die Kunst und junge Künstler liebten diese spendable Frau. Sie griff den jungen Schöpfern mit finanziellen Mitteln unter die Arme. Nicht nur Coco Chanel konnte durch sie ihre Erfolge feiern. Als sie den Architekten Jean-Michel Frank kennenlernte war für sie klar, dass sie auch ihm helfen wollte. Allerdings nicht in Frankreich. Zu gefährlich war es damals für Juden in Europa. Sie wurden zunehmend verfolgt und Gerüchte über schlimme Todeslager mehrten sich. Kurz entschlossen überredete Eugenia ihren Freund Jean-Michael zu einer Reise nach Patagonien. Sie wollte dort das erste Grandhotel der Anden erbauen lassen.

    Das Buch spielt in der Gegenwart, also während der Passage nach Patagonien und schwenkt immer wieder in die Vergangenheit der beiden Hauptpersonen. Eugenia war wesentlich älter als
    Jean-Michel und ihre Freundschaft war nicht auf Sex fokussiert. Beide interessierten sich für Kunst und hatten noch etliche weitere gemeinsame Interessen. Wie Anne Frank und ihre Familie von
    Jean-Michael beschrieben wird, das gefiel mit gut. Er kannte die Franks, war er doch mit ihnen verwandt.

    Die Autorin schreibt anders als viele ihrer Kollegen und ich musste mich zunächst an diesen Stil gewöhnen. Er ist ernst und sehr sachlich. Also so, wie es meiner Meinung nach gut in die Romane dieser schlimmen Zeit passt. Einfühlsam berichtet Jana Revedin, wie sich der Hass gegen Juden auch in Frankreich zunächst schleichend, später dann gewaltig, in die Köpfe der Franzosen einnistete.

    Von Jean-Michel Frank wusste ich vor dem Lesen des Romans nichts. Dabei war er ein bekannter Innenarchitekt. Er galt als einflussreichster Designer der 30er Jahre in Paris. Er schaffte Kunstwerke aus einfachsten Materialien und bis heute gibt es Designer, die Möbel exakt nach seinen Vorlagen herstellen. Ein wirklich lehrreicher Roman über zwei Menschen, die zu ihrer Zeit viel bewegten.
    Das letzte Bild Das letzte Bild (Buch)
    23.08.2021

    Spannend und informativ

    "Das letzte Bild" ist eine Mischung aus Krimi und Historischem Roman. Die Story beginnt mit einem Phantombild. Darauf erkennt die Hauptakteurin Eva das Gesicht ihrer Mutter. Darauf angesprochen blockt diese ab, wie sie es bei allen Fragen macht, die sich auf die Vergangenheit beziehen. Welches dunkle Familiengeheimnis verschweigt sie? Eva will es wissen und macht sich auf eine Reise nach Norwegen und in die Vergangenheit ihrer Mutter.



    Den Ausschlag zum Schreiben dieses Romans gaben Zeitungsartikel über die Isdal-Frau. Dabei handelt es sich um eine Frauenleiche, die nicht zu identifizieren war. Anja Jonuleit fand die Geschichte so spannend, dass sie sich auf den Weg nach Norwegen machte. Das Resultat ihrer Recherchen kann sich durchaus sehen lassen. Dabei verwebt die Autorin unterschiedliche Fäden zu einem Bild, das zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselt.



    Das Buch beginnt mit einem Ereignis, welches das Leben zweier Mädchen und ihrer Mutter grundlegend ändert. Nicht nur die traurige Familiengeschichte wird erzählt. Auch der Umgang mit jungen norwegischen Frauen, die ein Kind von deutschen Soldaten bekamen, ist Thema. Sie kamen in den sogenannten Lebensborn-Heimen zur Welt und wurden dann auch nach „arischen“ Gesichtspunkten selektiert. Dass es in Norwegen etliche solcher Heime gab, das war mir nicht bekannt. Aber auch andere Fakten aus der Historie kommen zur Sprache.



