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    2. Alle Rezensionen von Murksy bei jpc.de

    Murksy

    Aktiv seit: 09. März 2019
    "Hilfreich"-Bewertungen: 12
    101 Rezensionen
    Love & Bullets

    Love & Bullets (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    22.10.2020

    Kill Bill

    Bill ist ein Abzocker, ein Gauner, der anderen das Geld aus der Tasche zieht. Doch dieses Mal hat er es eindeutig übertrieben. Mächtig böse Gangster zu berauben kann Konsequenzen nach sich ziehen. In diesem Fall eine Gruppe Killer, die ihm den Garaus machen sollen. Zum Glück tötet ihn seine große Liebe nicht, sondern schlägt sich auf seine Seite. Gemeinsam mit der Killerin versucht Bill am Leben zu bleiben und hetzt durch die Lande. Doch die Mörder bleiben ihm auf der Spur und es kommt zu bluttriefenden Konfrontationen.
    Wem das zu brutal oder abgedreht klingt, sollte die Finger von dem Buch lassen. Wer allerdings kultig-trashige Action mit lakonischen Rededuellen ala Tarantino mag, liegt hier richtig. Allzu ernst darf man das Geballere und Prügeln nicht nehmen, es geht hoch her und splattert ordentlich. Übrig bleibt rasante Bubblegum-Unterhaltung, die so manchem Hollywoodfilm zur Ehre gebührt. Die Charaktere sind einprägsam gezeichnet, die Dialoge witzig (Killer, die sich mit ihrem vermeintlichen Opfer über Beziehungsprobleme unterhalten, während Coldplay den Ärmsten foltert...köstlich). Ein Lesevergnügen für Thrillerfans, die mehr auf action stehen, als auf glaubwürdige, toternste Handlungen. Mir hat es mächtig Spaß gemacht.
    Capitana

    Capitana (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    12.10.2020

    Lola rennt wieder

    Nach dem mit dem Dagger-Award ausgezeichneten Vorgängern geht die Geschichte um die Clanchefin Lola und ihr kleines Drogenkartell zwei Jahre später weiter. Bereits im ersten Teil musste Lola harte Entscheidungen treffen, um sich, ihre Familie und ihre Männer zu beschützen und ihre Position zu festigen. Nun wird sie in einen Kartellkrieg gezwungen, der alles zum Einsturz bringen könnte. Es beginnt ein harter Wettlauf gegen die Zeit, der Geheimnisse preisgibt und zwischen Treue und Verrat wechselt.
    Ohne Pathos oder romantische Verklärung zeichnet die Autorin das erbarmungslose Leben im Drogenmilieu, verfeinert mit Actioneinlagen das Geschehen und bleibt dennoch authentisch. Vielleicht liegt es daran, dass die Schriftstellerin die Tochter eines Polizisten und einer Gerichtsstenographin ist, auf jeden Fall weiß sie überzeugend das kriminelle Umfeld zu beschreiben und skizziert auch genau die Verzweiflung des Überlebenskampfes der verlorenen Bevölkerung und der darüber stehenden Macht der Kartelle. Wer denkt, das sei unrealistisch oder das gar eine Frau nicht zu solch einer Gewalt fähig wäre, irrt. Nicht erst Kleopatra oder Bonnie Parker haben gezeigt, das Frauen hart, machtvoll und skrupellos agieren können. Weibliche Drogenbosse in Mexiko sind und waren real. Lola, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen mag, tut alles, was nötig ist, um am Leben zu bleiben. Sie hat sich ihrer trostlosen Umgebung angepasst, zeigt aber durchaus Gefühle und pendelt ständig zwischen den Entscheidungen, die sie treffen muss und der Gnade, die sie aus diversen Gründen walten lässt. Capitana ist ein hervorragender Thriller über eine Frau, die in einer Männerwelt existiert und kämpft, Moral und Ehrenkodex entspringen einer Welt, die sie weder als Heldin noch als das ultimative Böse erscheinen lässt. Lola hat genauso verletzliche Stellen wie jeder andere, muss aber, um zu überleben diese bedeckt halten und falls nötig, brutal handeln. Ein gelungener Fortsetzungsroman einer überzeugenden Schriftstellerin.
    Final Control

    Veit Etzold
    Final Control (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    01.10.2020

    Der globale Größenwahn

    Der China-Fan Etzold beschreibt in seinem Thriller reale Gefahren der globalen Finanzwelt. Skrupellose Investoren, kollabierende Systeme und eine chinesische Macht, die alles zu überschatten droht. So weit so gut und auch richtig. Doch sein geradezu euphorischer Bericht über die chinesische Kraft und seine Ablehnung der europäischen Langsamkeit (vor allem der deutschen) wird leider gepaart mit den üblichen Klischees. Da ist der karatekämpfende Bodyguard mit schier unmenschlichen Fähigkeiten (obwohl er später von einem klar unterlegenen Gegner ausgetrickst wird) noch das kleinste Übel. Dass Peking einen Flughafen in 4 Jahren fertigstellt, ist bewundernswert. Dass der Erfolg des chinesischen Modells aber jahrelang zu Kosten der Umwelt ging, tausende Menschen hingerichtet werden, unzählige ihre Heimat für Großprojekte verlieren und Menschenrechte nicht stattfinden, wird zu wenig oder gar nicht berücksichtigt. Gut, es ist NUR ein Thriller. Trotzdem ein gefährliches Instrument, um Verschwörungstheoretikern Vorschub zu leisten. Unglaubwürdig ist auch die Geschichte, dass ausgerechnet ein Arzt, der ein start-up gründet, (Achtung Spoiler), zum Retter der Finanzwelt wird. Scheinbar mühelos findet er Ansprechpartner, die gemäß seinen Angaben handeln. Wenn die Finanzwelt, in der Etzold sich gut auskennt, wirklich so einfach agiert, dann kann man sich wirklich nur Sorgen machen. Die kapitelgewaltige Geschichte (teilweise nur 2-3 Seiten) führt dazu, dass sich der Autor oft wiederholt. Seine geliebten Zitate und Weisheiten (von Sun Tzu, wohl ein Star unter den Finanzhaien, bis zu Warhol) wiederholen sich teilweise, Begriffe, die der Autor erklärt, werden mehrfach erläutert. Das zieht das Buch unnötig in die Länge. Auch scheint es so, dass alle Figuren des Buches geradezu in Zitaten denken würden. Ist das so? Gibt es Menschen, die auch in Extremsituationen einen klugen Spruch abrufen, um dann die Lösung zu finden? Aber vielleicht lebt die oberflächliche und blenderische Finanzwelt von diesen Zitaten. Lässt sich doch manche inhaltsleere Präsentation mit einem solchen Spruch gut aufwerten und verleiht Tiefe, die nicht vorhanden ist. Ähnlich ist es mit der Dramatis personae, die der Autor am Ende des Buches aufführt. So bedeutend ist der Thriller nicht, als bedürfe es eines solchen Anhanges. Was bleibt, ist ein hinreichend spannendes Buch mit nicht viel Neuem und viel Wiedergekautem, einer drohenden Chinaübermacht und einer westlichen Welt, die sich warm anziehen kann. Zum Glück gibt es weise Autoren wie Etzold, die blendend Bescheid wissen und ihre Botschaft ins Land tragen. Zuhörer und Leser gibt es immer. Bleibt nur zu hoffen, dass die auch reflektieren und nicht alles abkaufen, was hier verkauft wird.
    Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke!

    Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke! (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    15.09.2020

    Ich will ein Handy

    Kennen diesen Satz die Eltern?? Oh ja. und natürlich gibt man bei, schließlich solld er Nachwuchs nicht als Außenseiter gelten. Das vorliegende Buch (ab 8 Jahren altersgerecht, wenn auch die Eltern den einen oder anderen Ausdruck erklären müssen: BFF z.Bsp.) handelt von einem Mädchen, dass sich sehnlichst ein solches Gerät wünscht. Schließlich kommt sie jetzt auf eine weiterführende Schule und da hat JEDER ein Handy. Nur sie nicht, weil ihre Eltern sparen müssen und überhaupt...
    Tja, eines Tages bekommt ihr Technikwunder. Und ein Wunder ist es wirklich, denn das Handy spricht mit ihr..selbständig und willenststark. Der Geist in der Maschine verändert ab sofort das Leben des Mädchens.
    Aktuelle Themen behandelt das humorvolle Buch genauso, wie die Zwänge, denen schon kleine Kinder unterliegen. Natürlich werden in dem Buch Sichtweisen der Erwachsenen auf die Kinder projiziert. Das ganze soll natürlich kindgerecht rüberkommen, gelingt auch meistens. Doch ein 8jähriges Kind wird nicht unbedingt die Argumentationsketten der Erwachsenen nachvollziehen können. Ob das Buch nun sogar noch mehr Lust auf ein Handy macht, sei dahingestellt. Gute Unterhaltung bietet das Büchlein allemal.
    Bittermonds Bucht

    Maike Harel
    Bittermonds Bucht (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    05.09.2020

    Der Schatz im Herzen

    Ein Kapitän haust in einem Schiffswrack in einer Bucht. Mit ihm wohnt am Strand ein Junge, Jukka. Vom Kapitän vor der Welt beschützt, wächst der Junge auf und kennt eigentlich nur das kleine Fleckchen Sand und das Wasser. Doch die Neugierde wächst. Es muss doch noch mehr geben. Was ist zum Beispiel in der Wüste? Oder gar dahinter? Kapitän drückt sich um eine Antwort und hält den Jungen unter Vorwänden am Strand fest. Eines Tages kommt eine Frau (gar eine Hexe?) mit ihrer Tochter zu Besuch. Die Frau kennt den Kapitän von Früher. Jukka hält zunächst nicht viel von dem Besuch, muss aber erfahren, dass es so viel mehr gibt. Das Mädchen kann LESEN und hat BÜCHER!? Jukka kennt das alles nicht. Doch durch das Mädchen Lila und die Welt aus der sie kommt, wächst die Neugier noch viel mehr. Und wenn das Mädchen eine Mutter hat, wieso denn er nicht?

    Eine wunderbar erzählte Geschichte, die zugleich spannend und unterhaltsam ist. Raffiniert und unterschwellig werden wichtige Themen behandelt. Sei es die alleinerziehende Mutter, die Frage nach dem "Wer bin ich?", Freundschaft, Bildung oder auch das Fremdsein, das und noch mehr spricht die Geschichte an und bringt den jungen Lesern einfühlsam ein Verständnis dafür näher. Verpackt ist das Ganze in eine abenteuerliche Geschichte, die altersgerecht und in wunderbarer Erzählweise auch Erwachsene begeistert.
    Sahin, S: Sila's Orientküche

    Sahin, S: Sila's Orientküche (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    05.09.2020

    Kochen mit Pepp

    Seufz..schon wieder eine Schauspielerin, die ein Kochbuch veröffentlicht? Ja, schon, trotzdem ist das Buch durchaus interessant, gibt es und doch einen Einblick in die türkisch-orientalische Küche. Leckere Rezepte werden einfach erklärt. Für absolute Kochanfänger vermutlich zu schwierig, ein paar Grundregeln des Kochens sollte der Leser schon mitbringen. Auch mag man vor ein paar exotischen Zutaten zurückschrecken, doch dies ist oft so, wenn man etwas nicht kennt. Wer das Glück hat, eine entsprechende Einkaufsmöglichkeit in der Nähe zu haben, kann aus dem Vollen schöpfen. Ansonsten verzeihen die Rezepte natürlich Abwandlungen je nach Geschmack. Sollte man die Zutaten nicht kennen, empfiehlt es sich, vorher mal zu probieren, bevor man ein Gericht kocht, das dann gar nicht zusagt. Der Verlag präsentiert das Buch gewohnt wertig, ansprechende Fotos zeigen die fertigen Mahlzeiten. Angenehm zu manch anderen Büchern ist, dass die Zahl der Autorinnenfotos nicht übertrieben ist. In anderen Büchern strahlt uns ja der Koch von jeder Seite an, was eher als Lückenfüller erscheint. Unterteilt sind die Rezepte in verschiedene Kapitel: von der Working Mum bis zum Love-Dinner. Wobei wir bei einem Kritikpunkt sind. Die Anglizismen stören hier. Das beginnt schon bei der Nennung der Fotografen. Muss es People-Fotografie sein? Auch die Auswahl der Rezeptnamen scheint manchmal etwas willkürlich der effekthascherisch. Bitter-sweet-symphony-salat oder Dattel-Energie-Bällchen, das ist etwas zu viel des Guten und geht mit dem Trend der Veggie-Bewegung.
    Ansonsten ein seht gutes Kochbuch. Wir haben wahllos zwei Rezepte nachgekocht, verlief problemlos und war sehr lecker.
    Ihr Königreich

    Ihr Königreich (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    04.09.2020

    Blutsbrüder

    Roy und sein jüngerer Bruder Carl wachsen auf einem Berghof auf. Allzu viel wirft die Ziegenzucht nicht ab, doch die Familie kommt über die Runden. Als eines Tages bei einem Unfall die Eltern sterben, sind die Brüder auf sich alleine gestellt. Roy wird als Mechaniker und Tankstellenwart arbeiten, der sichtlich gereifte Carl geht nach Übersee und wird Geschäftsmann. Viele Jahre später kommt Carl in die raue Welt der Berge zurück. Zwei Überraschungen bringt er mit: eine schöne Frau an seiner Seite und ein Großprojekt, das den alten Hof und auch das tiefergelegen e Dorf verändern soll. Nicht alle sind von den Plänen begeistert. Und dann lauern im Dunkeln noch die Schatten der Vergangenheit, ein Unheil, dass alles verschlingen kann und ein Brüderpaar, das einen inneren Kampf auszustehen hat.