    "Das letzte Bild" ist nicht nur Krimi und Historischer Roman. Es ist gleichzeitig ein Versuch, sich den eigenen Traumata zu stellen und diese nach vielen Jahren zu überwinden. Dieses Ansinnen wird von der Autorin so empathisch erfasst, wie kaum besser zu bewerkstelligen ist. Ein wirklich lesenswertes Buch. Wie im Leben halt üblich, halten sich auch hier sympathische und weniger sympathische Charaktere die Waage. Bei aller Meinungsbildung muss aber immer klar sein, dass nur der, welcher in gleicher Situation war, sich auch ein Urteil erlauben darf.

    Unbarmherziges Land Chris Offutt
    Unbarmherziges Land (Buch)
    13.08.2021

    Ein Besuch bei den "Killing Hills"

    Mick Hardin ist brillant. Er löst die Fälle beim CID für die US-Army und momentan hat er Heimaturlaub. Seine hochschwangere Frau meidet er derzeit und das aus verständlichen Gründen. Die Schwester Linda wurde vor wenigen Wochen Sheriff und hat zum ersten Mal einen Mord aufzuklären. Was liegt da näher als die Gelegenheit zu nutzen und Mick als Hilfe mit ins Boot zu nehmen.

    Hier geht es rasant zu und die Ermittler entsprechen absolut nicht dem Bild, welches in anderen Krimis häufig genutzt wird. Wer in „Unbarmherziges Land“ auf wilde Schlägereien und ungerechte Cops hofft, der hofft vergebens. Hier geht es tatsächlich um intensive Polizeiarbeit. Die Spannung bleibt konstant hoch. Es gibt zwar auch hier diese leider schon obligatorischen privaten Probleme der Ermittler, aber sie nehmen nicht zu viel Raum ein.

    Ein abwechslungsreiches Buch, welches mich gut unterhielt. Die Beschreibung der rauen Landschaft Kentuckys und den ebenfalls nicht gerade zimperlichen Menschen, das hatte was. In „Unbarmherziges Land“ wurde nicht übertrieben und kein Akteur mit übermenschlichen Attributen ausgestattet. Die Übersetzung ist gut. Hier hat Frau Anke Burger ganze Arbeit geleistet. Und auch das Cover kann sich sehen lassen. Ein rundherum gelungenes Stück gute Unterhaltung, das sich zu lesen lohnt.
    Der Brand Daniela Krien
    Der Brand (Buch)
    09.08.2021

    Zuweilen etwas lang aber dann doch in die Tiefe gehend

    Er soll die Wogen glätten und ihrer Liebe noch eine Chance geben: Der Urlaub in einem schicken Ferienhaus. Der Plan scheitert am Brand des Hauses. Rahel und Peter müssen umdisponieren. Es stellt sich heraus, dass der Brand ein Segen war, denn die beiden Sommerfrischler helfen einer alten Freundin, deren Mann einen Schlaganfall hatte. Er soll bei einer Rehamaßnahme wieder zu Kräften kommen und die Freundin möchte ihn begleiten. Rahel und Peter sollen währenddessen Haus, Garten und Tiere versorgen.



    30 Jahre verheiratet zu sein, dass ist mit Sicherheit ein Erfolg. Dass es dann auch kriseln kann wohl auch normal. Zumal beide zu den starken Persönlichkeiten gehören. Er spricht nicht viel über seine Sorgen und sie ahnt nicht, was ihn umtreibt und warum er sich in den letzten Wochen so sehr verschloss. Dann gibt es auch noch Sorgen um ihre Tochter, die einen kurzen Besuch bei ihren Eltern macht.



    Die Autorin von „Der Brand“ hat ein feines Gespür für die Probleme in einer Ehe. Ob diese dann auch tatsächlich nach der Silberhochzeit noch real sind, das kann ich nicht behaupten. Wobei sie viele Situationen schildert, die wohl jedes Paar bereits mehrfach durchlebte. Die Sprache war mir zuweilen sehr schlicht und dann wieder mit Fremdwörtern gespickt. Will sagen, dass Daniela Krien immer mal wieder vom eigentlichen Thema abschweifte. Das tolle Rezept für die Salatsoße habe ich schon ausprobiert und das ist perfekt. Vier Sterne gebe ich, da mir dann doch einige Lösungen zu konstruiert erschienen.
    Glück, W: Die einundfünfzig Leben von Avasinis Glück, W: Die einundfünfzig Leben von Avasinis (Buch)
    28.06.2021

    Einundfünfzig Stimmen gegen das Vergessen

    Am 02.05.1945 erschossen SS-Männer 51 Frauen, Männer und Kinder. Sie waren zwischen 2 und 84 Jahre alt. Der Autor Winfried Glück hat ihr Leben und ihren Tod in Kurzform aufs Papier gebracht. Auf diese Weise wird das Erinnern für uns Menschen einfacher. Zumal wohl kaum jemand von dem Ort Avasinis in Italien und dem dort geschehenen Massaker hörte. Die Einwohner des Dorfes begehen jährlich einen Erinnerungsmarsch für die Getöteten.