    Nesbo schreibt in diesem Mix aus Familien- , Psychodrama und Krimi auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft. Wohltuend ist der Roman auch durch seine Eigenständigkeit, soll heißen, er ist kein Band einer Reihe, für die Nesbo bekannt wurde. Vielleicht ist das auch das Geheimnis hinter der "neuen" Art des Krimis, die uns der Schriftsteller bietet. Ins Kleinste zeigt er die Psyche der Akteure, lässt uns teilhaben an ihren Zweifeln und Zwängen, jeder Zeit absolut glaubhaft beschrieben. Mit jeder Seite steigt die lodernde Feuersbrunst der Gerüchte und Geheimnisse höher, droht alles zu Verschlingen. Durch raffinierte Cliffhanger und Wendungen erhöht Nesbo langsam die Spannung, so wie Roy in seiner Werkstatt die Schrauben und Muttern anzieht. Der buchstäbliche Abgrund scheint immer näher zu kommen, getrieben von ihrer Liebe und ihrem Hass, steuern die handelnden Personen scheinbar unausweichlich auf ihr Schicksal zu. Meisterlich zeichnet Nesbo die Dorfgemeinschaft, das harte Bergleben und die Veränderungen, die das Auftauchen von Carl mit sich bringt. Man fiebert mit den Charakteren genauso mit, wie man sie teilweise verabscheut. Ein spannender, vielschichtiger und fesselnder Roman, gut konstruiert und dramatisch bis zum Schluss. Nesbo in Bestform.
    Mein Familienkompass

    Nora Imlau
    Mein Familienkompass (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    31.08.2020

    Kommt drauf an

    Kommt drauf an lautet das Mantra der Autorin. Mit vielen Jahren Erfahrung in dem Bereich der Kindererziehung, unzähligen Gesprächen und Beiträgen, weiß sie, wovon sie schreibt. Und dieses "Kommt drauf an" passt auf fast jede Frage in diesem Gebiet. Es gibt ihn eben nicht, den goldenen Weg, die Ideallösung oder die Verallgemeinerung, die immer passt. Vielmehr hängt die Erziehungsfrage von so vielen Varianten ab, dass sich darin die Unzahl an Ratgebern und Experten erklärt. Da aber jeder Mensch, ob groß oder klein, anders ist, kann es keine klare Antwort auf die Frage geben, wie erziehe ich mein Kind und sorge gleichzeitig für Balance in der Familie. So gesehen, könnte man das Buch nach einigen Seiten zuschlagen. Man kennt das zur Genüge..oder eben auch nicht. Die Autorin gibt viele Ansätze, sich selbst zu hinterfragen, um den Weg zu finden, der für die eigenen Verhältnisse passt. Doch das entbindet Eltern nicht, selbst an sich und der Familie zu arbeiten, sich ständig zu kontrollieren und nachzubessern. Eines ist sicher, auch nach Lektüre dieses umfassenden Buches, werden wir vielleicht schlauer sein. Ob wir damit sicher auch bessere Eltern werden und unser Kind geborgen und glücklich aufwächst, liegt aber immer noch an uns. Fehler machen ist menschlich, daraus zu lernen, die Kunst. Und eine unbequeme Wahrheit bleibt auch, dass Familien, die nicht genug Geld haben, die nötigsten Bedürfnisse zu erfüllen, sich ein "teures" Ratgeberbuch nicht leisten werden. Erziehungsfrage ist leider auch bei uns eine Frage des sozialen Rahmens.
    Onkel Stan und Dan und das gar nicht lieblich-niedliche Mondabenteuer

    Onkel Stan und Dan und das gar nicht lieblich-niedliche Mondabenteuer (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    24.08.2020

    Knuddeliges Abenteuer

    Das Kinderbuch enthält alles, was man sich wünschen kann. Eine Horde neurotischer Lamas, verliebte Dachse, ein unsichtbares Mädchen und eine mutige Spinne nebst einem fiesen, sehr fiesen, richtig fiesen Bösewicht. Die Autorin sprüht vor witzigen Einfällen, wobei vermutlich nicht jeder humorige Satz ein neunjähriges Kind versteht. Untermalt wird die abenteuerliche Geschichte von ebenso humorvollen Zeichnungen. Vermenschlichte Tiere funktionieren oftmals sehr gut und auch hier kommt man aus dem Grinsen kaum raus. Auch Erwachsene haben ihren Spaß mit den ulkigen Figuren und ihren allzu menschlichen Problemen. Einziger Wermutstropfen und damit Punktabzug ist der Bezug zu den Vorgängerbüchern. Dies ist der dritte Band einer Reihe um Stan und Dan und ohne Kenntnis der ersten beiden Bücher, macht der neue Teil nicht ganz so viel Spaß, weil einfach die Zusammenhänge fehlen. Also, wer seinen Kleinen was Gutes tun und sie mit lustiger, süßer und spannender Unterhaltung versorgen will, gönnt ihnen alle Teile, es lohnt sich.
    Der beste Notfall der Welt

    Lorenz Pauli
    Der beste Notfall der Welt (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    22.08.2020

    Eine Maus mit Pfiff

    Zwei Jungen, die sich eigentlich nicht leiden können, sollen zwei Wochen zusammen in einem Zimmer wohnen. Als sie ein Vater zu diesem Zwecke abholen will, gibt es einen kleinen Unfall. Eine Maus wird angefahren. Zumindest hier sind sich die Jungen sofort einig: ihr muss geholfen werden. Also kommt die Maus mit ins Haus. Und mit ihr ein Geheimnis, das so unglaublich ist, dass es die Jungs einander näher bringt. Doch was hat es mit der Maus auf sich? Es wird fantastisch...
    Ein gelungener Kinderroman, der altersgerecht einige wichtige Themen behandelt. Freundschaft, Verantwortung, Mitgefühl und Ehrlichkeit sind nur einige. Bei so komplexen Fragestellungen, was eigentlich Heimat ist, bedarf es vielleicht der einen oder anderen Erklärung durch Erwachsene. Das Buch ist illustriert mit Zeichnungen, die für meinen Geschmack etwas zu dunkel erscheinen. Farbige Bilder wären schöner, auch sind doppelseitige Darstellungen eines Fahrzeugs meines Erachtens zu viel des Guten. Erste Kommentare der Kleinen zu den Bildern sind ebenfalls eher negativ. Ansonsten macht das Lesen Spaß und als Elternteil ist man es ja mittlerweile gewohnt, dass nach der Lektüre erklärt werden muss, welche Fabelwesen gar nicht existieren.
    Ein Mann der Kunst

    Kristof Magnusson
    Ein Mann der Kunst (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    12.08.2020

    Entlarvende Nabelschau

    KD Pratz ist ein schwieriger Künstler. Hoch angesehen, doch unangepasst, lebt er zurückgezogen in einer Burg. Da ihm nun ein Museumsanbau gewidmet werden soll, bemüht sich ein Förderverein um ein Treffen. Den Spießbürgern gelingt es tatsächlich, einen Termin zu vereinbaren. Die Zusammenkunft wird aber alle Teilnehmer verändern. Die selbstgerechte Welt der Kunst und sogenannten Kunstversteher wird sanft, aber humorig an den Ohren gezogen. Die Einbildung, Kunst für sich einnehmen zu können wird genauso widerlegt, wie der über den Dingen stehende Künstler, der letztendlich auch nur ein Menschlein bleibt. Leider bleiben alle Teilnehmer zu weltfremd und fern der wahren Probleme da draußen. Sie verbleiben in ihrer heilen Kunstwelt und fabulieren weiterhin in ihrer Abgehobenheit. Etwas mehr Sozialkritik wäre wünschenswert gewesen.
    American Spy

    American Spy (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    01.08.2020

    Im Sumpf der Geheimdienste

    Nur knapp entgeht eine Frau einem Mordanschlag. Im Laufe der Geschichte, die quasi als Brief ihren Kindern gewidmet ist, erzählt die Frau, wie es dazu kam. In der Zeit vor- und zurückspringend, wird so nach und nach der komplexe Fall einer Spionagetätigkeit aufgebaut. Man erfährt die Beweggründe der Frau, zunächst beim FBI zu arbeiten und sich dann als Agentin an einen afrikanischen Präsidenten zu heften.
    Die Handlung ist kompliziert. Wer nicht genau mitliest, wird sich schwer tun, alles zu verstehen. Dies lässt sich an anderen Rezensionen gut beobachten. Wer sich darüber beschwert, bestimmte Abkürzungen nicht zu kennen, hat das Buch nur oberflächlich gelesen. Alle anderen bekommen ein Musterbeispiel davon, wie sich die Großmächte gegenseitig bekriegen und wie einzelne Personen sich in Machtspielchen suhlen. Nennt man es nun Neokolonialismus oder einfach nur kalter Krieg: die Perversion des Vorgehens ist auf allen Seiten gleich. Verrat und Lüge sind Programm, Menschen sind Schachfiguren und beliebig austauschbar. Die Hauptfigur des Romans scheint zunächst vielleicht noch aus Idealismus (und einem ganz bestimmten persönlichen Grund) zu handeln, muss dann aber erkennen, dass es kein schwarz und weiß gibt. Das Buch geht tiefer als gewöhnliche Spionageromane, ist teilweise auch die psychologische Aufarbeitung eines Familienschicksales. Wer einen mörderischen Reißer sucht oder wilde Action bevorzugt, ist hier falsch. Das Buch fordert Aufmerksamkeit und rudimentäres Interesse für Politik, sonst erscheint es vielleicht langweilig und zu schwierig. Vergleiche mit John Le Carre hinken und sind wohl eher dem Marketing geschuldet.
    Verschollen in Palma

    Verschollen in Palma (Buch)

    2 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    29.07.2020

    Zäh wie Leder

    Kallentoft kann schreiben. Ja. Aber hier vergeudet er sein Talent in einem Krimi, der an Langweiligkeit kaum zu überbieten ist. Kallentoft füllt seine Seiten auch geschickt damit, seine Wahlheimat Mallorca zu beschreiben. Ein Grund, warum ich lokale Krimis nicht besonders mag. Ich will nicht jeden Wegnamen beschrieben haben, Sehenswürdigkeiten oder Cafes genannt haben, die mit der Geschichte nichts zu tun haben. Da kaufe ich mir dann einen Reiseführer. Aber dies ist hier nicht das Problem. Im mit Anglizismen vollgestopften Roman (ist wohl die In-Sprache auf Mallorca?) versucht ein Vater seine verschwundene Tochter zu finden. Was Kallentoft daraus entwickelt ist ein Psychodrama um einen gequälten Vater, der auch Jahre später immer noch rufend durch die Wälder streift (ob das glaubwürdig ist, lässt sich anzweifeln). Leider ist diese Geschichte in ähnlicher Form schon dutzende Male in Filmen und Büchern verarbeitet worden und wird hier auch nicht in wirklich neuem Gewand erzählt. Vielmehr ist der von seiner Frau verlassene Mann der Einzelkämpfer, der gegen vielfältige Mauern rennt. Klischeehaft als Beispiel angeführt: die Polizei! Das totgetretene Bild der korrupten südländischen Polizei langweilt den Leser und reiht sich ein in unzählige Bücher dieser Art. Aus dem Krimi hätte ein spannender Roman werden können. Aber weder wird Nähe zu den betroffenen Personen aufgebaut, noch gibt es überraschende Wendungen. Und das stilistische Hilfsmittel, Sätze nach einem Komma zu beenden, runden das eckige Bild ab. Nicht mein Fall und ich werde kein Freund der angekündigten Serie.
    Alter Hund, neue Tricks

    Adrian Mckinty
    Alter Hund, neue Tricks (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    24.07.2020

    Gut wie alter Whiskey

    DI Duffy hat seinen letzten Fall eigentlich schon gelöst. Nun dient er als Teilzeitreserve bei der Polizei, um seine Pension in voller Höhe zu bekommen. Eines Tages soll er wegen Personalmangel einen scheinbar einfachen Mordfall übernehmen. Doch Duffy wäre nicht Duffy, wenn es beim einfachen Fall bliebe. Schnell erkennt er, dass der als missglückter Autoraub getarnte Mord, ein raffiniert ausgeführtes Verbrechen ist. Zusammen mit seinem alten Kollegen Crabbie macht er sich auf die Jagd. Denn eines mag Duffy gar nicht: wenn man ihn für dumm hält. Der belesene, Schallplatten und Whiskey liebende, Polizist im Beinaheruhestand schiebt seine Zeit mit der Familie in Schottland noch etwas auf und kommt einer großen Sache auf die Spur. Dabei tritt er nicht nur seinen Vorgesetzten vor das Bein, sondern gerät in Lebensgefahr.
    Wie immer schreibt McKinty intelligent und mit Humor. Sein Duffy glänzt durch eine unkonventionelle Art, messerscharfen Verstand und die nötige Gelassenheit, um im Irland der 90er Jahre zu bestehen. Man muss kein Geschichtskenner sein, wer allerdings um den Irlandkonflikt weiß, hat noch mehr Vergnügen an der politischen Seite des Thrillers. Zum running gag wird der Blick der Polizisten unter das Auto, Sprengsätze gehören zur Tagesordnung. Da die große Zeit des Internets erst beginnt, ermitteln die Polizisten noch auf altmodische Art und gewöhnen sich nur lakonisch an den Fortschritt. Duffy gibt sich hier herrlich dickköpfig, erzählt den Fall aus seiner Sicht und spricht indirekt sogar mit seiner Leserschaft (nach dem Motto: Sie kennen mich!). Schmunzelnd begleitet man Duffy auf seiner Suche durch die Gefilden der irischen Parteien und bekommt nebenbei noch vorzügliche Musiktipps geliefert. Wohltuend ist der Abstand zu den alten Fällen. Natürlich werden diese teilweise erwähnt, sind aber für den vorliegenden Thriller nicht zwingend. Mir hat das Buch wieder großen Spaß gemacht und ich hoffe, dass Duffy nicht ganz im Ruhestand verschwindet.
    42 Grad

    42 Grad (Buch)

    2 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    02.07.2020

    Warum denn nur?