    Das Cover des Buches #DieeinundfünfzigLebenvonAvasinis zeigt ein Werk des Künstlers
    Leonardo da Vinci aus dem „Codex Atlanticus folio 307v“. Es ist bemerkenswert und passt perfekt zum Thema des Buches. In 51 Kurzgeschichten stellt Herr Glück die Ermordeten vor. Was sie kurz vorher machten, welche Pläne sie hatten und was sie dachten als sie das Gepolter der Stiefel hörten. Nach jeder Geschichte folgt der Satz: „Du hast dich schuldig gemacht. Du hast die Partisanen unterstützt. Darauf steht die Todesstrafe. Hier und Jetzt. Los! Hinknien! - Genickschuss!“

    Es wird von einem kleinen Mädchen berichtet, welches sich hinknien sollte. Gerade mal 2 Jahre alt wusste sie gar nicht, was die fremden Männer von ihr erwarteten. Oder der Mord an der jungen Mutter von drei Kindern, die einen Brief an ihren Mann zur Post bringt. Der weilt in Rom im Lazarett. Sie ist froh, denn dann muss er nicht mehr an die Front.

    Das Geschehen war so niederträchtig, dass ich beim Lesen Tränen in den Augen hatte. Zumal der Krieg vorbei war. Die Kapitulation Deutschlands stand bereits fest. Die Mörder hätten also gar nicht schießen dürfen. Schlimm ist für mich ebenfalls, dass sie trotz vieler Bemühungen nie zur Rechenschaft gezogen wurden. Bei Gericht gaben sie sich gegenseitig Alibis, die sie schuldlos erschienen ließen. Ja, so war das damals.

    Der Autor hat den Ort des Geschehens besucht und dort mit Hinterbliebenen gesprochen. Ein Mahnmal erinnert an jeden Einzelnen der Getöteten und ihre Namen stehen alle auf dem Denkmal. Am Schluss des Buches sind diese Namen aufgelistet und mit Geburtsdatum vermerkt. Ein lesenswertes, wenn auch aufwühlendes Buch.
    Nordwestzorn Svea Jensen
    Nordwestzorn (Buch)
    26.05.2021

    Spannend und durchaus realistisch

    Kommissarin Anna Wagner hat es geschafft. Wie gut, dass Hendrik sich einschaltete und sie in St. Peter-Ording bleiben darf. Jetzt heißt es für sie, einen mehr als schwierigen Fall zu lösen. Es geht nämlich um das Verschwinden eines Kindes und dem Verdacht, dass es missbraucht und getötet wurde. Kein Ermittler wird davon nicht emotional an seine Grenzen gebracht. Vor 15 Jahren verschwand ein Junge aus der Jugendherberge und sowohl Journalisten als auch Einwohner des Ortes waren mit ihrem Urteil schnell bei der Hand. Dass sie dadurch Existenzen zerstörten, das interessierte sie nicht.

    Schon das erste Buch über Hendrik und Anna gefiel mir gut und auch "Nordwestzorn" ist sehr gut gelungen. Die Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind stimmig und niemals langweilig. Direkt nach den ersten Seiten beginnt die Spannung. Nein, es gibt keine Schießereien oder zerstückelte Leichen. Hier geht es gemächlich und absolut realistisch zu. Auch dass die Autorin immer mal wieder das Privatleben der Ermittler einfließen lässt, störte mich nicht.

    Die Charaktere sind hier im zweiten Band gewachsen. Sie entwickelten sich nachvollziehbar. Der Vater Hendrik wird nicht als Übermensch gezeigt und die Kinder so, wie Jungen in dem Alter halt sind. Auch die Tatsache, dass Anna und Hendrik nicht sofort in der Kiste landen, lässt auch in der Beziehung die Spannung wach. Ja, die Bücher von Svea Jensen sind so geschrieben, dass jeder sich in die Umgebung von St. Peter-Ording „beamen“ kann.
    Lady Churchill Lady Churchill (Buch)
    16.04.2021

    Eine starke und empathische Frau

    "Lady Churchill" ist die Geschichte einer Frau, die stets im Schatten ihres berühmten Mannes agierte. Es war Liebe auf den ersten Blick als Clementine und Winston sich zum ersten Mal begegneten. Wahrscheinlich ist eins der bindenden Elemente die Tatsache, dass beide Mütter hatten, die ihnen nicht gerecht wurden. Nach der Heirat bekommen sie fünf Kinder und arbeiten beide darauf hin, dass Herr Churchill zur politischen Persönlichkeit heranreift. Höhen und Tiefen durchleben sie gemeinsam. Das sind nicht nur zwei Weltkriege, sie müssen auch den Tod eines Kindes hinnehmen.

    Er ist nicht unumstritten, der Herr Churchill. Aber für seine Klugheit und den Einsatz gegen Hitlerdeutschland bis heute geschätzt. Und das nicht nur bei den Briten. #LadyChurchill ist aus Sicht von Clementine und in der Ich-Form geschrieben. Es beginnt mit dem Kennenlernen der beiden und endet mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Autorin schreibt nicht nur Positives über das Ehepaar. Sie benennt auch die Fehler und Schwächen der beiden.

    Schon während des Ersten Weltkriegs gab es Unstimmigkeiten zwischen den Konservativen und den Liberalen im Parlament der Briten. Es hat sich also nichts geändert. Sehr interessant fand ich, wie Churchill zeitig den „Führer“ durchschaute und ihm das Handwerk legen wollte. Wer dagegen war und wie sehr alle Briten durch dieses Zaudern leiden mussten, das wollte "Lady Churchill" mildern. Ob es ihr gelang? Und wenn, dann wie?

    Ein spannendes und unterhaltsames Buch mit vielen Fakten. Ich las einige Bücher über den Zweiten Weltkrieg aber noch nie eins aus der Sicht einer Engländerin. Einzig die zuweilen großen Zeitsprünge störten mich etwas. Unbedingt zu erwähnen ist auch die gute Arbeit der Übersetzerin Marieke Heimburger.
    Nächstes Jahr in Berlin Astrid Seeberger
    Nächstes Jahr in Berlin (Buch)
    30.03.2021

    Nie wieder Krieg

    Schon als ich „Goodbye Bukarest“ von Astrid Seeberger las, war ich von ihrer Art des Schreibens beeindruckt. Jetzt folgte also „Nächstes Jahr in Berlin“ und auch dieses Buch las ich mit Betroffenheit. Hier schildert die Autorin das Leben ihrer Mutter. Anlass für dieses Werk war deren Tod und das Erinnern an ihr Leben. Nicht alles war der Tochter bekannt und zuweilen konnte sie kaum nachvollziehen, was ein Bekannter ihrer Mutter zu berichten wusste.

    Nein, es ist kein Roman, der sich nebenbei lesen lässt. Dafür ist das Erlebte zu grauenhaft und kaum nachvollziehbar. Was mag in den Köpfen der Täter vorgegangen sein als sie selbst das Töten unschuldiger Kinder billigend in Kauf nahmen? „Nächstes Jahr in Berlin“ ist sehr persönlich geschrieben und lässt sich nicht mit anderen Romanen des Themas vergleichen. Hier gibt es etliche Erlebnisse, die einmalig und einzig als autobiographische Familiengeschichte zu betrachten sind.

    Jedoch musste ich beim Lesen immer wieder an meinen Onkel denken. Auch er war Teil der 6. Armee und Opfer der Verhältnisse in Stalingrad. Auch er wurde als Gefangener Russlands viele Jahre von seinen Lieben getrennt und nein, niemand hatte Verständnis für seine Traumata. Das Buch „Nächstes Jahr in Berlin“ zeigt, was Krieg mit Menschen machen kann und in welcher Weise sie ihr Leben lang darunter leiden müssen.
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