    Vor meiner Rezension weise ich darauf hin, dass ich zur Begründung meiner Kritik einige Details des Inhaltes nennen werde. Zunächst zum Buch und der Geschichte.
    Die Klimaerwärmung schreitet voran, eine ungewöhnlich starke Dürreperiode trocknet Europa aus. Wasser wird noch wertvoller und knapper, doch zunächst hält sich die Besorgnis in Grenzen. Drei unterschiedliche Personen (ein Wasserexperte, ein Hydrologe und eine IT-Spezialistin) sind sich der Dramatik bewusst und wollen die Behörden und zuständigen Stellen warnen. Allerdings stoßen sie da eher auf Unverständnis. Hier kommt schon der erste Kritikpunkt. Bei all den Anzeichen, Wassermangel, Hitze und austrocknende Flüsse bin ich mir sicher, dass auch die Behörden hellhörig werden würden. Dass die genannten drei Personen im Laufe des Buches so ziemlich die einzigen sein werden, die wirklich etwas tun und sogar der Polizei die notwendigen Tipps geben, ist sehr klischeehaft gezeichnet. Behörden versagen, ein paar heldenhafte Zivilisten retten die Welt...puh, sehr stumpf. Zugegeben, oftmals mag die Politik und die Exekutive versagen, aber derart hilflos und blind, wie hier teilweise dargestellt, ist schon absurd. Im Laufe der Entwicklung stellt sich heraus, dass die Klimakrise von bösen Mächten ausgenutzt wird, um Chaos zu verbreiten und politische Ziele (der üblichen Verdächtigen) durchzusetzen. Und hier ist die IT-Spezialistin scheinbar die einzige Person, die Datenbanken richtig untersuchen kann und die entscheidenden Hinweise findet. Sämtliche Abschirmdienste und Polizeikräfte scheinen dies nicht zu können. Dafür gibt das BKA Ermittlungsergebnisse an Zivilisten weiter, damit die privat ermitteln können..so so. Hier zeigt sich ein großer Schwachpunkt des Buches. Die Figuren sind nicht glaubhaft genug und erzeugen keine Empathie. Beispiel der Kerstin, die von der hoffnungslosen Bäuerin zur tatkräftigen Hilfskraft des THW mutiert. Oder ein Hydrologe, der im alleinigen Tauchgang eine Katastrophe entdeckt (merkwürdig, dass die Behörden eine Absperrung nicht wirklich umsetzen oder auch nicht auf die Idee kommen, selber Taucher zu schicken. Auf der anderen Seite wirft der Autor mit enormen Todeszahlen um sich, die aber merkwürdig kalt lassen. Hier wäre es besser gewesen, immer wieder einzelne tragische Schicksale genau zu schildern. So bleibt die Handlung seltsam gefühlskalt. Das Buch begann hoffnungsvoll als Wissenschaftsthriller mit einigen Daten und Fakten und entwickelte sich immer mehr zum Actionverschnitt der unglaubwürdigen Art. Achtung Spoiler: Ein BKA-Hauptkommissar gibt gegen Ende des Buches den Befehl an Militärjets einen Tanklaster in die Luft zu jagen. Kurz darauf lässt er einen Privatjet mit Hilfe einer Drohne zerstören. Ähem...das ist schon fast peinlich schlecht. Die geplante Verfilmung sehe ich schon mit Schrecken im privaten TV zur prime time laufen!
    Schade, das Buch hat ein wichtiges Thema aufgegriffen, aber daraus wurde ein reißerischer, oberflächlicher Thriller, der bestenfalls dazu dient, Verschwörungstheorien zu unterstützen. 2 Punkte gibt es für die wichtigen Grundlagen der Geschichte und der Hoffnung, dass den Lesern das Thema Wasser näher gebracht wird. Eine Lösung wie am Ende des Buches, dass ein wenig Regen das Problem löst, wird es so nicht geben. Bei einer solchen Dürre müsste es Monate regnen, damit so etwas wie Normalität wieder eintritt. Viel zu kurz kam das Chaos und die verheerenden Zustände in der Bevölkerung. Das haben andere ähnliche Bücher deutlich besser gemacht.
    Der Knochengarten

    Val McDermid
    Der Knochengarten (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    09.06.2020

    Die wortgewaltige Serientäterin

    Nahe eines alten Klosters werden jede Menge Skelette gefunden. Die Polizei beginnt mit den Ermittlungen. Parallel wird noch ein anderer Fall aufgerollt; ein scheinbar Unschuldiger sitzt im Gefängnis. Haben die Fälle gar etwas miteinander zu tun? Und werden letztendlich Tony Hill (der momentan im Gefängnis sitzt) und Carol Jordan (arbeitet nicht mehr als Polizistin) wieder zusammen arbeiten? Es gibt viele Fragen und jede Menge Cliffhanger, die den Leser bei Stange halten. Allerdings ist dies der 11. Fall einer Reihe. Und dies macht es dem Neuleser schwer, in die Geschichte zu finden. Für die Autorin ist es natürlich angenehm, wenn über eine lange Zeit ein Universum aufgebaut werden kann und nicht bei jedem Buch neue Figuren erfunden werden müssen. Nimmt man allerdings alle Bezüge auf alte Fälle aus dem neuen Buch raus, wird die Luft schon dünner. Ständig werden alte Erinnerungen wachgerufen, die Figuren graben in der Vergangenheit und nur der Leser, der alle Bände kennt, kommt zu vollem Vergnügen. Das ist wie bei einer Fernsehserie: man steigt nicht am Ende einer Staffel ein, das macht wenig Spaß.
    McDermid ist zum Glück eine gute Erzählerin. Das Lesen macht also vom stilistischen Standpunkt und dem Spannungsaufbau Freude. Leider reicht die Spannung der neuen Geschichte nicht ganz bis zum Schluss. Vielleicht wäre es ganz gut, die Serie zu beenden und etwas neues und frisches zu wagen. Eine gute Autorin und ein mittelmäßiger Roman treiben mich nicht zwingend dazu, die Vorgänger zu lesen.
    Schwestern im Tod

    Schwestern im Tod (Buch)

    2 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    03.06.2020

    Leichenstarre

    Leichenstarre....so oder so ähnlich fühlte ich mich beim Lesen des nicht überzeugenden, klischeehaften und abgekupfertem Roman. Das Einzige, was das Buch noch einigermaßen erträglich macht, ist die unzweifelhaft vorhandene Schreibkunst des Autors. Aber warum muss ein Thriller aus Frankreich so melancholisch und melodramatisch sein wie ein Roman über eine unglückliche Liebe? Denn da funktioniert diese Erzählweise. Bei diesem Krimi erzeugt sie reine Langeweile. Was besonders negativ auffällt, ist das Gebaren des Kommissars. In seinem ersten Fall, in der ersten Hälfte des Buches geschildert, sieht er in jeder Fotografie sofort das geheimnisvoll Böse, ständig scheint die Polizei etwas zu übersehen und eine Vorahnung folgt er nächsten. Wenn jeder Polizist solche permanenten Gedanken hätte, wäre eine Flut von Psychologen nötig, um die geknacksten Seelen zu kitten. Dann erinnert sich der 24jährige Polizist während der Ermittlung an Rechtsvorschriften aus der Ausbildung, wie absurd wirkt hier die Gedankenwelt, niemand denkt so! im zweiten Teil, 25 Jahre später, fühlt der Ermittler dann sogar in seinen Nerven, wenn er beobachtet wird...gähn. Oder er spürt beim Lesen grausiger Literatur förmlich, wie die Temperatur sinkt. Zudem wundert er sich, wie oft das Wort Tod in einem Schauerroman vorkommt. Alles klar! Die Geschichte des Buches findet sich in Dutzend anderen Büchern so oder so ähnlich wieder. Mädchen, die ihre Faszination für einen Star oder Schriftsteller offensichtlich mit dem Leben bezahlen. Ein Autor, der seine Werke als psychoanalytische Abhandlung über die Tiefen der menschlichen Seele sieht und natürlich der Polizei geistig um Längen voraus ist. Als dann Jahre später wieder Morde passieren (natürlich wieder abgekupfert aus den Romanen des besagten Autors) ermittelt wieder unser feinfühliger Kommissar, der aber trotz Todesangst in ein Haus mit entflohenen Schlangen geht...puh. Nächstes Klischee gefällig? Der Fan des Autors, natürlich verdächtig. Der große Unbekannte, der Menschen zu Mord oder Selbstmord treibt? Klar! Und so weiter. Alles schon dagewesen, aber oftmals viel glaubhafter als in diesem Roman, durch den man sich auf der Suche nach Spannung quält. Eignet sich weder als Abhandlung über die Psyche, noch als Buch für Gruselabende. Aber als Einschlafhilfe kommt der Kommissar wirklich gut.
    Brückner, M: Dino

    Brückner, M: Dino (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    14.05.2020

    Männerphantasien in Chrom und Leder

    Achtung: Buch gibt es auch als "#crashtag"

    Dei Geschichte spielt in ganz naher Zukunft, autonomes Fahren ist schon beinahe etabliert, es gibt Windows 12 und die Konzernwelt hat sich verändert. Ein Journalist, der seine besten Tage eigentlich schon hinter sich hat, findet auf einer dubiosen Webseite immer wieder neue Infos zu spektakulären Autounfällen. Für ihn ausreichend Material um seine Stories zu schreiben. Als ausgeprägter Autoliebhaber kennt er sich mit der Materie gut aus. Eines Tages wird er hellhörig, als ein Industrieller bei einem Unfall stirbt. Das Gebiet des Mannes waren Sensoren, die das autonome Fahren erst möglich machen. Als noch ein weiterer tödlicher Unfall passiert, kann es sich nicht mehr um Zufall handeln. Wer steckt hinter den Morden? Und benutzt tatsächlich jemand die Fahrzeuge als Mordinstrumente? Der Steve McQueen-Fan Graber geht der Fährte nach und wittert eine große Story, die ihn endlich wieder bekannt macht.
    Die Grundgeschichte ist durchaus gut, wenn auch nicht ganz neu. Ein netter Kniff ist die Verlegung in die nahe Zukunft, da kann sich der Autor ausleben und die Logik etwas beiseite lassen. Klischees werden zur Genüge verarbeitet: schnelle Autos, böse Industrielle, schöne Frauen und Filmzitate. Ja, der Autor zeigt, was er liebt. Das Problem ist nur, wenn der Leser nicht ganz seine Detailverliebtheit in Sachen Fahrzeuge teilt. Mir waren die Feinheiten etwas zu viel des Guten. Der Fokus hätte mehr auf der eigentlichen Krimistory liegen sollen, die letztendlich doch zu offensichtlich enträtselt wird. Dabei spielt natürlich auch ein obligatorischer Hacker eine Rolle. Die Bösen sind natürlich mit einem überbordenden Ego versehen und erlauben es so dem Journalisten, ihnen immer wieder vom Haken zu kommen. Eher unglaubwürdig und nicht wirklich spannend. Was bleibt, ist ein durchschnittlicher Thriller für Autofans, die es mit der Logik nicht allzu genau nehmen. Zu viele Klischees, zu wenig Innovation. Schade.
    American Dirt

    Jeanine Cummins
    American Dirt (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    29.04.2020

    Die Flucht

    Bei einem Massaker wird fast eine gesamte Familie ausgelöscht. Nur Lydia und ihr Sohn können sich im Bad verstecken und überleben den Anschlag eines Kartells. Ihr Mann war Journalist und hat offen über dessen Boss geschrieben. Ausgerechnet dieser Mann war mit der Buchhändlerin Lydia befreundet, die zunächst nichts von der wahren Natur des intelligenten Mannes ahnte. Nachdem Lydia begriffen hat, wer ihr nach dem Leben trachtet, macht sie sich mit ihrem Sohn auf die Flucht. In Mexiko wird sie keine Ruhe mehr finden, das weiß sie. Deshalb gibt es nur einen Weg: nach Amerika. Also begibt sie sich auf die Route mit vielen Gefahren und Entbehrungen, reist mit der "Bestie", dem legendären Zug Richtung Norden und übergibt ihr Schicksal in die Hände eines Schleusers, der für viel Geld Migranten über die Grenze schafft. Es beginnt ein Höllentrip, der Körper und Seele angreift und viele Opfer fordert.

    Entgegen den Befürchtungen, die die Werbung zu diesem Buch geweckt hat ("bewaffnet mit einer Machete!" etc.), handelt es sich weder um einen blutigen Rachethriller, noch um die üblichen Drogenkartellmordorgien, die man aus manchen Filmen und Büchern kennt. Im Nachwort äußert sich die Autorin auch zu ihrer Intension, ein realistisches Bild der Flucht zu beschreiben. Natürlich ist eine solche Flucht brutal. Doch das meiste der Gewalt spielt sich im Kopf des Lesers ab. So ist das einleitende Massaker bereits geschehen und der Leser erlebt die Angst der Frau aus der Versteckperspektive. Umso eindringlicher wirkt das Werk durch diese psychische Anregung der Fantasie. Sehr gut beschreibt die Autorin in hervorragender Erzählweise die Zerrissenheit der Flüchtenden, macht den Zwiespalt zwischen Hoffnung, Panik und Egoismus der Migranten deutlich. Es gibt kein schwarz und weiß. Oft pendeln die Protagonisten zwischen Mitleid und reinem Selbsterhaltungstrieb. Der beeindruckende Schreibstil lässt den Leser die Qualen der Flucht miterleben. Eine besondere Erwähnung verdient hier auch die Übersetzung durch Katharina Naumann. Ein Roman, der unter die Haut geht und bleibenden Eindruck hinterlässt.
    War allerdings der Aufruhr um dieses Buch gerechtfertigt? Amerika war in zwei Lager gespalten. Überbordende Lobeshymnen pushten das Buch in die Höhe. Die Kritik über allzu einseitige Betrachtungsweise befeuerten erneut die Verkaufszahlen. Meiner Meinung nach war das eine wie das andere übertrieben. Das Buch ist sehr authentisch, erzählerisch mächtig, aber nicht politisch genug, um wirklich tief in die Flüchtlingsproblematik einzusteigen. Das Buch rüttelt vielleicht die wach, die mit den Umständen einer solch mörderischen Reise nicht vertraut sind. Andere, die aus Reportagen oder Filmen solche Szenen kennen (oder zu kennen glauben) werden das Buch als gut gemachten Roman annehmen. Die politische Debatte findet außerhalb des Buches statt, muss stattfinden und vielleicht hilft dieses Buch dabei.
    Die Kunst des stilvollen Wanderns - Ein philosophischer Wegweiser

    Stephen Graham
    Die Kunst des stilvollen Wanderns - Ein philosophischer Wegweiser (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    29.03.2020

    Der wandernde Philosoph

    Die Neuveröffentlichung des Klassikers aus dem Jahre 1926 befasst sich in 26 Kapiteln mit der Kunst des freigeistigen Wanderns, was heißen soll, das hier und jetzt zu genießen und mit jeder Pore die Umgebung in sich aufzunehmen. Natürlich sind einige der Anmerkungen dem Zeitgeist zum Opfer gefallen. Ausrüstung hat sich verändert, es gibt neue Materialien, die Welt ist politisch komplizierter geworden. Trotzdem behält das Buch überraschend viel Gültigkeit. Der belesene Autor schmückt sein Buch mit vielen Zitaten, die im hervorragenden Glossar erklärt werden. Ich liebe Glossars, habe doch schon viele wertvolle Lesetipps aus solchen bezogen. Auch hier gibt es viele Anreize, alte Bücher zu lesen oder einfach mal wieder den guten Shakespeare zur Hand zu nehmen.
    Die Bonmots des Autors sind ein wahrer Genuss. Pfiffig und schlau zum Beispiel sein Ratschlag an Paare, vor der Ehe zunächst zu wandern, nur dort lernt man den Gefährten wirklich kennen. Oder den vorzüglichen Tipp, eine unbekannte Gegend oder Stadt im ZickZack zu beschreiten. So simpel das klingt, macht das tatsächlich Spaß und bringt uns an Stellen, die kein Reiseführer anpreist. Obwohl sich Materialen geändert haben, sind viele Tipps zur Ausrüstung immer noch aktuell. Man schmunzelt, wenn bereits vor fast hundert Jahren listige Verkäufer eine Vielzahl von Rucksäcken im Angebot hatten und die an den Wandersmann bringen wollten. Hier gilt damals wie heute: ausprobieren und selber testen. Wertvoll auch der Hinweis, auf viele Innentaschen zu achten oder seine Sachen in kleine Säcke zu verpacken, sehr schlau. Ach man möchte sofort loswandern, so begeistert erzählt der Autor von seinen Wanderungen in fremden Ländern, vom Dahintreiben lassen oder einfach nur bequemen Verweilen an einem schönen Ort. Vom Alkohol- und Zigarettenkonsum abgesehen, die der Autor beschreibt und pflegte, eine gesunde und wohltuende Art, fremde Länder und Menschen kennenzulernen. Im Kapitel "Fremde" beschäftigt sich der Autor schon damals mit Fremdenfeindlichkeit und Vorurteilen. Letztendlich sind wir doch alle gleich, welche einfache Wahrheit, die heutzutage aktueller ist denn je.
    Das Buch ist ein Kleinod für alle Wanderbegeisterten, ein Ratgeber, eine Sammlung sinniger und humorvoller Weisheiten, aus denen jeder das herausnehmen kann, was zu ihm passt. Und beim Lesen des Buches fragt man sich unweigerlich: ja, warum nicht einfach mal wieder am Wochenende den Rucksack packen und losziehen, die Natur wieder mit allen Sinnen wahrnehmen, unter freiem Himmel schlafen und wie es der Autor empfiehlt, in einem kleinen Tagebuch seine Gedanken festhalten. Ein zeitloses Buch.
    Cole, H: Sammy - Die unglaublichen Abenteuer einer kleinen M

    Cole, H: Sammy - Die unglaublichen Abenteuer einer kleinen M (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    25.03.2020

    Großes Abenteuer eines kleinen Helden

    Zwei Jungen basteln ein Modellflugzeug, das fliegen soll. Ausgerechnet eine kleine Maus soll als Pilot herhalten. Dass das schiefgehen muss, ist klar. Und genau so kommt es auch. Das Flugzeug stürzt ab und Sammy, die Maus, findet sich in einer komplett fremden Welt wieder. Dort gibt es merkwürdige Tiere und Pflanzen, eine Horde Feldmäuse, die Sammy sofort als Zauberer verehren und natürlich auch Gefahren, zum Beispiel in Form eines fiesen Wiesels. Sammy will natürlich wieder zurück, vor allem, da ihn die Mäuse zu einer Demonstration seiner Zauberkunst auffordern. Doch oh Schreck, das Flugzeug ist weg. Das Abenteuer nimmt seinen Lauf.
    Wunderbar erzählt, mit netten Illustrationen untermalt und sowohl als Lese- oder Vorlesebuch bestens geeignet. Sammy ist einfach süß, es macht auch den großen Vor- oder Mitlesern mächtig Spaß den kleinen Knirps auf seinem Roadtrip zu begleiten. Kleine Maus ganz groß!
    Offene See

    Benjamin Myers
    Offene See (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    25.03.2020

    Reine Poesie

    Es ist 1946, die Zeit nach dem Krieg. Robert ist sechszehn Jahre alt, kurz davor das Schicksal seiner Familie zu teilen: ein Leben unter Tage im Bergbau. Vorher will er aber noch etwas erleben, durch seine englische Heimat wandern, im Meer baden und etwas von der Welt sehen. Also macht er sich zu Fuß auf den Weg und verdient sein Brot als Taglöhner. Nachts schläft er im Freien, genießt die Natur und erfreut sich an den Klängen der Tierwelt. Doch allzu weit kommt er nicht. Ein Cottage oberhalb des Meeres hält ihn auf. Beziehungsweise dessen Besitzerin. Dulcie, eine Frau, wie sie Robert aus seiner Arbeiterklasse nicht kennt. Freigeist, gebildet, kein Blatt vor den Mund nehmend und alleinstehend, so lernt Robert die Frau kennen. Er bietet sich an, als Gegenleistung für Nahrung, den Garten zu entwildern. Doch kaum will er aufbrechen, findet sich die nächste Gelegenheit, den Aufenthalt zu verlängern. Dulcie beeindruckt den jungen Mann. Sie sagt Dinge, die er nicht einmal zu denken wagte. Er lernt feines Essen und Wein kennen, fährt eines Tages sogar Auto. Nur das Meer scheint Dulcie nicht zu behagen. Als Robert das alte Gartenhaus auf Vordermann bringt, findet er einen Gedichtband und darin den Grund für den zeitweiligen Trübsinn der Frau. Dulcie weiht Robert zögerlich in ihr Geheimnis ein.

    Der Autor versteht es meisterlich, die Gefühlswelt des Protagonisten zu beschreiben. Geradezu poetisch wird die Natur geschildert und die daraus entstehenden Gedankengänge des jungen Mannes. Dulcie lehrt den Mann mehr über das Leben und die Liebe, als es all die Jahre in der Schule vermochten. Auch relativiert sie das Feindbild des Deutschen so kurz nach dem Krieg. Robert erkennt, dass alle Soldaten den gleichen Irrsinn durchleben und letztendlich Gefangene der politischen Zerwürfnisse sind.
    Wortmalerisch detailliert entführt uns Myers in eine Geschichte voller Liebe, Lyrik, Naturverbundenheit und Sehnsucht. Ein umwerfendes Buch, bewegend in jeder Zeile. Besonders zu erwähnen ist das Übersetzerteam Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, die das Kunststück fertigbringen, die ursprüngliche Sprachpoesie des Englischen verlustfrei ins Deutsche zu übertragen. Ein vorzügliches Stück Literatur.
    Gehm, F: Carla Chamäleon: Oh Schreck, ich bin weg!

    Gehm, F: Carla Chamäleon: Oh Schreck, ich bin weg! (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    16.03.2020

    Relativ runde Sache mit spitzen Ecken

    Das mit den Ecken ist wörtlich zu nehmen. Ich habe selten ein Buch mit so spitzen Ecken gesehen. Bei einem Kinderbuch recht kritisch, da vor allem im Geschwisterbereich Bücher gerne mal zweckentfremdet als Wurfgeschosse oder Schlagwerkzeuge genutzt werden oder einfach mal unachtsam weitergegeben werden. Das kann man besser machen.
    Das Buch selber ist recht unterhaltsam, fantasiereich und erzählt die Geschichte eines Mädchens, dass sich in peinlichen Situationen der Umgebung anpasst. Quasi ein menschliches Chamäleon. Witzig trudelt die kleine Heldin von einer Farbanpassung zur nächsten und findet dabei in ihrem neuen Banknachbarn einen treuen Begleiter. Leider kommen auch ein paar merkwürdige Männer auf die Spur von Carla. Was haben die vor?
    Das Buch ist altersangepasst geschrieben, die Handlung leider etwas sprunghaft.
    Was mir gar nicht gefiel, ist der fehlende Hinweis auf eine Reihe. Die Betitelung Band 1 hätte mir geholfen. Etwas mehr Handlung wäre auch nicht schlecht gewesen.
    #Fatboysrun

    #Fatboysrun (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    04.03.2020

    Habe MEHR erwartet

    Im Gegensatz zum Titel handelt das Buch nicht nur vom täglichen Laufen (der Untertitel wird tatsächlich erst am Schluss des Buches mit zwei Seiten abgehandelt), sondern ist eine Autobiographie eines bekannten podcasters, der auch läuft. Wobei sich immer die Frage stellt, warum man mit Mitte 40 seine Autobiographie schreibt? Druck des Verlages? Geld? Egal! Aber da sich der Autor an einer Stelle bereits als alter Mann bezeichnet, erklärt sich das vielleicht...grins. Ein Titel wie "Sucht nach mehr---das Leben eines Maßlosen" hätte besser gepasst. Dabei hebt sich der Autor deutlich von vielen anderen Läufern ab, die meinen ihr Extremlaufen etc. in Buchform bringen zu müssen, da er die Sprache vorzüglich nutzen kann. So er denn will. Leider flacht das Buch diesbezüglich nach dem einführenden Kapitel ab. Es häufen sich Anglizismen und Fäkalsprache, was der Autor gar nicht nötig hätte. Vielleicht wollte er damit die Strapazen des Laufens untermauern, seine Sucht beschreiben, was auch immer. Als Vielläufer habe ich mich auf eine Erzählung eines Läufers gefreut. Nimmt man allerdings alles raus, was nichts mit dem Laufen zu tun hat (ein für mich langweiliges Skaterkapitel, ein für mich interessantes Künstlerkapitel, da ich selber male, diverse andere Lebensabschnitte) und unzählige Fotos und Selfies (man könnte jetzt auch psychologisch darüber philosophieren, warum jemand ständig Grimassen schneiden muss...egal), dann bleibt vom eigentlichen Laufbuch eher ein dickeres Magazin übrig. Eine ausführliche Beschreibung des ersten Laufjahres und die damit einhergehenden Veränderungen oder Auszüge aus dem Laufpodcast wären passender gewesen. Dafür liest man über Sex mit Stofftieren...wer es mag und braucht.
    So bleibt der gute Ansatz stecken, es entstand eine bunte Autobiographie, aber definitiv kein Buch, dass die Faszination des Laufens ausführlich beschreibt, oder wirklich erklärt, warum das Leben jeden (!) Tag den Autor rettet.
    Was mir neben der Anzahl der Fotos (ein paar Läuferfotos und nur jeweils ein Selfie pro Partner hätten gereicht) auch nicht gefiel, war der Beschreibung. Senkrechter Text ist weder hip noch angenehm zu lesen, sondern nur lästig. Dafür fehlte bei den Doppelseiten die Beschreibung. Und wenn man schon ein komplexes Thema wie skaten erklären will, dann bitte auch mit Erklärung der Fachbegriffe. Zumindest beim Cannabisgebrauch hat der Autor das eine oder andere erklärt.
    Trotzdem, Hut ab vor einem Süchtigen (nichts anderes als Sucht bewirkt das Glücksgefühl beim Laufen verursacht durch biochemische Prozesse), der keine Grenzen kennt (übersteigertes Suchtpotential) und zu Großem fähig ist. Aus dem Buch hätte MEHR werden können. Aber die Teddies sind echt süß ;-)
    Das kann uns keiner nehmen

    Das kann uns keiner nehmen (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    04.03.2020

    Die afrikanische Abschiedstour

    Der autobiografisch angehauchte Roman handelt von Hans (an den Autor angelehnte Hauptfigur) auf seinem Trip zum Kilimandscharo. Hans möchte eine vor langer Zeit begonnene Reise abschließen und damit ein Stück Vergangenheit begraben. Zu seinem Plan gehört eine einsame Übernachtung im Krater. Doch üble Überraschung: diese Idee hatte wohl auch ein anderer. Der Tscharli, ein Bayer, wie man vermuten sollte, erwartet Hans mit rustikaler Grobheit und einer Freischnauze, die Hans empört schnauben lässt. Eine eisige Nacht überstehen die beiden samt Führer und gehen notgedrungen ein Stück des Weges zusammen. Die direkte, harte Art des Bayern geht dem Norddeutschen immer mehr auf die Nerven. Rassistisch scheint der Tscharli durch und durch zu sein, für Hans ein rotes Tuch. Tscharli hält den Windelträger für ein Weichei. Und somit ist der Krach vorprogrammiert. Es kommt zum Streit, doch irgendwie kommen die zwei Reisenden nicht voneinander los. Zudem scheint Tscharli krank zu sein. Eine Erfahrung, die Hans bitter teilt und deshalb zwischen Abscheu und Mitleid für den Batzi schwankt. Im Laufe des Roadtrips gleicht sich Hans allerdings immer mehr dem Auftreten von Tscharli an. Dieser bittet Hans, in zu begleiten. Er sei auf einer Abschiedstour, der Tod wolle ihn holen. Obwohl Hans nicht sicher ist, was er dem dürren Mann glauben soll, begleitet er ihn und erlebt ein Afrika, das er so nicht kannte. Fremdartig, aber auch voller Lebenslust und einer Gelassenheit, die dem Europäer schon längst abhanden gekommen ist. Je weiter Tscharli seinem Ziel näher kommt, umso näher kommen sich die Männer. Es entsteht eine merkwürdige Freundschaft. Der eine versucht seine Traurigkeit mit raubeinigem Überschwang zu überspielen, der andere will seine linke Gesinnung nicht für Lebensfreude eintauschen. So wird die Reise zu einem gegenseitigen Lernen und Wachsen. Hans wird für immer verändert aus Afrika zurückkehren.
    Ein tiefsinniger Roman, der zunächst teils komisch, teils skurril daherkommt. Herrlich spielt der Autor mit der Dialektik, überzeichnet die Unterschiede der Männer auch sprachlich, und lässt sie im Laufe der Geschichte verschmelzen. Je länger die Reise dauert umso mehr geht der Roman ins Melancholische, spielt mit Themen wie Rassismus, Politik, Freundschaft, Liebe, Verlust und Vergebung. Gekonnt verwebt der Autor seine eigenen Erfahrungen mit den fiktiven Figuren, man kauft im jede Zeile ab. Und gegen Ende muss man schwer durchatmen, da das Leben seinen Lauf nimmt und nicht immer das Ende bereithält, das wir uns wünschen. Was bleibt ist Hoffnung und die Fähigkeit, zu Lernen. Großartiger Roman!
    51 bis 75 von 101 Rezensionen
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